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Mer Tageblatt ZM«- Mzeiser für -as erzgebirge WWW «Mhol^» »!. «Mch« 0^Em>ch°-,«> »« «<E, «o„ ^^ch«, Pu-, Sonntag, äen s. Oktober 1S32 27. lakraana llnterstützungserhöhung im Winter? Schacht soll Reichskommlssar werden Der srUhere Reichsbankprästdent Dr. Schacht, den die Regierung jetzt filr besondere Aufgaben heranziehen will. Entweder soll er al« Vertrauensmann der Regierun- damit beauftragt werden, die Frage der Auslandsschuld«», deren Verzinsung und Tilgung durch da« Stillhalteabkommen nur unvollkommen geregelt ist, durch Verhandlungen mit den Vertragspartnern zu lösen, oder er soll al, Sonder.Kommissar die Spttzengehtilter der höheren Beamten der vom Reich sub ventionierten Unternehmungen nachprüfen. Berlin,?. Ott. Die Mitglieder des sozialpolitischen Ausschusses derdeutschnationalenReichStagS- sraktion wurden am Freitagvormittag vom Reichs- arbeitSmintster Schäffer zu einer Besprechung übe, den sozialpolitischen Teil des NegierungSprogrommö empfangen. Der Vorsitzende des sozialpolitische» Ausschusses, Dr. Erich Schmidt, entwickelte den ablehnenden Standpunkt der Deutschnationalen gegenüber der Juni-Notverordnung über Renten- und Unterstützungstürzung und äußerte Bedenken über die Paragraphen 1 bis 6 der Verordnung zur Ver mehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit, die sich als einseitige Belastung des Arbeiter- und Angestelltenstandes auswirken müßte«. NeichSarbeitSminister Schäffer wies darauf hin, daß die Negierung mit diesen Bestimmungen nicht die Arbeitnehmerschaft belasten, sondern nur all - zur Minderung der Arbeitslosigkeit tun wolle. Im t eigen stellte der Minister eine ErhShungdrr Sätze der AbeitS- losenunterstützung im kommenden Winter in Aussicht falls sich die Hoffnungen der Regierung auf Verminderung der Arbeitslosigkeit verwirklichen. Beratungen über Milderungen bei äen Unterstühungskürzungen Weiterer Rückgang der Arbeiirlosenzahl Berlin, 7. Oktober. Nach dem Bericht der Reichsanstalt für Arbeit,Vermittelung und Arbeitslosenversicherung für die Zett vom 1ü. bi, »0. September 1932 waren Ende September bei den Ar- deitsämtern rund b 100 00« Arbeitslose gemeldet. Während de, ganzen Monat» September hat damit di« Arbettslossnzahl nach einer vorübergehenden Erhöhung um rund 123000 abgenommen. Saisonmäßig« Einflüsse, die Mahnahmen der Reichsreglerung und in beschränktem Umfange noch die bekannten Aenderungen de» Unterstützungnechtes haben zu dieser Entwickelung des Zahlenbil de» beigetragen. — Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger belief sich Ende September in der Arbeitslosenversicherung auf rund 623 «XI (gegen 366000 am 16. September), in der Krtsenfür- sorge auf rund 2224 000 (gegen 1280 000 am 1v. September). Von den Arbeitsämtern anerkannte Wohlfahrtnrwerbslose wurden End« September rund 2 OSS 000 gezählt, d. h. rund 6000 mehr al, End« August. Di« Zahl der Notstandarbeiter, di« sich End« August auf rund 67 060 belief, konnte im Laufe de, September, begünstigt durch die Witterung, noch um etwa 6000 gesteigert werden. Die Zahl der tatsächlich beschäftigten Arbeit,dienstwilligen ist von rund 144 000 Ende August aus rund 200000 Ende September gestiegen. Maßnahmen gegen Versammlung;' ftörungen? Berlin, 7. Oktober. Da, Reichskabinett ist heute vormit tag um 11 Uhr zu der angekündtgten Sitzung zusammengetreten. Es liegt auf der Hand, dah es sich in erster Linie mit den wichtigen außenpolitischen Fragen beschäftigt, die mit dem Abrüstung». Problem und den englischen Bemühungen zusammenhängen, Deutsch land wieder In den Kreis der Konferenz zurllckzuführen. Außer dem ist eine Reihe wirtschaftlicher und innenpolitischer Fragen akut. Ob es dabei schon heute zu Beschlüssen in der Frag« der subventionierten Betriebe kommt, ist nach Ansicht unterrichteter Kreis« unwahrscheinlich. Wichtig ist auch di« Frage, ob die Reichsregterung irgendwelche Maßnahmen ergreift, di« geeignet sind, den Schutz politischer Ver sammlungen zu gewährleisten. Diese» Problem wird durch die Vorgänge akut, die sich in d«n letzten Tagen in einer Reihe oeutsch- nationaler Versammlungen begeben haben. Praktisch kommen zwei Wege in Frage. Das Ist 1. di« Anlehnung und Verschärfung der Bestrafung von Versammlungsstörungen und zwar so, daß der Begriff der Sprengung nicht Mr auf Tätlichkeiten und Gewalt samkeiten bezogen, sondern auch auf Sprecher unv andere Stö- rungsversuche ausgedehnt wird. Di« andere Möglichkeit liegt auf verwaltungsmäßigem Gebiet. Sie geht dahin, daß man einer Partei für bestimmte Zeiten grundsätzlich jede Versammlung», erlaubnis untersagt, wenn festgestellt wird, dah ihre Anhänger planmäßig Kundgebungen anderer Parteien gestört haben. E, ist anzunehmen, dah zwischen den beteiligten Ressort» bereit, Erwä gungen hierüber angestellt werden, wobei tn erster Linie da, Reichsinnen- und Reichsjustizministerium tn Frage kommen. In politischen Kreisen besteht kein Zweifel, daß die Reichsregterung Lei weiterem Andruern der DersammLungsstörungen entsprechend durchgreifen wird. Reichsbahn stellt ein Kassel, 7. Oktober. Wie die Reichsbahndirektion Kassel mitteilt, werden in dem Direktionsbeztrk vom 10. Oktober ab ca. 1000 Arbeiter wieder eingestellt. Altona, 7. Oktober. Die Reichsbahndirektion Altona hat beschlossen, zunächst für zwei bis drei Monate größere Einstellungen von Arbeitern vorzunehmen. Bei diesen Einstellungen handelt es sich um etwa 800 Zeitarbeiter und 230 Stammarbeiter. Es sind Arbeiter, die Anfang September entlassen wurden und jetzt wieder für di« Dauer von zwei bis drei Monaten Beschäftigung finden "^Wuppertal, 7. Oktober. Wie di« hiesige Reichsbahn direktion mitteilt, sind in diesen Tagen in ihrem Bezivk mindesten, 1000 Arbeiter neu eingestellt worden. Sie werden allerdings zum Teil nur solange beschäftigt w«rden können, wie di« Iahre^eit eine Arbeit am Oberbau zuläßt. Saasschlacht i« Düsseldorf Nationalsozialisten alS Ruhestörer Düsseldorf, 7. Okt. In einer WaWersammlung der Deutschnationalen BoASpartei im Kaisersaal der städti schen Tonhalle kam es bereits Lei den Einleitung-Worten des Vorsitzenden zu großen Störungen von Nationalsozia- listen, die Stinkbomben warfen und versuchten, die von der Galerie herabhängenden schwarz-wetß-roten und schwarz- weißen Fahnen abzuretßen. Nachdem von der Polizei und dem SaaLschutz einig« Ruhestörer au» d«n Saal entfernt worden warm, trat etwas Ruhe «tn, bis Dr. Giswius das Wort ergriff. Kaum hatte er ^nen Satz gesprochen, setzte der Tumult von neuem «tn, so daß Dr. GiseviuS die Poli zei zur Räumung der obersten Galerie veranlaßte. Dies rief einen ungeheueren Lärm hervor. Als die Polizei nun zur Entfernung der Nationalsozialisten schütt. -niwickelte fick ein regelrecht« Saalschlacht. Es flogen Stühle und Stuhlbeine durch den Raum, man schlug mit Latten auf- einander ein, und von der Galerie wurden Stühle herab- geworfen. Während die Polizei mit dem Gummiknüppel die Ruhestörer schnell aus dem Saal hinausdrängie, ver ließen die übrigen Besucher in wilder Flucht, zum Teil durch die Parterrefenster, den Versammlungsraum. Düsseldorf, 8. Oktober. Wie zu der gestrigen Wahl- schlacht im Kaisersaal der Tonhalle von der Polizei noch mitgetellt wird, sind während des allgemeinen Tumult» auch Schüsse abge geben worden, durch die «in Versammlungsteilnehmer erheblich verletzt wurde, sodaß er in» Krankenhaus gebracht werden mußte. Ernstere Unfälle ereigneten sich glücklicherweise weiter nicht mehr. Die Polizei nnhm insgesamt 20 Verhaftungen vor. Ob Herr Dr. Schacht, der selbst in der Zeit seiner Tätigkeit als Reichsbankpräsident «in Gehalt von enormer Höhe bezogen hat, der geeignete Mann für die Nachprüfung der hohen Gehälter ist, dürfte man -ezwetfSn Konen. Ein HNfsprogramm für die deutsche Hotel-Wirtschaft Berlin, 7. Oktober. Die außerordentliche Notlage de, deutschen Hotelgewerbes hat den Reichsverband der Deutschen Hotel», Restaurants und verwandter Betriebe dazu veranlaßt, Richtlinien eines Hilfsprogramms für di« deutsche Hotelwirt^chajt aufzustellen, die den zuständigen Reichs- und Staatsbehörden vor gelegt wurden. Die Vertreter des Reichsverbandes haben dem Reichskanzler und dem Reichsfinanzminister di« Wünsche der Hotelwirtschaft unterbreitet. Die Hauptaufgabe des Hilfspro- gramms liege darin, die außerordentlich hohen Abgabrn an dl« öffentliche Hand «inzudämmen. SMW Mk!I m MeikbeMssWMMim Bessere Berteilungsquote erzielt, jedoch noch längst keine volle Berücksichtigung der besonderen Notlage Sachsen» Rom Westerzgebirge leine Rede Am Freitagvormittag fand im Sächsischen Ministerium in Dresden eine Pressebesprechung statt, in der die sächsische Regierung über den Anteil Sachsens am ArbeitSbeschaf- fungsprogramm der Reichsregierung Bericht erstattete und über die wir gestern schon kurz berichteten. Nach einleiten den Worten des Leiters der Staatskanzlei, Ministerial- direktor Geheimrat Dr. Schettler, gab der Sachbearbeiter, Ministerialrat Dr. Hoppe, Kenntnis von dem gegenwärti gen Stand der Angelegenheit. AuS seinen Ausführungen ging hr'.n/-, daß es der sächsischen Regierung sehr schwer geworden , eine einigermaßen ausreichende Beteiligung SachsenS bei der Zuweisung der Reichsmtttel durchzusetzen. Ausgehend von der außerordentlich großen Arbeitslosigkeit tn Sachsen, die in Sachsen mit 135,4 von 1000 Einwohnern fast 62 Prozent über dem Reichsdurchschnitt liegt, hat die sächsische Negierung geltend gemacht, daß sie bet den ArbeitSbeschaf- fung-maßnöchmen mit einem Achtel bis einem Siebentel beteiligt werden müsse, da nach dem Stande vom 11. Juli 1932 Sachsen fast 13 Prozent der Arbeitslosen im Reiche zählte. Dabei fällt weiter erschwerend ins Gewicht, daß die Arbeitslosigkeit in Sachsen bereits «tn« sehr lange Dauer hat, so daß bereits «in« vollkommen« Erschöpfung der Arbeiterkreis« wie der Wirtschaft und insbesondere auch der Gemeindefinanzen «tnaetreten ist. Sehr viel günstiger liegen die Verhältnisse in Süddeutschland, wo Bayern nur 57,4 und Württemberg und Baden sogar nur 53,1 Arbeitslose auf 1000 Einwohner zählen. DaS tritt auch besonders bet der Zahl der Wohlfahrt-erwerbslosen hervor, die in Sachsen beinahe viermal so groß ist wie in Süddeütschland. Diesen Tatsachen war bei dmi ersten ArbeittbefchaffunaSprogramm des Reiche» in Höhe von ISS Millionen in keiner Weise düchrmng getragen worden. Bon den 135 Millionen entfielen nur 6 323 000 RM., also noch nicht ein Zwanzigstel, aus Sachsen. Im einzelnen sollte Sachsen von den 50 Millionen für den Ausbau der Wasserstraßen nur 323 000 RM. gleich 0,6. Prozent, von . den 60 Millionen für den Ausbau des Landstraßennetzes nur 5,5 Millionen und von den 25 Millionen für landwirt schaftliche Meliorationen nur 500 000 RM. gleich 2 Pro zent erhalten. Dabei war noch zu berücksichtigen, daß für Beschleusungs- und Kläranlagen, für Triickwasseroersor- gungsanlagen und Flußregulierungen, die in einem indu strialisierten Lande wie Sachsen besonders wichtig sind, und ferner für städtische Straßen überhaupt keine Mittel vor gesehen waren. Dem Eingreifen des sächsischen Minister präsidenten, der dem Reichskanzler persönlich die außer- ordentliche Notlage Sachsens vor Augen führte, ist eS nunmehr gelungen, für Sachsen eine bessere Beteiligungsquote durchzusetzen, die den gerechten Ansprüchen Sachsens wenigsten- einiger- maßen Rechnung trägt. Das letzte Wort tn der ganzen Angelegenheit ist noch nicht gesprochen, jedoch erwartet man nunmehr vom Reiche die Bereitstellung der erforderlichen Mittel, um die Wasserregulierungsarbeiten und Uferbvfesti- gungSarbeiten bet Posta, Blasewitz und Kötzschenbroda durchftihren zu können. Weitere Niederwasserreglungen sollen bet Nünchritz, Moritz und bet GohltS ausgeführt werden. Ferner sollen im Riesaer Hafen die Kaimauer wiedechergestellt sowie einige wettere Arbeiten ausgeführt werden. Die Summe für landwirtschaftliche Meliorationen ist auf 4 Millionen RM. erhöht worden. Sie sollen tn erster Linie für Flußregulterungen zum Schutze landwtrt- schaftlicher Flächen verwandt werden. Hiervon werden insbesondere die AmtShauptmannschaiften Großenhain, Kamenz, Bautzen und Löbau profitieren können. Man rechnet mit günstigen ZinSb»dingun«n, da die MittelauS Ler OMfe -»währt werden ollen. Für Aulbau de» Land-