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iLskk«« «SS 21°/» dillissr endlosen Debatten. Dasselbe zeigen die folgenden Tage. Da schmettert ani 11. Oktober in das Reden der Republi kaner Fanfarenton: der Kongreß der „Räte der nordische« Gebiete" fordert gebieterisch den Übergang ">er Staats macht an die Räte. Trotzki, dessen Gefängnishaft nicht lange gedauert hat, jetzt Vorsitzender des Petrograder Sowjets, gründet aus Mitgliedern dieses Sowjets et» „kriegsrevolulionäres Komitee" Es handelt sich für ihn dabei nicht um den Krieg der Fronten. Die Kriegserklärung, die dieses Komitee be deutet, richtet sich gegen Kerenski und seine Regierung, die, gleichsam die Entschlußfähigkeit dieses ManneS hohn voll selbst verkündend, sich immer noch die provisorische nennt. Außer dem Krtegsrus der „Räte der nordische« Gebiete" fegt noch etwas anderes aus dem Norden Hera« gegen die Hauptstadt: der russische Winterl Mit scharfen, eisigen Windstößen kündigt er sich an, die Wellen der Newa in Nethen stellend und sie mit Gtschtkämmen krönend, durch die Straßen blasend, unter dir Kopftücher de» Frauen, die vor den Lebensmittelgeschäften stehen, Körbe an den Armen, in endlosen Rethen, zitternd vor Kält« und Gltederschwäche Denn der Vorrat an Lebensmittel« ist knapp und die Preise ungeheuerlich. Das mühsam Er rungene tragen sie in kalte Wohnungen. Denn auch dis Preise für Heizmaterial werden von Tag zu Lag «a- erschwinglicher. Warietl Hai ihnen die Kerensktregierung von Woche zu Woche zugerufen. Nun aber tun sie das Warten ab. Nicht mehr Streik ist in den Fabriken, wie vielfach noch im Laufe des Sommers, sondern Aufruhr und Sabotage. Die Arbeiter jagen die Fabrikbesitzer und ihre Angestellte« ans den Bureaus, zerstören die Maschinen, bringe« die Betriebe zum Stillstand. An der Front desertieren die Soldaten zu Hundert- tausenden. Mit verzweifelten Bitten versuchen Kerenskis Abgesandte sie zurückzuhalten. „Wenn ihr nicht unverzüg- lich Schluß mit dem Kriege macht, wird der Frieden von selbst kommen," antworten die Soldaten. „Denn binnen kurzem werden alle Schützengräben leer sein." In der Flotte herrscht Meuteret aus jedem Lftrte»- schtss, jedem Kreuzer, jedem Unterseeboots Meer kommen ohne Ruf zu Tausenden Herbetgeströmt Die Zeughäuser werden geöffnet und das Volk bewaffnet Petrograd verwandelt sich mit Schützengräben und Barri kaden in ein Feld für Schlachten. Vor die Kraft der Waffen aber stellen die Verteidiger die Kraft der Worte. Mohammedanische Sozialisten Petrograds wissen den Mohammedanern der Wilden Division zu begegnen und beschwören sie im Namen von Mohammed und von Marx, nicht Bruderblut zu ver gießen. Ihr V'schwören Hai Erfolg. Kornilows Kräfte schmelzen, ohne daß ein einziger Schuß abgegeben wird Er selbst wird gefangengenommen. Der Diktator Kerenski hat über den Diktator Kornilow triumphiert. Aber der wahre Sieg gehört den Extremisten. Sic erkennen, daß auch die Truppen, die als die ver läßlichsten gegolten Haven, sich zum Angriff auf das Volk nicht mehr gebrauchen lassen. Sie treiben ihre Propaganda nun nicht länger abseits und heimlich, zwischen den Wänden von Zimmern und Sälen, sondern offen, aus den Straßen und Plätzen der Stadt. Inzwischen ist das Netz der örtlichen Sowjets immer fester und engmaschiger geschlungen worden. An vielen Stellen brechen Aararunruhen auS, Vorboten der kommen den allgemeinen Bauernrevolution. Die Industrie in den Städten schließt unter dem Druck der Zeit vtel^ch ihre Unternehmungen oder engt sie ein. Die beschäftigungslosen Arbeiter stürmen in Scharen auf das flache Land ab, dort die Lebensmittel zu holen, die sie in den Städten nicht mehr bekommen können. Sie sind zugleich Träger deS revolutionären Feuers in Bezirke des Landes, wo diese Flamme noch nicht oder erst spärlich glüht. Überall, wo dieser Brand lodert, wendet er seine Zungen gegen die Regierung Kerenski. Dieser arbeitet, das Feuer mit Konferenzen zu be schwichtigen. Sr veruft die „Demokratische Konferenz" Sie tritt am 14. September zusammen. Kläglich läuft sie aus. Der Mann mit dem krankhaft blassen Gesicht schasst als Heilmittel eine neue Konserenz, den „Rat der Republik". Der 7. Oktober steht ihre erst« Sitzung mit Roman von Otto PiL»,cy. sH (Nachdruck verboten.) DaS Scho deS Petrograder Aufstandes und seiner Unterdrückung klingt zurück zur Front. Der Kosaken- general Kornilow hält den Zeitpunkt für günstig, dies, Unterdrückung im großen zu vollenden, Petrograd einzu nehmen und der Schlange der Revolution das Haupt zu zertreten. Er tritt auf mit diktatorischer Gewalt. Nach Petrograd schallt die Kunde, daß er meuternde Bataillon« reihen weise hat ntedermähen lassen. Dann erläßt er eine Proklamation au daS russische voll. .Unser großes Land liegt tm Sterben. Unter dem Druck der bolschewistischen Majorität tm Sowjet handelt die Regierung Kerenski völlig tm Einvernehmen mit dem deutschen Generalstab. Mögen alle, die an Gott und die Kirche glauben, zum Allmächtigen beten, er möge ein Wunder tun und unsere Heimat erretten." Der Ausruf saßt beide sozialistische Parteien, die ein- ander tm Huliaufstand eben noch blutig bekämpft haben, alS gemeinsamen Feind zusammen. Dann rückt er mit einem Heer von stebzigtausend Mann auserlesener Truppen heran. Seine turkomanische Leibgarde, die tatarischen Reiter und die tscherkessischen GebirgStruppen sind Mohammedaner. Die Offiziere haben aus den Knaus ihrer Degen geschworen, sie werden nach der Einnahme Petrograds die atheistischen Sozia- listen zwingen, dort Allah eine große Moschee zu bauen. Im Namen Gotte» und Allahs marschiert die „Wilde Division", wie sie sich selbst nennt, mit Aeroplanen und Panzerautomobilen gegen die Hauptstadt. Dies« rüstet alle Kräfte zur Abwehr. Sämtlich« Minister legen ihr« Ämter nieder, Kerenski wird zum Diktator ernannt. Sr ist auf der Höhe seiner Macht. Sr ruft die von dem Kosakengeneral selbst zu Bundes- genossen zusammengeketteten gemäßigten und extremen Sozialisten auf den Plan, Arbeiter, Soldaten, Eisen- bahner, Pos^ und Telegraphen beamte. Dis Genossen vom Nr. 24s 1. Beilage zum Auer Tageblatt Zrektag, -en 21. Oktober 1932 Nus Strutt unä Lrmä «»., so. ONoi-r u»s Freses des Schelaullmer Vom BeztrkSlehrerverein Aue wird uns mitgetetltr Der Vorstand des Sächsischen Lehrervereins hatte am» 14. und 1k. Oktober eine größere Anzahl von Mit- gliedern aus den Beztrk-oereinen de» Londes zu einer Tagung über die Ausgestaltung der Mittelschule im Rahmen des einheitlichen Aufbaue» de» gesamten Schul wesen» nach "Augustusburg zusammengerussn. Am ersten Tage wurden drei Fragen erörtert r 1. ) Verwirklichte und geplante BerelnheitlichungS- bestrebungen in außerdeutschen Ländern und in Deutsch, land. 2. ) Die GemetnschaftSformen der Gegenwart und die Mittelstufe. 3. ) Das BildungSgut und die Berufsarbeit in der Mittelstufe. Der zweite VerhandlungStag beschäftigte sich mit den neuen schulpolttischen Bestrebungen auf diefem Ge biete in Sachsen. Die eingehende AuS'vrache ergab den einmütigen Willen, an der Forderung der all- meinen Mittelstufe, wie sie der Sächsische Lehrer verein schon 1924 in Bautzen erhoben bat, festzuhalten und alle nebenherlaufenden Bestrebungen auf dieses Ziel zu vereinigen. Von allen Setten wurde berich tet, daß sich das 9. und 10. Schuljahr der Volksschule als wettergehende Bildungsmöglichkeit für Begabte aus minderbemittelten Schichten überall da, wo es ein- gerichtet worden ist, durchaus bewährt hat. Solange die allgemeine Mittelstufe bis zum 16. Lebensjahre nicht durch geführt ist, werde sich die Bolksschullehrer- schäft allen Versuchen auf Beeinträchtigung oder Be festigung des 9. und 10. Schuljahres der Volksschule entschieden entgegenstellen. Der Vorstand des Sächsischen LehreroereinS wurde beauftragt, an den Richtlinien zur Verwirklichung der allgemeinen Mittelstufe im Rahmen eine» planvoll auf gebauten Schulwesens festzuhalten uno alle geeigneten Schritte nach diesem Ziele hin zu unternehmen. Wo finden die Kurse der BolkShochschnle statt? Die allermeisten Vortragsreihen der Volkshochschule werden in der Dürerschule ani Ernst-Goßner-Platz neben der Post abgehakten. Nur einige wenige sind nach anderen Schulen verlegt worden. Verbandsgewerbe schule: Elektrizität; Oberlehrer Pansch. P * st al o z zi sch u l e an der Schwarzenberger Straße: Radio; Lehrer Schmidt; Photo: Lehrer Neubauer; Volkstänze: Lehrer Meyer (Turnhalle). Gymna stilraum von Fräulein Graszes Schneeberger Straße 75: Gymnastikkurse. In das gedruckte Programm hat sich auch ein Fehler eingeschltichen. Der Kursus Elektrizität von Bausch findet nicht am Montag sondern am Donnerstag start, und zwar erstmalig am 20. Oktober. Mufikaufführung in der Nicolaikirche am ResormationSfest Die Kantoreigesellschaft veranstaltet eine Aufführung der Reformationskantate von Albert Becker für Einzel stimmen, Chor, Orchester und Orgel. Es wird allgemein Reue deutsche Mhssahttrdriesmarle» Zwei der schönsten Marken der neuen Serie. Sie zeigen die Wartburg (links) und die Burg Stolzenfels am Rhein. Di« Reichspost bringt am 1. November eine neue Vurgen-Serie in den Verkehr, "die mit einem Aufschlag zu Dunsten der Wohlfahrtspflege abgegeben werden. interessieren, daß Professor Albert Fischer aus B e r- lin, ein Sohn unserer Stadt, mit wirken wird. Begnadet mit einer wundervollen Baßstimme, gehört Fischer heute zu den anerkanntesten Sängern im Reiche und es ist immer ein ganz besonderer Genuß, ihn zu Höven. Die Eintritts- Preise sind so gehalten, daß jedermann die Möglichkeit hat, der Aufführung beizuwohnen. Die Ortsgruppe Aue des Bundes „Königin Luise" veranstaltete gestern abend im Hotel „Burg We"'n" eine Verpflichtungsseier, die sehr gut besucht war. Eingeleitet wurde die Feierstunde mit einem musikalischen Vortrag an, Klavier von Herrn Rolf Roßberg. Nachdem dann die Ortsgruppenführerin Frau Menzner die Erschienenen begrüßt hatte, nahm der OrtSgruppenfühvcr des Stahl- Helms, Studienrat Seymer, das Wort zu einer An- spräche, in der er das gemeinsame vaterländische Wollen des Bundes der Frontsoldaten und des Köninin-Luise- Bundes kennzeichnete. Frau Elisabeth Pöhler, von ihrem Gatten Organist Pöhler am Klavier begleitet, ver schönte den Abend mit der Darbietung von einigen Liedern und brachte RathgeberS „Von der edlen Musil , Himmels „Der Rosen stock", Glucks „Ich bin ein deutsches Mädchen" und Hans Hermanns „Mahnung" zu Gehör. Fran S e i- fert beteiligte sich an der Ausschmückung des Abends mit dem Vortrag eines Gedichtes vaterländischen Inhaltes. Im Mittelpunkt der Feier stand ein Vortrag der Gauführcrin, Fran 'Bürgermeister Sch i m p f-Buchholz, die sich auf geschichtlichen Boden begab und dabei ein Interessantes Bild von der Vergangenheit des Sachsenlandes und von seinen Herrscherhäusern entwarf. Anschließend erfolgte dann die Verpflichtung eine« ganzen Anzahl von neuen Mitgliedern, und die Feier endete dann mit dem gemeinsamen Gesang des Deutschlandliedes. Fahrt ins Blaue Nachdem zunächst die Reichsbahn im verflossenen Sommer auf den Gedanken kam, Fahrten ins Blaue durchzuführen und damit guten Erfolg .batte, veran staltet nun auch, wie aus dem heutigen Anzeigenteil hervorgeht, die KVG. in unserem Bezirk am kom menden Sonntag zum ersten Male eine solche Fahrt, zu deren Beginn die Fahrtteilnehmer nicht wisfem wohiu es geht, was zweifellos einen SvnntagsnnSflug' mit einem besonderen Reiz verbinden dürfte, zumal mit der Fahrt noch eine PreiScmfgabe zulammenhängt. Man darf gespannt sein, wohin die Reise am kommen den Sonntag geht bezw. ging. Vierter Evangelisationsabend in der Auer Nicolaikirche Gibt es einen Teufel? Für den modernen Menschen ist bie'e Frage be« antwortet: einen Teufel gibt es nicht. In der Tat, wissenschaftlich-mathematisch läßt er sich nicht nach weisen, und es gibt genug Menschen, die ko blind sind von seiner Existenz nichts zu merken. Entscheiden kann darüber schließlich kein Mehrheitsbeschluß, sondern kön nen nur die Fachleute. JesuS, der allgemein noch immer als der religiöse Fachmann angesehen wird, Weitz nicht nur vom Teufel, sondern kämpft mit ihm, be kämpft ihn. „Dazu ist erschienen der Sohn Gotte», daß er die Werke des Teufels zerstöre." So hgt auch Martin Luther sich dem Teufel gegenüber gesehen. Und das ist kein mittelalterlicher Nest einer im Grunde auch durch ihn schon überwundenen Anschauungsweise, son dern als Reformator wußte er sich zeitlebens im Streit mit dem Teufel. Glaubt einer heute an den persön lichen Gott, so ist ihm auch! die Existenz de» Teufel» gewiß (als die Konzentration des auf da» Böse ge richteten Willens). Tie Besessenen der Bibel kehren beut» in man cherlei Gestalt wieder. Das bekannte Beispiel au» dem Ende des vorigen Jahrhunderts, die Heilung der Gott- liebiu Dtttus durch den Pfarrer Blumhardt, wird er zählt. Dämonische Willensbindungen auf den Gebiete« der Zauberei, der Wahrsagerei, der Besprechung- der Schntzbriefe und Amulette, der Hypnose und de» Magne tismus werden deutlich gemacht. Vor der dämonischen Kraft des Berliners Weißenberg, der seine unheilvoll Wirkung unter schwarz-wciß^roter Flagge ausübt, wird eindringlich gewarnt. Es gibt auch! dämonische Fern wirkungen, denen sich zu entziehen nicht immer in der Kraft des Einzelnen liegt. Frei von solcher Willensbindung und aller teuf- lichen Kraft, deren listige und brutale Macht alle MpostÄ Jesn schildern, wird einer nur durch Je»u selbst (nicht durch den Gedanken, die Idee „Jesus", sondern durch seine gegenwärtige Wirklichkeit). Entweder gehören wir Jesus oder dem Teufel. Wer geheilt sein will/ der muß zum Heiland kommen. WillenSöindung durch Satanie bringt Unruhe, Reizbarkeit, Unfrieden, Zank.