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Auer Tageblatt : 22.10.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193210224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19321022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19321022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-10
- Tag 1932-10-22
-
Monat
1932-10
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 22.10.1932
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E.Betlag« zu Nr. R49 d«1 Nun raflkblafte» und Lnzeiaer» svr da» Lrzgebtrye. Sonnabend, den 29 Oktober 1SS2 der alten er; unser« L«ben»erwartüng hat sich iü den letzten 50 Jahren über« rasehend erhöht. Di« mittler, Lebensdauer betrug: 1871/80 tVr"rund 20 Lebensjahre mehr im Durch- iben al« noch vor verhältnismäßig sehr Neue Bolkskrankheiten v« Dr. «ch. R. Ftztschs», Professor an der Technischen Hochschule Dresden llchen, sondern auch einen volkswirtschaftlichen Gewinn dm^ hygienische Maßnahmen zu erzielen. Sie werden im wesent lichen darauf hinauSlaufen müssen, durch geeignete Organi sation möglichst frühzeitig die Kranken in Behandlung zu bringen, da dann einmal durchaus günstige HeilungSauS- sichten bestehen und mit ihnen die KrankheltSdauer absinkt. ueberdieS wird natürlich die Forschung ebenso gefördert werden müssen wie der Ausbau der Behandlungseinrich tungen in Krankenhäusern. Mit der zunehmenden Lebenserwartung sind selbstver ständlich auch alle anderen Alterskrankheiten häufiger ge worden. So hat sich die Zuckerkrankheit gegenüber der Jahr hundertwende annähernd verdoppelt, die Krankheiten deS Herzen- und der Blutgefäße sind unter den Todesursachen in den letzten 15 Jahren rund um ein Fünftel häufiger ge worden; völlig Entsprechendes gilt von Rheumatismus und Gicht. Auch bei all diesen Krankheiten wäre der systematische Ausbau von Vorbeugungsmaßnahmen zu wünschen und über dies auch durchaus möglich. Eine weitere sehr beachtenswerte Tatsache ist, daß die Häufigkeit von Erkrankungen des Nervensystems zunimmt. Zwar sind sie nicht so sehr unmittelbare Todesursache, doch verdienen sie wegen ihrer Neigung, oft jahrelang die Arbeits fähigkeit und Lebenslust des Kranken zu beeinträchtigen, unsere Aufmerksamkeit. Vergleichen wir die Todesursache von Mensch und Tier, so zeigt sich aber immerhin, daß Er krankungen des Nervensystems beim Menschen mindestens zehnmal so oft Todesursache sind wie bei Säugetieren. Die Gründe dafür sind mehrfacher Art. An ihrer Spitze steht wohl die Ueberlastung unseres Gehirns, die bereits in der Kindhelt mit Ueberbeanspruchung der Merksähigkeit durch entbehrlichen Gedächtnisstosf beginnt. Hier wie später iin prak tischen Leben sind Entlastungen vonnöten. Außerordentlich starke nervliche Beanspruchung bedeutet der Großstadtverkehr mit seinem Zwang zu schnellen Ent schlüssen, ebenso die dauernde Lärmbelästigung, die in Fabriken, Straßen und Wohnungen uns bedrängt. Hygie nisch schädlich ist auch die nur schwer zu vermeidende und leider so häufige Durchbrechung unserer Ruhezeit durch den Fernsprecher, ebenso durch die oft recht mangelhafte Schall dichtung der Häuser. Sehr zu befürchten ist ferner, das; die sogenannte Ratio nalisierung der Betriebe zu einein nicht wieder gutzumachen den Verbrauch an Nervenkraft führt. Jede Rationalisierung läuft daraus hinaus, die Arbeit durch Ausschaltung entbebr- licher Nebcnbewegungen zu beschleunigen. Einmal ist die Folge davon einseitige Beanspruchung nicht nur bestimmter MuSkelgruppcn, sondern auch ganz bestimmter Gchirnzentren, daun aber setzt der glatte Ablauf eines so geregelten Arbeits- Vorganges auch voraus, daß der BewegungSrhythmus nicht durch andere Einwirkungen gestört wird. Solche sind aber schon durch die Geräusche der verschiedenen Arbeitsvorgänge, die nebeneinander stattfinden, in reichem Maße vorhanden. DaS mindestens sollte und könnte Wohl auch vermieden werden. Es ist z. B. falsch, mehrere Schreibmaschinen in einem Rauin zugleich benutzen zu lassen. Selbstverständlich sind noch lange nicht alle Ursachen der Zunahme nervöser Störungen mit dem Gesagten erwähnt. ES ist vielmehr nur eine kleine Auswahl von störenden Ein flüssen, die verhältnismäßig leicht zu beseitigen, mindestens aber weitgehend zu bessern wären. Jeder einzelne kann selbst vieles dazu beitragen, allein schon durch natürliche Lebens weise. Dennoch brauchen wir oen Ausbau einer psychischen Hygiene wie überhaupt der Gesundheitsfürsorge des Er wachsenenalters, die noch durch systematische Bekämpfung der Alterssterblichkeit ergänzt werden muß. Beide Aufgabenkreise der Hygiene stehen in engem Zusammenhang. Verbessern wir die Hygiene des Erwachscnenalters, so bedeutet dies zu gleich eine vorbeugende Fürsorge für die höheren Alters klassen. Wir können so auch erreichen, daß die Arbeitsfähig keit länger erhalten bleibt und mehr Menschen als bisher für die letzte Zeit ihres Lebens körperliche und geistige Frische, welche Voraussetzung ihres Wohlbefindens ist, sich bewahren. . Di« dielfach vertreten« Meinung, dir Menschen wären früher gesünder gewesen, al» jetzt, widerspricht allen be kannte» Tatsachen. Im Gegenteil, di, Zahl Menschen ist gegenwärtig sehr viel höher al» fr» Lebenserwartung hat sich in den letzten 50 J< raschend erhöht. Di« mittler« Lebensdauer ' „ für den Mann 85,58, fiir di» grau 38^45 Jahre; 1901/10 44M : »8,83 und heute etwa 56: 58. Die Zahlen besagen, daß beide Geschlechter rund 20 Lebensjahre mehr im Durch- schnitt zu leben haben als noch vor verhältnismäßig sehr kurze, Zeit. Möglich geworden ist »in« solche Steigerung de» Durchschnittsalter» durch da» Zusammenwirken verschie dener Faktoren. Einer der wichtigsten ist der Rückgang der Seuchen, be sonder» der schwarzen Pocken und der Cholera, aber auch deS TvphuS, di« zwischen 1870 und 1880, ja, teilweise auch noch spater zahllose Todesopfer forderten. Dieser hygienische Ge winn ist dem staatlichen Impfzwang, der Kanalisation der Städte und der zentralen Trinkwasserversorgung sowie noch rmer ganzen Anzahl von sonstigen Maßnahmen der öffeut- lichen Hygiene zu danken. Auch der Rückgang der Säuglingssterblichkeit hatte be trächtlichen Einfluß, ovgleich hier noch nicht die denkbar günstigsten Zahlen erreicht sind. Zugleich verursacht die ab nehmende Geburtenziffer, daß ein geringerer Teil der Be völkerung al» früher in dem besonders gefährdeten Säug lingsalter sich befindet; da» drückt die Höhe der Gesamtsterb lichkeit zwar mit herunter, färbt aber, den Vergleich mit früheren Zeiten etwa» zugunsten der Gegenwart. Endlich wäre die Abnahme der Tuberkulosesterblichkeit z» erwähnen, die rund auf ein Drittel gesunken ,st. Die Folge all dieser Umstände muß nun sein, daß die MenscheN-tetzt eben an anderen Ursachen sterben als früher. Da da» Durchschnittsalter viel höher geworden ist, müssen w,r erwarten, daß die typischen AlterSkrankheiten mehr im Vordergrund stehen. Tatsächlich ist die» auch der Fall. So ist di« Krebshäufigkeit rund auf da» Zehnfache der Höhe gestiegen, di« sie um die Mitte deS vorigen Jahrhunderts aufwie», wa» wir teilweise darau» erklären können, daß Krebs vorzugsweise Menschen jenseit» de» 40. LebenSmhreS befällt, dir eben jetzt einen höheren Anteil der Bevölkerung ouSmochen. Völlig ausreichend ist jedoch diese Deutung nicht. Ein« gewiss« Vortäuschung erhöhter Krebshaufigkeit ist z. B. dadurch «ingetrrten, daß wir mit sich dauernd verbessernden Methoden der Krankheitserkennung arbeiten, unter andern, di« Röntgenstrahlen ausgiebig zur Diagnose versteckt sitzender Krebsgeschwulst« verwenden, di« eben früher al» solche nicht erkannt werden konnten. Die Folge davon ist, daß die leicht erkennbaren Krebsformen annähernd konstant bleiben, d>e schwer zu findenden um rund 72 Prozent häufiger vorzukom- m«n scheinen. Abgesehen von diesen Umständen, dürfte die Kr«b»sterblichk«tt an sich doch zugenommcn haben. Wenn wir nämlich innerhalb eine» kurzen Zeitraumes, in dem keine wesentlichen Verbesserungen der Krebsdiagnose erzielt wurden, die KrrbShäufigkeit nicht in de, Gesamtvevdlkerung, sondern in den gefährdeten Altersklassen dergleichen, so finden wir immerhin «in« beachtlich« Zunahme. Auf jeden Fall erfordert di« erhöhte Krebssterblichkeit di, Organisation «eigneter Abwehrmaßnahmen, da e« für den Kranken wie für die Familie oder auch volkswirtschaftlich nicht gleichgültig ist, woran man stirbt. Krebs gehört zu den langwierigsten Krankheiten, die wir kennen. Beträgt doch di« durchschnittliche Krankheitsdauer bei Brustkrebs 38 Monat«, Gebärmutterkrebs 20, Mastdarmkrebs 26, Zungen- KH» 16 und Speiseröhrenkrebs 12 Monate. SS ist also mit 1—8 Jahren Krankheitsdauer zu rechnen. VW Kisten «ine» Krankheitstage» betragen, gering veran- Ichlagt, durchschnittlich 5 Mark, eiu Jahr somit 1800 Mark, vam den letzten Jahren etwa je 70000 Menschen im Deutschen Reiche am Kreb» starben, so würden diese min- destm» 70000x1800 — IW Millionen Reichsmark an Kosten verursacht hoben. Hier wäre also ein« Möglichkeit, nicht nur einen ja servitz Höhe« zu vovanWagenden Mensch- Die Nachbarin Knikuck. Fünf Minuten Vogelkunde von Ma; Geißler. Dw SperbergraSmücke saß in ihrem Neste und legte eiu Ei. Tscheck, ihr Mann, bummelte ein bißchen durch die blühenden Sträucher, dann wurde er aus die Nachbarin Kuckuck aufmerksam, pirschte sich an das Nest heran und rief seiner Fran etwa» hinab. Die hatte keine Zeit, hinzuhören. Da sang er ein Stückchen. Das klang sehr hübsch. Aber ein so feiner Musikant wie seine Vettern, dre Schwarzköpfe, war er nicht. Nun, dafür leitete er jedes Stück mit einem Trommelwirbel ein, worauf er sehr stolz war. Sachkenner unter den Menschen behaupteten zwar, dieses Trommeln sei ein« Schrulle von ihm: er sei ein aanz guter Flötist, aber er sollt« nicht soviel in der Nachbarschaft herumhorchen. Bald Pirolte er ein bißchen, bald knarrte er wie ein Star, und sogar der Zaunkönigweis' hatte er etwas abgelauscht. Da strich die Nachbarin Kuckuck über ihn durch den Baum wipfel und äugte scharf in das Nest der Grasmücke. Tscheck setzte sie deshalb zur Rede. Und wer die Vogel sprache verstünde, der hatte etwa das folgende Gespräch be lauschen können. ^^Mor^'n!" sagte Tscheck kurz angebunden. „Du hast Wohl „Absichten- Wa» willst Du denn damit sagen?" „Nun, Du hast un» schon voriges Jahr mit einem Zieh- kad beglückt..." Die Kuckuckin tat, al» ob sie ihn nicht verstehe. Gra-mücken» waren kleine Leute, und wenn sie solch einen Freßsack in der Wiege hatten, dann mußten sie sich alle beide tüchtig sputen, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Je nun, man durfte da nicht hartherzig seinl Die kleinen Vögel wissen besser al» die Menschen: ES ist ein Naturgesetz, dem die Kuckucksfrauen gehorchen, indem sie den Nachbarinnen hin und wieder rin Ei unterschwmdeln. Sie sind weder zu faul zum Atzen der Nachkommen, noch sind sie herzlose Bummlerinnen — wie man ihnen da» ungerechterweise nachsagt. Um ein Naturgesetz handelt e» sich: Die Kuckuckin hat nämlich keinen Kropf, wie die meisten Leute im Federrock («» gibt noch ein paar, die haben auch keinen, nähren sich aber nicht von so unbekömmlichen Dingen wie die Kuckucke). Und wa» hat der Kropf mit Eierlegen und Kinder erziehung zu schaffen? Sehr diel! Von der Natur sind Kuckuck» bestimmt, die dicken haarigen Raupen zu essen, die de« Wald verwüsten helfen. Sie verschlingen davon so viele, daß sich die Raupenborsten in ihre Magenwände spießen... «no zwar kriegen die Vöael jene Haare deshalb in den Magen, well sw keinen Kropf haben, in dem fie die Bärenraupen erst ordentlich verarbeiten könnten. Nun, da» schadet der Frau Kuckuck offenbar nicht»; denn W ichrrlwt Ach daLst jchi wotzl. Lima ße ab« ihres Krude« solch eine Mahlzeit vorlcgen wollte, würden die daran eingehen. Die Nahrung, die diese Kinder brauchen, kann ihnen nur im Kropfe kleiner Vögel bereitet werden. Und wenn die Kuckucksfrauen einmal zwei Sommer hintereinander ver suchen wollten, Kinder im eigenen Neste aufzuziehen, dann wäre ihr nützliches Geschlecht rasch ausgestorben. Ein Verlust für die Welt? Für den Wald auf alle Fälle! Kavalier auf Bestellung Eine Magdeburgerin verabschiedet sich von ihrem „Sichecheitsbcaimten". Um sich gegen Belästigungen, politische oder räuberische lieber- fälle zu schützen, können sich jetzt die Magdeburger auf einen Sicherheitsdienst abonnieren, der ihnen für abendliche Aus gänge handfeste Begleiter in Uniform stellt. SÜOO Personen haben in kurzer Zett sich auf diesen Dienst abonniert. um die sein, >en. Auch Pflanzen wollen ihre Ruhe habe«. Nene Erkenntnisse in der Pflanzenzüchtung. — Die Tomate riecht ba» Lenchtga». — Künstlich geförderte» Wachstum. von Crik F. Ra-müssen. Mit dem werdenden Frühling wendet sich da» Interesse des Menschen im höheren Maße der Pflanzenwelt zu. Der Besitzer eines kleinen Grundstückes, auf dem er Blumen oder Gemüse zieht, beginnt mit der Herstellung der Beete, ebenso der Handelsgärtner, der sich ball) darauf an die Verpflanzung der >m Treibhause überwinterten Pflanzen in» Freie macht. Für beide, die im allgemeinen sich wenig — wissenschaftliche Erkenntnis e zu kümmern Pflegen, dürften 1 Ergebnisse in letzter Zeit angestellter Versuche von Interesse se da sie gerade dem Pflanzenzüchter wertvolle Aufschlüsse geb. Diese beziehen sich einmal auf die Keimfähigkeit ver schiedener Saatarten. Bekanntlich verlangt der Samen der Pflanzen, seien es Blumen oder Getreide, nach der Ernte eine Zeit zur „Nachreise", zu welchem Zwecke er an geeigneten Plätzen gelagert wird. Erst nach Ablauf einer bei den einzelnen Pflanzen verschiedenen Frist ist der Samen zum Keimen bereit. Diese Frist erstreckt sich, zumal bei ungleichmäßiger Temperatur, unter Umständen über Jahre. Die zur Nachreife erforderliche Zeit kann nun ein für alle'mal bestimmt und erheblich verkürzt werden, wenn das Saatgut ständig unter gleichbleibender Temperatur gehalten wird. Am günstigsten hat sich für die meisten Pslanzenarten eine Wärme von fünf Grad Celsius erwiesen. Während man früher bei bestimmten Rosensorten fünf bis sieben Jahre Nachreife fiir erforderlich hielt, wenn man sicher auf ein gutes, kräftiges Aufgehen rechnen wollte, läßt sich unter der ge nannten Voraussetzung die Frist aus nur 140 Tage abkürzen. Auch die Behandlung mit bestimmten Chemikalien ver mag die Keimzeit günstig zu beeinflussen. Der Amerikaner I)r. Denny fand, nachdem er 224 verschiedene Stoffe versucht hatte, daß mit Aethylen-Chlorhydrin-Dämpfen behandelte Saatkartosfcln über einen halben Nieter hohe Stauden trieben und schon Knollen ansetzten, bevor aus gleichzeitig gepflanzten, aber nicht behandelten Kartoffeln überhaupt das erste Grün an die Oberfläche gelangte. Die Bedeutung dieser Entdeckung in wirtschaftlicher Hinsicht liegt auf der Hand. Außerordentlich bedeutungsvoll sind auch die Unter suchungen, die man in den letzten Jahren über den Einfluß des Lichts auf den Pslanzenwuchs angestellt hat. DaS Institut für Pflanzenheilkunde in Römers in New 'Aork besitzt z^B. einen beweglichen Kran mit 48 Tausend-Watt-Lampcn. Mit ihm läßt sich ein Treibhaus nach dem Schwinden des Sonnen lichts auch Vie Nacht hindurch taghell erleuchten. Ein anderer Raum des Instituts wirb ständig durch 25 Andcrthalb-Kilo- Watt-Lampeu erhellt. Es hat sich nun heronsgestellt, daß die Pflanzen durch diese ständige kräftige Beleuchtung ganz verschieden beeinflußt werden. Einige „arbeiten", d. h. wachsen die vollen 24 Stunden des Tages hindurch, andere dagegen streiken, wenn man von ihnen Üeberstnnden verlangt. Gerste, Kohl und Klee unter brechen ihr Wachstum so gut wie gar nicht, so lange sie nur genügend L'cht erhalten. Man hat Klee mit künstlicher Be leuchtung innerhalb 35 Tagen zum Blühen gebracht, während er aus dem Felde dazu mehrere Monate braucht. Tomaten dagegen verlangen gewisse Ruhepausen. Setzt man sie länger als 17 bis 18 Stunden täglich dem Licht cms, so lassen sie die Blätter hängen und machen nicht mehr mit. Nun kann man derartige Apparate natürlich für Getreide und Gemüse der genannten Arten praktisch nicht verwende»; das würde einen kostspieligen Kohl geben. Immerhin bei selteneren und teureren Blumen z. B. kann man von dem Verfahren schon mit Erfolg — auch in wirtschaftlicher Hinsicht — Gebrauch machen. Z. B. Blumen, die viel Licht zur Ent wicklung brauchen, werden zur Zeit der kurzen Tage durch künstliche Beleuchtung gut gefördert werden können. Nun besteht übrigens ein großer Unterschied zwischen Licht und Licht. Das gewöhnliche Fensterglas z. B., wie man es gemeinhin in Treibhäusern verwendet, setzt den ultra violetten Strahlen des Sonnenlichts ein unüberwindliches Hindernis entgegen. Diese für das Wohlbefinden der Men schen so überaus wichtigen Strahlen haben sich indessen für das Gedeihen der Pflanzen als ohne Bedeutung erwiesen^ Die Sache sieht jedoch gleich ganz anders aus, wenn man beispielsweise die grün-blauen Strahlen ausschaltet, wodurch das Wachstum stark gehemmt wird. Der Mangel an ultra-violettem Licht ist für daS Wachs tum der Pflanzen i« Treibhäusern, wie Wir sagten, ohne Ein fluß. Dagegen weisen solche Gewächse einen auffallenden Mangel des zur Verhiildcrung oder Heilung der Rachitis so wichtigen Vitamins D auf. Der Nachteil läßt sich durch spätere Bestrahlung mit ultra-violettem Licht allerdings wieder ausgleichen,' indessen führt man einem Menschen durch eine Bestrahlung von einer Minute Dauer ebensoviel des wert vollen Vitamins zu, wie wenn man seinen Tagesbedarf an frischem Gemüse eene Stunde lang diesem Licht aussetzt. Aus ganz anderem Gebiete liegt eine Entdeckung, die man hinsichtlich der Tomate gemacht hat. Die Pflanze liefert nämlich nicht allein eine wohlschmeckende und bekömmliche Frucht, sondern macht sich unter Umständen auch als Warnungssignal gegen Lcuchtgasvcrgiftungcn nützlich. In Treibhäusern kommt cs, vor allem, wenn draußen oer Boden hart gefroren ist, vor, daß aus einem gesprungenen Gasrohr entwichenes Leuchtgas oft aus erheblicher Entfernung an die Oberfläche dringt und dort, ehe es der menschliche Geruchs sinn wahr zu nehmen vermag, großen Schaden anrichtet. Ein Teil Gas auf 100 000 bis 200 000 Teile Luft genügt aber bereits, die Blätter der Tomatenpflanzen zum Sinken zu bringen, ein untrügliches Zeichen, daß im Treibhaus giftige Gase sich befinden. Der Kater als Einbrecher. Der Beruf des Fassadenkletterers ist vielleicht recht ein träglich, aber auch nicht ganz ungefährlich. Denn in jeder einigermaßen beleuchteten Straße muß ein an einer Dachrinne oder dergleichen hochkletternder Mensch den Vorübergehenden auffallen. Dagegen, wird sich schwerlich jemand etwas BöseS denken, wenn er eine Katze den Weg in die Höhe nehmen sicht. Hiermit rechnete offenbar ein ganz Gerissener, den es kürzlich unschädlich zu mache» gelang. Er hatte einen großen Kater so abgerichtet, daß dieser nachts in offen stehende Fenster der Stockwerke eindrang und alles, was er dort an seidenen Stoffen fand, auf die Fensterbrüstung schleppte und nach außen heruuterfallen ließ. Seit Wochen war die Polizei bemüht, den Berüber dieser Diebstähle ausfindig zu machen. Durch einen Zufall wurde er schließlich erwischt. Eine der be stohlenen Frauen hatte eine diebische Elster im Verdacht und eine entsprechende Falle ausgestellt. Die Dame war nicht wenig überrascht, als sie kürzlich beim Tagesgrauen durch einen erheblichen Lärm geweckt wurde. Licht machend erblickte sie einen großen Kater. Der eine Hinterlauf steche in der Falle. Zugleich hatte sich das Tier in einen wertvollen Seidenschal verstrickt. Die alsbald herbeigerufene Polizei „verhaftete" zunächst den vierbeinigen Verbrecher; e» gelang dann unschwer, auch lernen Her« nah damit den eigentliche» Dieb za ermitteln. - K .l .
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