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1. Veilape M Nr. >47 de* Nuer Tapedia»re» und Ar»«tuers rur da* Erzgeorrge. Donnerstag, den 20. Oktober 1v»2 — » " — Vorschlag der StaatAP artet für Ostsachsen flehen an der vpttze Oberbüraermetster Dr. Kül», Pros. Dr. Kastner und Krau «tsadeth Müller. Au» der Industrie Pretzspanfabrik Untersachseafeld AG. vorm. L. Helling«» Di« GB. aenehmigte die Gewinn» und Boklustvechmmg und beschloß, den -ur freien Bevfüaung stehenden Unter- stützunMonds aufMösen und den Betrag dem Reserve ¬ fonds zu überweisen, der sich damit auf 48 01S RM. er» höht, diesen zur teilweisen Deckung de» Verluste» zu ver wenden und die verbleibenden 71Ü70 RM. auf neu« Rech nung vorzutragen. Der Gesamtverlustvortrag stellt sich dann auf 98225 RM. (t. B. 21 655 RM. Verlust). Au» dem Bericht de» Vorstandes ging hervor, daß da» Werk Brethau» zur Zeit gut beschäftigt ist. Im Wert Unter sachsenfeld wird auch wieder voll gearbeitet, jedoch ist hier eine Besserung de» Auftragseingänge» noch nicht zu ver zeichnen. Turnen«Gvort «Spiel Amtliche» Orgau de» vereinigte« Gaue» Erzgebirge tm BMBB. und de» WesterzgebirgSturugaue» <DT.r Sollen Kinder schon Sport treiben? Von Sportlehrer Walter Zeh, Marienberg Sport und Gymnastik haben immer breitere Volksmasten er» finden de» Kindes sie ausllben. Spielend« Kinder find immer faßt und damit aufgehört, Vorrecht für «ine bestimmte Klasse zu fröhlich, ebenfalls solche, die sich körperlich bewegen dürfe'». Es fein. Sport ist heute mehr denn je Lebensnotwendigleit für unser! mutz natürlich streng darauf geachtet werden, daß dem in der Tnt. Volk. Mit der Durchbildung des Körper« kann gar nicht früh ge-! Wicklung begriffenen Körper keine zu großen Leistungen auferlegt nug begonnen werden: denn eine planmäßige Ausbildung der! werden. Sie brauchen nicht groß zu sein, aber es geht nicht an. Muskeln ist imstande, Gebrechen aller Art fernzuhalten oder gar j sie auszuschalten, weil sonst die Kinder ermüdet statt erfrischt wer. zu heilen. Die körperlichen Hebungen sind aber nicht nur allein den. Falsch wäre es, bereits vom Kinde Höchstleistungen zu ver» für kranke Kinder da, sondern für alle, denn ein gefunder Körper langen. Bei Laufübungen wird natürlich jedes Kind zeigen wo!" ist nun einmal das erstrebenswerteste Ziel. Für einen Sportverein mich es daher die vornehmste Aufgabe sein, «ine Kinderabteilumr zu gründen. Sind im Verein ereignete Lehrer vorhanden, dann müßten zunächst einmal alle Kinder der Vereinsmitglieder in einer Abteilung zusammengefaßt werden. Sie in bestimmte Altersgruppen einzuteilen. kann später vovgenommen werden, wenn genügend Kinder für jede Gruppe vorhanden find. Ein bestimmter Plan ist zunächst auch nicht notwendig. Die natürlich« Entwicklung wirkt sich am besten au». Sport beginnt am allerersten al» Spiel und zwar in Gemein« schäft mit Altersgenosten. Biele Tltern sind noch heut« ängstlich und sehen ihr Kind nicht gern mit fremden Gefährten. Trotzdem ist der Umgang mit Gleichaltrigen notwendig, in erster Linie als ein seelischer Schutz. An den «ingeführten Spielnachmittagen im Som. nierhalbjahr oder zu den Sportabenden im Winterhalbjahr müssen alle die sportlichen Hebungen durchgenommen werden, die den Kindern Freude machen. Kinder lachen gern, und wenn sie statt ernster Bewegungen, die etwas unbequem find, solche ausüben können, bei denen es etwa» zum Lachen gibt, so find sie leicht dafür gewonnen. Unsere Ballspiele sind stet» Gemeinschaftsspiel«. Man ahnt gar nichts welchen wohltuenden Ginfluh auf da» vesamtbe« len, daß es schneller ist al» da» andere, oder beim Springen, daß es höher oder weiter als andere springen kann. Da» ist gesunder Ehrgeiz, der unlc-rstützt werden muß, den» hierbei ,'rrnt die Jugend, sich ihrer Kräfte bewußt zu werden. Außerdem kann der Leiter der Kinderabteilung aus den Leistungen erkennen, auf weichem Gebiete sich die einzelnen Kinder hervortun, wie eine bestimmt« körperliche Anlage zu pflegen und eine vernachlässigte zu ent» wickeln ist. Der große Vorteil des Sportes ist er, das Vertrauen de« Einzelnen zu seinen körperlichen Leistungen zu stärken. Kin. der, die sich fleißig Bewegung schaffen, sind lange nicht so empfind« lich wie solche, die verzärtelt durchs Leben gehen. Sie ermüden auch weniger schnell, lernen rascher erfassen, weil der Sport di» Augen öffnet und die Sinne empfänglich macht. Auch die Nerven fportreibender Menschen werden abgehärtet gegen Geräusch«, an denen im Zeitalter der Technik selbst die kleine Stadt reich ist Werden den Kindern für den Sport zw«i Stunden am Tag« ge« widmet, so wird ein gesunder Ausgleich zwischen den einzelnen Beschäftigungen geschaffen, und es wächst ein Geschlecht heran, das mit stählernen Nerven den Entscheidungen des Schicksal» gegen, übersteht. Neusel bestegt den „Champion des britischen Weltreiches" Der Deutsche Walter Neusel siegt« in Paris überlegen nach PuEen über den kanadischen Neger-Boxer Larry Gain», der noch vor kurzem al» Kandidat für di« Ausscheidungskämpfe um den Weltmeistertitel genannt wurde. Rätsel um Magnesia. Zu den Schicksalsfragen des deutschen Volkes gehört dir Steigerung des Bodenertrages. Die höchst seltsamen Er- fahrungen bei der Düngung mit magnesiareichen Kalisalzen, von denen Ludwig Schmitt, Darmstadt, berichtet, dürften daher allgemeinem Interesse begegnen. Man hat bisher an genommen, daß schwefelsaures mrd salzsaures Magnesium den Säuregehalt des Bodens steigern und daher auf einem ohnehin schon lanren Acker schädigend auf die Pflanzen wirken, eine Tatsache, die sich ja mit der physiologischen Reaktion der Salze unschwer in Zusammenhang bringen läßt. Diese bisher gelten den Anschauungen sind jedoch durch zahlreiche Feld- und Ge- fäßvcrsuche der Darmstädter Versuchsstation widerlegt worden. Auf den austauschsauren Mineralböden der Mainebene hat man nämlich nach der Düngung mit magnesiumreichem Kainit auffallend bessere Ernten an Hafer, besonders an Roggen und stellenweise auch an Kartoffeln erzielt als nach der Ver- Wendung von anderen Kalisalzen wie Chlorkalium und schwefelsaurem Kalium. Die mit Magnesia behandelten Felder lieferten bei einer höchst ungünstigen Reaktion de» VenuchS- bodens Noggcnerntcn bis zu 38 Doppelzentnern Korner, während die reinen Kalisalze bei gleicher Bodenreaktion nur bis zu 17 Doppelzentnern erbrachten. DaS sind Unterschieb«, die auch dem blutigsten Laien ins Auge springen. Privilegierte Schützengilde Aue Am Sonntag, d«n IS. Oktober, hielt die prioil. Schützengilde Aue ihr diesjähriges Werbe- und Meisterschaftsschieben auf Klein- kaliber ab. Mit Rücksicht auf die schweren wirtschaftlichen ver- hältnifse konnte di« Beteiligung al» «ine verhältnismäßig gute an- gesprochen werden. Vierzehn Mannschaften, gestellt von den Mili. tärvereinen, den Kleinkaliber, und Zimmerschützenklub» des Auertales sowie der privil. Schützengilde zu Aue, rangen um die Palm« des Sieges, «in« goldene, eine silbern« und eine bronzene Plakette. Die Schü.engilde zu Aue konnte sich die goldene Plakette mit 385 Ringen erkämpfen, mit 380 Ringen erhielt die Schützen gesellschaft Auerhammer die silberne Plakette, und die bronzene fiel der Kleinkaltberabteilung der privil. Schützengilde Aue mit 878 Ringen zu. In einer zweiten Abteilung kämpften 88 Einzelschützen um den Sieg. Erster Sieger wurde Herr Walter Stiehler, Aue, mit 140 Ringen, mit ISS Ringen errang sich Herr Bodo Schubert, Aue, den zweiten Platz und Herr Zimmermeister Paul Scheib- ner, Aue, erwies sich mit 188 Ringen als Drittbester. Herrn De. fängnisinfpektor Zesewitz wurde Mit 18« Ringen der erste Eichenkranz mit Schleife und Widmung zugesprochen, währeM» de« zweiten Herr Ernst Unger, Auerhammer, mit 18V Ringen er- hielt. Den dritten Kranz konnte sich Herr Richard Thierfeld« r. Aue, sichern, und zwar mit 1S8 Ringen. Die Schützengilde Aue hofft auch für fernerhin auf ein gut«» Einvernehmen mit den Schiitzsport treibenden Vereinigungen und dankt allen für ihre Beteiligung mit einem „Gut Ziel". Gau Mtttelsachsen gegen Heidickes Diktat Der MST.-Fall hat naturgemäß in allen Gauen de» ausge dehnten VMBV.-Gebiete« den lebhaftesten Widerhall gefunden und erregt allerort» mehr als nur «in Kopfschütteln. Erfreulicher, weife wehren sich Gaue und Verein« gegen die diktatorische Maß- nahm« des Verbands-Vorstandes, hinter die sich jetzt Herr HäLIcke verschanzt und halten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Be q«. Auch der Gau Mittelsachsen hat sich an den Vorsitzenden Hädicke gewaM und seiner Verwunderung über da» eigenmächtige Bor. gehen gebührend Ausdruck gegeben. Die Vertreter des Gaue« Mittelsachfen — und mit ihnen sämtliche Vereine und Mitglieder — stehen auf dem Standpunkt, daß dem Ver'^andsvorstand allein kein Recht zusteht, in solch eminent wichtigen Lebensfragen de« DMDD. über die Köpfe der Gauführer und Verei r hinweg so l schwerwiegend« Entschlüsse zu fassen. Mittelfachiser vertritt die Meinung, daß Verbandsvorsttzender Hädicke mit seinem Stab« beim Dessauer Verbandslage die Dereinsvertreter pfltchgemäh zu unter richten hatte oder aber später zum allermindesten die Vertreter d«r Gaue hören mußt«, eh« dieser Entschluß gefaßt wurde, d«r den BMBV. zu «iner ,Zflliale" Süddeutschland» herabwürdigt. Di« Vertreter unseres heimischen vroßgaue» halten daran fest, daß auch jetzt noch dies« sehr bedeutungsvolle Frage nur von einem außerordentlichen Gautage oder einer Gauvertretertagung geklärt und entschieden werden kann und lehnen es ab, sich dem Diktat ohne weitere, zu fügen. Um den BM«B.»Pokal öS Spiel« der». Runde — sü spielfreie Mann schaften Von den insgesamt 1KS Bewerbern, die zur Teilnahme an der 2. Runde berechtigt find, bl«iben 4V spielfrei, während di« übrigen 11L am 80. Oktober in 4« Spielen beschäftigt find. Unter den Spielen find sichende: EC. Zwickau — Sturm Beierfeld vfv. Glauchau — Saxonia vernAboch VT. Jahnsboch - ET. Planitz Nckfenßport SlpM» — Sturm Shenmttz. > Die Liebes-Mast -es optischen Telegraphen Skizze von G. W. Beher Nun sind es bald an die hundert Jahre her, daß zwischen Berlin und Magdeburg das erste Telegramm gewechselt wurde. Nicht etwa eines von den heutigen, die der fingergewanvre Beamte in den Schncllschreiber hineintippt, sondern eines nach dem System des klugen Herrn Postrat Pistor. Der hatte näm lich den Vorschlag gemacht, eine hohe Generalpostdirektion möge in gewissen Abständen zwischen Berlin und Magdeburg ragende Masten errichten und mit je einem Beamten be. mannen. Dieser könnte dann mit Hilfe beweglicher Signal- arme die Nachrichten weitergeben, die ihnen vom nächsten Mast übermittelt würden. Auf diese Weise sei es möglich, die geradezu phantastische Geschwürdigkeit von vier Zeichen in der Minute zu erreichen. Dann brauchten Depeschen für den Weg nur ein paar Stunden und nicht, wie bisher bei der Bo- förderung durch Staffelten, einen ganzen Tag. DaS Praktische deS Vorschlages leuchtete den Herren in der Generalpostoirektion ein, und eines schönen Julitage» wurde mit dem Setzen der Masten begonnen, über die sich die Leute nicht genug wundern konnten. Im November 1832 flog das erste optische Telegramm vom Dach der alten Berliner Sternwarte, wo die Linie begann, hinüber nach dem Turm der Johanniskirche in Magdeburg. Mit den vier Zeichen in der Minute klappte es zwar nicht ganz, aber man konnte immerhin zufrieden sein. Nun stand so ein Mast auch bei Burg im Altmärkischen, und wenn die Offiziere vom Feldartillerieregiment sich mit ihren Geschützen beim Exerzieren herumplagten — im Winter war eS bei der Gelegenheit manchmal recht schön kalt —, dann sahen sie den Telegraphisten dort oben stehen und beneideten ihn, weil sich der Mann beim Winken warmturnen konnte. Besonder» einer unter den Offizieren interessierte sich für den Mast und seine Bemannung. DaS war der Leutnant Hildebrandt. Der sah dem Telegraphieren manchmal ver sonnen zu und dachte dabei: „Könnt' ich. nur auch eine Bot- schäft nach Magdeburg sch lleui" Tenn dort drüben, gar nicht Weir von der Johanniskirche entfernt, saß die Tochter ds» Oberstleutnants Weidlich während ihre Gedanken sicher recht ost in Burg weil'en. Daß sie selbst einmal dorthin kam, dafür Ware« freilich di« Aussichten recht schlecht. Denn der Vater aefiel sich darin, noch mehr al- streng zu sein, und wenn der Leutnant Hilde brandt einmal nach Magdeburg kam nnd seine Aufwartung machte, dann ließ man die beiden jungen Leute niemals allein. SS gab noch etwa» andere», was den Leutnant mit Inter« eist der Arbeit der Telegrapbisten zusehen ließ. Die Be förderung war schlecht, und eine» schönen Tage» konnte der Leutnant Hildebrandt sich gezwungen sehen, um ei« etwa» einträglichere Stellung im Zivildienst de» König» von Preußen nachzusucheu. Da gefiel ihm der Postdienst Wohl am besten, und eS konnte ihm dann nicht schaden, wenn er in di« Geheimnisse deS Telegraphieren- eingeweiht war. So sah er dem Winken dort oben auf dem Mast zu, und nachdem er sich außerdem ein paarmal mit dem Ober- telegraphisten unterhalten hatte, war eS ihm nicht schwer, hinter da» Geheimnis de» Telegrapbierschlüssel» zu kommen. Von nun an la» er mit Vergnügen die hochwichtigen Staat», telcgramme, die täglich nach Magdeburg gingen, und von denen er dachte, sie wären doch zum größten Teil Kohl. Eine» Tages aber fand er Gelegenheit, seine heimlich er worbenen Kenntnisse drastisch zu verwerten. Der Komman- dcur hatte seinen Offizieren nach einer erstaunlich gut verlaufenen Besichtigung eröffnet, sie könnten fast alle ein paar Tage in Urlaub fahren. Für den Leutnant Hildebrandt gab e» natürlich kein andere» Ziel al» Magdeburg. Aber mit Weh- mut dachte er daran, daß e» dort wohl kau« z» einem un gestörten Plauderstündchen kommen wütde. Da hatte er plötzlich einen Einfall. De» began« er a« gleichen Tag« noch zur Lusführnng z» bringen. Der Ober- relegraphist vom Mast wunderte und freute sich zugleich, daß der Herrn Leutnant ihn mit einer Einladung zu einem abend lichen Glas Wein' im ,,Kronprinzen" beehrte. Er wußte diese Ehre so sehr zu würdigen, daß er am nächsten Morgen mit halbstündiger Verspätung auf seinen Mast kletterte und nicht» von dem Telegramm ahnte, daS schon nach Magdeburg weiter gegangen war. Drüben an der Elbe aber hatte die Nachricht Helle Auf- regung bervorgerufen. Denn da war ein Bote zum Garnison- kommandeur gekommen und hatte eine Meldung vom Tele graphisten auf dem Johanniskirchturm gebracht: »Heute mittag treffen seine Königliche Hoheit der Kronprinz zur Be sichtigung sämtlicher Truppen ein." Der General raufte sich die wenige« Haare. Sei« Ent setzen Pflanzte sich auf die Obersten fort: „Eine unvorbereitete Besichtigung!" Der Oberstleutnant Weidlich aber wnrde kreidebleich um die Nase, denn er wußte, daß sein Bataillon miserabel abschneiden würde. Aber da war nicht» zu mache«. Drei Stunden später stand die ganze Garnison anaetreteu ««d wartete auf den hohen Besuch und da» erlaucme Domreo- wetter, da» kommen mußte. Der Oberstleutnant Weidlich faß auf seinem Gaul, rutschte im Sattel hin und her «nd schwitzte trotz der Winterkälte, daß ihm die Tropfen i« de» Nacken rannen. Dabei ließ er ein Stoßgebet nach de« andere» zu» Simmel steigen: „Nur keinen Vorbeimarsch in Kompa«to- front, denn dabei macht die Bande den größte» lkrfknk" Mittag kam. Die Garnison wartete. S» Nmrde zwet Uhr. Die Garnison wartete noch. S» schlug drei. Dt« Garnison wartete noch immer auf de« Kronpriiyen. Es wurde vier Uhr, «nd die Sonne verschwand im Weste». Da sagt« de, General ruhigen Gewissen»: -Met« Her««, wtr rücken ein." Dem Oberstleutnant weDttch fielet» Stet» vom Herzen. Als er nach Hause kam, war er so am aufgelegt, daß er keine Lust zum Schimpfen hatte. Grund genug dazu Ware vorhanden gewesen. Denn auf dem Sofa i» der gut« Stxbe saß sein« Tochter und unterhielt sich sehr angelegentlich mit diesem Luftikus, dem Leutnant Hildebrandt. Der stand auf, verbeugte sich höflich und sagte — bevor der alte Herr ein Wort gefunden harte —, er fei auf Urlaub und hätte die Gelegenheit benutzen wollen, mn de« Herr» Oberstleutnant und den Damen sein« Aufwartung zu mache». Ta habe er denn gehört, daß der Herr Oberstleutnant draußen bei der Besichtigung sei, und deshalb warte» wolle«, «r» sich untertäniast zu erkunden, wie die Sache verlaufen. „Gut", sagte der Oberstleutnant ganz unwillkürlich «nd rieb sich die Hande, „gut, sehr gut! Der Kronprinz ist gar nicht da gewesen." Dann fiel ihm wohl ein, daß er sich etwa» vergeben hatte, und er wollte grob werden. Doch zum Glück kam die Fra« Oberstleutnant herein und zog ihn in ein« Ecke: »Ein sehr netter junger Mann, dieser Hildebrandt. Weißt Du, wenn Du da warst, ist er nie au» sich herauSgegangen. Es war ganz gut, daß Tn zur Besichtigung mußtest, denn da haben wir un» aussprechen können, und wir Drei find un» einig." Worauf der Oberstleutnant al» guter Ehemann und Vater sagen mußte: „Na, dann darf ich Wohl auch nicht» dagegen einzuwenden haben." — Später unterhielten sich der General und der Postrat über den sonderbaren Fall mit dem Telegramm. Der Posten auf dem Mast in Buy hatte e» — wie er hoch und heilig be- schwor — nicht aufgeben. Daß er am fraglichen Tag zu spät zum Dienst gekommen war, bekannte er reumütig und ge- knickt. Auf diese Feststellungen beschränkte sich die Unter suchung. Denn sowohl der General al» auch der Rat waren der Anst? e» hätte keinen Zweck, wen» die Sache hohen und höchsten ete» bekannt würde. Im Grund« genommen hab» m« fich doch ei» wach blamiert.