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Dresdner Journal : 27.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186001271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-01
- Tag 1860-01-27
-
Monat
1860-01
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1860
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(Ost-Deutsche Post. — Journal der Dsbat».— Patrie.— Moniteur industriel. — Payr.— Constitutionnrl. — Times. — Herald. — Post. — Tablet.) TagetgeschHte. Dretduer Rachrichteu. Proviuzialuachrietteu. (Leipzig.) Vericht-verhandlungru. (Dresden.) Ler«ifchtes. Eiugesaudtet. Statistik und Lolkswirthschaft. (Zur Abwehr der Rinderpest.) Aeuilletou. Tageskaleuder. Inserate. Börsen- uachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Paris, Mittwoch, 25. Januar, Abends. Die soeben erschienene „Patrie" meldet die erfolgte Un terzeichnung deS Handelsvertrag- mit England. Hauptbesttmmungen desselben find folgende: Eng- lischerseits wird der EingangSzoll auf franzö sischen Wei« nach dem Maßstabe von 150 auf 28 herabgesetzt, Seide gänzlich zollfrei zugelassrn. Kranzöfischrrseits wird der EingangSzoll «uf Eisen auf 7 KrcS. pr. hundert Kilogramm (2 Centner) festgesetzt. Die einheimischen Wollen- und Baum- wollwaarrn werden durch einen höchstens 30be tragenden EingangSzoll geschützt. Die Rohstoffe, deren der Kaiser in seinem Briefe gedenkt, werden vom 1. Juli 1861 zollfrei einpasfireu. Die Pro hibitionen werden mit Oktober 1861 aufaehoden, Der Vertrag wird für England verbindlich von seiner gesetzlichen Bekanntmachunv an. Paris, Donnerstag, 26. Janüar. Der heutige „Constitutionnrl" enthalt folgende Mittheilung: Wir können nachstehende Maßregeln als Folgen deS vo« Kaiser aufaestrllten Programm- eines Handelsvertrags mit England bezeichnen: Mit dem 1. Juli 1860 erfolgt die Aufhebung der EingangS- Me auf Baumwolle und Wolle; auf englische Steinkohle und Coke- wird der belgische Tarif angeweadet. Lom 1. Oktober 1860 an wird der EingangSzoll für Eisen auf 7 Franc- herabgesetzt. Am 31. L ecember 1860 tiitt eine Herabsetzung auf die Einfuhr von Maschinen rin. Mit 1. Januar 1861 tritt die Herabsetzung de» Zolle- auf Zucker in Kraft. Bom 1. Juli 1861 au wird die Ausschließung von Hanfgarn und Hanf- gewebeu durch einen Zoll ersetzt, der 30 H nicht überschreiten darf. Mit 1. Oktober 1861 werden alle andern Prohibitionen aufgehoben. Turin, Mittwoch, 25. Januar. Der „Moni tor» ToS ans" enthält ein „Mitgetheilt", in welcher da» Motiv der Reserve in dem Decret bei der Pro klamation deS sardinischen Statut» in ToScana erläutert wird. Die toScanische Regierung wollte sich ihre organischen Gesetze über die Freiheit de» Handels und der Industrie, so wie andere legis lative Dispositionen reserviren. Die National versammlung soll darüber entscheiden, ob diese Ge setze in ToScana aufhören oder im Interesse de» Gemeinwohls eine weitere Ausdehnung erhalten fallen. Madrid, Dienütag, 21. Januar. Die Mauren haben gestern in beträchtlichen Massen eine im Bau begriffene vorgeschobene Redoute am MartinSfluffe angegriffen. Die wurden jedoch von den Spaniern mit großem Verluste zueückgetrieben. . Dresden, 26. Januar. lieber die Thronrede der Königin von Eng land bemerkt die „Ost-Deutsche Post", e- fänden sich darin über das System der Nichtintrrvention, wie die Königin von England e- aufstcllt, einige Erläuterungen bemerkcn-wrrther Art. „Was wir über Intervention oder Nichlintervention von französischer Seite her ver nahmen, klang so, als ob Niemand, wer eS auch immer fei, in die mittelitalienischen Angelegenheiten mit bewaff neter Hand sich mengen dürfe, weder Oesterreich noch Frankreich, weder Sardinien noch Neapel. Die Thron rede stellt eine andere Definition auf; sic will die Be freiung von-„auswärtiger" gewaltsamer Einmischung in die innern Angelegenheiten Italiens. Offenbar geht der Sinn dahin, die bewaffnete Einmischung Sardiniens zu gestatten. Aber dann erwächst auch für Neapel da- Recht, in die päpstliche» Staaten rinmarschiren zu lassen, denn Neapel ist eben so wie Sardinien eine italienische Macht. Folgerichtig würde sogar Oesterreich, in so weit eS eine italienische Macht ist, berechtigt sein, eben so gut als Sardinien seine Truppen über die Grenze deS Venrtia- nischen in die Staaten der jsogenanntrn Emilia ein marschircn zu lasten. Der Himmel bewahre uns, hierzu zu rathen; wir haben unsre Ansichten und Wünsche in diesem Punkte schon wiederholt an dreser Stelle ausge sprochen. Aber die Thatsache ist, daß, wenn Oesterreich, wie wir nicht zweifeln, von dem englischen Eabinet als „„ausländische"" Macht betrachtet wird, Frankreich um so mehr als eine solche gelten muß, und wenn die Worte der Thronrede keine hohle, einseitige Phrasenmacherri sei» sollen, so muß man ihnen die Bedeutung unterlegen, daß Engländ darauf besteht, daß auch die Franzosen aus Italien sich entfernen. Ueberhaupt finden wir in dem PassuS, wo von der Allianz mit Frankreich die Rede ist, Nichts, waS eine» besonders gesteigerten Grad von Wärme in dem Bcrhällniß zwischen den beiden Nachbarstaaten verrietbe. Die Königin weiß ebensowenig von Savoyen, als sie überhaupt von der Unterhandlung eines politischen Vertrags mit Frankreich weiß, sie weiß bloS, daß Ver handlungen über Ausdehnung deS Handelsverkehrs zwi schen beiden Ländern stattfinden, welche „„dergestalt""(!) die Bande freundschaftlicher Allianz enger knüpfen wür den. DaS ist ziemlich dürftig und auch etwas trocken, wie uns scheint!" Der bereits erwähnte Artikel John Lcmoinne'S im „Journal deS DebatS", gegen di« weltliche Ge walt des PapsteS, erklärt das Gebäude der römischen Regierung als im völligen Widerspruch befindlich mit dem gesellfchafttichen Zustande aller Nationen, der katholischen obenan. Die Ausübung der zeitlichen Gewalt deS Papst- thumS habe dieses von jeher in Kriege verwickelt, jetzt sei sie bloS eine Ursache der Unterjochung für dasselbe. Nicht eine einzige der Mächte, welche das Papstthum un terstützen, könnte eS vermeiden, demselben zu erklären, daß seine Regierung eine unerträgliche, «ine unmögliche sei. Die Kirche werde um so stärker sein, wenn sie keinen Krieg, kein Vasallenthum mehr zu befürchten haben werde. Dieser Artikel Lrmoinne'S hat aber in der Redaction der „DebatS" eine Spaltung hervorgerufen. Der Haupt- redacteur, Herr de Sacy, protestirt in einem an den Geran ten und Director des Journals, Eduard Berlin, gerichte-, ten Schreiben gegen den Artikel seines Mitarbeiters, besten Principirn, wie er sich ausdrückt, den Ruin deS Papst- thums uud der gesammten katholischen Kirche zur nolh- wendigen Folge haben werde. Er lehnt alle Verantwort lichkeit für den Artikel ab.— Die „Patrie" veröffent licht theilweile einen Brief, welchen Kossllth an seine schottischen Freunde gerichtet hat, weil Kossuth kein Re volutionär, sondern ein „aufrichtiger Patriot" sei. Die schutzzöllnerisch gesinnten Fabrikanten Frank reichs wollen ihre Sache nicht ohne Kampf aufgeben; eine große Anzahl derselben, etwa 180, aus den ver schiedenen Jndustriecentren Frankreichs; haben eine — im „Moniteur industriel" veröffentlichte — energische Adresse an dcn Kaiser gerichtet. Im Ein gänge wird daran erinnert, daß in der „Moniteur"-Nole vom 24. Juli 1856, die Vertagung der Aollreformen be treffend, zugleich auf Verlangen der Handelskammern ver sprochen wurde, eine Untersuchung über den Stand der entsprechenden Industriezweige anzustcllen. Ferner wird hervorgehoben, daß in dem Schreiben de- Minister» an die Handelskammer in Lille vom 11. Mai 1859 ausdrück lich gesagt war, infolge der politischen Verwickelungen seien die industriellen Reformen auf unbestimmte Zeit hinausgeschoden worden. Trotz diese» Versprechens einer vorherigen Untersuchung beabsichtige der Kaiser nun doch, die wichtigsten Artikel der Zollgesetzgebung zu verändern, und zwar ohne dir Fabrikanten zu befragen oder zu hören. Mehr al» 400 Industrielle seien nach Pari» drlegirt wor den, um den Kaiser um eine Audienz zu ersuchen; e» sei ihnen aber erwidert worden, der Kaiser sei zu be schäftigt und könne sie nicht empfangen. „Wir fragen Sie, Sire!" heißt eS weiter, „waZ nun auS jenen Ver sprechungen wird, auf die wir uns verlassen hatten. Denn die französische Industrie kann einige mit dem Handels minister gewechselte Wort« und das Anhören einiger Fabri kanten durch den Kaiser nicht als eine ernstliche u. voll ständige Untersuchung gelten lasten. E» ist uns nicht gestattet worden, unsre Interessen zu verthridigen, und wir werden verurtheilt, ohne gehört zu werden." Und das geschehe in dem Augenblicke, wo man sich durch einen Vertrag mit England binden wolle. Zwar wollen die Adressanten dem Kaiser duraus nicht das Recht streitig macht», Handelsverträge abzuschließen, ohne di« Zollver- Lnderungcn der Genehmigung der Kammern zu unter breiten. Aber sie halten eS für angemessen, bei dieser Gelegenheit an di«. Rede deS Senat-Präsidenten über das Senalsconsult vom 23. December 1852, Veränderungen in der Const.tution betreffend, zu erinnern. In dieser Rede wird nämlich in den stärksten Ausdrücken die Noth- wendigkeit hervorgrhobcn, bei Abschluß von Handelsver trägen alle Interessen wohl zu berücksichtigen und di« un seligen Folgen des Handelsvertrages von 1786 werden hauptsächlich dem Umstande zugeschrieben, daß „die Re gierung nur wenige Sachverständige um Rath fragte u. «ine große Zahl der natürlichen Organe des Handels und der Industrie ganz der Seite ließ." — Gegen die Unterzeichner dieser Adresse, welche durch dcn „Moniteur industriel" veröffentlicht worden ist, eifern die ministe riellen Blätter „Pays" und „Patrie". Sw begrei fen nicht diesen in jeder Beziehung bedauernswerlhen Aufruf an die L«idenschaftcn, und dieses besonders in einem Augenblicke, wo die Einzelheiten der Frage noch nicht bekannt seien. „So darf", meint das „Pays", daS „Betragen Derer nicht sein, die der Ordnung und den con- scrvrtiben Principirn ergeben sind. Wrr wissen, daß eS zu andern Zeiten den nämlickcn speciellen Interessen ge lang, durch ähnliche Schritte andere Regierungen einzu schüchtern. Man täuscht sich aber in dem Datum. Die Regierung braucht sich derartigen Nothwendigkeiten nicht zu unterziehen. Die jetzige Constitution gestattet keine derartigen Ercesse." Das „Pays" vom 24. Januar bringt wieder einen heftigen Artikel gegen die Protektionisten, welche die Agitation gegen die Aollreformen unterhalten. Seine Sprache ist eine drohende, und cs meint, daß cs an der Zeit sei, daß die Arbeiterklassen nicht mehr den Monopol systemen und egoistischen Interessen ausgeopfert würden. Die Politik des Kaisers hat ihm zufolge für diese so wichtigen Klassen der Bevölkerung eine Acra der Emanci- pation eröffnet. „Die sociale Emancipaiion, dieses Ge langen Aller zum Wohlstände" — fährt es fort — „sind in der Politik des Kaisers die Vervollständigung der neuen politischen Rechte und der Consequenzen der Principien von 1789, welche die Giuudlage unsrer Verfassung bil den." — Die Thronrede der Königin von England, die in 42 Minuten auf drei Drälhen von London herüber befördert wurde, .machte wenig Eindruck in Paris. Man war nur erstaunt, baß dieselbe kein Wort über den Ab schluß des Handelsvertrages zwischen England und Frank sehr ' reich brachte. Der „Constitutionnel" vom 24. Januar setzt gründlich auseinander, daß daS Kaiserreich wirklich der Fried« sei: Ersten» der glorreiche Krieg in Italien hat die Gefahr beseitigt, welche den Frieden Europas un aufhörlich gefährden konnte, und alle» Gute, was in den Principien von 1789 liegt, ist durch di« kaiserliche Politik in friedlicher Weise verwirklicht worben; zweiten- die große rückhaltlose Amnestie vom 16. August 1859, der schon manche andere Gnadendecrete (12. Januar und 2. Februar 1853, 14. August 1854, 20. März 1856, bei der Vermählung des Kaiser», bei der Geburt des Prin zen re.) voraufgegangen, hat im Innern des Landes Ordnung und Einigkeit wieder hergestellt; endlich dritten» der Moment war gekommen, wo der Geist deS Frieden fich ganz enthüllen konnte; eS schiene da» kaiserliche Pro gramm vom 5. Januar 1860, und mit ihm hat die große friedliche Revolution begonnen, welche Frankreich auf jene neue Stufe de» Ruhme- und der Macht heben wird. Der erste Rausch der englischen Blätter über die anbrechende Freihandels- und Friedens-Aera in Frankreich macht immer mehr einer nüchternen Aussassung der Dinge Platz. Die „Times" zieht den Charakter de» UebereinkommenS, daS England zu schließen im Begriff sei, vom pnncipirllcn Gesichtspunkt in Erwägung. Sie sagt: „Es kann nichts Ungereimteres und Inkonsequenteres geben, als der Standpunkt eines Landes ist, welches logisch nach den Lehren des Freihandel- gehandelt hat, wenn es einen Vertrag mit einem Lande negociirt, das logisch als Protectionist gehandelt hat. Die Lifte der britischen Artikel, welche der französische Tarif ve> bietet, ist sehr beträchtlich, während wir gar nichts verbieten, sondern nur Zölle auflegen behufs einer Einnahme, die sonst auf einer weniger gelegenen Seite gesucht werden müßte. Wenn der Zoll auf französische Wein« unver nünftig hoch ist, sollten wir ihn ermäßigen, gleichviel ob die französische Regierung zu einer G genseiiigkeit sich geneigt finden läßt oder nicht. . . . Man wird ohne Zweifel sagen, die Aufhebung des Verbots auf unsre Kohlen und unser Eisen sei rin wesentlicher Vortheil fürEug- land, und daß eS eine Pedanterie wäre, ihn auezuschiagen, Weil er uns in der verult.ten Form eines Hanbelever- trages geboten wird. Wie groß eigentlich der Bo-theil sein mag, den uns ein« Maßregel verspricht, wodurch Frankreich — nachdem eS uns zu einer Erhöhung unsrer Kriegsausgaben um etwa 10,000,000 Pfd. St. gezwungen hat — jetzt unsre Einnahme zu vermindern und glrich- zeitig sich die zwei wichtigsten Kricgsclcmcnte — Kohle und Eisen — zu verschaffen sucht, weiden wir vielleicht bei einer andern Gelegenheit in Betracht ziehen, aber wir gestehen, daß wrr mit sehr lebhafter Eifersucht Alle» ansehcn, wa» einer Ausladung der Principien des Frei handel» ähnlich sieht. Unsre Schiffseigner schreien laut nach Gegenseitigkeit. Wa- sollen wir ihnen antwort«», wenn wir einen Handelsvertrag mit Frankreich schließen? Wenn wir einen Weinzoll hcrabsetzen, um die Aushebung eines Verbotes zu zrlangcn, warum können wir nicht den Ausländern di« Theilnahme an unsrer Küstenschiff fahrt verbieten, um die Aufhebung eines andern Ver bots zu erwirken? Wir we.den die Zulasfung unsrer Kohle und unser» Eisens in Frankreich ia der That th ucr erkaufen, wenn der Preis dafür in dem Geftändniß be stehen soll, daß wir da- Vertrauen zu uns,er Freihan- dclspolilik verloren haben und daß wir in Ankunft un fern Tarif nicht nach unfern Bedürfnissen, sondern nach der Lib.raliiät oder Jlliberaliiät unsrer Nachbarn einzu richten denken."— Was die „Times" über den fraglichen Vortheil eines französischen Marktes für die zwei KriegS- ingrebienzen, Kohle und Eisen, anbeutet, wird vom „Abvertiser" und „Herald" mit B stimmtheit her- vorgehvben. U.bcrhaupl läßt der „Herald" wieder seinen Piriser Correspondcnten den Ton des tiefsten Mißtrauens gegen L. Napoleon'» entferntere Pläne anstimmen. Der Stand der italienischen Angelegenheiten dient der ministeriellen „Post" als Grund und Anlaß, dem engliichen Eabinet zu seiner glänzenden Stellung Europa und dem Parlament g genüber Glück zu wünschen. Daß kein Congreß statifinden werde, sei so gut wre gewiß. Die Warnungen und Rathschläge, die Lord I. Russell Feuilleton. Eduard Vogel. Eduard Vogel au» Leipzig rdiste bekanntlich gegen Ende Juli 1853 von TripoltS ab und traf am 13. Januar 1854 in Kükaua, der Hauptstadt von Bornu am Tschad-See, ein. Im März 1854 besuchte der Reisende da» kleine Heidentand Musgo und trat bald nachher seine Reise nach Südwcsten nach dem Flusse Tschadda oder Benue und dem Königreiche Adamaua an. Auf dieser Reise traf er am 1. December ganz un- vermuthet in einem Walde bei Bundi mit Oe. Barth zu sammen, der gerade auS Timbuktu zurückkam. Nach K ikaua glücklich zu.ückgekehrt, verlebte er mehrere Wochen mit l)r. Barth zusammen und drang dann im Anfang« de» Jahre- 1856 nach Osten hin, besuchte den Fittre- See und gelangt« nach Wara, der Hauptstadt von Wadai, von wo er nach Dar-Für zum Nil und über Aegypten nach Europa zu reisen gedacht«. Die letzten Nachrichten, welche von seiner eignen Hand nach Europa gelangt sind, schrieb er am 1. December 1855, und wir wissen somit seit vier Jahren nicht- Bestimmte- von ihm, als daß sich schon Ende 1856 über Bornu und Fezzan die ersten Gerüchte über den Tod deS Reisenden in Europa verbreiteten. An gewissen Nachrichten fehlt es aber noch immer, und alle angestellten Nachforschungen haben zu keinem Ergebnisse geführt. Wir wissen nur, daß 1>r. Vogel Wara in Wadai erreicht hat. Die Frage, ob der kühne Reisende noch lebt und vielleicht nur gefangen gehalten wird; ob er infolge der klimatischen Verhältnisse gestorben oder von den Ein- arbornen getödtet worden, wer mag sie beantworten? Haßt man Alle-, wa» über da» Schicksal unser» muthigen Afrika-Reisenden in der letzten Zeit au-grsagt worden ist, zusammen, so wird man sich doch nicht, so geneigt man auch sein mag, an den Tod de- Reisenden zu glauben, der schwachen Hoffnung cnvehren können, daß Vogel noch leben kann, und daß der schlaue und hab gierige Sultan von Wadai ihn vielleicht nur gefangen hält, um ihn später gegen rin gutes Lösegrld zurückzu geben. Wie leicht sich das Gerücht über dcn Tod eines Reisenden verbreitet, beweist di« Sage von Or. Barth- Tod, welche sich rin Jahr später als falsch auswies. Ich wagte damals im „Dresdner Journal", wie mir die Re daktion bezeugen kann, Zweifel gegen diese Gerüchte aus- zuiprcchcn, und hatte später, trotz der in den gelehrten Zeitschriften voreilig erschienenen Nekrologe, die Freute, meine Ansichten bestätigt zu sehen. In Bezug auf Vr. Vogel sind allerdings, wie ich offen bekenne, meine Hoffnungen auS mehrcrn Ursachen geringer, doch halte ich es immerhin für Pflicht, im Falle der Reisende um der Wissenschaft willen des unerbittlichen TodcS Opfer geworden wäre, energische Nachforschungen anzusteU«», um der peinlichen Ungewißheit rin Ende zu machen und im schlimmsten Falle die Rettung der Papiere und Samm lungen des Reisenden zu versuchen. Tie bisher von englischer Seite angestellten Nachfor schungen scheinen mir nicht mit derjenigen Umsicht und Energie geleitet worden zu sein, dir man berechtigt war vorauSzusetzen; denn sonst hätten wir schon längst Ge wißheit haben müssen. Ohne hier weiter auf diesen Gegenstand rinzugehen, den schon die „Sächsische Dorf zeitung" in einem klar geschriebenen, einen zweiten Ab druck verdienenden Aufsatz vom 29. Januar 1858: „Ein sächsischer LandSmarzzr in Afrika" sehr richtig besprochen hat, sei hier nur bemerkt, daß eS dem englischen General- consulat in Tripolis wohl nicht hätte schwer fallen kön nen, «inen officiellen Courier an den Sultan von Bornu und gleichzeitig an die Chefs der Tuarik», sowie einen Kaufmann von Gadron (südlich von Mnrzuk gelegen) oder einen Schcris nach Wadai, die Beide dort großes Ansehen geni.ßen, rechtzeitig abzusenden, um Nach richten über l>r. Vogel zu erhalten. Aus dem dirccten officiellen Berichte des engli'chcn Generalkonsulats in Tupolis an Alerandcr v. Humboldt, datut 22. Oct. 1858, gehl aber hervor, daß man bis zum 27. März noch keine bestimmt« Nachlicht über Vogel e>halten, obgleich man gewußt, daß der Rcis.nde im Anfänge de- JahreS 1856 nach Wadai aufgebioch.n war. In Bezug auf d-e jetzt in den Zeitungen enthaltenen Auiforderungen, einen Verein zu glündcn, um Mittel ausfindig zu machen, den kühnen Asiika Reisenden vr. Eduard Vogel auS Leipzig (geboren am 17. Mäiz 1829 zu Crefeld in Rhcinpreußen) aufzusuchen, so scheint mir die Hauptsache da, in zu liegen, daß man klar wird, was man überhaupt tbun soll, und daß man dann die geeignete Persönlichkeit findet, die ein derartiges Unternehmen erfolgreich zu leiten befähigt ist. Snt Jahren mit dieser Idee umgegangen, habe ich mich auch in dieser Beziehung gegen sachkundige Männer, wie gegen di« Herren Karl Andree, H. Barth, Schubert, Brehm u. s. w., ausgesprochen und bin der Ansicht, daß man wird wohlbhun, Trip.lis als Operationslinie zur Ein ziehung von Nachrichten ganz fallen zu lassen und statt dessen Denghazi im Pajchalck Tripolis und Svut in Ober- Aegypten anzunehmen, um von dort durch Vermittelung deS Vicrkönigs von Aegypten, resp. der österreichischen und preußischen Gesandtschaften in Kairo, einen oder mehrere zuverlässige Eingedorne unter dem Charakter von G.sandteu, SchcrifS oder Kaufleuten direkt nach Wara zu senden. Ich motivier dies« Ansicht dadurch, daß Benghazi und Syut die Ausgangspunkte der Carawanen von Wadai, resp. Dar-Für sind, und daß die Regierung Sach sen- gewiß gern bereit sein wird, durch Vermittelung der Ge sandten selbst in Konstantincpcl beim Sultan in di.ser Angelegenheit Schntte zu lhun, um dre nöthignr Em pfehlungen und Uateistühungen zu erlangen. Die Nachforschungen über lw. Eduard Vogel würden demnach auf zwei Wegen angestellt werden könne» — auf dem Wege der G.saadtschait und auf dem Wege eines Privatuntcrnchmens. Im erster» Falle müßte schließlich der Vicekönig von Aegypten, Sa d Pascha, ver anlaßt werden, eine Gesandtschatt »ach Wara zu schicken; im zweiten Falle wä>e ein« tüchtig«, energische Periön- lichkeit uuezumitteln, die über Malta oder auch Tiipolis »ach Benghazi zu reisen und von Voit Boten auf Boten nach Wa a zu sch cken hätte, um zuverlässige N .chrlchien cinzuziehen. Mil Geld läßt sich bekanntlich bei dcn habgierigen Kindern der Wüste viel ausrichten. Was Syut oder Siut in Ob.r-Aegypien betiifft, das ich selbst be>ucht, so bildet riest Stadt di« Haupistation der alljährlich von Dar Für (Gienzlaud von Wadai) durch die große Wüste kommenden Eaiawanc, welch« neben Sclavcn auch Etephantenzähne, Straußenfedern rc. mit sich führt und zu seltenen Eiukäuf.n Gelegendcit bietet (vgl. „Meine Reise im Orient" I. S 185). Die Carawane, welche aus Dar Für naä> Syut gelang,, zieht von Kobeh oder K.bbe (Hauptstadt von Dar-Für) aus und gelangt über Srlimeh, Sch bb u. s. w. in 38 bis 40 Tagereisen nach Syat. Von hier, wohin man von Kairo aus dcm Nil leicht gelangen kann, rechnet man (nach Kiepert) bi- nach Kobeh 200 und v>» da nach Wara 60 grogr. Meilen. Nach der Karte von Stielrr , (1855) beträgt letztere Entfernung nur 30, nach der neuesten Karte von Barth (1857) dagegen 80 geogr. Meilen. Nach Benghazi (Bengasi, Bcn-Ghasi) geht die neuerdings eröffnete Carawancnstraße, wie der Graf d'Escayrac de Lauture mittheilt, über Tekro, Kebabo in der Oase Kufara und Audschelah. Von Tekro nach
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