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Dresdner Journal : 13.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186004139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-04
- Tag 1860-04-13
-
Monat
1860-04
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 13.04.1860
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Ihr« Kaiserlich Königliche^ Hvheit dir verwittwete Frau Großherzogin von Tos cana und Ihr« Königliche Hoheit di« Prinzessin Anealte, find heute Vormittag 9 Uhr nach Gchlacken- werth gereist. Dretde«, 7. April. Seine MajestLt der König Ha len zu genehmigen geruhet, daß der Kammerherr Earl », Lüttichau, das von Seiner Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Meiningen ihm verliehene Comthurkrruz N. Dasfe deS Herzoglich Sachsen - Ernrstinischen Haus- ordrnS, annehme und trage. Drrtdrn, 14. MLrz. S«. Königliche MajestLt Haden dem Conditor Friedrich Theodor Schmidt zu Dresden zu gestatten geruht, da- von Sr. Hoheit dem Herzoge von Braunschweig ihm verliehene Prädikat als Hofliefe rant in hiesigen Landen zu führen. Verordnung, da» Verbot des Verkaufs von mit Schweinfurter Grün gefärbten Kleiderstoffen und Putzwaaren betreffend, vom 22sten MLrz 1860. ES ist wahrzunrhmrn gewesen, daß in neuerer Zeit häufig mit sogenanntem „Schwrinsurter Grün" gesLrbte oder bedruckte Kleiderstoffe und andere au- Blättern, Schilf- grLsern und dergleichen bestehende, zum Kopfschmuck und Au-Putz der Kleider bestimmte Modewaarrn zum Berkaus und in Gebrauch gekommen find. Da nun daS Schweinfurter Grün («ine chemische Ver bindung von arseniksaurem und esfigsaurem Kupferorytz) rin giftiger Farbestoff ist und die Verarbeitung, sowie da- Tragen damit gefärbter Stoffe nach dem Urtheile Sachverständiger, zumal da diese Farbe hin und wieder in sehr leicht löslicher Weise aufgetragen zu werden pflegt, der Gesundhrit in hohem Grad« schädlich werden kann, so sieht Eich daS Ministerium de- Innern veranlaßt, den Verkauf aller mit Schweinfurter Grün gefärbten Kleider stoffe und Putzwaaren für de« Bereich d«S Königrriche- Sachseu hiermit bei bt- zu Fünfzig Lhalrrn ansteigender Geld- oder entsprechender Gefäagnißstrafe für jeden Con- travention-fal z» untersagen. Vie Poltzeiobrigkeiten werden angewiesen, die Aus führung diese- verhnte« zu überwachen. Dresden, am 26. MLrz 1860. ÄiniKetzjum d-^Jnnrrn. Schmiedel, S. Nichtamtlicher Theil. Neberstecht. Telegraphisch« Nachrichten. Aritavg-schaa (Oesterreichische Ztg. — Eonst. Zig. — Time-.) Tagesgeschichte. Wien: Eisenbahnunfall. Erzherzog Ferdinand Mar. Gras Rrchberg. Leichenbegängniß des Grafen Ezrchenyi. Gemeindegesetzberathung. Preß- proceß. — Prag: Die Zeichnungen aus daS Anlehen. Da- Projekt einer böhmischen AdrlSkammer. Höhere Weberschulen. — Berlin: Pnnzessin Friedrich der Niederlande erkrankt. Landtagsangrlegrnheiten. Mili tärische». Die Kaiserin von Rußland. Depesche des Herrn v. Schleinitz an den Gesandten in London. — Pari»: Zur Eonsrrenzftage. Die Vorgänge auf Ti rilier». Abstimmung in Savoyen au-geschrirben. Keine Verhandlungen wegen Monaco. Vermischtes.-Bern: Stänberäthliche Besprechungen über die Lage. Eingr- gangene Antworten auf die Protestnote. Vermischtes. Turin, Proklamation de- Königs an die Bewohner von Savoyen und Nizza. Au» der Kammer. Ver mischte». — Rom: Protestnote. — Neapel: Die Ordnung wieder hergestellt. — Madrid: Die Ver haftete«. — Kopenhagen: NeuerMilitärbevollmLch- ttgter für Frankfurt. — St. Petersburg: General SchachoffSkoi s. — Konstantinopel: Der Herzog von Brabant.» — Bukarest: UederwackungSmatzrr geln, — Kanton: Befestigungen. Kwe» Liang. — Amerika: Nachrichten au» Süd- und Mittelamrrika. Sn,e»»«»tzen, Bersetzvnge« rr. im sffeutl. Dtenffe. DreOpizer Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. ver», D»«aerstag 12. April. Der Bundes- rattz «rvtkstirt in einer neuen Circularnote an die Mächte aege» die auf den 22. April angesetzte BalksahffiHMUug in Tavoyen, die gemein beweise stattstudeu soll mit der Kragftellung: Auschlutz au Kraukreich, Ja oder Rein? (Vgl. unter Paris.) Marseille, Mittwoch, 11. April. Hier ange- komweue Briefe aus Neapel melden: am G. April Abeudt feie« wegen ki6,660 Menschen auf dem To letzo (der Hauptstraße) eiuherzogen unter dem Rufe: „Cs letze die Constitution!" Patrouillen hätten dann die Prpmenade geräumt. Uetzer Turin, 11. April, wird aus Neapel vom 16. April gemeldet: Zehntausend Aufständi sche seien i« Innern Siciliens vereinigt. Die Truppe« wstrden in Palermo belagert. Tag und Nacht erfolgte» Angriffe. (Wir brauchen kaum dar auf aufmerksam zu machen, daß diese Nachrichten, die zum Th«il mit bereits mitgetheilten im Widerspruche stehen, sehr vorsichtig aufzunehmen sein dürften. D. Red.) Ro», Mittwoch, 11. April. General Lainori- cisre hat eine» Tagesbefehl folgenden Inhalts er lassen: Anf Wnnsch deS Papstes und der in Be sorguiß versetzte« Katholiken habe er wieder zu« Dege« geariffe«. Das Cbristeothum sei das Le be« der Civilisatio«. Die Revolution bedrohe jetzt Europa, wie ehedem der JSlau». Die Sache des Papstes sei die der Civilisatio« und der Krei-^ heit. Er fordert die Truppen auf, Vertrauen zu habe« z« de« Siege der ihnen anvertrauten Sache. Dresden, 12. April. In Bezug auf da» Zustandekommen der von der Schweiz beantragten Conferenz der Großmächte zur Berathung der savoyischen Frage sind in den letzten Tagen verschiedene, ihrem Inhalte nach sich widersprechende Nach richten in den Blättern zu lesen gewesen. Zur Orirnti- rung hierüber verwelsen wir hier auf unsre heutige Pa riser Correspondenz (s. unter „Tagesgeschichte"), die zu gleich auch einige interessante Andeutungen über die neue sten Vorgänge auf der Insel Sicilien enthält. Die „Oesterreichische Zeitung" schreibt über daS neue österreichische Anlehen: „Bei der Emission des Anlehens schwebten zwei Zwecke vor. Man wollte einmal die Lücke auSfüllen, welche durch die vom Kriege hcrrührenden Ausgaben nothwendig verursacht wurde, und, bis für die nächste Zukunft ein Budget möglich würde, wodurch Ausgaben und Einnahmen im vollen Gleichge wicht ständen, einstweilen da» noch Fehlende erzielen. So weit gingen die Zwecke hinsichtlich der speciellen Be dürfnisse der Staatskasse. Der andere, weiter^grhende Zweck war ein allgemeiner, derjenige nämlich, die finan ziellen Zustände im Ganzen und Großen zu bessern; indem man damit die Herstellung der Valuta erziele. Der Staat hat von der Bank zum Behuse der Kriegs ausgaben 133 Millionen in Noten entlehnt, außerdem noch 20 Millionen in klingender Münze. Für die letz ter» haftet das Anlehrn von 3 Millionen Pfd. Sterling, dessen weitere Realisirung der Bank die dem Staate vor geschossene Summe in Metall wieder zu verschaffen im Stande ist. Für die in Noten entlehnte Summe hatte der Staat da» zu Kriegszwecken bestimmte Anlehen ver pfändet. Hätte er jetzt blo» ein kleineres Anlrhen, einzig und allein zur Deckung seines eignen Deficits ausge schrieben, so würde er nichtsdestoweniger daS Kriegsan- lehen, da» bei der Bank verpfändet war, dieser zu Ge-* Keuilletou. A. Hoftheater. Donnerstag, 12. April. In der gestrigen Vorstellung von Bellini » Oper „Die Familien Eapuleti und Montecchi" wiederholte Fräul. Alv»leben ihre musikalisch lobenswrrthe Darstellung der Julie als Debüt. Zugleich trat nach längerer Krankheit Herr Rudolph wieder in der Rolle des Tybald auf, und ist somit in erfreulicher Weise seiner ungern entbehrten Bühurnthätigkeit iviedergegeben. C. B. Vervehmt. Historisch« Erzählung von Fr. Friedrich. (For1se»ung au« Nr. 84.) Schon traten die Richter zusammen, um die Strafe zu berathen und da» Urtheil über den jungen Bürger auSzusprechen, da traten zwei verschleierte Frauengestalten, von einem Frohnboten geleitet, in den Kreis der Wissen den und Freischöppen vor den freien Stuhl und den Freigrafen. Mit größtem Staunen wurden sie von Allen be wachtet. WaS wollten die Frauen vor dem freien Stuhle? Wer waren sie? WaS führte sie hierher? Der Kreigraf wandte sich zu ihnen und fragte sie, wa» sie hierher führe, zu wessen Schutz oder in wessen Namen sie gekommen seien. Die eine der beiden Frauengrstalten trat vor und er widerte mit schüchterner, bebender Stimme: „Ich komme für den Angeklagten Peter Lange, um statt seiner zu zeugen für seine Unschuld und gegen dir falsche Anklage." Unverhohlene- Erstaunen gab sich rina-um kund. Der Kaufmann suchte die Schleier der beiden Frauen zu durch dringen, um zu erkennen, wer sie seien. Um seinen Mund zuckte ein verlegene» Lächeln — ha, mochten sie zeugen für die Unschuld deS Angeklagten, er hatte seine Worte »nit einem Eide erhärtet — Jener blieb dem Vehmgerichte verfallen. „Werft Euern Schleier zurück," sprach der Freigras ruhig, „damit wir zu erkennen vermögen, wer für den Angeklagten, der sich auf dreimalige Vorladung vor den freien Stuhl nicht gestellt hat, zu zeugen wagt." Die Sprecherin warf den Schleier zurück, und das schöne, von Angst und Kummer blasse Gesicht Rahel's blickte dem Freigrafen und den Richtern entgegen. Ihre 'Schüchternheit hatte sich gelegt, ihr Auge blickte fest und ruhig. Gewaltsam hatte sie ihre Kräfte zusammengerafft — es galt den Geliebten zu retten. Kaum hatte der Kaufmann deS Mädchens Züge er blickt und erkannt, als er auf sie zutrat und mit höhnender Stimme rief: ,-,Seit wann darf eine Jüdin vor dem freien Stuhle der heimlichen Vehme erscheinen, um gegen den Eid eines Freischöppen und Christen zu zeugen! WeShalb kommt der Angeklagte nicht selbst, wenn er sich unschuldig fühlt! Eine Jüdin vor dem freien Stuhle! Der Büttel möge die Dirne ergreifen und ins Gesängniß werfen!" Schon trat ein Büttel heran, das Zeichen des Frei grafen erwartend, um da» Mädchen fortzuführen, das sich mit ängstlichem Blick« nach ihrer Begleiterin um schaute. Da wat diese vor, gebot mit der Hand Ruhe, schlug den Schleier zurück, und da» ruhige, würdige Ge sicht der Aebtissi« und Priorin des Bernhardinerklosters blickte dem Freigrafen und den RichtM entgegen. „ES ist keine Jüdin, di« hier für den fälschlich An geklagten vor den freien Stuhl zu treten wagt," sprach sie fest und ruhig. „Sie ist eine Christin, so gut wie wir Alle Christen sind, denn gestern Morgen hat sie die heilige Taufe empfangen. Unter meinem Schutze ist sie hierher gekommen, um für die Unschuld des Angeklagten bote haben stellen müssen. Er suchte Leide zu vereinen und da» Kriegsanlehen zu begeben. Derjenige Theil, welcher uicht subscribirt wurde, nebst denjenigen Summen, welche die Bedürfnisse de» Staates nickt in Anspruch neh men, sollten der Bank übergeben werden, insofern e» nickt möglich wäre, die ganze Summe von 200 Millionen auszutreiben, wa- von vornherein al- problematisch er scheinen mußte. Wäre diese» zu Stande gebracht worden, so wäre «S möglick gewesen, der Bank ihr Guthaben in Noten alsoglrich adzutragen, und e- waren ihr nur noch jene 100 Millionen Noten ä 1 Fl. geblieben, welche durch die ihr vom Staate überlassenen Güter bedeckt sind, und in dein Maße schwinden, als diese Güter verkauft werden können. Insoweit sich nun bereits ein Schluß auf da- ganze Resultat der Zeichnungen machen läßt, wird zwar eine mäßige Summe der Bank in Baarem übertragen werden können, ansonst wird ihr der nicht begebene Rest deS AnlehenS als Deckung dienen. Die Bank befindet sich jetzt in der Lage, selbstständig auf treten zu können. Sie besitzt jetzt eine so große Summe von Aktiven, daß ihr hierzu der Mittel nicht wenige zu Gebote stehen. Außer den ehemaligen Staatsgütern befinden sich in ihrem Besitze 40 Millionen von den Raten der Südbahn, über 60 Millionen Grund- entlastungSobligationen undJndustrieeffecten, die in kurzer Zeit ausgehcn und sich selbst amortisiren, wozu noch der nicht begebene Theil des jetzigen Anlehens kommt, ein Papier, welches zwar vor Ende Oktober 1861 nicht ver äußert werden darf, sicherlich zu den vortheilhastesten ge hört und da», einmal in Circulation gesetzt, eine fort während steigende Beliebtheit zu erhalten, verspricht. Es sind sonach der Bank genügende Elemente zur Dispo sition gestellt, um ihr durch geeignete Combinationen die Mittel zu verschaffen, wodurch sie ihren eigentlichen Zweck erreichen und ihre Verpflichtungen gegen das Publicum zu erfüllen in die Verfassung gesetzt werden kann. Wir wünschen und hoffen, daß die geeigneten Wege einge- schlagen und daS Ziel, die Baarzahlungen der Bank im vollen Umfange aufzunehmen, in nicht ferner Zeit erreicht werden wird. Erfreulich ist die große Summe der kleinern Zeichnungen in allen Theilen der Monarchie. Sie liefert den klarsten Beweis von dem gesunden Sinne deS Volkes, von dem Bewußtsein Dessen, was ihm Noth thue, und daß eS seine Aufgabe sei, sich selbst und dem Staate zu helfen. Gottes Hilfe wird dann nicht fern bleiben." Die „Constitutionelle Zeitung" läßt sich von Berlin unter Anderen, bei Hinweisung aus eine wahr- schcmliche Diskussion einiger deutschen Kammern über die knrhessische Frage, Folgendes schreiben: „Daß man deutsche Fragen nicht besprechen dürfe, dies ist ja selbst für den kle insten deutschen Staat und seine Volks vertretung ein längst überwundener Standpunkt." — Wir wissen uns allerdings nicht zu erinnern, daß die» den Volksvertretungen der kleinen Staaten bisher ver wehrt gewesen sei, dagegen scheint es, als ob in dem größten deutschen Staate man hierzu noch auf beson dere Erlaubniß warte. Dieselbe Correspondenz bringt die beruhigende Versicherung, daß der in der Commission des preußischen Abgeordnetenhauses eingebrachte Antrag, Preußen möge aus dem Bundesverhältnisse ausschciden, nur als Demonstration, nicht in der Absicht ernstlicher Durchführung gestellt worden sei. Vielleicht findet diese Aufklärung noch auf andere Demonstrationen gleichen Betreffs befriedigende Anwendung. Die „Times" brachte in den letzten Tagen wieder holt Artikel, in denen sie Deutschland beschwor, einig zu sein, damit es im allgemeinen europäischen Interesse der französischen Politik widerstehen könne. DaS englische „Wrltblatt" wählt aber dabei das beste Mittel, Deutsch land zu veruneinigen und zu schwächen, indem Oester reich mit der größten Parteisucht herabzicht. Zugleich versichert eS uns auch, daß England Nickts gegen Frank reich thun könne und die Aufgabe, Frankreichs Vcrgröße- rungsgelüste im Zaume zu hatten, Deutschland allein überlassen müsse. In diesem Sinne schreibt das Blatt: „Preußen ist aufsteigend, Oesterreich im Niedergehen. zu zeugen, und auch ich trete als Zeugin auf gegen die falsche Anklage und den Eid des Freischöppen David Damm." Die ruhigen, ernsten Worte der Aebtissin riefen bei Allen eine tiefe Bewegung hervor. Niemand wagte an der Wahrheit derselben zu zweifeln. Aller Augen richteten sich aus den Kaufmann. Der setzte sich mit höhnischem, aber doch verlegenem Lächeln nieder, fest überzeugt, daß Niemand seinen Eid umzuftoßen vermöge. „Ich zweifle nicht an der Wahrheit Eurer Worte," erwiderte der Freigraf. „Wenn das Mädchen eine Christin ist, hat sie ein Recht, als Zeugin hier aufzu treten. Laßt sie sprechen, und wir wollen ihre Worte prüfen nach Reckt und Gewissen." „Ich bin bereit, die Wahrheit meiner Worte zu be schwören," entgegnete die Aebtissin. „Gestattet mir zu erst noch eine Frage. Der Angeklagte ist hier nicht er schienen, trotzdem cr dreimal laut in der ganzen Stadt ausgerusen und die Vorladung vor den freien Stuhl an die Thür seines Hause- genagelt worden ist. Fragt seinen Ankläger, den Freischöppen David Damm, zuerst, ob er nicht weiß, weshalb der Angeklagte nicht erschienen ist." Der Freigraf richtete diese Frage an den Freischöppen. Dieser erbleichte und vermochte seine Unruhe kaum zu verbergen, indeß faßte er sich rasch. „Weil er die Gerechtigkeit der heimlichen Vehme fürch tet," rief rr. „Weil rr sich schuldig fühlt! Deshalb ist er entflohen oder hält sich verborgen!" „Freigraf und Richter des freien Stuhls," fuhr die Aebtissin fort, ohne auf die Worte de» Kaufmanns Etwa- zu erwidern. „Welche Strafe trifft Den, der einen Un schuldigen hier fälschlich anklagt und ihn durch Gewalt zurückhält, daß er nicht vor Euch erscheinen und sich rechtfertigen kann? Sprecht, welche Strafe trifft Den?" „Er erleidet dieselbe Strafe, welche dcm Angeklagten Oesterreich kann fortan die große deutsch« Mackl nur schwächen und veruneinigen, Preußen kann sie mit Sen Banden der Brüderlichkeit einigen und mit dem Impuls der Freiheit stärken. Deutschland ist es in seinen g« einigten Interessen, wa» jetzt bedroht ist", aber, fährt die „Times" fort, da sie zur Erwägung von Englands In teresse an der Sach« kommt, „Deutschland ist zu entfernt bedroht, um der Dazwischenkunft Englands zu bedürfen. Wir bezweifeln den nahen Zusammenhang unsrer eigenen Interessen mit der Erhaltung einer starken Grenze für die Schweiz, allein wir können nicht zweifeln, daß es in Deutschlands Interesse liegt, sich eng zusammen zu fchlie ßen und auf den Kampf vorzubereiten, der nach allen Anzeichen nicht uumöglich scheint. Die Schweiz bemüht sich, den Zusammentritt eines Congresfes zu erlangen, damit derselbe als Lehugericht Europas entscheid«. Wenn die Schweiz durchdringt — gut. Lord John Russell hat sich bereit erklärt, an einem solchen Congresse Theil zu nehmen; und der Kaiser der Franzosen scheint jetzt ge neigt, dieses Auskunftsmittel anzunehmen. Wir kbnnen nichts dagegen einwenden, unsre Pflicht als eine der Groß mächte zu erfüllen. Aber wenn, wie Ntancke argwöh nen, Lust vorhanden wäre, England eine Ritterrolle anf- zuhalsen, dir, wenn irgend Jemandem, allen Mächten Europao zusammen zukommt, so sind wir überzeugt, daß der gesunde Verstand des englischen Volke» eine solche Donguiroterie nicht gutheißen wird." Tagesgeschichte. Wie«, 11. April. (W. Bl.) Se. Maj. der Kaiser hatte Sonntag Abend in Gesellschaft de» Prinzen Wasa einen Ausflug aus der Südbahn nach Payerbach gemacht. Bei Pfaffstätten ging der Zug auf ein Seitengleis und fuhr gegen einen dort stehenden Packwagen an, so daß durch den Zusammenstoß der erste Waggon des Zu ge» auf die Locomotive getrieben wurde. Ein weiterer Unfall fand jedoch Gott Lob nicht statt; Se. Majestät stieg rasch aus dem Wagen, um sich zu erkundigen, ob Niemandem etwa» geschehen sei. Das war, wie Seine MajestLt mit sichtlicher Freude vernahm, nicht der Fall. Die Fahrt konnte jedoch erst fortgesetzt werden, nachdem von Baden eine andere Locomotive sammt Wag gon eingetroffen war. — Der Marineobercommandant, Erzherzog Ferdinand Maximilian, ist gestern Mor gen 6 Uhr von Triest hier eingetroffen und in der Hof burg abgestiegen. Er dürftt etwa 8 Tage in Wien ver weilen. — Der Ministerpräsident Gras v. Rechberg hat sich von seiner Krankheit in erfreulichster Weste er holt. — DaS Leichenbegängniß de» Herrn Grafen Stephan Szechenyi von Sarvar- und Felsö-Videk, k. k. wirkl. Geh. Rath- und Kämmerers, Ritter» mehrer Or den, Erbherrn der Burg in PölöSke, DirectionSmitglie- dcs der ungarischen Gelehrtenakademie, fand gestern, Dienstag (10. April), Nachmittag 1 Uhr in der Pfarr kirche zu Ober-Döbling statt. Der Leichnam wurde dort feierlich eingesegnet und wird am 12. d. M Nachmit tags 4 Uhr in die Familiengruft zu Groß-Ainkendorf überführt werden. — Gestern Vormittag haben bei der k. k. nieder- österreichisckrn Statthaltcrei unter dem Vorsitze Sr. Durch laucht des Herrn Statthalter- Fürsten Lobkowitz die com missionellen Berathungen über den von dem Gemeinde- rathe der Stadt Wien ausgearbeiteten Entwurf einer neuen Gemeindeordnung für Wien begonnen. — In Hermannstadt fand, wie die „Neuesten Nachrichten" sich schreiben lassen, vorige Woche die Schluß verhandlung in dem Preßprocesse des Redacteur» de» „Magyar Futar", v. Vida Karoly, statt. Der Redacteur de- genannten Journal» war der Störung der öffent lichen Ruhe angeklagt. Der Antrag der Staatsanwalt schaft lautete: Verlust deS Adel», ein Jahr schweren Ker ker, Ersatz der GerichtSkosten, 500 Fl. Einbuße an der Caution und für immerwährende Zeiten die Entziehung des Rechtes, eine Zeitung als Eigentümer herauSgebrn oder redigiren zu dürfen. Der Angeklagte wurde vom Gerichtshöfe freigesprochen. r zuerkannt wäre," erwiderte der Freigraf. „Doch sagt, wozu diese Frage?" „Laßt die-Mädchen sprechen," entgegnete die Aebtissin, „laßt sie gegen den Ankläger und für die Unschuld des Verklagten zeugen — ich bürge sür sie, daß sic die Wahr heit redet." DaS Mädchen trat vor. Mit aller Kraft rang sie nach Fassung. Mit ruhigen Worten erzählte sie, daß der Kaufmann ihr nachgestellt habe und deshalb den jungen Bürger Haffe, der sie in seinen Schutz genommen. Daß dieser unschuldig sei des Verbrechen-, die Brunnen und den Fluß vergiftet zu haben, wie auch ihr Vater un schuldig gestorben sei. Der Kaufmann David Damm habe Alles aufgeboten, um Peter Lange zu verderben, und am Abend zuvor sei sie Zeugin gewesen, wie der selbe neben der Gartenmauer des Klosters auf deS Kauf manns Geheiß von mehrer» Männern überfallen und zum nächsten Dorfe geschleppt worden sei — dort werde er in einem Keller gefangen gehalten — deshalb sei er auf keine der Vorladungen erschienen. Augenblickliches Schweigen folgte ihrer Erzählung. Aller Augen waren auf den Kaufmann gerichtet. Der saß erbleicht, fast wie erstarrt da. Plötzlich sprang er wild in die Höhe und rief: „Eie lügt-— sie lügt! DI« Pest über die Judrndirne!" „Sie hat die Wahrheit gesprochen," erwidert« die Aebtissin ruhig. „Die Männer, welche den Angeklagten gestern Abend überfallen und fortgebracht, haben ver rathen, daß sie eS in Euerm Auftrage gethan." tSchlo» folgt.) Literatur. „Gedichte von Heinrich Pröhlr". — „Schwert und Altar. Gedichte von Heinr. Andreas Pröhlr". Leipzig, Verlag von Gustav Gräbner. Der Verfasse' der erstgenannten Sammlung hat sich bereits
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