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Nr. 2S0 3. örilage zum Auer Tageblatt Sonntaa. -en U. Dezember lS32 Sch muß euch sagen, es weihnachtet sehr! Und wenn ihr eS bisher noch nicht selbst gemerkt, dann kommt einmal mit hinaus, aus die Straste und so, und stuckt euch mal in Nahe und mti offenen Austen um: Schaut, da stehen schon die Weihnachtsbäume bald hier, bald da. in lausten Reihen — ein ganzer Wald schon. Und immer mehr werden eS mit jedem Taste Viele kommen heran, machen ernsthaft« und sehr rechnende Gesichter, prüfen hier, wählen da . . Ab und zu «rästt sich auch einer schon solchen Wethuachisbaum nach Hause, und wenn er um die nächste Strastenecke ist, dann lächelt er verstohlen in sich hinein. Wahr- haben will er es nicht vor den Leuten und tut darum sehr würdevoll, aber — er lächelt doch, weil es eben auch ihm zu Weihnachten beainnt. An der Strastenecke steht ein kleiner Junge nnd rasselt unentwest» mit seiner sunkelnagel- ncnen Wcihnachisknarre. So versunken ist der kleine Slips in seine Tätistkeit, dast er sich um die stanze Umwelt nicht kümmert — die Vor überstehenden. mästen die ihn auch noch so sehr pnfsen und hin und her dränsteln bet ihrem hastigen Vorwärtswollen. Hast recht, mein kleiner Kerl' Du lästt dir durch alle Püffe und Stöße deine Weihnachtsstimmunst nicht verderben. Ob wir Groben nicht ein bißchen von dir lernen sollten? In dem Schaufenster drüben sttbt eS nicht-, als nur und nur und nur Puppen: stanz be- sonders schöne, richtiste Weihnachtspuppen, stellen eben ein paar kleine Mädelchcn fest, die sich ihre Näschen an den kalten Scheiben platt, drücken. Ein paar kleine Jungens schieben vor- über, die Hände in den Hosentaschen, dicke Wollschals umgewickelt. »Guckt doch mal da, die Mädchen!" ruft einer. »PuppenI Aussterechnet Puppen!" Auch unS Großen will eS scheinen, daß diese „richtisten Weihnachtspuppen" stanz be. sonders steif dasitzen in ihrem neuen Staat. Aber wir sind eben Große loder manchmal doch auch nicht?) und sehen darum vor lauter Müssen »nd Erfahrung die bunte, so ganz belebte nimmer, die die kleinen Mädelchen da draußen schon seit einer halben Stunde durchwandern, mitten unter all den »richtigen WeihnachtSpuppen" Was meint ihr: sollen wir da nicht mal ein wenist mitzustehen ver- suchen? Es weihnachtet sehr und dann rücken wir ia immer der so lebendisten Welt unserer Kleinen ein wenist näher. Brauchen uns wahr, hastig nicht zu schämen drum! Es sind nicht die minderwertigsten Augenblicke in unserem mancherlei Leben. Im Gegenteil! Erst aber den Weihnachtsmarkt entlang! Wie es dort erst weihnachtet! All die tausender, lei bunten Kleinigkeiten und Nichtigkeiten. Ganz dürftig sind sie wohl manchmal: aber selbst dann ist um sie etwas, wie ein ganz seiner, Heller Kerzenschein, so etwas ganz Heimliches aus Weihnachrsstollcnduft und Fcierglockenklang, daß wir mitten in eilig- geschäftigem Gang auf einmal sttllhalten... und stehenbleiben... und uns plötzlich — bet» nahe verlegen — dabet ertappen, wie wir un» mitfreuen, mitlachen können über die drolligen Vlechtierchen, die da so eilig herumkrabbeln, oder die Maus, die unentwegt und grau an der Fensterscheibe nach unten strebt, oder über den putzigen kleinen Clown, der überhaupt nur noch auS Radschlagen besteht... Alle- dreht sich, alle- bewegt sich — und wir großen, erwachsenen, ernsten Menschen, vielleicht in Amt und Würden und Brot, stehen da und freuen unS und lachen mit... Und schenken vielleicht dem kleinen, verfrorenen Kerl, der da so sehnsüchtig die Herrlichkeiten anschaut, solch eine putzige Kleinigkeit, um die Helle Freude, die WethnachtSfreude als erste» WeihnachtSlichtlein in seinen großen, traurigen Augen aufleuchten zu sehen. Oh. eS weihnachtet sehr! — Und wie lang« noch, dann steht va- grüne Tannenbäumchen, das wir so heimlich lächelnd nach Hause trugen, so selbstverständlich und ganz weihnachtlich in der Stube,.. Uno wir lassen Alltag Alltag und Jorgen und Geschäfte Geschäfte sein und sind ein paar Stunden ganz erfüllt von Ge danken an bunten Baumschmuck und Weih. nachtSlichter und — Augen, in denen die hell werden und erst richtig zu leuchten beginnen. Werden schon alle — alle, ohne Ausnahme — jemanden finden, dem wir'Weihnacht richten können... und ein Helle- WeihnachtSlichtlein anstecken, vielleicht mitten in seinen grauen Alltag hinein... und die Tür ausmachen — weit ausmachen zur WeibnachtSstube, di» doch das ganze lange Jahr hindurch so «ine ganz gewöhnliche Stube war, nützlich und nüchtern vielleicht, und ohn» Glan,.... Und dann — werd«» Wtihnachrlglockau zu läut«» ßsgüuw». Ein lockt Hundertfältig hinter Schaufenstern Kinderaugen werden leuchtend und rund, staunendes „Ah" und Oh" kommt von ungezählten Kindcrlippen, und die Erwartung, einiges von den. Geschauten unier dem Christbaum wi-d-rzufinden, läßt kleine Herzen höhe» schlagen. Dem Erwachsenen aber bleibt die schwere Wahl: „Was schenke ich?" Denn e» ist keines- wegs einfach, in der Wille das Geeignet« zu finden Nicht für sedeS «leine Mädel ist der Puppenwagen mit dem Babu darin das Richtige: nicht jeden Jungen entzückt ein Schaukelpferd. Phaniasiebegabte Kinder werden Rohmaterial bevorzugen. Unfertige«, dem sie nach eigenem Gu'dÜnken Form und Gestalt geben, daS Ne nach eigenem Geschmack zusammenfügen können: andere wieder mit ausgesprochenem Hang zum Erakten, Präzisen werden nach Vor. lagen basteln und konstruieren wollen, Mädel chcn je nach Art ihres weiblichen Instinkt«, am liebsten Puppen hegen, wie nähen, kochen, scheuern und plätten. Und wieder andere werden nichts begehren als irgendein Tier. daS geherzt, gescholten und überallhin mit genommen werden darf. Es ha« also, wenn man die höchst ver- schieden« Einstellung der Kinder beachtet, die Auswahl des Spielzeugs tiefe erzieherische und charakterbildende Bedeutung, und man wird sich dabei einesteils wohl von den geäußerten Wünschen des Kindes leit,» lasten, andernteils aber bei ihm selbst »«bewußte Fähigkeiten durch das rechte Spielzeug wecken und fördern Modernes Spielzeug. vorweihnachtliche« Kapitel von Anue-Marte Mampel. e» zur Weihnachtszeit und in Ausstellungen. bet diesem Anblick müssen; unerwünschte Veranlagungen durch dieses Abschwächen oder Ausgleichen, indem man zum Beispiel ein nervöse-, quecksilbrige» Kind zur Konzentration bringt, ein denkfaule» zu geistiger Regsamkeit Ist man sich erst einmal darüber klar, welche Aufgabe die zu erstehenden Sachen erfüllen sollen, wird die Wahl selbst nicht mehr schwer sein; ha« doch unsere Spielwaren-Jndustrie den alterprobien. Generation um Generation er freuenden Dingen, der Puppenküche, dem Theater und anderem, allerlei Neues zuflesellt und Hai doch manches Ueberkommene wesent liche Wandlung erfahren. So ist die Puppe, die wir selbst nur mt« einem ftlatten, kalten und stereotypen Por- zellangesicht kannten, durch Käthe Kruse zu einem allerliebsten, lebenswahren und Zärt. lichkeit heischenden Kinde geworden und außer« dem in verschiedenster Gestalt al« Charakter- und Künstlerpuppe ausgetaucht. So hat auch da- Stofftier stch trefflich weiterentwtckel«, und in drolligen Dlüschaffen, rosigen Schweinen, langhalstgen Giraffen — vom allbekannten Teddybären ganz zu schweigen — eine kaum noch zu überbietende Vollendung erreicht. Daneben sind für die ganz Meinen di« lackierten Holztiere auf Räderbrettchen ge schaffen worden. Kätzchen, Hasen, Hühner, Hunde, Enten und Lämmer in ausgezeichneter kunstgewerblicher Arbeit, abwaschbar, giftfrei, und somit da- Hygienischste, wa« al» Klein- kinderspielzeug gedacht werden kann. Außer- dem gibt eS originelle Gummitier» zum Aus blasen. ÄnS lackiertem Lol, Nnd auch die mod»"nen Mgurenspiele, die durch ihre schöne, vielfältig« Färbung und die mannigfache Gestalt ihrer Bestandteile den Farben- und Formensinn des Kinde- anregen. Maria Montessoris Zahlen- und Buchstavensptel», ihr Lotto, ihre farbigen Rechenstäbe, ihre Farbtäfelchen und ähnliche» verdienen al- ErziehungSfaktoren ebenfalls Beachtung, desgleichen die alten Fröbelschen Beschästigungsspiele. Größeren Knaben wird der Metallbaukasten Freude bereiten, der die Möglichkeit bietet, «inen kleinen Grundkasten später durch Hinzu- kaufen weiterer SrgänzungSkasten zu ocrvoll- ständigen und durch entsprechende Uhrwerk-, Elektro- und Dampfmotoren die selbstgebauten Modell» in Bewegung zu setzen Auch ein neuer Spiel- und Modellbaukasten, der Bau- steinchen in Ziegelsorm und Farbe nebst Mörtel liefen und aus diese Weise regelrechte Mtn'arurbauten, ganz nach Wunsch de» sunaen .Architekten" ermöglicht wird sich rasch etn- vürgern, um so mehr, al» jede» Gebäude ohne Beschädigung der Ziegel durch Auslösen de« Mörtel» wieder abgetragen werden kann SS fehlt also wahrlich nicht an guten Spiel, waren — wa» wir hier aufführten, ist nur ein AuSschntn dessen, waS geboten wird —, und wenn wir zum Schluß noch einen überaus zweckmäßigen, farbig lackierten Spielzeug, schrank erwähnen, der bunte, herausnehmbare Kasten enthält, die als Tisch, Stuhl und Wagen benutzt werden können, der Raum für Spiele- reien und Bücher enthält und einen Tür- auSschnitt zur Aufführung deS Puppen- IheaterS, glauben wir, allen, die Kindern eine WethnachtSfreude bereiten wollen und sollen, rin wenig Anregung und Ueberstcht geböte» zu haben. Die Aufmachung des Weihnachtsgeschenkes. Weihnachten steht vor der Tür und wir müssen unS überlegen, wie wir in diesem Jahr unsere Lieben mit etwas ganz Besonderem überraschen können. Di» wenigsten von unS können große Geschenke machen; um so mehr gilt eS, auS dem Nichts etwas hervorzuzaubern. Welche Freude kann zum Beispiel »in Körbchen mit roten Aepfeln vergoldeten oder ver silberten Nüssen und Pfefferkuchen mit Lannenzweigen, zwei oder drei Lichtchen, und um daS Ganze «in passende» Band geschlungen, Hervorrufen. Eine hübsche Abwechslung bietet der mit allen möglichen süßen Sachen be- häng«« WethnachtSstrauh. Gan, einfach her- zustellen stnd auch die bunten Kästchen, in die man Selbstgebackene», Marzipan usw. für Freunde und Verwandte in der Ferne füllt. Man nimmt irgendeine alte Pappschachtel, zeichnet stch auf dem Weihnachtspapier die Maße ab und beklebt dann die Schachtel, die man auch wieder mir einem schönen Tannen- zweig schmückt und mit einem bunten Band oder Goldfaden zubindet. Viel zu wenig ist noch immer die Sitte ver. breitet, die Geschenke in weihnachtliche Um hüllungen zu packen, die so reizend oder auch humoristisch ausseben können, daß man diese kleinen hübschen Behälter, die mti lustigen Bändern zugebunden stnd. schon fast für da» Geschenk halten möchte, und dann doppelt überrasch« ist, die eigentliche Gabe noch darin verborgen zu finden. Da lassen sich aus buntem Kreppapier kleine Hunde Herstellen, die eine Mundharmonika in stch bergen, Harlekine flicht man nach Kindergartenar, au- zweierlei far bigem Papier, um in ihrem Rumps rin Kästchen mt« einem Schmuckstück, einer Ztga- rettendose oder dergleichen, zu verstecken In einem Spazterstock auS grünem und weißem Papier mit grüner Schleife finde, der Be. schenkte einen Blei» oder Tintenstift oder gar ven ersehnten Füllfederhalter. Jede» Jahr bring« eine neue Auswahl in gemustertem Papier, in neuen Bändern usw.; e» öffne, sich ein weite» Feld, durch einfach» Mittel di« Stimmung zu heben. In früheren Jahren macht» man stch oft den Scherz, ein dem Umfange nach ganz kleine» Geschenk «n so viel Papier einzuhüllen, daß ein Rtesenpake, en«, stand; e» ist also nur da» Wacherhalten einer alten deutschen Sitte, wenn wir durch die Umhüllung dem Geschenk, je nachdem, einen heiteren oder sinnigen Gruß mitgeben! An der Verpackung läß, sich of« der ganze Mensch erkennen! Wie e» Menschen gibt, deren Pakete niemals ander» al» .beschädigt" ankommen, so gibt e» andere, deren Sinn au» der sorg, amen An sprich«, wt« st« jeder, auch der Iletnsten Gabe, Wer, «, verleihen wissen Ein» weihnachtliche Wirkung erzielt auch die festlich gedeckte Tafel, wenn man ein« selbst, »wundene Rank«, mt« Lichtchen an beiden Inden, gefällig über dt« Mitt» ve» Tische» legt. Venn da» Winden der Rank» zuviel Arbeit macht, streu, mau klein« ranneniwetge «her be» ganz«» Lisch.