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Dl. 232 27. Jahrgang Sonntag» äen 2. Oktober IS32 /luer Tageblatt ^Ük öüS EkMkblkAt r«v«m.: «--.dl-»«ncholkn» »k amMch-n s-k°nntm°chung°n »er Note» »-- «0« Iw» «°» Hindenburgs Geburtstag Der IleiGsprüfident SS Äayre akt „Nach ernster Prüfung habe ich mich im Bewußtsein meiner Verantwortung für das Schicksal meines Vater- landeS entschlossen, mich für eine etwaige Wiederwahl zur Verfügung zu stellen. Der Umstand, daß die Aufforderung ^"tzuanmich nicht von einer Partei, sondern von breiten Volksschichten ergangen ist, läßt mich in meiner Bereit willigkeit eine Pflicht erblicke». Sollte ich gewählt werden, so werde ich auch weiterhin mit allen Kräften dem Vaterlande treu und ge. wisse,,haft dienen, um ihm nach außen zur Frei heit und Gleichberechtigung und nach innen zur Einigkeit und zum Aufstieg zu verhelfen. Werde ich nicht gewählt, so bleibt mir dann der Vorwurf erspart, meinen Posten in schwerer Zeit eigen mächtig verlassen zn haben. Für mich gibt es nur e i n wahrhaft nationales Ziel: Zusammenschluß deö Volkes in seinem Existenzkampf, volle Hingabe jedes Deutschen in dem harten Ringen um die Erhaltung der Nation." In seiner erhabenen Grüße hat diese schlich, ten Worte in der Mittagsstunde deS 15. Februar dieses Jahres, als draußen im Lande die Demo- gogie das Phrasengeschrei machthungriger Partei elemente überschäumen ließ, Reichspräsi dent Paul von Hindenburg gesprochen, ein-Biemndachtzigjähriger, der sich erneut als Treuhänder des ganzen deutschen Volkes in den Dienst seiner Nation stellte. Erneut stellte er in dieser Stunde den wahrhaften Begriff der Pflicht in den Mittelpunkt seiner Erklärung, erneut rettete er den wahrhaften Begriff des vielmißbrauchten Wortes „national" aus dem Brodelkeffel des poli tischen Gezänks und aus dem zersetzenden Spiel der parteilichen Kräfte. Und erneut hat eS sich in der Stunde, in der Hindenburg seine schlichten Worte sprach, offenbart, in welchem Maße es un- möglich ist, einer Person von so welthistorischer Größe wie der seinen Parteiinteressenhafte Bin, düngen aufzuerlegen oder sie in die Linie des Kampfes zu zerren, den Volksgenossen gegen Volksgenossen austragen. Hindenburg. Als ein 85jähriger steh, er heute vor seinem Volke, geliebt und geachtet von fast allen. AIS einer, der nie um den Beifall und die Neigung der Menge buhlte, nie nach Volks tümlichkeit gestrebt hat und dem sie doch in einem beispiellosen Maße aus der Tiefe des Volks empfindens heraus zuteilgewordcn ist. Als einer, ! der in seiner erhabenen Größe noch heute wächst und wächst, in dessen aufrechter Persönlichkeit sich die deutschen Begriffe von Treue, Unwandelbar- keit, Verantwortungsbewußtsei«, Stärke und Weisheit verkörpern. Welche Zeitspanne umschreibt sein ehrwür diges Alter. Wie klein und begrenzt muß uns all das Geschehen unserer Tage erscheinen, wenn wir den Blick hin lenken zu der Gestalt dieses Mannes, der im Jahre 1847, als es noch kein deutsches Reich gab, in der uns durch den Versailler Vertrag entrissenen Provinz Posen das Licht der Welt erblickte, als noch nicht die Zeit des alten Kaisers und nicht die Zett des eisernen Kanzlers gekommen war. Wenn wir zu Hindenburg Hinblicken und daran denken, daß er im Spiegelsaal von Versailles, in demselben Saal, in dem der Schandvertrag 1919 unterzeichnet wurde, Nugcn- und Ohrenzeuge der Proklamation deS zweiten Kaiser reiches war. Auf dem Schlachtfelde von Königgrätz, am 3. Juli 1866, blutet der verwundete Leutnant von Hindenburg zum ersten Male für sein Vaterland. 1870 kämpft er bei Sedan und holt sich das Eiserne Kreuz bei Saint Privat. Am 18. März 1911 wird der General der Infanterie, der drei Kaisern diente, zur Disposition gestellt, und am 82. August 1914, da erreicht den 67jährigen der sehnlichst er- wartete Ruf in Hannover, da wird der Mann, dessen Akti- vität im Leben schon beendet zu sein schien und der auf das Leben schon hinunterblickte von der von Weisheit und Würde getragenen Höhe des Alters, von seinem Schicksal hineingestellt in den Mittelpunkt des gewaltigen Geschehens, daß die Welt erschüttert hat und aus den Angeln zu heben droht. Ein verabschiedeter General, dessen Name von vielen nicht gekannt, von vielen vergessen worden ist, tritt in den Blickpunkt 6er Weltgeschichte. Ueber Nacht ist sein Name in aller Munde. Ueber Nacht wird er zu unserem Hindenburg, zum Helden der deutsche« Nation, zum Führer des marschierenden Deutschlands. Ihm gelingt die Befreiung Ostpreußens, und nach Tannenberg blickt dnS ganze deutsche Volk vertrarrensvott auf diesen Mann. Es kommen die schwarze» Lage, die dunklen Schicksalötagc des deutschen Volkes aus dem August 1918. Der preußische Offizier Hiudeuburg verläßt sciueu Posten nicht und stellt seine ganze Führerkraft und sein ungeschmälertes Ansehen in den Dienst der geordneten Liguidierung deö Feldzuges. Er nahm als getreuer Ekkehard des deutschen Volkes eine ungeheuer schwere Aufgabe auf sich. Erschüttert bis ins Tiefste, tat er seine Pflicht, auch als der letzte von den drei Kaisern, denen er diente, seinen Platz verließ und Zu flucht in: ^'uölande suchte, dieser Kaiser, für den sich Hinden burg l. er Offizier mit seiner Person zur Verfügung stellte, a.» V Keindmächte die Auslieferung Wilhelms II. verlangten. 1919 steht der Feldmarschall im Osten mit dem Grenzschutz, um die Ostmarkcn vor slavischem Einfall und vor der Verwüstung zu schützen, und dann kehrt er heim, in sein geliebtes Hannover, wo ein stilles Hauö und die sorgende Gattin auf ihn warten, die ihm der Tod 1921 entreißt. Stille Jahre verlebt der Generalfeldmarschall. Aber seine Mission ist noch nicht erfüllt. 1925, als das deutsche Volk am 26. April uneinig, zerrissen, beseelt von Zwie spältigkeit und Parteihaß an die Wahlurne tritt, da wird aus dem Feldherrn des Weltkriege« der zweite Präsident der deutschen Republik, da schiebt ihm da« Schicksal noch einmal eine ungeheure Verantwortung zu, reißt cS ihn, dessen Leben man schon abgeschlossen in den Annalen der Weltgeschichte vorzufinden glaubte, in die Weltöffentlichkeit und in den Mittelpunkt des Geschehend. Und Hindenburg folgte dem Rufe der Mehrheit des Volkes und der Stimme seines Herzens, die ihm in weiser Voraussicht den Weg zu dem Platz wies, von dem aus sein mahnendes und den Weg zur Einigkeit weisendes Wort in das Volk fallen sollte. Umbrandet von den Mißtönen deutscher Uneinigkeit, heftig- sten Angriffen ausgesetzt, befehdet von einem großen Teile der Natton, verließ der greise Keldmarschall sein ruhige» Hans in Hannover und begab sich, beherrscht von eisernem Pflichtgefühl, auf seinen Posten. Wie groß muß die Persönlichkeit Hindenburg» un» erscheinen, wenn wir heute den Gefühlen nachspüren, die ihn veranlaßten, vor sieben Jahren die wohlverdiente Ruhe nrit der schweren Last murr Aufgaben und mit neuen Pflichten zu vertauschen, ihn, dem es nie um Ruhm und Popularität, nie um billige Lorbeeren und nie um die Gunst der Masse ging. Muß eS sich da nicht in erschüt- terndcr Größe offenbaren, mit welcher Liebe die ser Man» sein Vaterland liebt, und muß e» sich da nicht offenbaren, daß seine Liebe zu seinem? Volk nicht bestimmt werden kann von der Staat», form? Als zweiter Präsident der deutschen Repu- bllk hat er sich in unerschütterlicher Ehrlichkeit und Geradheit das Vertrauen von Millionen gewon- nen, die seiner Wahl im Jahre 1925 nicht zuge- jubelt haben, und er ist der Seele seine» Volke» so nahe gekommen wie nur wenige der großen Führergestalten in der deutschen Geschichte. Haben nicht Hunderttausende der Zweifler mit Ergriffenheit gesehen, wie der Diener dreier Kai- serhäuser in unverbrüchlicher Treue dem Vater lande auch unter der neuen DtaatSform mit-aller seiner Kraft diente, und ist e» nicht ein nach menschlichen Begriffen geradezu unermeßliche» Opfer, das der 84jährige im Frühjahr diese» Jahres brachte, als er sich erneut zur Verfügung stellte und erklärt hat, daß er lieber dm Passion»- weg der Angriffe gegen ihn und der Herabsetzung seines Namens gehen wolle, als daß er Deutsch land den Pasfionswcg des Bürgerkriege» gehen lasse. Treue, Pflichtgefühl und Gerechtigkeit», gefühl geben seinem Leben den LebenSflnn. Mit der Reckcngestalt dieses Deutschen sind Bilder von gewaltiger Größe, von Kampf und Sieg und vow tiefer Tragik verbunden, und ob wir ihn an sei nem Arbeitstisch im ReichSpräfidMtenpalai» sitze» oder über die Manöverfelder schreiten sehen, auch derjenige, der sich seiner eigenen tiefen Verbunden heit mit Volk und Nation nicht bewußt fühlt oder nicht bewußt fühlen will, wird angesichts des Reichspräsidenten nicht die EhrfurchtSregung' in seinem Herzen unterdrücken können. In schwerster Zeit, noch immer ungebeugt, steht der Reichspräsident Paul von Hindenburg, der beste Deutsche seiner Zeit, kl ein unersetzlicher Aktivposten deS deutschen An sehens an der Spitze deS Volkes. Sein Haar ist weiß und sein Wort weise. Als ein Hüter deut scher Treue, als ein Hüter der deutschen Kamt- lie, ein Mahner zur Einigkeit, als ein wachsamer Beobachter der politischen und wirtschaftliche« Vorgänge, dem, wie er erst kürzlich mit aller Deutlichkeit erklärt hat, die sozialen Belange der deutschen Arbeiter- schäft sehr am Herzen liegen, als ein leuchtendes Vorbild für die deutsche Jugend und für die deutsche Wehrmacht steht er in seinem hohen Amte. Der klare Blick, der den großen Soldaten auSzeichnete, hat auch den Reichspräsi denten nicht verlassen. 8 5 Iahre. Wie eine deutsche Eiche, die ihre Mur- zeln tief in dm Grund der deutschen Geschichte hinein- gesenkt hat, durch derm Aeste wilde Stürme brausten, und die doch nicht zerbrach, so reckt sich die hehre Gestalt Hin- denburgs über Zwiespalt und Zerrissenheit hinaus zu er- habener Höhe. Und wenn man mit seinen Gedanken heute einen Wunsch hinträgt zu diesem Mann, dann ist e» der, daß ihm sein Schicksal vergönnen möge, auf ein einige» Volk herabblicken zu können. Gott erhalte ihn un«, de« besten Deut- schen seiner Zett. 0. U. Dr Helft Hindenburg helfen! Dresden. Die „Hindenburg-Spende" hat unter dem Motto „Helft Hindenburg helfen!" sich an die Oeffentltchkeit gewandt und gebeten, zum 85. Geburt«- tage des Reichspräsidenten der Stiftung neue Mittel zur Verfügung zu stellen. Damit soll dem großen Unterstützungswerk die Möglichkeit gegeben werden, auch weiterhin Not und «lend unter den KrieaSbeschüdiateo und ihren Hinterbliebenen zn linder«.