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Dresdner Journal : 22.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186003222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-03
- Tag 1860-03-22
-
Monat
1860-03
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 22.03.1860
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1860 DouuerStag, den 22 März. -r DresdnerImmml Vmmlworckchn R-Wkttm: A S. H-rtm-nn. Vo»rn; »«rtw: ünorivi'ood« ttnvbd., 8»^»»,»,'« Lur»»»; »rim«: L. 8»,».»ee», Rr»»awK «. L.r ckt»«»»'»ob« 8urdk«ncIIi>ll^; Hl«: LLv«»»», V. (28, 1-ll« s«, do», «o5»»)i ^»lieb, »8 6«, sonn- unck kH«r1«r«, ad«»s» Nie s«» S»Ix«v6«o »ilstr»lr»»«ihm «mvättv: LotMlUk k^. S«L»v,r»^r»,, O,MIvl»»Io»Ll so» vr-osnor ckonnmw: ^bwUbW»» iipw'M Amtlicher Scheit. drrvrdnung, die VeMunz vo» Commissann zur Leit»»- von Landtagswahlen betr., vo« 17. März 1860. Wachd« mittels Aüerhöchfter Berordnrm, »v« LV. vor. MM. die Veranstaltung der für dw ine lausens«» Jahr« «Mznharyftntze vrtzenUtch« Eländeversamorlung «rforder chch« SriänzunU-wahlen a«g«rdnet, mit der Leituug dtcher Wahl« »der, insoweit sic nicht durch die Ritter schaft M erfolgen Haden, folgende Regieruagscoaweiffar«, al» fite dar Bezirk der Stadt Dresden der Regier»»,S- r Wach «perder hier, für d« vchttt der Stadt Leipzig der Regierungs-Rath »o» -angk daselbst, Mr Yen S. städtischen Wahlbezirk der Kreisamtmann vr. Springer in Meißen, ftir d« 7. städttschen Wahlbezirk der Amt-Hauptmann Graf »an Holtzendorff in Pirna, Mr den 8. städtischen Wahlbezirk der Regiern^srefe- rendar von Salza und Lichtenau hier, für den IS. städttschen Wahlbezirk der Gerichtsamtmann n Aaste» in Schneeberg, für de« 14. städtischen Wahlbezirk der Regiernugs-Rath von Götz in Zwickau, Mr d« 1L. sttdtisch« Wahlbezirk der Amtshauptmann »«» Welck ebendaselbst, für h« HS. städtische« Wahlbezirk der Gerichtsamt- »an» Speck in Reichendach, für de» 1. bäuerlich« Wahlbezirk der Amtshanpt- Wan» »»» Oppel zu Borna, Mr h« bäuerlichen Wahlbezirk der Regierungs- rrfrreudar vr. Platz«»»n in Leipzig, . für den H. däumltch« Wahlbezirk der L«t» Haupt menu »an Welck tu Gri««a, für d« S. bäuerlich« Wahlbezirk der Nmtshanpt- nmnntza» Mieth hier, M, d« ». bäuerlich« Wahlbezirk der Gerichts««» man« Vbttger tu Gratzenhat«, Mr d« IS. bäuerlich« Wahlbezirk der Amtshanpt- umnn non Egtdtz in Meißen, für d« IS. bäuerttche» Wahlbezirk der «Uetshanpt- «au» »an Oppe» tu Freiberg, Mr tz« 14. bäuerlichen Wahlbezirk der Amtshanpt- »ann Brückner in Chemnitz, Mr d« 1b. bäuerlichen Wahlbezirk der Amtshanpl- »«» »an Etnstetzal in Anuabepg, < Mr d« 17. bäneelichen Wahlbezirk der Geh. Regte« rungsrath Amts Hauptmann vr. Braun in Plauen, für d« IS. bäuerliche» Wahlbezirk der Eanzleidirector in Älaucdau Mr d« 21. bäuerlichen Wahlbezirk der Regierung». Rath von Kiefenwetter in Budisfin, endlich Mr de» 1. Bezirk des Handel», und Fabrikstaude» der Eonunisfioasrath Hayrnann allhier beauftragt worden find, so wird dieß zur Nachachtung «dusch bekannt gemacht und werde« zugleich all« bei den gedacht« Wahlen betheiligtrn Behörden zu der« thun- lichfter Beschleunigung und genauester Befolgung der des- halb bestehenden Vorschriften (vergl. Verordnungen vom S. und 4. Januar 1842, Gesetz- und Verordnungs-Blatt 1842 Seite S und 21) noch besonder» angewiesen. Dresd«, am 17. März 1860. Ministerium des Innern. Wetze. »»» Beust Schmiedel, S. Dresse«. Seine Atni-ltch« Majestät haben dem Oberappeflattonsgericht» - Präsident Vr. Friedrich Ort- loff zu Jena und de« Oberlaadesgrricht» - Präsident vr. Karl Friedrich Ferdinand Sinteni» zu Dessau da» Eomthurkreuzl. Klaffe, dem Geheim« Juftizrath vr.Frtedrich Heerwart zu Eisenach, da» Somthurkreuz ll. Klaffe, de« Geheimen Justizrakh UppellationsgrrichSrath Georg Ernst Groß zu Hitddnrghausen, da» Ritterkreuz Ullerhdchst Ihre» Albrcchtord«», sowie dem Geheimen Justtzrache Sduard Siebenhaar zu Drr»den da» Ritterkrenz de» Verdienstordens h»ldrrichst zu verleihen geruhet. RlchtamtLichrr Thril. Ueberstcht. rUegruphische Nachrichten. Aettungsschan. (Zeitu«ß»stt«me» über die neu« preu ßische Heeresorganrsattou.) , Tsßrsßeschichtr. Dresden: Stand der Rinderpest in Böhmen. — Wien: ». Schwarzer s. Der Proeeß Ehnatten. Zur ungarisch« Proteftantenangelegeuheil. — Berlin; Besuch der Königin Vietoria «wartet. Denkmal Mr Friedrich Wilhelm lll. Ctreularverfügung in der Dissidenttnfrage. — Gotha: vom Landtage. — Frankfnrt: Bericht über die Bundestagssttzung. — Paris; Militärische». Eolbett-Denkmal. Kano- n«bo»t« Mr China. Lager bet Chalon». Diploma tisch« Not«. Bernrtschte». — Bern: Stimmung be züglich der savotzisch« Frage. — Tnri«: Zur An» nerionsfrage. Vermischtes. — Mailand: Ereeffe. Zugeständnisse weg« Toscana. — Madrid: Fort« setzung des Kriege» wahrscheinlich. Standeserhshung«. Lissabon: General Ferrerl — London: Ant wort der Königin aus di» Ndreffe. Angriff amerika nischer Soldat« auf britisches Gebiet. — Belgrad: Di« lhroafolgeangelrgenhrit. Deputation »ach Kon stantinopel. — New-York: Au» der neuesten Poft. Dresdner Nachricht««. Prnvtnatnl Nachrichten (Leipzig. Zwickau. Meißen. Annaberg.) , Vermischtes. Ein-efantztrs. Gtatißik >«d Solkswirthschaft. Krniletnn. ragasknlentzer. Inserat«. Ssrsen- »achrichte«. rrir-rqchische Nku-richtnl. »ir«, Mittwoch «. «ttt. Vas Otzs-VtzM. gericht hat den laudesgerichtlicheu veschldtßtzestL- ti>t: sea« de« tzi-tzeri-e» Director der Eredtta«. Aalt, Richter, eine Specialnutersuchnna wtffev des Lerbrrchens der Verleit««- zvm Mißßravche der Amtsgewalt eiuzvleite«, ist Erwä-uv-, daß der rhatdestavd wie die rechtliche Leschvldi-un- erho ben sei. Paris, Dieastaff LV. März. Gin hier eiage- troffeves Telegramm aus Turin vom heutige« Tage meldet, daß die dortige Negier«»- eine Deputation aus Nizza empfavffe« habe. Rach hier ei«getroff«en Rachrichte« aus Nea pel vom 17. d. M. war man daselbst mit Modi- lifirnug der Laudmilizrn beschäftigt. Lus No« wird gemeldet, daß daselbst für de« Iß. eine Demoustrauo» gegen di« am 16. auf de« Vati«« stattgehabte Lu«dgrbuug «orbereittt »urde. L»»d»n. Dienstag LV. März, Nachts. In der heutige« Sitzung des Oberhauses kündigte Lord Normanby a«, er »erde nächste«» mehrere An träge betreffs Savoyens riubrtage«. Jul Unterhaus« wurde der von Berkeley gemachte Vorschlag, zur Nefor« der Parlament-Wahlen die grhcime Adsttmmunq eiuzuführm, vo« Lord Pal- »erste« bekämpft und schließlich mit LS4 gegen 147 Sti»»m» verworfe». Lo«do«, Mittwoch ßl. März. Die heutige „M»r»i«g.Post" veröffentlicht et» Telegramm aus Paris, welches die Nachricht, Oesterreich wolle im Verein mit der Schweiz gegen die Annexion Sa voyens protestiren, für falsch erklärt. Dresden, 21. März. Die Vorlage, welch« dr« preußisch«» Landtage be züglich der Armee-Organisation gemacht ist, hat in der preußischen Preffe während d«r letzten Zeit die eifrigste Besprechung gefunden, und verkennen läßt e« sich dabei nicht, daß di« volle oder theilwrtse Gegnerschaft gegen diese Vorlage in grüße«» Umfang« al» früher her- vorgetrrt« ist. In der ersten Zeit, nachdem die Vor lage gemacht war, zeigt« sich zwar auch, wie wir seiner Zett an dieser Stelle hervorgehoben habe», manche» Be denken in der Preffe, indeß war die Meinung vorherr- zend« Uebereinstimmung, und zwar dahin, daß dieselbe, in dem Maß«, in welchem sie gefordert worden, d. h. um ungefähr die volle Hälfte ihre» gegenwärtigen Stan de», sich nicht innerhalb der durch die Finanzkräfte de» Lande» gezogenen Grenze« halte. Insofern die Erhöhung einfach al» bleibende Folge der stärker» Recrutiruag uud einer vollen „dreijährigen Präsenzzeit" als unerlLßlicher Bedingung einer genügenden militärischen Ausbildung dargestellt wird, insofern bekennen ziemlich alle liberalen Preß-Stimmen, welche bisher laut wurden, die Ueder- zeugung von der völligen Unerschwinglichkeit so hoher, bleibender Anforderungen an die Gesellschaft. Es handelt sich bet der in Rede stehenden Vermehrung um einen finanziellen Mehraufwand von mindesten» 10 Millionen Thalrr jährlich. Der unvermeidliche Mehraufwand der zahlreichen neuen Labre» wird sich, meint man, erschwin gen lassen, sofern nur gegen eine übertriebene Vermeh rung der Friedensstärke durch Rückkehr zur Verkürzung schend, daß die Organisation zur Ausführung gelangen Würde, und die liberale» Blätter erklärten, gegen gewisse „liberale Garantien" vo» der Regierung werde nur» die Mehrforder «ragen wohl bewillige» können. Hierin hat sich spä ter diese Preffe sehr verändert. Eie begann zu rechnen und di« Vorlage genauer zu durchforschen, und was sie ausrechnet«, schien ihr so stark zu sein, dir organisatori fch« Seite der Vorlage entsprach so wenig ihren Wün- swcn, baß heute kein einzige» liberale» preußische« Blatt ist, welch«» nicht entschieden die Vorlage bekämpft«. Soweit wir es übersehen können, war es, außer de« wenigen streng conservativrn Blättern, nur die officiöse „Preußi sche Zeitung", welch« dir Vorlage entschieden in Schutz nimmt. Selbst di« übrigen, mit officiösen Quellen be dachte« Blätter in Berlin, Köln, Elberfeld, Magdeburg rc. sprachen sich «ehr oder weniger entschieden gegen die Vor lage au» und nur ihre Berliner Lorrespondenzrn mach te» politische Gründ« Mr die Vorlage geltend. Al» solche führte man an: da- Ministerium werd« zurücktrrten, fer ner der Prinz-Regent werdr abdanken, »der man werd« die Organisation octrohiren, oder endlich man wie» auf dir Gefahre» der Weltlage hi«, welche Preußen zu den größten Rüstungen auffordertea, zu einer Kriegsbereit schaft, die am beste», ohne «ach außen hi» zu reizen, unter de« Scheine einer Reu Organisation borgenommen werde» könnte. Al» di« wichtigsten drei Forderung«» der Vorlage erschein«»: die verstärkte Aushebung, di« Ver wandlung der drei jüngsten Altersklaffen der Landwehr in Reserve und di« Vermehrung der Friedensstärke Der erste Pmckt, welcher dir volle Durchführung de» Prin- cip» der allgemeine» Wehrpflicht in sich begreift, fin- Tse PPL de» zweiten gehe» die Meinungen schon ansetnander. Allgemein verständlich ist der ökonomische vortheil, wel cher Mr alle Fälle theilweisrr oder gänzlicher Mobil machungen »nd militärisch-politischer Demonstrationen der bürgerlichen Gesellschaft daraus erwächst, daß die vier älter« Jahrgänge der Landwehr ersten Aufgebote» für die Zukunft au» den Reihen der ersten Feldarmee, wieder ganz ausscheiden sollen. Wohl aber machen sich nicht wenige Stimmen vernehmlich, welch« nicht zu geben wollen, daß der entgrgrnstehend« Nachtheil, die Verlängerung de« Rrservrverhältniffe» um drei Jahre, »elcher sich nicht blos bei Mobilmachungen, sondern auch der Präsenzzeit und durch zweckmäßige Beurlaubuogen ein« vmkehr getroffrn wird. Eine zweijährig« PiLseuz zeit, anstatt der in der Vorlage ausgestellten dreijährig««, wird von der liberalen Presse Mr genügend zur Aus bildung de» Soldaten erachtet, währeud die militäriichen Stimmen drei Jahre al» da» geringste Zeitmaß, wrlche» zu diesem Zwecke nithrg, darstellea. Demokratische Blätter verlange« außerdem eine Umgestaltung der Avancements- Verhältnisse von den untern Posten in die Osfiziersstel- len, Aufhebung der Garde u. dergl. Hiermit Haden wir die hauptsächlichsten Streitpunkte, wie sie bi» jetzt in der Preffe hervortreten, dagelrgt. Dir finanzielle Sette der Vorlage hat noch zu bessndern Rechnungen in der Presse Veranlafiung gegeben. Man hat ausrechnen wollen, daß in Wirklichkeit die Organisation nicht nur eine Vermeh rung de» Budgets um 10, sonder» um 17 Mill. Thqlcr bewirk«» würde. Ma« hat berechnet, daß da- Kriegs budget künftig selbst bei erhöhten Einnahmequellen noch 62 der directen und mdirecten Abgaben, einschließlich Salz und Lotterie, in Anspruch nehmen würde, während Frankreich 222», England 42 A» und Oesterreich 40 H» dafür verwende»; man hat berechnet, daß auf jeden Kopf in Prvnßen 2H Thlr. Strnrr nur Mr da» KriegSdndget gelegt werdea müßten;- man hat nachzuwrise» gesucht, daß die Staatseiunahme seit 10 Jahren nicht in dem Maß« gewachsen wäre, um dir Hoffnung zu geben, ihr Kortschretten würde die Militärantgabrn später wieder aufwiegen. Die „Kölnisch« Zeitung" versichert einmal über ppi» andere, die beginaende Erschöpfung lieg« scho» vor Augen und di« neu« Organisation der Armee würde Preu ße» binnen kurzem in Kinanzverlegenheiten gleich Oester- ^ÜP^Gßßv nungr» rücht in diesen» Maße zugeben. Di« ,,R«u« Preußische Zeitung" wird von der Größr der Summe nicht zurückgeschrtckt, sie pvlemisirt sogar gegen die mini sterielle Behauptung, daß die in Aussicht genommene Grundsteuer-Rrgulirung einen irgend bemcrkenswrrthcn Beitrag zur Deckung der Kosten künftig gewähren werde; dagegen hält sie die neu« Organisation für das einzige Mittel, Preußens Großmachtstellung zu bewahren. Wir geben Alles die» einfach hier al- Stimmen der preußischen Preffe wieder, ohne den Berus zu fühlen, ein einzige» Wort eigner Kritik hinzuzufügrn. Dieselbe Zurückhaltung glauben wir einem Artikel während der Friedrn»zeiten ständig fühlbar macht, eine unumgängliche Bedingung jene» gewährten Vortheil» sei. Es wird in dieser Beziehung die Ansicht aufgestellt, r» müsse sich bei der verstärkten Recrutirung von jährlich 40,000 auf etwa 63,000 Mann eine Organisation treffen lassen, durch welche bei militärisch-politischen Demonstra tionen und vielleicht gar nur partiellen Mobilmachungen ein Zurückgrrifrn auf Jahrgänge der bisherigen Land wehr ganz vermieden und bei welcher die ganze Land- »ehr in die Stellung zur Linie zurückgrbracht werd«, »elche ihr von ihren Gründer» angewiesen wurde. Der dritte Hauptpunkt aber, die in den Vorlagen in Aussicht gekommene Vermehrung der Friedensstärke, zeigt un unter den nicht offieiösen und «icht rein-militärischen Preß - Stimmen wieder eine an Einhelligkeit gren- der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" über den selben Gegenstand gegenüber nicht bewahren zu sollen, da in demselben auch die übrigen deutschen Staaten mit in Bettacht gezogen werden. Es wird nä.nlich in dem Artikel anerksnnt, daß die neu« Organisation «inen ho hen Steuerdruck in Preußen zur Folge haben werde und dann heißt es weiter: „Wenn Preußen für sich allein nicht im Stand« ist, die Lasten seiner Grobmachtstellung auf dir Länge zu tragen, ohne sich in bedenklichster Weise zu erschöpfen, so muß es Alles daransetzen, sich mit dcm übrigen Deutschland dergestalt fest und unlö-bar zu ver binden, daß fernerhin nicht mehr blo» die Vortheile, sonder« auch die Opfel der Grobmachtstellung (die ge genwärtig Preußen, zugleich mit für Deutschland, zu dessen Sicherheit, aber lediglich auf seine alleinigen Kosten, Aevilleto«. ver»eh»t. Historische Erzählung von /r. /riedeich (ffortsetzung <w< Ar. 67.) Es »ar an einem Hefter«, warmen Frühling-abende dos Jnßre» 1S4S, al» et» junger, schlank gebauter Maa» drnch «in, der r»g«n und alte» Straßen der Stadt ging. Di« Nbe»dtzätmner»»g »ar bereit» hereingeb»ochen, den noch »ar es noch hell ge»ug, um da» Gesicht und die Gestatt de» junge» Ma»ne« zu erkennen, «eine Seficht»- Mg« Ware« von je«er Art, die sogleich bei« erste» An blicke Mr sich ei«n«hm««, ohne daß sie gerade schön stad »»d der Lettachtend« sich sofort bewußt wird, worin da» Lnziehend« derselbe» beruht. Da» groß«, offen« Auge blickte fest darrt». Lag auch ein« gewiße Gutmüthigkeit dari», so verrirth doch der lebhafte, feurige Blick, der Ä»o» Ge-enftand so scharf firiren konnte, «inen raschen Sin» und thatkräfttge» Muth. Der Mund «ar fcin- arschaitten, die Ras« näherte sich fast dem alttömischen Typus. Unter einer einfachen Mütze fielen lange, blond gelockte Haare hervor und reichte« bi» auf die Schulter herab. Der Gang war leicht, aber sicher. Der Kopf w»rd« »icht ohne eine» Anflug vo» Stolz und Selbst gefühl gerade, fast ein wentg hinten übergetragen. Die Kleidung verrieth einen wohlhabenden Bürger. Nachdem er die Straße fast bi» zum Ende durch schritte» hatte, blieb er vor einem alten und finster aus sehenden Haufe stehen. Die untern Fenster Warrn durch Ade» fest verschloffe» und auch dir dr» ersten Stock wake» verrirthen «icht, daß da» Hau» bewohnt wurde. Di« Thür »ar niedrig »nd all. An diese klopfte der ftnge Ma»«,' da de» Namen Peter Lange führt« »nd «ft» Arista ha damals noch mächtigen Beckenwerper- innung war. Die Thür wurde geöffnet, doch kaum so weit, daß der Harrend« rintreten konnte, und wurde dann sofort wieder hinter ihm verschlossen. Nachdem da Eiagetretene «inen Greis, der ihm die Thür geöffnet und dessen langer weißer Bart, dessen spitze, gebogene Nase und kleine», scheu und schnell blickenden Augen sofort seine jüdische Abstammung verrirthen, begrüßt hatte, schritt er üba die dunkle, enge Hau-flur zu dem Hintern Theilr de» Hause». Er schien hin bekannt zu sein, den« ohne Zöger» trat er in rin kleine» Zimmer ein. Obwohl hier nicht der geringste Luru» zu bemerken war, machte doch die ringtum herrschende Ordnung und Sauberkeit einen wohlthuenden Eindruck. An dem offenen Fenster, in welches ein davor stehen der Obstbaum seine blühenden Zweige hineinreichte, saß rin junge» Mädchen und schien die warme, duftige Lust de» Maiabend» riazuathmeu, welche au» dem kleine» Garten i« da» Zimmer strömte. Es war eine liebliche, frische Gestalt. Die dunkeln Augen und da» schwarze, reiche Haar verliehen dem fein geschnittenen Gesichte und seinem zarten Teint eine» eigenthümlichen Reiz. Neben aller Weichheit und Demuth, welche sich in diesem Antlitze ausprägten, war doch «in schwärmerische» Feuer nicht zu »erkennen, sobald es di« dunkeln Augen aufschlug. Die Gestalt war zart gebaut, zeigte aber trotzdem jene Fülle und Weichheit, die nur den orientalischen Frauengestaltrn in dem Maße eigen sind. Nachdem da» Mädchen den Eingettetenen bemerkt hatte, stand fi« auf und streckte ihm dir Hand zum Gruß rntzrge». Er wollt« sie an seine Brust drücken, aber sie entzog sich ihm sanft, obschon ihr Auge ihn lieb und frr»»dklch aublicktr. „Richt doch, Peter," sprach fi«. „Ihr dürft nicht so Ueb »ehr mit mir thun. Ich weiß, daß Ihr es ehrlich meint, denn noch nie habt Ihr ein Unehrbare» von mir begehrt, aber in der Stadt spricht man darüber, daß Ihr in da» Hau» meine» Vater» kommt und eine Liebschaft mit einem Judenmädchen habt." „Wer spricht darüber?" fuhr der junge Mann heftig heraus. „Wer wagt meinen Schritten nachzuforschen? Sprich, Rahrl, wer spricht darüber? Und woher weißt Du die«?" Die heftige Stimme de- jungen Bürger» und seine feurig blickenden Augen schienen da» Mädchen einzu schüchtern. Sie erinnerte sich daran, daß sie wider ihren Willen Etwa» ausgesprochen hatte, was sie al» Gehrim- niß bewahren wollte. „Laßt ab mit Eurrm Forschen," entgegnete sie. „Ich habe versprochen, zu Euch nicht darüber zu reden; di« Worte sind mir entschlüpft wider meinen Willen. Ich wollte Euch nur bitten, nicht mehr in da» Hau» meine» Vater» zu kommen und mich zu vergessen, denn .. . ." „Rahrl!" unterbrach sie der junge Mann unwillig. „Rahrl, sprich nicht so. Gilt Dir unsre Liebe nicht höher, al» da» Gerede der Menschen? Liebst Du mich nicht mehr, daß Du mich so leicht vergessen kannst? Bei meinem Heil! ich lasse nicht so leicht von Dir, und Du sollst mir sagen, «er Dir solche Gedanken eingeredet hat." „Niemand!" erwiderte Rahrl mit weicher Stimme, indem sie die Hand de» jungen Beckenwerper» ergriff, um seinen Unwillen zu beschwichtigen. „Mein eigne» Herz hat mir den Gedanken ringegeben. Seht, Peter, weil ich Euch so lieb habe und Euer Glück mir so sehr am Herzen liegt, vermag ich e» nicht zu ertrage», daß Euer Ruf leidet. Wohin soll »nsre Liebe führen — ich kann doch nie die Eure werden. Ich Mhle mich bet dem Grdankrn, von Euch geliebt zu werde«, glücklich; mehr verlange ich nicht, und immer werd« ich Euch im Herzen tragen. Aber Ihr dürst Euer Glück einer armen Jüdin wegen nicht auf» Spiel setzen. Alle Mädchen der Stadt blicken mit freundlichen Augen auf Euch, sucht Euch unter den reichen Bürgertöchtern ein Weib auö. E» giebt so viele hübsche Mädchen unter ihnen; gewiß sind auch ihre Herzen gut und Ihr werdet glücklich werden." Schweigend hatte Peter sie angehört und auch jetzt noch stand er in Gedanken versunken da. „Sag' mir, Rahrl," sprach er endlich, „wer Dir diese Gedanken eingeredet hat, denn au» Deinem eignen Herzen können sie nimmer kommen. „Siehe, ehe ich Dich auf gebe, biete ich der ganzen Welt Trotz. Ich will mick nicht von Dir trennen, ohne Dich giebt e» kein Glück Mr mich. Wehr Dem, der unsrer Liebe durch bösen Leumund zu nahe tritt! Wer hat Dir gesagt, Rahel, daß man in der Stadt über unsre Liebe redet?" Rahrl'» Vater trat in diesem Augenblick« in da» Zimmer, und da sie verlegen schwieg, richtete Peter an ihn dieselbe Frage. Der Greis warf einen ernsten, vorwurfsvollen Blick aus da» Mädchen und erwiderte: „Ich hatte meinem Kinde untersagt, mit Euch davon zu rede«, um Euch unnützen Aergrr und Händel zu ersparen. Wa» kümmert e» Euch, wa» die Leute von Euch reden, so Ihr nur gerecht seid vor Euerm eignen Herzen und dem Gewissen. Trifft doch mein Kind dieselbe Rackrede, aber ich lasse sie in Ruh« über uns ergehen, weiß ich doch, daß Eure Liebe eine reinr^ und ehrliche ist." „Nein, Alter," entgegnet« der junge Mann, „gerade weil unsre Lieb« eine reine und heilige,ist, deshalb soll Niemand sie ungestraft anzutasten wagen. Gpröch, wer hat zu Rahrl darüber geredet?" „Und wenn ich Euch nun nenne seinen Namen," erwiderte der Jude zögernd, „wollt Ihr mir anch geben da» versprechen, Richt» zu unternehmen wider ihn und
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