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Dresdner Journal : 12.05.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186005122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-05
- Tag 1860-05-12
-
Monat
1860-05
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 12.05.1860
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ä-110 Sonnabend, den 12. Mai. 1860. Ädasunnentspretst: asdeltcd: s 10 rt,e. In Iw Laa»—s» «ÜjMeI.^1 „ 10 „ ,. „ 1 tritt kost amä »toaarlled i» vrw^»» 15 ttxe. I Stampala»- Ltweala« ttuwwera: 1 ttgr. - aeblax btnaa. r»stmle«Prrtst: Ikbr ä«u Kaum ,ü»«r -««pallaaau 2«N«: 1 lissr. 1'oter „Li»G«»»nat" äi« 2«U«: 2 Xb«- Erfttzrtura: l'SMb, wit L—bm» ä«r 8«w- u»L kalatta,», Lv«a«t, für San fol,«»ä«» 'k»,. Nres-nerIaumal. Verantwortlicher Retzicteur: I. G. Hartmann. »nstratnueunatzme auswirt«: LatpatL: 1°». Ha^aoararr», 6o«wi»ii<>oitr äs» Vraaäuer ^ourv»I»; »damlaaelbtt: N. Uv»»»»; Llt»»»: Unaeaaraia L V»»l.r»i »arU»: a»<»lv» »ei»e Vucbk., Ua„»»a»» » Vaeaau; Nrww»: L Scae-oera; UnwtMtt «. R.: ^Lia»» »eb« Lucbb»iläIuoU; Lsla: Lvoe.» SLvaaa»; kart»; v. l.S'.ixril.» (28, rar ä«, bau» eokiw); >r»^: k». Lnll.ro»', koebüaoäluux. fferausgrder: Nüirixl. Lapeüitioo <ie» Oreeäoar ^ourual», Ure^eo, U«ri«o»te»»»e kir. 7. Amtlicher Nheil. Ber»««t»achm»g, die Annahme von nach Stationen der östlichen Staat-'Eisenbahnen und der löbau-jittauer Bahn bestimmten telegraphischen Depeschen im Staate telegraphenbüreau zu Dresden betreffend. Nachdem da« hiesig« E ta atstelegrapheubtraLu «Ich mit drujenige» Stationen der Sstltchea Staat» - Eisenbahnen fosvi« der löbau-Mauer Bahn, an welchen sich keine Staatttelegraphenbüreaus befinden, in Verbindung ge bracht und hierdurch die Füglichkeit gegeben worden ist, von erster« au» nach de» letzten, telegraphisch« Depeschen unmittelbar zu befördern, so hat da» Finanz Ministerium beschlossen, zur Erleichterung de« telegraphischen Verkehrs nach de» bezeichneten Eisenbahnstationen bestimmte De peschen in den« Staatstelegrap henbüreau allhier zur Br- sötdennrg annehmru zu lassen. Die «ach der Bekanntmachung der Direetton derStaatS- telegraphe« vom 8. Februar lfd. I«. sestgestellte Voten gebühr für Bestellung einer Depesche vom Gtaatstelegra- phenbüreau nach den Staats-Eisenbahnhöfen allhier kommt daher hiermit in Wegfall und e» sind für Beförderung der vbgrdachten Depeschen auch bei deren Aufgabe im StaatStclegraphenbüreau lediglich die in dem Reglement vom 1. März 1858 für den internen Verkehr festgesetzten Beförderungsgebühren zu entrichten. Es wird die« hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Drr»d«n, den 30. April 1860. Finanz-Ministerium 3. Abteilung. tz»> Ehrrttstein. Dittrich. Nichtamtlicher Shell. u,»erficht. AeleGrOhchifch» Ib>chrichte>. OriVNVEiger vriBLrNRH v. vorne». — Neue Hannoversche Zeitung. — Allgemeine Aeitting.) L^etgeschichtr. Dresden: Hoher Besuch. — Wien! Podrstawahl für Venedig. Tagesbericht. — Prag: Hofnachrichtrn. Der Nothstand im Erz- u. Rirsenge- bivge. Zur Ausführung de» Gewerbegesetzr». ver mischte«. — Szeged in: Uebrrschwemmung. — Berlin: Kammerverhandlungen. — Breslau: Traf Eaurma verurthetlt. — Hannover: Aus den Kam- mervrrhaadlungen. Verfügung bezüglich der Voll- sttrcknng der'Todesstrafe. — Stuttgart: Berichti gung in der Bundeskriegsverfafsungsangelegenheit. — Pari«: Der Verzicht de» Grafen Montemoltn. Stel lung de» sardinischen Ministeriums. Garibaldi. Ein Buch de» Fürsten Dolgorukoff. Vermischte». — Tu rin: Ministerielles Programm. Abmarsch französi scher Truppen. ToScanische Truppen auf päpstliches Gebiet gegangen. — London: ParlamentSverhand- lungen. Pläne bezüglich der Türkei. — Stockholm: Die Krönungsfeier. — Konstantinopel: Truppen- concentrirungen. Dreibuer Nachrichte«. Proviugialuachrichteu. (Pottschappel.) . Keuileto«. ragetkaleuder. Auserate. vörseu- »achrichten. Aeuilletou. Die öffentliche «esuudhrtttvfieae, ihre Bedeutung «ud ihr Ziel. (Schluß au» «r. l0S) In der Mehrzahl der Fälle reichen freilich blose Belehrungen nicht aus, weil hier da» Verlangen und Wohl der Gesellschaft entweder mit der Unachtsamkeit und dem Leichtsinne oder selbst mit dem leidigen Egoismus in Konflikt geräth, einem Egoismus, der sich ost nicht scheut, auf di« gewissenloseste Weise di« Gesundheit, ja, das Leben der Mitmenschen den offenbarsten Gefahren auszusetzen. Da muß nothwendig der Arm d«S Gesetzes eingreisen zu« Schutze der Bürger de» Staates vor sol che» Schädlichkeiten. So sah die Regierung sich erst vor einige» Jahren geuöthigt, di« Verwendung de» sogenann ten Schweinfurter Grün» zum Färbe« von Tapeten und Rouleanr zu verbieten, weil bei Personen infolge de» AbstäubenS und der Zersetzung dieser, aus einer Ver bindung von Arsenik und Kupfervrhd bestehenden Mineral farbe di« Erscheinungen von Vergiftung beobachtet wor den waren. Niemand dacht« damals daran, daß es die industriell« Spekulation ein«al so weit treiben werde, dasselbe Gift zum Färbe» von Kleiderstoffen, Bändern und künstlichen Blumen zu benutzen. Die jüngst« Er fahrung hat aber gelehrt, wie die Schönheit und der Glanz jene« Grüns Beranlaffnng gegeben, es auch hierzu zu gebrauchen, indem «an dasselbe in Pulverform mit Hilfe eine« kleisterarttgrn Bindemittel« einfach auf die Zeuch« auftrug, und es mußte deshalb auch hiergegen sanitätspolizeilich etngeschrtttrn werden. Was in solchen und ähnlichen Beziehungen zur Sicherstellung einzelner Menschen geschah, das hat die allgemeine Gesundheitspflege in deiZelben Weise auch Telegraphische Nachrichten. Brr», Donnerstag, 10. Mai. Auf eine An frage Englands, ob es wahr sei, wie es die fr««- jöfische Negierung der englischen versichert h«de, da- Preußen, Oesterreich «ad Rußland der Schweiz geratheu Hütte«, sich »ege« der savoyische« Frage »it Frankreich direct z« ordnen, nad nachdem Frankreich selbst fortgefahrea, z« Geparatverhand- »««gen zu verlocken, erklärte der »uadesrath, daß die französische« Behauptungen grnadlas seien. Der Buvdesrath beharrt avf Berufung einer Konferenz »ad hat die Vertreter der Eidgenossen schaft i« Ausland« zv gleichen Erklärnngen be auftragt. London, Donnerstag, 1«. Mai. Die Bank von England hat heute den Diskonto avf 4^ Procent herabgesetzt. London, Freitag, 11. Mai. Eia Lelegra«« der „Moraing Dost" bezeichnet das Gerücht, als habe Frankreich in Berlin Erklärnngen wegen der Lermehrung des preußischen »rirgsbudgets verlangt, als unrichtig. Die „Limes- will wissen, eia englische» Ge schwader kreuze zwischen Malta und Ttcilien. - Dresden, 11. Mai. Der „Nürnberger Korrespondent" bringt in Bezug auf die mehrerwähnte Aeußerung des k. hannover schen Ministers v. Borrie» über die Möglichkeit frem der Allianzen folgende Mittheilung: „Diese Sorte beziehen sich auf bereu« vorliegende bestimmte Kundgebungen einer fremden Nacht. E« hat nämlich Frankreich schon vor einiger Zeit in Hannover, und «uthmaßlich auch an andern deutschen Hbfrn, in vertraulicher Weise erdffnen lassen, das dir kaiserliche Regierung nicht entfernt beabsichtige, sich in die iaeiern Angelegenheiten Deutschland« in der Lrt einzumischrn, daß sie einer etwaigen, wir immer gearteten, Umgestaltung der Bundetverhältniff«, sobald eine solche Umgestaltung durch die all- seitige und freie Uebrreinkunft der Bundesstaaten zu Stande ge bracht werde, «ntgegenzutretrn gedenke; dagegen erachte sie es, in lveeuäßhrit von Verträgen, weiche einen intrgrirendrn Lheil de» ruroväischrn Recht« bildet«,, für ihre Pflicht, an ihrem Lheil dazu mitzuwirke», daß nicht, gleichviel aut welchem «runde »der unter welche» Vorwande, eine Vergewaltigung einzelner deutscher Staaten Platz greife, und sie werde, wenn der eine oder der andere dieser Staaten sich außer Stande sehen sollt», «it eigener Kraft eine solche Vergewalttgrmg und Verlegung seiner ihm aarontir- tea Souveränrtät abzuwenden, zu jeder Zeit, wo mtn ihre In tervention in Anspruch nehmen würde, für dir ungeschmälerte Aufrechthaltuag de« territorialen un» anderweitigen »tntu» »lngntvsdrn bereit sein." Wir wißen nun allerdings nicht, welche Mittheilun gen von Seiten fremder Mächte an dir königliche Re gierung in Hannover gelangen; waS aber die königlich sächsische Regierung betrifft, so sind wir in der Lage, auf das Bestimmteste versichern zu können, daß bei derselben irgend eine, auf dir innern Angelegenheiten Deutschlands bezügliche Eröffnung deS kaiserlich französischen CabinetS nicht eingegangrn ist, wie wir denn auch Grund haben, zu bezweifeln, daß in dieser Beziehung von Seiten Frank reich» überhaupt der Regierung eines deutschen Staate-, die von Hannover nicht ausgeschlossen, eine Eröffnung gemacht worden ist. Die ganze Mittheilung de- „Nürnb. Korrespondenten" dürfte sich als au- der Luft gegriffen erweisen. Die „Rhein-Lahn-Aeitung", welche in Wies baden die gothaischen Parteitendenzrn vertritt, brachte aus Heidelberg vom 6. Mai folgende Nachricht: „Heute hat sich hier eine Anzahl von Männern aus verschie denen Lhrilen Deutschland« zusammengefunden zu einer vertrau lichen Besprechung der jetzigen Lage und der neuesten Ereignisse. „Von den dabei Anwesenden nennen wir die Herren v. Rochau, „Welcker, Pagenstecher, Mittcrmaier II. von hier, Brater von „München, Revscher, Duvernoy, Hdlder, Ammermüller und Tafel „von Stuttgart, Metz von Darmstadt, Müller von Frankfurt, „Lang von Wiesbaden, Streit von Koburg und v- Bennigsen „von Hannover. — Western Abend >st in einer hier abgrhaltenen „und von hiefigen Rotabilitäten zahlreich besuchten Versammlung „eine Adresse an die Kammer in der kurhessischen Frage beschlossen „worden.' - HiLs Hiu s ' Ui ! l ' «W-S-SS-S—> i > 1 zum Schutze der großen Menge, ja, ganzer Bevölkerungen nach den verschiedensten Richtungen hin und je nach den speciellen Verhältnissen zu thun. ES würde zu weit führen, sollte an diesem Orte Alles bi» in- Detail erwähnt werden, was die Hygieine zu leisten im Stande ist, wenn sie namentlich den Han del mit Nahrungsmitteln streng überwacht und darauf sieht, daß nicht unreife, verdorbene und verunreinigte Feld- und Garten-Frücht« verkauft, nicht die künstlichen Getränke mit schädlichen Substanzen versetzt werden, daß man zum Aufbewahren und Verpacken von Eßwaaren sich nicht metallener Gefäße bedient, in welchen sie mehr oder weniger giftige Bevnischungen erleiden; wenn sie ihre Aufmerksamkeit auf die Befolgung zweckmäßiger Bau gesetz«, die nicht blos auf die Sicherheit vor Feuers- gefahr, sondern vornehmlich auch auf die Güte und für die Gesundheit zuträgliche Einrichtung der menschlichen Wohnungen Bedacht nimmt, verwendet; wenn sie den Verwaltungsbehörden bei Anlegung der Straßen und Baumanpffanzungen, der Schleußt« und AbzugScanLle berathend zur Hand geht; wenn sie für möglichste Rein erhaltung der Lust, für die Beschaffung guten Trink- und Wasch-Wassers in hinreichender Menge sorgt; wenn sie bei ausbrrchenden beuchen in Zeiten deren Quellen aufsucht und auf die Beseitigung ihrer Ursachen hin wirkt u. s. w. Für jetzt genüge r-, einesthrils die Größe und den Umfang der Aufgaben, welche ihr gestellt find, andererseits die Wichtigkeit ihrer Durchführung in wohl geordnete» Verhältnissen des soeialen Lebens angrdeutet zu haben. Ist nun auch ein jeder Privatarzt berufen, i« «ngrrn oder wettern Kreise seiner heilkünstlerischen Wirksamkeit forvvährend über die Gesundheit seiner Klienten zu wachen, und besteht hierin sicherlich nicht der geringere Thetl seiner Verdienste um dieselben, so find es indeß Inzwischen Haden die dort versammelten National verein-agitatoren auch eine sehr pathetisch gehaltene Er klärung gegen jene Aeußerung des hannoverschen Mini ster- v. BorrieS veröffentlicht, welche schon von preu ßischen Blättern zur willkommenen Zielscheibe „nationa ler" Vorwürfe -egen die Mittelstaatrn gemacht wurde. ES heißt in dieser, mit 23 Unterschriften (an deren Spitze der durch seinen preußischen Kaisrrantrag au- der Frank furter Nationalversammlung bekannte Herr Weicker auS Heidelberg steht) versehenen Erklärung: „Das deutsche Volk ist entschlossen, keinen Fuß breit deutscher „Erde unter fremde Botmäßigkeit gelangen zu lassen; immer näher „rückt bi« Erfahr, mit welcher eine fremde Macht uns umstrickt; „immer tiefer und »eiter berdreitet sich dir Erkenntnis, daß nur „die einheitliche Leitung der militärischen Kräfte und der aus „wärtigen Politik die drohende Sefahr erfolgreich zu bekämpfen „vermag. Der deutschen Regierung, welche angesichts dieser Te- „fahr mit mannhaftcm Entschluß, an der Spitze der im Paria- „meat geeinigten Nation, für di« Ehre, die Freiheit und die Macht „des Vaterlandes in di« Schranken tritt, wird da« deutsch« Volk „mit Vertrauen di, Vollmachten übertragen sehen, deren sie zur „Ltsung ihrer Aufgabe bedarf. Oie deutsche Regierung dagegen, „welch« ihre Pflicht so schmachvoll vergessen würde, daß sie bei „auswärtigen Mächten «inen Rückhalt sucht« in Fragen der „nationale«» Entnickelung, bei feindlichen Mächten Hilft „suchte oder anuähme Per Abwehr der Opfer, welche zu kraft voller Bekämpfung dieser Feinde von ihr gefordert werden, «ine „solche Regierung würde dem öffentlichen Urcheil und dem Vchick- „sal verfallen, das Verräthrrn gebührt." Offenbar verfolgte man in dieser Erklärung die Tak tik, dem deutschen Volke glauben zu machen, in Deutschland drohe ein neuer Rheinbund, um auf diesem dunkeln Hin tergründe die nationalvereinliche Politik glänzen zu lassen. Wie da- „deutsche Volk", so sind aber auch die deutschen Regierungen entschlossen, dem Feinde keinen Fuß breit deutschen Boden zu -eben. Ja, noch mehr, sie haben im vorigen Jahre gezeigt, daß sie überhaupt von den deutschen Besitzungen keinen Zoll breit abgelöst haben wollen, während viele von den Herren Unterzeichnern dieser „Erklärung" mit einer Politik harmonirten, die »och vor wenig Wochen cynisch genug war, von einer deutschen Kammertrkbüne herab den Wunsch zu proclami- re«, e» möchten der deutschen Macht Oesterreich weite und reiche Provinzen verloren gehen. Wie da- deutsche „Volk", so sind auch ferner die deutschen Regierungen überzeugt, daß nur eine „einheitliche" Leitung der militärischen Bundetkräfte Deutschland Sicherheit vor seinen Feinden geben wird, keine zweithrilige und dann auch leicht von zweitheiliger Politik an geführte Verwendung der deutschen Macht. Angesichts der ^gegendadrtige« Lag« der Dinge von einem Parlamente eine vermehrte Sicherung Deutschlands zu erwarten, er scheint entweder als ein kleindrutscher, sehr plumper Köder für die Sympathien der demokratischen Parteien in den deutschen Staaten, oder al- ein in dieser ernsten Zeit sehr übel angebrachter Scherz. In dem letzten Satze der Erklärung wird mit dem nöthigen Pathos die für die Nationalvereinszwecke wünschen-werthe Verleumdung in die Welt geschickt, als wenn es irgend einer deutschen Regierung einfiele, um die zur Sicherung Deutschlands nöthigen Kriegsopfer zu umgehen, sich mit dem feind lichen Au-lande zu verständigen. Keine deutsche Regie rung, auch die hannoversch« nicht, hat durch ihre Politik oder durch Aeußerungen in Kammern und Presse ge gründeten Anlaß zu einer solchen Verleumdung geboten. Die vielbesprochene Aeußerung des Herrn v. Borries in der Zweiten hannoverschen Kammer kann nur, indem man ihr eine sehr gewaltsame Ausdeutung giebt, von den gothaischen Parteiblättern und in der vorliegenden „Er klärung" als Beleg dafür citirt werden, daß einer deutschen Regierung der Gedanke beikomme, sich auf das Ausland zu stützen. WaS Herr v. Borries aber wirklich sagen wollte, ist so klar, daß die ganze Parteibefangenheit der National- vereinsanhänger dazu gehört, um nicht einzusehen, daß der von ihnen angestrebte Bundesumsturz und die Ver gewaltigung der deutschen Bundesstaaten das Signal zur Intervention deS Auslandes, gleichviel, ob erwünscht oder nicht erwünscht, ob gerufen oder nicht gerufen, werden müßte. Wenn Alles drunter und drüber geht, wird auch die Intervention des Auslandes Deutschland aufgedrängt vorzüglich die Bezirksärztr, die der Staat mit der Pflege und Handhabung der sich über da- Ganze verbreitenden, allgemeinen und öffentlichen Hygieine betraut hat. Und in welch' würdiger Weife diese SanitätSbeamten unsers Vaterlandes ihren Auftrag erfüllen, bedarf nicht erst hier einer rühmenden Anerkennung. Je ausgedehnter aber und vielverzweigter das Gebiet ist, da- sie zu bebauen, aus dem sie zu wirken und thätig eiuzugreifen haben; je mehr hierbei Alles von Erfahrungen im ausgedehntem Grade, von Vergleichungen der einzelnen Beobachtungen' mit einander behufs ihrer gegenseitigen Würdigung und praktischen Verwerthung und darum von wechselseitigem Austausche der an ver schiedenen Orten, unter verschiedenen Verhältnissen und in verschiedenen Bevölkerungsklassen gemachten Wahr nehmungen abhängt und auf sie sich zurückbeziehen muß, um im Allgemeinen und Großen einer ersprießlichen An wendung der wissenschaftlich gewonnenen Resultate die Bahn zu öffnen: desto unabweisbarer stellt sich gerade auch hier die Forderung heraus, mit vereinten Kräften zu wirken und durch Austausch des sonst vereinzel ten und »dann leicht übersehenen oder auch gar nicht zur allgemeinen Verwerthung kommenden Materials dir Grundpfeiler zu legen für den Auibau einer DiSciplin, die vor Allem berufen ist, dem Wohle der Menschheit zu dienen. Wurde die Dringlichkeit dieser Anforderung schon längst gefühlt und geschah e» in gerechter Würdigung der Verhältnisse, als die Bezirks- und GerichtS-Aerztr im Königreiche Sachsen vor einer Reihe von Jahren nicht allein zu einem sie persönlich und geschäftlich einander näher führenden Verein zusammentratrn, sondern auch ein wissenschaftliches Organ in ihrem „Magazin für die StaatSarzneikunde" begründeten, so darf man sich wohl auch der Hoffnung hiugrbrn, daß diese SanitätSbeamten — und »o wäre dann noch die Kraft, der ungebetenen Einmischnng zu widerstehen? An einem Vorwand« zur Intervention würde «S selbst in dem Falle, daß die deut schen Staaten sich ihre Vergewaltigung ruhig und ohne Anrufung der Garanten der Verträge von 1815 gefallen ließen, wahrlich fremden Mächten nicht fehlen, die geltend machen könnten, daß das deutsche Föderativband als ein wesentlicher Inbegriff des europäischen Gleichgewicht« nur mit Zustimmung der übrigen Mächte umgestaltet werden könnte, und hat Frankreich schon Savoyen und Nizza erlangt, «eil es sich durch einen Nachbarstaat, wie Pie mont, bedroht glaubte, so würde Wohl manche hundert tausend Fuß breit deutschen Boden- dazu gehören, Frank reich über die Umgestaltung Deutschlands zu einem Ear lowih-Birrcke'schen „Einheitsstaat«" zu beruhigen. Der Parteigedankr, Deutschland auf ganz oder halbrevolntto närem Wege umzugeftaltrn, ist offen in der Berliner Kammer proclamirt. Man kann über die Gefährlichkeit und die Erfolge dieser Proclamatton der Eavourifirung Deutschland« verschiedener Meinung sein. Während wir dieselbe ziemlich gering zu schätzen glauben mußten, mag man rS aber auch dem Minister «inr- GtaateS, in dem di« „nationalen" Parteiumtriebe sich sehr thätig zeigten, zu Gute halten, wenn er schwärzer sieht und deshalb die Möglichkeit der traurigste» Eonse- quenzen de» Bunde-umstnrzeS als Abschreckungsmittel andeutete. Jedenfalls haben Diejenigen nicht tzas ge ringer Recht, den Herrn v. Borries wegen seiner Aenßerung zu verunglimpfen, welche sich nicht ganz rein wissen von der Theilnahme und Unterstützung bezüglich einer Partei politik, wie sie sich in den Berliner Kammervrrhand- lungen klar enthüllt hat. Don anderer Seite, wo man treu zum Bunde hält und sich wenig vor den Partei umtrieben gegen denselben fürchtet, wäre r» eher erklärlich, wenn dir Aeußerung de» Herrn v. Borie» unangenehm be rührt hätte, da sie, wie die gothaische Presse heut« zeigt, zu den niedrigsten und gehässigsten Entstellungen derPolitik der Mittelstaatrn ausgebeutet wird. Der Politik der Eintracht Gesammtdeutschlands und der einmüthigen Verwendung der gesammten deutschen Kräfte, welche die Mittelstaatrn verfolgen, kann wohl am allerwenigsten zum Vorwurf gemacht werden, daß sie hiermit eine „kraftvolle Be kämpfung de» Feinde»" hinderten, und daß sie die finan ziellen, politischen und physischen Opfer zur rechten Zeit zu bringen verstehen, darüber hat da» vorige Jahr Auf schluß gegeben. Ja, wenn doch die Anhänger des National vereins das voriar^Jahr au» der Erinnerung de» deutschen Volkes stvrichen könnten! Wa» würden sie nicht darum ge ben, wenn sie bei der heutigen Lage der Dinge, welch« die Politik der deutschen Regierungen im vorigen Jahre so glänzend rechtfertigt, anstatt sich dies im Stillen bekennen zu müssen, darauf Hinweisen könnten, wie wenig bereit sich die Mittelstaatrn im vorigen Sommer gezeigt hätten, da deutsche Interesse ernstlich zu verfechten!! Dj« Lage der Dinge redet zu ernst, um denjenigen noch viel Gehör zu verschaffen, welche in der obigen „Erklärung" den Versuch machen, sich vor dem deutschen Volk« al- wahr- - haft national gesinnt zu rehabilitiren. Eine Partei, welche noch in den letzten Tagen mit grausamem Vergnügen und heitern Sinne» von deutschem Bruderkriege reden konnte und die Zerreißung Deutschlands, die Auflösung de» deutschen Gesammtbundc» al» eine prächtige Politik be klatschte, ist jenem Schicksal« bereit» verfallen, mit dem jene Erklärung eine deutsche Regierung bedroht. Wir hatten vorstehende Zeilen gestern eben nieder geschrieben, als un» eine telegraphische Depesche behändigt wurde. Was kann sie un» bringen? fragten wir uns. Vielleicht die Abhaltung der savoyische» Conferenz? Oder ein Votum des preußischen Landtags? Nein, etwas viel Wichtigeres: Im Frankfurter gesetzgebenden Körper (vgl. die gestrige Numtner) hat ein Herr Fried leben seine „Entrüstung" über Herrn v. BorrieS ausge sprochen! Wahrhaftig, die telegraphischen Depeschen sind mitunter recht theuer! Uns scheint, man sollte doch mit der Entrüstung etwas sparsamer umgehen und diese» in haltschwere Wort nicht so leichtfertiger Weise abnutzen und abstumpfen. Geräth man schon über ein Wort in in Zukunft, je mehr die ihnen vorschwebrnde Idee einer in allen Theilen organisch durchbildeten Gesundheitspflege zur Entwickelung und Reife gelangt, und je Heller da» Ersprießliche ihres Wirken» und Schaffen» ans Licht kommt, in ihren Bestrebungen sich einer um so wohl wollendem Unterstützung von Seiten der Behörden zu erfreuen haben und auch im großen Publicum immer weniger und weniger auf Schwierigkeiten und Hindernisse stoßen werden bei der Verfolgung ihrer gemeinnützigen Zwecke. I. Siebenhaar. Literatur. In neuerer Zeit hat sich eine besondere überseeische Literatur ausgebildet, welche ihre Berechtigung hat und unsre lebhafteste Theilnahme erweckt, indem sie uns ungeahnte Gegenden, fremde Menschen und Zu stände, den Kampf einer werdenden, ringenden Cultur mit einer noch wilden, ursprünglichen Natur schildert und die Befruchtung unsrer Einbildung»krast mit der Bereicherung unsrer Kenntniß verbindet. Der Drang, aus eine roh stoffliche Weise zu unterhalten, hat aber dahin geführt, die un» fremde Welt in abenteuerlichster Weise auszubruten. Man häuft Alles zusammen, was schreck lich und entsetzlich ist, und ohne auf die Möglichkeit de» Erzählten noch irgend Bedacht zu nehmen, kümmert man sich nicht um den Verstand de» Leser», sondern attakirt nur noch seine Nerven. Scalpirrnde Indianer, Prairie- räuber, wunderbare Jägerhelden, unheimliche Schufte aller Art, wilde Thiere, Prairiebrände rc. bilden einen wahren Urwald von Abenteuern, durch deren Wirrniß man hindurchgeführt wird und von gewöhnlichen Menschen händen nur da» Unglaublichste und Ungeheuerlichste in allerlei Kämpfen verrichten sieht. Gerade die sichere Special kenntniß de» Terrain» wird von vielen Schriftstellern ge- mißbraucht, um, hierauf gestützt, zur forcirtestrn Unwahr heit und Fälschung vorzuschreiten, und dazu gesrllt sich
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