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Dresdner Journal : 07.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186003070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-03
- Tag 1860-03-07
-
Monat
1860-03
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 07.03.1860
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56 Mittwoch, de» 7. März. 1860. . , . , M - MU. . .. , . ^., — - .w,^ .. , — - .chu m.. .. »m» .. . -- ' ... . - ' StGMPO»B»- ^u«ü- 5 Tblr. 1v r^t»L VU»bck.-1 „ 10 ,. ,. . ttvi .tU.d I„ vr—4«»: 1» UM Lluraln, kiuwut.n»; 1 dlgr L.srritnrMWe: kür <l»ll L.^UL .1».r a»»p«Stza»«> 2«t1«: 1 tzt«. ll°».r M Lall.- 2 ««r. UrschetrMe ' Dk^lwü, mir ck«r M»- »Ml ^b«»Sa Nt- cka» katytzwäa» 1k»z. Drrs-mrIomMl. Dnarttwortücher Sledäctem: 3. S. Hartmauu. NlstxHtzDWUUMtzWe NNDWärtN: datzwis- k». <l.» jGeaaäuar ^oueual»; : tt Uv»»»»; Lira»»! Ün,«»»r»ui t Vo»l.«»; NaeU«: O.oriv. ^k« v»ovd., Iturnuae»» » llueaau» In»«»: L. Sq»r.vrr»; rnmNtaer ». »: !>>.- dit»u6Iuo»; »bl»; LLv««»»; vaet,: ». LL»»»»«r., (W, ru« <l«, doo» «os»^); VeaU: t ». >^»»i-rc»'» Luabdaoälung. täiUügl. k»»Mii.i»» ä— Ve*a4a«r l)r»»ä.o, wariauate»«,» Ur. 7 Ämtlichrr Theil. vekamrtWachung, die Ueberweisuvg der Stadt Geising zum 8. städti schen Landtag-wahldezirk betteffend. Durch die der Allerhöchsten Verordnung vorn LV. Februar 1832 angehängte Beifüge «ub (-) (Oes.- u. Ber.-Blatt ? 138) w« unter Andern die Stadt Ne»g«tßing dem 7., di« Stadt Altgeißing dem 8. städtischen LaadtagS- vahlbezirke zugeiheilt worden. Nachdem neuerlich beide Wnrgenanute Städte zu einer einzige« Stadtgemeind« unter de» Stame» „Geising" vereinigt und letztere für die Ankunft ungettzetlt dem 8. städtische« Wahlbezirke überwiese« worden ist, so Wird Solche» unter Bezug nahme auf den in Z. 5 der «gezogenen Verordnung ge machten Vorbehalt hierdurch zur öffentlichen Kennlmß gebracht. " Dre»den, den 3. März 1860. Ministerium deä Innern. Frhr. von Beust Schmiedel, 8. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Dienstag, 8. RtLrz. Et» soeben er schienenes kaiserliches Patent bestätigt die vor eini ge» ragen über eine bevorstehende Umgestaltimg deS ReichSrathS gemachte« Angabe«. Derselbe erhält ei«e Berstärkvng d«rch periodisch rivzube- rafrvde ansterordevtliche Mitostieder, »oz» der Kai ser Erzherzoge, kirchliche Würdenträger, sowie einige ausgezeichnete Eivil- «nb Militär Personen auf LebrvSzeit rrneant. Lchtvnddreißin Mitglie der «erden von de« LandeSvertretungen durch Auf- steüung »o» je drei Candtdatrn in Vorschlag ge bracht Die Wirksamkeit dieser Mitglieder danert je 6 Jahre. Der Berathung deS ReichSrathS »erden unter zogen: Der Voranschlag deS Staatshaushalts, die Prüfung deS EtaattrechuungSabschluffe^die Lor lagen gu di« GtaatSschuldoneonuntsOa», «hchtige EntwüÄe algemeiner Sksrye, smvir die Vorlage« a« die Landesvertretungei». Eine Initiative in der Gesetzgebung steht de« Reichsrathe nicht zu. Die Minister und Chefs der Lentralstelle« fiud berechtigt, a« de« Berathungeu tbetlzuueb- «e«. Di« Erlassung eiver Geschäftsordnung bleibt Vorbehalten. Bezüge aus dem Staatsschatz wer den deu ReichSräthen nicht gewährt. Ein« zweite kaiserlich« Verordnung beruft den Reickdrattz auf deu Mai dieses Jahres ei» zur Feststellung deS Voranschlags für deu StaatShauS- halt auf i8Sl, wozu der Kaiser vor dem InSle- beutreten der LandeSvertretuugen befähigte Män ner auS den eiuzeluen Krouläuder» beizieht. Paris, Dienstag, 6. März. Der heutige „Mo niteur" euthLlt eine Rote folgenden Inhalts: Die deutschen Zeituvgeu spreche» von eiuer Vermehrung der Artillerie um 3 Regimenter. Da aber die Zahl der Batterien vermindert worden sei, so habe die Artillerie durch die neue Organisation in Wahrheit eine Verminderung erlitten. London, Dienstag 6. März. In der gestri- gen Sitzung deS Unterhauses antwortete Lord John Russell auf eine Anfrage Haukey'S, der Handels- vertrag mit -rankreich leide ans die franzSfischen Colonien, Algerien ausgenommen, keine Anwen dung» er hoffe jedoch, diese Beschränkung «erde bald Wegfälle«, -er«er habe der Kaiser Rap»- lem» de« gesetzgebend«» Körper die Aufhebung der Ausfuhrsteuer auf Lumpen Vorschläge» lassen. Lord Palmerston beantragt, die DiScusston über die von Beug beantragte Dankadresse für de» Abschluß des Handelsvertrag eiutrrten »n lasse«. Kinglake sprach gegen di« Adresse. Der Zwech des Handelsvertrags soll« Beförderung der Freund- schäft mit Frankreich sein. Die Annahme der Adresse wäre bloscr Hohn, solange die Bezieh ungen z« Frankreich «och nicht klar seien. Byug vertagt hieranf seine« Antrag. Lord Palmrrsto» sagt, die Adresse sei bloS dem von Mitgliedern des Hause« ausgesprochene» Lausche gemäß eiu- gebracht worden. Hiernach ergriff Kitzaerald über die franzSfi- scherftit« beabsichtigte Siuverletbung Savoyen« da« Wort. Dieselbe enthalte ei« Princip, wichti ger al« die Abtretung de« Gebiet«. I« der Thronrede de« Kaiser« werde auf die „natürlichen Grenzen" Frankreich« angespielt. Europa erwarte von England, daß r« gegen diese Politik die Ini tiative ergreife. Statt dessen verlause die Regie- ruug die Genehmigung eine« Handelsvertrag« nrit Frankreich. Die« erscheine wie eine Billig»«- der französische» Politik. Dagegen müsse ei« ernster Protest erhoben werden. E« sei rätblich, de» Handelsvertrag erst »ach der Einverleibung Sa voyen« zu diScutiren. «right mißbilligte Fitzgerald'S Rede al« parteiisch gegen den Handrlsvertrag Roebuck hielt e« für nochwendig. daß da« Hau« zuerst seine Meinung gegen die Einverleibung Savoyen« aussprech«, eh« e« de« Handelsvertrag diScntire. Lord John Russell entgeguete: wenn ei« Mit glied die Krage an« deu Händen der Regierung nehme« und sie in ander« übertragen wollt«, so möge es den versuch machen; er muffe iudeß ei« solche« verfahre« für «ucoustitutiourll und gefähr lich erkläre». Ma« »löge einen bestimmte« An trag stell«; die Regierung werd« darauf antwor ten. Er selbst sei gegen di« Einverleibung Sa voyen« «nd habe vor de» An«sprechen dieser Mii- uunguvd dessenLonsegnenzen nicht zuruckgeschreckt. Der Kaiser habe jedoch erklärt, er werde über diese Angelegenheit die »roßmächt« befragen. SS sei »och.nicht bekannt wie dies« Befragung gescheh^ soGo» MelgdmydSReUierHnrg rnk» P««ä«ent hätten gesprochen, d«s übrige Enr«a nxh nicht, obgleich außer Zweifel sei, wohin dessen Ansicht gehe. I» solcher Zeit sei ei« übereilter Beschluß des Par lament« z» vermeiden. Sen» die Cabinete von Wien» Berlin und St. Petersburg sich gegen die Einverletbuug Savoyens auSfprächeu, so werde der Kaiser Napoleon, davon sei er überzeugt, »icht daranf bestehe«. Auch hab« Sardinien «och nicht gesprochen. Da« Hau« sollte de« Handelsvertrag für sich beurtheilen. Al« Lord Malmesbury Minister de« Auswär tigen gewesen, sei er von der beabsichtigten Ein verleibung SavoyenS benachrichtigt worden: wenn man damals nicht eifrig dagegen aufartreten sei, so erscheine jetzt eine aufregende DiScusston darüber nutzlos. Hierauf wurde die DiScusfivn der Adresse auf Donnerstag verschoben. London, Dienstag 6. März. Die „Limes", ebenso „Daily New« ' und „Moruiug-Post" beschul dige» in ihren heutige» Nummern die Lorie«, sie wollte« England in eineu Krieg mit Frankreich verwickeln. Die „Lime«" sagt: England würde de« Minister in« NarreuhauS schicke«, der um Savone« willen einen Krieg anfangen wollte. Wie der „Morning-Adverttser meldet, hätte sich Graf Cavour in seiner Antwort auf die neueste« französischen Vorschläge dahin erklärt: Sardinien wünsche die Idee« deS Kaiser« zu verwirkliche«; . - - - - — 1-— e« ständen de« aber große Schwierigkeit« «Ge gen. Sardinien sei nie gegen di« Selbstständigkeit Loscanas gemesea, würde dasselbe aber auch nicht zurüKweis« »em» die LolkSabstimmmm für die Anuerio» «««rasse. Während der AHHtmuuwg »erd« der Ritter Buoncompagvi Mittelttalien »er- lasse» Da« Vikariat der Romagna »erd«dies«- dinisch« Regierung eiuttetenden Fass« auurhmen. nevtS — -egen die Franzose»! So wenigsten» zeigt der Nischeln. Manche Leute wollen hinter dem Allen eine Perfidie wittern, der Zwiespalt mit Frankreich sei nur affectirt, um der Bewaffnung den Charakter der Aufwal lung zu geben und so die Krieg-vorbrreitungen gegen Oesterreich zu vertuschen und di« Aufmerksamkeit von dem eigentliche, Zwecke abzulenkrn. Da» scheint un» aber, wie di« Sachen stehe« »nd liegen, nicht wahrscheinlich. Wir glauben vielmehr, Lavour will wirklich versuchen, ob er nicht Napoleon tmponiren könne. Vielleicht rechnet er Dre«de», 6. März Ja Wiener Blätter» findet jetzt eia« lebhafte Dis kussion über di« Frag« statt, ob die neue Schwenkung der iranzSstschen Politik gegen Piemont aufrichtig zemrtnt sei oder al» Eingang zur Entwickelung weiterer Pläae diene. Die „Presse" rutwickett die letztere Met- »nng, indem sie sagt: „Dir in der Thronrede »»gekün digt«, durch di« Note Thvuvenel'S doeumrntirte anst- annrrionisttsch« Schwenkung der Napoleonische« Politik ist nichts Anderes als ein« diplomatische Formalität gegen über Oesterreich, Preußen und Rußland, ohne thatsiich« lich« Bedeutung für Italien und die dort jetzt nur um so rapider vorschrettend« Entwickelung der Dinge, -lebt Victor Emanuel nur Nizza und Savoyen heraus, und dies ist eine längst abgemachte Sache, so wird man da« Luileriencabinrtdi« vollzogene Thatsach« drrAnnerion «ver kennen sehen, als ob dieselbe sich von selbst verstände. ES wird bedauern, daß dir Wünsch« der Italiener im Widerspruch« mit den Wünsche« Oesterreichs, Preußen« und Rußlands stehen; eS hab« Alles grthan, um die Annerion zu ver hindern, wie eS Alles getha», um die Wiedereinsetzung der mittelitaliraischen Fürsten zu bewirken. Frankreich blauere, wa» geschehen, aber der Kaiser könne in Italien deu Nationalwille« nicht bekämpfe«, der i« Frankreich die BafiS seiner Machtvollkommenheiten bilde. Inzwi schen vollzieht sich die „unerbittliche Logik der Thatsachen" in Italien so, al» ob Thouvrnel'S Not« vom 24. Februar in Turin nicht überreicht worde« wäre, »nd als ob Na poleon Nl. in seiner Botschaft bezüglich der Annerion HaS ltzegentheil Dessen gesagt hätte, was er wirklich sagte. Wir haben eS, wie aus Alledem hervorgeht, mit einer mit der grbßwn Feinheit angeleglen Jntrigue z« thu«. Der Handel, daß Piemont gegen die Annerion Vckvoye« «ntz Nizza an Frankreich cedirt. Ist ein« läugst abgemacht, SÄHe. Dlest^Cession würde jedoch in Enropa Skandal erregen, wenn sie ohne Weitere» stattfände. Dir Auf merksamkeit muß davon ab- und auf einen andern Puntt geleitet werden, viele wollten di« Annerion in Italien nicht, bloS weil Frankreich sie protegirte. Frankreich braucht sich bloS die Miene zu geben, die Annerion nicht zuzulassen im Namen der konservativen Interessen, so wird di« Annerion MittelitalienS an Piemont bis hinauf in die Cabinete eine Menge Fürsprecher finden. In der Entrüstung über dir französische Treulosigkeit wird man die Annerion vertheidigrn und schließlich nach zwei Seiten hin geschehen lassen, wa» man niemals gewollt. So hat man r» in Pari» und Turin «»»gedacht und abgekartet. E» fragt sich nun nur, ob die andern Mächte dir Partie auch z« Ende spielen lassen. England wird kein erheb liche» Hinderniß sein. Da» Cabinet Palmerston-Russell ist längst für den ganzen Plan gewonnen und hat nur au» Rücksicht für seine Eristrnz sich im Parlamente gegen die Einverleibung Savoyen» und Nizza» erklärt. Ruß land aber ist «eit, Preußen hat kein« auswärtige Politik und Oesterreich hat da» Seinige gethan. Go stehen die Dinge heute." Die „Ost-Deutsche Post" dagegen glaubt, daß die Schwenkung der französischen Politik gegen Sardinien bitterer Ernst sei. Sie sagt: „Vor der Hand scheint Herr v. Cavour und seine Tranden nichts weniger al» zur Nachgiebigkeit geneigt. Man nimmt sogar in Turin ganz kriegerische Mienen an. Man thut, al» ob man Frankreich selbst mit den Waffen in der Hand wider stehen wollte. Man bereitet sich zu einem VertheidigungS- kriege vor gegen die schlagfertigsten Armeen de» Conti- dabet auf die Unterstützung England»; vielleicht hofft er, die losgelassen« Erbitterung, die getäuschte« Hoffnungen der Jtalimrisstmi werden «in solche» Geschrei durch ganz Italien gegen Napoleon ertönen lassen, daß diesem selbst in Pari» bang« werde« wird vor den Gespenstern Or sini'» u»d dem Geist« der Ansteckung der Garibaldi'schen Parteigänger. E» ist nicht unmöglich, daß Cavour einen Versuch «acht, wie sich Hand in Hand mit der Revolu tion abermals »periren läßt, wenn England sein« schützen de« Ftttige dazu herleiht. Und wenn er e» wagen wollte — wird Victor Emanuel darauf eingehen?" Von besonder«! Interesse scheint un» die äußerst miß liebige Aeußerung eine» Blatte» über die französische Thronrede zu sein, welche» bisher mit der größten Sym pathie der französischen Politik zugrwandt war ES ist die» der Brüsseler „Nord". Er schreibt in seinem po litischen Resume: „Man ist überrascht gewesen von der Schroffheit, welch« die Stelle der Thronrede charakterisirt, die an Sardinien gerichtet ist; wa» aber noch mehr Stau ne« erregen muß, ist, daß diese Stelle besonder- beklatscht worden ist. Wie geht e» zu, daß in Frankreich Sardi nien weniger Freund« zählt, al» in ander« Gegenden, di« »icht dieselben Ursachen haben, diese» Land zu lie ben? E» ist traurig zu sagen, aber Frankreich ist bla- sirt; leicht zu überreizen, giebt es sich zu leicht der Ent täuschtheit und Gleichgiltigkeit hin. Die Politiker diese» Lande- können sich von den Banden einer traditionellen, aber beschränkten und kltinUchen Politik nicht loSmachen, deren Zeit vorüber ist u*tz di« unter den gegenwärtige« Umständen nur Mißtrauen, Widerwillen und Feindschaf ten ring» um Frankreich erregen kann. Go lange eine große Nation nur schwach« Staaten um sich dulden will, hat sie nicht da» Recht, sich «ine große Nation zu nen nen." In eine« Leitartikek führt der „Nord" dann weiter seine Unzufriedenheit mit der franzbsischen Politik au». Nicht dass Savoyen verlange, ist dem „Nord"- zuwider, sondern daß sie nicht weit genug in Italien geh« und Piemont nicht ganz Centralitalicn geben wolle —, dies« Politik der Eifersüchteleien findet der „Nord" zu tadeln. Da» Brüsseler Blatt baut einen neuen Plan wegen einer gründlichen Umgestaltung Europa- auf. E» beginnt mit dem Hinweis auf die fortschreitende Zer bröckelung der Verträge von 1815. Die Gährung im Orient, in Italien, wo Oesterreich» Herrschaft zu Grunde gegangen sei, „nachdem e» da» Band, welche» r» mit Ruß land vereinigte, mit eigenen Händen zerbrochen, ohne zu begreifen, daß dasselbe seine Stärke auSmachte", und in Schleswig-Holstein, rin Ausdruck berechtigter Nationali tät-Wünsche, die hinwiederum SavoyenS Anschluß an Frankreich rechtfertigten, seien rin Symptom der Noth- wrndigkeit, an Stelle der „Verkleisterung" der Risse in dem alten Gebäude etwa- ganz Neue» zu sehen. Zu dem hätten die meisten Mächte ein theilweiseS Interesse an der Zerstückelung deS erstern: „Oesterreich, indem eS die nationalen Tendenzen in Griechenland beschütze, Ruß land, indem r» in den slavischen Ländern eben so handle, wie Preußen in den deutschen Herzogthümcrn Dänemarks." Es gehe freilich nicht so schnell, das solle aber nicht hei ßen, daß man die Regierungen nicht aufmuntern und von ihnen, wa» der „Nord" seinerseits unablässig thue, „im Namen der leidenden gewichtigen Handelsinterrffen, im Namen der Ruhe der Bevölkerungen und um ihrer selbst willen, verlangen solle, alte Vorurtheile und alte Eifersüchteleien zu vergessen, um im gemeinsamen Ein- verständniß, gegründet auf die Anerkennung der Macht der Dinge, das neue europäische Gebäude nach den be rechtigten Wünschen der Bevölkerungen, mit denen sich die -WSS—n SV Feuilleton. Au- Aegypten.*) Fimr». (Fortsetzung au« Rr. SS.) Wir sind in den Hofraum einer Moschee eingetretra; rin Schwarm Tauben, deren Atzung durch die thierfreund licht Stiftung eine» frommen Moslem» gesichert ist, trip pelt, gurrt, flattert und pickt und läßt sich von den Kommende» nicht stören. Ein vergitterter runder Raum wölbt nach außen hinan- ein große» Marmorbecken. Zwischen den ver goldeten Stäbe» find messingene, mit frischem Wasser gefüllte Becher an Kettchen befestigt. Ein Mann inner halb de- Gitter» füllt sie fort und fort, so oft sie Durstige leeren. Kann rin Sterbender sich ei» schönere» Anderen begründen, al» durch diese Anstalt, deren e» m Kairo wie in Konstantinopel viele giebt? Für Nicht» ist der Morgenländer, der au» der Wüste kommende Pilger dankbarer, al- für einen frische» Trunk Wasser«. Wer erquickt sich nicht dankbar ine heißen La»de und den« nicht an den fromme», längst Hingeschiedenen Mann, der diesen Brunnen und den Wächter bestellt hat, daß er fort und fort frische» Leben geb«, während der Stifter selbst todt ist und unter dem, dem Brunne» meist an- grlehiUen Grabmonumente ruht! Wir thun di« Schuh« ab und treten in die Moschee. Aü» einer hohen Kuppel fällt Licht auf de« mit einem grüngelbe«, geblümten Teppich bedeckten Estrich. Die Wände stad kahl, nur auf einem großen, einfarbigen *) »u« dem aletchnaim-r» RSerk« »en tzudw. Log- Frankl. Mlen bet AemarSkl uab Dittmarfch grünen Teppich, welcher dem Eintretenden entgegen der Wand angeheftet ist, glänzen die Wort«: „Gott ist Gott und Muhamed sein Prophet". Da und dort kniet ein einzeln Betender und legt die Stirn an den Estrich. Da» Gebet de» Mo»lemS er scheint immer inniger, weil eS zum Schöpfer allein redet. Da» gemeinsame Gebet verwirrt und zerstreut und ist allgemein, während der Einzelne, je nach seiner Stim mung, nach seinem eigensten Bedrängniß oder nach tief aufgeregtem Dankr und glühender Sehnsucht, wir sie da» Leben mannichfach «mporblühen läßt, sich an Gott wendet. Der Moslem bedarf aber selbst her Moschee nicht, um fromm zu sein; mitten auf dem Markte, in der Wüste, im Garten, selbst i« Kaffeehause, wenn eö Beten»zeit ist, kniet er, unbekümmert um seine Um gebung, hin und betet. Der gebildete Europäer, wenn auch in andern Dingen nicht, bewährt dagegen ein selt same» Schamgefühl. Wir sind wandernd und schauend in den Fleisch- u»d Brodbazar gelangt. Eine» Manne, der eine große Wage trägt, folgt rin ansehnlich gekleideter, mit einem Schwerte Bewaffneter zu Pferde, diesem folgen einige Gclaven. E» entsteht einige Bewegung »ater den Verkäufer«. Der Mann hat da» Amt, die Gewichte u«d Maße zu prüft«, wohl auch di« fortrilende« Käufer anzuhalten, um da» Gewicht und de» Prei» der gekaustr« Waar« zu frage» und beide zu prüfe«. Dieser Beamte heißt Mühtefib «nd übt «in« schnellt Justiz. Der ««redlich befundene Verkäufer wird vor seiner Bude htngelrgt und mit Stockstrrichen abgestraft. Wir waren die unwillkürliche« Zeugen ein«» solch«« Schauspiele». Der in ägyptischen Sitten «nd Gebräuchen über««» kundige Lane erzählt un», folgende grauenhafte Scene erlebt zu haben: Ein Drodverkäufer betrog seine Kunden im Gewichte. Der Mohtesib ließ ihm einen Nasenflügel durchbohren, eine Schnur durchziehen und an diese da» zu leicht be fundene Gebäck hängen. Dann ließ er ihn bi» aus die Lenden entkleiden, die Hände auf den Rücken binden und so an die Fensterstange einer Moschee anknüpfen. Den glühenden Strahlen der Sonne und der gaffenden Menge prei-grgeben, mußte er Stunden lang sein Ver gehe« büßen. In der Erinnerung de» kairinischen Volke» lebt noch die Gestalt und Grausamkeit eine» Mohtesib, der Mu- ftapha Kaschif hieß und ein gebornrr Kurde war. Er liebte e-, für ost kleine Vergehen den Verkäufern rin Ohrläppchen abschneiden zu lassen. AIS er eine- Tage» einem Melonenverkäufer begegnete und diesen um den Prei» einer Frucht fragte, erwiderte er, sein Ohr läppchen hinhalttnd: „Schneide nur ab, Herr!" Der Mohtesib hielt sich für mißverstanden und fragte noch einmal. Der humoristische Melonenverkäufer «rwidert«: „Welchen Preis ich innner nenne, Du wirst ihn zu hoch finden, «nd wenn ich einen Faddah (Pfennig) sage. So lasse Dir nur mein Ohrläppchen abschneide« und mich Wetter ziehen!" Mustapha Kaschif lacht«, war «r nur selten that, und ritt davon. Einem Fleischhauer ließ er 4 Loth Fleisch au» dem Rücken schneiden, weil er einen Käufer um so viel« Lothe betrogen hatte; «ine« andern eine« «isernen Haken durch die Rase bohr«« und «in Stück zu leicht g«< wogeneS Fletsch daran anhängen. Flaschen, deren In halt et« Getränk von schlechterer Beschaffenheit enthielten, ließ er an den Köpfen der Verkäufer rerschmettrrn. Ein Kuchenbäcker mußte sich nackt in «in heiß glühende» kupferne» Becken setzen, in welchem er um zu theuern Prei» buk. E» ist jedenfalls rigenthümlich, daß in einem Lande, wo von der Pharaonen bi» zu Mrhcmed Ali'S Zeit der Mensch keinen Werth, da» Volk keinen Schutz hatte, just die Marktpolizri dessen Rechte so ausnahmsweise be schützte. Die Grausamkeit, mit der dies g«schah, ist minder auffallend in einem Lande, wo trotz der in den Briefen eine» „Verstorbenen" vielgrrühmtrn Civilisation Mehemcd Ali'» der Preis eine- Viehstückr» oft höher war, als der eine» Fellah. (Forts, folgt.) K. sächs. Altrrttztttnäverrin. x. Am 5. März fand dir Hauptversammlung unter dem Vorsitze des ersten Direktor», Hofraths Vr. Gustav Klemm, statt. Unter den geschäftlichen Eingängen befand sich ein Bericht über die dem 13. Jahrhundert angehörende Glocke deS Dorfe» Lungwitz bei Chemnitz, dir dem Vereine zutn Ankauf angebotrn worden ist. Der Verein mußte den Antrag ablehnen, beschloß jedoch, von der Inschrift, welche die Namen der Bettrrfürstrn Ka-par, Melchior und Balthasar enthält, einen Papterabdruck und von dem Ganzen eine Zeichnung für da» Verein»-Museum nehmen zu lassen. Hierauf erfolgte durch schriftliche Abstimmung die Wahl der Beamten für da- nächst« Geschäftsjahr. Sie ergab Folgende»: Gewählt wurden als erster Director Herr Hofrath und Oberbibliothrkar llr. G. Klemm, zweiter Direktor Herr General Graf v. Baudisfin, Sekretär Herr Appellationsrath Noßky, dessen Stellvertreter und Bidlio- th«kar Herr Prof. vr. Löwe, Cassirer Herr Adv. Schmidt, Muftumövorstand Herr Baurath Stapel. Demnächst wur den Sr. Ere. Herr Staat-ministrr a. D. ». Könneritz und der Jnsprctor de» historischen Museum», Herr G. Büttner, zu ordentlichen Mitgliedern ausgenommen, — Nachdem Herr Graf v. Baudissin auf «in interessantes Brouzedenk-
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