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Dresdner Journal : 03.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186004034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-04
- Tag 1860-04-03
-
Monat
1860-04
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 03.04.1860
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Ivmnrnnritt-pntst 1V Verantwortlicher Redakteur: 3- G- Hartmann ko— «- >«dl»G ÜilMM. U«p«ättto» ä«» 1>r«»cko«r z»neu»l« vr«»a«u, »«»», Ur. 7 a«n tt«a» »l»«r »>«p»le«««o 1 Nssr. U»»«r „Lioss«»»»ät" -i» Hoiloi 2 ttxr. erschein»: r^jliicd, »it U«r 8oun aoä kolort»^», .tbvua» tiir <I<u lvI^euUeu pvseratemnrmchme «»»firtH: UakpelU! k«. LlrksdnerZonmal. N «^»dete- ü „ >loo»tlloh l» vro—«»: 1L ttgr. Li«r«k>, Uuiiuo,n>: 1 Kxr. »nstrnwvrrist: kür ck«» lt«ao» «i»,r Pari», Souutaa, 1. April, Morgen». Der heutige „Moniteur" saat: Die Regierung glaubt unter den jetzigen Umständen an die Bestimmung bald mystisch und geisterhaft schwebenden, bald umwirbelnden Tonreigen wilden Humor- im — au- den wrhmuthverklärten Erinnerungs- längst entschwundener Seligkeiten im elegischen hierin so schwierige» letzten Sähen bewährte; die kühn gesteigerte Freudelust am Schlüsse de- Finale-, di« so schwungvoll hervortrat, ohne in Trivialität zu fallen. Und für die auch im Gesänge ausgezeichnete, rein, präciS und feurig ausdrucksvoll gestaltete Ausführung deS Finale- ist vor Allem sowohl den Chören — der Dreyßig'schen Singakademie und den übrigen Sänger chören — als den Solosängern anerkennendster Dank auSzusprrchen: — diese waren Frau Jauner-Krall, Frau Krebs-Michalesi, di« Herren Borchers, Mittcrwurzer und Eichbergrr — der letztgenannte im Requiem. Diese GrsangSkrSste trugen mit bestem Eifer zu den wahrhaft weihevollen Produktionen dieses Abends bei. C. Banck. DreLdr«, 2. April. Nachdem die „nationale" Partei in Deutschland vier Acte de- in Italien ansgesührtrn Schauspiels nach Her Sein Werkzeug, der KriegSknecht Kurt, dessen An» schläge gegen Peter bisher stet- fehlgcschlagen, war nickt zu bewegen, einen neuen Angriff auf dessen Leben zu machen, zumal Peter jetzt äußerst vorsichtig geworden war und nie ohne Waffe ausging. Einem andern Manne mochte der Kaufmann indeß seinen Plan und sein Ansinnen nicht anvertraucn, um sich nicht selbst «ine Ruthe zu binden, die ihn ins Verderben stürzen konnte. Früher hatte er stet- auf seinen Rrichthum getrotzt, denn dieser hatte ihm dem Volke gegenüber eine mäch tige Stellung gegeben ; jetzt halten sich aber die Verhält nisse so sehr verändert, daß gerade sein Rrichthum sein Leben und seine Stellung unsicher machte. DaS Volk, das in den traurigen, unruhigen Zeiten der Pest, wo aller Handel stockte, wo dir Arbeit ruhte, keinen Ver dienst hatte, dessen ganze Verhältnisse noch mehr ge lockert waren als früher, sah mit Neid und Mißgunst auf jeden Reichen, und würde ein Vergehen, da- er sich hätte zu Schulden kommen lassen, benutzt hgben, um unter dem Schein«, ihn zur Strafe zu ziehen, gegen ihn aufzutreten und sich seiner Reichthiimer zu bemächtigen. Er mußte einen andern Weg wählen, um den jnngen, ihm verhaßten Beckenwerper in- Verderben zu stürzen. Er benutzte die Streitigkeiten, welche schon längere Zeit zwischen den mächtigen Innungen der Tuchmacher und Genxmdschnrider und der Innung der Beckenwerper statt fanden und selbst in diesen bedrängten Zeiten, wo der Tod an einen Jeden so nahe herantrat, nicht beigrlegt waren. ES fehlte nicht an fortwährenden Händeln und selbst an Grwaltthaten zwischen den streitenden Innungen, da kein« obrigkrktliche Mackt ihnen Einhalt that. Ans diese Streitigkeiten und Händel setzt« d«r Kauf mann seine Hoffnung und baut« auf sie stiit« Pläne. So viel e- ihm möglich ,var, fachte er d«n Haß stoischen s - ' lt 1 " » -1»; t Historische Erzählung von Fr. Friedrich. (Fortsetzung au« Rr. 77.) Zu spät hatte der Kaufmann David Damm da- Miß lingen feine» Plane» erfahren. Al» er davon Kunde er hielt, war Rahel verschwunden und keine Spur von ihr vermochte er zu entdecken. Daß sie durch den jungen Beckenwerper gerettet und fortgebracht war, errieth er au» der Erzählung de- KriegSknechre» Kurt und zweifelte keinen Augenblick daran. Sein ganzer Haß warf sich nun auf den jungen Bürger. Anfangs vermuthetc er, daß dieser sie in seinem eignen Hause verborgen halte, und Kurt stand tagelang auf der Lauer, ohne indeß die geringste Spur von dem Mädchen zu entdecken. Dies Alle» steigerte noch die Leidenschaft und Wuth de» Kaufmann». Von Tag zu Tag sah er mehr ein, daß er, so lange Rahel unter dem Schutze de» jnngen, kräftigen und besonnenen Beckenwerper» stand, keine Hoffnung habt, sie in seine Gewalt zu bekommen, und gleichwohl sah er keinen Weg, Peter fortzuschaffrn. der Thrilnahme der kl«indeutschen Partei für die Italie ner. Die deutschen Staaten sollen durch Aufruhr dahin gebracht werdcn, in Preußen auszugehen, und wa» man selbst zu thun unlnscht, darf man natürlich an andern nicht tadeln. E» -irdt noch Italiener genug, die nicht kölnisch sind und di« es mit Schmerz empfinden, daß König Victor Emanuel ein französischer Vasall geworden ist und eS giebt noch unendlich mehr Deutsche, welch« ihr Vaterland in eine ähnliche Lage nicht bringen wollen. Die Kleindeutschen haben kein Recht, sich über die Ent wickelung de» italienischen Drama- zu beklagen, die von vielen Seiten klar vorau-gesagt wurde, und da sie hartnäckig an ihren JrrthÜmern festhalten und die Eintracht Deutschland- verhindern, so werden sie noch viel Schlimmere» verschulden, um dann wieder ebenso wie Kinder zu schreien, die mit Feuer gespielt und sich verbrannt haben. Wa» aber dir Schweizer und nament lich ihre Behörden betrifft, so standen diese im vorigen Jahre so wenig auf Seiten der Italiener, daß sie viel mehr den Haß und Groll der Letztrrn zu tragen hatten, ihre Bürger in der Lombardei und in Piemont Mißhand lungen erlitten und in Mailand die Schweiz eine k. k. Republik genannt wurde. Der „Conftitutionnel" vom 29. März bringt über den Abzug der französischen Truppen au-Rom an der Spitze seine» Glattes eine (bereit- telegraphisch angezeigt«) Mittheilung, in der nach der gewöhnlichen Einleitung über die Princtpien der französischen Politik, „welche di« Unabhängigkeit andrrer Staaten respectire", und über die französischen Verdienste um den Papst be merkt wird: „Die römisch« Regierung selbst schien un fern Abzug zu wünschen, ohne jedoch die großen Dienste zu mihkennen, welche ihr unsre tapfern Soldaten täglich leisten. Zur Erfüllung diese- Wunsche- hat Frankreich nur noch eine Sache abzuwarten: dir, daß skr die Sicher heit de» heiligen Vater- vollständig gesorgt sei. Unsre Armee kann also Rom erst an dem Tage verlassen, wo sie von ihrem Posten der Ergebenheit durch eine andere Armer, von einer italienischen Macht gestellt, abgelöst werden wird. Man spricht noch von Unterhandlungen mit Neapel. Wenn sie ernste Aussicht auf Erfolg ha bcn, so ist eS sicher nicht unsre Regierung, welche rin Hinderniß in de« Weg legen wird." Englische Blätter vom 29. März brkunden deut lich, was von England in Bezug auf den schweizer Wien, 31. März. (Pr.) Es ist seinerzeit gemeldet worden, daß in einem vom EultuSministerium unter dem 25. Februar erlassenen Bescheid der AuSsprnch enthal ten war, es ständen der Ausdehnung der Bestim mungen de» ungarischen Protcstante'ngesetzeS, also deS Synodal- und Pre-byterialsystem», auch auf die deutfch-slavischen Kronländer von Seiten der Re gierung „keinerlei principielle Bedenken entgegen". Die des »wischen Frankreich und dem heiligen Stuhle besteheuden Concordatt erinnern zu müssen, nach Welcher keine Bulle, kein Breve, Rescript, Deeret »der Mandat de« römischen Hofe» ohne Geneh migung der Regierung angenommen, veröffentlicht und gedruckt werden darf. die Scene t« Unterhaus« am SO. Mäez^w» tri« Mini ster auf R« Frag«, ob England gegen yKnkreich in Be zug auf die schweizer Rechte protestirt habe, eine Ant wort gab. Der „Morning-Advertiser" macht Lord I. Russell noch einig« Complimente zu den schönen Wor ten, mit denen er am Montag Abend das Hau» der Gemeinen erfrischt habe, möchte nun aber auch Thaten sehen. Man dürfe nicht vergessen, daß die Osterferien vor der Thüre ständen, und daß es vielleicht dem Cabi- net nur darum zu thun gewesen, da» HauS ein w«nig zu kirren und ihm «ine energische Politik zu versprechen, ohne im Ernste an rin buchstäbliche- Worthalten zu den ken. So könnten mehrere kostbare Wochen unbenutzt verstreichen, während deren böse Einflüsse da» scheinbar Gutgemachte wieder zerstören würden. — „Morning Ehronicle" dagegen, bekanntlich für ein französische- Organ geltend, ist mit dem Gange der Dinge sehr zu frieden. Die Sprache von „Daily-NewS" und „Globe" bewerfe, daß Lord I. Russell'» Montag-rede eine ge zwungene Auslegung erhalten habe. Und da» von den Fabrikanten von Strond ihrem Verirrter, Herrn Hors mon, rrtheilte Mißtrauensvotum zeige, daß die Annrrions- gegner im Parlament nicht in Wirklichkeit die Gesinnung de» Volke» au»drückten. Dem englischen Publicum falle es gar nicht ein, an Stelle der friedseligen Savoyarden, die vermutlich in diesem Augenblicke den Franzosen mit klingendem Spiele und freundlichen Grüßen entgegenzö gen, ein obligates Geheul anzustimmrn.— Di« „Times" stellt wieder einmal sehr mißmuthige Betrachtungen über den Handelsvertrag mit Frankreich an. Frankreich habe Pari», Souuadeud, 81. März. Rach hier eiugeaauarne« Nachrichten an« Ehambrry find von den sech» in den neutralen Provinzen Chablai» und Aauciauy zum Parlament gewähltev Depu tiere» fünf für den Anschluß an Frankreich und nur einer füx de« Anschluß an die Schweiz. Telegraphische Nachrichten. II » Karl»r«che, Montag, 2. April Infolge der Ahstitmuung der Zweiten Kammer in der Eoucor- dalßaagelearuheit (vgl. unter „Tages,eschichte") ist eine Mtuisterkrifi» eiugrtreten. An die Stelle der Mi nister Krtzr. v. Mepseubug <aroßherMliche» Hau» m»d Auswärtige») «>d Freihr. v. Stengel (Justiz »Ad Innere») sollen de« Lrrnehmen nach Hofrich ter Ist. State! und Laum» trete«. Bern, Montaa, r. April. Laut hier einge troffenen verläßlichen Nachrichten würden sich die Machte in einer Collectivnote hei Frankreich für da» gute Recht der Schweiz verwenden. zen-lust beklatscht hat, macht sie beim fünften, obgleich die Entwickelung de» Ganzen darauf angelegt war, finster« Gesichter. Sie ist plötzlich aus allen ihren Himmeln ge fallen und weiß nicht, wie sie wieder auf die Beine kom men soll. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" sagt: „Auch un- drohte im vorigen Jahre und droht jetzt wieder von dem NapoleonismuS eine Gefahr, di«, wenn auch vielleicht augenblicklich weniger unmittelbar al- di« Bedrohung der Schweiz durch die Einverleibung Savoyen- in Frankreich, darum nicht minder ernst war und namentlich jetzt ist. Aber leider hatte« und haben wir, neben manchen erfreulichen Kundgebungen eine» rich tigen und kräftigen nationalen JnstinctS, doch auch viele nie derschlagende Beispiele bald von Gleichgiltigkeit und Träg heit, bald von Unklarheit oder absichtlicher Trübung der öffentlichen Meinung in Bezug aus den zu verfolgenden Weg einer nationalen Politik, bald endlich gar von par- ticularistischen Vrlleitäten aller Art wahrzunehmen." Wer sollte nicht geneigt sein, in dieser Au-lassung „Ge ständnisse einer schönen Seele" zu erblicken, denen rin reumüthige- Bekenntniß begangener schwerer Jrrthümer nachfolgen müßte? Wohl hat die deutsche Nation im Anfang vorigen JahreS einen richtigen und kräftigen na tionalen Instinkt kund gegeben, der aber von der klein deutschen Partei absichtlich getrübt und in eine Unklar heit versetzt wurde, die jetzt durch ein erschreckendes blut- rotheS Licht durchbrochen wird, das selbst in die blöden Augen der Kleindeutschen dringt. Dennoch erhellt eS ihren Gesichtskreis nicht, sondern macht sie nur noch schie lender. Nicht weil sic vom Vatcrlande sich lo-rissen, nein weil die Andern am Recht festhielten, ist, ihrer Meinung nach, jetzt Alle- so schlimm geworden. Die politischen Einrichtungen der Schweiz sollen wir un» zum Muster nehmen und eine Centralgrwalt schassen, wie eine solche dort besteht. In schöner Kindlichkeit wird ganz über sehen, daß die Cantone der Schweiz die Hegemonie nicht etwa an Bern oder einen der andern größer» Cantone übertragen, vielmehr die Macht der drei Vororte — Bern, Zürich und Luzern — gebrochen und einen gewählten " Bunde-rath an die Spitzt gestellt haben, wie das in einem republikanischen Bundesstaate ausführbar ist. In der Schweiz giebt eS keine Dynastie, und wäre eine vor handen, den Cantonen würde e» nicht einfallen, sich ihr zu unterwerfen. Den von souveränen Fürsten regierten Staaten wird aber von einer irre gegangenen Partei angrsonnea, die politische und militärische Führung des Bunde-Eine« alle»» zu überlassen. Sie würden alsohierauf Protest zu erwarten ist, und geben eine Vorbereitung auf nicht rinmLl den Einstuß h^bey, den die Eaittvne der die Scene i« Unteehause am SO. MÜm^wv «in Mini- Schweiz durch dir Wahl de» BnndeSrnth» aüSübeu, der doch au- Staatsmännern der einzelnen Kantone besteht. Der Vergleich zwischen den Einrichtungen der Schweiz und den Forderungen der kleindeutschen Partei ist mit hin hinkend, und eS bestätigt sich nur der alle Satz: Eine- paßt sich nicht für Alle. Obgleich König Victor Emanuel die Vergrößerung seines Staates nur um den Preis seiner Stammlande und seiner Unabhängigkeit, die er mit Savoyen und Nizza an Frankreich überantwortet, er kauft hat und obgleich Klrindrutschlanö nur unter ganz ähnlichen Bedingungen hergestellt werden könnte, giebt die Partei diese Absicht doch nicht auf und die „Köl nische Zeitung" sagt: „Die Schweizer standen wie alle gesitteten Völker des Erdbodens, mit Ausnahme eines Bruchtheilcs (dieser Bruch hatte aber doch einen großen Zähler) der deutschen Bevölkerungen, während des ita lienischen Kriege- auf Seiten der Italiener und empfin den, trotz des schäbigen Schacher- mit Savoyen, so wenig Reue, wie wir Alle, die wir in der Bildung eine- Vater landes für eine d«r edelsten und eine der unglücklichsten Nationen fast die schönste und erhebendste Errungenschaft der ganzen neuern Geschichte mit freudiger Thrilnahme begrüßen. Es wäre eine unauslöschliche Schmach für das deutsche Volk gewesen, wenn es sich dazu hergegeben hätte, sein Blut zu verspritzen, um die Theilung und die Knecht schaft Italiens zu verewigen. Die gerechte Nemesis würde das Unglück Italien» an Deutschland heimgesucht haben, da» nach Erlösung von ähnlichen Uebeln seufzt." Da kommt der Pferdefuß zum Vorschein und der Grund Ausdruck, eine überschwängliche Jdeensülle poetischer Schöpfungskrast auch mit dem klaren Sinne des Wortes belebt und beseelt vom Tone der Menschenbrust wieder- zugcben. Aus den ungelöst ringenden Fragen der Er- kenntniß und dem titanenhaften Kampfe mit dem Ge schick, aus der Oede einer zertrümmerten Welt — au» dem stürmisch Scherzo, träumen Adagio flüchtet sich der hohe Geist siegreich und erhaben über alle- Vergängliche zur begeisterten, vertrauungS- vollen Verkündigung deS allgemein menschlichen und ewig beglückenden Gute», zum dithyrambischen Freuden gesänge von Freundschaft, Liebe und Glauben: diesem Bruderkuß der ganzen Welt! Die Ausführung deS Werke» wurde unter des Herrn Kapellmeisters I. Rieh Direktion zu einer Meisterleistung der k. Kapelle, in der sich «in tiefe» und bewußte» musi kalische» VerstLndniß mit einer bewundern-werth voll endeten und geistig schwungvollen Gestaltung einigte. Da» Orchester gewährte di« wohlthuende Eischeinung eines lebendigen musikalischen Organismus, in dem jeder Einzelne sich ein mitbeseelender Theil de» Ganzen fühlt, sich scheinbar frei bewegt und doch, bald zurück-, bald individuell h«rvortretend, nur die schöne Gesammtdar- stellung künstlerisch mit auserbaut und zur Enthüllung des innersten Geistesleben- einer Tondichtung nothwendig beiträgt. So stellen sich jene zarten Piano-, jene aus drucksvoll gehobenen Crescendos, jenes durchsichtige, in Licht und Schatten wechselnde Gefüge der TvNsprache, jene Noblesse und seine Nüancirung der Klangfarben her, welche gestern in seltenem Grade entzückten. Es sei hier nur noch die feinfühlige rhythmische Leitung beson ders hervorgehoben, welche der Dirigent in den beiden K. Hoftheater. Palmsonntag, den 1. April. Die große Musikaufführung zum Besten de-Unter- stützungSfond» für die Witwen und Waisen der k. Kapelle gewährte einen wahrhaft schönen, seelen erhebenden Genuß, denn st« brachte zwei jener Wunder schöpfungen, jener erhabenen idealen Denkmale deS Menschengeiste-, die dem Geniu- von Zeit zu Z«it in der Kunst wir voll göttlicher Offenbarung gestattet sind. Sehr vorzüglich, in würdiger, edler Haltung, voll Prä- kiston und mit höchst gelingendem, sicher durchbildetem Vortrage der Chöre uud der Soli- wurde Mozart - Requiem unter Direktion de» Herrn Kapellmeister- Krebs ausgrführt. E- schließt diese» Werk gewissermaßen die große Bildung-epoche der katholischen Kirchenmusik in höchster Weise ab. Ohne aus dem Wesen und der Vor stellung de» katholischen Cultu» und der darin gebräuch liche» musikalischen Tradition herauszutreten, ja sich theil- weise nach dem strenge« Style der Vergangenheit zurück wendend; ist r» doch der freier», poetisch dramatischen Auffassung einer großen Individualist entsprungen und zu einer rdrln, schönsten Formbildung vollendet, rührt und erhebt e» durch inbrünstige Inspiration so die gläubige wie die ursprünglich menschliche Empfindung mit unwiderstehlicher Macht. Beethoven'S neunte Symphonie bildet nicht blos für di» Gattung der Symphonie, wenigstens in Betracht des allgemeinen Inhalts und der musikalischen Form, einen großartigen 'Schlußstein, sondern sie wendet sich mit dem vordringenden GcisteSfluge deS Meister- hinüber zu einer neuen Gestaltung und Verbindung der musikalischen Mittel; sie kehrt von den phantastisch , selbstständigen Bahnen der reinen Instrumentalmusik zur Einigung mit hem Worte, zum Gesänge zurück, um einen begeisterten Nichtamtlicher Theil. U-llersicht. Telegraphisch« Nachrichten. Zeitu«g»schau. (Deutsche Allgemeine Ztg. — Kölnische Ztg. — Constitutionnel. — Morning-Advertiser. — Ehronicle. — Time». — Poft. — Nordisch« Birne. — Et. Petersburger Ztg.) Tag«»geschichte. Wien: Anschluß an da» ungarische Protestantengesetz. Hauptmann Dor«. — Die Herzo gin v. Parma. — Innsbruck: Berathungrn über die LaudeSvertheidigungen. — Berlin: Vom Landtage. Pros. Hansen. Kirchliche«. — Hannover: Vertagung der Ständeversammlung. -- Kassel: Untersuchung eingestellt. — Darmstadt: Gezogene Kanonen. — Karlsruhe: Kammervrrhandlungen über das Con- cordat. — Frankfurt: Bunde-tagSsttzung-bericht. — Paris: Wortlaut d«S Vertrag- über die Einverlei bung SavoyrnS. Tagesbericht. — Bern: Die Rück antwort der Schweiz auf die Thouvenel'sche Depesche. Eröffnung des Rationalraths. Freischaareneinfall in Savoyen. — Turin: Senatorenrrnennung. Militä risches. Proklamation de- Prinzen von Carignan an die To»caner. Der Schweizrrputsch in Savoyen. — Neapel: Da- neue Ministerium. Eine Collrc- tivnote der Westmächte. — London: Parlament-Ver handlungen. > Bankausweis. — Konstantinopel: Aufregung unter den Panslawisten. — New-Uork: Nachrichten au- Mexico. Dresdner Nachrichte». Proviuztaluachrtchte». (Chemnitz. Kamenz. Brand.) Feuilleton. Tage»kaleuder. Aufrratr. Börse»- uachrtchten. England übervvrtheilt und lache es au«, weit England sich habe übervortheilea lassen. Zu diesen Vergleichun gen fühlt sich di« „Time-" speciell durch die Klagen dir englischen Papiermüller angeregt, welche bei der Lumpe» noth und dem hohen französischen Au-fuhrzoll aus da- Rohmaterial di« freie Papterrinsuhr schwer empfinden würde«. — „Moruing-Post" benutzt diekurhesfischc B«fassung-fach«, um Oestnrrrtch Eins zu versetzen. Da» Blatt mengt Alle» untrreiuandcr, wat die Partei wuth nnr gegen Oesterreich au«grdacht hat. Außer je ner V«rfaff«ng-sache, heißt es vom neuen Aeichsrathe, er sei rin „Gaukelspiel", SS wird gesagt, Österreich trete „alle bürgerlichen und religiöse« Rechte der Un garn mit Füßen rc." Preußische BlckUer dnukrn den Artikel au-sührticb ab und scheine« nicht einzuhcheii, daß derselbe nur Capital für Flankreich macht. Die Einverleibung Savoyenß beschäftigt von Tag zu Tag in höherm Grade die russische Presse, und wenn diese ihren Di-cusfioueu auch nicht da- Gewicht und die Consequcnz verleihen kann, welche größer« Erfahrung upd wirkliche Thrilnahme an der auswärtigen Politik geben, so verdienen ihre Aeußerungen doch Beachtung. In der Verurtheilung der Theorie-der natürlichen Grenzen sind die „Nordische Biene" und die russische ), St. Pe tersburger Zeitung" nicht bloS vollständig einverstanden, sondern sie geben fast'wörtlich dieselben Argumente^ So gut wie den Rhein, könnte man aüch Rhone, Elbe oder Weser für eine natürliche Grenze au-gcbrw, so gut Wie Savoyen verlangt wird, weil es französisch spricht, könnte auch Belgien, Genf, da» Waadtland von Frankreich, El saß von Deutschland gefordert, oder die ganze französisch sprechende Aristokratie Europas von London bi» Moskau annexirt werden. Noch näher liegende Beispiele werden weggelaffen. Die „St. Petersburger Zeitung", welche diese Ironie am lebhaftesten übt, hält dessen ungeachtet den Anschluß Savoyen» für keine Gefahr für Deutschland, weil Deutschland stark genug sei, sich zu schützen, weil e» bei einem ungerechtfertigten Angriff aus den Beistand Europas rechnen könnte und weil Louis Napoleon'- Politik zu langsam und vorsichtig sei, um von ihr ähnliches fürchten zu müssen, wie von d«r des ersten Napoleon. Am merkwürdigsten in dem Artikel ist daS Lob deS Deutschen ÄuqdeS und die Empfehlung her Eintracht zwischen Oesterreich und Preußen^" Die Stell« lautet: „Wer wollte nicht rinsthen, daß da» Jahr 1815 eine große Umwälzung in dem System« de» europäischen Gleichgewicht- hervorgebracht hoch und daß, wenn es Ra- pvleu.1. möglich Mr,.jndeV er tjrchp'Der kleinere-«fr- scher Deutschland- nach vem andern seinem Einflüsse un terwarf, die beiden Großmächte einzeln zu schlagen, ähn liches seit der Umgestaltung Europa» auf dem Wiener Kongreß nicht mehr möglich ist. Jetzt sind die deutschen Reiche, Oesterreich und Preußen, nicht vereinzelt wie vor her, sondern ein Ganze-, und wie entgegengesetzt auch di« Bestrebungen ihrer Regierungen in allen andern Beziehun gen sein mögen, so müssen sie nichtsdestoweniger im An gesicht gemeinsamer Gejahr sich unfreiwillig die hilfreich« Hand reichen, und ihre deutschen Besitzungen gegen den Feind vertheidigrn. Augenscheinlich ist die- einer der festesten Dämme, tvelchen jemals ein Diplomatencongreß gegen Eroberung-gelöste aufgerichtet hat." E- ist doch «in bemerkenswerthes Symptom für die Anschauung der talienischen Frage, daß ein russische» Blatt einmal die Vortheile schätzt, welche die Einheit Deutschlands gegen französische Erobcrungsgelüste biettt.
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