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Nr. L-3 Sellage zum Zuer Tageblatt Mittwoch, -en November 1932 Nus Staäl unä Lanä Aue, 8. November 1982 Jugend im Kampf um die wett! Unter diese eigenartig« Losung hat da» evangelische Jungmännerwerk Deutschland» seinen diesjährigen Werbetag am 18. November gestellt. Dadurch, daß der Werbelag in unmittelbare Näh« de» Todestage» Gustav Adolf» stillt, der ja auch sein Leben Mr eine Welt de» Glauben» in die Schanz« geschlagen hat, ««hält die Losung einen besonderen «lang. Zumal deute, wo die Auseinandersetzung über letzte Gewischeit de» Glauben such vor dem jungen Geschlecht Vingst nicht mehr halt macht, sondern gerade in den Wartehallen der Arbeit», ämter und in den Arbeitepausen der Fabriken wie auch sonst überall, wo junge» Volk sich trifft, mit ganzer Leidenschaft durchgeführt wird, hat do» evangelische Jungmännerwerk Deutschland» eine Aufgabe von auster ordentlicher Bedeutung. Last sie nicht nur zu einer inneren Vertiefung, sondern auch zu einem überraschen, den zahlenmäßigen Wachstum geführt bat, so daß, auf das Ganze gesehen, heute bereits jeder vierte junge evangelische Mann von diesem Äangelischen Zungmän- nerwerk irgendwie erfaßt wird, mag eine besonder« Freude sein. GS gilt, das Werk gerade gegenwärtig nicht im Stich zu lassen, sondern es durch treue Opferwilligkett zu unterstützen. Die Kirchenkollelte am 18. November gibt dazu Gelegenheit. ÄS braucht ia nur darauf hin- gewiesen zu werden, daß mehr als ein viertel der evangelischen Jungmannschaft Deutschlands heute er werbslos ist und daß daraus dem Werte ungeheure Auf gaben, vor allen Dingen auch «eelsoroerlicher Art, er- wach.en. Mehr als eine Million BerpNegungStage zählte der Arbeitsloiendienst des evangelischen Zung- Männerwerks Deutschlands allein im vorigen Winter. Für den kommenden Winter dürfte diele Zahl wett über schritten werden. Daß trotz alledem auch die Opfer- freudtgkett tn den eigenen Rethen nicht zurückgegangen ist, sondern stch in der „Bruderhtlfe" auch tn diesem Jahre am Werbetag in Stadt uno Land betätigt, um dem Zusammenbruch an gefährdeten Stellen zu weh ren, mag di« Bitte unterstützen. Gustav-Adolf, Fei er in der Vberrealschule Aue In der Moniag-Morgenand acht der Oberrealschule wurde Gustav Adolfs gedacht, der vor 300 Jahren am 6. November 1632 bei Lützen fiel. Nach dem gemeinsamen Gesang von Gustav Adolfs Feldlied sprach Studienassessor Uhlig über die Bedeutung d«» Tage» unld würdigt« d«n Schwedenkönia al» Christen und Helden, der GlaübenS- und Gewissensfreiheit für di« Welt rettete. D«r Redner fährt« die Schülerschaft im Geist« nach den Schlachtfeldern von Breitenfeld und Lüden, wo Gustav Adobs die Sach« de» Evangelium» gegen Tilly und WalkOein steareich ver teidigte, und schilderte eindrucksvoll dm Verlauf der Lütz«, ner Schlacht, in welcher d«r Held au» dem Norden sein Leben für die evangelisch« Christenheit opferte. Daran schloß stch ein knapp Umrissen«» Lebensbild, da» mit kräfti gen Streichen da» Mich« Streben, die Reinheit und Fröm migkeit Le» großen Schwedenkönia» h«rverhob und zeigte, wie er stch durch streng« GeWsterztehung zum vorbMtchen Mann« und Herrscher entwickelt«. Ferner ging der Vor tragende aus di« Motiv« ein, die den König zu seinem KriegSzug nach Deutschland veranlaßten. Fälsch« Meinun gen und schice Auffassungen zurückweismd, legte er im Anschluß an di« Worte, di« der Kronprinz von Schweden bet der Gustav-Adolf-Feier aus dem Lützener Schlachtfeld gesprochen hat, dar, daß nicht Abenteuerlust und macht- politisches Streben den schwedischen König zum Eingreifen in dm Glaubenskampf veranlaßt hätten, sondern sein hohes Verantwortungsgefühl al» evangelischer Christ und seine Begeisterung für die Idee evangelischer Freiheit, al» deren Diener und Vorkämpfer er stch Gott verantwortlich fühlte. Gerade in unserm Tagen, so schloß der Redner, in denen Glaubens- und Volksgemeinschaft einen so bitterernsten Da- sein»- und Erneuerungskampf führen, sei «in Ausblick zu dem evangelischen Helden besonders geboten. Mit Luthers Schutz- und TrutzM schloß die Feier. Dank an Frau Stadt». Berta Hoffman» Wir haben gestern bereits mitgetM, daß Frau Koch- schulletterin Berta Hoffmann am vergangenen Sonn- abend auf ein dreißigjährige» segensreiche» Wirken tn unse rer Stabt zurückblicken . konnte. Bon der Bürgerlich«« Stabtverordnetenfräktion ist, wie un» mitgeteilt wird, an Frau Hoffmann ein Schreiben gerichtet worden, in der ihr Dank und Anerkennung für die langjährige selbstlose Arbeit »um Wohle unserer Stadt und besonder» zum Wohle der Armen in Au« ausgesprochen wird. Frau Hoffmann gehört bekanntlich fett einer langen Reih« von Jähren der Bürger- lichen DtadtvevordneteNfrattion an. Musikalische Feierstunde in der FriedenSkirch« Aue-Zelle Morgen Mittwoch, den 9. November) abend 8 Uhr find«t in der FriedenSkirch« «ine musikalische Feierstunde statt. Außer Orgel-, Violin» und GesangSvorttägen gelangt ,al» Hauptwerk die Kantate »JesuS segnet die Kindlein* von Adolf VrümerS zur Aufführung. Eine kindltch-schltchte Stimmung durchzieht di« ganze Komposition. Choral und I geistliche- Volkslied nehmen mit Recht einen breiten Raum «tn. Wärm« und Jnnigkit atmen bi« Solosiellen der Auti stin, welche d«n Evanomstm vertrttt, und de» Basse» (Jesu») au». Di« kurzen vierstimmigen Chorsätze sind äußerst charak teristisch aufaefaßt. Dem Ktnderchor werben sehr dankbar« Aufgaben gestellt. Dio Orgelbegleitung ist einfach und dabei doch fein «r^acht. Mit LescheLensten Mitteln ist -irr st» Kiner Art ein Keim» Meisterwerk geschaffen worben. Al» Bmtton ist Herr Oberlehrer Schramm, Schwamm»«», gewonnen worden, der m unsrer Kirch« bereit» soltsitsch ausgetreten ist. Möchten recht viel« Freund« d«r wmla» aaor» der Aufführung beiwohnen. Doch ein Fall von spinal« Kinderlähmung tn Am Wir haben kürzlich berichtet, baß auch tn Aue da» Auf treten von spinal« Kinderlähmung zu verzeichnen ist. von amtlich« Seite wurde dann darauf verwivsen, daß stch in einem Falle, e» handvlte sich dabet nm etn Kind von tu der Wehrstraße wohnenden Eltern, herauSgestellt hatte, daß die Erkrankung nicht mit spinaler Kinderlähmung identisch war. Dagegen ist ein ander« Fall zu vevzeichnen, bet dem «S stch tatsächlich um spinale Kinderlähmung handelt, und -war befindet sich da» Ktnd noch heute, wie uns von den in d« Mehnertstraß« wohnenden Eltern an Hand von ärzt licherseits ausgestellten Unterlagen mitgetem worden ist, wegen spinaler Kinderlähmung im Staotkrankenhau», wo «S sich ^glücklicherweise schon auf 'dem Wege d« Besserung befindet. ES liegt ohne Zweifel im Interesse der Einwohner schaft, wenn st« bei dem Auftreten der gefährlichen Krank- heft darauf aufmerksam gemacht und die Eltern zur vor- sicht ermahnt werde«. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß ein anderes hier «scheinendes Blatt in anmaßen der Weise feststellen zu müssen glaubt, daß eine einwand freie und dem Oesamtinteresse dienende Berichterstattung oaSselb« ist wi« die „Verbreitung von leichtsinnigen und beunruhigenden Alarmnachrichtow, die an anderer Stelle „tmmerwteder*zu finden sein mögen, bei un» dagegen nicht. Der Militärvereiu I Au« hielt im Kaffeehaus Wiealeb «ine gut besuchte Versamm lung ab. Vor Eintritt in die Tagesordnung ehrten die Mitglied« das Andenken an den verstorbenen Gastwirt Georgi, der über 30 Jahre dem Beretn angehörte. Bor sitzend« Reich«! gäb bekannt, daß tn der letzten Bor» standSsttzuna fünf Kameraden neu im verein aufgenommen wurden. Der Vorsitzende berichtete über die Vorsteher tagung der Bezirks in Schneeberg und teilte mit, daß der Bezirk beabsichtige, au» Anlaß de» 60jährigen Bestehen de» Sächsischen MMärveretnSbunde» vom 7. bi» S. Juni 1933 tn Dresden «in«n Gonderziw fahren -u lassen. Der 2. Vorsitzende, Fries«, und Kassier« Richt« berichteten kurz über die Tagung de» Schwarzenberger Bezirk» in A/tt /m Kim. ü> /K m?/ii». S/e üLeiEÄeirise^AeMiiKMeik/iii Sese/imaeA SiVliKineiireii-Sir) Seeiiiiileeeii befsttsk man-HX lüOarvSslaLrsn kottssqstkänlL -clsnVoekenbeöork für» eins klmMs VLv ksLsrvrdLNK »okLLvLr «Ue SolLWtt« R0MLR VOR K. tzvll.0 Lop^rlgtu d» ökrtto r—»<a»tv»og«e, n»ü- chookz l» „Arbeit ist «S, die wir brauchen. Arbeit und Gorgen, ste helfen uns am besten über die Leere oe» verlorenen und die dunkle Gegenwart hinweg.* Damit ging ste auS dem Zimmer. Sine tapfere Frau! Trotz Verlust von Mann und Sohn im Kriege, dem entschwundenen vermögen durch den In- flationsdiebstahl, bewahrte ste Mut und hatte den Glauben an di« Zukunft. So würde sein« Mutter auch handel». Sein« Mutter! woher nur die» Erinnern heute» Die alte Dam, machte den Teetisch fertig, stellt« «tn paar Blumen darauf. Ihr stille» Arbeite« tat ihm heute besonders wohl. Und er verfolgte ihr Tun aufmerksam, während er pro kormo am Schreibtisch arbeitete. .Der Tee ist fertig, Herr Schmid*, verließ st« da» Zimmer. Heute war er froh, nicht di« Reugter de» Mädchen» er wägen zu müssen. St« hätte sicher nach der Back» und hundert anderen Dingen gefr^' Sein Schweige» stört« st« nicht im mindesten. St« mu„.e schwatzen. Ueberrasch» betrachtete « de« Tisch. Da» war dasselbe Geschirr, da» « tmm« benutzte, dieselbe Decke, und alle» sah doch and«», gepflegter, hübscher, graztöl« au». Wie zu Hause» Al» ste den Tisch abräumte, fragt« stör »Soll ich den Umschlag erneuerns* .Richt doch, gnädig« Fra«. St« verwöhnen Nay zu sehr!* Da klingelte eS. Ste eilte, zu öffnen. .Der junge Herr, der schon öfter hier war, ist draußen, Herr Schmid.* .«h so, der»* sagt« sr nicht ebs» freundlich und ging S«r Tür Kaum hatte stch die Tür hinter dem Etntretenden ge schlossen, so «al d« junge Mann mit geweiteten Augen zu Herrn Schmid, wie» auf di« verbunden« Back« und fragte perplex: .Nanu, wozu diese Maskerade»* Er nahm Brill«, Mütze und Perücke ab. DK Motorradfahrerin kam zu« Vorschein. .Maskerade. wär'» nur daS! Elende Geschichte! Fressen für den Steckbrief: Besondere Kennzeichen, etn rote» Mal tn der Visage, verstehst du da»»* .Da» könnte ich nicht behaupten, du sprichst tn Rätseln. Was steckt denn unter dksem wundervollen Zahnschmerz umschlag»* .Wa» sonst» Ein« geschwollene Back« natürlich. Aber hoffentlich nützt der geheimrätltch« Umschlag. ES wär« wünschenswert. Hernach muß ich mit solch 'ne» Fratze kann man doch »irgend» htngehen*, ändert« « de» Satz. .Wa» ist'» denn eigentlich»* .wa» soll» sein» Alberne Fragerei! Et» Zweig hat «ich gestreift — beim Spaziergang.* .Und sowa» tischst du mir auf; ich fall'» glauben»* lacht, ste vergnügt. .Kommen wir endlich zur Sache!* unterbrach « sk. .Haft du dk Papkre abgeholt und mttgebracht»* Aller Ausdruck verlöschte jäh. Grau« Angst kroch t« ihr hoch. Bittend faltete ste die Hände, hob ste gegen ihn» .Ich habe ste nicht.. .* .wa» heißt das»* brach «lo». .willst du damit sagen, du hast ste vergessen»* Eine tkft Falk grub stch i» dk hohe Stirn, Zvrn rötete ste. .Alles geschah, wie verabredet. Ich nahm Urlaub, um .eine Tante im Krankenhaus« zu besuchen', benutzte daS Motorrad, holte dk Papier,. Auf dem Rückwege hatte ich eine Panne, stürzte tn einen Graben... Dabet habe ich scheinbar die Papiere verloren.* Sein Gesicht wurde zur Grimasse. Hart trat er vor sie; Drohung glomm in s«i»e» Lug«« auf, sk wurde« hart, mwrbittltch. .Du lügst!* .Ich sage die reine Wahrheit.* Vie duckt« stch angstvoll. »Die Wahrheit, Weib! LH*. ballte er die FäuA, hob ste gegen ste, .ich könnte mich an dir vergreifen.* Ste aber warf stch gegen ihn, umschlang ihn, fuchk sein« Sippen. Mit verächtltcher Gebärd« schleudert» « sk zurück. »Komödie!* Er strich tu unbewußt«» Ekl üb« sei»« Arme, die ste berührt hatte. Bei Vieser Bewegung verhielt ste den Atem. LtwaS Lauernde» kam tn ihr Gesicht, ihr Lächeln wurde bitter, seltsam leer. .Also so ist deine Liebe gemeint: Du ekelst dich vor mir. Wa» habe ich getan»* Ste schlug die Hände vor» Gesicht und schluchzt« laut aus. »Meinen guten Rus, mein« Ehr«, mein Lebe« hab« ich für dich riskiert und du — ver achtest mich* «Phrasen!* „Aber wenn du glaubst, ich sei nicht» al» b«i» will fährige» Werkzeug, da» du nach Belieben züchtigen kannst*, fuhr ste mit katzenarttg« Geschmeidigkeit gegen ihn, «so irrst du.. .* .Ich denke, dir Bezahlung war anständig.* .Du wagst mich an da» lumpige Geld zu erinnern! wovon sollt« ich denn sonst meine Rolle spielen» Für da» Sündengeld hätte ich nicht den kleinen Finger gerührt, wa» ich getan, geschah auS Liebe. Gesündigt habe ich au» Liebe, bin eine Verbrecherin geworden — alle» au» Sieb«.* .Eine Verbrecherin, wieso da»»* fragt« er kalt. »Mach mich nicht wahnsinnig! Du wetßt doch, wer hinter diesem Herbert Schmid steckt!* Gleichmütig zuckt« e, die Achseln. Da warf ste stch auf die Knk, drückte den Kopf gegen ihn, tn wild« Ver zweiflung und lodernder Leidenschaft. .Wirst du dein Wort hallen — sag, liebst du mich» Rieht wahr, wir stnd tn längsten» zwei Tagen über dk Gr«nz«, in Rußland. Alle» ist ja bereit, die Pässe visiert — und dan» heirate« «ft. Sag doch, daß e» so ist — oder»* hielt ste seine» kühle» Slick fest.