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Dresdner Journal : 21.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186004217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-04
- Tag 1860-04-21
-
Monat
1860-04
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 21.04.1860
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^S2. Sonnabend, den 21. Aprü. 1860. 3 Lallet»: S rl»N. 1V K»r. i» . I Im Lxtxä. 1 „ lv ., „ „ k tritt?.,t -una N<>»«tliet» in »e—: 1» «xr. ? Stempeln»- Lt»..In. «,»»»>.».: 1 K^-. j »°bl., >»1»,». Liserateupretsr: klir ä«n n«um «ln«r »«»pelteveu /eil«: 1 d>xe. Vnwr „ Llnp«»«oät " Ni« X«U«: 2 blxr. Lxsttzewr»: l'll^Nel», mit Xninelimo N«r 8o»n- uock ksioetepe, ^b«aö» Nir S«, f«lss«oäell DresdnerANrnal. Verantwortlicher Redäctenr: I. G. Hartmann. »»stratnmnilahwe an-wärts: LetpitU, r». 8x»v»r»^i», Lvmmieilvillir <i«, Or«,<io« ^ouroel»; «k«näx*!b»t: U. Ni)»»»«; Utax: VlXil.»»; SerU«: 0»oe»v»'»vl»» Naebk., N»r»>»»r>l»'» vi»r»»u; Irem«»: L. 8run.nvr»; rrnaUvet «. » : 3^»o«»'»<:b« Nuobbnuälunx; Hii«: XvooN Uiv««»»; k«ri«: v. l.ü^«»»»l>» (28, ru« <ie» bon, eoi»»,); kr«^: I«K. L««l.ic»'i 8avbb»utllnnx. cherau-gebrr: Nüaixt. Lrpeäitioo <le» vre»cku«r ^ourv»l,, vreickea, >l»ri»o»tr»„» Nr. 7. Amtlicher Thril. Drrsdr«, SV. April. Ihr« M-itstlt«. drr Königs und die Köuißtu sind -rstern Abend 9 Uhr von Berlin wieder hier eingetroffen. . Dresden, 20. April. Ihre Kaiserlich Königliche^ Hoheit die Frau Erzherzogin Sophie ist heute Mittag ^2 Uhr von Wien hier eingetroffen und im Königlichen Palais au der Augustusstraße abgetreten. Nichtamtlicher Weil. Neberstcht Telegraphisch« Nachrichten. Zeitungsscha«. (Die factische Lage der kurhesstschen Berfaffungsan-rlegenhcit.) Taaesgeschichte. Dresden: Ankunft der Erzherzogin Sophie. — Wien: Oesterreichs Antwort auf das fran zisische Rundschreiben vom 13. März. Oberst Graf Coudenhovrn ,n päpstliche Dienste getreten. — Triest: Die Verhaftungen. — Berlin: Die sächsischen Ma jestäten. Der Prinz-Regent nach Wittenberg. Näheres über die Verhaftung Stiebers. Entlassungsgesuch des Justizministers. — Hannover: Küstenbefestigung vorarbeiten. Kammerverhandlungen. — Stuttgart: Auslastung über politische Manifestationen. — Ol denburg: Gewerbegesehentwurf berathrn. — Wei mar: Rescript in der Gewerbefrage. — Gotha: Prinz ». Wales. Melanchthonfeier. — Hamburg: Bürgerschaftsbrschluß in der VrrfassungSfrage. — Paris: Die Abstimmungsoperationen in Nizza und Savoyen. Vermischtes. — Bern: Diplomatischer Streit. Antwortsaot« Preußens. — Turin: Erhö hung der Eivilliste. — Piacenza: Anleihe. — Ge nua: Unterstützung für Eicilien. — Mailand: Briefwechsel zwischen Rom und Turin. — Nizza: Zur Abstimmung. — Brüssel: Vereinigung mit Frankreich. — Madrid: Die Beziehungen zu Ma rokko. — London: Kosten der Flotte. — Stock holm: Neuer Reichsmarschall. Dresdner Nachrichten. Provivzialuachrichteu. (Leipzig. Pirna. Reichenbach. Großschönau.) Verwischtrs Statistik und «slkswirthschaft. UeuiLeton. Ta^skalender. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien» Donnerstag, 1V. April, Abends. Die hentige „Vefterreichische Zeitung" theSlt mit, da- auch der neapolitanische Gesandte gestern ein Tele- gram« aus Neapel von» 17. d. M. erhalten habe, durch welches bestätigt wird, da- in Eicilien keine »eitern Ruhestörungen vorgekowwen. daher alle ander« Nachrichten, welche ein früheres Datum habe«, als autiquirt zu betrachten seien. Wien, Donnerstag, 19. April, Abends. Die „Doaauzeituvg' theilt mit, da- dem Lerpehmrn «ach dem „Stra-burger Correspondeaten" der Post debit i« Oesterreich entzogen worden sei Wien, Freitag. SV. April. Die heutige „Wiener Ztg." enthält zwei wichtige kaiserliche Handschrei ben. Durch das erstere derselben wird der Erz herzog Albrecht auf sein Ansuchen vorläufig seiner Stelle als Eeneralgouverneur und commandirender General in Ungarn enthoben. Das zweite über trägt die Leitung der politischen Verwaltung und das Landrsaeueralcommaudo Ungarns provisorisch de« bisherigen Chef des Generalquartiermeister stabes Krldzrugmeister » Benedek. Dasselbe be stimmt zugleich, da- die in Ungarn jetzt bestehen- de« 5 Etatthaltereiabtheiluageu in eine, Benedek «awittrlbar »«terstehevde, Statthalterei zu Ofen vereiatat »erde«. Der Kaiser sagt dabei: „Es ist «eine Absicht, für die Angelegenheit»« der politi- schea Lerwaltvag Tomitatsverwaltuuaev einzufüh- re« uad desselben nach Art des vormaligen Systems der Comitatscongregationen und Ausschüsse de« jetzigen Verhältnissen entsprechende Zusawmevsetz- «ngrn und Wirkungskreise zu geben. Ich befehle, da- nach Juslebentretrn der Gemeindeordnung und Comitatsverfaffung die Anträge in »«treff eines Landtags vorbereitet werden, damit das in allen Kronländern einzuführende Princip der Selbstver waltung durch Orts-, Bezirks- und Comitatsge- «rinden, durch LaudtE und Landtagsausschüsse auch in Ungarn zur Geltung gebracht werde" Graf Haller, »s Im» des Erzherzogs Albrecht in Ungarn, ist auf sein Ansuchen prnfiouirt worden. Wien, Freitag LV. April. Die amtliche „Wie ner Zeitung" veröffentlicht heute eine Verordnung der Ministerien der Finanzen und des Innern, wodurch in Rieder- und Oberösterreich und Steier mark unter Auflösung der Kreisbehörden an den bisherigen Sitzen derselbe« Steuercvmmisfione« unter Leitung der politischen Bezirksvorsteher er richtet »erden. Denselben wird der bisher den Kreisbehörden zukehende ausübende Wirkungskreis in Angelegenheiten der direkten Besteuerung zu kommen. Lheilweise ist ihnen auch ein Wirkungs kreis von überwachender Natur übertragen. Berlin, Freitag, LV. April, Nachmittags. Bei drr heute im Abgeordnetenhaus« begonnene« Discusfiou über die kurhesfische Frage erklärten die polnischen Mitglieder des Hauses, an der Abstim- mang nicht Thril nehmen zu wolle«. Der Minister des Auswürtiaen, Herr v. Schleinitz, sagte unter Ander«: es handle sich bei der kurhesstschen Lrr- faffungsangelegrnheit nicht blos um den Rechtszu- stand eines deutschen Landes, sondern um die Fun- dameutalsätze des deutschen Bundesrechts. Die kur-' hessische Lerfaffuugsfrage sei eine deutsche Berfaf- sungsfraae. Darin liege für Preußen der Schwer punkt. Gestützt auf die Annahme, daß der Bun- drsbeschluß von 1852 die Erklärung zuließ, die Ver fassung von 1831 sei nur provisorisch aufgehoben, beantragte Preußen die Rückkehr zur Verfassung vou 1831 als Basis. Preußen mußte sich «nuw- wunde» lotsagru von einer Politik, die bis zn den Karlsbader Beschlüssen hinaufreiche und dem La- terlaude keinen Segen gebracht habe. Der Bun- besbeschluß vom 24 Marz d. I. überschreite die verfassungsmäßige Competenz des Bundestages, da- her sei vou Seiten Preußens nicht blos ein bissen- tirrudes Votum, sondern eine Verwahrung gegen denselben abgegeben worden. Die preußische Re gierung habe fich die Consequenzen ihres Verfah rens klar gemacht. Das Land möge versichert sein, dieselbe werde ihren Standpunkt festhalten und eine Politik verfolgen, welche Ehre und Macht vor zeichnen. (Vgl. damit weiter unten unsre Bemerkun gen über die factische Lage der kurhessischen Verfassungs angelegenheit. D. Red.) Außerdem wurden von Sprechern der Majorität die Ausführung des Be richts wiederholt. Die Abgeordneten Reichensper- aer und Blankenburg sprachen dagegen. Schließ lich wurde die Debatte vertagt. Der gestrigen Er klärung der kurhesstschen Regierung am Bundes tage geschah keine Erwähnung. Kassel, Freitag 2V. April. Regierungsprä sident Bolmar ist zum wirklichen Geh. Rath und zum Minister de- Innern an Herrn v. Stiern- berg's Stelle ernannt. Paris, Freitag, 2V April. Aus Palermo find Nachrichten vom 11. hier angekommen, worin eS heißt, die Garnison mache täglich Ausfälle. Die Mitglieder des A« früh reo mitös seien zum Tob« vrrurtheilt; drr König hab« deren Hinrichtung be fohlen. (Da Letztere- vorauSsrtzt, daß die Truppen ge siegt haben müssen, auch von einer Belagerung derselben in der Stadt nicht die Rede ist, so dürften unter den „Ausfällen" Strrifzüge zur Verfolgung drr Insurgenten zu verstehen sein, waS mit den dirrct über Neapel (s. oben) gekommenen, zum Thril bereit- in voriger Num mer mitgetheilten Nachrichten überetnstimmen würde.) In Messina herrschte lvut Nachrichten vom Ifl. April Ruhe. Loudon, Donnerstag, 19. April, Abends. In drr heutigen Sitzung des Unterhauses erhob fich Horsmon zu folgeuder Interpellation: Die lebte Thouveurl'sche Depesche zeige, daß England nicht gegen die Beleidigung der Schweiz «ad die Ler letzuag der Verträge von 1815 protestirt habe. Er frage nun, ob diese Tbouvenel'sche Depesche beant »ortet sei, ob die Verhandlungen «egen Savoyens fortdauerteu, oder ob die Angelegenheit beendigt sei, und welches politische Princip England künf tighin befolge« wolle? Hieran knüpfte er noch den Ausdruck seines Bedauerns darüber, da- Lord John Russell gegen Frankreich nicht eine festere Sprache geführt habe. — Der Staatssekretär des Auswär- tigen eptgrauete hierauf: England habe seiae Mei- uuug über die savoyische Frage energischer als die andern Mächte au-gedruckt. Weiter könnte man «icht gehen. Die Abtretung der durch die Verträge vou 1815 «eutralifirten Provinzen Savoyens be schäftige gegenwärtig die europäischen Cabinete. Frankreich widersetze fich einer Couferenz nicht. England wünsche d»e Schweiz vollständig unabhän gig zu sehen. Zu Details könne er jetzt nicht ein- gehen. In der Beantwortung der Thouvenel schen Depesche habe dir englische Regierung die Gründe ihrer abweichenden Meinung über die Annexions politik dargelegt. Hierauf fei eine Rückantwort von Seiten Herr« Thouvenel'S noch nicht erfolgt. AuS Konstantinopel vom 11. April wird über Marseille telegraphisch gemeldet: Die serbische Deputation sei von der Pforte schlecht ausgenommen worden. Die letztere soll zum Widerstande ent- schloffen sein und deshalb 3V.VVV Mann zusammen ziehen «ollen. Drr österreichische Juteruuntius, Freiherr v.Prokesch-Osten, heißt es, gehe deshalb »ach Wien. Oesterreich sei in der Kirchenangelegen- Hott (wohl de« Streite zwischen Lateinern u. Griechen) als Protektor (vermuthlich drr erster«) eiugetrrtrn. Dresden, 20. April. Die gestern aus Frankfurt a. M. telegraphisch ein gelangte Nachricht von einer Erklärung, welche die kurfürstlich hessische Regierung der Bundes versammlung in Bezug auf die kurhessische Ver fassungs-Angelegenheit machte, enthält die Gewiß heit, daß diese Sache, welche zu bedauerlichen Differenzen unter den Bundesgenossen und zu trüben Partei-Agita tionen Anlaß gegeben hatte, in einer Weise erledigt ist, welche auch jenen Differenzen rin Ende machen und allen Partei-Agitationen den Vorwand entziehen muß. Denn die Erklärung KurheffcnS sagt, daß die VrrfaffungSzu. stände ganz im Sinne der ständischen Anträge zur Er ledigung gebracht werden sollen. Nicht nur diejenigen annoch zwischen der Regierung und den Ständen schwe- brndcnDerfassungS-Differenzcn, welche, weil ausVerfassungs- bestimmungen von 1831 Bezug nehmend, durch den Bun- deSbeschluh vom 24. März d. I. der Regierung im Sinne der ständischen Desiderien zu beendigen aufcrlegt wurde, sind also erledigt, sondern auch alle sonst noch bestehen den Differenzen, welche sich ohne Bezugnahme auf frühere VerfassungSzustände zwischen den Ansichten der Regierung und den Anträgen der Stände ergeben hatten und außerhalb der Einwirkung des Bundes lagen, will die kurfürstliche Regierung im Sinne der Stände lösen, wie die» mehrere Voten, namentlich da» sächsische gewünscht hatten. Die Verfassung ist ist somit genau auf dem im BundeSbe- schlusse von 1852 angegebenen Weg« durch Uebereinstim- mung der Regierung und Stände festgestrllt worden und dieser Sachlage gegenüber wird jeder Meinungsverschiedenheit über Auslegung deS genannten Bundesbeschluffe» drr that- sächliche Boden entzogen. Die kurfürstl. Regierung kann für diesen ihren Entschluß, durch Nachgiebigkeit undUebrrwind- unz eigener früherer Ansichten die Verfassungssacht zum Ab schluß gebracht zu haben, die Anerkennung Aller in Anspruch nehmen, denen die Erhaltung und Stärkung deS bun drSgenossenschaftlichen Frieden» am Herzen liegt. Die ganze Angelegenheit hat im Wesentlichen hiernach den Verlauf genommen, auf welchen da» sächsisch« Votum vom November v. I. bereit» hindeutrte und welcher gegenüber dem Beschlüsse von 1852 der rechtlich allein zulässige war, während dadurch in materieller Hinsicht den von den hessischen Kammern ausgesprochenen Wünschen in der aus gedehntesten Weise Genüge geschehen ist. E» wird da her ebensowenig rin wahrscheinlicher Grund für den Bund gegeben sein, di« nachgcsuchte Garantie zu verweigern, al» sich glücklicherweise zu einem weitern Einschreiten des selben kein rechtlicher Anlaß darbietet. Die Sache ist eine innere LandeSangelegenheit geblieben, welche unter einer wohlthätigen Vermittelung des Bundes ihren Ab schluß gefunden hat. Tagesgrschichte. / Dresden, 20. April. Heute Mittag 1 Uhr ist Ihle k. k. Hoheit die Frau Erzherzogin Sophie zu einem Besuche am hiesigen königlichen Hofe au» Wien hier ein getroffen (vgl. den amtlichen Theit). Ihre Majestät die Königin Marie waren Ihrer durchlauchtigsten Schwester bis Bodenbach entgrgengereist. Bei der Ankunft i», hiesigen böhmischen Bahnhofe wurde Ihre k. k. Hoheit von Ihren Majestäten dem Könige und der Königin und der gesammten königlichen Familie, sowie von Ihrer königl. Hoheit der Frau Erbprinzesstn von Thurn und TariS empfangen. Auch der kaiserl. österreichische Ge sandte, Freih. v. Werner, und der erste LegationSsecretär der k. k. Gesandtschaft, Graf Traun, sowie brr k. bayrische Ministerresident, Baron v. Gise, waren zur Begrüßung der hohen Frau im Bahnhofe anwesend. — Wien, 18. April. Da» Reuter'sch« Telegraphrn- Büreau in London hat eine ihm von hier zugekommene, vom 12. d. M. datirte Notiz, die Antwort Oesterreichs aus die französisch« Rundixt« vom 13. März über die Annexion Savoyen» und Nizza» betreffend, verbreitet, die in alle Zeitungen übergegangrn ist und Glauben ge funden hat, obgleich diese Angaben von Anfang bi» zum Ende irrthümlich sind. DaS hiesige Eabinet soll sich den Erklärungen Rußlands in beregter Sache angeschlosscn haben. Nun braucht eS aber kaum bemerkt zu werden, . daß die Beziehungen beider Mächte dermalen keineswegs so vertraulicher Art sind, um eine Verständigung über ein gemeinsames Auftreten vorauSsetzen zu lassen. Das hiesige Eabinet hat wohl überhaupt jederzeit ein« nicht zu verkennende Selbstständigkeit in allen seinen Entschlüssen behauptet; waS aber insbesondere die italienischen Ange legenheiten und die damit in Verbindung stehenden Eon sequenzen betrifft, so Weichen seine Auffassungen der Dinge grundsätzlich von denen aller übrigen Großmächte ab. So lange eine Uebereinstimmung der Ansichten zwischen den Mächten nicht hergestellt ist, läßt sich auch gar nicht erwarten, daß Oesterreich in Betreff eines einzelnen, hier auf Bezug habenden Punktes sich den Erklärungen eines andern Eabinets anschließen sollte. So wenig das hie sige Eabinet seine Erklärungen von denen einer andern Regierung abhängig macht, ebenso wenig ist dasselbe dem nachdruck-vollen Auftreten der europäischen Mächte in der savoyische» Frage hinderlich oder geneigt, sich einer Einigung mit denselben zu entziehen. Was Graf Rech- berg in seiner Depesche vom 29. v. M. an den Fürsten Metternich auf die bezeichnete Note deS Herrn Thouvenel zu antworten hatte, geht so naturgemäß aus seiner ganzen Feuilleton. Mustk. Die Pariser Kritik und R. Wagner. Wir kommen noch einmal auf die Urtheile zurück. Welche R. Wagner'» Musik in Paris erfahren hat. Die fran zösischen Kritiker befanden sich — mit fast einziger Aus nahme von Berlioz — in großer Verlegenheit gegenüber den Wagnrr'schrn Compositionen. Die deutsche Musik steht ihnen im Allgemeinen zu fern, um auch diese be sondere Richtung derselben in ihren Mängeln und Vor zügen verstehen zu können, und tieferes musikalische» Wissen und vertraute Kenntniß des romantischen Ele ment» in drr deutschen Poesie und Kunst nach guter und schlimmer Seite hin kam ihnen dabei sehr wenig zu Hilfe. Im musikalischen und ästhetischen Inhalt an sich können un» daher die französischen Betrachtungen über «inen in Deutschland so vielfach und gründlich be sprochenen Stoff nichts Neues bieten, um so weniger, da die Gesammterscheinung einer Wagner'schen Opern dichtung nicht vorlag; gleichwohl aber verdienen sie unsre Beachtung. Denn es ist durchaus von künstlerischem Interesse, zu sehen, wie der französische Geschmack sich in seiner nationalen und musikalisch unbefangenern Sonder- stellunq zu der sogenannten Zukunftsmusik verhält, und Wie sich zu derselben die verschiedenen, auch in Pari vorhandenen musikalischen Parteien stellen. Hierüber geben nur di« Pariser Kritiken Aufschluß. Zugleich zeigen sie un» bei einer bedeutender« Gelegenheit, die sich von den geschäftsmäßig wohlarrangirten Besprechungen au»schied, den Ton der dortigen Kritik. Diese, von dem Bestreben getrieben, um jeden Preis — mit mehr oder wenig Mitteln dazu — geistreich und pikant zu sein und den Leser mit dem Spiele de» E-prit» zu unterhalten, tum- melt sich zum größten Thril mit eleganter Gewandihrit in hohlen, geschwätzigen Phrasen umher, schmückt sich mit baroken, auch amüsanten Einfällen und verfehlt nicht, seinen gründlichen Mangel an musikalischen Kenntnissen gelegentlich zu enthüllen: eine Offenherzigkeit, welche ihr bei der großen Mehrzahl ihrer Leser Nichts schadet. Die jenigen Kritiker indeß, welche wirklich Geist besitzen, Würzen ihre sonst vielleicht leichtfertige Behandlung, wie wir nicht verkennen wollen, mit witzigen, fein einge- kleideten Wendungen, mit treffenden, k^k und rücksichts los ausgesprochenen Wahrheiten, die unsre Anerkennung und Würdigung gar wohl beanspruchen dürfen. In Betreff R. Wagner'» wurde früher bereits Ber lioz' Urtheil erwähnt, al» durch Intelligenz und künst lerischen Geist vor Allem hervorragend. In dessen per sönlicher Stellung einer natürlichen Vaterschaft zu Mag ner'» Musik war dasselbe indeß ausfällig. Berlioz be kannte sich bei seiner öffentlichen Lossagung von dieser Verwandtschaft zu unzweifelhaft reinen und cdcln Kunst- principien, von denen er sich gleichwohl in der Prari» au» menschlicher Schwäche oft weit genug verirrt hat. Er scheint mit diesem Schritte seine eigne Geltung als musi kalische Specialität in Paris wohlweislich in Bedacht ge nommen zu haben und sprach darum gleich dem Pharisäer: „Ich danke dir, Herr, daß ich nicht bin wie Dieser da!" wobei R. Wagner freilich nicht gerade al» Zöllner zu betrachten ist. Jedenfalls finden wir in Berlioz' Kritik von diesem Gesichtspunkte aus und eben sowohl in R. Wagner's daraus öffentlich erlassenen Bries an Berlioz eine ungemeine Aehnlichkeit mit höchst wohl überlegten, geistvoll behandelten Reklamen. Nächst dem Artikel von Berlioz sind noch zwei Auf sätze in den schätzenSwerthesten französischen Zeitschriften von Bedeutung: in der „Revue grrmaniquc" hat Herr Louis kacombe die Anhänger für die Zukunftsmusik ver treten, und in der „Revue de» deur Monde»" hat Scudo mit grausamer Schärfe über die Zukunftsmusik gerichtet. Lacombc, ein achtungswerther musikalischer Kritiker, gesteht selbst, daß er die glänzenden und bedeutenden Eigenschaften drr Wagner'schen Musik mit Nachdruck her vorhebe, um den Fremden und Verbannten für herbe Angriffe zu entschädigen. Auch er aber kann trotz seiner sehr warmen Bertheidigung nicht verhehlen, daß Wagner die Tonmassen, besonders auch die Blasinstrumente un mäßig gebrauche, daß die Phantasie in dieser Musik bei weitem das Gefühl überwiege, und daß Wagner sich mehr als Poet denn al- Musiker zeige. Er weist auch darauf hin, daß andere frühere Tondichter, ohne sich mit so speciellrr Reflexion eine theoretische Feststellung neuer Ankunftsysteme anmaßen zu wollen, doch Kunstwerke für die Zukunft geschrieben haben. Endlich tröstet er freund schaftlich Herrn R. Wagner über die von seinen Gegnern zum Spott benutzte Benennung „Zukunftsmusik" mit den Worten: „Unsre Feinde wären reuevoll und schmerz lich berührt, wenn sie wüßten, daß ihr Haß uns zu weilen wirksamere Dienste leistet, al» das vereinigte Lob aller unsrer Freunde. Wäre ohne das Wort „Zukunfts musik" der Rus Wagner's so rasch groß bei unS ge worden? Kaum daß einige Dilettanten bei un» seinen Namen auSsprachcn!" — Darin steckt allerdings Wahr heit genug, und man protestirt erst jetzt gegen jenen wohlthätigen Namen, nachdem er sein« Schuldigkeit ge- than hat. Scudo'S, eines in Paris renommirten musikalischen Schriftsteller-, Abhandlung: „Die Schriften und die Musik de« Herrn Wagner" in der „Revue teS deur Mondes" vom 1. Mär; ist durchaus gegen Wagner s Eompofltionen gerichtet und hält sich selbstverständlich bei ihren Vorzügen nicht aus. Wir setzen den Schluß der selben, in welchem auch die oben erwähnte Stellung Wagner'S und Berlioz' zu einander besprochen wird, als eine interessante Probe in wörtlicher Uebersetzung her: „Ehe ich diese lange Auslassung über die Zukunfts musik schließe, kann ich nicht umhin, noch eine Ver gleichung anzustellen, die sich mir vermöge der Natur der Sache und vermöge desjenigen Charakters aufdrängt, den meine Kritrk unwandelbar besessen hat, seit ich die Ehre habe, Ihr Mitarbeiter zu sein. Ich meine die zahlreichen Berührungspunkte, welche zwischen Richard Wagner und Berlioz bestehen. „Herr Wagner hat über Herrn Berlioz ein noch weit strengere» Urtheil gefällt, als das, welche» wir über den französischen Symphonisten ausgesprochen haben. In einem zur Veröffentlichung gekommenen Briese sagt er nämlich: „Die Inspiration des Herrn Berlioz ist nicht» al» eine Art Schwindel (vertixe), rin stet» unfruchtbares Anstrengrn". An einer andern Stelle: „Es ist gewiß, daß die Inspiration deS Herrn Berlioz ihre Quelle in den letzten, dem Genie Beethoven s entsprungenen Ent würfen («sgui^e«) hat". „Herr Berlioz hat seinerseits stet- jede Solidarität mit Wagner's Doctrinen abgrlehnt, und hat dessen Arbeit erst neulich („Journal de» D> batS" vom 9. Februar) nach orientalischer Weise in Form einer Apologie voll grausamer Malice einer Beurtheilung unterzogen. „Im Grunde sind jedoch Wagner und Berlioz von ein und derselben Familie. E» sind zwei feindliche Brüder, zwei onlanl-, t<-rrlble^ de- GreisenaltrrS (?) Beethoven'-, der sich nicht wenig Wundern würde, wenn er diese beiden, seiner letzten Brut angehörigen weißen Amseln sehen könnte. Berlioz hat «in wenig mehr Phan tasi« und al- Franzose mehr Klarheit, al» drr deutsche Tonsrtzer. Dagegen ist Wagner, der ihm viele Einzeln heften der Instrumentation entlehnt hat, ein ganz anderer Musiker al» drr Urheber der „Symphonie phantastique"
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