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Dresdner Journal : 03.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-02
- Tag 1860-02-03
-
Monat
1860-02
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1860
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LbeuueuuMuprrtft: »UuU<b! 5 TKIr. 10 re-r l» »,»,« t 1» '1 „ 10 ,. ,. „ »«»- «» »u'UttltLli in vr—u«,: ir rr,r. 1 »— LInnsIi,« ttummsrn: 1 tt^r. ) Kinin. - > »»strneenpretst: t ür ä«u tt»un> «ln«r »»»pnle«»«» x«U«: 1 tt^r. Itutnr „tiioL»»»aat' <tt« L«ll«: 2 klUr «rschetn». Ik^ticl», u>It ^niinnkw« <t«i 8uuu nnl t'«i«rt»^», Xdonckü Illr 6»u sul^»uä«u 1'»^. DreMerImmal. Verantwortlicher Redactemr Z. G. Hartmann. Sasrr»teimmmtz»t n«o»ilrt«: L«ch«tU: k^n. Lnmoir,,,-», 6oi»»ti«lnuiti ck«, Or«»6uer ^onronl»; «deoä«»»II»»t: kl. LIto»»: kliiinnirii, L Vuou»,; Lnritn: 6»o»io,',<:k« Uud»d., ttn^ninrn»» Uur«nu; L. krnnklnrr ». N.: Lueblinixiluux; Rütn: Xvoi.» Liunn»»; k»rl»: v. r,üvL«rin.» (28, rns ck«, don, eukno»); 1« ka«l.rc« i> 8netil>»o6Iuvx. - chrrausgrder: kli-uigl. üipeüitlvn öe» vr«»äu«r lonrunt», Dro,üvii, >l»rienstr»»»n klr. 7 Amtlicher Shell. Bekamtt»achung den Schluß der Landrentenbank bekeffend. Nachdem von der General Commission für Ablösun aen und GemrinheitSthrilungen und der Landrentendank Verwaltung alle Geschäfte, deren e» bedurfte um die «ach den Bestimmungen 88. 2 und 3 deS Gesetze- vom 20. Gep- tember 1855, den Schluß der Laudrentendank betref fend, — Seite 595 de» Ges. und Verordn. Blatte- vom Jahre 1855 — jur Urberaahmr geeigneten Ablösung- und GefällSrcnten auf die Landrentenbank wirklich zu übernehmen, insoweit abgewickrlt sind, daß mit dem 1. Oktober 1859 der Schluß der Laudreuteubank hat erfolgen können, und dich daher der letzte Termin gewesen ist, in welchem neue Landrentenbriefe ausgefer tigt worden sind, so wird solche- in Gemäßheit 8- 4 de» angezogrnrn Gesetze- hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Hiernüchst ist beschloßen worden, daß künftig die Amorttfirung der Landrentrnbriefe nicht bloS im Wege der AuSloosung erfolgen wird, sondern daß auch die bei Rentenablösungen durch Capitalzahlung oder in Folge Ankauf- an die Landrentenbank Caffr gelangten Landren tenbriefr succrssiv dazu mit verwendet werden sollen. Di« Nummern der in lehtgedachter Weise amortifirten Land- rentenbriefr werden hinter den au-geloosten seiner Zeit besonder- mit bekannt gemacht werden. Dresden, am 21. Januar 1860. Finanz. Ministerium. Arhr. »o« Artese«. Geuder. Bekanntmachung. Nachdem die durch Weiterbeförderung de- zeitherigen Inhaber- erledigte Stelle d«S Controleur» bei der Fi- nanz-Haupt-Caffe dem zeicherigen Finanz-Calculator Otto Amadeu» Schmelz übertragen worden ist, so wird solche- zur Nachricht für di« mit der gedachten Casse in Verbindung stehenden Be hörden und Personen hierdurch bekannt gemacht. Dre-den, am 1. Februar 1860. Finanz-Ministerium. Ar-r. vo» Artefen Geuder. Nichtamtlicher Theil. jitU«t»scha« (Ä^-UÄifche' Zkg. -- Preußische " Zeitung. —Constitutionellr Atg. — Presse. — Oester- rrichische Ztg. — Pap». — Morning Herald.) Tagksgeschlchte. Wir«: Dir Gerüchte vpn kriegerischen Vorbereitungen. Pferdeausfuhrverbot aufgehoben. Audienz der ungarischen Protestanten. — Prag: Petitton um Aufhebung der Elbzölle. Die Jndustrie- und Productrnhalle. Zur FestungSrayonfrage. Neues Journal. Slavischrr Ball. — Tirol: Veröffentlichung de» LandeSstatutSrntwurfS. — Venedig: Geflüchtete ungarische Offiziere. — Berlin: Landtagsverhand- lungrn. Die neue Organisation der Armee. Diplo matische Ernennung, vr. Wentzel erkrankt. — Karls ruhe: Rheinbrülkenprojcct. — Gera: Staatsschuld übersicht. — Frankfurt: Die BundeSkriegsverfas- sungSrrviston. — Paris: Tagesbericht. Beabsich tigte Veränderungen in der Umformirung der Armee. Aushebung de- BörsenrntreeS. Vermischtes. — Bern: Die Dappenthalfrage. — Turin: Decret be züglich der Ausführung de- Züricher Frieden-. An lehen. Ultimatum an den Papst in Aussicht. Ein mischung de» englischen Gesandten. Festungsbauten. Separatistische Kundgebung in Chambery. — Mai land: Vermischte Nachrichten. — Pisa: Kirchenraub. — Madrid: Vom Kriegsschauplätze. — London: Zur italienischen Frage. Kirchliche Feindseligkeiten. Prinz von Oranien. Vermischte-. Nachrichten vom Cap.— Flensburg: Von der Ständeversammlung.—Stock Holm: Eisenbahnanleihe. Telegraphische Nachrichten. Bern, Mittwoch, 1. Februar, Nachmittags. Der Bundesrath hat in Luhetracht der besondern politischen Verhältnisse Herrn Tourte auS Genf zu« außerordentlichen Gesandten in Turin er nannt. Madrid, Mittwoch, 1. Februar. Gestern wurde das spanische Laaer auf der rechten Seite von beträchtliche» «aroNanischeu Truppenmassen aaqearissen. Dieselbe» wurde« jedoch in die Flucht geschlagen, worauf die Spanier ihrerseits die Liuirn der Marokkaner anarisseu, Verwirrung unter ihnen verbreiteten, ibre Pofitioueu ein nahmen und bis z«u» E»de des Kampfe« behaupteten. Die Ma rokkaner haben. Lvvv Mann verloren, di« Spanier Aw. Brstder des Kaisers commanditten die Marokkaner. Al- frappantes Beispiel verschiedener telegegraphischer Darstellung eine- und desselben Vorgang- geben wir unfern Lesern folgendes Telegramm der ,,K. Z.", eine Erklärung Lord Russtll's im Unterhaus« betreffend, da» wir mit unserm gestrigen (Berliner) zu vergleichen bitten: London, Mittwoch, 1. Februar, 9 Uhr MrgS. In drr gestrigen Sitzung des Unterhauses erwiderte Lord John Russell auf eine Interpellation Stans- field's: der englische Gesandte in Turin, Sir James Hudson, hake dem Könige Victor Emanuel von der Bildung eines Ratiovalheeres unter Garibaldi abgerathen. Der König habe diesen Rath befolgt und Garibaldi hierauf seine Entlassung genom men. Dies sei privatim ohne Englands Ein mischung geschehen. Doch habe er (Lord John Russell) nachträglich Hudson s Verfahren gebilligt. Fleusb«rg, Donnerstag, 2. Februar. Thom sen Oldeusworth wird einen Antrag auf Anklage gegen den Exminister Wolfhageu, Graf Baubtssin einen Antrag auf Preßfreiheit, Vereins- und Lrr- sammlungsrecht stellen. In einer Adresse soll die ganze politische Lage des Landes dargelegt, jede verfassungsmäßige Verbindung Schleswigs mit Dänemark allein als rechts- und verfassungs widrig zurück gewiesen werden. len, und hoffentlich auch noch in der Zukunft manche» deutsche Herz erheben und entzünden werden. Zeit lieder, wie Arndt'S: „WaS ist de-Deutschen Vaterland", „Drr Gott, der Eisen wachsen ließ", „WaS schmettern die Tronrpeten? Husaren heraus", haben wir seit dem 16. Jahrhundert nicht wieder, und selbst in jener Zeil, kaum gehabt; ihr unsterbliches Verdienst ist das, daß sie di« beste Stimmung drr Zeit in voller Wahrheit, ohne Uebertreibung und Phrase, poetisch aussprachen — die beste Stimmung einer großen Zeit, wie sie auch Deutsch land seit dem 16. Jahrhundert nicht wieder gesehen hat. Seit den Liedern von der Pavierschlacht waren mit so freudigen starken Herzen und mit so Hellen Eiegesstimmen keine KriegSlirder wieder durch ganz Deutschland erklun gen, als die Lieder de» alten Arndt; seit drei Jahrhun derten war Deutschland- Siegesehre und Siegesgröße nicht mchr besungen worden: Ernst Moritz Arndt hat sie ge sungen, und so lange da- Andenken an den Sieg und die Ehre und die Freude von 1813 dauern wird, so lange wird man auch der Siege-- und Freudenlieder ge denken, die damals'sind gesungen worden, so lange wird auch da» Gedächtniß und die Ehre de- alten Sängers von Rügen dauern." Seine später» Schicksale schildert er selbst in der Selbstbiographie: „Erinnerungen auS dem äußern Leben" und in dem „Nothgrdrungenen Bericht auS meinem Leben". Seit 1820 von seinem Lehrstuhl in Bonn suSpendirt, erhielt er 1840 durch den König Friedrich Wilhelm IV. die Lehrfreiheit wieder. Im Jahre 1848 Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt, schloß er sich bekanntlich der Gagern'schen Partei an und schwärmte mit ihr für eine Kaiserkrone. „Diese — so sagt die „Neue Preuß. Zeitung" in ihrem Nachrufe an Arndt — würde eher ein neuer Keil, al» ein zusammen haltender Reis für da» gespalteneDeutschland geworden sein. Dem greisen Sänger wird diese Schwärmerei vergessen werden; aber WaS da- deutsche, daS preußische Volk ihm nimmermehr vergessen wird, daS sind die Kriegs undWehrlicder des „Sängerhelden vonderJnselRügen."" Die „Preußische Zeitung" erhebt im Gedächtniß an Arndt'S deutsche» Wesen die Frage: „Was hat dieser Mann so Besonderes gethan? hören wir klügelnde Uebrr- wciSheit verwundert fragen. In der Thal, er hat gar nichts so Besonderes gethan. Sein Größte- ist, daß er immer in vollem Maße gethan hat, wa» wir Alle immer thun sollten: er hat sein Vaterland mit feuriger, treuer Manne-liebe geliebt, er ist sein Lebtag ein tapferer, wah- Dresdea, 2. Februar. In deukfHen Blättern finden nE^lett Nachrufe an Ernst Moritz Arndt, welche von der allgemein«» Ver ehrung zeugen, die im deutschen Volke für den Mann lebt, dessen herrliche KriegSlirder und kernhafte vater ländische Gesinnung mit der Geschichte der Befreiung Deutschlands vom fremden Joche innig verknüpft sind. ES ist bezeichnend für da- echtdeutsche Wesen Arndt'S, daß in Erinnerung an sein deutsch«- Wirken gegen das Fremdenjoch sich mal wieder alle politischen Parteien aller deutschen Stämme zusammenfindcn können, und es liegt hierin ein deutlicher Fingerzeig dahin, was endlich im Bewußtsein der ganzen deutschen Nation doch als echt „national" gelten wird. Der Sänger deS deutschen Vater landsliebe-, in dem die Kraft und Macht der ganzen deutschen Nation vereint verherrlicht wurde, hatte das Herz der deutschen Nation urmächtig berührt. Ernst Moritz Arndt war eines Bauern Sohn auf Rügen. Er studirte Theologie und trat dann al- akademischer Lehrer in Greifswald auf. Nach der Eroberung Deutschlands durch Napoleon wirkte er in seinen Schriften mit deutscher Urgewalt für die Erhaltung des GermanenthumS gegen über Frankreich und der Revolution. Seine Krieg-- und Wehrlieder, die er während der Befreiungskriege sang, schürten wie die v. Schenkendorf'S und Körner» mächtig die Flamme der Begeisterung. „An die Spitze dieser Vatrrlandtdichter," schreibt Vilmar in seiner Geschichte der deutschen Nationalliteratur, „stellt sich der Sänger held von der Insel Rügen, der alte Arndt, dessen kräftige Lieder zu ihrer Zeit alle Herzen erhoben und entflamm rer, biederer Deutscher gewesen, er hat nie aufgehört, .Heinen lieben Deutschen mit den gesunden Empfindungen ^lnd den mannhaften Hantzkvngen eine» echten Patrioten voranzugehen." „Wahrlich — schließt die „Pr.Z."—, wir werden gut thun, in dem heftigen Streite der deutschen Gegensätze un» rechnest und ernstlich die deutsche Liebe und den deutschen Glnuben zu vergegenwärtigen, welche Ernst Moritz Arndt durch ein schwere- Leben frisch und sicher hindurch geleitet und ihm die Kraft verliehen ha ben, in den verschiedensten Lagen belebend und ermun ternd auf seine Zeitgenossen einzuwirken. Wenn unsre Tage hier und da andere Begabungen verlangen, so wird doch stets die uneigennützige Hingabe an daS Gemein wesen, die innige Liebe zum Vaterlande, der treue deutsche Sinn, der frische muthige Glaube da- Beste thun müssen zur Lösung der unS gestellten Aufgaben. Darin soll unS das Beispiel deS Trefflichen, den heute die Theil- nahme der ganzen Nation zu seiner letzten Ruhe gelei tet, stets voranleuchtcn, daß Pfiffigkeit und feige Selbst sucht da- theure Erbe der Väter nie preisgeben lasse." AuS vollem Herzen kann man solchen Worten einer preußischen Zeitung beistimmen. Würde die dortige „nationale" Parteipresse dieselben sich immer recht vor halten: wir würden nicht dies traurige tägliche Schau spiel der Verleumdung, Verfeindung und Mißachtung anderer deutschen Stämme in jener Presse gewahren. Auch die hiesige „Constitutionelle Zeitung" wid met dem Andenken Arndt'S einen nekrologischen Artikel. In demselben ist denn auch von den Enttäuschungen die Rede, welche Arndt'S Hoffnungen für Deutschland nack> 1815 erfahren hätten. Er habe verlangt „die Wieder- Feuilleton. Lüdtcke's Wintergarten. Die meisten und die glühendsten FrühlingSlieder sind in den langen Winter nächten hinter dem Ofen gedichtet worden. Wenn drr Ostwind pfeifend und schrillend durch die Straßen fegt, Schnee oder Regen vor sich her jagt und mit wild spielendem Finger an die Fenster schlägt, wenn die er storbene Natur in einem düstern Grau, wie in einem Grabtuche, vor unS liegt, da träumt da- bange Herz gern vom ewigen Lenz deS Südens und seufzt nach dem Lande, wo die Citronen blühen. Solcher MignonS - Empfindung, solchem winterlichen, vom Zauber südlicher Natur angeglühten Sehnsuchtswalzer des Herzen- wird da» hiesige Etablissement de» Herrn H. Lüdickr, der Wintergarten auf „Elisen» Ruhe", befriedigend entgegen kommen. „Fata Morgana! Wir stehen in einem Zauber garten!" so ruft man, wenn man an einem Februartage, aus dem Kothe und der Prosa der eben durchwanderten Vorstadt hier rintritt. Die angenehme Wärme, die uns neu belebend anhaucht, daS frische Grün, an welches wir da- Bild der Hoffnung knüpfen, drr Orangrnduft, der unS die Seele küßt, die Blumen aller Erdtheilr, welche un- mit ihren Gluthaugen wild-fremd in den wunderbarsten Farben anblicken, lügen dem Herzen süß verlockend einen Frühling vor, und man kann sich hier mit einer geringen Dosi» Phantasie in di« schattenlosen Wälder Neu-HollandS oder in die üppige Wildniß süd amerikanischer Urwälder, an die User de» Sange», wie in dl« Rosengärten von SchiraS und Damaskus versetzt glauben. Da» au» Elsen und Gla» aufgesührte Gebäude, welche- diese kleine Wunderwelt birgt, mißt in seiner Länge 300 englische Fuß. Es wird von einer Wasser heizung durchwärmt und vereinigt in sich Alles, um den nach dem rauhen Norden verschlagenen Kindern ferner Himmelsstriche eine gastliche Aufnahme und Existenz zu sichern. Die erste Abtheilung des Wintergartens bildet da» Warm- oder Palmenhaus. AuS dem grünen Moose Brasiliens, zwischen künstlichen, mit riesigen Farren- kräutcrn umsäumten Felsen erhebt sich hier die Palme, der königliche, von dem Kultus geheiligte, vom Alter- thume gepriesene, von Dichtern besungene Baum. Zwischen den mächtigen, schöngesormten Blättern der Banane, der glockenförmigen, auf den Hochebenen Mexicos heimischen H)ucca, den Dracänern mit ihren überhängenden Schwert blättern, zwischen den Aroideen, Begonien u. Amaryllen erblickt man die seltsam phantastischen Formen verschiedener Cactusarten, bald kugelförmig, bald schlangenartig am Boden kriechend, bald in ovalen, flachen Gliedern im Zickzack gespenstische Finger ausstrcckend, bald in viel eckigen Säulen hoch aussteigend. Lianensormen wiegen sich an der Decke de- Gebäude» und bilden eine Wiese über dem Walde, «inen Garten über dem Garten. Und um diese ganze dustberauschende, in den mannichsaltigsten Formen üppig wuchernde, mit ihren grünen Armen in südlich wilder Gluth sich umrankende Tropennatur ziehen sich al- spielender Schmuck, wie eine Randzeichnung, die ZrstonS zierlicher Schlingpflanzen. Doch diese märchen hafte Vegetation und die mit starken Düften durchzogene fcuchtwarmr Atmosphäre hat etwa- Drückendes und wiegt die Phantasie in heiße und schwelgerische Trunkenheit «in. In frischer« Luft und in gedankenreichere Spiele der Empfindung wird das Gemüth in den beiden andern Abteilungen des Wintergarten» geführt. Treten wir, durch die GlaSthür zur Linken, in dir zweite Abtheilung, so nicken un» neben einer mehr nördlichen Flora in einer reichen Auswahl di« Glockenhäupter der Rhodo dendren zu. Das schönste, farbrnglühendstr Bouquet aber in dem Blumenfeuerwerk des Wintergartens bietet die dritte Abtheilung. Aus dem dunkeln Grün der Gangwände leuchten in allen Farbenscalen Camellien, Hyacinthen und Azaleen. Lorbeer und Myrthe, Agaven und Araucairen, Acacien und Acuarien bilden lauschige Bosquets, in denen sinnig decorirte Blumen-Etagören aus gestellt sind. Einen passenden Abschluß erhält das Ganze durch die Blumengöttin, deren Statue sich von einem, durch Orangerie gebildeten Teppich abhebt. Mild freundlich lächelt Flora auf ihre holdseligen Kinder herab. Allen Denen, welche sich den Winter zum Sommer auf eine Stunde gestalten oder in ihren eignen rosigen Frühling sich zurückträumen wollen, empfehlen wir den Besuch de» Wintergartens auf „Elisens Ruhe". Der selbe wird allen Denen eine Heimath dünken, welchen die Welt für ihr Glück zu kalt, für ihren Schmerz zu hart, für ihre Ziele zu hoch, für ihr Ahnen und Sehnen zu prosaisch, für ihre Hoffnungen zu klein, für ihren Glauben zu überfüllt' mit Eriminalgesetzbuch-Paragraphen. Nur da» leise monotone Plätschern einer Fontäne, nur leiser Vogelsang, der wie ein klingender Frühlingsstrahl über die Blumen hinzittert, unterbricht die Stille, welche in den Räumen herrscht. Und eine weiche Stimmung legt sich hier wie eine sammetweiche Hand auf da- Herz des Besuchers. Man versteht hier, warum der alte, gute Herr von Male-Herbes, welcher auf der häßlichen Guillotine sterben mußte, die Gesellschaft seiner Rosen allem andern Umgang vorzog, und man seufzt mit einem berühmten Dichter: O bitt' ich wollen mich bequemen, Mit Menschen s». vorlieb zu nehmen, Wir ich « mit diesen Blumen thu', , Biel früher fand ich Glück und Ruh'. c. e. LDüSu-vn-* > °> Ms i- Herstellung deS Kaiserthum», di« Zurückdrängung der Für sten von ihrer durch Napoleon erlangten souveränen Stellung zu untergeordneten dem Kaiser und Reich un terworfenen Oberhäuptern her einzelnen Länder, eine durch das ganze Reich gcheutz« gleiche Kriegsverfassung, Reichsgericht«, einen Nauonalcongreß, aus welchem nicht nur die Fürsten, sondern auch die Völker repräsentirt würden, gleiche Münze, Maß und Gewicht, und endlich Landstände in den einzelnen deutschen Ländern." „Und als nun von diesem Allen wenig oder nichts in Erfül lung ging — so fährt di« „Const. Atg." fort —, da brach er am Schlachttage des 31. Oct. 1816 in die vor wurfsvollen Worte anS: „Ihr Fürsten! seid zuerst be fraget: Vergaßt ihr jenen Tag der Schlacht" rc. — und nun läßt die „Eonst. Ztg." einige Verse dieses bekann ten Gedichts von Uh land (mit der Anfangsstrophe: „Wenn heul' ein Geist herunterstiege rc.") folgen. Solche Verwechselungen zeigen wenig Vertrautheit mit dem b« handelten Stoss. Zur Sache selbst ist wenig zu bemer ken. DaS 1815 hier und da ausgesprochene Verlangen nach Wiederherstellung des deutschen Kaiserthums haben wir mehrere Male pragmatisch-historisch untersucht und die Unmöglichkeit von dessen Erfüllung gezeigt. In den an dern angeführten Punkten hat Deutschland so große Schritte vorwärts gethan, daß Arndt s oder vielmehr Uhland'S Un- muth von 1816 sich heute wohl beruhigt zeigen kann. Das „Leipziger Journal" schildert in seinem Ein gangsartikel Arndt'S Auftreten gegen Napoleon mit fol genden bündigen Worten: „Ueber Landsturm und Land wehr", „der Rhein, Deutschland- Strom" und der,,Sol datenkatechiSmuS" entstanden in jener Zeit, wo selbst ein Goethe die bedenklichen Worte sprach: „Der Mann ist auch zu groß". Arndt aber in seinen Schriften war anderer Meinung; so tief er Napoleon s Wesen ergrün det hatte, so groß seine Bewunderung war für di« Grüße dieses Dämon», zu groß deuchte er ihm nicht, und sein stolzes Hoffen ist herrlich bewährt worden." — Die Wiener „Presse" sagt u. A.: „Deutschland, da» noch am fri schen Grabe Humboldt'-, Ritter'-, Grimm'ssteht, hatinden' letzten Wochen berühmtere Männer verloren; aber keinen braver» Freund des Vaterlandes als Arndt, dessen 90jäh riges Leben ein Denkmal der deutschen Geschichte seit dem Anfänge unsers Jahrhunderts ist, dessen Name unsre traurigsten und zugleich erhebendsten Erinnerungen weckt, dessen Lied vom deutschen Vaterlande noch heute, wie vor 50 Jahren, unsre Jugend begeistert. Wir sehen in unsrer Phantasie den feierlichen Trauerzug, der Mitt woch diesem Tobten das letzte Geleit geben wird. Ein halbe» Tausend deutscher Jünglinge wird seinem Sarg« folgen, und an den Ufern des Rhein- wird morgen him melan Arndt'S Vers klingen: „O nein, o nein, mein Vaterland muß größer sein!" Dieser Ruf, den über morgen die Bonnenser Studenten dem Nestor ihrer Uni versität zum Scheidegruß geben werden, — er ist kein Anachronismus. Wie die Dinge jetzt gehen, wird nran vielleicht bald wieder eines Arndt bedürfen, daß er dem „Reichsfeinde" wie Anno 1812 das Manifest: „Der Rhein, Deutschlands Strom, aber nicht Deutschlands Grenze" entgegendonnere. Möge Deutschland dann kein Arndt, aber auch kein Stein und vor Allem kein Scharn horst und kein Blücher fehlen." In Wiener Blättern wird gegen die Insinuation des Pariser „Constitutionnel", daß der Einfluß Oester reichs den Papst bei seiner Antwort auf den Brief des Kaisers Napoleon bestimmt habe, protestirt. Die „Oester- reichische Zeitung" sagt: „Frankreichs Truppen stehen in Rom, Frankreichs Diplomatie arbeitet in der ganzen Welt. Oesterreich hat sein Heer in sein Land, hat sich mit seiner Politik auf sich seihst zurückgezogen, Rom be darf seiner Rathschläge am wenigsten, es hat eine tra ditionelle, geschichtliche Politik, bei der e» sich Rath er holt, und cs heißt geradezu auf die Unwissenheit des französischen Publikums speculiren, wenn man ihm weiß machen will, Dieser oder Jener sei schuld daran, wenn die römische Curie heute Das thut, wa- sie in ähnlichen Lagen vor Jahrhunderten gethan. Das factische Vorgehen Stereoskopie. Jeder Tag bringt uns eine neue Entdeckung; es ist dies gleichsam eins der glücklichen Gesetze der Natur und der Menschheit. Selbst die zahl reichen Erfindungen unsrer Vorfahren sowie auch der Jetztzeit gewähren uns nur die Gewißheit, daß noch viele Entdeckungen unfern Nachkommen Vorbehalten bleiben. Als eine der überraschendsten Entdeckungen der Gegenwart ragt besonders hervor jenedeS genialen Physiker- Wheatstone, der gebildeten Welt bereits bekannt — cs ist da» Stereoskop. Mit dieser geistreichen Vorrichtung bewaffnet, sehen wir, wie die flachen Abbildungen eines Körpers (ein mal mit dem rechten, einmal mit dem linken Auge be trachtet) sich frei von ihrem Hintergrund erheben und un» täuschend denselben Körper wiedergeben/ welcher uns bei der Ausnahme als Modell gedient. — Al» daS Stereoskop mit drr gleich merkwürdigen Erfindung der Photographie in Verbindung trat, wurde dasselbe durch seine reizende Erscheinung bald der Liebling deS Publi cum-, aber das Ziel nur einzelner Fachmänner, deren Streben auf Vervollkommnung gerichtet war. Auf die sem so schwierigen und wenig bekannten Gebiete der Optik konnten die Aufgaben nur beschränkte, mehr oder weniger glückliche Lösungen erreichen. Herr Thomas Patzal, Photograph aus Triest, drr sich die Aufgabe gestellt, den Gesichtskreis der stereoskopischen Ansichten in natürliche Dimensionen auö- zudehnrn und den Landschaften zugleich die natürliche Perspectiv«, den Stoffen ihre eigenthümliche Erscheinung wiedrrzugeben, hat durch Kombination verschiedener optischer Gläser ein Instrument geschaffen, in welchem sich die Landschaften ohne die geringste Krümmung der aufrechten und horizontalen Linien vollkommen achro matisch bi- zur natürliche« Größe und Tiefe ausbrciten und dadurch den unschätzbaren Werth und unsre Be
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