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Dresdner Journal : 06.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186001067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-01
- Tag 1860-01-06
-
Monat
1860-01
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 06.01.1860
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Majestät der Königs Haden Sich heute früh A7 Uhr nach Schlackcawerth be geben. Verordnung, die in Böhmen ausgebrochene Rinderpest betreffend. DaS Ministerium de- Innern findet sich veranlaßt, nachträglich zu der Verordnung, welche in Folge des Ausbruche- der Rinderpest in einigen, zum Lhril be nachbarten Gegenden deS Königreich- Böhmen unter dem 27. vorigen Monats erlassen worden ist, «»durch Fol gende- zu verordnen: Da- Verbot der Einfuhr aus Böhmen nach Sachsen hat sich nicht bloS auf lebendes Hornvieh zu erstrecken, sondern demnächst auch auf frisches Fleisch, rohe Häute, Hörner, Klauen, Haare, Talg und Abfälle aller Art von Hornvieh. 2) Bi- auf Weitere- wird demnächst hierdurch auch die Au-fuhr von lebendem Hornvieh jeder Art au- dem Jn- lande nach dem Königreiche Böhmen, sowie 3) Die Verwendung von Hornvieh als Zug- und Vor- spannvieh, und die- zwar ebensowohl in der Richtung von Böhmen nach Sachsen al- von dem Jnlande aus nach Böhmen verboten. 4) Hornvieh, welche- vom Jnlande au- nach Böhmen auSgeführt, oder in derselben Richtung zum Ziehen oder al- Vorspannung verwendet worden, ist, sobald dasselbe von Böhmen au- über die Grenze nach Sachsen zurück gebracht wird, al- auS Böhmen eingeführtes anzusehen und zu behandeln. 5) Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestim mungen sind mit der in der Verordnung vom 27sten vorigen MouatS angedrohten Strafe von 10 bis 100 Thalern oder nach Befinden entsprechender Gefängnißstrafe zu ahnden. Auch ist >6) . bei Zuwiderhandlungen gegen da- Einfuhrverbot vom 27sten vorigen Monat- gegen die vorstehenden Bestimmungen unter Nr. 1, 2 und 3, beziehrndlich, was da» au- dem Jn lande kommende Hornvieh anlangt, in dem Falle unter Nr. 4 und wenn die Zuwiderhandlung nach dem Erlasse der gegenwärkigen Verordnung begangen ist, da- be treffende Stück Vieh, beziehrndlich die betreffende Waare (Nr. 1) zu confi-ciren und ohne alle Nachsicht, beziehend lich zu tödten und zu verscharren. Diese Confiscation, Tödtung und Verscharrung hat auch dann einzutreten, wenn der Contravenient nicht über der Zuwiderhandlung betroffen, sondern die Letztere erst später ermittelt wird. Etwaigen Recursen gegen die ungesäumte Ausführung der vorstehenden Anordnung, ist in keinem Falle auf schiebende Wirkung beizulegen. Dresden, am 3. Januar 1860. Ministcrlum des Innern. Frhr. v. Beust. - Weiß. Bekanntmachung. Nachdem mit Anfang diese- Monat- die erledigte Stelle des Finanzzahlmeisters dem zeithcrigen Finanz buchhalter, vormaligen Bauzahimeister Johann Friedrich Wilhelm Weidner übertragen worden ist, so wird solches zur Nachricht für die mit dem Finanzzahlamte in Verbindung stehenden Behörden und Personen andurch bekannt gemacht. Dresden, am 2. Januar 1860. F i n a n z. M i n i ft e r i u IN. Frhr. v. Friesen. Oeuder. F e uill et o n. Soldatenleben. Bilder aus dem dreißigjährigen Kriege, H. M. Mosch erosch nacherzählt. (Fortsetzung au« «r. 4.) Unter den Gefangenen war aber ein Doctor der Artznry, welcher angeblich zum Teutschr n Kriegs Volk ziehen wollen, der versprach nicht-, denn daß er bei ihnen bleiben und ihnen dienen wollte. Als er dann an etlichen Orten wohl verrichtet, bi- er endlich auch mit mir davon kommen. Auch war in Begleitung der Kaufleute rin junge» Dämlein mit ihrer Zofe gefangen worden, die ich beide in jener Nacht gar nicht bemerkt und mir erst am fol genden Tage in dem alten Schloß zu Gesichte kommen. Die schien sich aber die Gefangenschaft gar wenig zu Herzen zu nehmen, denn al» ich sie hier erblickt, da schaute sie gar fröhlich und munter mit ihren Aeuglein, die wie feurige Köhlchen funkelten, um sich und that gar nicht, al- ob sie vor un» bärbeißigen Gesellen allzu viel Re spekt hätte.. Und der Bobowitz war um sie herum und scharwenzelte, al- wenn sie eine Prinzessin wäre oder irgend eine- kroatischen BanuS Töchterlein. Und wahr lich sie sah schier prächtig au», sie trug ein grüne- Reit kleid de- schönsten Sammet von Brügge, da- saß ihrem schlanken Leib« wie angegossen, gar verwrg«, war «in schwar ze» Hütlein mit einer weißen Etraußfedrr auf ihr raben schwarze- Haar gedrückt, da» hinten von einem goldnen Rehlein zusammengrhalten war, und Sticfelchen trug sie von glänzendem schwarzem Leder, die waren so niedlich, wie die Puppenschuhe meine- Schwrst«rl«in- daheim in der Mutter Hau-, und in dem Händlern mit dem wei ßen Stulphandschuh hielt sie eine schwere,, mit Silber Dresden, 2. Januar. Seine König!. Majestät haben dem Sportelrendanten bei'm Bezirksgerichte Meißen Karl Gustav Kürschner bei Gelegenheit seiner Pensionirung in Anerkennung seiner langjährigen treugelristetrn Dienste die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold aller- gnädigst zu verleihen geruhet. Nichtamtlicher Theit. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituvgsschau. (Deutsche Allgemeine Zeitung.— Ham burger Correspondent.) Tagrsgeschichte. Dresden: Inhalt deS neuesten Ge setzblattes. — Wien: Neue Organisation der Infan terie. — Triest: Verkehrshindernisse. —Prsth:Die neue Kirchenverfassung. Widerruf einer Stiftung. — Venedig: Stimmung. Die Podestawahlangelegen- heit. — Berlin: NrujahrScour beim Prinz-Regenten. Anschluß an die Bremer Secrechtsanträge. — Kö nigsberg: Festungsbauten. — München: Bevor stehende Reise de- Königs. — Hannover: Wie- derzusammentritt der Stände. Vermischte Nachr. — Stuttgart: v. Schlayer s:. — Heidelberg: Zur Durlacher Versammlung. — Arolsen: Das neue Wahlgesetz. — Schwerin: Manecke'S Klage. — Bernburg: Wahlen. — Paris: Ein neues Circu lar deS Ministers des Innern. Ollivicr'S Proceß. Zur Seerechtsfrage. Erinnerungsmedaille. Tagesbe richt. — Brüssel: Senatorwahl. — Nom: Franzö sische Erklärung. Antonelli s Abreise. — Turin: Cialdini. Couflict deS Gouverneurs. Monstcrball. — Florenz: Congreßbcschickuug. Militärunzufriedcnheit. Fortbildungsakademie.— Neapel: Begnadigungen. — Madrid: Englische Schiffe wegzenommen. Neue Offensive. — Kopenhagen: Pöbelunfug. Berling'S Abreise. Stellung des Ministeriums- — Stockholm: Ritterschaftsdebattr. — Konstantinopel: Die Ab setzung des WcsirZ. — Belgrad: Russischer Protest. New-Bork: Vcrsöhnungsmeeting. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtea. (Leipzig. Chemnitz. Glauchau. Wurzen. Großenhain. Buchholz. Tharand.) Statistik und Lolkswirthschaft. - Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, s. Januar. Vollständige MinistrrkrisiS. Graf Walewski tritt ab, Herr p. Thouveuel, gegenwärtig Gesandter iu Konstan tinopel, ersetzt ihn wahrscheinlich. Paris, Donnerstag, 5. Januar. Der „Mo niteur" meldet, die Demission deS Grafen Wa lewSki sei angenommen und Baron Thouvenel an seiner Stelle zum Minister der auswärtigen An gelegenheiten ernannt. Bis zum Amtsantritte deS Letzter« wird der StaatSrathöpräfident Barsche interimistisch die Geschäfte führen. London, Donnerstag, 5. Januar. Die heutige „Times" sagt, England würde einen Vertrag, woraus eine Verpflichtung zu gemeinschaftlicher Thätigkeit mit Frankreich bei der Regelung der italienischen Angelegenheiten hervorgingc, miß- billigen. (Vgl. unter Paris.) S t. Petersburg,M ittwoch 4. Januar, Abends. Die Abreise deS Fürsten Gortschakoff nach Paris ist auf unbestimmte Leit verschoben worden. Dresden» 5. Januar. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" hat fick» seit einiger Zeit unermüdlich darin gezeigt, die Vcr- suchederausder WürzburgerConferenz vertretenen deutschen Regierungen für eine Hebung und Belebung des Bun- de-wesen- herabzusetzen, sie als verfehl) zu bezeichnen und ihnen jeden Erfolg abzusprechen. Die Anträge in der Bundessihung vom 17. December gaben ihrem Eifer, mit welchem sie gegen die Würzburger Confcrcnzen an ¬ beschlagene Reitgerte, mit der sie wohl ost schon dem oder jenem unverschämten Lassen einen Denkzettel hin ter die Ohren geschrieben haben mochte. Je länger ich sie aber ansah, je mehr kam sie mir bekannt vor, und als sie mir einmal unversehens von meinen Herren Kameraden einen vertrauten Blick aus ihren listigen Aeuglein zu zwinkerte, da wußte ich auf einmal, wer unsre Gefangene war. So hatte ich sie manchen schönen Tag vor einem Jahre oder mehr mit einem schwarzbärtigen Obcrstwacht- meister von Dampierre's Kürassiren durch die engen Gassen unsers Städtleins auf einer stolzen Isabellen da hin reiten sehen, und ob ich Wohl damals nicht gedacht, daß ich, das blutjunge Bürschlcin, der vornehmen Dame in die Augen gefallen, mochte ich nun nicht mehr zwei feln, denn jener eine Blick ihres AugeS sagte deutlich: „Freund, ich kenne Dich von alter Zeit und rechne auf Dich, wenn die Stunde kommt." Dabei siel mir auch ein, daß der Doctor 'mit der kleinen Verdrießlichkeit auf dem Rücken auch damals schon in ihrer Gesellschaft gewesen; noch trug er da spitze spanische Hütlein mit der langen Hahnfeder und den rothen Mantel von Seide und da- grüne Wamms und die gelben Trichterstiefeln mit den unbändigen Rad spornen, und den langen Raufdeger., der wahrlich sicher so groß war wie der kleine Kerl selber. Aber die Seide war inzwischen fahl und schäbig worden und da- WammS sah au», als wenn e- rin halb Jahr unter einer Dachtraufe gelegen, und die Hahnenfeder war ge knickt und die Spornen gerostet und verbogen, kurz da» feine Herrlein von Bologna paßte jetzt herrlich zu un», den schäbigen, pulvergeschwärzten Gesellen, und war ein echter Kroatenfeldscheer, wie ich deren al- Knabe gar manchen in meine Vaterstadt hatte rinreiten sehen aus elendem Rößlein, den dürftigen Arznrikapen auf der Kruppe und oben einen Sack voll gestohlen Gut auf. Aber war auch 'M—l" " — kämpfte, ehe ihr nur irgend eine sichere Kunde von Deni, was dort beabsichtigt wurde, beiwohnen konnte, neue Nah rung- Nach dem Grundsätze „vsrimio ckelecim" muthet sie dabei ihrem Lesepublicum zu, daß dasselbe Gefallen daran finden soll, wenn ihm da- Widersprechendste zu diesem Zwecke gesagt wird. Hier heißt «S: „das ein gestandene Resultat der Zusammenkunft in Würzburg, wie e- in der Bundesversammlung vom 17. December durch Anträge sich offenbarte, sei so außerordentlich ge ring, daß man kaum begreife, wie man um deswillen eine so vielen Deutungen unterworfene Zusammenkunft veranstalten mochte", dann aber wird wieder die Größe der Anträge so effectvoll auSgemalt, daß die „D. A. Z." „bei dem Gedanken schwindelt, die einheitliche Eivil- und Criminalgesetzgebung, welche für einen Ein- zrlstaat eine Riesenarbeit zu sein pflegt, für mehr als 30 souveräne Staaten der verschiedensten Verhältnisse erreicht zu sehen." Die „D. A. Z." hat den Satz, der Deutsche Bund sei unthätig gewesen in der Entwickelung nationaler Institutionen, seit Jahren al- ein Hauptmit tel der Agitation gegen den Bund benutzt — und nun, wo man ernste Mine macht, solche Institutionen innerhalb des Bundes zu entwickeln, will un- diese Zeitung beleh ren: da-ginge nicht; „jede Einmischung in die inner» Angelegenheiten der souveränen deutschen Staaten sei dem Bunde ausdrücklich untersagt, und wenn in der BundeS- acte auch gewisse staatliche Einrichtungen und Untertha- ncnrcchtc garantirt wären, so habe er die- als ganz be sondere Ausnahme hingcstellt, die keiner Ausdehnung unterworfen sei." Dieselbe Zeitung, welche vor einigen Tagen noch daS Gute und Wünschenswcrthe in den Bun- dcsanträgen vom 17. December nicht verkennen mochte und dieselben als Abschlagszahlung auf größere For derungen, welche ihre Partei bekanntlich alle Zeit an die deutschen Regierungen bereit hält, acccptirte, will wieder einige Nummern später von den ganzen Bestrebungen der Würzburger Conferenzcn nichts wissen und hält cS für passend, angesichts derselben an einen Brief zu erinnern, welchen der Freiherr v. Stein am 19. April 1822 an den Fleiherrn v. Gagern schrieb, worin folgende Stelle verkomme: „Ich vc> lasse Frankfurt a. M. mit Unwil len über eine Verkehrtheit, die sich wieder äußert, von der un» eine Erfahrung mehrer hundert Jahre hätte heilen sollen. Diese Verkehrtheit ist das Bestreben der Mittlern und kleinen deutschen Staaten, eine Selbststän digkeit gegen Oesterreich und Preußen zu behaupten und Womöglich eine Spaltung und Reibung zwischen beiden zu veranlassen, die man dann zu seinem Vvrthril auf Irgend eine Weise zu benutzen hofft." Noch mehr Ber weise für die Fahrigkeit ihres Partei-Eifers giebt die „D. A. Z.", indem sic, die anfangs das Conferenzwerk als «inen reaktionären Sonderbund gegen „volksthümliche" Be strebungen Preußens darzustellen liebte, jetzt wieder die „Würzburger" dem deutschen Volke al- revolutionäre Eon- spiratoren gegen die eigentlichen Bundeszwecke denun- cirt, „denn in dem Augenblicke, wo man die Einführung gemeinnütziger Anordnungen zu selbstständigem Bundes zwecke macht, breche man seine Grundlage, schiebe man ihm neue Zwecke unter, autorisire ihn zu Eingriffen in da- innere Einzelstaatsleben, die ihm bisher von Rechts wegen fremd waren." Doch auch die so scharf von der „D. A. Z." hervorgehobene Antithese der „liberalen" preußischen Bestrebungen gegen die „reaktionäre" Ten denz der Ministerconfercnzen zerbröckelt ihr in diesem Augen blicke unter den Fingern, denn sie bemüht sich zugleich, jetzt planmäßig zu zeigen, daß von Preußens gegenwär tigem System — dem vor gar kurzer Zeit noch so über schwänglich gefeierten! — nichts zu hoffen sei. Auch dies mag zur Charakterisirung des Partei-Eifers der ,,D. A. Z." dienen, daß sie, nachdem sie wegen der Unwahr heit und der Verdächtigungen in ihren Angriffen gegen daS preußische Ministerium bezüglich deS Austritts deS Herrn v. Bonin ernste Rügen von Berliner ofsicicllen Blättern erscchren hat, sich nunmehr mit einer zur Schau getragenen Verzweiflung an der Fähigkeit und der Libe ralität der preußischen Regierung rächt. Da heißt es: „Welches die wahren Gefühle sind, die das gegenwärtige preußische Cabiuet in Absicht auf Deutschland bei sich un terhält, da- vermag man au» dessen Unsicherheit in den Handlungen so äußerst wenig zu entdecken, um sagen zu können, daß bei demselben ocr Muth für eine deutsche Mission noch wirklich bevorsteht." Ferner: „Wenn aber die jetzt beliebte preußische Politik deS Abwarten-, der Rücksichtnahmen und des Doppclgangs den deutschen Bun desstaat vollends schwächt, so vermögen wir den Räthen de- gegenwärtigen preußischen Cabincts dafür keinen Dank zu sagen: denn die jetzige Beschaffenheit und Lage des Bundesstaats nicht blos sind hierdurch um so viel mehr höchst precär, sondern daS Ausland ist zugleich jetzt dreister al- zuvor geworden." Weiter: „Das dermalige Preußen befindetsichsonach unter derWirkung eines Systems, welche» das Gefühl überall erweckt, daß die Schwäche dieses Systems kein Heil bringen kann. Dasjenige aber, was dieser Schwäche den echten Ausdruck zu geben fortfäbrt, liegt zusammengefaßt und offen erkennbar in jener absoluten Huldigung der von einem ganzen Deamtenheer bureau- kratisch beherrschten Staatsverwaltung, welche die in dem letzten Decennium besonders octroyirlen und zur Geltung gebrachten Grundsätze zu ihrem täglichen Leben-Postament genommen hat, und es läßt sich selbstverständlich gewiß nicht behaupten, daß irgendeine Provinz im ganzen Lande für diese Verwaltung begeistert ist." (Dieser Satz klingt zwar sch/ schön, ist uns aber unverständlich, vielleicht sind unsre Leser glücklicher im Enträthscln.) „Unter solchen Umständen darf eS nicht Wunder nehmen, wenn die Na tion weder die Freiheit im Innern noch den Ruhm nach außen gefördert sicht, und daher, dem Glauben an eine preußische Mission noch immer nachhängend, den Verlegen heiten der Regierung gegenüber inmitten deS Friedens von der Furcht vor Gefahren jeder Art fortdauernd sibrirt. Es kann dies auch nicht anders sein! Die jede freie Be wegung hemmende Polizei steht noch in bester Blüthe; dic Eonscription zu Gunsten des stehenden HeercS auf Kosten deS bürgerlichen Berufs mit der hieraus nothwcndig folgen- den Aussicht ans neue Besteuerungen gewinnt eine Er Weiterung, die beunruhigt; die Gutheißung der dem Lehr anite und der Jugend improvisirten, gcistesschwächenden. Schulregulative kann voraussichtlich nur den Werth wre den Aufschwung der Zeitideen bcnachthciligen; die diplo matischen Quer- und Rückzüge, die Deutschland beinahe zum Schauplatz von Blutströmen für die österreichischen Interessen gemacht hätten, stellen der deutschen Freiheit und Ehre grwiß kein glückliches Prognostikon — und Alles dies besteht und wirkt, trotz der bedenklichsten Fol gen, blos darum, um „„mit der Vergangenheit nicht zu breche»."" und in der heiligen Allianz wieder die alte Stütze zu finden! Es ist das Alle- aber bei weitem mehr, als die preußische Natur, selbst nicht in der Landschaft Masuren, vertragen kann." Und die „D. Allg. Atg." schließt den Aufsatz mit den Worten: „Gewiß ist, daß ohne die eingreifendsten Folgen bei einem Regierungs system nicht länger beharrt werden kann, welches unter Hunderten von Diplomaten, unter Tausenden von Sol daten und unter einer ganzen Legion von Beamten de alten Zopfes keinen einzigen ausgezeichneten Gesandten, General und Minister hcrvorgebracht und aufzuweisen hat." Nun, Schlimmeres und Feindlicheres ist wohl noch nie mals über das „alte System" gesagt worden, und dem „Umschwünge", welchem die „D. A. Z." vor einem Jahre zujauchztc, hat sie nun einen Umschwung an sich selbst folgen lassen, welcher alle Contraste übertrifft, die sie srü herhin bezüglich des alten und neuen preußischen Regic- rungssystcmS auszumalcn verstand. Wie nur einem Le scr der „D. A. Z." von der guten Art jener Zeitungs leser, welche gern Alles glauben, was sie lesen (beiläufig gesagt, hat die alte und neue gothaische Partei mit die ser biedern Specics, welche früher sehr verbreitet war, ziemlich aufgeräumt) zu Muthe sein mag, wenn er alle diese widerspruchsvollen Aeußerungen der „D. A. A." auf seine politischen Ansichten einwirken läßt! Eigentlich ist es ganz überflüssig, eine solche Haltung zu kritisiren, die Thatsache ihrer prägnanten Dar stellung dürfte dem Leser genügen für die Aburtei lung. Jndeß wollen wir noch einige Bemerkungen zu daS Kleid werschabt und verschossen, der Mann war der selbe geblieben, ter dreieckige Kopf mit der Habichts nase und de rn dünnen, grausprcnkligen Haare, da» er wie einen Hahn ekamm über der Stirne zusammengedreht, die langen Armcdie kurzen dürren Beine, das große Maul, der Höcker h inten und vorne, die waren noch da, aber auch die boS hasten Augen, die lugten unter den buschigen grauen Aug mbrauen hervor wie der Dieb aus dem Busche. Nu r Eins war meinem armen Hirn nit klar: wie kanr daS Dämlein zu den Kaufleuten, wo war ihr stolzer Galan hin und was wollte der Doctor in ihrer Begleitung? Doch da- sollte mir bald deutlich werden. Eines ab er muß ich hier der Arglistigkeit unsrer Ge sellschaft lach en." sobald sie die Kaufleute je mit einem Arm übr.rrücks züscnnmengebnnden hatten, nahmen sie ihnen die Nesteln auS den Hosen, also daß sie mit der andern.'Hand die selben halten mußten und dergestalt zum Laufen oder Verkriechen ganz nit geschickt waren, wel ches wir denn h rrnach bei allen Gefangenen zu thun Pflegten. Den Tag blieb» 'n wir da und bestellten unsre Schild wachen sehr wohl, während welcher Zeit Einer bei vier oder fü.ns Stunden et was ausrasten oder schlummern können. Mit Jammer st ch ich da, von der Höhe hinab in ein-.m nahe gelegen « Weyher, in welchem, weil da» Wasser abgelassen l ind der Wcyhcr trocken lag, vier Bauern als Pferde . m einen Pflug gespannt, zu Acker fuhren, daß mir den; r Herz und Augen übergingen au» Erbarmen, dieweil ich sähe, wie übel die elenden Leute ihr Leben erhalten mu ßten und doch noch so grausamlich um Geld gemartert wrn den; aber ich durfte mich einige» Mitleiden nicht anmaßc n öffentlich. Auch sah die grüne Diana das Elend mit a n, al» müßte eS nur so sein, ja sie lachte und biSpeete r nit dem Bobowitz, al» ob außer ihr und dem schustti-en Kroaten rin anderer Mensch gar nicht in der Welt sei. Nur einmal, als sie sich ab wendete, da sah ich, wie sie das Gesichtlcin verzog, als wenn ihr da» Weinen näher sei, als das Lachen, und ich dachte, sie könne doch nicht so hartherzig und gleich giltig gegen der armen Leute Noth sein, wie sie aus schaue, und möge wohl nur ihr herzliches Mitleid aus List verstecken unter lachender Miene, aus daß sie ihre bösen Gesellschafter um so sicherer nachher betrügen könne, wie dies auch später der Fall gewesen. (zortscyung folgt.) „Apollo und MarsyaS". In einem Pavillon de» Zwinger» ist gegenwärtig zu Gunsten der Schillrrstiftung ein Gemälde ausgestellt, welches von seinem Eigcnthümer, Herrn- Morris Moore aus London, als eine Arbeit Raphael's bezeichnet wird. DaS Gemälde stellt den Wett streit deS Apollo und MarsyaS dar und soll aus dem Uebergange des Künstlers aus der ersten in die zweite Periode seines Schassens stammen. MarsyaS sitzt und bläst die Flöte, eifrig bemüht, den Gott zu besiegen. Apollo steht, nachlässig auf einen Stab gelehnt, neben ihm und blickt, im Gefühl seiner Ueberlegenhcit, mit leidsvoll lächelnd auf seinen Nebenbuhler. Zwischen den beiden Figuren steht ein Baumsturz, an welchem Apollo seine Leier aufgehängt hat. Die Färbung des liebevoll auSgesührten Bildchens ist bräunlich im Ton. Die Com Position ist nicht, ohne Naivetät und die Zeichnung fein empfunden. Wenigstens bekundet die Figur deS Apoll einen feinen Formensinn, dieselbe ist von einer ed.ln Jugcndschöne. Dagegen erscheint der Marsyas stellen weise unschön, und die naiv-realistische Ausfassung der Figur spricht gegen die Vaterschaft Raphael's, der schon früh die Stiche des Mantegna aus dem Kreise der Mytho logie kannte. Der Umstand, daß Bilder von Meistern ersten Range-, wie Raphael, in allen Thcilcn eine ge-
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