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(Frankfurter Postztg. — Deutsche All- zeyrcine Ztg.. — Hamburger Korrespondent. — Jour nal de» Debats.) ragesgeschichte. Wien: Tic angeblichen Enthüllun gen Perczel'-. — Prag: Graf Heinrich Schlik 1. Vom Kunstverrin. — Verona: Armerrcdurtion. — Fiume: Truppendurchzüge. Traubenkrankhrit. Theue- rung. — Berlin: Das Befinden deS Königs. Feier des NapolonStages. Jubiläum der Universität. — Magdeburg: Angelegenheiten der Freien Gemeinde. — München: Pferdeaussuhr. Die Creditforderung. Adresse in Bundesreformangrlegenheiten. — Würz burg: Dundesreformadreffe. — Mannheim: Fürstin v.Psenburg-j-.—Mecklen bürg: VomHofe—Ko bürg: Gustav-Advlph-Verein. Lerkehrserleichterung.—F r a n k» furt: Feier de-ItapoleonStages. FcuerzuRumpenheim.—- Paris: Eine Kapelle zum Andenken der Gebliebenen. Ernennungen. Besatzung der Lombardei. Begnadi gungen. Der Einzug der Armee. — Italien: Die Vorfälle in Parma. Graf Arrse nach Turin zurück. Victor Emanuel in der Lombardei. — Haag: Nach richten aus Niederländisch-Jndien.-— London: Die Prorogation des Parlaments. — Pera: Neue Fi nanzoperation. — Ostindien: Die Meuterei deS 5. Regiments. Entruuullarn, Versetzungen re. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuziuluachrichten. (Stolpen. Au- dem Gebirge. Tchanvau. Zittau.) Statistik und Lolkswirthschast. Börsrnuachrichtr». Inserate. Lagrskalender. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 1«. August, Nachmittags dir Uhr. Das neueste Bulletin üuer das BsK- den des Königs lautet: G«. Majestät Hase» de» ersten Lhetl der Nacht unruhig zugebracht, von S Uhr au jedoch fest geschlafen. Außer einer größer» Atatttgkett Ist der stüstand »»,.rändert g«. AanSfonei. 1«. August, »örmittag» Uhr. vr. Sri«». Vr. Vöger. Zürich,Movtag, IS. August*). Gesten»-ab«« der französische Gesandte, Baron Bourqueney, «ad der sardinische Abaeordutte de« österreichischen Ge sandten, Grafen Eolloredo und de« Regierungs präsidenten Dubt eiurn Besuch abgrstattet. Am Sonntag hat krinr konferenzfilung stattgehabt und wahrscheinlich wird auch heute keiue stattfiudeu. Lei« Tedrum zu Ehren der Napoleonsfeirr waren all« Gesandten, sowie Abgeordnete der Züricher Regierung anwesend. *) Für unser gestriges Blatt zu spät eingeteoffen. Dresden, 16. August. Ucber den Stand dcr Verhandlungen der Zü richer Eonferenz enthält die „Frankfurter Post- zeitumg" folgende Correspondcnz aus Zürich vom 13. August: Lassen Sie sich durch die da und dort in fran zösischen, englischen und auch deutschen Blättern auf tauchenden Zweifel an dem Zustandekommen des Frir- denswerkes nicht beirren: man kommt sich von Seite Derjenigen, welche da» entscheidende Wort zu sprechen haben, mit so versöhnlichen Gesinnungen entgegen, die Nothwendigkcit der Wiederherstellung des Friedens wird so entschieden anerkannt, und zudem sind schon zu Villa- ftanca alle Hauptfragen und Grundsätze so bestimmt fest gestellt worden, dah das Werk an den Einzelheiten, welche hier noch zu regeln sind, nicht mehr scheitern wird. Was über die Art und Weise, wie die Verhandlungen hier gepflogen werden, bisher in der deutschen und außer deutschen Presse verlautet hat, zeugt meist von der Un- kenntniß der Sachlage, in der sich die betreffenden Be richterstatter befanden. Nur die „Ost-Deutsche Post" hat im Wesentlichen da» Richtige angegeben. Es werden jetzt zwei ganz getrennte Verhandlungen hier geführt. Die eme — und dies ist die Hauptverhandlung — fin det statt zwischen den Bevollmächtigten von Oesterreich und Frankreich, da Oesterreich die Lombardei an Frank reich abtritt und also auch zwischen diesen beiden Mäch ten die betreffenden Einzelheiten zu regeln und festzu stellen sind. Diesen Verhandlungen zur Seite gehen an dere zwischen Frankreich und Sardinien durch die beider seitigen Bevollmächtigten dieser Staaten. Es begreift sich aber, daß diese lehtern Verhandlungen erst ihr volles Ma terial erhalten können, wenn einmal die Hauptverhand- lungcn zwischen Oesterreich und Frankreich zu einem be stimmten Ergebniß geführt haben werden. Erst wenn diese» der Fall ist, können auch die direkten Verhand lungen zwischen den Bevollmächtigten Oesterreichs und Sardinien» beginnen, und in den Schlußconferenzen, in welchen dann die Bevollmächtigten der drei Staaten ge meinschaftlich zusammrnfitzen und zusammenwirken, wer den dir in den drei verschiedenen Geparatverhandlungrn erzielten Ergebnisse in dir feste Form eines FriedenSver- trag» gebracht, dieser hier von den Bevollmächtigten un terzeichnet und der Ratification der drei Souveräne dann unterbreitet. Bi» dieser Augenblick eintritt, werden je denfalls einige Wochen verfließen, da mancherlei sehr be langreiche Einzelfragen, wir, um nnr einige der wichtig sten zu erwähnen, dir Frag« über den von der Lombar dei zu übernehmenden Antheil an brr österreichischen Staatsschuld »»d dir Feststellung der beiderseitigen Lan desgrenzen, hier zu ordnen und Beschlüsse darüber zu fassen sind. Inzwischen läuft übermorgen, am 15. Au gust, der Waffenstillstand ad, und cs wird derselbe daher vorläufig auf unbestimmte Zeit bis zur Auswechslung der Ratificationen des künftigen Friedensvertrags vcr längert. Wir möchten mit wenigen Worten darauf Hinweisen, daß eine gewisse Partei eine sehr loyale Bezeichnung für eine ganz anders geartete Sache anzuwcnden liebt, in dem sie von den trotz aller darauf verwandten Mühe noch immer nicht recht in Gang gekommenen Demonstrationen in Bezug auf die Herstellung eines Kieindeutschland sagt: es seien Wünsch« für eine „Bundesresorm". Nichts ist hierin weniger berechtigt al- dies Wort. Eine Bun- dcsreform, möge sie noch so eingreifend durchgeführt wer den, und selbst Gegenstände von vitaler Wichtigkeit mit entscheiden, setzt doch immer voraus, einmal, daß man von dem äußern Umfange des bestehenden Staatenbun des ansgeht, und zweitens, daß der herzustellendc poli tische Staatenkörper einen Bund von Staaten bilde. Reformen, die in diesem Sinne versucht werden, finden, daran ist kein Zweifel nach allen den Vorgängen früherer Jahre, auf Seiten der meisten deutschen Staaten guten Willen. Tie Herstellung einer starken und einheitlichen organisirten Ecnttalgewalt, selbst mit einer angemessenen Vertretung dcr Kammern der Einzrlftaatcn daneben; die Einführung eines Bundesgrrichts mit Ausdehnung der Bundesgarantie auf alle Einzelverfassungen; eifrige Vor nahme aller auf -die Einigung und Hebung gemeinsa mer deutscher materieller Interessen bezüglichen Arbeiten: alles Das sind Dinge, welche in den Begriff einer Bun- dcSreform fallen. Ganz anders aber verhält es sich mit jenen Tendenzen, denen man eben so unrechtmäßig den Namen einer „Bundesresorm" wie einer „nationalen Bewegung" beilegt. Denn ihnen zufolge sollen die äu ßern Grenzen deS Bundes vollkommen gestört, ein Dritt- theil des jetzigen Bundesgebietes — das deutsche Oester reich — hinaus escamotirt werden. AuS dem vcrblke- denen Reste soll kein Bund gebildet werden, sondern Einem sollen alle andern Staaten unterstellt werden. Das sind äußere und innere Unterschiede der tiefsten Art. Und so wie diese, sind auch die Mittel und Wege zwischen beiden Strebungen grundverschieden. Eine Bundesreform kann voraussichtlich aus der friedlichen gegenseitigen Accommodativn aller deutschen Staaten ent stehen; jene Partei-Tendenzen könnten, wenn überhaupt, nur mit Gewalt^ du«- Krieg sich verwirkliche« lassen. Will dies das deutsche Volk, will es seine Schwächung und Erniedrigung durch lange und, mit Gewißheit ist's vorauszusehcn, doch nicht zum Ziele führende Kämpfe: so mag es agitiren für da» neue Gothaer Programm. Aber Gottlob! das deutsche Volk ist zu vernünftig, um sich mehr als in winzigen Parteiungen an jenem Pro gramm zu bctheiligen. Was will cs nach all' den langen Preß-Agitationen, welche an ihm versucht sind, sagen, daß jetzt einige Hundert von den 34 Millionen Deut schen außerhalb Oesterreich sich für das neue Gothaer Programm vernehmen lassen! Der von Gotha aus schon vor Wochen geschleuderte Gedanke, das deutsche Volk solle überall in „Vereinen" für jenes Programm wirken, hat noch nicht einen einzigen Verein Hervorrufen können! Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" scheint dies Fiasco zu empfinden. In einigen Artikeln über die „nationale Bewegung" — richtiger wohl, da sie auf Störung, Trennung und Schwächung Dentschlands aus geht: anti-nationale Bewegung zu nennen — schüttelt sie das Volk tüchtig auf; «S solle mehr Partei nehmen, sonst verliefe sich die ganze „schöne" Bewegung wieder im Sande. Auch an die preußische Regierung richtet sie dabei ermahnende Worte. Sie sagt: „Tie nationale Partei hat erklärt: Wir erwarten die Initiative der Re form, die wir für nothwendig und dringlich erachten, von Preußen und nur von Preußen; wenn nun Preu ßen seinerseits erklärt: eine solche Initiative meinerseits wird weder jetzt noch auf unbestimmte Zeit hin statt finden, so ist damit der ganzen Bewegung der Lebens nerv abgeschnitten. Entweder muß sie im Sande ver laufen oder sie wird sich neue Ziele und neue Wege suchen. Und das Eine wäre so bcklagenswerth wie das Andere. Am allerwenigsten dürfte man unter solchen Umständen auf eine stetige Writerverdreitung und Be festigung der Bewegung rechnen, wozu doch so erfreuliche Aussicht vorhanden war! Die intelligenter» Führer der selben werden vielleicht ihr treu bleiben, aber in die breiter» Schichten des Boltes wird sie nicht ferner ein dringen: denn dem schlichten Verstände des Bürgers möchte schwerlich klar zu machen sein, wie er dazu komme, für eine Sache sich zu erregen, wohl gar mit einer ge wissen Aufopferung zu handeln, für welche von dort aus Nichts geschehe, wo, wie man sage, die ganze Be wegung ihren Mittel- und Zielpunkt haben solle. Wenn man die nationale Bewegung wieder einschlafen oder sich verzetteln läßt, so wird man von der liberalen Bewegung in den einzelnen Ländern vergebens eine Hilfe gegen den Parttcularismus erwarten. Wa- aber, wird man unS fragen, was soll, waS kann die preußische Regie rung in den Zeiten der Ruhe und des Friedens für die nationale Sache, thun ? Wir antworten : Wenn man kühnere Anträge — das Kühnste ist oft das Sicherste — in diesem Augenblicke für bedenklich hält (wir z. B. wür den eine BundcSreformberathung in einem „Verfassungs ausschuß" nach dem Vorschläge der „Bayrischen Wochen schrift" halb aus Bevollmächtigten der deutschen Regie rungen, halb ans von den Einzclvertretungen gewählten Mitgliedern bestehend für nicht gar bedenklich halten, vorn »»gesetzt — was selbstverständlich —, daß die Dis kussion eine öffentliche wäre); aber wenn man denn doch solche kühnere Anläufe scheut, so würden wir immerhin schon Da» al- einen großen Gewinn für die deutsche Sache erachten, wenn die preußische Regierung vor der Hand nur Schritt vor Schritt einzelne Reformen am Bundestage anrrgte und mit aller Energie durchzusetzcn sich bemühte. E» wäre das in der Lhat mehr al- ein dlaseS „Haschen nach flüchtiger Popularität" — «S wär« wichtig für die Stärkung des Gemeingesühls in dcr Na tiv», wichtig für dir Lrbcndigerhaltung und zugleich Lei tung des im Volke erwachten nationalen Dranges, damit dieser weder cinschlicfe noch aber auch, aus Mangel reeller Befriedigung, in Ideologien und Utopien aus schweifte ; endlich wichtig für die Herstellung eine» immer innigern Rapports zwischen diesem bessern Nationalgciftc und dcr preußischen Regierung. Und warum sollten diese derartigen Anträge, wenn mit allem Nachdruck von Preußen betrieben, schlechterdings erfolglos sein? Haben doch andere Regierungen schon mehr'oder weniger ihre Geneigtheit zu den und jenen Reformen angekünvigt! Haden doch die österreichischen Organe lange für das Bundesgericht geschwärmt; hat doch Bayern mehrere An träge ähnlicher Art wirklich cingcbracht, die noch irgend wo in einem Ausschuss« liegen müssen. Möge Preußen diese Regierungen beim Worte nehmen und durch eine Reihe von Verbesserungen im deutschen Rechts-, Kriegs , Verkehrswesen rc. eine größere Einheit und Gemeinsam keit wenigstens anzubahncn suchen! Als die erste dieser Verbesserungen und als eine Bürgschaft für das Gelingen der übrigen würden wir es anschen, wenn Preußen cs durchsetzte, daß die Verhandlungen am Bundestage wie der in derselben Ausdehnung, wie vor 1824 (und wie eine kurze Zeit lang wieder 1848) der vollen Oeffcnt lichkcit anheimgcgebcn würden. Sollte dieser Antrag nicht durchgehen — wir können eS kaum glauben, wenn Preußen sich ernstlich darum bemühte —, so würde der preußischen Regierung immerhin sreislehen, wenigstens ihre Anträge und Abstimmungen am Bundestage sowohl ihrer Landesvcrtrctung als ihrem und dem ganzen deut schen Volke rückhaltlos vorzulegen , sie würde es damit den andern Regierungen unmöglich machen, zurück zu bleiben." Wenn dies alle Wünsche der „D. A. Zt." find, so muß sic sich allerdings an Preußen wenden, nicht um cs aufzufordrn, mit denselben voranzutreten, sondern hierin den Wünschen anderer deutschen Staaten zu entsprechen. Anträge auf Vornahme von Arbeiten für Vereinigung großer materieller deutscher Interessen sind von Bayern am 5. Juli 1857 am Bunde cingcbracht. Der öster reichisch-deutsche Handelsvertrag vom 19. Februar 1853 war das Resultat der Politik der Mittelstaaten. An regungen in Bezug auf Wiederaufnahme der Dresdner Eonfcrenzarbeiten,namentlich aufHerstellungeineöBundes- gerichtS^sindvonMittelstaatcn erfolgt. Die Veröffentlichung drrB«»WeStag»verhantztznngtn war ursprünglich durch die Ge schäftsordnung der Bundesversammlung vom I4.Nvbr. 1816 bestimmt. Sie wurde erst beschränkt durch den Beschluß vom 1. Juli 1824, wonach zwei Protokolle angefertigt werden sollten, ein kürzeres für die Oeffcntlichkeit, ein ausführ liches, das geheim gehalten wurde. Von Seiten einiger Mittelftaatcn ist diese Geheimhaltung mehrere Male be klagt worden und so namentlich von Bayern in dcr Note vom 12. März 1848. Eine ausführliche Veröffentlichung dcr Protokolle der Bundesverhandlungen wurde wieder am 7. Mai 1851 beschlossen ; sic erfolgte auch einige Zeit, wurde aber bald auf den Antrag Preußens wieder ganz eingestellt. Auf Antrag Bayerns erfolgte vom in. Ja nuar 1856 wieder eine kurze übersichtliche Veröffentlichung. Sind der „D. A. Ztg." alle diese Thatsachcn unbekannt, daß sie Preußen zur Durchführung von Dingen auffor- dert, in denen es doch sicher nicht „vorangehcn" kann! In einer großen Anzahl Berliner Korrespondenzen, die wir in mehrer» Zeitungen finden, bemerken wir seit einiger Zeit einen wahren Heißhunger nach Allianzen mit fremden Mächten, in die Preußen treten müsse. Der Reihe nach sind alle fremden Mächte in dieser Beziehung genannt: England, Rußland, selbst Frankreich nicht aus genommen. Das gute Einvernehmen und die innigste Befreundung mit allen Fremden wird gewünscht, nur darüber verlieren die Korrespondenzen kein Wort, daß Preußen sich auch mit Deutschland innig befreunden solle. Wir sind weit entfernt, daran zu glauben, daß jene Korrespondenzen Gedanken und Intentionen deS preußischen Kabinets ausspr^chen, aber es scheint denn doch bcmerkcnswcrth, daß gerade die Zeitungen, welche in der italienischen Krisis für Preußen fortwährend die Politik der „freien Hand" — nämlich Deutschland und Oesterreich gegenüber — empfahlen, jetzt nach Allianzen für Preußen überall Herumsuchen. Selbst die traditionelle Russenfeindlichkeit der liberale» Presse erhält dabei einen Stoß. So wird dem „Hamburger Korresponden ten" aus Berlin Folgendes geschrieben: „Die Bezieh ungen zwischen Preußen und Rußland gewinnen jetzt von Tag zu Tag an Innigkeit. Wenn jedoch die öster reichische Presse, welche in demselben Maße gehässiger gegen Preußen auftritt, jenes gute Einvernehmen mit Rußland als ein für Deutschland verhängnißvolles be zeichnet, so muß diese Machination dem unbefangenen Urthcil gegenüber ihren Zweck verfehlen. Eine Annähe rung zwischen Preußen und Rußland hat in unsrer Zeit nicht mehr die Bedeutung, die man ihr sonst in Rück sicht auf die Bedingungen beilegen konnte, die sich der Entwickelung liberaler Institutionen darbieten; es darf vielmehr eine letztrrn günstige Wirkung davon erwartet werden, in so fern ja auch Rußland den Weg der Re form betreten hat. Der Verkehr zwischen Preußen und Rußland wird sonach nur eine jene Reformen und ihre freiere Gestaltung fördernde Rückwirkung üben können." Das hätte vor einem halben Jahre ein preußischer Li beraler sagen sollen, daß Preußen im Verein mit Ruß land für „freiere Gestaltung" des innern Staatswesen arbeiten müsse! Das „Journal des D «bats" bringt einen zweiten Artikel gegen England. Heute ist nicht mehr von dem englischen Mißtrauen die Rede, sondern das fran zösische Mißtrauen gegen England wird dadurch gerecht fertigt, daß England die Gewohnheit hat, sich während seiner Neutralität auf eine Actio» zur rechten Zeit und bei guter Gelegenheit vorzuberciten. Darum wird in Betreff der Entwaffnung die Reciprocität verlangt. Die Ausrede, England bedürfe einer größer» Kriegsflotte, well rS «esenttich eine Seemacht und keine Militärmacht und sei» Kolonialbesitz sehr ausgedehnt ist, wird nicht angenommen. ES fei ein Humbug, daß England keine Militärmacht ist; denn englische Soldaten hätten bäufig aus dem Kontinente und öfter mit Erfolg gegen Frank reich gekämpft. Auch Frankreich habe ausgedehnte Küsten und große kolonialintcrcssen zu beschützen, und überhaupt müsse sich England daran gewöhnen, Frankreich als eine ihm an Kraft und Rang gleiche Seemacht neben sich zu sehen. — Vergleicht man mit diewm Artikel die letzten Aeußerungcn des Parlaments und der Presse in England über die Landesvertheidigung und die Seerüstungen, so kann man nicht verkennen, daß die Anschauungen der zwei Nachbarn, trotz dcr officiellen Höflichkeiten, mir Siebennieilensticfeln anscinandcrlausen. Tagesgcschichte. Wien, 12. August. Man schreibt von hier der „N. Pr. Z.": Die „National-Zeitung" bringt aus dem Flüchtlingsnestc Jersey die Nachricht, daß der ungarische Oberst Perczcl — der ältere dcr beiden Brüder dieses Namens, die iin ungarischen Jnsurreckionskricgc von 1849 eine hervorragende Rolle gespielt haben — einen ausführlichen Bericht über die Pläne und Maßnahmen dcr magyarischen Jnsurrection im italienischen Kriege vorbereite. Die „National-Zeitung" läßt sich übrigens schon jetzt Bruchstücke des Perczel'schen Berich tes mittheilcn, und zu diesen hätten wir einige Bemer kungen zu machen. Sie constatiren nämlich, daß die magyarische Emigration wirklich mit den Feinden Oester reichs conspirirt hat; nur Herr Perczel sagt, er habe den Dingen nicht getraut, weil die Versprechungen, die in Bezug auf Ungarn gemacht wurden, so glänzend wa ren, daß ihm deren Aufrichtigkeit verdächtig schien. Wir nehmen da- Gcständniß al» möglich an; der Versiche rung hingegen, daß die Agitation der Herren Koffuth, Perczel re. unter ihren Landsleuten bereits erfolgreich gewesen sei, setzen wir unser» bestimmten Unglauben ent gegen. Wir stützen denselben auf die nämlichen Be hauptungen, mit welchen Perczel seine glückliche Propa ganda beweisen will: auf die angeblichen massenhaften Desertionen ungarischer Truppen in Italien. Diese De sertionen sind nämlich eine einfache Erfindung; manche ungarische Regimenter, die in Italien fochten, hatten, wie wir bestimmt wissen, während der ganzen Campagne nicht einen Deserteur. Von den 1500 Magyaren, die bei Magenta übergingen, erfahren wir zum ersten Male durch Herrn Perczel; nicht einmal picmontcsische Blätter haben davon irgend eine Meldung gemacht. Vollends lächerlich aber ist das Märchen von den 7000 Ungarn, die bei Solferino, „ohne einen Schuß zu thun, sich platt auf die Erde niedcrwarfcn und das Gewehr streckten". Herr Perczel thut sich wahrscheinlich viel darauf zu gute, hiermit den richtigen Schlüssel gefunden zu haben, „wie das österreichische Centrum beiSolferino gesprengt wurde". Merkwürdig, daß diese überaus wichtige Thatsache bisher unbekannt geblieben und nur zu Herrn Perczel's Kennl- niß gelangt ist. Die Albernheit deS Märchens ist auf den ersten Blick erkennbar. Prag, 15. August. Eines der erlaubtesten Glie der des böhmischen Adels ist mit Tode abgegangen. Graf Heinrich Schlik, der einzige Sohn Sr. Erc. des Herrn Generals dcr Kavalcrie Grafen Fran; Schlik, ist am 11. d. M. auf seinem Gute Sctockmowes nach längerm Leiden an der Lnngenlähmung gestorben. Der Verblichene hinterläßt aus seiner Ehe mit der Freifrau von Riesen fcls vier Kinder, zwei Knaben und zwei Mäcctzen. Die feierliche Beisetzung der Lcictze in der Familiengruft zu Kopidtno hat gestern stattgefnnden. — Dem soeben ver öffentlichten Geschäftsberichte unscrs Kunstvercius zu folge wird mit Nächstem Herr Akademiedireclor Reben aus Wien hierher kommen, um auf die Vollendung dcr stenochromischen Wandgemälde in dem bKaunten Ferdr- nandeischcn Belvedere beschleunigend einzuwirken. Außer dem neuen Karton, dessen Ausführung er selbst in An griff nehmen will, harren dann noch vier größere und ein kleineres Gemälde des Künstlers, damit dcr Eyklus von 14 Scenen aus dcr vaterländischen Geschichte ge schlossen sei. Verona, 10. August. (A. Z.) Uebcr die Redner rungen, welche in der Armee unmittelbar zur Durch führung kommen, ist eine ausführliche Verordnung des Armce-Obercommandos erschienen. Zur Ergänzung und theilweisen Berichtigung meiner darauf bezüglichen Mit- theilungcn möge Folgendes dienen. Tie Auflösung der Depot- und fünften Bataillone ist bei allen Regimenter.: der Armee als Norm angeordnet; statt der aufzulösenden Depotbataillone werden die vierten Bataillone in die Depotstationen marschiren; ausgenommen von dieser Maßregel sind jene Regimenter deren vierte Bataillone das in Tirol stehende sechste Armeccorps bilden, und die venetianischen Regimenter, deren vierte Bataillone in Deutschland sind; beide letztgenannte werden blos die fünften Bataillone auflösen. Die lombardischen Regi menter bleiben vor der Hand auf vollem Kriegsfuß, da man natürlich diese Mannschaften bis zu dem Zeitpunkt ihrer Uebergabe beisammen halten will. Als weitere Re- ductionSmaßregel ist die Auflösung der Grenadierbataillone bei allen jenen Regimentern angeordnet, die nicht zur ersten und zweiten Armier oder zum sechsten ArmeecorpS gehören, sowie die Herabsetzung de» KompagniestandcS auf den Frirdensfuß (100 Mann die Compagnie) bei ebendenselbsn. Ferner werden die Hauptquartiere de» zwölften, dann der neu in Errichtung gewesenen drei zehnten, vierzehnten und fünfzehnten Infanterie- sowie des zweiten CavalericcorpS aufgelöst. Die hierdurch über zählig werdenden activen Offiziere werden nach und nach eingebracht, und zu diesem Zweck ist vor dcr Hand daS Avancement in allen mit einer Reduction betroffenen Truppenkörpern eingestellt. Diejenigen Offiziere, welche aus dem Armee- oder Pensionsstand wieder eingetretcn waren und Dienste genommen hatten, treten in ihr frühere- Verhältniß zurück.