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27. Jahrgang Mer Tageblatt -MW Anzeiger für -as Erzgebirge «ath-u««» »k amtUch«, o-ka-ntm-chim,«- «OK» d« Mott 'M» ««» Amtsgericht, 1>I>». p-m----»««' -»« 0^"- Donnerstag, äen 3.November W32 Die agresswe Haltung Bayerns Das Waldemok-Me «olkrbesehren s'L »L? .L von zwei Stimmen den diesem gramm der Reichsregierung entwickelte. Schließlich wird noch darauf hingewiesen, daß auch der Reichsinnen. Minister Freiherr von Gahl sein Verständnis gerade für die bayerischen Interessen durch die Vereisung des bayerischen OsthilfegebieteS bekundet hat. Die Aus nahme, die alle drei Mitglieder der Reichsregierung nicht nur bei den offiziellen Stellen, 'andern besonders herzlich auch i.. der bayerischen Ber Gerung gefunden haben, Hütte nach Auffassung politischer Kreise de. Nelchshauptstadt eigentlich eine andere Stellungnahme de» bayerischen Ministerpräsidenten erwarten lassen. Um so mehr wird es bedauert, wenn die überaus krasse Stellungnahme des Ministerpräsidenten Held in der Zusammenarbeit zwischen Reich und Bayern natur- notwendig ihre Konsequenzen nach sich pichen mutz. München, 1. Nov. In einer Wahlversammlung der Bayerischen Volk-Partei in Bad Tölz wandte sich Gtaatrat Schäffer, der Parteivorsitzende der Bayerischen Volkspartei, gegen den „durch die Negierung.Papen heraufbeschworenen Verfassungskampf" und erklärte, bei einer Personalunion Reichs-Preußen kämen im Reichs rat unweigerlich die Länder ins Hintertreffen. In diesem Zusammenhang sprach Staatsrat Schäffer von einem neuen Plan der Initiative Bayern» im Kampfe der Sünder um ihre Selbständigkeit. Der Plan werde dem Landtag nach den Wahlen vorgelegt werden. Das Reichskabmett unä Heläs Decke gegen ckie «Verpreuhung - -- - RMoNeerforgimg md KmümentmM von Dr. N. G. Ouaatz Geheimrat Dr. Ouaatz, der bekannte deutschnationale Wirtschaft-Politiker, hat bekanntlich in der vergangen«« Woche in Aue einen Vortrag vor einem geladenen Kreise von Persönlichkeiten aus der einheimischen Wirtschaft S<- halten. Am Anschluß an unseren Bericht über diese Ver sammlung veröffentlichten wir di« Auschrist «ine» der b«- deutendsten erzgebirgtschen Industriellen, der sich mit den Ausführungen von Dr. Ouaatz zur Kontingentierungs politik befaßte und fie vom Standpunkt de» -egen die Kontingentierung-Politik eingestellten Industriellen au« scharf kritisierte. Der Ouaatz stellt «ns darauf mit der Bitt« um Veröffentlichung folgenden Artikel zur «er- fügung. D. Red. Maßnahmen wie di« Kontingente find niemals an sich er wünscht. Sie find Schutzmaßnahmen, di« uns durch di« Lag«, namentlich durch da» Vorgehen unserer Nachbarn, ausgezwungen werden. Einige der europäischen Länder haben sich inzwischen mit uns geeinigt, andere, wie z. B. die Niederlande, setzen da« Stö rungsfeuer fort. Daß hierdurch eine schwere Beunruhigung in unseren Außenhandel gebracht wird und viele Export» und Im portfirmen Schwierigkeiten haben, wird kein Verständiger bestrei ten. Bedauerlich dabei ist, daß die deutsche Politik nach alter, schlechter Gewohnheit sich fast völlig passiv verhält. Man läßt die Vorwürfe der Gegner auf fich niederprasfeln, ohne auch nur dar auf hinzuweisen, daß nicht wir, sondern andere uns zu dem Kon- tingentsystem gezwungen haben. Noch bedauerlicher ist e», daß viel« deutsche Firmen und Verbände fich nicht damit begnügen ihre Vorstellungen der deutschen Regierung zu unterbreiten, sondern sich verführen lasse«, in der Oeffentlichkett die Partei de» Au»« lande» zu nehmen. Man mutz das vergleichen mit der Haltung der ausländischen Wirtschaftskretse bet handelspolitischen Ausein andersetzungen. Draußen pflegt man höchst selten fich in diese- Weise eine Blöße zu, geben. Endlich vergessen wir lewer immer wieder die schwachen Punkte d«r Gegner. Man spricht z. B. davon, datz die Holländer uns weit mehr Ware abnehmen, al» wir ihnen, dabei weiß jeder Sachkundige, daß unsere Ausfuhr nach Holland zu einem grohen Teil Durchgangsverkehr ist, datz «» fich also hi«r um deutsche Ware handelt, die Holland gar nicht selbst abnimmt, sondern nur vermittelt. Niemand weiß besser al» die Holländer, daß wir nicht etwa auf di« holländischen Wege angewachsen findi Es erscheint jetzt angebracht, die Holländer auf die Konkurrenz d«r Häfen Rotterdam und Antwerpen hinzuweisen, oder noch bester darauf, datz wir aus Rücksicht auf die holländischen Häfen lang« nicht genug tun, um den deutschen Verkehr über die deutschen Nordseehäfen zu lenken. Wir müssen der holländischen Wirtschaft durchaus den Rat geben, den Bogen nicht zu Überspannen. Bet einer Verschärfung d«r Auseinandersetzung zwischen beiden Ländern würde Deutschland ganz bestimmt nicht der am meisten leidtragend« Teil sein. Ein anderer Fehler der Regierungspolittk ist es zweifellos, daß man die Kontingentpolitik gerade dort nicht angewendet Hut. wo fie am notwendigsten isst Nämlich gegenüber denjenigen Län dern (meist Ueberseeländern), di« wett mehr an un» »erkaufen, al» sie un» abnehmen. Dazu gehören z. B. di« vereinigten Staat«« Nicht nur, daß sie an un» wett mehr »erkauf««, al« fie von un« kaufen. Sie fordern von uns SchuldziNsen, die wir gar nicht anders abtragen können, als durch Warenausfuhr. Nun aber zu den Lebensinteresten, um derentwillen wir die Kontingentpolitik überhaupt anwenden. Auf den Zusammenhang zwischen Kontingentpolitik, Schuldenregelung und Devisenzwang». wirtschaft habe ich bereit» wiederholt hingewiesen. In der Lat gehört zur Reform der deutschen Wirtschaft aller dret. Wir kön nen die Abzapfung unsere» Betriebskapitals durch den Druck auf Rückzahlung der Au-landskredite einfach nicht läng«r ertrag««. Man muß ein« ernste Mahnung und Warnung an di« Netchrbank richten. So viel ist doch klar, daß di« deutsche Wirtschaft in den Anfängen ihres Wiederaufstieg» gelähmt «itd, w«nn man ihr gleichzeitig zumutet, mehr Leut« einzustellen und mehr zu prod». zieren, ihr auf der anderen Seite aber die Wirtschaft»kredite kürzt. I» welchem Umfange da» geschehen ist, zeigen di« Neich-bankau»- weise. Zwischen der Wirtschaftspolitik d«r Retchiregierung und der Kreditpolitik der Retchsbank «afft «in Widetspruch, der auch heute noch nicht tatsächlich, sondern höchsten» in Worten überbrückt worden ist. Nach den letzten Aumvtisen der Zentralnotenbanken sind ihre Anlagen in Wechseln vom LV. September bi» zum 1V. Ok tober um etwa» mehr al» 100 Millionen -urückgegangen. Di« Sorge um di« Liquidität der vanken erstickt vielfach da» Gefühl für die Leben»bedürfniste der schaffenden Wirtschaft. w«r dl« Ding« «tntgermaßen kennt, der weiß, welch« ungeheure Erregung in der Industrie, namentlich in der kleinen uM> mittler«» In- dustri«, über diese Zustände herrscht. Tin weitere»: Unsere Industrie braucht ausländtsche Roh stoffe, und «» ist ganz klar, daß wir auf diese Lebensbedürfnisse In unserer TinfuhrpolM sorgfältig Rücksicht nehmen müssen. ' ) bitte den Leser, fich di» Müh« zu . m und zu würdigen. Im folgenden ist die Nettoeinfuhr an Rohstoffen der R«ttoetnfuhr an Lebens mitteln gegenübergrstellt (d. h. also di« Einfuhr nach ALptg di «u«suhr in den gleiche Warengattungin). «an sollt« mein«, k « da« Berlin, 1. Nov. Die Rede, die der bayerische Ministerpräsident Dr. Held gestern *n Stuttgart ge halten hat, findet in Berliner Politischen Kreisen einen lebhaften Widerhall. Eine offizielle Antwort wird aber nicht erfolgen. Als Begründung dafür wird angegeben, daß man e» vermeiden möchte, auf die ungewöhnliche Tonart zu erwidern, in der der bayerische Minister präsident die Reichsregierung und ihre Maßnahmen angegriffen hat. Es erscheint aber nicht al» ausge schlossen, daß die Rede Dr. Helds gewisse Konsequenzen 'n dem Verhältnis zwischen der Reichs- nnd der baye rischen Staatsregierung haben wird. Der Eindruck, den man von der Stuttgarter Rede in Berliner Kreisen hat. ist um so bitterer, al» die Reichsregierung immer wie- der den größten Wert darauf gelegt hat, die Beziehun gen zu Bayern al» dem zweitgrößten deutschen Land so eng wie möglich zu knüpfen und den bayerischen Auffassungen und Wünschen tunlichst entgegenzukommen. Da» ist besonders deutlich bei dem Staatsbesuch! des Reichskanzler» in München zum Ausdruck gekommen. Reichskanzler von Papen hat auch gerade von München auS — vor den bayerischen Industriellen — eine sei ner wichtigsten Reden gehalten. Die gleiche Verbun denheit mit Bayern kam -um Ausdruck, als Reich». ernährungSminister von Braun vor den bayerischen Bauern, ebenfalls in München, da» qroße Agrarpro Noch keine Entscheidung Berlin, 1. Nov. Der sozialdemokratische Partei vorstand hatte vor einigen Monaten ein Volksbegehren auf Aufhebung der sozialpolitischen Ermächtigung der Reichs- Notverordnung beim Reichsinnenminister beantragt. Eine Entscheidung über die Zulassung dieses Volksbegehrens ist nock nicht gefallen. Wie das Nachrichtenbüro des DDZ. hört, ist diese Verzögerung darauf zurückzuführen, daß die Zulassung dieses Volksbegehrens eine Reihe von Rechts fragen aufwirft, die einer gewissenhaften Prüfung bedürfen Nach den gesetzlichen Bestimmungen sind solche Volksbegeh ren unzulässig, die den Etat des Reiches berühren. Die Klärung dieser Frage ist bei dem sozialdemokratischen Volksbegehren besonders schwierig und macht umfangreiche Besprechungen innerhalb der verschiedenen Reichsressorts notwendig. Solche Besprechungen fanden auch in diesen Tagen wieder statt. Die Entscheidung Mer die Zulassung deS Volksbegehrens wird in der nächsten Zeit, allerdings kaum noch vor den Wählen, fallen. Angesichts der Schwie rigkeiten wird über in diesem Falle der Innenminister kaum allein die Entscheidung fällen, sondern eS ist zu erwarten, daß das Gesamtkabinett zu dem Volksbegehren Stellung nimmt und über Zulassung oder Nichtzulassung entscheidet. Drei Reichsrvahlvorschliige gestrichen Berlin, 1. Nov. Die Prüfung der Reichswahr- Vorschläge durch den Reichswahlausschuß hat die Zurück weisung dreier Vorschläge ergeben. Der Ausschuß kann Reichswahlvorschläge zur Reichstag-Wahl nur unter der Voraussetzung zulassen, daß KreiSwahlvorschläge zu- gelassen worden sind, die sich an diese ReichSwahlovr- schlüge anschließen. Diese Voraussetzung .ist für die Reich-wahl-vorschläge Nr. 22 „s" " " . ' ' . schlesien-, Grenzschutz- und FreikorPSkämpferv, Nr. 23 > „Deutsche Kaiserpartei" und Nr. 24 „Deutsche Prüft- dialpartet" nicht erfüllt worden. Diese Reichswahl vorschläge wurden gestrichen. Die Fiiranzrerungsverhaiidlrtirgen der Reichspostbestellungen Berlin, 1. Nov. Der schleppende Verlauf der An- leihöverhandlungen der Reichspost zur Finanzierung ihrer Beteiligung am ArbeilSbeschaffungSprogramm beweist, daß die Geldgeber im Augenblick, d. h. so kurz vor wichtigen Wahlen, fich zu Goldhergaben kaum entschließen können. Die Verhandlungen werden nach Informationen deS WTB.-HandelSdienst weitergeführt, mit dem durchaus er- reichbaren Ziel, eine Anleihe von maxknal 60 MMsnen ReichSmark -u bekommen. In dAer Wartung hat we Posthum an der MkurbelungSaktion gebührend beteiligt zu sein, etwa» Mer die Hälfte de» S0-MUtonew-RM..Pro- ru>r 4o-Muno«n.Lvva-'- vei M,, fghren wir aber -in? Ich LAS- WsmtWllL D-nck«- -"IM--». träge an Industrie und Handel in die Wege geleitet und heraus gegeben. Steigende Reichsbahneiirnahmen Die Reichsbahn kann im Oktober eine wenn auch geringe Steigerung der Einnahmen verzeichnen. Während im August und September ein Tagesdurchschnitt von rund 10,5 Mill. RM. auf der Einnnahmefeite erreicht werden konnte, stieg die Durchschnittszahl im Oktober auf rund 11 Mill. RM. an. Bemerkenswert ist diese «Steigerung insofern, als in den Vorjahren der Oktober gegenüber dem September stets einen geringen Rückgang aufwieS. Trotz der zu verzeichnenden geringer Besserung sei jedoch die Situation immer noch als trostlos zu bezeichnen, wenn man sich vergegenwärtigt, daß noch im September 1929 der Tagesdurchschnitt 19,9 Mill. >RM., im Oktober 19,2 Mill., in den gleichen Monaten 1930 16,7 bezw. 16,3 MM. RM., 1931 13,7 byzw. 13,6 Mill. RM. betrug. Weiterer Rückgang der Konkurse und Vergleichsverfahren im Oktober Berlin, 1. Nov. Nach Mitteilung des Statistischen Reichscrmts wurden im Oktober 1932 durch den „Reichs- anzeiger" 459 neue Konkurse — ohne die wegen Masse- mangelS abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung — und 262 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben. Die entsprechenden Zahlen für den Vormonat stellen sich auf 480 bezw. 306. Politischer Zusammenstoß in Hamburg i Hamhurg, 1. Nov. Im Stadtteil St. Georg kam i eS in der Nacht zum Dienstag zwischen Angehörigen deS ' Reichsbanners und Nationalsozialisten zu einem Zusammen setzung .ist für die stoß, jn dessen Verlauf Schüsse fielen. Ein Angehöriger — „ .Freiheits-Bewegung NSDAP, erhielt einen Bauchschuß. Die Polizei nahm Schwarz-Weiß-Rot (ReichSbund der Baltikum-, Ober- Versionen fest. Arbeitsniederlegung beim Freiwilligen Arbeitsdienst Altona, 1. Nov. Im Altonaer Freiwilligen Ar beitsdienst haben über 1000 Beschäftigte die Arbeit nieder gelegt. Die Ursache ist darin zu suchen, daß die von der Stadt gezahlte Sondevzulage von 1 RM. auf Grund der neuen Reichöbestimmungen nicht mehr gezahlt werden kann. Buchdruckerstre» in Danzig Danzig, 1. Nov. Seit längerer Zeit schwebten zwischen den Buchdruckergewerkschafton und dem Danziger Zeitungsverlegerverein Verhandlungen wegen Einführung der 40-Stunden-Woche bei gleichzeitiger Beibehaltung der