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Dresdner Journal : 17.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186001173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-01
- Tag 1860-01-17
-
Monat
1860-01
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 17.01.1860
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AA. Dienstag, den 17. Januar. 1860. V- , - -- - -- --- — -- ...—————— —— . Ftz»aur«e»t»prrist: ^»belieb: 5 'kdlr. 10 dktzr. la >—>»»««.1 lw La»l»»L» V.jiiUrl.: 1 „10 „ „ „ (tritt ?«»»- uv<I »lunatllab -n 1ü K-r. f »trinprleu- 1^io.7«Iu« Xuwiaera: 1 d>xr. 1 icbl»tc blaru. rnsbralenpreise: t'itr äen elavr ac»p»It«nva /.vll«: 1 0»t,r ,,k!iiix«»»«ar" äle /«ile: 2 d>'xr. Lrschriiu»: l'kxl.ak, wiZ Xa-uabm« <I»r 8ouu- un^ SHaitox,, ^beaibi iär äru ko>g»n<!oa l'»x. Dresdner Journal. r»serate»a»»«tz«r au,»ürl,: k'». S»L»v,r»rr,a, 0omml„i<>a>l< U«» Orsxloor Journal«; «baoäaealbit: H. Hi)»»«»; ^bltaa»: Ilneirx.rar» t Voai,»»; NarUa! O»»rio»'»ek« Lucbb., NarLarr,»', Sarsau; Nr«»«»: k. ^oin.orr»; ». 0»»««» »eN« vuobbiuiälua^; KU»: Xvocr ü»o»»»»; r»rt»: v. L.ö»,»»»«l.» (28, rue ä«» doo, «akaa,), kr»U: k». L»»l.icu'« D>»1lb«u<iluux. ffrttuegrber: Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ,MW^W^SWWSS»SSSS«»»»»>SS«SWM»mS-SSSS»i< - > -.7-.--» Ndai^I. Lrpaäitioa 6e» Oro»6v«r ^ouraat», vr»»ck«o, U»rii!N,lr»,»s Xr. 7 G » Ämtlicher Theil. Allerhöchste Verordnung. Die Rinderpest betreffend. Wir, Johann, von Gottes Gnade», Lsniß von Sachsen re. re. re. finden Uns bewogen, auf Grund von Z.88derD«rfaffungs' - urkunde vs« 4. September 1831 zu verordne«, wie folgt: 8. 1. Wenn die Rinderpest (Lvserdürre) in einem an da» Königreich Sachsen angrenzenden, oder durch Eisenbah nen damit verbundenen Lande oder im Königreiche selbst «»bricht, ist Unser Ministerium de» Innern ermächtigt, schleunigst all« Maa-regeln anzuordnen, welche geeignet sind, die Einschleppung und bezirhendlich die Weiterver brettung der Seuche zu hindern, die bereit- au»gebrochene Seuche aber zu unterdrücke«. Au Durchführung dieser Maa»regrln kann sich da» Ministerium de» Innern sowohl der gewöhnlichen Ver- waltung-beh-rden bedienen, al« nach Befinden besondere Eommifsare mit Vollmacht versehen. Die Ermächtigung erstreckt sich bi» auf Tödtung de» Hornviehdestande» und Vernichtung der gistfangenden Sachen in dem erforderlichen Umfange. 8 3. Die allgemeinen Anordnungen de- Ministerium» de» Innern werden in der Leipziger Aeitung veröffentlicht, gelten dadurch für publicirt und treten sofort in Wirk samkeit. " Lokale Anordnungen der Unterbehördeu und bestell ten Kommissare werden den Betheiligten mündlich oder sonst in geeigneter Weise eröffnet. 8. s. Wer den nach 8- 1 und 2 getroffenen allgemeinen oder besonderen Anordnungen zuwiderhandelt, oder einer solche« Zuwiderhandlung Beihülfe oder Vorschub leistet, vrrfällt in Gefänguißstrafe bi» zu achtzehn Mo naten und ist zum Ersähe allen Schadens verpflichtet, welcher durch die ihm zur Last fallende Woiterverbrei- tung der Seuche entstanden ist. 8. 4. Auch ohne vorher gegangene besondere Anordnung nach 8- 1 sind die 8- 3 angedrohten Strafen verwirkt und zwar ») nach Höhe von mindesten» drei Monate Ge- sängnlß, von Jedem, welcher wissentlich rin von der Rinderpest befallene» oder derselben verdächtige« oder au» einem Gehöfte oder Orte, in welchem die Rinderpest bereit« auSgebrochen war, herrührende» Stück Vieh ode» Fleisch oder sonstige Theile von solchem kauft, verkauft oder über die LandeSgrenze einbringt; d) nach Höhe von mindestens einem Monate Ge- fängniß von jedem Besitzer von Hornvieh, welcher nicht sofort, nachdem er vom Ausbruche der Rinder pest oder dieser Seuche verdächtiger Krankheitserschei nungen von seinem Hornvieh Kenntniß erlangt hat, den OrtSpolizeiorganrn Anzeige erstattet und Alles in seinen Kräften stehende anwendet, um der Orts polizeibehörde (Gerichtsamt, Stadtrath) unverzüg liche Nachricht zukommeu zu lassen. 8- 5. Al- Grund zu Erhöhung der 8- 3 und 4 «gedroh ten Strafen innerhalb de» StrafmaaßeS ist anzusehen, wenn die Zuwiderhandlung von einem Händler, Kauf mann oder Fleischer in Ausübung seines Gewerbe» be gangen ist. 8- 6. Eine Strafe von zwei bi» sechs Monaten Ge- fängniß trifft OrtSpolizeipersonen, welche, wenn der Ausbruch der Rinderpest in ihrem Orte zu ihrer Kennt- uiß gelangt, nicht auch ihrerseits, sofort Alle» in ihren Kräften stehende anwenden, um unverzüglich Anzeige an die OrtSpolizribehörd« gelangen zu lassen (vergl. 8- 4d.) »WB,,.., , > , »n Feuilleton. . K. Hoftheater. ? Sonnabend, 14. Januar. Zum ersten Male: „Dinorah, oder: Die Wallfahrt «ach Ploörmel". Oper in drei Acten. Nach dem Französischen de» M. Carrö und I. Barbier von I. E. Ärünbaum. Musik, von G. Meyerbeer. — Ploörmel, ein Dors der Bretagne, ist der Schauplatz der Oper, und dem Beginn derselbe« ging gerade um ein Jahr früher am Tage der übliche« Wallfahrt zu einer Kapelle der heiligen Jungfrau folgende» Ereigniß voraus, welche» uns die Ouvertüre in seinen Hauptmomenten schildert. Der Ziegenhirt HM will, dem Zuge der Wallfahrer sich anschließend, seine Braut Dinorah zum Altäre führen, al» ein furchtbare» Gewitter losbricht, ein Blitzstrahl Hau» und Habe von Dinorah » Vater vernichtet und so da» gehoffte Glück Beider zerstört. HM, Armuth und Elend vor sich sehend, abergläubisch und habsüchtig, läßt sich von dem Vorschläge eine» alten Herenmeister» Tonik bethören, der ihm die Hebung eine» Schatze» verheißt; um ihn den Kobolden und Zwergen zu entreißen, müssen aber Beide ein Jahr lang, von allen Menschen abge schieden, in einer abgelegenen Waldschlucht zubringrn. Hoöl läßt sein erspartes Geld dem Vater Dinorah'S zum - Wiederaufbau seine» Häu»chrn» übergeben und ver schwindet mit Tonik, um später seine Dinorah mit Reich- thum zu beglücken. Dinorah wähnt sich verlassen und verfällt in Wahnsinn. Da« Jahr ist verflossen. Der alte Tonik erlag den Beschwerden de» Einfirdlerleben», hat aber HM vor seinem Tod« den Ort de» Schatze» und da» Gehrimniß, wie er zu heben, und die bewachen de» Geister zu bannen, vertraut, zugleich auch, daß der Erste, der den Schatz berührt, dem Tode verfalle« sei. Hier, und zwar am Vorabende de» Wallfahrt»»«»«», be- 8- 7- Thtrrärzte und thierärztliche Empiriker, welche sich wissentlich einer Verheimlichung der Rinderpest oder ver dächtiger, auf diese Krankheit hinweisender Erscheinungen schuldig machen, verfallen in die 8- 4». angedrohke Strafe, und können außerdem nach 8- 18 und 26 de» Gesetze» vom 14. December 18S8 de» Recht» Zu Ausübung der Thirrhetlkuade auf Zett oder für immer verlustig erklärt werde«. 8.8. '> - Für den ihnen durch die Rinderpest und durch nach 8. 1 erlassene Anordnungen erwachsenden Verlust a« Hornvieh werden di« Biehbesttzrr voll (»ach 8- 8) ent schädigt. . Die Entschädigung fällt jedych hinweg ») wenn der Biehbesttzer selbst sich eine Zuwiderhand lung gegen die nach 8 1 getroffenen Anordnungen »der gegen 8- 4—7, hat zu Schulden kommen lassen; d) für alle» zum Handel oder zur Schlachtbank durch oder für Händler oder Fleischer erkaufte Hornvieh; o) für alle Stücke, welche vor Erstattung der Anzeige an die Polizeibehörde (GerichtSamt, Stadt rath) an der Rinderpest gefallen sind. 8- 9. Al» Grundlage der Entschädigung dienen die vor dem Au»bruche der Seuche bestehenden Kaufpreise 8- 10. Wenn die Gefahr des Ausbruchs der Rinderpest droht, ist de-halb auf Anordnung deS Ministeriums deL In nern bezirksweise die Schätzung des gesammten Rindvieh bestände» unter Leitung der Friedensrichter durch je drei von den letzter« aus der Classe der Biehbesitzer gewählte Sachverständige, von denen einer als Obmann bestimmt wird, vorzunehmeu. 8- 11. Das Amt deS Schätzers ist ein Ehrenamt und darf ohne erhebliche Gründe nicht abgelehnt werden. 8- 12. Nach Ausbruch der Rinderpest an einem Orte darf keine Schätzung mehr vorgenommen werden. Der Werth de» zu entschädigenden Viehes ist dann nach dem Er löschen der Seuche bestmöglechst zu ermitteln. 8. 13. ' Die Polizeibehörden und deren Organe, welche sich bei Durchführung der vorstehenden und der nach 8- 1 erlassenen Anordnungen nachlässig erweisen, haben sich der^ strengfien dlSctplinellen Ahndung zu versahen. " " 8- 14. Das Mandat vom 13. Mai 1780 und die Verord nung der vormaligen Landesregierung vom 5. December 1829 werden hiermit — ersteres, soweit eS die Rinder pest betrifft — aufgehoben. Dre-den, am 16. Januar 1860. (I. 8) Johann. Friedrich Ferdinand Freiherr von Beust. Bernhard von Rabenhorst. vr. Johann Heinrich August von Behr. Johann Paul von Falkensteia. Richard Freiherr von Friesen. Dresden, 9. Januar. Se. Majestät der König haben dem Leutnant Winkler vom 3. Jäger - Bataillon die, wegen überkommener Dienftuntüchtigkeit erbetene Entlas sung au» der Armee zu bewilligen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Neberficht. Telegraphische Nachrichten. Zrituvgsschan. (Ost-Deutsche Post. — Oesterreichische Ztg. — Allgemeine Atg. — Volkszeitung. — Natio- nal-Ztg. — .Hamburger Nachrichten. — Pays. — Pa ¬ trie. — Univer». — Dailtz-News. — Morning-Poft. — Herald. — Journal d« St. PeterSbourg.) Tagesgeschtchte. Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichten (Leipzig. Zittau. Roßwein. Wermsdorf. Ehrenfriedersdorf.) Statistik und LolkStvirthschast. Feuilleton. Tageskaleuder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wie«, Svuutag, IS.Januar. Die „W. Z." zeigt an, daP dlOH eine allerhöchste Verordnung alle Gesetze anfgehoben »orden find, welche die Israeliten von gewissen Gewerben, insbesondere von» Apothekergewerbe, dann in einigen Kronläv- dern vom Schenk-. Bran- und Müllrrgewerbe aus schloffen und denselben den Aufenthalt auf dem flachen Lande in Galizien, Krakau und der Buko wina, sowie in den Brrgortea Ungarns, Böhmens, Kroatiens und Glavoaien», der serbischen Woj- wodschaft und deS temeser BanatS, endlich Sieben bürgens verwehrten. Die Israeliten werden daher überall, wo fie zu« Aufenthalte vnll zur Ansäsfig- «achuug berechtigt find, alle erlaubten Gewerbe betreiben dürfen und hierin nur an die allgemei nen gesetzlichen Vorschriften gebunden sein. — Die „W. Z." bemerkt hierzu: Diese neuesten aller höchsten Verfügungen find ein neuer Beleg, daß die Staatsverwaltung ernstlich bemüht ist, die mit dem Fortschritte der Zeit unvereinbarlichen Be schränkungen in der Entwickelung der bürgerlichen Existenz der Israeliten zu beseitigen. Berlin, Montag, 16. Januar, Nachmittags A4 Uhr. Im Herrenhause wurden heute von der Regierung vorgelegt: ein Ehegrsetzentwurf in der im vorigen Jahre vom Abgeordnetenhaus« beschlos senen Fassung und ein Entwurf über daS eheliche Güterrecht in Westfalen. >. Im Abgeordnrtenhause wurden folgende Vor lagen eingrbracht: das Budget für 1860 die vor jährigen vier GrundsteuerregulirungSentwürfe nach den damaligen Commlsfionsvorschläge», nur mit der Abänderung, daß statt der früher beantrag te« Erhöhung nur «k und resp. Ermäßigung um 10 Procent jetzt eine gleichmäßige um 8 Procent deS Reinertrags vorgeschlagen wird; ferner die vorjährige Cautionsgefetzvorlage mit unwesent lichen Modifikationen. Eine vom Handelsminister eingebrachte Vorlage wegen Aufhebung der Wuchergrsetze erregte Sen- sation. Der Minister des Innern kündigte ein Gesetz über Bildung der Wahlkreise an, das heute uur aus formellen Gründen noch nicht ringrbracht wurde. Pari-, Sonntag, 15. Januar, Morgen-.*) Der heutige „Moniteur" enthält ein Schreiben deS Kaiser- an da- Staatsminsterium vom 5. Januar. Der Anfang desselben lautet: „Ungeachtet der Un gewißheit, welche noch über gewisse Punkte der aus wärtigen Politik herrscht, kann man mit Vertrauen eine friedliche Lösung voranSsehen. Der Augen blick ist gekommen, um uns mit den Mitteln zu be schäftigen. den verschiedenen Zweigen deö National- reichthumS einm großen Aufschwung zu geben. Ich übersende Ihnen die Grundlagen eines Programm-, von welchem mehrere Theile noch die Billigung der Le- giSlativen erhalten müssen. Ich halte rS für norh- wendig, unsern auswärtigen Handel durch Aus tausch der Erzeugnisse zu entwickeln; vor Allem aber müssen wir den Ackerbau verbessern und un- *) Eingegangen Sonntag Nachmittag S Uhr. ginnt da» Stück, dessen Inhalt mit Uebergehuvg der AuSschmückungscenen folgender ist. Wir sehen Dinorah, deren Wahnsinn keineswegs ab schreckender, sondern harmloser und heiterer Natur ist. Nur der Gedanke an HM, bisweilen schmerzvoll auS- brechend, und die kindlich zärtliche Sorge um ihre Ziege beherrscht fie. Sie sucht, in Wald und Flur Tag und Nacht umherirrend, den Geliebten und auch ihre Ziege Bella; denn bekanntlich haben Ziegen einen sehr eman- cipirten Willen und gehen ihre eignen Wege. Dieses Umherschweifen Dinorah'S kommt den Verfassern de» Terte» sehr zu statten, denn sie können so dieselbe ohne weiteres Motiv erscheinen, singen und wieder verschwin den lassen. HM kehrt mit der koboldbannenden Hasel staude zurück und hat menschenfreundlich den alten Alain zum Opfer beim Schatzhrben auSrrsehen, der aber der weilen schon in gewöhnlicher Weise gestorben ist. Er findet dessen Erben und Neffen, den über die Mähen hasenfüßigen Dudelsackpfeifer Eorenti», ersieht ihn zum Ersatzmann, und Habsucht, Wein und fleißige» Zureden verscheuchen dessen Poltronerie; Beide machen sich auf nach dem verwünschten schauerlichen Thale, daS den Schatz birgt. « In diesem erscheinen sie im zweiten Acte kurz vor Mitternacht. Ein schwankender Baumstamm verbindet al» gesährlicher Steg über einen «ingedämmtrn Waldstrom zwei Felsenhöhr«. HM geht zuerst allein hinüber, um in der dunkeln Kluft den Weg zum Schatz zu suchen. Mit dem Rausche entschwindet Eorentin der Muth. Di- »or»h kommt; Eorentin hält sie erschreckt für die Wald nymphe, erkennt aber bald die Wahnsinnige. DaS Wort „Schatz", da- er auSspricht, erweckt in der Irren die Erinnerung an eine alte VollSromanze, die den Tod Dem verheißt, der den Schatz surrst berührt. Eorentin ist gerade schlau genug, um nun ganz gen«« -u be ¬ greifen, zu welchem Liebesdienst ihn HM auSrrsehen, und als Dieser nach Entfernung Dinorah'S wiederkehrt, sagt er ihm die gefährliche Gefälligkeit auf. HM will Gewalt gegen ihn brauchen. Da erscheint Dinorah wieder, und Eorentin, dessen Verlangen nach dem Schatze auch größer ist als seine Menschenfreundlichkeit, will Diese zum Werkzeuge gebrauchen. HM — ein Weib für mitleidswürdiger als einen Mann haltend — sträubt sich dagegen, ja er glaubt seine Braut zu erkennen — weist aber diesen Gedanken von sich, da ihm der alte Tonik solche trügerische Spukerscheinungen vorhergesagt hat. Derweilen ist der Himmel in Aufruhr geralhen, der Regen strömt, Blitze durchzucken die Luft. Dinorah ver steht nicht, wa» Eorentin will — aber die lange ge suchte Ziege mit ihrem lockenden Glöcklein läuft über die morsche Brücke der Kluft. Dinorah will ihr nach. Ein Blitzstrahl zerschmettert den Baumstamm, den sie be treten; sie stürzt in die Tiefe; zugleich brechen die Schleusten ein und die Fluthen erziehen sich fessello». HM wirft sich in die Schlucht hinab, um Dinorah zu retten, di« er nun erkannt hat. Im dritten Acte bringt HM die gerettete besinnungs lose Dinorah, und geheilt von seinen Schahgelüsten, be schwört er fie, sich zu erholen. DaS thut sie auch; der Sturz und Host s Anblick thun ihrem Verstände wohl; die Vergangenheit erscheint ihr nur wir «in schrecklicher Traum, sie glaubt sich noch auf dem Wege zur Trauung. Dieser Wahn wird glücklich unterstützt, da cbcn die Wall- fahrtSproeession beginnt und die Hymne zur heiligen Jungfrau ertönt. Man schmückt Dinorah al- Braut, da» Paar reiht sich wieder der Procrssion an, um zur Trauung za gehen, — die Nebel der Fernen Heden sich, wir sehen al» Echlußbild die Kirche von PloSrmrl und zahllose Gläubige dahin wallfahren. Scrib» kam, mit Stolz auf di« Herren Earrö und sere Industrie von allen bi-herigen Fesseln, welche ihr eine untergeordnete Stelle geben, befreien. Das System einer allgemeinen guten Staatsökonowie ist allein io» Stauoe, indem es Rationalreichrhümer schafft, Wohlbefinden unter den Arbeiterklassen zu verbreiten." Die in dem Schreiben entwickelte« Vorschläge find folgende: Aufhebung der Steuern auf Wolle und Baumwolle, allmähliche Rrducirung ter Zölle auf Zucker und Kaffee, kraft g verfolgte Lerd.sse- rung der Communicatiouswrge, Reduktion der Ea- aalzöll«, aus welcher eine allgemeine Emäßigung der Transportkosten herovrgrhrn wirb, Anfoebung der Prohibitivzölle und Abschlüsse von Handelsver trägen mit fremden Mächten. DieS sind die allge meinen Grundlagen kes Programms. Schließlich heißt es: Der Kaiser hoffe, Vie Legislative werde ihn unterstützen; sie werde von gleichem Eifer be seelt sein, mit ihm eine neue Aera drS Friedens zu iuauauriren und Frankreich deren Wohlthaten theilhaftig zu machen. Dresden, 16. Januar. In der Haltung der Wiener Blätter gegenüber der neuen „Lösung" der italienischen Frage, welche in Pari» erstrebt wird, zeigt sich die M-inung, daß Oesterreich bei allen neuen Gefährdungen deS Rechts in Italien, bei allen Verletzungen deS FriedenschlusseS von Zürich eine protestirende, aber rcservirtc Haltung einnehmen müsse. Wir glauben in dieser Beziehung hervorheben zu müssen, daß die amtliche „Wiener Aeitung" daS (in der letz ten Nummer deS „Dr. I." mitgetheilte) Telegramm au» London, demzufolge die „Times" meldet, „Oesterreich habe gegen England erklärt, eS wolle keinen neuen ita lienischen Krieg unternehmen und würde sich begnügen, gegen Frankreich» Ungerechtigkeit zu protestiren, falls die Herzoge nicht wieder eingesetzt würden", — gleichfall» mitthrilt. — Die „Ost-Deutsche Post" sagt geradezu: „Wenn wir diese große Frage diScutiren, so wollen wir keineswegs damit sagen, daß es in der Aufgabe Oester» reichs liegt, den Handschuh aufzuheben, der dem öffent lichen Rechte, ja seinen eigenen auS dem Züricher Vertrag resultirenden Ansprüchen hingeworfcn wird. Die Rolle Oesterreich» ist auf eine längere Zeit hinaus die der Re signation. Wir sagen eS unverhohlen, wie schwer gedrückt wir un» auch dabei fühlen. Den Rechtsvorbehart soll Oesterreich vor den Angen Europa» niederlege«, aber ihn heute mit all' der materiellen Macht, die ihm noch zu Gebote steht, vertheidigen zu wollen, wäre eine unglück liche Politik. Da» Rad der Ereignisse rollt in der zweiten Hälfte diese- Jahrhundert- mit einer unendlichen Schnelle; eS wechseln die Speichen, die Gruppen, die Anschauungen. Oesterreichs Lage gebietet ihm, an sich zu halten. Aber in seinem Schilde mag eS als Devise den bekannten BerS bewahren: Ich wart' auf meine Zeit Und sie wird kommen!" Die „Oesterreichische Aeitung" sagt über die neuesten Kundgebungen des Pariser „Moniteur" in einem „Kaiser und Papst" überschriebenen Artikel: „Man scheint um so mehr gefürchtet zu haben, daß die Worte des Oberhauptes der katholischen Kirche in London einen eigenthümlichen Eindruck hervorbringen werden, und hat sich beeilt, den Brief, der vom 31. December datirt, an daS Eabinct von St. James mitzutheilen. Erst gestern, am Mittwoch, machte der „Moniteur" damit die Fran zosen bekannt. Am Montage bereit» konnte da» Organ Lord Palmerston'S, die „Morning-Post", schon davon Kunde geben. ES ist, als wollte man die Engländer überzeugen, mit ihnen wenigstens gehe man jetzt gerade und unumwunden zu Werke. Die Grundsätze, welche die Mocquard'sche Broschüre aufstellt, sind im Grunde dieselben, welche der kaiserliche Brief ausspricht; daS Grundelemcnt beider ist: Anerkennung der Revolution, sobald sie sich durch eine Thatsachc ausspricht. Man ver langt heute vom Papste, er soll die Romagna aufgeben Barbier herabsehen, die es in brüderlicher Einigung ihrer Kräfte dahin brachten, dieses Sujet und in sol cher Weise mit so wenig Witz und viel Behagen zu be handeln. Arm an Handlung, an dramatischen Con- flicten, an poetischen Motiven, an uns menschllch wahr haft interessirenden Charakteren und Verhältnissen gicbt das Buch der Musik wenig Stoff zu innigem und wah rem Ausdruck warmer und tiefer Empfindungen, zu starken leidenschaftlichen Affekten, zu dramatisch spannen den und unsre innerste Theilnahme erregenden Situatio nen und Gefühlsäußerungen. Dagegen ist es, um die Länge der Oper hcrzustellcn, überladen mit ausschmücken den, nicht die Handlung nothwcndig entwickelnden oder nur berührenden Sccncn und unmotivirt herbeigezogencn Gelegenheiten zum Singen. Dabei wird kenn auch der Mangel an großen durchgearbeiteten Ensemblesätzen cnd- lich fühlbar. Wollten die Verfasser, die sich auch im Dialog vor jeder Schaustellung von Esprit gehütet haben, in übrifließender französischer Artigkeit dem Componiste« etwa Veranlassung geben, seine schöpferische Kraft um so mehr in glänzender Fülle zu zeigen? Dies wenigstens hat Meyerbeer gethan. Er hat das ihm neue Genre der heitern Oper mit einer Uebulegcn- hcit der musikalischen Eifindung und Technik behandelt, wie darin seit langen Jahren nichts Aehnliches geleistet ist; er hat ein dramatisches Idyll zu vorwiegend leicht und lieblich ansprechendem musikalischen Genuß ge schaffen, ein ländliches Gemälde, dessen Mittelpunkt die drei Hauptpersonen mit ihren romantischen LebcnSereig» nisten bilden; und er hat darin einen Reichthum, eine jugendliche Frische des Geistes und eine so hingehende Sorgfalt und künstlerische Beherrschung der Durchfüh rung entfaltet, daß wir mit Bewunderung die Mannich- f lltigkeit und ungrschwächtc, zu neuen Rüstungen noch er giebig« Produktionskraft deS berühmten Meister» erkennen.
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