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Dresdner Journal : 25.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185912259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18591225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18591225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-12
- Tag 1859-12-25
-
Monat
1859-12
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 25.12.1859
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träge für die Modifikation deS Vergleichsverfahrens am 19. d. M. begann und bei welcher die Advocate»-, Notariat-- und Handelskammern der vorzüglichen Han- dclSpttdc durch Abgeordnete vertreten waren, wurde nun gestern, den 22., beendigt. — Ein in der „W. Z." veröffentlichter kaiserlicher Armeebefehl bringt zahlreiche Ordensverleihungen. „In Anerkennung nachträglich angezeigter, hervorragend tapferer oder sonst sehr verdienstlicher Leistungen in der diesjährigen Kriegsperiode" erhielten unter Andern: den- Orden der eisernen Krone zweiter Klasse der Feldmar schallleutnant Joseph Edler v. Berger, dann die General majore: Ludwig v. Gaal, Georg Lippert und Joseph Philippovlch v. Philippsberg; das Ritterkreuz des Leopold- Ordens Feldmarschallleutnant Freiherr v. Handel, sämmt- lich für Auszeichnung bei Solferino; den Orden der eisernen Krone dritter Klasse der Generalmajor Gabriel Ritter v. Rodick, für dessen verdienstliche Leistungen in Dalmatien. — Die „Oest. Ztg." enthält einen Artikel über den Entwurf einer Landesverfassung für Tirol, der gegenwärtig von fünf Vertrauensmännern in Innsbruck bercnhcn wird und den ehemaligen Gouverneur des Lan des, Grafen Brandts, zum Verfasser hat. Der tirolische Landtag oder sogenannte größere Ausschuß wird nach die sem Entwürfe durch je acht Vertreter der vier Stände gebildet. Auf der Bank der Prälaten sitzen die zwei Bischöfe deS Landes und sechs Abgeordnete der Dom- capitel. Der Herren- und Nitterstand schickt acht Mit glieder des immatriculirten Adels, die jedoch ein Ver mögen von je 5000 Gulden Capital nachweisen muffen. Der Bürgcrstand wird durch acht Abgeordnete der imma- triculirten Städte und Märkte vertreten. Die acht Ver treter des Bauernstandes endlich werden von verschiedenen Gruppirungen der Dezirksgemeinden gewählt. (ch. Prag, 23. Deccmbcr. Einen der letzten Artikel der „Oester. Zeitung", in welchem die inner» Reformen Oesterreichs besprochen werden und der mit der Vorher- sagung schließt, daß schon die nächsten Tage davon Zeug ruß ablcgen dürften, wie Oesterreich mit einem Ruck an dere vorgeschrittene Staaten überflügle, deutet man hier allgemein so, daß die Publicirung des Gewerbegesehes nahe bcvorstehe, und aus den angeführten Hinweisungen entnmimt man, daß dasselbe durchaus in liberalem Sinne die Frage über die Anerkennung des Princips der Ge- werbcfreiheit entschieden habe. — Es hat sich hier ein Verein gebildet, um dem tschechischen Lexikographen Jungmann ein öffentliches Denkmal zu sehen und zu Gunsten bedürftiger tschechischer Schriftsteller eine Jung- mannstistung zu begründen. Dor einiger Zeit hieß es, man sei von dem Projccte abgekommcn. Neuerlich faßte man dasselbe wieder auf und bildete zu seiner Durch führung einen Comitö, an dessen Spitze der Bürgermeister Prags, l>r. Wanka, steht. — Was über Personalverän- dcrungen ander hiesigen Polizcistelle verlautete, stellt sich als gänzlich unbegründet heraus. tt. Berlin, 23. Decembcr. Die Kanzler st eile der Friedensklasse des Ordens paur Io mörUo für Wis senschaft und Kunst, welche Alexander v. Humboldt seit der am 3l. Mai 1442 erfolgten Stiftung dieses Ordens inne hatte, ist jetzt an den ältesten und berühmtesten deutschen Rechtslehrer, den 84jährigcn lw. v. Savigny, übergcgangen, der von 1842 bis 1848 Justizminister für die Geschrcvision und unmittelbar von der Lehrkanzel unsrer Universität, zu deren Zierden er gehörte, zu dem Ministcrposten übergcgangen war. Vicekanzler deS Orden- ist Peter v. Cornelius. Der Orden darf stiftung-gemäß nur 30 „stimmfähige Ritter deutscher Nation" zählen und dessen Verleihung nur an den Jahrestagen der Ge burt, Les Regierungsantritts und Todes Friedrich s des Großen (24. Januar, 31. Mai und 17. August) erfol gen. Von den Rittern deutscher Nation sind im Lause dieses Jahres drei durch den Tod abgerufen und ihre Stellen also erledigt, nämlich: Humboldt, Ritter und Spohr. — Von den verschiedensten Seiten vernimmt man jetzt, daß für daS nächstjährige Staatsbudget an die Steuerkraft des Landes appellirt werden wird. Wie es heißt, denkt man daran, den bei der Mobilmachung im Juni d. I. eingeführten Zuschlag zur classificirten Ein kommen-, zur Massen-, Mahl- und Schlachtsteurr weiter fortzuerhebcn. Dieser Zuschlag beträgt, wie bekannt, 25 4d, und es ist immerhin fraglich, ob die Landrsver- tretung, namentlich da- den Steuercrhöhungen principiell abgeneigte Herrenhaus, darauf eingehcn wird; hat doch letzteres selbst dem vorigen Ministerium Manteuffel gerade in dieser Beziehung und eben bei dieser Steuererhöhung Schranken gesetzt. Gegen die Mahl- und Schlachtsteuer erheben sich immer mehr Stimmen, doch ist den davon betroffenen Städten die Ablösung freizestellt, falls sie sich zu einer directen Steuer als Ersah entschließen wollen. Berlin, 20. Decembcr. Wie die „H. N." berichten, hat Marquis deMoustier, der von hier nach Wien ver setzte französische Gesandte, den Stern des rothen Adler ordens mit Brillanten erhalten — Wie die „N. Pr. A." endlich Schumann selbst nahm dies Tempo rascher, wel ches schon durch die Scchsviertcl-Bewegung etwas Ge haltene- empfängt. E. Banck. Marokko. Reiseberichte von 1858—1859. Mitgethcilt von Or. A. Lalinich. (Fortsetzung aus Nr. 29Ü.) Unter dem Pascha steht der Hakem, d. i. der Platz- eommandant, der zugleich den Sekka oder Achour von den Tribus eintreibt, den der Pascha ausschreibt. Er liefert die Summen ein, die für den Schatz bestimmt sind, dessen erster Amin oder Verwalter der Pascha selbst ist. Dieser entwirft am Ende jedes Jahres einen Etat der Einnahmen und Ausgaben für sein Gebiet und über sendet die Rechnungen dem Kaiser. Der Kadi besorgt die Justiz und den Eultus, über wacht di« Moscheen und ihr Personal, die Notare und läßt durch einen Specialadministrator, den Bounouared, die erledigten Stellen besehen. Der Kadi verwaltet die criminelle, civile und kommerzielle Justiz. Höchste In ' stanz ist der Kadi von Fez. Der Medschles, ein Collegium aus zehn Ulema, d. i. Rechtskundigen, bestehend, wird vom Kadi berufen und überwacht, der auch die Präsidenten ernennt. Tctuan besitzt ungefähr 40 Moscheen. Jede Moschee bezahlt ihr Personal; der Ucbrrschuß der Einkünfte kommt in die Kasse der Haupt-Moschee. Der Kadi allein em pfängt eine Besoldung au- der Staatskasse, welche sich auf 95 Frs. pro Monat beläuft, wozu freilich noch nicht Da- hinzugrrcchnct ist, was rr sich durch Erpressung er wirbt. Auf Verlangen des Pascha- muß der Kadi von seiner Verwaltung und über sein Personal Rechenschaft ablegen. berichtet, kann die Krankheit des Herrn v. Bismarck- Schönhausen, der sich zur Zeit noch zu Hohendorf in Ostpreußen befindet, als beseitigt angesehen werden. — Dieselbe Zeitung meldet: In Antwort aus l as Me- iiWpndum der schweizer Regierung hat die M«h»zühl der Machte Ulk Airficbl c.rtzln au^pcochcn, daß einem schUcizrr V«voMäch0gtkn Zuttzttt zvm Kongresse in dem Falle gestattet werde, daß au^eaHrlbitn dir Frage der Neptr.rlißdt der s«oyischen Prttomzcir-Perhandelt werde. — Dir Name Schiller'» scheint für Berlin ei» Name des Streikes bleiben zu solle». Jetzt hat der Cul- tuSminister v. Bethmann eine Regierungscommission von 7 Mitgliedern zur Ausführung des Schillerdenkmals ernannt und der Stadt, sowie dem Schillercomitö erlaubt, je zwei Mitglieder dazu zu ernennen. Nun ist aber durch frühern Erlaß des Ministers des Innern, Grafen Schwe rin, die Stadt zur (Errichtung des Denkmals ermächtigt. Der Comite, der einen großen Theil der Gelder gesam melt hat, scheint jetzt nicht geneigt, dieselben ohne Wei tere- der Regierung zur beliebigen Verwendung überge ben zu wollen. — Die officielle „Pr. Ztg." bemerkt nun heute zu der betreffenden Verfügung des EultnSminiftcrS: „Wenn dabei die Regierung mit der Bezeichnung von sechs Mitgliedern dieser Commission voranging, während die städtischen Behörden -und der Schillcrcomitö zur Wahl von vier Mitgliedern ausgesordert wurden, so lag dem selbstverständlich nicht die Absicht zu Grunde, der Negierung die Stimmenmehrheit, welche bei einer solchen Commission kaum in Frage kommen kann, zu sichern. Sie war lediglich von dem Wunsche geleitet, der Sacb- kenntniß von Männern, welche in den verschiedenen Zweigen der Kunst als Autoritäten gelten, Raum zu gewähren, den ihr in solcher Angelegenheit gebührenden Einfluß geltend zu machen. Die Regierung als solche ist nur durch den Vorsitzenden und einen Rath des Un terrichtsministeriums vertreten. Kiel, 21. Deccmbcr. (K.E.) Baron v. He in he wird, dem Vernehmen nach, morgen nach Holstein zurückkehren, ohne das holsteinische Ministerium angenommen zu haben. („Dagbladct" berichtet das Nämliche ) U Paris, 21. Deccmber. Von der neuen Broschüre „der Papst und der Kongreß", die gleich der frühern „Napoleon IN. und Italien" aus der Feder deS Herrn v. Laguerronniere geflossen sein soll, werden Sie bereits Kenntniß erhalten haben. Sie wird, wie ich höre, ein Seitcnftück ober eine Ergänzung erhalten in einer Bro schüre von Herrn Vartholony, worin gesagt sein soll, der Kaiser würde nichts Ernstliches zu Wege bringen, so lange er nicht das alarmirte Europa beruhige. An dem Lage aber, wo man den Staat daS große Buch des Krie ges schließen und das deS Friedens winde öffnen sehen, wenn er seinen Crcdit zu Unternehmungen verwende, die nur der Friede mit sich bringe, an jenem Tag« gebe es keinen Vorwand mehr für das Beharren in den Befürch tungen, die sich jetzt wie eine ansteckende Krankheit von einem Volke zum andern fortpflanzten und zur Fort setzung von Rüstungen verleiteten, die für die Finanzen ebenso vcrhängnißvoll zu werden drohten, wie für die gro ßen Geschäfte. — Der „Moniteur" enthält heute «ine umfängliche Liste von Versetzungen unter den Gr- sandtschaftsecretären. Ich finde jedoch nicht- BemerkenS- werthes dabei, man ist im Avancement der jungen Diplo maten nur dem hierarchischen Wege gefolgt. — Ein Blatt spricht von dem Selbstmorde eines angeblichen fran zösischen Gesandtschastsattachös in St. Petersburg. Ein Franzose, rin gewisser Herr v. R., hat sich allerdings dort um- Leben gebracht, er gehört aber nicht zur Ge sandtschaft. — In Italien geht Alles noch im bishe rigen Gleise. Seit man gehört hat, Graf Walewski dürft« bei der Eröffnung des Congresses eine Erklärung der art abgcben: sein kaiserlicher Herr halte gleich dem Kai ser von Oesterreich an dem Züricher Frieden als Grund lage der von dem Congreß zu erörternden italienischen Frage fest, beeifern sich die revolutionären Regierungen Mittrlitaliens^rine Menge Agenten, ausgerüstet mit Me moiren und Aktenstücken aller Art, nach Paris zu senden, in der Hoffnung, mit dem Beweise der Unzuträglichkcit der Wiedereinsetzung der Herzoge und der Zurückgabe der Legationen an den Papst doch noch etwas auszurichtrn. Bi- jetzt ist freilich weder von officieller noch ofsiciöser Zulassung dieser Agenten die Rede gewesen. Man nennt mir al- solche Farini, Ridolfi, Pcruzzi rc. Des Erstern Anwesenheit soll auch Graf Cavour gewünscht haben, auf den man die meiste Hoffnung setzt. — In Florenz macht sich das Mißvergnügen gegen Ricasoli tagtäglich Luft. Aber wenn die Leute auch erkennen, daß die Ne- volutionspartci sie zum Narren gehabt hat, so ist bei der Thäligkcit und Energie der Letzter» darum doch noch nicht an den sofortigen Triumph der Sache der Ord nung zu glauben. Ricasoli, der auf keine Versöhnung rechnen kann, und von dessen verzweifelten Entschlüssen ich Ihnen schon einmal geschrieben habe, besitzt doch einen großen Anhang unter dem Pöbel uud stützt sich außer dem auf die Armee, worunter cs freilich allerlei Volk, aber auch manchen tapfer» Mann gicbt. Freilich macht ' sich auch hierbei bereit- eine Reactio.r geltend. Es soll eine Meuterei unter einem Eavalcricregimente stattgcsun den haben; kein Wunder, wo Jeder Herr sein will! Es wird nicht dabei bleiben. ?lgMFurcht läßt man die TrMW p«ii «ine« Eid »Kch jwm a»R»«n schwören. verßangemnM (Wö reizusan.menbcrrif«, wm «th und dir DeP»lirt4nß dio'Harin Ütze», sind dseb tiUter de« revo lutionären Drucke gewähltSchon jetzt haben ssch zwei Lager in der Kammer gebildet, und beiin Zusammentritt könnten sich gar merkwürdige Dinge ereignen. Einer dieser Deputirten, den ich auf einer Reise nach Toscana kennen gelernt habe, schreibt mir: „Wie bereue ich cs, dem Drängen nachgcgeben zu haben und Mitglied einer solchen Versammlung geworden zu sein! Ich sehe, daß die Maßregeln, die man von unS verlangt, nicht dem allgemeinen Wohle, sondern dem Privatnutzen Einiger dienen sollen!" — Als Beweis des strengen Regiments, da- Ricasoli führt, lasten Sie mich nur das Eine er wähnen, daß man eine Eisenbahngescllschaft für verfallen erklären will, weil sie den Namen des gegenwärtigen GroßherzogS Ferdinand in ihrer Firma führt und nicht aufgcben will. Die Eröffnung einer Strecke, die am 8. Lctobrr stattsindeu sollte, wurde mit Gewalt gehin dert. — Schlimmer noch wird Livorno betroffen. Die Aolleinigung mit Piemont fügt jenem Hafrn'zu Gunsten Genuas bedeutenden Schaden zu. Einige Handelshäuser ersten Ranges wollten wegen deS gänzlichen Danieder liegens der Geschäfte die ihrigen schließen oder nach Marseille oder Genua übersiedeln; die will man zwin gen, auszuharren, weil man den schlimmen Eindruck ihres Wegzuges fürchtet. Die Dcrbesterungsarbeiten am Hafen sind schon lange eingestellt. Die Leute haben nichts zu thun. Es wäre kein Wunder, wenn sie zu tumultuircn begännen. Vernünftige Nathschläge fremder Gesandtschaften werden nicht gehört; selbst die franzö sische (der Gesandte selbst ist abwesend) kann sich keines sonderlichen Einflusses rühmen. Bemerken-Werth ist auf der andern Seite die Treue, womit das Landvolk seinen Glauben trotz aller Aufwiegelungsversuchc und Zwangsmaßregeln «nhängt. Rossini (der berühmte Kom ponist) hat einen Brief erhallen, der in ergreifen der Weise den Eindruck schildert, welchen der plötz liche Tod des Urhebers der Revolution, deS Marchese Lajatico, eine- Mannes, dessen Körper für ein Jahr hundert gebaut zu sein schien, auf diese Leute gemacht habe. Sie betrachten denselben wie eine unmittelbare Fügung der Vorsehung. Um diesen Eindruck zu ver wischen, hat ihm Ricasoli ein prächtiges BcgrLbniß im toscanischcn Pantheon, der Kirche Santa Croce (wo man freilich für Geld Jedermann aufnimmt, wenn nur die Kosten zu einem Denkmal hergegeben werden) zugcdacht. Welchen Ausgang di: Wcrttzschaft zu nehmen droht, das deutet schon der Umstand an, daß man die Steuern deS nächsten Jahres gegen 10 Pcocent Verlust sich durch die Bankiers cscompliren läßt, wie es heißt, zu verstärkten Waffcnankäufen. Aus Turin, 17. Dec., schreibt man der „N. Pr. Z.": DieGemüther inToscana sind verstimmt und cs wird nicht leicht wieder Harmonie in dieselben zu bringen sein. Diktator Ricasoli hält sich nur durch Terrorismus, was aber alS „Charakterfestigkeit" bezeichnet wird. Die Re gierung sieht überall Gespenster, und Gespensterschcrei und Schreckensherrschaft sind seit undenklichen Zeiten stets Hand in Hand mit einander gegangen. Folgendes Cir cular an die Präfecten mag die Stimmung bezeichnen: „Das Ministerium drt Innern ist einer Verschwörung aus der Spur, welch« einen außerordentlich verderblichen Zweck anstrebk, wie ihre Organisation beweist.... li« scheint, daß eine Sektion in IVU Ultter-Scctionen «ingctheill ist, welche letzlren au« je 25 Köpfen bestehen. Diese Verschwörung ist schon über »inen großen Lheil Lo-eana« verbreitet und soll sich immer mehr au«breiten. Der Zwick derselben liegt klar zu Lage und geht dahin, unter dem Vorwande, die Religion aufrecht zu erhalten, Lvtcana in Anarchie zu stürzen, um las Reich des DespotiomuS und der Unwissenheit wieder heraufzubeschwören. Ich empfehle Ihrer Klugheit, Ihrem Eifer und Ihr« Schaifsichl, den Hüven dieser Verschwörung nachzuipüren :c. Ricasoli." Florenz, 22. Decembcr. (K. Z.) Buoncompagni hat heute früh seinen feierlichen Einzug in unsrer Stadt gehalten. Die Minister Cadorna und Ridolfi waren ihm bis nach Livorno entgcgcngereist. Aus Madrid, 21. Deccmber, wird telcgraphirt, daß die Mauren am 20. von Neuem die festen Stellungen der Spanier angriffen, jedoch durch Kartätschen und Granaten mit Nachdruck in großer Unordnung zurückge schlagen wurden. Der Verlust der Spanier soll nur 51 Verwundete betragen. Das im Hafen von AlgesiraS lie gende Geschwader wird durch zehn Kriegsschiffe von der Station Havana verstärkt. Eine beträchtliche Menge Le bensmittel wurde zur Armee abgcschickt. London, 20. Deccmber. Im Rathhause zu Nom- sey fand gestern eine Jahresversammlung des dortigen Arbeitervereins oder, vielleicht richtiger gesagt, land- wirthschaftlichcn Vereins statt, bei welcher Lord Palmer ston den Vorsitz führte und die Preise vertheilte. Am Abend sand ein Festmahl statt, welcbem 'der Premier gleichfalls präsidirte. Nachdem die herkömmlichen Trmk- sprüche ausgebracht worden waren, erhob er sich und sprach: „W r habcn bereit« auf bi« Fr-edenimimst« getrunken j MDn auf bcn Frieden läßt sich nicht sür immer rechnen, und e« daß ihm in ollen Ländern ter Krieg folgt. Deshalb Hsingc ich jetzt di« Gesundheit und do« Wohl Derer au«, welche ue»a im Krieg« verihcitigrn und uns in Stand s«tzen, die Seg- nWlgrn te« Friedens wieder zu gewinnrn. Also rin Hoch auf Heil und Flotte! Mit Skol» darf ich sagen, daß «1 meines Er achten« nicmal« r nen Augenblick, wenigsten« nicht in, Frikhent- zekt«n, gegeben tat, wo Hier und Flotte in befferm Stande wa ren al« je«. Ich zweisl« nicht daran, England hegt die riefe Ueberzcugung, daß man den Friedcn am besten dadurch bewahrt, wenn man zeigt, daß man im Stande ist, sich im Falle eine« Angriff« zu verkheidig^n- Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge ist meine« Vedünkcn« die Wahrscheinlichk.it nicht vorhanden, daß Herr und Flotte mit derselben Auszeichnung, wie in seither» La gen, ihre Pflicht zu erfüll.n haben werden. Der Geist, welcher sich in England ncuerd ngs durch dir ungeheure Ausdehnung, in dcr die Organisation der Freiwilligencorp« vor sich ging, kund gab, hak eine gewaltige Wirkung, nicht nur bet un«, sondern in der ganzen Welt hervorgebracht. Er bat jene Achtung ringe- flößt, welche alle Nationen für ein Land fühlen, da«, ohne irgend weiche aggressive Absichten zu hegen, zeigt, daß r« entschlossen ist, da« ihm Zugehörige fist zu hallen und sich gegen jeden feind lichen Ankömmling zu vertheidigen. Ich wiederholte« nochmal«: ich glaube, Sticht« in der gcgenwäitigen Lage der Ding« beutet darauf, laß aller Wahrscheinlichkeit nach >u einer andren Wesse alt dadurch, daß wir un« zur Dertheid'gung unsrer Ufer bereit zeigen, GeUgenhcit zur Erhaltung jene« kriegerischen Geiste« ge» b.ken w rd. Aber urS Allen muß da« Bewußtsein zur großen Beftiedigung gereichen, daß Heer und Flotte in Gemäßheit brr Höhe, auf welche sie in Frirdensjeiten gibracht werden können, sich in vrllk-mM'N tüchtigem Stande befinden, und daß bas Land Mittel desidt, vcrmöge deren cs sich, fall» eine rasche Vergrößerung ui.srcr Rüstungen ndchig s in sollte, den Anforderungen de« Augen dicke« gewachsen zeigen könnte." Der letzte Toast, welcher gleichfalls von dem Vorsitzen den, d. h. von Loro Palmerston, ansgebracht wurde, galt der Presse. Er sagte u. A.: „Ich erhebe mich, um D.m zu huldigen, wa« wohl al« eines der Wunder der modernen Eivilifation bctrachtet werden darf. Ich sprech« von der Press«. Wahrhaft erstaunlich ist di« Genauigkeit, mit welcher di« im Hause der Genuinen gehaltenen Reden ivicdeigeacbcn werten. Sind die Reben der Art, daß sie bi« Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so weiden sie WortfürWort wiedergeacben, und ich kann wahihaftig nicht begreifen, wie et der menschlichen Hand möglich ist, dcm Gssproctunen mit solcher Schnelligkeit und Genauigkeit zu folgin. Ich sing einmal gleich vielen Andern an. Stunden in der Stenographie zu nehmen; doch will ich offen gestehen, daß ich auf zwei völlig unübrrsteiglich« Hindernisse sticß- Das eine bestand darin, daß ich nicht steno graphisch schreiben konnte, und da« zweite und größere darin, daß ich Da«, was ich geschrieben hatte, nicht lesen konnte. Ich bringe nun ein Hcch au« auf jene Institution, welcher dcr Fortschritt der Eivilisation und alle Interessen de« Landes so großen Dank schuld!». Die Presse, sie leb« hoch! ' Kopenhagen, 20. Deccmbcr. Auch auf dem Chri- stiansborger Schlosse hicrselbst, welches der König amAbcnd nach der Zerstörung des Frederiksburger Schlosse- (ken 17. d. M.) bezogen hakle, ist Feuer ausgebrcchen. Es brannte nämlich daselbst heute Vormittag in einem Kohlenkcller, wo kürzlich cingckaufte Holzkohlen in Brand gcrathrn waren. Doch wurde das Feuer sofort gelöscht. „Faedrelandct", welches über diesen Vorfall berichtet, er wartet eine strenge Untersuchung. Stockholm, 16. Dec. (N.-Z.) Sämmtliche „ruhende" GrundgcsetzänderungSvorschlLge, neunzehn oder, wenn man einen eventuellen (alternativen) Vorschlag hinzurechnct, 20 an dcr Zahl, sind nunmehr von allen 4 Ständen berathen worden. DaS sehr winzige Resultat besteht darin, daß vou allen diesen Vorschlägen nur 4 durchgcgangen, alle übrigen aber verworfen sind. Dce angenommenen vier sind: 1) daß dcr höchste Gerichtshof aus mindestens 12, höchstens 18 Personen (bis jetzt aus 12) bestehen soll, doch so, daß die Anzahl nicht über 12 erhöht werden darf, ehe der König und der Reichstag be schließen, daß der höchste Gerichtshof in Abtheilungen arbeiten soll; 2) das sämmtliche Mitglieder deS StaatS- raths (Ministeriums) das Recht haben sollen, an den ge meinsamen Berathungcn dcr Stände Theil zu nehmen; 3) daß bei diesen gemeinsamen Berathungcn der Vorsitz vom Landmarschall und in Lessen Abwesenheit von dcm anwesenden Sprecher geführt werden soll, der nach der Ordnung dcr Stände der nächste ist; 4) daß der Buch drucker, welcher ohne Erlaubniß des Verfassers oder Her ausgebers dessen Namen auf eine Schrift gesetzt, oder einen falschen Vuchdruckernamen oder unrichtigen Druck ort aus eine gedruckte Schrift gesetzt hat, mit zweimonat licher bis einjähriger Festungstrafe, und daß dcr, welcher ein betrügerisches Titelblatt oder unrichtigen Verfasser oder Herausgebernamen seht, mit scchsmonatlicher bis zweijähriger Gefängnißstrafe bestraft werden soll. Stockholm. Am 21. Deccmber fand — telegr. Nachr. zufolge — auch im Bauernstände des Reichstages eine Manifestation in der italienischen Frage statt. Die ganze Versammlung beschloß einstimmig eine Adresse an den König mit der Bitte, für das Selbstbestimmung-recht Italiens auf dcm Kongresse zu wirkcn. (ÄuS der Fassung dieser Depesche ergicbt sich, daß eine frühere ähnliche Nach richt sich nur auf den Bürgerstand bezog. Vom Adrlstand und Priesterstand liegen noch keine Beschlüsse vor.) Der Mahteb ist etwa Das, was bei un- der Bürger meister ist; zugleich hat er auch die Polizei. Er über wacht die Fleischer, Bäcker und andere Handwerker, macht die Brod- und Flcischtare und bestraft die Kontraventions fälle nach Gebrauch mit dcr Bastonnade, genannt Matrak, ein sür die gesellschaftliche Ordnung unumgängliches Mittel in Marokko. Dem Mahteb gehört ferner die Polizei bei den Märkten, deren eS 6 größere gicbt: 1) dcr Söul oder Sok-Ezrahh, d. i. Getrcidemarkt; L) der Sok-el-Fham sür Kohlen, Holz und Stroh; 3) der Sok Kahha für Oel, Seife, Honig, Butter, trockene Früchte rc.; 4> der Sok-Eddschadsch für Hühner, Eier, Salz; 5) der Sok-Gourna oder Viehmarkt und 6) der Sok-el- Hout oder Fischmarkt. Diese Märkte, neben denen cS noch kleinere giebt, finde» Sonntag, Donnerstag und Freitag statt und sind stark besucht von Bewohnern der inner» Gegenden. Die Briefpost sür Private und sür die Regierung wird durch kouriere besorgt, welche zu Fuß die ver schiedenen Provinzen durchwandern, und täglich oft 14 bis 15 Stunden Wegs machen. Die unsichersten Wege sind in vielen Provinzen von Gendarmen, NzeilS, be wacht, denen man, je nachdem die Gegend mehr oder weniger unsicher ist, mehr oder weniger bezahlt. Doch gehört schon einiger Muth dazu, sich ihnen anzuvrr- trauen. Wenn das Wegegeld zur Unterhaltung der NzeilS nicht auSreicht, müssen die Provinzen, in welchen solche Posten erricht« sind, da- Fehlende zuschießen, und diese selbst sind eigentlich auch verantwortlich für die Verbrechen, die auf ihrem Territorium begangen werden. Der Reisende athmct immer froh auf, wenn er an einem NzeilS-Posten anlangt. Er passirt vielleicht einen tiefen, düster« Hohlweg; die Schatten der Dunkelheit senken sich herab auf die stillen Einöden ringsum; da» Zischen einer Schlange, welche über den Weg schlüpft, daS Gebrüll wilder Bestien aus der Ferne, der Fall eines Blattes beunruhigt seine Seele und erinnert ihn an die Ohnmacht deS Alleinseins. Da, an dcm Ende des Engpasses entdeckt er eine Arabergruppe unter einem Olivenbaume. Sind cs Räuber? Die Flinten glänzen im Abendschein, die Weißen Burnusse, die wilden Bärte, die braunen Gesichter, die nichts Gutes sagen, könnten es ihm einen Augenblick glauben lassen. Aber nein! Die Führer umarmen diese NzeilS und herzlich von Munde zu Munde werden die Salamalek'S und Ouacha- lck'S ausgetauscht. Ausgestreckt auf eine Palmcnflcchte am Faße eines Baumstammes unter den bleichen Zweigen einer Olive verzehrt er das frugale Mahl, das diese Leute ihm freundlich anbictcn. Und die Fülle dcr köst lichsten Früchte, die ihm z. B., wenn er im .Herbste die Engpässe von Ain-Dschedida zwischen Tanger und Tctuan bereist, gereicht werden, lassen ihn alle Gefahren ver gessen. Die herrlichen Trauben dort, eben so ausge zeichnet durch ihre schönen kreißen, gelben, schwarzen und rothen Farben wie durch ihren köstlichen Geschmack, er innerten neben der Fülle der übrigen Früchte mich leb haft an Virgil'S Worte in den „Georgicis": 8es ne^ue «junin wult»« »z veie» »ec nomin» quns »ine, numeru». (Forts folgt.) Theater. Aus Stuttgart, 22. Deccmber, wird der „KarlSr. Ztg." geschrieben: Gestern Abend ging die „Wallfahrt nach Plörmel" über die Bühne, nach dem der Tag der Aufführung aus verschiedenen Gründen immer wieder hatte verschrbcn werden müssen. Meyer- brer war zwar seit einigen Wochen schon hier anwesend, dirigirte aber nicht selbst; Loch erschien er, als rr nach dcm ersten und dritten Acte gerufen wurde, eine Ehre, die er mit Mühldorfs« aus Mannheim thcilte, der die Maschinerien r nd Dekorationen angefertigt hatte. Man möchte fast sagen, daß der Hervorruf dieses Künstler^ weit herzlicher und allgemeiner war, als der des Maestro, welcbem man den >uocö8 cl'e-aimo nicht vorcnthaltcn zu können glaubte, nachdem man ihm für so vielfachen Ge nuß verpflichtet ist, den er dem Opern liebenden Publi cum verschafft hat. Ohne in eine Kritik dieser „Wall fahrt" cinzugehen, läßt sich im Allgemeinen nur so viel sagen, daß wegen deS ganz unglückseligen Textes, der weder ein Interesse an der Handlung noch an den Per sonen zuläßt, die mancherlei Schönheiten dcr Partitur greßenthcils übersehen werden, so daß es ein wahre- Wunder wäre, wenn diese Oper irgendwo in Deutschland auf dcm Repertoire sich halten sollte. Dabei darf nicht verschwiegen bleiben, daß sic viele Rcminiscenzen, theils aus des Komponisten eignen Werken, theils aus denen anderer Tondichter, enthält. Mit oem heutigen Schnell zuge ist Meverbcer nach Mannheim gereist, wo heute die „Dinorah" mit ihrer Ziege über die Breter hüpft. — Das im Anfang dieses Winters an die Bühnen versandte historische Trauerspiel „Ein deutscher Fürst" von Robert Giseke ist am 20. d. M. in Breslau zur ersten Aufführung gekommen und hat, wie sowohl die „Schlesische" als die „BrcSl. Ztg." berichten, die gün stigste Aufnahme gefunden. Die Darsteller wurden rüehr- fach, der Verfasser am Schluffe gerufen. Patriotische Ge sinnung sowohl als dramatische Wirkung wird von den Kritiken an diesem Drama gerühmt, dessen Held Kur fürst Moritz von Sachsen ist. * Von Goethe'S „Faust" ist soeben eine sehr gediegene ungarische Uebersetzung von Stephan Nagtz er schienen; «in Werk jahrelangen Fleißes.
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