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S Dresdner Journal. Donnerstag (Beilage zu Str. LÄ8.) 14 Oktober 18S8 2ocal - und Provinzial-Angelegenheiten. -nr LetpzkU, 10. Oct. Da der Bau unser« neuen Museum- bereits so weit vorgeschritten ist, daß sich die zur völligen Vollendung noch erforderlichen Arbeiten nach Zeit bestimmt bemessen lassen, so dürften folgende Mittheilungen über diesen Bau nicht ohne Interesse sein. Im Aeußern völlig vollendet, ist derselbe seit länger als einer Woche jed weden BaurüstwerkeS jentkleidet und ßpräsrntirt sich mit seinem hohen und breiten Perron und seinem, von korinthi schen Säulen getragenen und mit plastischen, nach Knauer ausgeführten Ornamenten verzierten Portal, wenn auch nicht als ein großartiges, so doch immer als ein seiner Be stimmung würdiges Kunstbauwerk. Begeben wir uns über die 15 Stufen der breiten Freitreppe nach dem Innern desselben, so bemerken wir zwar noch sowohl im Parterre, als auch in den über demselben gelegenen Räumen, wie die betreffenden Handwerker den Fußboden mit Marmorplatten oder Parket belegen, gewahren aber auch schon, und zwar insbesondere in den obern Sälen und in dem von ^hnen umgebenen Oktogon, wie die Künstlerhand der Gebrüder Ludwig und August Hövemeyer aus München und Mala- dinSki aus Leipzig Decken und Friese künstlerisch geschmückt hat und zu gleichem Zwecke immer noch den kunstgeübten Pinsel führt. Die neun Cabinete für eine zu »erhoffende Kupferstichsammlung von besonderen kunsthistorischen Werthe, sind bis auf daS Lackiren der Thürgewände vollendet. — Die da und dort auftauchrnde Befürchtung, als ob e< den Räumen an hinreichender und zweckmäßiger Beleuchtung fehlen werde, widerlegt sich sofort von selbst dem Auge des Beschauers, und was die Größe der gesammten Räumlich keit betrifft, so ist nur zu wünschen, daß es gelingen möge, sie mit Werken der Kunst sobald als möglich würdig zu er füllen. Zum 1. December d. I. wird das Gebäude dem Schlettercomite übergeben werden. — Bekanntlich liegt auf der Rordseite des Museums der Augustusplatz. Wir sind in der Lage, mittheilen zu können, daß auch dieser eine sei ner Lage entsprechende Umgestaltung erfahren soll und daß der hierzu erforderliche Plan von Lenns in Potsdam mit Nächstem erwartet wird. — Was den Abbruch der südlichen Häuserreihe der Magazingasse betrifft, so ist derselbe bis an daS Magazingebäude vollendet. Wenn die dadurch freige- wordenen und so prachtvoll gelegenen Bauplätze bis jetzt noch unverkauft geblieben sind, so ist der Grund wohl le diglich in der so unerwartet eingetretenen GeldkrisiS mit ihren noch immer andauernden Folgen zu suchen. Hoffent lich wird der allmähliche Verkauf derselben dem hier in Frag« stehenden Projekt unsrer städtischen Behörden günsti gere Chancen gewähren. DaS Magazingebäude selbst sollte bekanntlich der Absicht dr< Stadtraths gemäß schon jetzt zur Hälfte abgebrochen werden. Da aber die Herren Stadtver ordneten hierzu ihre Genehmigung nicht ertheilt haben, so wird, da man das Gebäude zur Zeit noch nicht ganz ent behren kann, dessen gänzlicher Abbruch und mit demselben die vollständige Orffnung des NeumarkteS erst im folgen den Jahre erfolgen. WaS endlich den letzten großen Neu bau, die „Georgenhalle" betrifft, so sind die zu Wohnungen und zu VerkaufSlocalen bestimmten Räume zu großem Theile schon bezogen; wenn aber die prächtigen und geräumigen Fleischhallen ihrem Zwecke noch nicht haben übergeben wer den können, so liegt die» vorzugsweise an der verzögerten Sendung der p<wjretirten Marmortafeln. ** Au- de« Erzgebirge, 9. Oktober. Daß Eisen bahnen, selbst wenn sie sich noch nicht in unmittelbarer Nähe befinden, eine bedeutende Anziehungskraft entwickeln und auf die PreiSverhältnisse der verschiedensten Produkte einen eben so tief greifenden, als nachhaltigen Einfluß zu äußern ver mögen, empfindet Niemand stärker als wir. Abgesehen da von, daß man unser Mastvieh, unsre Butter, sogar unsre Preiselbeeren der Eisenbahn über Dresden nach Berlin zu führt, so daß diese Artikel uns erzgebirgischen Consumenten nur um hohe, früher nie gekannte Preise erwerbbar sind, auch unser Obst ist bereit» ein Gegenstand des Begehr« ge worden; ich könnte Ihnen mehrere Dörfer deS niedern Erz gebirge» namhaft machen, in welchen da« Obst theil« gepachtet theil» aufgekauft ward, um über Dresden nach Berlin trans- portirt zu werden. Diese Erscheinung wird jedenfalls da» Gute haben, daß die Oekonomeu des Erzgebirge» der Obst- rultur, die noch ziemlich im Argen bei un» liegt, eine größere Aufmerksamkeit zuwenden werden. Infolge dessen wird hoffentlich auch die schöne Obstbaumschule deü leider zu früh verstorbenen Hänel in Mulda, die so ganz nach den Be dürfnissen deS Erzgebirges angelegt worden ist, diejenige Be rücksichtigung erfahren, die man ihr unbegreiflicher Weise von der erzgebirgischen Oekonomie nur in geringem Maße bi» jetzt hat angedeihen lassen. Ein anderer Zweig, auf den die erzgebirgische Landwirthschaft aufmerksam zu werden an fängt, ist der Anbau de? Weide im Interesse der immer mehr sich entwickelnden Korbmacherei in Sachsen. Bi» jetzt ist dieser Industriezweig mit dem Bedarf seines Rohmaterials vorzugsweise der Provinz Schlesien tributär. Nur in der Umgegend von Zwickau sind Anfänge mit der Weidezucht gemacht worden, die mit Schlesien wetteifern zu wollen scheinen. Die erzgebirgischen landwirthschaftlichen Vereine werden voraussichtlich schon in der nächsten Zeit den erfor derlichen Impuls geben, indem das Capital, um da» e» sich handelt, keineswegs so gering ist, als eS beim ersten Anblick scheint. Ich hoffe, in nicht langer Zeit auf dieses Thema wieder zurückzukommen Gelegenheit zu haben. -j- Zittau, 12. Oct. Wie bereits früher mitgetheilt worden, waren die Tage vom >0. bis 12. d. M. zur Abhal tung der Kirchenvisitation in Zittau bestimmt. Am Sonn tage, der, wie ein großes Fest, mit allen Glocken eingeläutet worden war, hielt bei dem FrühgotteSdienste in der St. Jo- hanniskirche (die übrigen Kirchen waren für diesen Tag ge schlossen) unser hochverehrter Herr Primarius Dr Klemm die Predigt. Alsdann hielt Herr k Primarius Rüling aus Bautzen vom Altar aus eine längere Ansprache an die versammelte Kirchengemeinde. Ausgehend von der Bedeu tung der Kirchenvisitation, beantwortete er die an die Visi tatoren jedenfalls von Vielen gestellte Frage: Was wollt ihr? mit dem apostolischen Worte: „Ich glaube, darum rede ich!" und gab in fesselnder Weise ein Bild vom Wesen deS Glaubens. Um 2 Uhr wurde ebenfalls in der St. Jo- hanniskirche mit der erwachsenen Jugend, die sich zumal aus den eingepfarrten Dörfern sehr zahlreich eingefunden hatte, eine Katechisation angestellt, zuerst durch den hiesigen Herrn Katechet Pescheck, dann durch den Herrn Pastor Frau stadt aus Luppa, welcher Letztere dabei eine herzliche An sprache hielt. Unmittelbar darauf fand in dem großen Bür gersaale mit den Vertretern der Stadt und den verschiede nen eingepfarrten Gemeinden, zu welcher auch alle Haus väter eingeladen waren, eine Besprechung statt, die mit Ge bet begonnen und vom Herrn Kirchenrath vr. Wildenhahn aus Bautzen geleitet wurde. Nachdem derselbe auf Grund von mancherlei statistischen Unterlagen der Parochie Zittau ein Spiegelbild ihres kirchlichen und sittlichen Lebens vor gehalten, stellte er die üblichen Fragen hinsichtlich des amt lichen und persönlichen Verhaltens der Lehrer an Kirche und Schule, gegen welche nicht die mindeste Ausstellung erhoben wurde. Auch mehrern, auf einzelne kirchliche Einrichtungen bezüglichen Wünschen einiger Gemeindeglieder konnte von Seiten deS Stadtraths die Versicherung entgegengehalten werden, daß derselbe bereits seit längerer Zeit Einleitung ge troffen habe, die angedeuteten Uedelstände thunlichst zu be seitigen. Um 5 Uhr wurde die Besprechung nach vorgängi gem Gebet vom Herrn Kirchenrath Dr. Wildenhahn ge schlossen, worauf sich derselbe sofort mit der Eisenbahn nach Bautzen zurückverfügte. — Gestern, al» am zweiten Visi tationstage, fand früh Katechisation mit den obern Klassen der hiesigen allgemeinen Bürgerschule, Nachmittag» mit de nen der eingepfarrten Dörfer statt, worauf heule Besprechun gen mit den Herren Geistlichen und Lehrern angestellt wor den sind. — Morgen wird eine Synodalversammlung der sämmtlichen lausitzer Geistlichkeit abgehalten werden, mit welcher das Visitationswerk der Lausitz abgeschlossen werden soll und über welche wir uns besondere Mittheilung Vor behalten. X Meerane, 11. October. Am vergangenen Freitage ist die erste Locomotive mit zwei höher» Beamten von Zwickau aus bi» auf unfern Bahnhof gelangt. — DaS Ur- theil unsrer Fabrikanten über die in diesen Tagen beendete Leipziger Messe lautet nicht so günstig, al» man anfangs erwarten durfte. Mehrere Häuser sollen jrdoch vorzüglich in neuern und bessern Stoff»» »uStzezeichnete Geschäfte ge macht haben. Schandau, 10. Oktober. Nach der „Sächs Elb-Ztg." passirten in der Zeit vom 22. September bis mit 5 Octbr. d. I. außer 21, 14 zu Berg und 7 zu Thal steuernden, mit verschiedenen Roh- und Jndustrieproducten, Colonial- und andern Waaren befrachteten Kähnen, noch 19V nur mit Kohlen, Holz rc. beladen gewesene Fahrzeuge unser Haupt- Zollamt, bei welchem seit dem 24. März d. I. bi« mit 5. October nun bereit» überhaupt 3722 beladene Fahrzeuge abgefertigt worden sind. Oeffentliche Gericht-Verhandlungen. F Leipzig, 7. Oct. Ueber die iu, vergangenen Monat von dem hiesige» VezilkSgerichte a::ß?r 6 Einspruchssachen abgehaltenen, zum Theil sehr umfänglichen Hauptverhand- lungen habe ich Ihnen Folgendes zu berichten: Nachdem am 6. Sept, in geheimer Sitzung der Handarbeiter Adam Julius Eineke wegen Vergehens wider die Sittlichkeit (Art. 183 deS Strafgesetzbuch«) zu 1 Jahr 6 Monaten Arbeits haus, sodann am 8. Sept, eine große Anzahl Wurzener Cigarrenarbeiter und Tapetendrucker, welche in einem öffent lichen Tanzlocale in Wurzen eine Prügelei angefangen und dem Ruhe gebietenden Hendarmen sich i.sihersetzt, bez. einen Arretirten zu befreien versucht hatten, zu entsprechender Ar beitshaus- resp. Gefängnißstrafe verurtheilt worden, gelangte am 11. Sept, vor einem zahlreichen und ausnahmsweise sehr angesehenen Publicum die Untersuchung gegen den nach Amerika ausgetretenen Bankier K. A. Hertzsch von hier und den ehemaligen Commis A. B. Henning hier zur Verhand lung, von denen, wie schon gemeldet, Ersterer wegen Unter schlagung, Fälschung und Betrug» io contumaeism zu 8 Jahr Arbeitshaus verurtheilt, der Mitangeklagte Henning aber wegen der ihm beigemessenen theilweisen Beihilfe und Be günstigung beschränkt freigesprochen wurde. Ferner wurde am 14. Sept. Johann August Mitzschken aus Schkeuditz, wel cher im August d. I. in einem Bauergute eingebrochen war und eine Summe Geldes gestohlen hatte, eine Arbeitshaus- strafe von 2 Jahren, 2 Mon. und eine Drittheilsschärfung zuerkannt. — Am 16. Sept, saß der Tischlergeselle A. B. Müller aus Konnewitz auf der Anklagebank unter der An klage des versuchten Giftmordes. Er hatte, wie er nach längerm Läugnen schließlich ringest,hen mußte, den Beschluß gefaßt, seine erst seit 10 Wochen mit ihm verhrirathete Frau, die ihre wenigen Ersparnisse nicht ohne Weitere« her- gebrn und nicht dulden wollte, daß er sich fortwährend dem Müßiggänge hiugebe, gegen die er demzufolge, und weil er sich im Betrage ihre» Vermögens beträchtlich getäuscht hatte, den bittersten Haß gefaßt hatte, zu vergiften. Er hatte sich daher, nachdem er sich erkundigt, ob Bleizucker Gift sei, «ine Quantität davon gekauft und dieselbe am 21. Juli d. I. seiner Frau in die Suppe geschüttet. Die verehel. Müller wurde jedoch durch den widerlich süßlichen Geschmack der Suppe von dem Genüsse derselben glücklicherweise abgehal- ten. Die Sache kam zur Anzeige und Müller wurde zu einer 18jährigen Zuchthausstrafe verurtheilt. Sodann wurde am 17. September der Schneidergeselle Karl Wilhelm Elgeti au« Kopenhagen wegen Unterschlagung und Selbsthilfe zu 14 Lagen Gefängniß, am 22. September die Kinderfrau Rosine Enke auS Würchwitz wegen vollendeter und vor bedachter Tödtung ihre» außerehelichen Kinde» zu 8 Jahren Zuchthaus, am 24. September der Dienstknecht Friedrich Wilhelm Naumann au» Naunhof wegen ausgezeichneten Diebstahl« zu 7 Monaten Arbeitshaus, desgleichen denselben Tag Franz Adolph Hering von hier wegen eines gleichen Verbrechen« zu 4 Monaten 14 Tagen Gefängniß verurtheilt. Endlich fanden noch am 27. und 28. September zwei ge heime Sitzungen statt, welche die Verurtheilung deS Hand arbeiter» Johann Friedrich Teller wegen thätlichen Angriff» auf die Schamhaftigkeit zu 10 Monaten Arbeitshaus und des Aimmergesellen Ernst Julius Winkler wegen versuchter Nothzucht zu 5 Monaten Arbeitshaus zur Folge hatten. Feuilleton. Muslk. Dir franzöfische Regierung geht neuerding», wie früher schon erwähnt wurde, im Jniereff« der Kunst ernstlich mit einer Reform der Orchesterstimmung um, die, seit hundert Jahren etwa um einen ganzen Ton gestiegen, gegenwärtig eine bedenk, lich« Höhe erreicht hat. Eine zur Erörterung dieser Angelegen heit in Pari» eingesetzte Lommisston hat r« für zweckmäßig be- funden, fich vor der Hand zu vertagen, um zunächst die Ansichten musikalischer Lapacitäten de» Au»Iande» über den fraglichen Gegenstand kamen zu lernen. Infolge diese» Beschlusses find vom Geaeralfeerrtär de» franzöfische» EtaaiSministeriumS an vrrschieden« Kunstnotabiliiärrn Deutschland» Circulare erlassen worden, mit der Bitte um Mittheilung der im Gebrauche stehen den Stimmgabeln, sowie etwaiger Rathschlägr zum Besten der Sache. Inzwischen hat Hektor Berlioz mit einem jüngst in dem „Journal de» DSba»»" veröffentlichte«, sehr beachtenSwerihen Artikel au» seiner Feder da» Wort für diese Angelegenheit er- griffen. Er thut darin mit Sachkenntniß dar, daß der sogenannte Kammerton im Laufe nur eine» halben Jahrhundert» um einen halben Ton hinaufgetrieben sei, und welche Uebelstände dadurch hervorgerufen worden seien. Ferner erörtert er di« Ursachen, welche da» Hinaufschrauben deS Kammertone» verursacht haben, und knüpft daran die Frage, ob eine Erniedrigung der Orchester- stimmung tu, Ganzen, Großen räthlich sei. Indem er seine de», fallstgen Aweifsl au»spricht, glaubend, daß die Durchführung einer allgemSine» Reform, wenn auch zunächst nur für Granckrsich, zu den unmöglichen Dingen gehör«, räch er schließ- Üch P» chm bloss« -t»ä«»g h« gegenwärtig gebräuchlich«» Orchesterstimmung, um wenigsten» rin weitere» Steigen derselben zu verhüten. Die Kammertonfrage kann man in gewissem Sinne eine kos mopolitische nennen, weil bei der Erörterung von der Möglichkeit einer Reducirung der modernen Orchesterstimmung die ganze musikalische Welt interessirt ist. Sie liegt un» Deutschen daher eben so nahe, wie den Franzosen, Engländern oder Italienern. Denn auch in Deutschland haben die Sänger und Sängerinnen, sowie die Vertreter der Blasinstrumente unter der unnatürlich hohen Stimmung zu leiden. Die Erstrrn müssen einen vor- zeitigen Ruin ihrer Stimmen erleben, die Letzter«, und unter ihnen die Blechbläser vor Allem, Haden da» Rifico eines Miß lingens in den hohen Lagen, ganz abgesehen von der größern, für die Bildung der höchsten Töne nöthig werdenden Kraft anstrengung. Die Saiteninstrumente überdies tauschen gegen Fülle und Breite deS KlangrS einen dünnen, scharfen Ton rin. Soweit nun find wir mit H.'Berlioz durchaus einverstanden. Doch können wir ihm nicht beistimmrn, wenn er eine blose Firirung der jetzigen Orchesterstimmung vorschlägt, denn e» wer- den damit die erwähnten, bereit» eingetretenen Uebelstände keine», weg» beseitig». ES handelt fich vielmehr darum, den Kammerton möglichst zu erniedrigen, und r» fragt fich daher blo», ob und wie die» zu bewerkstelligen sei. Di« jetzigen Orchesterstimmung«« find nicht gleichmäßig, sondern divergiren ungefähr, wenn wir Italien mitrechnen, im Bereiche eine» halben Tone». Eine, die niedrigste dieser Stimmungen noch nach abwärt» überschreitend« Normalstimmung für alle Orchster einführen zu wollen, ist auf den ersten Blick al» »in «topischer, durchaus unau»führbarer Gedanke zu ver- werfen. Dagegen läge e» durch««» nicht außer dem Bereiche der Möglichkeit, eine mittlere Stimmung allgemein und gleichmäßig zu firiren, so daß in Deutschland z. 8- die Intendanzen der ver schiedenen Kapellen und Hofbühnen fich über eine Reduktion de» an manchen Orten zu hoch hinaufgeschraubten Kammertone» verständigten und dann für die unter ihrer Leitung stehenden Kapellen, soweit fich die Nothwendigkei't herauSstellt, Blasinstru mente — denn auf diese kommt eS hier allein an — nach be stimmter, durch ein zuverlässtge» Orchestermitglied streng zu über wachender Vorschrift bauen zu lassen. Um so leichter wäre dir» in Ausführung für diejenigen Kapellen zu bringen, welchen, wie z. B. der Dresdner, die Instrumente geliefert werden. Durch eine solche Maßregel wäre der offenbare Bortheil gewonnen, daß die ersten und also maßgebenden Kunstanstalten Deutschlands ein für die Kunst höchst ersprießliche» Verfahren faktisch etngr- führt hätten, und e» ist nicht zu bezweifeln, daß allmählich die günstigen Folgen davon auf dir Orchester der Provinzialstädte fich übertragen müßten. Die Angelegenheit betreff» einer Reducirung der Orchester stimmung ist wichtig genug, um ihr alle Aufmerksamkeit zuzu wenden. Möchte fie daher auch in Deutschland baldigst ein Gegenstand gewissenhafter Erörterung, nicht blo» feiten» der Presse, sondern namentlich auch — wa» allein zu einem Resul tat führen kann — der verschiedenen Regierungen werden, nach dem fie in Frankreich vom Gouvernement bereit» zu einer Tages frage erhoben worden ist. Denn wenn «» auch nothwendig ist, daß die Mufik an und für fich fernerhin eine „freie Kunst" sei und bleibe, wie fie r« bisher war, so darf doch nicht verkannt werden, daß ein« Eontrole nach gewtffen Beziehungen hin der Kunst selbst nur förderlich sein kann. -