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Dresdner Journal : 28.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185912284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-12
- Tag 1859-12-28
-
Monat
1859-12
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 28.12.1859
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120» eine ^ilULlne Klasse die Leiden zu lindern, durch welche er sich rächt. Je toller, desto besser! ist eine ungemein bequeme Philosophie. Wenn eS wahr ist, daß man den Krieg so scheußlich wie möglich führen muß, um ihn zu erschweren, warum dann nicht den nämlichen Grundsatz auch auf dem trocknen Lande einsühren? Warum nicht in Feindesland sofort Städte und Dörfer verbrennen, fried liche Bevölkerungen ermorden, die Kinder spießen und braten, die Weiber erst entehren und dann schlachten?" — Auf den Weilern Gcgengrund der „Times": Die Hair- delscifersucht entzündet viele Kriege. Würden also die Uebcl des Krieges für den Handel vermindert, so würde der Kaufmannsstand um so rücksichtsloser die Kriege an fachen, — antwortet noch die „National-Zeitung": Im Gegentheil, so lange es Kriegsrecht ist, den See handel des Feindes räuberisch zu vernichten, so lange hat die Kriegslust der Handelseifcrsucht Nahrung in dem Schaden, den der Krieg dem conenrrirenden Handel an- thut. Beseitigt das Völkerrecht den Seeraub, so werden die Kriege aus Handelseifersucht viel seltener werden." Di: „Neue Hanoversche Zeitung" sagt, daß dem Wunsche der Handelswelt, die Konfiscation des schwim menden Handclsfahrzeugs wie Guts von Seiten der krieg führenden feindlichen Macht durch Congreßbeschluß und Verträge zu beseitigen, wenn die Angelegenheit zum zweiten Mal angeregt wird, nicht jede Aussicht auf Erfolg abge schnitten zu sein scheine. DieZustimmung der Ver. Staaten und Rußlands liege vor. Oesterreich und Preußen seien Landmächte, aber ihre und der kleinern Seestaatcn Kriegs schisse könnten wenigstens in mannichsachcn Allianzver hältnissen Zusammenwirken. Frankreichs Marine suche den Vergleich mit der Englands; und ein günstiges Votum Napolcon's III. im Verein mit Nordamerika, Rußland, Oesterreich, Preußen und vielen kleinern seefahrenden Mächten möchte sich der Jnbetrachtnahme der Lords Russell und Palmerston sehr wohl empfehlen. Tagesgeschichte. Wien, 25. Dccembcr. Die „W. Z." veröffentlicht heute folgendes kaiserliche Patent vom 23. Decem- der, womit die Tilgung der Staatsschuld geregelt und eine Staatsschuldencommission eingesetzt wird: „Dir mir dem Jahre 1848 eingetrrtenen Ereignisse und die Erschütterungen, welche infolge derselben die finanziellen Zustände Unser« Reiche« erlitten, gestalteten nicht, die Bestimmungen der Pakente vom 22. Januar 1817 und I. October 1829 über die Tilgung der Staatsschuld in deren vollem Umfange zu erfüllen. Während die Staatsverwaltung gendthigt war, in der Auf- nähme von Anleihen die Mittel zur Bestreitung eines namhaften Lheiles der gesteigerten Skaatserforderniste zu suchen, wäre die Aorlsrtzung der Einlbsungvon Obligationen dec allgemeinen Staats schuld aus den Einnahmen des Tilgungsfonds nur durch eine Bcimehrung der Anleihen möglich gewesen und hätte weder dem Staate, noch den StaakSgläubigern einen Nutzen gewährt. Die Zuflüsse de« Tilgungsfonds wurden daher zur Bideckung eines Lheiles der allgemeinen SkaalSauSgaben verwendet. Mir der Verloosung der ältern Staatsschuld in Gemäßheit des Patents vom 21. März 1818 wurde jedoch fortgefahren und die zur Tilgung derjenigen Anleihen, für welche bestimmte Tii- gungSplänc ausdrücklich verabredet waren, erforderlichen Sum men wurden durch di» Finanzverwaliung abgesondert bestritten. In Erwägung dieser Verhältnisse und im Einklänge mir den von Uns ungeordneten Arbeiten zur Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt« haben Wir beschlossen, die Angelegenheiten de« Tilgungsfonds in zeitgemäßer Weise zu regeln, der bisherigen Direktion des Tilgungsfonds und der verzinslichen Staateschuld «inen erweiterten Wirkungskreis in Bezuhung auf dir gesammte Staatsschuld einzuräumen, dos ihr zur Seite stehende Sonkrol- organ neu zu gestalt»», sowie die Zurückführung der ältern Staats schuld auf den ursprünglichen Zinsengenuß bis zum Ablaufe des patentmäßig festgesetzten Zeitraumes sicher zu stellen. Nach Vernehmung Unsrer Minister und Anhörung Unser« ReichSraths finden Wir daher anzuordncn wie folgt: 1) Die Directien de» allgrmeinen Tilgungsfonds und der verzinslichen Staatsschuld soll vom 1. Januar idül-an den ihrem erweiterten Wirkungskreise entsprechenden Namen „Direktion der Staatsschuld" führen. 2) Die Obliegenheiten dieser Direktion bestehen: ») in der EvidenzftlUung de« drrmaliqen Bistandcs der Staatsschuld; b)in der Evidenzhaltuiig der auf Grund ter bestehenden oder noch zu erlassenden Gesetze erfolgenden Verminderung oder Vermehrung der Staatsschuld; c) in der Evidenzhaltung der zu den vor geschriebenen Einlösungen und Rückzahlungen, sowie zur Zinsen zahlung der Staatsschuld erf» derlichen Geldmittel; >1) in der Besorgung ter Verloosungen der Obligationen der ältern Staats schuld und aller jener Staatsschuldverschreibungen, welche im Wege der Verloosung zur Rückzahlung gelangen; e) in d,r öffentlichen Vertilgung der eingelöstcn Staatsschuldverschreibungen; in der Leitung der Erzeugung und Ausfertigung aller StaatS- schuldverschrcibungcn. 3) Die Depositenkaffe dcS Tilgungsfonds führt vom I. Januar 1860 an den Namen „StaatStepositenkaffe" und die SkaatSschul- dendirection hat die Evidenzhaltung aller bei derselben erliegen den Eautioncn »md Depositen, sowie die Verwaltung derselben nach den dafür bestehenden Vorschriften zu besorgen. 4) Weiter behalten Wir Uns vor, der Stastsschuldcndireetion eine selbstständigere Wirksamkeit in der Richtung einzuräumen, um den Geschäftsgang bei der Umschreibung und Devineulirung der Obligationen zu vereinfachen. 5) D'e Tilgung der Staatsschuld bleibt, in so lange der Staatshaushalt die Verwendung eines größer» Theile« der Ein künfte zu diesem Zwecke nicht gestattet, auf die Tilgung aller jener Staatsschuldverschreibungen beschränkt, welche vermöge der in den bezüglichen Anlehensbestimmungen enthaltenen ausdrück lichen Zusicherung, theil« durch Verloosung, theils durch bdrsen- mäßige Einlösung getilgt werden müssen. 6) Auch bestimmen Wir, daß von den fünfprocentigcn, auf hsterreichische Währung lautenden Slaatlschuidverschreibungen all jährlich wenigsten« ein halbe« Proeent idrer Gesammtsumme dör- senmäß^ ringelöst und vertilgt werde. Wir behalten Uns »er, Nkaßregiln zur allmählichen Umwandelong aller nicht in Ber- loosungen begriffenen Staatsschuldverschreibungen, in solche, dir auf österreichisch« Währung lauten und zu fünf Procent ver zinslich find, aiijuordnen. 7) Die Finanjverivaltunz ist verpflichtet, da« von der Staat.» schuldendireetion «uegewiesene Erfordern!- alljährlich in den Staats voranschlag aufzunehmen und für dessen Bedeckung zu sorgen- 8) In Beziehung auf die Verloosung der Litern Skaatt- schuld ist sich nach den Bestimmungen de« kaiserlichen Patents vom 21. März 1818 zu benehmen, und es hat diesen Bestim mungen gemäß di« Zurückführung der gedachten Schuld auf den ursprünglichen vollen Zinsengenuß, bis zum Schluffe deS Jahre« I8K7 vollständig zu erfolgen. In den Jahren, in dencn es nicht möglich wäre, die erforderliche Summe in unverloosten Obliga tionen der gedachten Schuld zum Behuf« der vorgeschriebenen Vertilgung aufzudringen, ermächtigen Wir Unfern Finanzmini- ster, dir Verloosung derselben jährlich bi« zum Betrage von IO Millionen Gulden auszudehnen. Sollten bis Ende Deeember 1867 noch Obligationen der in dem Patente vom 21. März 1818 begriffenen ältern Schuld bestehen, welche noch nicht in die Der- lootung eingetreten wären, so sind dieselben mit »em I. Januar 1868 in den vollen ursprünglichen Zinsengenuß zu setzen und in VerloosungSobligationen umzuwechseln. 9) Anstatt der auf Grund des Patent« vom 22. Januar 1817 bestehenden Eommission, welche in die Geschäftsführung und Operationen bei dem Lilgungsfond Einsicht zu nehmen hatte, be fehlen Wir die Bildung einer Uns unmittelbar unterstehenden Siastsschuldcncommission, die aus sieben Mitgliedern zu bestehen hat, von welchen Wir Un« die Ernennung de« Präsidenten der selben und zweier Mitglieder aus dem Kreise der Grundbesitzer und Eapitalisten Vorbehalten. Von den übrigen vier Mitglie dern hat die privilegirtr österreichische Nationalbank zwei, die niederösterreichische Handels- und Gewrrbekammer und die Wiener Börsenkammer je einen Abgeordneten aus ihrer Mitte zu wählen. IV) Diese Eommission soll sofort eingesetzt werden und ihre erste Aufgabe wird sein, den dermaligen Stand des LilgungS- fondt zu erheben, Uns darüber Bericht zu erstatten, da« in Staats schuldverschreibungen bestehende Vermögen des Tilgungsfond« in den Büchern der UniversalstaatSschuldenkaffe löschen und die Obli gationen öffentlich vertilgen zu lassen. Dieselbe hat sodann von dem dermaligen Stande der Staats schuld nach den darüber geführten Büchern und Vormerkungen Einsicht zu nehmen. Wenn eine Vermehrung der Staatsschuld «intritt, ist die Eommission berufen, die Eintragung derselben in das Hauptbuch der Staatsschuld, sowie die Erzeugung und Ausfertigung der Obligationen zu überwachen. 11) Die SlaatSschuldendirection wird der Eommission mit Schluß eines jeden Semester« einen umständlichen und gehörig belegten Bericht über die Angelegenheiten des SkaatSschulden- wesenS zustellen, nach dessen eindringlicher Prüfung die Eemmis- sion Uns unmittelbar einen Vortrag darüber erstatten wird, wel cher zur allgemeinen K nntniß zu bringen ist. 12) Di» Bestimmungen dieses PatenteS'trelen mit I. Januar 1860 an die Stille aller frührrn Gesetze und Verordnung»» über den Lilgungsfond, welche alsdann außer Kraft treten. Unser Finanzminister ist beauftragt, die zur Ausführung des gegenwärtigen Patents erforderlichen Einleitungen ungesäumt zu treffen." — (W. Bl.) Sc. kaiserliche Hoheit der Erzherzog Joseph, Oberst des Dragoner-Regiments Grvßherzog Ferdinand von Toscana Nr. 8, ist zum Generalmajor, der Generalmajor und Truppenbrigadier Karl Edler v. Anthoine, zum Festungscommandanten in Krakau ernannt; der Fcldmarschallleutnant Karl Trattnern v. Pr- trocza, Festunqscommandant in Krakau, pensionirt wor den. Der Fcldmarschallleutnant und Sectionches im Po- lizeiminifterum, Georg Hartmann, wird seiner Bitte gemäß in den wohlverdienten Ruhestand übernommen und- wurde hierbei demselben rücksichllich seiner vielfach bethä- tigten langjährigen und vorzüglichen Dienste der Aus druck der allerhöchsten Zufriedenheit bekannt gegeben. Pesth, 22. Dccember. Die Sitzungen der zur Be- rathung des Gemeindegesetzes in Ofen versammel ten Vertraucnscommission wurden heute unter Zustim mung der Versammlung vertagt und der Wiederbeginn derselben auf den 4. Januar k. I. festgesetzt. Die Be ratungen nahmen einen lebhaften Fortgang; die einzel nen Gegenstände wurden meist in sehr eindringlicher Weise behandelt und manche Modifikation des Entwurfes durch geführt. Verona, 18. Dccember. (Tr. Z.) So viel man hört, soll eine der ersten Arbeiten deS ncucrnanntcn Tc- neralstabschefs der 2. Armee, Obersten Baron John, die Verfassung einer neuen „Ordre de Bataille" sein, welche durch das Abrücken mehrer Truppenabtheilungen nach den deutschen Provinzen und durch neuere Dislo- cirungcn zur Besetzung der Grenze sich als notwendig heraus stellt. — Wie die „Gazzetta di Venezia" meldet, bewerk stelligen die Mazzinisten in der Schweiz Gewehr - ankäufe, um im nächsten Frühjahr gegen Oesterreich ins Feld zu ziehen. Berlin, 25. Deccmbcr. Die „N. Pr. Z." schreibt: Mehrere der angekündigtcn Gesetzvorlagen für den nächsten Landtag sind, wie wir hören, in der Vorbe ratung auf unerwartete Schwierigkeiten gestoßen. Unter andern scll die Novelle zum Gesetz über die Compctcnz- conflicte infolge von Meinungsverschiedenheiten im StaatS- ministerium noch einer anderweitigen Bearbeitung unter liegen, di« schwerlich bis zur Äösfnung des Landtags beendigt sein wird. Ein Gleiches wird in Betreff der früher besprochenen Vorlage zur Regelung der äußern Schulverhältnisst vermutet, indem die notwendigen Vor bereitungen bisher die Einbringung ins Staat-ministerium noch nicht gestattet zu haben scheinen. Wir wiederholen im Hinblick auf diese und viele andere uns mitgrtheilte Thatsachen, daß die jetzige Regierung sich mit der einst von den Liberalen so unwillig aufgrnommenen Verlegung der Landtagseröffnung in den Januar jetzt doch sehr ein verstanden zu finden scheint. — Was die beim Militär budget zu erwartenden Anträge in Betreff einer verän derten Armeeorganisation und der danach erforder lichen Erhöhung der Ausgaben betrifft, so sollen zwar hierüber die Beratungen sich noch rm Gange befinden, doch wird uns versichert, daß die Einbringung der be treffenden Anträge als unzweifelhaft gelten könne. — An Ernst Moritz Arndt, der am 26. Decembcr seinen 91. Geburtstag feiert, ist vor einigen Tagen von hier eine Adresse mit zahlreichen Unterschriften aus allen Ständen abgcgangen, welcher als Ehrengabe die Marmorbüste Stcin's, von dem Bildhauer Heidel ge arbeitet, folgen wird. Bonn, 26. Decembcr. (K. Z.) Ernst Moritz Arndt vollendet heute in voller Frische des LeibeS und der Seele sein neunzigstes Lebensjahr. In Ausführung des am 9. d. MtS. gefaßten Beschlusses wurde dem hochver ehrten Manne von den Vertretern der Stadt Köln heute Vormittags durch eine Deputation der Bürgerbrief über reicht, durch welchen ihm das Recht eines Ehrenbürgers verliehen wird. Wiesbaden, 22. Decembcr. Die „Nh.-L.-Z." giebt jetzt allen widersprechenden Nachrichten gegenüber die bestimmte Versicherung, daß das nassauische Staatsmini sterium ein Concordat mit Rom weder abgeschlossen hat, noch abzuschließen im Begriffe steht. Auch könnte hier ein solcher Abschluß nicht anders, als mit Vorbehalt der Zustimmung der Landstände eintrcten und, bevor dieser Konsens erfolgt ist. nicht vollzogen werden. Koburg, 24. -iRcember. Eine schönere Wcih- nachtsfreude hätte der hiesigen Bevölkerung nicht bereitet werden können als dies von Sr. Majestät dem Könige der Belgier, Leopold I-, geschehen ist. Höchstderselbe hat nämlich in der hiesigen Residenzstadt, seiner Vaterstadt, unter dem Namen „Leopoldstiftung für Kranken pflege" eine Stiftung mit einem Capital von einhun derttausend Gulden rh. errichtet. Von Sr. Hoheit dem Herzog ist dieser Stiftung bereits der im Artikel 66 des Staatsgrundgesetzes vom 3. Mai 1852 für Stiftungen zu Wohlthätigkcitszwccken garantirte Schutz zugesichert und die nachgesuchte landc-herrliche Bestätigung, sowie das Recht juristischer Persönlichkeit ertheilt worden. Zu gleich sind dem von Sr. Majestät dem Könige der Belgier zur Verwaltung dieser Stiftung eingesetzten Vcrwaltungs- rathe die Rechte einer Körperschaft verliehen worden. Pari-, 25. Deeember. Der am 21. d. M. stattge fundenen Ministerrathssitzung hat wiederum auch die Kaiserin beigewohnt, während gestern bloS der Kaiser präsidirtc. — Der Prinz und die Prinzessin Napoleon haben gestern die Prinzessin Mathilde, vorgestern den Fürsten Metternich und den Ritter DeSAmbrois empfangen. - Gestern brachte der „Moniteur" ein Ver- zelcbniß der an Mitglieder der statistischen kantonaleom- misfionen verliehenen Ehrenbelohnungen nebst einem Exposee des Ackerbauministers über deren Thätigkeit. — Heute meldet da» amtliche Blatt, daß die Zahl der für Paris gestatteten Druckereien wegen der Vergrößerung * der Stadt durch die Bannmeile, in der sich 5 Druckereien befinden, nothwendigerweise (ft>rcömeM) auf 85 erhöht worden sei. — Dem „Ami de la Religion" zufolge ist die neuliche Anklage gegen Montalembert wegen sei nes Aussatzes „Pius IX. und Frankreich im Jahre 1849 und 1859" vom Gerichtshöfe für unstatthaft erklärt worden. Brüssel, 23. Decembcr. (K. Z.) Wie vorauSzu- sehen war, hat die Kammer heute, nach neun arbeitsamen Sitzungen, die denkwürdige Debatte über die Löwener Wahlen beendigt und in namentlicher Abstimmung das Mandat der vier, am 14. Juni zu Löwen erwählten clc- ricalen Abgeordneten mit 58 gegen 42 Stimmen für ungiltig erklärt. Nur ein Mitglied der Majorität stimmte mit der Rechten gegen die Beschlüsse der Unter suchungscommission; drei (unterihnen Hr. H.deBrouckere) enthielten sich der Abstimmung. Nach dem Schlüsse der Discussion vertagte sich das Haus auf Grund der bevor stehenden Festzeit bis zum 17. Januar. — Auch der Senat, dessen Tagesordnung erschöpft ist, hat heute be schlossen, seine Arbeiten auf unbestimmte Zeit hinaus- zuschiebcn. Turin, 23. Decembcr. (Jnd.) Wie aus zuverlässi ger Quelle berichtet wird, ist Kommandeur Jocteau zum sardinischen Gesandten in Wien ausersehen. Den bisher von ihm in der Schweiz bekleideten Poste« wird Cavaliere Negri einnehmen. London, 24. Deeember. Der erschieuene Bank ausweis ergicbt einen Notenumlauf von 20,645,610 Pf. St. und einen Metallvorrath von 17,001,740 Pf. St. Stockholm, 24. Dec. (Tel.) Zu Bevollmächtigt«« Schweden» beim bevorstehenden Kongresse find ernannt worden General Nordin und der Gesandte bei denTuilerien Freiherr v. Adclswärd. — In der gestrigen Sitzung des Reichstages hat der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erklärt, daß die Bevollmächtigten Schwe dens beim Kongresse in Uebereinstimmung mit den kon stitutionellen Interessen Schwedens votiren werden. St. Petersburg, 19. Deeember. Ueber die Unter schleife bei der Krim-Armee wurde vor einem Jahre eine UntersuchungScommission eingesetzt. Infolge davon sind — wie die „N. Pr. Z." meldet — Generalmajor Satter, Generalintendant der betreffenden Armee, und seine Adjutanten Oberst Moschinski u. Major Sawarsin verurtheilt worden. Sie verloren Rang, Orden und Adel und werden zu Gemeinen degradirt; eine Begna digung erspart ihnen die Ausführung der letztern Strafe. Dieselben Strafen für dieselben Vergehen treffen de« Oberproviantmeister Wcrdercffski und die Intendantur beamten Wite und Vrodezki; den Hofrath Tschernvff und Collegiensecretär Schtschcbroff; die Hofräthe Orloffski und Woizechoffski und den Jntendanturbcamten Akinin — sämmtlich vom Proviantamt. Konstantinopel, 14.Dccember. (Oest.Z.) Der neue Gouverneur von Bagdad, Mustapha Pascha, ist von Konstantinopel abgereist, um die Verwaltung seiner Pro vinz, die seit Omer Pascha» Abberufung durch einen Stell vertreter geführt wurde, selbst zu übernehmen. Omer Pascha hat auf seiner Rückreise SiwaS bereits erreicht und wahrscheinlich sogar schon überschritten, so daß seine baldige Ankunft, die durch das Eintreffen eine» Theil» seines Trosses zur Gewißheit geworden ist, bevorsteht. Er findet keine ihm günstigen Verhältnisse hier vor, da die vielen Klagen, welche gegen seine Regierungsweise in Bagdad eingclaufen sind, bei dem ihm feindlich ge sinnten Ministerium, das er durch seine Weigerung, sich in Harput einer hierfür zu bildenden UntersuchungSeom- mission zu stellen, ehe er nach der Hauptstadt käme, noch mehr erbittert hat, ohne Zweifel ein offenes Ohr gefun den haben. Seine einzige Hoffnung, einem vollständi gen Sturz zu entgehen, beruht auf der Möglichkeit, bet der im Ministerium herrschenden Spaltung, die Partei des Großwesirs für sich zu gewinnen, um unter ihrem Schuhe und gestützt auf das persönliche Wohlwollen de- Kaisers, dessen er ziemlich sicher ist, seinem Hauptgegner Riza Pascha die Spitze bieten zu können. An eine an derweitige Verwendung im activen Dienste kann er indessen vorläufig gar nicht denken; eS wäre hierzu die Bildung eines neuen Ministeriums vorher erforderlich. Konstantinopel, 17. Deeember. (Tr. Z ) Mehemet Sadik Pascha wurde zum Generalgvuverneur von Tunis, mit gleichzeitiger Beförderung zum Muschir ernannt (d. h. als Bey bestätigt), Mehemet Dschemil Bey, früher Ge sandter in Paris, zum Mitglied de» Tansimatrath», Ka bul Efendi zum Musteschar des Minister» der auswär tigen Angelegenheiten. — Von den Mördern de» serbi schen Senators Lazar Aranghelovich wurde der eine, Da- kich, am 16. d. M. geköpft, der andere, Grubich zu 15 jähriger Zwangsarbeit verurth-ilt. — Infolge der über- handnehmendra Mordan fälle hat dir Regierung strenge Maßregeln ergriffen, um die Hauptstadt von einer Menge auSwcis- und erwerbsloser Individuen zu säubern. — Abermals sind 1000 tscherkessische Emigranten angekom- mcn. — Die Eisenbahn von Kustendsche nach Tscherna- woda ist fertig mnd soll im Frühling eröffnet werden. Belgrad, 18. Decembcr. „Srbski Dncwnrk" mel det: „Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der hohen Pforte und Serbien haben aufgrhört; der Pascha von Belgrad hat jeden Verkehr mit der serbi schen Regierung abgebrochen. — Der fürstlich serbische Prcdstavnik und Minister der äußern Angelegenheiten hat daraus bezüglich an sämmtliche in Belgrad rrsidirenden Konsuln der fremden Mächte ein Memoire überreicht." Ostindien. In Marseille eingegangene Nachrichten aus Bombay vom 26. November melden, der Privat« secretär des Gouverneurs der nordwestlichen Pro vinzen sei in dem Districte von Kohat ermordet wor den. — Admiral Rigault de Gcnouilly ist am 21. No vember zu Singapur eingctroffen. — Da» amerikanische Fahrzeug „Flora Temple" ist an der chinesischen Küste mit 800 nach der Havana bestimmten Kulis zu Grunde gegangen. Amerika. Nach den neuesten Nachrichten au» New- Uork war am 13. Dccember die Botschaft deS Präsi denten der Vereinigten Staaten noch nicht verlesen worden, und am 8. Decembcr hatte noch keine Ballo- tage über die Wahl des Sprechers stattgefunden. — Laut amtlichen Berichten belief sich der Werth her Baum wolle, welche in dem am 13. Juni 1859 abgelaufenen welche sehr an die linkischen erinnern. Aber seine Be mühungen scheitern zumeist an den Ungeheuern Kosten, deren cs bedarf, um diese Armee nebst den Familien der Soldaten zu unterhalten; er müßte sie regelmäßig bezahlen, in Marokko ein Ding der Unmöglichkeit. Von dieser Armee, welche von einem ägyptischen Offizier com- mandirt wurde, sind nur noch 1000 Mann übrig, wo von der größere Theil aus Renegaten besteht. Daß Mohamed keine Sympathien für Frankreich hat, erklärt sich aus den militärischen Präcedcnzien, der Schlacht von Jsln, der Bombardements von Mogador, Sale und Tanger. Seine ganze Sympathie gehört England. Den noch ist einer seiner obersten Offiziere ein ehemaliger Gardist vom Geniecorps der algierischcn Armee, welcher in Larasch durch den Pascha Bou-Sclam-ben-Ali Musel mann und dann Lehrer Mohamed s wurde. Daher Dieser besondere Vorliebe für Mathematik und Astro nomie zeigt, behufs Hicser Wissenschaften ihm neuerlich noch das Schiss „Marocain" gute Instrumente von Marseille zufühlte. Einem Deserteur von der Fremdenlegion in Algerien, dem Vcrmuthcn nach einem Deutschen, hat er die Gcncralinspcction über die Waffen anvcrtraut. Des Französischen und Englischen ist Mohamed vollkommen mächtig und frcimüthiger als sein Vater, und mehr reli giös als fanatisch scheint er weniger mißtrauisch gegen die Civilisation zu sein. In seinem Privatleben zeigt er sich wohlwollend und verschmäht es nicht, mit Rene gaten zu speisen. Wenn es wahr ist, daß sein Harem nur drei Frauen umschließt, so giebt er ein Beispiel von Mäßigkeit, an welche die Scheriss sonst nicht ge wöhnt sind. Sein Vater war so sehr um ihn besorgt und hielt ihn für die Ruhe deS Reiches so nöthig, daß er ihm nicht erlaubte, dir Pilgerfahrt nach Mekka zu machen. Einer der Brüder Mohamed s war dieser Fahrt im vorigen Jahre unterlegen. Er hieß Reschid, war weiß und der Sohn von der Tochter des Moulö-Soliman, die Abd-er-Nhaman geheirathct hatte. Er galt für eine Capacilät und hätte mittelst der Sympathien der alten Parteigänger seines mütterlichen Großvaters Mohamed leicht in Schatten stellen können. Als er mit noch einem andern Bruder im Oktober vorigen Jahres auf dem „Vulture" von Tanger abging, lösten die Engländer die Kanonen ihrer Fregatte. (Forts, folgt.) Musik. )) Zwickau, 20. Dccember. Vergangenen 18. d. M. ist das dritte Abonncmentconcert des hiesigen Musikvcrcins abgehalten worden. Das Programm ent hielt ausschließlich Kompositionen für Orchester: Symphonie von Mozart (6-ckur mit der Schlußfuae), Suite von Seb. Bach (l> rlur), Jagdouverture (zur Oper: lla efia^e clu jouno ttonii) von Mchul und Symphonie von Haydn (ks- ckurl. Die Ausführung aller dieser Tonwerke durch das hiesige Orchester war eine ganz vorzügliche und erntete allgemeinen Beifall. * Die folgende, dem Unterzeichneten soeben zu gegangene Mittheilung dürste auch in nichtärztlichen Kreisen nicht ohne Interesse sein: „Paris, 23. Dccember. Gegenwärtig macht bei unS die Erperimentirung mit einem neuen betäubenden und schmerzlindernden Mittel in den Hospitälern große» Aussehen. Sollte sich auch kein praktischer Nutzen Herausstellen, so ist doch schon in physiologischer Hinsicht die Auffindung einer so einfachen und dabei so prompten Methode, den Menschen in einen fast starrkrampfartigen, aller Empfindung beraubten Zustand zu versetzen, von Bedeutung. Größer würde diese allerdings sein, wenn eS immer, wie eben geschehen, gelänge, diesen so zu steigern, daß dabei chirurgische Operationen ohne Schmerz erzeugung vorgenommcn werden könnten. — Schon im Jahre 1842 beschrieb James Braid unter der Bezeich nung tt)pn»ti8mii8 oder nervöser Schlaf einen starr krampfähnlichen Zustand, der entstehe, sobald man ein glänzendes Object in der Mittellinie des Gesichts, 8 bis 13 englische Zoll entfernt, anbringt und nun die Augen darauf so surren läßt, daß in den Augen- und Lider muskeln eine Zusammenziehung erfolgt. Die Glieder bleiben in der Lage, die man ihnen giebt, alle Sinne, bis auf den des Gesichts, werden gesteigert und fallen endlich in einen Zustand der Erschlaffung, der auch mit Schlaf endigt. Diese, auch in mchrcrn Werken (z. B. im vieiionnairo von lltysten) erwähnte Thatsache blieb unbe- acktct, bis der Professor Azam an der medicinischen Schule in Bordeaux den Or. Broca darauf nach sorg samen Studien aufmerksam machte. Dieser ist der Erste, der einen Versuch anstellte zur praktischen Vcrwerthung dieser physiologischen Erfahrung am Krankenbette, und zwar im Hospital Neckcr. Eine 24jährige Frau hatte eine große Brandwunde, die einen operativen Eingriff nöthig machte. Die Kranke war sehr erschöpft und ängstlich. Man stellte einen glänzenden Kupser-Cylinder in einer Entfernung von 15 Centimctres vor die Nasen wurzel. Die Kranke mußte, um ihn zu firircn, stark nach innen schielen. Sofort zogen sich die Pupillen zu sammen, der erst beschleunigte Puls ward schwach, lang sam. Nach zwe; Minuten erweitern sich die Pupillen, der linke Arm, vertical in die Höhe gehoben, bleibt un beweglich. Nach fünf Minuten werden die Antworten schwer und langsam, der Athem keuchend. Nach fünf Minuten macht man einen Einstich in den linken Arm, bringt den rechten Arm in dieselbe Stellung, wie den linken, operirt (nach sieben Minuten) weiter und tiefer, ohne dxß die Kranke etwas fühlt. Kein Zucken der Ge sichts- oder Gli dermuskeln, keine Veränderung der Lage; ein leichter, kaum secundcnlanger Schrei ist das einzig* Zeichen der Reaction. Zwei Minuten nachher die Stel lung dieselbe, die Augen weit offen, ein wenig geröthet, die GcsichtSzüge unbeweglich, der Athem frei. Man er hebt den linken Arm, er bleibt hoch in der Luft, wie » die obcrn Gliedmaßen. Herr Broca entfernt den glän zenden Körper, reibt die Augenlider leicht und bläst kalte Luft an. Die Kranke bewegt sich ein wenig. Sie hat, wie sie auf Befragen erwidert, Nichts gefühlt. Die Glieder bleiben in der früher» Lage. b«n neuer Ein stich in den linken Arm wird nicht gefühlt. Achtzehn Minuten, vom Anfänge des Experiments an gerechnet, zwölf nach begonnener Operation, neue Reibung und Luftanhauchung. Plötzliches Erwachen. Die erstarrten Glieder fallen zurück, die Kranke reibt die Augen und kommt zu sich und wundert sich, daß sie operirt ist. Denn sie hat während der Betäubung von zwölf bi» fünfzehn Minuten Nichts wahrgenommen. Bei einem zweiten Versuche mit derselben Kranken erfolgte die Er starrung* schon nach zwer Minuten, und seitdem sollen auch mit andern Kranke» mehr oder weniger glückliche Versuche gemacht worden sein." So weit unsre Mittheilung. ES wird abzuwarten sein, ob sich die sanguinische Erwartung bestätigen dürste, daß durch dieses neue schmerzlindernde, ohne Unruhe und Phantasie-Erhitzung wirkende, überhaupt gefahrlose Mittel das Chloroform gänzlich verdrängt werden wird. vr. Hirschel. * Die völlig verunglückte Eröffnung de» neuen Victoria-TheaterS in Berlin geschah mit einem scenischen humoristischen Prolog von Dohm, „Apollo in tausend Aengsten", dem Schwank von A. Wilhelmi: „Eine Anzeige" und einem Genrebild: „Ein Seemann»- wort" von ernem Pseudonym Hoffmann.
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