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.V 281 Apo-armentoprets,: ^illlstivb: 5 1*jt1r. 10 x^r. il> s»«tu,L. ,. 10 ,. „ ., A»«>nttick in Vr»iü«v: tü K^r. ILwu^luu Kummern: 1 K?r. Im tritt ?o»t- unä 8t«mpel»u- -eblax bioru. Inseratenpreise: 1'^1 ü«n. einer eeepititeuen L«iw; 1 K<xr. ,,k.n>^e»»n<It" /eil«: 2 K^r. . Erscheint«: Wit /tue»«>i,n« 6sr 8»nu- unä l'eiort»^«, ^kuwle tiir <! in kolit«o<1<rn I nn Mittwoch, dM 7. December. — , .^.....1 . .. m. E. » , . ...... 18SV Dres-nerÄomnal. Verantwortlicher Redacleur: I. G. Hartmann. Inseratrnauaahmr aunwürla: Imiprt^: k». ll.rao.rarra», l?ommi,»ionii. <le. vrs.tinsr ^oiiru.I»; ebsuäa.vld.t: H. Ilvoai»! tUto»»: L Vooi..«; L.rUa: O»oriv,'«:b« Ituclik., li.r.ue».»'» ttueeau; Lr.m.u: L. Ücnr-nrr»; kraalwurt ». H.: ^L.o.a'.eU« Ituvbk.utilun^; LSI«: Xooi.» Lro.a«»; kari«: v. I.ü«,xrui.» (2o. roe 6e» bon» «akau»); kr^: k». Luol-rou'» üucdbauäluu^. qeraungrbrr: Löul^I. Lapeältlon 6«, vre»äo«r Oouraala. Ors.ä.o, ^t»e>en»te»Z»e dir. 7 Amtlicher Shell. Dresden, 6. December. Ihre König!. Hoheit die Frau Kronprinzessin ist heute Mittag shl2Uhrvon Düsseldorf wieder hier eingetroffen. Dresden, 2. December. Sc. Königliche Majestät haben dem derzeitigen Rector der Universität zu Leipzig, Geheimen Rathe und Professor l>r. Karl Georg v. Wächa ter da» Comthurkrruz erster Elasse de» Verdienstordens zu verleihen geruht. Nichtamtlicher TIM. Neberficht. Zeitunßsschav. (Constitutionnrl. — Payr. — Mode. — Time». — Daily New». — Morning Herald.) Tagrscheschichte. Dresden: Berichtigung. Die Nicht- bestätignng einer Leipziger Stadttath-wahl. — Wien: Keine Geistlichen bei Obductionrn. Keine Aristokra- tenvrrsammlung. — Prag: Nichteinstcllung der Ad juten. Karoltnenthaler Kirchenbau. — Pesth: Kir- ch«nconv«irtpetition mit Beschlag belegt. — Berlin: Befinden des Königs. Armecreduction. KriegSmini- ster ernannt. Beschlagnahme katholischer Adressen. — München: Adresse an den Papst. — Stuttgart: G<meindewahlen. Urlauberheirathen verweigert. — Karlsruhe: Adresse der Ersten Kammer. — Al tenburg: Kassenbillets. — Frankfurt: Bürger- mristerwahl. — Bremen: Unticapereiagitation. — Paris», Die kaiserliche Antwort an sdie Liverpooler Kaufleute. — Madrid: Sturm in der Meerenge.— Neapel: Aussöhnung mit dem Prinzen von Capua. — London: DertheidigungSbrief des Prinzen von Joinvill«. Eongrrßbeschickung. — Konstantinopel, Antivari: Neueste Post.— Amerika: AusBucnoS- Ayre» und Mexico. Dresdner Nachrichten. Vrovivztalnachrichteu. (Leipzig. Zwickau. Rochlitz.) -enilletou. rageskalender. Inserat«. Vsrsrv- »achrtchte». Dresden, 6. December. Bezüglich der Vorgänge an der marokkanischen KLst« versichern die französischen gouvernemrntalen Btützter, daß der Zwischenfall die freundschaftlichen Be- ziejhun-e» zweschr» Frankreich und Marokko nicht stören w«d«, und die Börse scheint sich auch über die Rückwir kung d«S Ereignisses auf da» Berhältniß zu England vollständig beruhigt zu haben. Der „Constitution- nel" tritt sogar heute als sehr eifriger Vertheidiger der französisch-englischen Allianz auf, indem er fol gend« Enthüllung bringt: „Unser Londoner Korrespon dent theitt unS eine jener kleinlichen, wenig ehrenhaften, abqt den Feinden deS englisch-französischen Bündnisse» sehr geläufigen Jntriguen wenn sie da» Bedürfniß füh- lan, dieselbe «in wenig mit zu stören oder die Gemüther riu«n Augenblick aufzuregen, mit. Heute soll es sich, wie un» geschritben wird, darum handeln, französischen Of fizieren «in angebliches Schreiben voller Schimpfreden ge gen England zuzuschrerben, da» Simon Bernard von Pa ri» au» an sich adresfiren würde, als wenn dasselbe in den Kasernen vertheilt worden, und da« cr versuchen würde, durch gewisse englische Blätter verbreiten zu las sen. Indem man diese Lüge mit viel Verwegenheit und ein wenig Geschicklichkeit auSbeutet, könnte man vielleicht npch einige» Uebel anrichten, obgleich die beiden Nationen und die beiden Armeen vollkommen wissen, woran sie sich in Betreff der gegenseitigen Achtung, die sie sich schul dig sind, zu halten haben. Aber e» ist doch immer schäd lich, solch« Manöver, wäre es auch nur «inen Augcn- blÄ, gelingen zu lassen. Auch denunciren wir fi« im Vorazi» der öffentlichen Verachtung, in der Gewißheit, daß wir sie auf diese Weis« ganz unschädlich machen.' Da- „Pays" hat die Erinnerung an den 2. December durch eine Apologie der Kaiser-Politik gefeiert. „Die friedlichen Bestrebungen — schließt der Aussatz — werden mehr und mehr die Stelle der ehemaligen Kämpfe einnehmen. Sebastopol, Magenta, Solferiuo zeigten, daß Napoleon lll. die Wunder von ehemals erneuern kann; aber Frankreich bedarf deren nicht. Der gegenwärtigen Lage Europas ist durch den edcln Charakter, welchen Frankreich proclamirt hat, noch besser gedient. Was ver dankt man nicht dieser wohlwollenden Loyalität, dieser unveränderlichen Mäßigung, dieser seltenen Klugheit, diesem Geiste eines großen Fürsten, diesen Tugenden eines großen Bürgers?" Der ministerielle Londoner „Globe" vom 1. Decbr. meldet: „Die von der französischen Regierung erlassene Einladung zum Congreß ist in London angelangt; die von der österreichischen Regierung ist noch nicht da, — die britische Regierung wird auf dem Congreß, der sich in Paris versammeln soll, vertreten sein. Die Wahl des Ortes ist in vielen Beziehungen eine angemessene. England geht ungebunden auf den Kongreß und wird die Unabhängigkeit oder Freiheit seines Unheil» nicht im Geringsten bloSstellen." — Inzwischen giebt sich der Un- muth über die, wie man jetzt erkennt, unausweichliche Eongrrßbeschickung allenthalben in Zeitungsartikeln wie öffentlichen Reden kund. Eine Zeit lang war selbst die „Times" der Meinung, daß England durch sein Wegbleiben den Congreß vereiteln könnte, indem Preu ßen und Rußland dem britischen Beispiele folgen wür den, aber in ihrem letzten Artikel nahm sie als aus gemacht an, daß England nur die Wahl zwischen zwei Uebeln, Thcilnahme am Congreß »der Jsolirung, bleibe; und heute, nachdem Niemand mehr an der Annahme der erfolgten Einladung zu zweifeln wagt, befaßt sie sich nur mit der Frage, wer auf dem Kongreß der würdigste Ver treter Großbritanniens sein würde und stimmt — nach Aufzählung einer Anzahl diplomatischer Berühmtheiten und auffallender Urbergehung Lord John Russell'» — für Lord Palmerston. Sie erwähnt Lord John, ohne . ihn zu nennen, aber nicht als einen der Befähigten, son dern wie ein abschreckendes Beispiel. — „Daily-NewS" wirft einen melancholischen Rückblick auf die Relle, die England 1813 und 1815 in Italien gespielt; wie eS Sicilien revolutionirte und dort eine parlamentarische Regierung einführte, um durch das Schauspiel des Ge gensatzes die übrigen Italiener wider Frankreichs despo tische Herrschaft aufzuwiegeln; wie e» Lord William Ben- tinck mit einer bedeutenden Truppenmacht nach k^ntral- italien sandte und mit der Weisung, „die Fahztö der nationalen Unabhängigkeit und innern Freiheit zu erheben" ; und wie endlich Lord Castlereagh, nachdem endlich d«S Ziel erreicht war, geschickt „abwiegrlte" und den engli schen „Wvrtbruch" einleitete. Fünfundvierzig Jahre — bemerkt nun „Daily-News" — find seit jenem von der englischen Regierung und dem englischen Hofe begange nen Verrath verstrichen, und noch ist er nicht gesühnt. Wenn ein englischer Vertreter dem Kongreß beiwohnen soll, um das alte Unrecht gut zu machen, dann möge er gehen; wenn Oesterreich und Frankreich jedoch England einladen, damit es der alten Mißregierung von Neuem seinr Sanction leihe, dann muß die Aufforderung un bedenklich abgelrhnt werden. Wir brauchen nicht zu sagen, daß der Entschluß, den unsre jetzigen Minister in einem so klaren Falle fassen werden, unS nie einen Zwei fel verursacht hat. — Der „Herald", das Organ der toryistischen Opposition, ist, wie sich erwarten ließ, sehr erzürnt über da» Bombardement der marokkani schen Forts bei Tetuan durch französische Schiffe. Scin Pariser Korrespondent macht zu den französischen Berichten folgende Glossen: „Seit dem BlutbaLe von Sinope ist keine schmählichere Mißhandlung des Schwä- chcrn durch den Stärkern begangen worden. Hoffentlich wird sich das englische Ministerium durch seinen Wunsch, den furchtbaren Abiirten zu gewinnen, nicht abhalten lassen, sich über diesen barbarischen Act zu äußern. Wenn von demselben keine Notiz genommen wird, so kann man sich darauf verlassen, daß man den Präcedenz- faü sich wohl merken wird, und unser einst überwiegender Einfluß im Mittelmeere muß durch den verwegenen und rücksichtslosen Herrscher, um dessen Nachsicht zu buhlen Lord Palmsrston als die echt englische Politik erscheint, auSgelöscht werden." Tagesgeschichte. Dresden, 6. December. Ter gestrige Nachtrag zum Referat über die 450jährige Jubelfeier der Universität Leipzig bedarf insofern einer Berichtigung, als bei dem Festmahle im Schützenhause nicht die wirkliche Ueberrei- chung der Bildnisse Sr. Maj. des Königs, sowie deS höchstseligen Königs Friedrich August statlgesunden hat, sondern von Sr. Ercellenz dem Slaatsminifter Or. v. Fal- kenstrin bei dieser Gelegenheit in der erivähnten Rede blo» die Eröffnung gemacht worden ist, daß S«. Maj. jene beiden Bildnisse zum Andenken an das gefeierte schöne Fest der Universität zu schenken beschlossen habe. Dresden, 3V. November. Die von der Krrisdirection in Leipzig verweigerte Bestätigung der Wahl des Buch- händlrrsHrn.Otto Wigand zum dortigen Stadtratheauf Zeit hat der Presse Veranlassung gegeben, sich in ver schiedenen Artikeln über das Verfahren der Kreisdirection mißbilligend zu äußern, so daß es jetzt, wo die Wigand'- sche Wahlangelegenheit nach dem Referate in der „Deut schen Allgemeinen Zeitung" vom 25. November d. I. S. 2376 ihre Endschaft erreicht hat, angemessen erscheint, zur Aufklärung und Verständigung der öffentlichen Mei nung Folgendes darüber zu bemerken. Zuvörderst ist, soviel die Person deS Gewählten betrifft, zu erwäh nen, daß der Regierungsbehörde in der That genügende Veranlassung Vorgelegen hat, die Wahl nicht zu be stätigen. Denn wenn man auch durchaus keine Ursache hat, dem Charakter und dem Verhalte» desselben in seinem Privatleben irgend einen Vorwurf zu machen, so ist dagegen seine bisherige öfsentlicbe Thätigkeit wenig stens auf dem politischen Gebiete nicht von der Art ge wesen , daß sie der Regierung daS nöthige Ver trauen einftößen könnte. Vielmehr hat derselbe schon seit langen Jahren vielfach seine regierungsfeind lichen Gesinnungen kundgegeben und ist nicht dlos, wie er in einer, in der öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten zu Leipzig (nach Inhalt deS dortigen „Tageblattes" vom 4. November) gehaltenen länger» Rede ausgesprochen hat, als Verleger und Verbreiter, sonderH.auch al» Vrrsasser aufreizender und, wi« r» iu den Entscheidungsgründen der betreffenden Erkennt nisse heißt, Mißstimmung und Haß gegen die Regierung und die Staatsverfassung zu erregen geeigneter Druck schriften zu wiederholten Malen criminell bestraft wor den. Aber abgesehen von Dem, was gegen den Buchhändler Otto Wigand vorgekommen ist, scheinen überhaupt über die Stellung der Regierung bei den Wahlen der Rathsmitglie- drr und über den Grund ihres Bestätigungsrechts hier nnd da noch unklare und unrichtige Ansichten obzuwal ten, die einer Berichtigung bedürfen. Der Stadtrath ist nach 8- 1<6 der allgemeinen Städteordnung nicht blos Verwalter der städtischen Gemeindeangelegenheiten, son dern zugleich auch obrigkeitliche Behörde und Or gan der Staatsgewalt. In beiden letzter« Bezieh ungen ist er nach 8- 182 der allgemeinen Städteordnung nur der Staatsregierung verantwortlich. Als Organ der Staatsgewalt hat er, wie in der Städteordnung bemerkt ist, die Aufträge, welche ihm in Landesangelcgcnheiten von den Staatsbehörden ertheilt werden, zu übernehmen und lediglich nach den ihm von den vorgesetzten Behör den ertheilten Vorschriften und Instructionen auszufüh ren. ES liegt auf der Hand, daß bei Besorgung der obrigkeitlichen Geschäfte ebenso, wie bei Ausführung der Aufträge der Regierung Alles darauf ankommt, ob die Organe, deren sich die letztere bedienen muß, ihren Pflich ten mit redlichem Willen, mit Treue, Verschwiegenheit und Zuverlässigkeit Nachkommen oder nicht. Verfassungs mäßig sind die obersten Staatsbehörden für die Anwen dung der Gesetze in der Landcsvcrwaltung und Rechts pflege verantwortlich, und je unbeschränkter diese Brranw Wörtlichkeit ist, desto unerläßlicher ist für die Regwrurg die Füglichkeit der freien Wahl ihrer Organe. Bci den StadtrLthen ist dies< Freiheit der Wahl, au- Rücksicht auf den gemischten Charakter der Stadträthe, durch die allgemeine Städteordnung dahin beschränkt worden, daß die Wahl durch die Gemeindevertreter geschieht, der Re gierung aber nur das Bcstätigungsnecht verbleibt. Wenn nun trotzdem die Verantwortlichkeit der Regierung fort besteht, so muß wenigsten- da» Bestätigung-recht ein unbeschränktes sein, und die Regierung darf nie genöthiat werden, sich Organe aufzwingen zu lassen, welche sie nicht für geeignet hält. Kein Geschäftsmann würde einen Gehilfen in sein Geschäft aufnehmen, von dem er wüßte, daß derselbe seine geschäftlichen Operationen nicht mit der erforder lichen Treue, Unbefangenheit und rückhaltlosen Hin gebung ausführen werde. Die Regierung aber sollte sich, nach der in manchen Zeitungsartikeln ausgesproche nen Ansicht, derartige Organe aufnöthigrn lassen und sich womöglich auch noch entschuldigen müssen, wenn sie nach pflichtmäßigrr Erwägung Bedenken trägt, dazu Ja! zn sagen? Nein, diese Ansicht ist in der allgemeinen Städte ordnung nicht begründet; denn diese schreibt in 8- 208 vor, „daß die vorgesetzte Regierungsbehörde die Bestäti gung der Wahl von Rathsmitgliedern zu versagen habe, wenn ihr bei den Gewählten in irgend einer Hin sicht erhebliche Bedenken beigehen." Dadurch ist der Regierung die Freiheit gewahrt, Männer, zu denen sie kein Vertrauen fassen kann, nicht in einer Stellung an erkennen zu müssen, in die man nur Diejenigen berufen kann, zu denen man volles Vertrauen hegt. Und jedem unbefangenen und ehrlichen Mann«, welcher nicht wünscht, daß die Regierung zu ohnmächtiger Scheingewalt herab gedrückt werde, muß e- erfreulich sein, wenn dieselbe ver kommenden Falls von dem Befugnisse auch Gebrauch macht, durch welches sie in den Stand gesetzt wird, ihrer schweren Aufgabe mit Entschiedenheit und Erfolg gerecht zu wer den, und durch welche verhindert wird, daß ihr Arm nicht durch ungeeignete Organe gelähmt werde. Wir», 5. December. (W. Bl.) Die von einigen hie sigen Zeitungen gebrachte Nachricht, daß bei gerichtlichen Obductionrn auch Geistliche zugezogrn werden, und daß ihnen, namentlich bei der Bestimmung, ob Selbstmörder nach kirchlichem Brauche begraben werden dürfen oder nicht, ein entscheidendes Votum zusteht, stellt sich, wir die „W. M. W." sagt, al» falsch heran». - D«r „Fortschritt" veröffentlicht folgende Anschrift: In der zwischen dem „Fortschritt" und der „Presse" ent standenen Polemik über die Frage, ob eine Versammlung von Mitgliedern der Aristokratie im Ständehause statt gefunden, habe ich die Ehre zu erklären, daß die bezüg lichen Erläuterungen des „Fortschritt" in Nr. 200 in dieser Angelegenheit nach meiner Mittheilung abgefaßt worden sind. Wenn eine noch deutlichere Erklärung nothwendig wäre, so füge ich hinzu, daß überhaupt keine Versammlung im Landhause stattgehabt, diejenige de» patriotischen Hilfsvereins ausgenommen. Wien, 3. De cember 1859. Graf Pergen. d Prag, 4. December. Vor längerer Zeit, ehe noch allerhöchsten Orts die möglichste Ersparung in allen Zweigen der Staatsverwaltung angeordnrt worden, wurde von verschiedenen Seiten mit ziemlicher Bestimmtheit ge meldet, daß vom Beginn des Jahres 1860 an die in den Staatsdienst tretenden Juristen keine Adjuten mehr ertheilt werden sollen. Neuerlich verlautet aus guter Quelle, daß bis jetzt nichts von einem derartigen Erlasse bekannt geworden, der jedenfalls zur Folge hätte, daß die jährlich geringer werdende Anzahl junger Männer, welche sich dem praktischen Staatsdienste zuwenden, noch um ein Bedeutendes verringert würde. — Sonst wurden von Zeit zu Zeit die Fortschritte veröffentlicht, welche in der Vollendung der Karolinenthaler Kirche gesche hen, deren Bau bekanntlich theilS durch die Munificenz des Cardinal-Erzbischofs, des Fürsten v. Schwarzenberg, theilS durch den Ertrag öffentlicher Sammlungen mög lich gemacht worden. Diese Nachrichten sind verstummt. Feuilleton. ' Etrrvü Nenz. Der Held des Abends ist immer noch derrp,Kautschukmann". Da uns Nichts weniger al» di« Denkweise der Griechen eigen ist, welche die Schönheit wie eine Tugend ehrten, und uns der Grund begriff der Gymnastik, der frei ästhetisch sich auszeigenden Gymnastik, l ihrer ethischen Bedeutung gar nicht zu ge denken, io.ziemlich verloren gegangen ist, so bewundern wir den ^Kautschukmann", eben so wie wir einst Klitt- schnia befvunderten, der sich die höchste Affenähnlichkeit zumDAiel der Kunst und zur Aufgabe seine» Lebens ge- Mcht hatte. Uebrrtrisst doch auch der „Kautschukmann" in seinen ganz rigenthümlich und mit größter Leichtigkeit und Ungezwungenheit au»geführten akrobatischen Dar stellung«» alle Vorgänger seines Fache». Die schauder haft«» Vrrflechtungen seiner Bauchglieder, dir Ercursion der Drehbiavegungen an der Wirbelsäule und dem Hüst- grlrnke werden in den Zuschauer», die nur irgend einige Kenntniß von d«m Mechanismus der Skelettheilr sich er- worb«n haben, den Wunsch laut werden lassen, über die körperliche Individualität diese» Manne» etwa» Nähere» zu hörrn. Da die Wissenschaft es nicht verschmäht hat, auch solch« Erotica in» Auge zu fassen, so find wir im Stande, diesem Wunsche nachzukommen, indem wir fol gend« Nptizen über den „Kautschukmann" einer Mit- theifuug des Prof. Patruban entnehmen: Petropoli», sfirze Abstammung aus Brasilien herleitend, ist er» kör perlich wohlgestalteter, mittelkräftigrr Mann von ungefähr 22 Jahren. Eine Untersuchung seiner Wirbelsäule läßt auf den ersten Blick di« außergewöhnliche Beweglichkeit und «ine Art Knickung jener drei Stellen erkennen, welch«, wi« jedem Anatom bekannt ist, die größte Streck- ynd Beugebewegung zulassen. Es find die» die Gegend zfvtschen 4. bi» 6. Hals-, zwischen 11. Brust- und 1. Lendenwirbel, in geringerm Grade dir Gegend am Vorbeig; zugleich erkennt man, daß der untere Umfang des Thorax sde» Brustkastens) sichtlich ausgeweitet, die sogenannten falschen Rippen ungewöhnlich beweglich und der durch Percussion bestimmte Stand deS Zwerchfelles ein sehr hoher ist, so daß man auch im gewöhnlichen Verhallen der AthmungsmuSkcln hier einen außergewöhn lichen Hohlraum zu vermuthen hat. In diesem Raume vermag PetropoliS durch' Uebung der Bauchmuskeln seine Eingeweide zu placiren und durch etwa eine halbe Minute zu bewahren, ohne daß man in seinen Gesichtszügen oder an dem Spiele seiner RespirationSmuskcln eine außer ordentliche Anstrengung wahrnimmt. Nachdem er diese hier angedeutete -Dislokation seiner Eingeweide vorge nommen hat, kann man in der nun entstandenen Oede und Leere der Bauchhöhle, wie an einem GypSabgussr, die an der Lendenwirbelsäule ausliegenden Wrichthrile mit Bestimmtheit abgrenzen. Merkwürdig ist es, daß Petro poliS erst seit ungefähr drei Jahren sich mit der von ihm dermalen producirten Gymnastik beschäftigt und daß ihm durch seine forcirten Muskrlanstrengungen nach und nach diese- Hinaufwerfrn der Gedärme so geläufig wurde. Wie interessant dem anatomisch forschenden Aizte die genaue Bestimmung der Drehungsachsen der einzelnen Gelenke, namentlich deS Gelenkes am Atlas und des Hüftgelenkes, die eigenthümliche ContractionSweise ein zelner MuSkelgruppen an diesen Gelenken und noch viele andere Dinge, wie z. B. die Jtensität und der Rhythmus der Athem- und Herzbewrgungen sich darstellen, ist be greiflich; wir würden aber die un» hier gesteckten Gren zen w«it überschreiten, wollten wir ins Detail ringehen und noch mehr von d«n anatomisch-physiologischen Be merkungen de» Prof. Patruban mittheilcn. Wir erinnern uns gelesen zu haben, daß einige Mediciner gehofft, durch dir Experimente des „Kautschukmannes" einige Er fahrungen zum Besten der Orthopädie machen zu können, die Erwartungen sollen aber getäuscht worden sein. Nur von dem gewaltsamen Heraufziehen der Gedärme gegen die Brusthöhle sollen, wie wir hören, sich einige gelehrte Untersucher bei DinerS große Vortheile versprechen. Sicher würde das Kunststück des „Kautschukmanncs" vielen Bonvivants die Freuden der Tafel verdoppeln und die unangrnehmern Folgen der Uebersüllung, über welche schon die alten Römer klagten, gründlich beseitigen. s- Malerische Ansichten von Nord Böhmen, nach der Natur gezeichnet und lithographirt von Wilhelm Kirchner. Verlag von F. Jannasch in Reichenberg. Dieses artistische Unternehmen soll in H«stcn, da» Heft zu sechs Blättern, erscheinen. Die drei Blätter de» ersten Hefte», welche uns vorliegen, geben in geschickter an sprechender Weise hübsche Eriunerungsblätter an die böh mische Schweiz. Das erste Blatt ist eine Ansicht von Stammbrückenthal, daS zweite Blatt führt den Beschauer nach Dittersbach bci Böhmisch-Kamnitz und da» dritte Blatt giebt eine treue Ansicht von Marienfels und Spitzenstrin. » De» verstorbenen Hoskapellmeister» K. G. Reissig er höchst ähnliche», mit seinem NamenSzuge in Faksimile ver sehene» Porträt, von E. Meyer trefflich gezeichnet und in Steindruck von Hanfstängl, ist bei B. Friedel in Dresden erschienen; eS sei-den Freunden de» verewigten Tonmeister- als willkommene»Erinnerungsdlatt empfohlen. * Bei de« Dorrücken der Franzosen gegen den Stamm der Beni-Snassen in Algerien befand sich in der Hinter hut de» Heere- eine Expedition Löwenjäger, aus Fran zosen, Engländern, Au.rnkanrrn und Polen bestehend. Man hatte die Spur eine» Löwen aufgethan, und Jeder mann übte Faust und Auge zu dem Feldzuge; nur ein Pole, Heinrich v. Secki, nahm an den Schießübungen keinen Theil, sondern stellte sich auf dem Sammelplätze nur mit einer ganz aus Stahl gefertigten Lanze «in, deren langes vierseitiges Elfen Widerhaken hatte und in eine sägenschneidige Spitze auSlief. Die Waffe war un gefähr 100 Pfund schwer. Ehe man auszog, bewog man den Polen, einen vierschüssigen Revolver in den Gürtel zu nehmen. Durch einen Hohlweg ziehend, in dem nur zwei Mann neben einander gehen konnten, gewahrte der Pole, welcher die Hinterhut bildete, den Löwen, der majestätisch auS einem Gebüsch hervorschritt und sich in einer Entfernung von etwa 9 Fuß von ihm wie rin Hund aus seine Vordertatzen legte, ihm sein furchtbare» Gebiß zeigend. Rasch und beherzt stieß der Pole dem furchtbaren Feinde seine Waffe in den Rachen. Der Löwe zog sich nicht zurück, drückte auf den Speer, dessen Last ihm aber den Sprung unmöglich machte. Der Pole, der bei dem Stoße zur Seite geschleudert worden, sprang jetzt hinzu und mit zwei Schüssen — einem in das Ohr, dem andern in das Herz deS grimmen FeindeS — streckte er denselben todt nieder. Dir Jagdgenoffcn sahen mit Haarsträubrn dem schrecklichen Schauspiele zu, denn sie konnten bei der Enge de» Weges nicht schießen, au» Furcht, den kühnen Freund zu treffen. -f W. v. Kaulbach in München hat eine Sammlung sämmtlicher Kupferstiche, welche nach seinen Werken er schienen sind und noch erscheinen werden, für da» Ger manische Museum in Nürnberg mit dem Wunsche ge stiftet, daß hierdurch eine Grundlage für eine Samm lung der vorzüglichsten Kunstwerke der Neuzeit gelegt werde. Man hofft, daß auch von andern Künstlern dazu beigetragen werden wird, der deutschen Kunst der Gegen wart neben der der Vergangenheit im Germanischen Museum ein nationale» Denkmal zu errichten.