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vettag« zu Nr >68 des Au« rageblalte» und Anzefflers für da« Erzgebirge. Mittwoch, d«e 9. November 198S Die Fordenmse» her Stätte Berlin, 7. Nm». Der PEdent de« Deutschen Städtetages, Dr. Mulert, hat an den Reichskanzler neuerdings ein Schreiben gerichtet, in dem er aus. den bevorstehenden Zusammenbruch zahlreicher Gemeinden hinweist und die Forderungen der Städte in sieben Punkte zufammenfaßt, in denen es u. a. heißt t Es ist notwendig, die Arbeitslosenhilfe vom Gemeindehaus halt finanziell loszulbsen und einheitlich zusammen- -«fassen. Zweiten» ist es dringend ersorderltch, au» dei» Ersparnissen der Arbettslosettoarslcherung und Krt- senfürsorge die ungedeckten Mehrau»gaden in der Wohl- fahrt»erwerb»losenfürsorg« zu finanzieren und die NetchShilfe um den Betrag von rund 200 Millionen RM. sofort zu erhöhen. Dritten» müssen die Gemeinden in die Kampffront gegen di« «rbeiUtoNgkett eingeglie- dert werden, vierten» ist eine entscheidende Initiative des Reiches in der Frage der langfristigen Zinsbelastung dringend geboten tntt dem Ziele, sangbare Wege zu einer Verminderung der Ain-Verpflichtungen im glei chen Interesse von Schuldner und Gläubiger sowie der gesamten Volkswirtschaft zu finden. Fünften» muh die Frage der kommunalen Umschuldung abschließend be schleunigt gelöst werden. Sechsten» erwarten die Ge meinden, daß die ReichSregterung zu der geforderten Besteuerung öffentlicher Betriebe nicht die Hand bietet. Die Gemeinden müssen -in eine nähere staatsrechtliche Beziehung zum Reiche treten, die tbre Zusammenarbeit und ihre Betreuung nach einheitlichen Gesichtspunkten nach sich zieht und damit die Wiederkehr solcher unmög lichen Situationen, wie sie in der Gegenwart einge treten sind, ein für allemal verhindert. Stand der LeuWrn Wirtschaft Hoover oder Roosevelt? -rate Vröfidentenwahl in ll.S.A — KaoseneN hat die meisten Ausfichte« Franklin D. Roosevelt; der Kandidat der Demokraten, der die beste Chance hat, Präsident der gewaltigsten Wirtschaftsmacht der Welt zu werden Präsident Hoover und de« -«rühmte Autokönig (ganz links) -ei einer Wahlversammlung im Stadion von Detroit, der Äadt der Fordwerk«. Ford soll dort zuvor eine beträchtliche Propaganda zugunsten Hoover» organisiert haben. Bekannt lich ist «ine Präsidentschaft»»«-! in den Bereinigten Staaten nicht nur ein Ringen zwischen den beiden großen Parteien. sondern hinter den Kulissen ein Kampf der interessierten Eroßkonzerne. Ende September Die von der Allgemeinen Deutschen Tredit-Anstalt, Leipzig, monatlich zusammengestellten Wirtschaftsziffern führen zu folgen den Feststellungen: Di« langsame Besserung der Wirtschaftslage, die schon für August zu beobachten war, machte im September einig« Fortschritte. Die Zahl d«r Konkurs« und Dergle'.gsorr. fahren, die schon im August eine nicht unerhebliche Minderung aufwie», ist noch weiter zurückgegang«n. vor allem läßt der arbeitstägliche Durchschnitt der Wagengestellung bei der Reichs bahn «ine Zunahme de« Warenumschlages erkennen; denn im September betrug die Mehrgestelluw. gegenüber August im Reich 7500 und in Sachsen 815. Während also im August auf 1000 Klm. Eisenbahnlänge im Reich 1838 und im R 'chsbahnbezirk Dresden 2841 Wag«n entfielen, waren es im September im Reich 1980 und im Bezirk Dresden 8141 Stück. Da» Herabgehen de» Lohnsteueraufkomm«»« dürft« weniger mit dem Beschäftigungsgrad al» mit einer geringen durchschnittlichen Kerabsetzupg der Löhne zusammenhängen, denn die Arbeitslosigkeit selbst weist im Septem ber gegenüber dem Vormonat im Reich einen Rükaang von 2,8 Prozent und in Sachsen sogar «inen solchen von 4,1 Prozent auf. Daß auch di« Börse di« Lage günstiger beurteilt als noch vor kurzem, scheint daraus hervorzugehen, daß der Wert der Aki,en nach dem Durchschnittskur« vom September berechnet, verglichen mit August, eine etwa 18- bi» ISprozentige Steigerung erfahren hat. Bei Textil-Aktien ist — was in Mitteldeutschland besonder» interessieren dürste — die Verbesserung noch eine wesentlich höhere, denn der Index ist von 4SH Progen auf 58,0 Prozent, mithin um ! etwa ein Drittel, gestiegen. Vielleicht spricht für die Erleichterung der Situation auch die Tatsache, daß die Spareinlagen, nachdem sie tm Vormonat im Abgang und Zugang -um ersten Ma! wieder nahezu gleich geblieben waren, tm September eine, wenn auch vorerst noch geringe Erhöhung erfahren konnten. Die Besserung de» Reichsbankstatu, während de» September kommt sowohl in einem Rückgang d«, Notenumlauf« um SO Millionen RM., al, auch in einer Erhöhung de» DeckungsverhAtnisi«, von 24^ Pro- zent auf 24,7 Prozent zum Ausdruck und hat nach dem Quartal», tevmin «ine weitere Entspannung erfahren. Der „Sachsentag" der Siedenllkger Sachsen Bukarest, 7. Nov. Demnächst wird die Na tionalversammlung der Siebenbürger Sachsen — seit dem die Sachsen in Siebenbürgen leben, zum fünften Male — der sogenannte „Sachsentag" «inberufen. Zum ersten Male war der Sachsentag 'm Jahre 1872 zu- fammengetreten nach der Aufhebung der Autonomie de» sächsischen „KvnigSlandeS", al» er da» politische Pro gramm der Sachsen festsetzte. Eine bedeutsame Natio nalversammlung der Sachsen war die Nationalversamm lung von Mediasch im Jahre 1919, in der die Sachsen mit einer einzigen Stimmenmehrheit ihren Anschluß an den rumänischen Staat ausgesprochen haben. Den Anlaß für den gegenwärtigen neuerlichen „Sachsentag" wird die Wahl des neuen evangelischen Bischof» bilden, nachdem Bischof Deutsch bereit» da» 80. Lebensjahr über schritten hat und vor kurzem in den Ruhestand getreten ist. Den Blättern zufolge ist die» aber nur der äußer« Anlaß der Einberufung de» Sachsentage». In Wirk- lichkeit soll e» sich darum handeln, wer weiterhin die nationale Bewegung der Siebenbürger Sachsen leiten sollt die sogenannten ,Zungen" oder die „Alten". Man darf darunter nicht zeitlich.,Zunge" oder „Alte" ver- stehen: e» ist von weltanschaulicher Auffassung di« Rede und -war, ob auch weiterhin die Sachsen in dem bisherigen traditionellen eingewurzelten politischen Geiste geführt werden sollen oder ob st« ihre Institu tionen vollständig umorganisieren und neue Bahnen be schreiten wollen. Unter der Bewegung der .Zungen" ist eigentlich, wie die Bukarester Blätter schreiben nicht» anderes als die Hitler-Bewegung -u verstehen. Gröhe Devisenschiebung Aufsehenerregende Festnahme« Berlin, 7. Nov. Die Zollfahndungsstelle ist einer neuen großen Devisenschiebung auf die «pur ge kommen, die wegen der beteiligten Personen größte» Aufsehen erregt. ES ist Haftbefehl erlassen worden g» gen den BürodtrSktor tm preußische» Wohlfahrtsmini sterium Geheimen Negierungsrat Dillich, Liegen den Bergwerksdtr^tor Gustav Lords« aus Hannover, oege» den Kaufmann Adolf Borchardt und gegen den Makler Heinrich Holländer, die alle vier im dringenden Der- dacht stehen, umfangreiche Verschiebungen deutscher Wertpapiere au» ausländischem Besitz getätigt bezw. unterstützt zu haben. Geheimrat Tillich, der 65 Jahre alt ist und kurz vor dem Uebertrttt in den Ruhestand steht, wurde gestern tm Büro de» Preußischen Wohll- fahrtSministerium festgenommen, die übrigen in einem Kaffeehaus. Nach den bisherigen Feststellungen find die Schiebungen über da» Bankkonto Tillich» gegangen. ES wird behauptet, daß eine besondere Gesellschaft zur Durchführung der Effektenschiebung gegründet wurde- Der Umfang der Schiebungen soll «ich auf rund 200 000 RM belaufen. 80 000 RM. konnten auf einem Konto Tillichs beschlagnahmt werden. Gelder de» WohlfahrtS- mintsteriumS sind nach den bisherigen Feststellungen nicht angegriffen worden. Schüsse aus dem Auto eines Reichstagsabgeordneten Wuppertal, 7. Nov. In Barmen wurde ein junges Mädchen durch einen Schuß au» einem vorbei fahrenden Auto am linken Kuß verletzt. Eine Polizei- streife nahm in einem Kraftwagen die Verfolgung de« Personenkraftwagen» auf und stellte fest, daß es sich um da- Auto des nationalsozialistischen ReichStagSab- geordneten Veller handelte, aus dem mehrere Schüsse abgegeben worden waren. Au» diesem Auto wurde auch auf dem Mten Markt in Barmen eine zum Dienst gehende uniformierte Gruppe von Postbeamten beschos sen. Verletzt wurde niemand. Unmittelbar 'darauf wurden au» demselben Wagen Schüsse auf da» Kaffee Viktoria am Alten Markt in Barmen abgegeben, wo bei eine große Scheibe zersplitterte. Eine Polizei streife, die sich dem. Auto in den Weg stellte, wäre überfahren worden, wenn die Beamten nicht tm letzten Augenblick zurückgesprungen wären. Zug-Attentat bei Donauwörth vereitelt Die Täter verhaftet Mug»burg, 7. Nov. In der NAH« der Treuchd- linger Mattenmühle bet Donauwörth, wo sich in einer 100 Meter hohen Stetlkethrs die Strecke Nürnberg — Augsburg in den schwäbischen Jura hinauswindet, woll ten ein Ikstährtger und ein IkjAhrtger Dienstknecht einen Berliner Schnellzug mit großen Steinen zur Entgleisung und zum Absturz in die Liefe bringen. AIS das Vorhaben nicht gelang, versuchten die Täter, ihren Zweck durch Ausstellung von Eisentetlen zu er reichen. Sie konnten aber glücklicherweise noch vor dem Gelingen ihre» Planes von der Gendarmerie festgs» nommen werden. Die vorbestraften jugendlichen Ver brecher erklärten bet ihrer Vernehmung, sie wollGn einmal ein große» Eisenbahnunglück setzen. Ein „wandernder Berg" Ortschaft in der Schweiz bedroht Basel, 7. November. Der „wandernde Berg" im Glaru«, der Kilchenstock, ist in d«r Nacht -um Montag wieder in stärkere Bewegung geraten. Die Bewohner von Lintha! und Umgebung l wurd«n durch mächtige Frlsabstürz«^ au» dem Schlafe geschreckt Marmsirenen ertönten und Scheinwerfer erleuchteten die Nacht, um den Einwohnern den Wsg zu weisen. Ms am Vormittag die Nebel verschwanden, wurde festgesftllt, daß die obere Bergkuppe in nördlicher und in südlicher Richtung in einem Ausmaß von etwa 80 000 Kubikmeter abgebrochen »st. D«r Hochwald ist auf wette Strecken zufammengeschlagen. Lodessturz vom Kirchturm Warnemünde, 7. Nov. Bel Vornahme von Dachreparaturen am hiesigen Kirchturm stürzte der Ar beiter Willi Engel, al» er eine Leiter au» der Turm luke de» Kirchturms herauSbrtngen wollte, Plötzlich rücklings in die Tiefe. Er schlug mit dem Kopf auf da» Dachgesim» auf und fiel mit zertrümmertem Schch- . del tot auf den Nasen vor der Kirche nieder. Der Ao- Leiter Maus, der ftch Ku Amur» des Kirchturms be ¬ fand, erlitt bei dem Versuch, di« abrutschende Leiter noch zu halten, vermutlich purch Anprall gegen eine Pfostenkante, eine schwer« Kopfwunde. Furchtbares Unwetter über Rorwrgeu Dampfer mit neun Mann gesunken Oslo, 7. November. Heber Nordnyrwegen, besonder» in der Gegend von T-romsö, hat am Sonntag ein furchtbare» Un wetter getobt. Man befürchtet, daß Schiff» untergegangen sind. Ein Schiffsunglück wurde bereit, gemeldet: Der englische Fischdampfer „Golden Deep«" ist am Sonntag mit 18 Mann ve- satzung untergegangen. Der Kapitän und drei Mann der Be satzung konnten gerettet werd«». Biehmartt in Aue am 7. November 1982 Amtliche Prewnotierungenr I. Minder. Pka- Mr l Pf» X. Ochsen: es vollflelschlg« »»«gemästet« höchsten Schlachtvxrtw 1. Inn», . . . . . — 2. ältere . . . . t>) sonstige volifleischig« — t. funge ..... L. ältere . . . . - — c) fleischig« . . . . . — ci) gering genährt» ... — 8. Bullen: ») längere vollflelschtg« höchst«» Schlachtwert«. . 29 b) sonstig« volifleischig« od«r au»g«mäst«t . »7 c) fleischige 25 cl) gering genährt« . . . . — L. Kühe: s> jünger« volifleischig« höchsten Schlachtwert«» . 80 b) sonstig« vollflrischig« od«r aurgemäftet« . 8» c) fleischig« M cl) gering genährt«. . . . .20 l). Färsen: ») vollfleischige ausgemästet« höchst«» Schlachtwert«, 80 ,Kalbinnen) b) sonstig« vollflelschig« . . . . — Fr«ss«r: mähig genährt«, Juugviih . . .— II. K S lb «r. es Doppellender bester Mast . . . —' d) beste Mast- und Saugkälber . .48 c) mittler« Mast» und Saugkälber . . 88—48 ci) gering« Kälber ..... 38—38 es geringste Kälber . . . - — III. Schaf«. it) bkste Mastlämm«r und jüngere Masthammel l. Weidemast . . . . . Lb >. Stallma,t . . . . . — d) mittler« Mastlämmrr, älter« Masthammel und gutgenährt« Schafe .... 20—22 c) fleischige, Schafvieh . . . . — a) gering genährt« Schaf« und Lämmer . . — 43—4t 41-43 , 200-240 „ l60—200 „120—160 unter 120 . 38-42 . 35—52 . SO-öö . SO-7» . 4Ü-« IV. Schw «in «. ») Fettschweine über 800 Pfd. Lebendgewicht HP d) vollsleisch.Schwetne von240—800 Pfd. L-bendgew. 45—47 c) ü) . e) sletschige Ws) Sauen u. Eber . Rindfleisch . . . . Schweinefleisch. Kalbfleisch - . , Hammelsltisch . . . . Geschäftsgang: mittel. „Ehret eure deutsche» Meister." Diese» bekannt« Mott findet «in« ebenso treffend« Auiltgung in der Mahnung: Achtet deutsche Erzeugnisse. In dieser Notzeit sollte e» zweisello» nicht nötig sein, daran »u erinnern. Jeder Hausfrau fällt e» zweifellos schwer, mit de« vor- handelten Mitteln ihre Wirtschaft richtig zu führen. vi«l« aber haben e» tm richtigen Haushalten schon zu einer wahren Kunst ge bracht. Dabei ist ihnen da» Vorhandensein preiswerter, und vor allen Dingen schmackhafter Nahrungsmittel sehr zustatten gekom men. Die deutsche Nahrungsmittel-Industri« hat auf diesem Gebiet ganz Hervorragende» geleistet. An Stelle de» teuren vohnenkas- ft» ist -. B. schon vielfach der gut« Kornfranck getreten. Aber nicht nur sein«» außerordentlich billigen Preise» wegen — au» X Pfund für 2V Pfennig bereitet man 100 Tassen —.sondern weil er ausgezeichnet schmeckt, gesund wie das täglich« Brot und mit viel Milch den Kindern ungemein dienlich ist. Die deutsche Landwirtschaft, die der besonderen Unterstützung bedarf, liefert zum Kornfranck die Grundstoff«. Deullsch« Arbeiter stellen da» Eqeug- ni» in musterhaft eingerichteten deutsch«« Fabriken her. Wer ihn verwendet, anerkennt deutschen Gewerbeyeiß und ehrt damit den deutsche« «eiste».