Volltext Seite (XML)
Dr. 2SI Sonutag, cien s. November lS32 21. Jahrgang — ——-— . > Eine Barteikirchr? wir lesen in der ^Deutsch-evangelischen Korrespondenz": ,^Ver Chronist hat folgendes zu Luchen: Laut Mitteilung de» „Bayerischen Kuriers" vom 2S. Oktober IM hat die oberste SA-Führung der NSDAP., Leitung „Chef de» Stabes" Röhm, nachstehend« Anordnung erlassen: „Lei den Sruppentommando« lind ab sofort, je ein SA.-Seist- ltchet «tnzustrllen. Di« Herren Pfarrer müssen V. S. sein und stehen im Rang, «ine» Sturmbannführer» b. v. Bestäti gung Lezw. Lestallungsurtund« nur durch di« oberste SA.-Füh rung direkt. Lei den Feldgottesdiensten der SA., di« mvgltM mit Fahneneinmethungen zu verbtnden find, sprechen ab 1«. Oklober IM nur di« SA.-Seiftltchen. Der P. S. Pfarrer Münchmeyer, «ttd al» Speztalreserent für di« Seiftltchen in der SA. ab sofort in di« Oberst« SA-Führung Lirufen . Man darf wohl erwarten, vorausgesetzt natürlich, daß der „vayerisch« Kurier" zuverllssia berichtet hat, daß di« Kirchen behörden alsbald zu dieser „Anordnung der obersten SA-Füh rung", di« so tief in da» Iuständigkett»g«bi«t der Kirchen (Seel sorg«. und Pflichtenkrei» der Pfarrer) «lngretk Stellung nehmen werden. Schwere Zusammenstöße in Wuppertal Wuppertal, 4. Nov. Zwischen Klebekolonnen der Nationalsozialisten und der Kommunisten kam «S tn der Nacht zu einer Schlägerei, tu deren Verlauf von den Ratio- rvalsozialisten etwa 15 Schüsse abgegeben wurden. Ein Arbeiter wurde schwer, ein anderer leicht verletzt. An einer anderen Stell« wurde ein Nationalsozialist durch einen die Dreiviertelmehrheit nicht erreicht. Im BerkehrSstreik selbst ist di« Lag« in den Abendstunden ruhiger geworden, Gewalttätigkeiten haben sich nicht mehr ereignet. Reichs minister Bracht als Polizeiminifter Preußens verzichtet des halb auch darauf, in der Dunkelheit noch mehr einzugreifen als unbedingt notwendig ist. Gr wird aber morgen die ge samte Schutzpolizei aufbteten und bekanntgeben, daß gegen jeden Widerstand rücksichtslos mit der Schußwaffe vor- gegangen wird. Der ReichSkommiffar ist überzeugt, daß die polizeilichen Machtmittel auSretchen, um Gewalttätig, ketten zu verhindern und den Schutz der Arbeitswilligen zu sichern. Deshalb ist auch nicht beabfichttgt, Reichswehr ein- zusetze« oder de« Ausnahmezustand zu erklären oder sonst irgendwelche Konsequenzen zu ziehe«, die über den Polizei- lichen Schutz hinauSgehe«. „Mskars grober Erfolg" Der Berliner BerkehrSstreik in russischer Beleuchtung MoSkau, 4. Nov. Der Berliner BerkehrSstreik fin det in Moskau große Beachtung. Man stellt es als einen besonderen Erfolg der KPD. dar, daß eS ihr gelungen sei, „die nationalsozialistische« Massen in den Streik einzube- ziehen", um einen Druck aus die Regierung und auf das deutsche Bürgertum auSzuüben. Trotz der grundsätzlichen ideologischen Gegensätze, die zwischen KPD. und NSDAP, herrschten, habe die Praxis deS deutschen pEschen Lebens bewiesen, daß ein taktisches Zusammengehen zwischen den beiden Gruppen ein großer Erfolg sei, der der Politik der Komintern und der KPD. annehmbar wäre. Ebenso wie der Fall der Auflösung deS Reichstage- sei auch der Ber- ltner BerkehrSstreik ein Beweis dafür, daß ein Zusammen arbeiten zwischen NSDAP, und KPD. manches Mal bei- den politische« Gruppen zu großem Erfolge verhelfen könne. r«U«e»e Wiederaufnahme der Arbeit Berlin, 4. Nov. Di« Leitung der BVG. rechnet damit, daß von 14 Uhr ab, dem letzten Termin für die Wiederaufnahme ber Arbeit, wenigsten- «in Teilbetrieb auf sämtlichen drei Verkehrsmitteln durchgeführt werden kann. Im Betriebsbahnhof ber Straßenbahn in Tegel wurde heut« morgen ein Sabotageakt entdeckt. Die Schalthebel an den Masten der Oberleitung waren teilweise abgeschaltet und abgebrochen. Berlin, 5. Nov. Nachdem sich heute etwa 500 Stratzenbahnfchaffndr und.sichrer zur Arbeit gemeldet haben, sind bisher 124 Straßenbahn-üge wieder in d«n verkihr gebracht worden. Auch die U-Bahn fährt zum Teil wieder. Der AntobuSverke-r ruht noch voll kommen. Die erste« Fährte« mit der Stratzendah« Ber l i n, 4. Nov. Di« von der BVG. für die Wted«r- aufnchme der Arbeit gestellte Frist bis heute nachmittag hatte zur Folge, daß sich schon im Laufe d«S Vormittag» ein« größer« Menschenmenge vor den verschiedenen Betriebs, bahnhvfen ansammelte. Um 2.45 Uhr verließ ÄS erster Wagen di« 96 L mit Richtung HallescheS Tor den Bahn- Hof. Neben dem Personal fuhr ein Aufseher und auf dem Vorder, und Hinterperron j« ein Pdlizeibeamtvr mit. Wei- ter wurde di« Straßenbahn von einem Streifenwagen der Polizei begleitet. Gleich nach der Ausfahrt wurde das Personal von der Menschenmenge wüst beschimpft. Man hörte Ruf« wie „Streikbrecher", „Strolche", „RauSholen" ufw. Jn der BillElliance^Straß« standen Tausende von Menschen, die von dem Betriebsbahnhof Kreuzberg ab gedrängt waren. Hier sah man auch die ersten au» der SIM AurüÄehrenden Wagen mit eingeworfenen Fenster- scheiibm. Ueberall war die Polizei damit beschäftigt, die Menschenmassen auSetnanderzutreibm. Kurz nach S.15 Uhr schien systematisch« Gteinwürfr gegen vorüberfahrende Straßenbahnen auf dem Abschnitt der Gnetsenau-Ecke BelleHllliance-Straße und der Kreuz- bergstraße ein, so baß dir Polizei sich gezwungen sah, Schreck- schüsse abzugeben. Auch die Polizeibeamtsn auf den Straßenbahnen zogen die Pistolen, um die Steinwerfer ab» zUschreckvn. Soweit sich'bisher feststellen läßt, ist von den einzelnen Schreckschüssen niemand verletzt worden. Nach- dem einige Haupträdelsführer zwangsgestellt »waren, wurde es ruhiger. Auf der Strecke mußten die Straßenbahnen wiederholt halten, da die Schienen und die Weichen durch eingeklemmte Steine unbefahrbar gemacht worden waren. Zahlreiche Wagen fuhren mit einigeschlagenen Scheiben in das Depot am Kreuzberg zurück. Ki« lot« Berlin, 4. Nov. vor einem Betriebsbahnhof in Berlin-Schöneberg kam «S heute morgen zu Zusammen rottungen streikender BBG.-Arbetter, die die Polizei aus- einanderzutretben versuchte. Die Beamten wurden tätlich angegriffen und derart bedroht, daß sie von ihrer Schuß waffe Gebrauch machen mußten. Auch aus der Menge sollen Schüsse gefallen sein. Eine Person wurde so schwer verletzt, daß sie auf dem Transport in- Krankenhaus starb. Tine »vettere Person wurde schwer verletzt. Vewerkschaften für Wiederaufnahme der Ardett Berli«, 4. Nov. Die Funktionäre der Tariforgani- sation der Freien Gewerkschaften haben die Wiederaufnahme der Arbeit Lei der BBG. empfohlen. — Hingegen hat eine lokale Streikversammlung, an der ungefähr 1200 Angestellte und Arbeiter der BBG. teilgenommen haben, sich für die Fortsetzung deS Streik- entschieden. RADAP^ und KPD-.Strettlettung für Fortsetzung de» Str«»» Berlin, 5. Nov. Wie die „D. «. Z." berichtet, soll die zentrale Streikleitung der Berliner verkebrSgesellschaft, die aus Kommunist«« und Nationalsozialisten besteht, gestern Nachmittag in einer Versammlung, an der insgesamt 120V Angestellte und Arbeiter t-ilnahmen, beschlossen habe«, de« Streik fortzusetzm. Acht Autobusse demoliert B « rl 1 n. 4. Nov. von den zehn Autobussen, die im Lauf« des Nachmittag« in Betrieb gesetzt wurden, sind etwa eine Stund« nach Inbetriebnahme acht Wagen von Strei. kenden so demoliert worden, daß sie aus dem Verkehr ge zogen werden mußten. Der neunte Autobu» wurde am KatseEilhelm-Platz in Schönebergmchrfachbeschossm. Berlin, 4. Nov. Im Laufe des Vormittag« haben sich auf den »ckhnhäfen bi« 14 Uhr etwa 2500 Arbeiterder BVG.' zur Verfügung schellt. Mr «im volle SLtcht werden etwa 5000 Mannschaften benötigt. ES Sonnte des» HM vorläufig nur teilweise der vetrteb wiMr ausgenom men werden. Bet der U» MckHochbachV Ätreckm UUL. pfmmg», «»»am«» Mer Tageblatt -sW-i- Anzeiger Mr das Erzgebirge Blutopser -es Streiks in Berlin Notverkehr unter Mnäigen Ausschreitungen cker streikenden Nationalsozialisten und Nommunisten — 3 Todesopfer nommen. Kurz nach 14 Uhr, als die Wagen die Depot» verließen, setzte sofort der Terror der Streikenden «in, die vom sympathisierenden Publikum tatkärfttg unterstützt wur- den. So sind am Stettiner Bahnhof zwä Omnibusse um- gekippt worden, wobei «S nicht ohne Verletzte abging. In der Kaiser-Allee wurden in die Linie 47. die als eme der ersten den Betrieb aussavnvmmen hatte, Barrikaden gebaut, die erst nach längerer Zeit beseitigt werden konnten. Ueber- all, wo sich Straßenbahnen zeigten, rotteten sich Streikende und sympathisierendes Publikum zusammen und bedrohten die Fahrer. In vielen Fällen wurden faustgroße Steine gegen die Wagen geschleudert, wobei vielfach Scheiben in Trümmer gingen. In den meisten Fällen waren die Wagen so schwach besetzt, daß weiteres Unheil nicht entstanden Ist. 2S7 Personen fest genommen Berlin, 4. Nov. Bis heute morgen stnd im Ber- kehrSstreik 297 Personen zwang-gestellt worden. Schüsse anf zwei Gteinwerfer Berlin, 4. Nov. Ein nach dem Depot in Treptow -urückkehrender Autobus der Linie 11 wurde in der Eichen- straße in Treptow von Streikenden mit Steinen beworfen. Ein den Wagen begleitender Polizeibeamtvr gab darauf hin einen Schuß auf di« Stetnwerfer >ab und verletzte zwei Personen. Der «ine Stetnwerfer erhielt einen Kntesteck- schuß, der andere «ine leichte Verletzung an der Hand. Ein Straßenbahnwagen Lefchossm B « rlin, 4. Nov. In der Weinmetstvrstraße wurde gegen 16.30 Uhr ein Wagen der Straßenbahnlinie 6 zu- nächst mit Steinen beworfen und, al« die begleitenden Poli- -eibeamten die Täter feststellen wollten, aus einem Hau» heraus beschossen. Mehrere Scheiben gingen dabei in Trüm mer. Am Alexanderplatz bildeten sich um die gleiche Zeit stark« Ansammlungen Streikender und Sympathisierender, so daß der FußgängerveckeHr völlig in- Stocken geriet. Nach wiederholter Anwendung des Gummiknüppels gelang e» der Polizei, die Ruhe wieder hevzustellm. Ein weiterer Toter B erlin, 4. Nov. In der Hauptstraße in Schöne berg wurden heute nachmittag mehrere Straßenbahnwagen nM Steinen beworfen, so daß die.meisten Wagen wieder in- D-vot zurückfahren mußten. Mehrere Polizeibeamte wurden hart bedrängt. St« haben einige Schüsse abgegeben, wodurch eine Frau Verletzungen erlitten Hot. Man brachte sie zur nächsten Rettungsstelle. Eine Krafiwagenstreife der Polizei ist in der Borbergstvaße beschossen und mit Steinen beworfen worden. Daraufhin erwiderte die Polizei da» Feuer. Hierbei wurde «in Mann getötet. Wetter wurde eine firau verletzt. — Im allgemeinen bietet das Innere der ÄM ein bewegtes Bild, da ber Straßenbahn-, Omni bus- und rl-Bahn-Berkehr doch nur recht spärlich funktto- ntevt rock gegen 17 Uhr nach Arbeitsschluss d«r Büros und Geschäfte die Menschen auf die Straße strömen. Besonder« tn der Geschäftsgegend der City, aber auch im Regierungs viertel, wird ein erhöhter Streifendienst aufrecht erhalten, um auch hier etwa auflommende politische Demonstrationen von der Bmmmetl« fvrnzuhaltm. Lee dritte Tote del de« Stteilkawale« Berlin, 4. Nov. Ei« 55jährige, Man«, der Lei den StreMrawallen in de, Usedomstraßr eine« vauchschnß erhalten hatte, ist i« Laufe des Abends im Krankenhaus gestorben. Leute Warle «olltlWe »abnahwr« de» Neichrkwniniffars Berlin, 4- Nov. In maßgebenden Kreise« wird di« Situation im Berliner BerkehrSstreik wie folgt veurtelttr In den Abendstunden schwirrten zwar eine Reihe Ge- rüchte durcheinander, fie treffen aber nicht zv. Da» gilt z. v. für da» Gerücht über die Ausdehnung des Verkehrs- streik» auf die GaSversorgnng Berlin». Die Abstimmungen tn den Betriebe« de, GaSbetriebSgesellschast stnd noch im Gange. Morgen wird erst da» SchlichtungSverfahrm statt- finde«. Nm in eine« Werk in Martendorf haßen sich 75 PrvMt der Velegschast K "«ärtr tn den «dww» Betrteten, svtvett ßt-her «eldnngen »mltege«, t»