Suche löschen...
Dresdner Journal : 07.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-02
- Tag 1860-02-07
-
Monat
1860-02
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1860
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.v:ri Fbeaaewentspr-Dt: ^»brlleb -. s H»Ir. 10 ktxr. io » Io» LwUmS» 1 10 „ „ » l»rtt» ?<-» uock !» vr»»S«: Id Kxr- f V»s»p*t«- »?k>rein» dtvmmrru: 1 kkxr. ' Uiara. rnseraieaprrlst: k'üs ä<» lt«um einer ee»p»It«»«o 1 tiffr. l.'nt«r „liinee-iauat ' <ll« Neil», 2 Kssr. erscheine«: 1 « unlieb, mit x,»»«i>n>e <i-r 8a»!,. onä sUr <i»o «»«. Dienstag, den 7. Februar. .., ,.-, — . ... —— — —— DresdnerIomMl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1860. Jaserattnannahmr auowärt«: l-olpeiz: ki,. Lixuverirr«,, ComiuieeiouLi <le» Orexlner ^ournsle; «denäeieikit: tt llvexr«; Lltooo: Iln«r^»rri» 5c Veal.«u; UerUa: Viariue eek« ttucbk., ttirünxriü'» Nur«»»; >r«o«o: k. 8c»l.orv«; kroolclatt ». H.: .I>ro»>«'»cl»e Uurtli>»ilälu»^; Lslo: ^ool.» L»o»»»; k»rii: v. r.üvoro'iil.» (28, ru« <te» bou» «us»u»); kr»x: ko. koorrc«'» koekliaullluiix. Herausgeber: Uöoiisl. kopoäition äe» I-reiäaer ^o»ro»t». Dreeäeo, >i»rieru,tr»»»e tir. 7 Amtlicher Theil. D«--e«, 5. Februar. Seine Königliche Hoheit der^ Kronprinz ist gestern Abend A7 Uhr, Are Königlichr HvheU hle Frau Kronprinzessin heute früh »7 Uhr nach Karlsruhe gereist. Nichtamtlicher Wett. N-L-rstcht. Teleßrelphisch« Rnchrichtr«. ZettuugSscha« (Times. — Daily News. — Mvrning- Herald. — Akademie-Zeitung. — Unione.) Tagetgeschichte. Wien: Benedek s Ernennung zum Ehrs des Generalquarttermeisterfiabe» bestätigt. Erz herzog Ferdinand Mar. Protestantische- Waisenhaus. Italienische Sträflinge. — Pesth: Der neueste Stand .der Protrstantenangclegenheit. — Verona: Ein öster reichischer Grenzposten überfallen. Befestigungen. — Berlin: Befinde« drS K»«ig». Ministerialerlass be züglich der Zulassung der Juden zum Gchulzenamte. — München: Großherzog von ToSeana abgereist. — Thüringen: Der !Äirf v. Gagern'S an den „Nationalverein". Augenkrankheit. — Hamburg. Arbeitseinstellung der GchiffSzimmerlrute. — Paris: Wiederbewaldung der GrbirgSabhängr. Pater Lacor- dairr Akademiemitglied. Weisung an die Zeitungen. Ein katholischer Verein aufgelöst. Militärisches. — Bern: MilitärbrkleidungSfrage verschoben. Berich tigung. — Rom: Wortlaut de» päpstlichen Antwort schreiben» an den Kaiser Napoleon. — Turin: Ta gesbericht. — Florenz: JournalsuSprndirung. — Madrid: Boni Kriegsschauplätze. — London: Stand des Gclomarktr». Parlament-Verhandlungen. Glad stone unwohl. — Bukarest: Kundmachung bezüglich der Kopfsteuer österreichischer Unterthanen. — New- Hort: Austritte im Kongresse. Belly'S Eanalproject aufgrgeben. Schlacht in Merico. Dresdner Nachrichten. ProNtnztaluachrttdtr« (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Zittau. Königswartha.) Vermischtes Ev»-es»ndtet. Aeuiltt»«. ragrskalentzer. Inserate. Börsrv- NOchrtchleu -i -.r-...». :i»üi ^«...^— Telegraphische Nachrichten. Pari», Sonnabend, 4. Februar, AbendS. Rach hier einaetroffenen telegraphischen Nachrich ten au» Mailand vom heutigen Lage erbauen die Oesterreichrr bei PeSchiera vier neue Fort» und rin große» Hospital. 64 schwere gezogene Kano nen sind' in Mantua augekommen. In de« Fest- »ngdviereck substituirt man den gegossenen Kano nen schwere bronzene gezogene Geschütze. Ueberall im Lenetianischen finden militärische Rüstungen statt. Die Verhaftungen dauern angeblich fort. spar iS, Sonntag, 5. Februar, Morgen». Der heutige „Constitutionnel" enthält einen von Grand- auillot unterzeichneten Artikel, in welchem eS heißt: Dre Gerüchte, welche die Journale über die An nexion von Savoyen und Nizza bringen, haben keilten offieiellen Charakter. Dir Organe der Presse seien bewegt durch die Hinneigung Savoyen» an Frankreich und durch die Gerechtigkeit der Maß regeln, daß, wenn Piemont insbesondere vergrößert »erde, e» Frankreich seine geographische Grenze gönne. Wa» Frankreich und Savoyen wollen, sei nicht zweifelhaft. Wa» die betreffenden Regierun gen wollen, bleibe von dem diplomatischen Schleier umhüllt. Diejenigen, die da behaupten, daß die Sache bereit» abgemacht, seien nicht besser unter richtet, al» Ltrjeniaen, die da sage«, sie werde uicht ausgeführt »eichen. Mau dürfe weder die Weis heit, »och da» Patriotismus de» Kaiser» ßezmei- frl», der der aewiffenhafle Lertheidiaer derjenigen Grnadtage» sei/ dir da» europäische Gleichgewicht garantiren. Gr würde sie uicht verletze» laffeu wall«, weder zu sei«« Rachtheile, noch zum Scha de» Naderer. Vie Journale köuutru die Fragen bespreche», ater ihre Besprechung hätte keinen »ffi ciellea Charakter. Bern, Soanabeud, 4. Februar. In hiesigen sonst gut unterrichtete« Kreisen hält man die Ab tretung Savoyens an Frankreich für beschlossen. In Chablai» und Fauciany courfiren Adressen für den Anschluß an die Schweiz. Lu rin, Sonnabend, 4. Februar. Die „vpi- nionr" widerstreitet der Beschuldigung der „Patrie" (vergl. die vvrige Nummer) und sagt, die Regierung habe stet» ein großes Vertrauen iu Savoyen und Nizza gesetzt. Sie lasse die Provinzen ohne Trup pen und gestatte den Bewohnern freie Kundgebun gen. Bei den letzten Wahlen habe die separati stische Partei nicht aefiegt, dir Idee der Rationa lität dürfe nicht aufgedrungen werdrn. Wenn Pie mont durch strategische Positionen genügende Ent schädigungen haben werde, so könne eS alsdann in die Anneration Savoyens, sehr schwer aber darein willigen, daß Nizza französisch werde. Nizza habe thatsachlich dagegen protrstirt. Verwechsele man nicht — fährt die „Opinione" fort — zwei ganz verschiedene Frage«. Piemont sei der Verbündete und loyaler Freund Frankreich» und denselben erkenntlich; aber so lange Oesterreich Venedig be fitze, könne da» Prinrip der Rationalität sich nicht entwickeln und werde Oesterreich eine permanente Drohung gegen Piemont sein. Madrid, Sonntag, 5. Februar. Eine De pesche von gestern Nachmittag 4 Uhr meldet vom Kriegsschauplätze: Eine große Schlacht hat statt- gefunden. Die Spanier haben vollständig gesiegt. Ihr« Armee hat daS marokkanische Lager und 7 Kanoneu genommen. Die Verluste des Feinde» find beträchtlich. Die Laufgräben find mit Lei chen augefüllt. vrosbo», 6. Februar.! . Ueber Frankreich und Savoyen schreibt rin Ano nymus Senrr (man glaubt Lord Aberdeen) an die „Time»" ungefähr Folgende»: Ich bin einer von Je nen, die da glauben, dah trotz aller offieiellen Abläug- nungen zwischen dem französischen und Turiner Hofe ein an gewisse Bedingungen geknüpftes Engagement be treffs der Abtretung Savoyens und Nizza» bestehe; daß diese» Engagement — oder wenn man lieber will: dieser Tractat — vor dem Beginne des italienischen Krieges abgeschlossen wurde, und daß trotz der Sorgfalt, mit welcher das Bestehen dieses Engagements vor der briti schen Regierung und deren Agenten von Piemont so wohl wie von Frankreich geheim gehalten wird, diese beiden Regierungen es in diesem Augenblicke noch als ihren Hauptzweck betrachten, die Zustimmung oder Will fährigkeit Englands zur Erfüllung jener Stipulationen zu erlangen. Vorerst läugnet die sardinische Regierung die Existenz jenes Engagements, aber im Grunde doch nur, weil Frankreich seine Verbindlichkeiten betreffs Nord- JtalienS nicht vollständig erfüllt hat. Victor Emanuel und Cavvur bezwecken einfach, Frankreich zur Erfüllung derselben zu zwingen. Auf die weitere Gefährdung des europäischen Frieden» wird dabei keine Rücksicht ge nommen. Mir liegt vor Allem daran, die gefährlichen Folgen einer Einverleibung Savoyens in Frankreich zu beleuchten. Es mag richtig sein, daß Frankreichs Macht, die ihres Gleichen nicht mehr auf dem Festlande hat, durch die Gewinnung zweier neuer Departements keinen wesentlichen Zuwachs erhalten werde, obwohl sich auch in dieser Beziehung sagen läßt, daß der Gewinn einer von eine« tapfer« Bergstammr bewohnten Provinz und eine» durch die Kühnheit seiner Matrosenbevölkcrung und die Sicherheit seiner Ankerplätze bcmerkrnSwerthen Küsten striche» kerne durchaus glrichgiltige Errungenschaft ist. Wichtiger jedoch ist Folgende». Savoyen ist der Wesen heit »ach da» Vorwerk der italienischen Unabhängigkeit. Wirtz eS an Frankreich abgetreten, so heißt die» nicht« AntzereS, al« letzteren den kürzesten und bequemsten Weg nach Norditalirn, nach Turin, öffnen, mit andern Wor te«, Piemont zu einer französischen Besitzung machen und damit Frankreich» Uebergewicht auf der ganzen ita lienischen Halbinsel besiegel«. Diesem vorzubeugen, wa re« die bezeichneten GebietSthrile durch die Trcatate von 1815 sehr weislich neukalen Staaten übergeben, und hat sich im Jahre 1816 au» demselben vernünftigen Grunde der König von Sardinien abermals verpflichtet, die Distrikte von Faucigny rc. an niemand Andern, al» an die Schweiz abzutrrten. Die Abtretung Savoyen» an Frankreich wäre für die Sicherheit der schweizerischen Weswantour ein tödtlicher Schlag. Bisher war Savoyen in praktischer Beziehung neutrale» Terrain. E» soll Vir nicht mehr sein, damit Piemont seinen Vergrößerungs- plänen in Italien nachgehen könne. Die Folgen werden nicht ausbleiben. Doch glaube ich auch heute noch, daß der Kaiser Napoleon, so sehr ihm die Erwerbung Sa voyen» am Herzen liegt, dahin gebracht werden könne, einem so gefährlichen Anschläge zu entsagen, und daß die Erschlaffung Europas und die stille Zustimmung Eng land- eS ihm nicht möglich machen werden, einen Plan auszuführen, durch den ihm die Unabhängigkeit Italien dauernd zu Füßen gelegt würde. — In einem großen- IheilS gegen diesen Aufsatz von „Sener" gerichteten Leit artikel über die savoyische Frage bemerkt „Daily-News" unter Andern», e» könne keinem Zweifel unterliegen, wa» nach der natürlichen Ordnung der Dinge für Savoyen am »iinschenswerthesten sein würde: die» arme wilde Brrgländchen hätte im Laufe der geschichtlichen Umwäl zungen ein schweizer Eanton werden sollen. Eine kost spieligere Regierung zu bezahle», gehr über seine Kräfte. E» sei nun wohl bekannt, daß die Anneration zwischen den Höfen von Pari» und Turin zur Erörterung ge kommen; allein eS sei eben so gewiß, wenn der Plan wirklich zur Absicht reisen sollte, daß die Ausführung von einer Reihe von.Umständen und Bedingungen — wvrnntrr die Zustimmung der Einwohner nicht zu übrr- s«h«tzl«i — »bhäagen würde, die geeignet wäre«, die NtwWnng alle» Dessen zu entkleide», wa» irgend einem Dritten gerechten Grund zur Unzufriedenheit geben könnte. Bon der Einverleibung de» ganzen Savoyen» sei wohl überhaupt gar nicht dir Rede; wäre die Rede davon, so hätte, bemerkt auch „Daily-NewS", Europa die Verpflich tung, der Maßregel zu widerstehen, denn die Neutralität und- Unabhängigkeit der Schweiz seien zu wichtig, um selbst der Unabhängigkeit Italiens zum Opfer gebracht zu werden, und rin Theil Savoyens, aus den Bezirken Ehablai» und Fauciany bestehend, gehöre vertragsmäßig zum System der helvetischen Neutralität. Aber auch die geringste territoriale Aenderung müsse von der Begrün dung eines weiten unabhängigen italienischen Staates, unter dem Hause Savoyen abhängig bleiben, — einc- StaateS, der sich wenigstens vom Meerbusen von Livorno bis an die Adria erstrecken müßte. Hingegen gebe eS keinen geographischen Grund, Nizza von Italien zu trennen, außer daß es eine reiche, vergnügliche wünschenSwerthe Stadt sei. Der Besitz Nizzas sei keineswegs nothwcndig, um Frankreich westlich vom Var, wo es von Antibes ge schützt sei, gegen einen feindlichen Einfall zu decken, wäh rend die Losreißung Nizzas von Italien dem Nachbar die ganzen See-Alpen eröffnen würde. Der „M o r n i n g - Her alb", der sich fast täglich mit derselben Frage be schäftigt, macht heute darauf aufmerksam, daß das Schwei gen des „Moniteur" über die AnnerationSfrage nicht die Bedeutung habe, die man ihm in halbamtlichen Kreisen beizulcgen liebe. Während Tag für Tag die als Werk zeuge einzelner Minister bekannten französischen Journale offen die Abtretung Savoyen- befürworteten und weder al- Verbreiter falscher Gerüchte belangt würden, noch einen Widerspruch erführen, wäre eS Unsinn, anzunehmen, daß der „Moniteur" nicht sehr triftige Gründe für seine Zu rückhaltung habe, und e- sei Zeit, daß der Schleier von einer Politik gerissen werde, die Europa seit 15 Monaten in Unruhe erhalte und jetzt den Continent mit einer Ge- biet-ändrrung bedrohe, die, wenn man sie zulaffe, die Folg« haben müßte, daß Frankreich in viel wirklicher«, Sinne der Schird-richter über die Geschicke Italien- würde, al» eS Oesterreich mit seinem Festung-Viereck und seinen geheimen Verträgen gewesen. „Wir vertrauen daher," fährt der „Herald" fort, „man werde die elende Ausrede der Rücksichten für daS Staat-intereffr nicht gegen dir Vorlage der von Herrn DiSraeli gewünschten Aktenstücke gelten lassen." So vorsichtig sich auch die russischen Zeitungen gegenüber den Wandlungen der französischen Politik beneh men, so war eS doch zu erwarten, daß die Fordrrnng der Einverleibung von Savoyen nicht mit Stillschweigen übergangen werden würde. Während daS „Journal d« St. PetrrSbourg" sie mit nur einigen bedeutungslosen Phrasen erwähnt, bringt die russische „Akademie-Zei tung" darüber einen Leitartikel, der allerdings mit einer gleichgiltigen Objektivität geschrieben ist, die einen Freund des alten euiopäischen Staat-recht- immer noch befremden kann, der aber trotzdem bemerkcnSwerth genug ist. Er geht von dem Grundsatz aus, daß die Vergrößerung Frankreichs der Hintergedanke, das letzte Ziel gewesen sei, mit welchem Kaiser Napolen den ita lienischen Krieg begonnen, und nur Sardinien habe da von nicht» bemerkt. Dieser Wunsch nach Vergrößerung und nach Herstellung der natürlichen Grenzen ser vom Standpunkt der Napoleonischen Interessen ganz natürlich, aber er werde überall Schwierigkeiten finden, zunächst von Seiten Sardiniens selbst, welche- ungern das Stamm land der Dynastie adtreten werde, dann auch von Eng land. Die „Akademie-Zeitung" nimmt an, daß Lord Eowley die englische Regierung von den Absichten Na poleon'» in Kenntniß gesetzt habe, und fährt dann fort: „Die Antwort des englischen Ministerium» ist mit Ge nauigkeit nicht bekannt; im Allgemeinen aber wurde, wie verlautet, der Vorschlag kühl ausgenommen. Wenn also auch Sardinien seinerseits mit der Abtretung einverstan den wäre, so ist schon ein Hinderniß für eine gülliche Einigung zwischen ihm und Frankreich vorhanden. Wenn aber auch diese» Hinderniß beseitigt wäre, wenn irgend eine neue Abmachung die Interessen England» mit den Absichten Frankreichs in der itatteeufchen Krag« nerfötzne« könnte, so giebt e» deren noch andere. Man darf nicht vergessen, daß England bei Trrritorialveränderunge«, be sonders von der Art der Abtretung Savoyen», nicht allein interrssirt ist. Ohne von den andern Continentalmächten zu sprechen, mit denen es vielleicht nicht überflüssig wäre, sich über die beabsichtigte Veränderung der gemeinsam ausgestellten Karte von Europa zu brrathen, erinnern wir nur daran, daß bei der Frage um das Schicksal SavoyenS auch die Staatsintrrrssen der Schweiz und Preußens in» Spiel kommen. Die Schweiz kann schon deshalb nicht gleichgiltig zusehen, wenn ein benachbartes Gebiet Frank reich einverleibt wird, weil ein Theil dieses Gebietes durch die Verträge ncutralisirt und unter ihren unmittel baren Schutz gestellt ist, so daß in Kricgszeiten nicht die sardinischen Truppen, sondern das schweizerische BundeS- contingent verpflichtet ist, eS vor einem feindlichen Ein fall zu schützen. Um andererseits zu begreifen, wie weit Preußen in dieser Frage betheiligt ist, genügt eS nur die Parallele zwischen der Bedeutung Savoyens im Sinne der Tractate des Wiener CongresseS und der überrheini schen Provinz als einer Besitzung des Königs von Preu ßen zu ziehen. Savoyen und da- überrheinische Preußen sind die Vorposten Europas gegen Frankreich; wenn einer von ihnen in die Hände de- Feinde» übergeht, wa- hindrrt ihn, sich auch des andern zu bemächtigen. Wenn jetzt Frankreich auf Savoyen Anspruch erhebt — was hindert e-, über ein Jahr oder über zwei auch auf das F e uilltt o n. K. Hoftheater. „Wallenstein", dramatische-Gedicht von Schiller (neu einstudirt). Sonnabend, 4. Februar, erster Theil: „Die Piccolomini" in fünf Aufzügen. Sonntag, 5. Februar, zweiter The«: „Wallenstein's Tod" in sechs Auszügen. Die lange erwartete und vorbereitete Darstellung dieser großartigsten nationalen Dichtung der deutschen tragischen Kunst, wie „in ihrer Art zum zweiten Male nicht» AehnlicheS vorhanden ist", wurde vor dem über füllten Haus« an beiden Tagen mit einem innerlich er hobenen und feierlichen Anthcil «ntgegcngenommen. Die ganz vorzügliche Aufführung zeugte von Anstrengung, Begeisternng und Einheit aller Kräfte. Herr Dawison hat sich in der Auffassung de» Wallenstein al» ein großer, geistvoll schöpferischer Schau spieler bewährt. Er gestaltete da» Bild de» Dichter-, seinem Grniu» nachfühlend, in einer lebenswahren und zugleich tief tragischen Weise, während sonst die Dich tung unsre Phantasie weit mehr ahnen läßt, als der Darsteller zu versinnlichen pflegt. Er brachte die Doppel natur de» heroischen Manne- zur Anschauung, der, von kalten Leidenschaften, vom Dämon der Herrschsucht um getrieben, mit seinen Gelüsten schwankend und zögernd spielt, bi» sie ihn schicksalgewattig erfassen: nämlich in voller Realität den ehrgeizigen, großen Heerführer, den stolze« «nd doch warm fühlenden Menschen gegenüber den Berhältntssen und Ereignissen der Wirklichkeit; — und d«n vom festen, grübelnden Glauben an die Stern«, an Wunder und mystische» Walten wir von unsichtbarer Macht getragenen und beirrten Geist. Tirck rühmt eine solch« Auffassnng an Fleck und sagt davon: „Mu« fühlte, daß der f» mannichfach, so wunderlich verstrickte Feld herr wie in eine» großen schanrrlichen Wahnsinn lebe, und so rst er nur die Stimme erhob, um über Sterne und ihre Wirkung zu sprechen, erfaßte un» rin gehcim- nißvolle» Grauen, denn gerade diese scheinbare Weisheit stand mit der Wirklichkeit und ihren Forderungen in einem zu grellen Contrast." — Gleich in den „Picco lomini" (zweiter Act, vierte Scene) trat dies bedeutend hervor, sich steigernd im zweiten Theil. Durch eine poetisch erfaßte und kunstvoll durchgeführte Einigung der scheinbaren Widersprüche in den dunkeln, tiefsinnigen und gewaltigen Momenten schuf.Herr Dawison ein be deutende» Charakterbild; durch den natürlichen Ausdruck und die Macht seiner Rede brachte er selbst die gedanken reichen sentenziösen Wahrheiten zu dramatischer Geltung. Vielleicht möchte an einigen Stellen noch eine Milderung de» realistischen Element» tintreten können, z. B. im ersten Theile einigt Male ein Vermeiden de» zu leichten, witzig und geistreich pointirtcn ConversationStoneS. Daß da» Feuer einer ersten Darstellung einer so großen Rolle noch zu manchen, der vollen Intention de» Künstlers noch nicht genau entsprechenden Tonnüancirungen treibt, ist natürlich, aber eben so gewiß, daß strebsame Einsicht auf abrundrnde Vollendung in allen Einzelnheiten be dacht bleibt. Außerordentlich gelang die Audienzscene mit Questenberg. Meisterhaft svurde im zweiten Theile der Monolog gesprochen, die visionärische Erzählung von Ottavio'» Treue, mit ergreifender Seelenbrdrängniß die Bitte an Mar, voll Wahrheit die Verhandlung mit Wrangel, erschütternd war da» Zusamneenbrechen über Ottavio'» Vrrrath. Dem Darsteller wurde lohnendste Anerkennung seiner herrlichen Leistung. Höchst vollendet, mit Schärfe und Entschiedenheit zeichnete Frau Bayer-Bürck die thatkräftig entschlossene, leidenschaftliche Trrzki, die mit ihrem überkühnen Ehr geiz rin Bild Dessen ist, wa» in der Seele de» Bruder zögernd vorgehl.* Don durchgreifender Wirkung war die bald aufreizende, bald söhnende Ueberredungscene (zweiter Theil) zum endlichen Handeln. Fräulein Ulrich gab eine höchst lobrnSNxrthe, in telligente Leistung in der Thekla, obwohl ihr Organ dafür nicht völlig auSreicht. Eine edle, anmuthige Ein fachheit bezeichnete ihr Spiel und ihre Sprache, und namentlich bei raschen Wendungen der Stimmung, beim leidenden Afsect wirkte eine innige und poetisch beseelte Empfindung sehr sympathisch. Dem schweren, stummen und doch voll innerster Pein redenden Spiele beim Ab schied des Geliebten wäre noch fleißiges Studium zu widmen. Die schmerzensreiche Schlußscene (zweiter Theil, vierter Act) sprach wahr zum Hez^cn. Mit großem Fleiße, warmem, hingebrndcm Gefühle, mit poetischer und an vielen Stellen höchst glücklich und talrntrrich gestaltender Intention schloß sich Herr Maximilian (Mar Piccolomini) an, um den schönen reinen LiebeS- rausch voll edler Resignation und tragischem Geschick, die- wundervolle Bild wahren, edeln Menschenthum» gegenüber der verworrenen und verworfenen StaatS- action zu einer rührenden, tief bewegenden Anschauung zu bringen. Mit trefflicher Maske und Haltung, würdig, gemessen und pflichteifrig stellte Herr So «tag (im ersten Theile) den kaiserlichen Abgesandten dar; rinsach und der Situation genehm sprach er (im zweiten Theile) al- schwedischer Hauptmann die Erzählung vom Tode Mar Piccolomini'-. Ganz vorzüglich charaktcriflrt bekanntlich Hr.Quanter den eitel beschränkten, rachsüchtigen Buttler, sehr brav reprasentirt Hr.Porth den Ottavio Piccolomini, Fräulein Berg die leidvollr Herzogin. Lebendig und charakteristisch g«be« auch die Herren Kramer, Ger- ftvrfer und Walther die Jllo, Jsolani und Terzki. E» kann in der Darstellung nicht wohl irgend ein ein zelne» Bemühen al» zurückstehend bezeichnet werden; Jeder leistete nach Kräften und Aufgabe Treffliche»: r» seien noch die Herren Wilhelmi (zweiter Theil, Gor- don), Heese (Wrangel), Meister (Seni), Herbold (Kürassier) genannt. Nur Herr Winger wurde ungern unter den Mitwirkenden vermißt; er hätte noch schätzenS- werthen Gewinn gebracht. Es dürfte ater wohl mit Recht behauptet werden, daß zur Zeit keine deutsche Bühne eine so vorzügliche und in der Gesammthvit künstlerisch gelungene Aufführung dieses Werke- Her stellen kann. Vorzüglich ist auch da- wohlgrlingende .Bestreben anzuerkcnnen, durch Vermeidung eines falschen Pathos und monotoner VerSrecitation die so unendlich reiche und tiefsinnige Dichtung trotz der Hülle des hohen Idealismus Schiller'» doch auch in ihrer realistischen Leben-Wahrheit und natürlichen Charakteristik herauSzu- bilden. Die Gastmahlscene im vierten Acte de- ersten TheileS würde al» großes dramatische» Bild größer» unh wahrern Effect machen, wenn die bei schwelgerischem Mahle ver sammelten KriegShauptleute eine» weit bewegtern stum men Spiels — auch in der weitern Entwickelung zum Schluffe hin — sich befleißigen möchten. Eine baldige Wiederholung dieser schönen Leistung unsrer Bühne wird dem gebildeten Publicum hoch will kommen sein. Die Ouvertüre zum „Wallenstein" von A. Pabst ist zwar in der Form zu wenig zusammengehalten und etwa» zu sehr in kurze Abschnitte zerfallend, aber sie ist recht geschickt und routinirt instrumcntirt und mit leben diger sinniger Auffassung der Dichtung componirt. C. Banck. ? Kvßurg, 4. Februar. Gestern Nachmittag fand hier in würdigster Weis« die Beerdigung der am 26. Jan. gestorbenen Frau v. Bock (Schröder-Devrient) statt. Der Gemahl der Verewigten war au» Livland, der Sohn au»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite