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zi>i Dr. 274 Mitlwoch, äen 23. November >S32 /luer Tageblatt Mzeiger für -as Erzgebirge DUM r-s.Ua« guttiMtzi»»« Enthalt»«- -ie amtliche« vekanntmachungen -ea Nate» -er Etli-t UV- -es " - . /"nrvgericyrs ^ur. postsch,<».Konto r flmt LetpH, 1^, 27. Z-ihrgsng Rüüsragen Melle -er Antmart Fräse« Hitlers, die ooraiiMM deute beantwortet werden -^lin^M^d!^!^^ der rweiie» Unterredung — Schacht und Cuno in Hitler; Umgebung ' Antwort des Reichspräsidenten erforderlich machten. Allerdings hatte man erwartet, datz der Brief des nationalsozialistischen Füh rers bereits früher abgeschickt werden würde. Zunächst hieß es. cr solle schon um 11L Uhr mittags kommen, dann sprach man von Uhr und später von 7 Uhr. Schließlich erfolgte die Ueber« reichung erst um 8 Uhr abends. Wie aus den Mitteilungen von beiden Seiten hervorgeHt, ist der Brief nicht an den Reichspräsi denten, sondern an Staatssekretär Meißner adressiert. Das wird in politischen Kreisen nicht als ungewöhnlich, sondern als eine Form der Tourtoisie aufgefatzt, durch die vermieden werden soll, datz dem Reichsoberhaupt direkt Fragen gestellt wurden. Staats sekretär Meißner wird nun dem Reichspräsidenten am Dienstag vormittag Vortrag halten, und darauf wird im Laufe de» Tages, wie bereit berichtet, die Beantwortung der Fragen erfolgen. Das dürfte wahrscheinlich ebenfalls schriftlich geschehen. Die Verhandlungen zwischen den Nationalsozialisten und dem Zentrum, die am Sonntag stattgefunden haben, sind am Montag nicht fortgesetzt worden. Es stand vielmehr ausschließlich die Be antwortung des Briefes des Reichsprästdenten im Vordergründe. Nach Auffassung politischer Kreise ist auch kaum anzunehmen, daß die Besprechungen fortgeführt werden, bevor Klarheit über die Fragen geschaffen worden ist, die in dem heutigen Brief Hitlers enthalten sind. Die Lesvrechmigen Adolf Hitlers Berlin, 21. Nov. In den späteren Mittags stunden ging es im Kaiserhof lebhaft zu. Nach dem Empfang beim Reichspräsidenten hatte Adolf Hitler zunächst längere Besprechungen mit 'einen Parteifreun- den und eS hietz, datz die Antwort an den Reichsprch- ! sidenten oder eine Mitteilung darüber für die Press« ' schon um 1.30 Uhr ausgegeben werden sollte. So schnell ist die nationalsozialistische Führung mit ihrer Entschließung aber offenbar nicht fertig geworden, denn alle Mitteilungen wurden Plötzlich auf den fpäteren Nachmittag verschoben. Rein stimmung-mäßig herrschte in politischen Kreisen in den MittaoSstunden die An nahme vor, datz die Antwort Hitler» negativ ans- sailen würde, soweit sich das Ersuchen auf eine Mehr heitsbildung erstreckt. Man spricht auch von der Mög lichkeit, daß Hitler die Führung einer Präsidialregierunp verlangen wird, weist dabei aber darauf hin, daß die Ernennung eine» Parteiführer» zum Reichskanzler dem Gedanken eine- Präsidialkabinett» widersprechen würde und deshalb kaum möglich sein dürfte. ES ist nun aber auch wieder möglich, daß Goering im Auftrage Hitler» erst noch die Parteiführer zusammenbittet. Dar über sind aber sichere Nachrichten nicht zu erlangen, weil auf nationalsozialistischer Seite über alle weiteren Ab sichten strengstes Stillschweigen bewahrt wird. Sollte die Antwort Hitler» in der Tat ablehnend auSsallen, so wird, wie in politischen Kreisen verlautet, vom Reichs präsidenten aller Voraussicht nach erst noch ein wei terer Versuch gemacht werden, um alle varlamentarischen Möglichkeiten au-zuschüpfen. E» wäre denkbar, daß auch ein Antrag an den Führer de» Zentrum» erginge. Allerdtng» ist man sich in politisch-parlamentarischen Kreisen darüber klar, .daß Zin solcher Versuch laum Killers Antwortschreiben Berlin, 21. Nov. Amtlich wird mitgeteitt: Der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Adolf Hitler, hat an den Staatssekretär Dr. Meißner ein Schreiben gerichtet, in welchem einige Rückfragen gestellt werden, deren Beantwortung im Lause deS morgigen Tages erfolgen wird. Beritn, 21. Nov. Die Reichspressestelle der NSDAP, teilt mit: Nach eingehender Aussprache mit führenden Män nern der nationalsozialistischen Bewegung und des sonstigen öffentlichen Leben» wurde heute, 20 Uhr, die Antwort Adolf Hitlers in Form eines Briefes an den Herrn Staatssekre- tär Meißner überreicht. Der Brief enthält eine Reihe von Fragen, die voraussichtlich im Laufe des morgigen Tages geklärt werden. Nach brr UeberreiAung desKitlerbrieses Berlin, 21. November. Der heutige Montag hat noch keine Entscheidung über die Frage gebracht, ob die kommende Neichsregierung durch Adolf Hitler gebildet wird. Diese En!- scheidung wurde eigentlich auch nicht erwartet, da bereits im Laufe des Nachmittags in der Halle des „Kaiserhofes", die heute Staatssekretär Dr. Meißner . , unterstützt al« Vertrauensmann de« Reich«prästden r Verhandlungen mit den Pavtetfllh-orn. Hitlers Auftrag AuS Berlin wird dem „Auer Tageblatt" geschrieben: Die amtliche Verlautbarung über den zweiten Empfang Hitlers bei Hindenburg enthält drei wichtige Feststellungen: 1. datz die NSDAP, nur in einer von Hitler geführten Regierung Mitarbeiten will, 2. daß der Reichspräsident Herrn Hiller ersuchte, festzustellen. welchen Bedingungen eine von ihm ge führte Regierung eine Mehrheit ttnde, 3. daß dies« Mehrheit arbeitsfähig sein und ein einheitliche» Arbeirsprogramm haben müsse. Hiller stand es frei, sich für dir Uebernahme diese» Auftrages zu erklären oder nicht. Er bat sich etnlge Stunde,: Bedenkzeit aus. Damit waren aber die Grenz linien für die Entwicklung schon abgesteckt, gleichgültig ob Hitler die „Feststellungen" übernahm oder sie ab- lehnte r 1. Der Reichspräsident gab Hitler eine Chance- Er sollte zeigen, ob seine Kraft auSretcbt von Wortes zu Taten überzugehen. Auf alle Fälle wird in Zu kunft innerhalb und außerhalb der nationalsozialistischen Bewegung die Redensart nicht mehr Raum finden, daß Hindenburg zwar einen Mann wie Hermann Müller zum Kanzler berufen habe, aber Hitler 'von 8er Möglich? leit der politischen Bewährung ausgeschlossen habe. 2. Es wird im neuen Reichstag.keine tchwarz- braune Koalition geben. Der Reichspräsident hat »e- nau festgelegt, daß es sich um eure „MehrheitSregH rung" handeln müsse, wenn Hitler die ihm zugewtesene Ausgabe übernehmen wollte. Bisher ist es noch nicht einmal sicher, ob das Zentrum und die Bayerische VolkS- partei ohne weiteres dem Programm des national sozialistischen Führers zustimmen würden. Immerhin ist dort eine gewisse Bereitschaft vorhanden, die sich , besonders auf den gewerkschaftlichen Flügel stützt. Diese drei Parteien haben gemeinsam noch nicht die Mehr heit des Reichstages. Wenn Hitler oder ein anderer Politiker diese Mehrheit schaffen will, bedarf er dazu entweder der Deutschnationalen VolkSpartet oder der Deutschen Volkspartei. Noch besser wäre es für ihn,' wenn es ihm gelingen würde, beide Parteien für eine gemeinsame Plattform zu gewinnen. 3. Eine schwarz-braune Mehrbeit kommt auch,in der verschleierten Form eines Präsidialkabtnett» nicht in Frage. Es ist bekannt» daß -Hitler gegenüber den maßgebenden Stellen die Ansicht vertreten hat, Ple Nationalsozialisten und das Zentrum seien ziffernmäßt? eine so stattliche Macht, datz sie nach anderen Parteien nicht zu fragen brauchten. Hindenburg habe e» nur nötig, Hitler zum Reichskanzler zu machen, dieser werde sich die entsprechenden Mitarbeiter heranziehen. Dann wolle er, Hitler, vor den Reichstag treten und bissen vor die Frage stellen, ob er sich in seiner Mehrheit für die „Marxisten" oder für die neue Regierung entschei den wolle. Den Teutschnationalen und den anderen Parieren würde dann nichts andere» übrig Zleibeiv al» sich für den schwarz-braunen Block zu erklären. Diese Rechnung ist, wie gesagt, zunichte gemacht. Wenn Hrv- ler und Stegerwald die parlamentari'che Lösung wov- Hauptmann a. D. Sosring , «»m»»» dl«--» ->»- ' L!> «<- ml, d.« der übrigen Partiten. -größere Aussichten haben würde, »uinal die gestrigen i Verhandlungen de» Zentrums mit den Nationalsozia listen nicht gerade sehr hoffnungsvoll ausgegangen zu sein scheinen. Eine der dem Zentrum bedenklichsten Fragen dürfte z. B. allein schon das nationalsoziali stische Währungsprogramm sein. Allen derartigen Plänen setzt das Zentrum die Theie entgegen, daß mit der Währung keinerlei Experimente gemacht werden dürfen. Ein Auftrag an die Zentrumsführung könnte angesichts dieser Gesamtsttuatton schon recht schnell zn der Feststellung führen, daß die parlamentarischen Mehr heitsmöglichkeiten erschöpft sind. Dann bliebe nach Auffassung politischer Kreise kein anderer Weg übrig, als erneut ein Präsidialkabinett zu ernennen. Man glaubt aber nicht, daß die endgültige Klärung schon sehr i schnell kommen wird, weil sie nur mit aller Ruhe und Sorgfalt herbeigeführt werden ,oll. So überwiegt die Meinung, datz es bis zur Lösung der Regierungs krise Ende der Woche werden kann. Sicher ist ioden- follS, daß ein geschäftsführendes Kabinett nicht mehr vor den Reichstag treten soll, so daß die Krise bis zu seinem Zusammentritt endgültig gelöst sein mutz. , Hitler berät mit Dr. Schacht las Hauptquartier der Journalisten war, der Eindruck vor- ! Berlin, 21. Nov. Der ehemalige Reichsbankpräst- herrfchtt, datz erst noch Fragen gestellt werden würden^ dl« eine pent Dr. Schacht, der bereits in den Mittagsstunden Wer """ ' eine Stunde an den internen Beratungen der National ¬ sozialisten teilgenommen hatte, erschien am Nachmittag gegen 17.15 Uhr im Hotel Kaiserhof und wurde sofort nach den Räumen geleitet, in denen Hitler mit seinen Parteifreunden in dauernden Verhandlungen steht. Nach etwa einer halben Stunde verließ Dr. Schacht, fast unbemerkt von der harren den Menge, wieder das Hotel. — Die Verhandlungen nah men ihren Fortgang und werden, wie gemeldet wird, wohl nicht vor 19.30 Uhr zum Abschluß kommen. — Auch in den Abendstunden hatte sich vor dem Hotel Kaiferhof eine be trächtliche Menschenmenge angesammelt. Wenn Hitler nblehnt . . . Wenn Hitler entweder ablehnen oder in den weiteren Ver handlungen eine parlamentarische Mehrheit nicht zustande bringen sollte, würde der Reichspräsident wahrscheinlich nochmals einen Auftrag zu einer parlamentarischen Mehrheitsbildung an den Führer der Zentrumspartei, Abgeordneten Kaas, erteilen. Erst wenn auch dieser Versuch gescheitert sein sollte, würde der Reichs präsident zum Gedanken des Präsidialkabinetts zurückkehren, wobei er aber nicht den Führer einer Partei zum Kanzler eines Präsi- dialkabinetts ernennen würde. Diese Frage ist heute in der Un terredung zwischen Hindenburg und Hitler bereits geklärt worden. Unterredung Hindenburg—Papen Berlin, 21. Nov. Wie erst jetzt bekannt wird, hat am Sonntagvormittag zwischen dem Reichspräsidenten v. Hindenburg und dem Reichskanzler v. Papen eine längere Unterredung stattgefunden. Entschlußfreiheit der DVP. Berlin, 22. Nov. Entgegen anderslautenden Be- Hauptungen stellt die Nationalliberale Korrespondenz fest, daß die Deutsche Volkspartei in ihrer politischen Haltung völlig unabhängig dastehe und daß diese Selbständigkeit auch durch das letzte wahltechnische Abkommen nicht beeinträchtigt worden sei.