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L. Vellage zu Nr. >48 de» Auer LaMatte» und Anzeiger» für da» Erzgebirge.Freitag, den >1. Oktober 1VS2 Aul der Hase»l«d Der Jagdhund apportiert den geschossenen Meister Lampe. Der Oktober ist die beste Zeit für den Jäger. Nur in wenigen Teilen unsere» Vaterland«» kann freilich noch der Pirsch auf da« Drohwild, wie den Hirsch und den Dber, nachgr- gangen werden. Aber überall ist setzt die Jagd auf den Hasen im Gange, der sa durch seine zahl, reich« Nachkommenschaft dafür sorgt, bah dem Jäger immer wieder genügend Schußgelegen- heit verbleibt. Eine ganze Wei wird vernebelt Die Flugzeug« beim Legen d-r Nebelschleier. Ein Geschwader von amerikanischen Marine- slugzengcn hüllie bet Lnsimanövern nahe Sun Franzisko die an der pazijisct)-.n Lüste gelegene Insel Ca'alina ganz und gar in N-bel ein. Den Beobachtern am Lande erschien die Insel plötzlich wie durch einen Zauber weggewischt zu sein- Die Herberge der Schmuggler Skizze von Johannes Jegerlehner, Grind elwald Zwei Stunden diesseits vom Paß liegt sie grau wie das Schiefer und Geschiebe der Steinwüste, aber dem Untergang geweiht. Eine Sperrmauer staut den See, die Fluten steigen und bedrohen die Herberge am Paß. Morgen wird sie aus geräumt; dann kommen die Arbeiter und legen sic nieder. SuS dem Schuppen tritt der Wirt und späht besorgt in die pfadlosen Höben, von wo die Schmuggler gewöhnlich her unterklommen. Nebel trüben den Fernblick, der Nordost klärt kür die Nacht. »DaS beste Schmuggelwctter", raunzt er, »und wir» B«in nirgends.* verdrossen setzt er sich auf die Holztrommel und trampelt »eit de« Fußen. Auf Ehechim. war sonst Verlaß. Säume au Daren ycrauf, was der Schuppen faßt, hatte er ihm daS letzte Mal dringend geboten. Bevor sie dein HauS abtragen, bm ich mit zwanzig Mann zur Stelle, und wir krönen unfern Tauschhandel mit einem Bombengeschäft. I« zwanzig Traglasten abgcteilt lag die Ware, Zucker, Kaffee, Tabak, zum Schmuggel bereit. Hält Chechino sein Dort nicht, so bleibt sie ihm auf dem Hals. Lassen sie mich am letzten Abend im Stich, heiliges Donnerwetter, so ist mein vermögen des Teufels. ES dunkelt ein, feine Aufregung wird zur Qual. Da klirren Stöcke, italienische Laute schwirren ihm entgegen, mit den ersten der Schmuggler tritt er ins Hans. Zuletzt ist's eine stattliche Schar, darunter die Tochter LhcchinoS in dem Blust ihrer maisrischen Jugend. Mit dem Anführer und drei Zeugen begibt sich der Wirt hinaus; beim Schein der Laterne werden die italienischen Schmuggelwaren abgeschätzt und wird der Tauschhandel voll zogen. Schmunzelnd kehren alle in die Stube zurück, die Tische sind gedeckt, von der Küche her weht der Duft von Ge bratenem. »Du hast mich lange warten lassen*, sagt der Wirt, »ich zählte nicht mehr auf Euch.* Thechino schlägt seine dunkelumbuschten Augen zu ihm auf. »DaS Wetter war unpaß, und dann haben die Grenz- Wächter einen neuen Brigadiere erhalten. Einen Heißsporn und Streber, da heißt eS Fuchs gegen Fuchs. Aber um einen Thechino abzufangen — mit den Schnüren am Aermel und dem großen Maul ist noch nichts erreicht. Und für den schlimmsten Fall habe ich vorgesorgt.* Der Braten wird aufgetragen. Der Wirt spendet den Dein umsonst und verteilt Zigaretten. Da kracht die Tür, und herein stampft mit rotem Gesicht ein italienischer Grenzer. Höhnisch verzieht er die Lippen, geht nach der Ecke, wo noch et« Tischchen unbesetzt ist, hängt Pistole und Ueberwurf an den Nagel und setzt sich mit dem Rücken gegen die Wand. Der Brigadiere! Mit keiner Miene verraten die Schmuggler ihre Bestürzung. Im Gegenteil, als ob ein frischer Wind die Glut ihrer Munterkeit schürte, erhebt sich Geschnatter «nd Pokulieren. Tabakrauch kräuselt auf. Der Brigadier« bestellt vom gleichen Essen und eine Flasche Soda. Nerina, die Tochter Chechinos, huscht zu der Wirtin in die Küche hinaus, tänzelt mit der Zigarette im Mund wieder herein, wandert von einer Gruppe zur andern, fährt einem Gesellen mft der Hand durch die Lockenwirrnis und lehnt sich buhlerisch a» den Rücken eine- eifrig gestikulierenden Burschen. »Musik, Musik!* Nerina schleift ans Büfett und legt die Schallplatte aus. Schmetternd übertönen rauhe Kehlen die Melodie. Neue Zurufe. Die Tische werden «<die Wand gerückt, der Raum in der Mitte ist frei. Nerina tanzt. Ihre Bergschuh« hat st« abgelegt und rotlederne Pantöffelchen an- Wtzo-tN, di« iHv« re-zarte» Deleicke mnsthltehe«. Di« Platte leiert, vogcllcicht schwebt die Tänzerin, wird Rhythmus, Schönheit, Sinnenreiz. Der Brigadiere in seiner Ecke lächelt überlegen in sich hinein. Sein Vorgänger in der Grenzschutzhütte hatte ihn vor der Sirene gewarnt. Tanzt die Schöne für mich? Will sie mich betören und der Bande den Weg frei machen? Es soll ihr nicht gelingen. Gelassen bläßt er Kringel in die Luft. Wagen sie es dennoch, sich zu beladen, so hefte ich mich an ihre Fersen, und der Fang ist mir gewiß. „Darf ich dem Herrn Brigadiere von meinem Wein ein gießen?" Mit Glas und Flasche steht dec Wirt vor ihn« Ungnädig winkt der Grenzer ab. Er wälzt Gedanken in seinem Kopf. Seine Blicke streicheln verstohlen das Mädchen. Vielleicht ließe sich mit dem Capo auch ein Händelchen an- spmnen. Knirschend beißt er aus die Zähne. Die verdammte Pflicht — Beförderungsaussichten -- seine Hand wischt über das Tischbrclt. Versucher, wende dich von mir! „Nerina", schreien die Burschen, „il rombaglione!* Eine schwermütige Weise bricht aus den Hälsen. Die Maid flügelt mit den Armen und bewegt sich mit zierlichen Schritten, die Hüsten hin und her wiegend, durch die Mitte des Saales. Plötzlich wechselt das Tempo. Gejohle hämmert deu Takt, ein Klapperholz trommelt, Hände klatschen auf die Ober schenkel. Nerina, von dem schwellenden Tumult berauscht, walzt und dreht sich, streift das Tischchen, hinter dem der Grenzer zwischen Pflicht und Begierde schwankt. Bei der nächsten Runde fährt ein Blitz auS ihren Wimpern in di« Ecke. Er sängt ihn auf, wird Blut und Feuer, reckt sich, beugt sich über den Tisch. Die Tanzende hat den Teufel im Leibe. Immer wilder fliegt und kreist sic. Seine Pulse klopfen, seine Blicke zehren an ihr. Noch eine Runde, und er packt ihren Arm und zieht sie neben sich auf den Stuhl. Die Tänzerin lacht ihm ins Gesicht und neigt den Kopf gegen seine Schulter. „Herr Wirt — Spumante!* ruft er und preßt sie m fernen Arm. Der Wein perlt in den Kelchen. AuS der vernebelten Stube schleichen die Schmuggler einer um deu ander« davon. Der Brigadiere sieht nur zwei Funkelsterne und den gewähre» den Mund. Die Stube nebenan ist gerichtet. Nerina folgt ihm willig hinüber. Gierig will er sie umschlingen. Aber sie entwindet sich seinen Armen. „Laß, laß, eine Minute, dann biu ich die Deine!" Schon ist sie weg. Mit brennenden Nerven harrt er und starrt nach der Tür. Ist die Hexe am Ende... Im Gang stößt er mit der Wirtin zusammen. „Wo ist sie? Gebt Antwort!" „Nicht so hitzig, Herr Brigadiere! Sie ist nach oben ge gangen. Sie will sich schön machen. Guk Ding Will Weil« haben." Sachte schiebt sie ihn m die Kammer zurück. Verdammt, sie kommt nicht. Gewißheit muß er haben. Ungestüm rennt er in den Flur, die Treppe empor, reißt alle Türen auf und leuchtet mit ferner Taschenlampe die Zim mer ab. Weh ihr, wenn sie ihn narrte! Wieder im Saal, schlauft er den Revolver um und wirft die Mantille über die Schullern. „Canaglie!" wettert er gegen die Küche und stürmt hinaus. „Um Himmelswillen*, stottert die Wirtin, „wenn er sic erwischt!* Seelenruhig legt ihr Mann den abgenaaten Knochen in den Teller zurück und ergreift daS GlaS. „Er soll nur den Berg hinauf jagen", erwidert er boshaft grinsend, „er kommt I an den falschen Ort. Nerina ist gemächlich k bergab gepilgert, zu ihren Verwandt«, im Dorf. Nicht dem I Brigadiere, uuS ist der Fang gelungen. Profil* i noch früh genug bergab gepilgert, Wer hebt den Möllendorl-Schatz? DaS Meer hütet die Millionen des „BaronS". — Die fest geklemmte Geldktste. — Angesichts des Ziel» gescheitert. Von Grik Holthausen Welche Ursachen den Baron Johann Wilhelm von Möllen dorf bewogen, im Jahre 177-1 die Heimat zu verlassen und von Deutschland nach Südafrika auszuwanoern, wird sich schwerlich noch feststellen lassen. Wirtschaftliche Sorgen dürften eS kaum gewesen fein, denn Möllendorf war ein schwer reicher Mann. Bevor er seine Reise unlrat, vertraute er sein Ver mögen, soweit es in Papieren bestand — es sollen nach heutigem Wert vier Millionen Mark gewesen sein — einer Bank an; einen gleichfalls sehr ansehnlichen Teil wechselte er in Gold um und verstaute dieses zusammen mit wertvollen Edelsteinen in einer eisernen Kiste, die den wichtigsten Teil seines umfangreichen Gepäcks auSmachte. Als Möllendorf in Kapstadt aukam, hatte er sich zu ent scheiden, in welchem Teile des weiten Landes er sein Glück versuchen wollte. Damals begann gerade die Erschließung des Nordostens, dem man bald eine große Zukunft vorauS- sagte, und das bewog wohl den „Baron", wie er allgemein genannt wurde, auch seinerseits dort einen Versuch zu macken. Den besten Zugang zu den neu erschlossenen Gebieten bildete damals die Delagoa-Bay, und so schiffte sich denn Möllendorf nach kurzem Aufenthalt in Kapstadt nach dorthin an Bord der „Maria" ein. Doch die Reise war vom Unglück verfolgt. Man hatte etwa ein Viertel der Fahrt glücklich zurückgclegt, als heftiger Sturm aufkam, welcher der „Maria" zum Verhängnis wurde. Da» Fahrwasser an diesem Teile der südafrikanischen Küste gilt als außerordentlich gefährlich. Das Ufer ist steilfelsig, und scharfe Klippen, teils ständig unter der Meeresoberfläche ver borgen, springen weit in die See vor. Auf eine solche Klippe warfen Sturm und Strömung das Schiff; es wieder statt zu bekommen, bestand nicht die geringste Aussicht, und es war nur eine Frage der Zeit, wann die Wellen es völlig in Stücke zerschlagen würden. Immerhin hatte man noch Glück gehabt. Die Küste war nicht allzu weit entfernt. Zwar tobie die Brandung an den Felsen, aber gerade gegenüber der Stelle, wo die dem Unter gang geweihte „Maria" wie festgenagelt auf deu Klippen saß, traten jene ein wenig auseinander und gaben den Zugang zu einer kleinen Bnchl mit flachen Ufern frei, an der sich heute der Ort Ballots Bay erhebt. Da, solange das Schiff zusammenhielt, eine unmittelbare Lebensgefahr nicht bestaird, galt Möllendorfs Hauptsorge der Rettung seiner irdischen Habe, vor allem der eisernen Kiste mit dem Gold und den Juwelen. Mit Hilfe einiger Matrosen fertigte er ein starke? Floß an, vertäute auf diesem die Kiste und vertraute sich, als die „Maria" auseinander zu brechen mit dem Gold und den Juwelen. Mit Hilfe einiger Matrosen nnd vertraute sich, als die „Maria" auseinander zu brcckei begann, den Wogen an, um schwimmend den Eingang zu der schmalen Bucht zu erreichen. Diesen durfte er nicht verfehlen, denn rechts und links davon donnerte die Brandung gegen die steilen Felsen und drohte mitleidslos jeden zu zerschmettern, Ser in ihren Bereich geriet. Obgleich die schwimmend zurückzulegende Strecke wenig mehr als 50 Meter betrug, dürfte Möllendorf sie in seinem ganzen künftigen Leben nicht vergessen haben. Der Sturm wütete noch immer, bald hatten die aufgewühlten Wogen das Floß gepackt. Wülend schleuderten sie "es hin und her, ver gebens suchte der Baron es zu lenken. Eine größere Woge als die übrigen riß ihn fort und warf zugleich das Floß gegen eine hervvrspriugcnde Klippe. Unter dem Anprall sprang das die Schatzkiste hallende Tau, und Möllendorfs Gold und Juwelen versanken in der kochenden See. Ihm selbst gelang es, das rettende Ufer zu gewinnen. Allerdings hatte er einen Arm gebrochen, der ihm von dem gleichfalls geretteten Schifss- arzt bald darauf abgenommen werden mußte. Mehrere Tage verweilten die Schiffbrüchigen in der Ballots Bucht, von in der Nähe wohnenden Farmern bereit willigst unterstützt. Dann zerstreuten sic sich in alle Winde. Nur Möllendorf blieb zurück, einmal wegen seiner schweren Verletzung, dann auch, weil er die Hoffnung hegte, sein auf den» Grunde der See ruhendes Vermögen doch noch bergen zu können. Nachdem der Sturm abgeflaut war, machte der Baron nämlich eine seltsame Entdeckung. Die Stelle, an der seine Kiste versunken war, lag bei Niedrigwasser kaum zehn Meter vom User entfernt. Man konnte, über Klippen und Felsen kletternd, mit einiger Gewandtheit zu dem verhängnisvollen Vorsprung gelangen, an dem das Floß gescheitert war, und dort, nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche, die eiserne Kiste liegen sehen. Aber aus der Tiefe herausholen konnte man sie nicht. Denn die von See nach dem Lande zustchende Strömung batte den eisernen Behälter zwischen zwei scharfe Felsen gedrückt, zwischen welche jede Flut sie immer fester hin einklemmte. Alle von Möllcndors unternommenen Versuche, die wert- volle Kiste zu bergen, blieben ergebnislos. Auch die nach dem Tode des Barons — der eine Farmerstochter geheiratet hatte und in der Gegend geblieben war — mehrfach unternommenen Bemühungen fi'chrten zu keinem Erfolge. Sprengmittel kannte man damals noch nicht, und solange nicht wenigstens einer der ihre Beute unerbittlich fcsthaltcuden Felsen beseitigt ist, wird nichts zu machen sein. Selbst als man längst mit Dynamit und anderen Sprengstoffen umzugehen wußte, traute man sich an die Klippen von Ballots Bucht nicht heran: Strömung und Wellenschlag bieten eben zu große Schwierigkeiten. So daß, wer Lust hat, noch heute hinausklettern und bei ruhigem Wasser des Barons Kiste in ihrem steinernen Gefängnis auf dem Meeresboden sehen kann. Allerdings läßt sie sich schwer lich erkennen, denn Muscheln und andere Seegewachse haben sie vollständig bedeckt. Neuerdings liest man in südattikanischen Zeitungen von bevorstehenden Versuchen zur Hebung des Möllendorfschen Schabes. Die Erben wollen sich zusammentun, um gemeinsam die dazu erforderlichen nicht unerheblichen Kosten aufzu bringen. Angesichts der Fortschritte der modernen Technik er scheinen derartige Versuche auch nicht aussichtslos, und so kommt eines Tages doch vielleicht noch die Kiste mit dem Gold und den Edelsteinen ans Tageslicht, mit der ihr Besitzer 10 000 Kilometer weit reiste, um sie dann zehn Meter vor der Küste versinken zu sehen. Ion ösl-situng vonLÜglicbel' ssieiscbdlMe nimmt man ^661- Nekchbriik . M sfel