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L. Beiiaa, su Str. 2V0 de» Auer Daveblatre» und LnM»« Mr da» Erzoemrpr Sonntao, den 11 Dezember tv»» Die Berede der Leltdsl»«' Schweinchen Ein Bild von dem Fest- umzug am Danksagungs tag in Neuyork. Diese» amerikanisch« Voiksfest wird alljähr- lich unter Beteiligung zahlreicher kostümierter Personen gefeiert und füllt für einen Tag Vie sonst so geschäftigen Straßen Neuyorks mit karnevalistischer Ausge lassenheit. Hern wechselt die Flagge Skizze von Friedrich Thilo, Rendsburg Siebenmal war Hein Büx auf Osiasieufahrl gewesen, Hongkong, Amoy, Schanghai, nun aber lag seine „Barataria" schon siebzehn Moncue leer und still im Hamburger Hafen zwischen den vielen anderen schlafenden Dampfern. Die letzten siebzehn Pfennig Stempelgeld tief in der Hosentasche umkrampft, starrte Hein sehnsüchtig auf die ge häuften Leberwürste und Gänsebrüste im Schaufenster. Dann fiel sein Blick aus sein Bild in der prunkenden Spiegel scheibe: Klein und schmächtig, dunkel, Pockennarben auf dem breiten Gesicht, stechende schwarze Rattenäuglcin unter der schäbigen Schirmmütze. „Mensch! Ich hab'n Gedanken!" — und überwältigt ließ er den Mund offen stehen. „Ach nee?" spöttelte Lockenlotte. „Mensch, Lotte, Du mußt mir eine Ladung Weiberkram besorgen, Spitzen, Schals, Tücher, buntes Zeugs, all sowas, weißte?" „Klar. Aber wozu denn? Willste handeln?" „Natürlich. Ich geh' als Chinese auf die Dörfer. Die Bauerfraucn kaufen sowas wie verrückt, Wenns weit her kommt; bloß als Deutscher hoste keine Schangße in Deutsch land." „Du bist ja plemplem." „Ganz egal. Onkel Sachteklau gibt Dir alles auf Pump, wenn Du ihm Augen machst. Der schmierige Gauner hat doch immer Sore, und hier ewig rumzulungern, soll der Deubel aushalten." — Richtig wanderte Hein Büx eines Morgens in „chine sischen" Filzschuhen und Kalikojacke mit einem Packen billigsten Firlefanzes los, durch endlose Vororte. Die Sonne stach, der Schweif; rann ihm über das gelbbraune Gesicht, die Füße brannten... Sieh, das gestrandete olle Fahrrad da ist ja Wohl von der Mannschaft verlassen? Tas bringen wir ab! Kiekt auch keiner? Denn man schnell an Bord — Maschine voll voraus! Jetzt bin ich ein Rad Dampfer! Zwanzig Seemeilen weiter durfte das Rad in einem Kornfeld wieder vor Anker geben. — — „Schecne Schbietz", bot Hein seine „echt chinesischen" Spitzen feil, „schecne Tuchi, tschuna ischi tschui, arme Schina- mann. Billige, billige, biettc kauf!" Die meisten Bauerfrauen schwangen Holzlöffel oder nasse Tücher: „Naus mit Dir!" Einzelne aber barmten gerührt: „Och der arme Kerl, von so weit her, na denn zeig mal. Heft ok Hunger?" „Plenty hungert, Tsching Pang mulu, mulu, esse esse biette." Abends konnte Hein kaum noch Deutsch, hatte einen voll gefressenen Wanst, allerlei Groscl>en in der Tasche lind sah sich nach einem Liegeplatz nm. Plötzlich tippte ihm ein Herr auf die Schulter: „Na, Chinax, wie ist das Geschäft denn?" Hein Büx unterdrückte em Kinesch'.ollern. doch gefaßt Wimmerte er ganz im Tonfall der Schanghaier Bordhangercr: „Hoho, arme Chines, hähä, du Master, Schbietz kaufe?" „Ach wat, zeig mal Deine Legmmanon, Wandergewerbe ¬ schein, Umsatzsteuerheft. Ach bin vom Finanzamt, hier ist mein Ausweis." Was will der Kerl? Papiere? Kalter Schweiß. Nu aber nix wie los, absegeln, hark Steuerbord rum! Verflucht, da kommt ia noch so ein Pirat mit'n Geschütz an Bord. Au Backe, der Schandarm, Grundeis! „Fix, die Papierchen, mein Junge! Wirds bald?" Der Schnauzbart unterm Tschako zuckte gefährlich. Hein wühlte sauersüß fern abgegriffenes Seemannsbuch hervor. „Nanu? Kiek mal an: „Heinrich Büchsendorf, Voll matrose, geboren in Poppenbüttel, ach nee, wo haste denn die Flebben geklaut? So so, denn komm mal mit, mein Sohn." Daß die chinesische Maske so ohne weiteres selbst die Beamten täuschte, ließ zwar den Schauspieler tief m Heins Seele höhnisch triumphieren, aber der eigentliche Hein war ingrimmig wütend, auch schämte er sich verbissen. Auf jede noch so sarkastische Frage schnappte er nur sein „Weiß nich". Blochten sie ihn doch für einen Mongolen halten, die blöden Hunde, ihm war schon alles einerlei, verfluchte Schweinerei verdammte. Deshalb brachte auch der kurzsichtige junge Amtsrichter im Verhör nichts aus ihm heraus. "" „Wie heißen Sie?" r" - „Tschuna bang wum. Jki iki oi oi." „Wie? Buchstabieren Sie mal." „Ha? Tschuna lipi tipi mö mö jum?" „Na denn nicht. Steffens, führen Sie den Mann wieder ab." Und zum Sekretär gewandt: „Also Termin zur Haupt- oerhandlung am — sehen Sie mal nach. Und schreiben Sie an Polizeipräsident Hamburg: Ergebenst ersuche ich einen Dolmetscher für Chinesisch zur Verhandlung gegen den an geklagten chinesischen Staatsangehörigen — Name nicht zu ermitteln — .m»... haben Sie? — neun Uhr Vormittags gestellen m wollen. Eilt sehr. Danke." — Dokwr Wu Baug-liu, Lektor am Ostasiatischen Seminar der Universitär Hamburg, schielte den stummen „Chinesen" durch die goldene Brille erst von rechts, dann von links an. „Herr Amtsgerichtsrat! Jener Mann, der ist nicht ein Chinese. Sehen Sie einmal die Hände — jenes Mannes, zu groß, und — die Hand eines Chinesen nicht bemalen. Nein!" Verblüfft hob Hein Büx seine Seemannspranke und be staunte den blau tätowierten Anker darauf, als ob er ihn noch nie gesehen hätte. Ter iunge Amtsrichter zog höhnisch lächelnd die Augen brauen empor: „Aha! Wie er plötzlich Deutsch versteht! Nu aber bitte mal..." Jählings begriff Hein seinen schmählichen Reinfall: „Du verdammter gelber Affe! Du Brillenschlange..." ..Ruhe! Ruhe!" Ter Landjäger und der Gerichtsdiener sprangen zu, doch es war schon nicht mehr nölig, denn Hein Büx winkte kleinlaut ab, schluckte und steuerte dann getrost auf den sicheren Hafen der Bewährungsfrist loS: „Och, Herr Amtsrichter, ich war arbeitslos..." Der BolschkwismuL Gurian, Waldemar: . „Der Bolschewismus." Einführung in Geschichte und Lehre. Zweite unver änderte Auflage. V.-—8. Tausend. (Xll u. 888 SO Freiburg i. Br. 1932, Herder. 5.20 RM., geheftet und beschnitten 5.89 RM., in Leinwand 7 RM. Je höher di« soziale, wirtschaftliche Not in Deutsch land, Europa, ja der Welt steigt, desto mehr Augen sehen nach Rußland. Der Bolschewismus ist aber nicht nur Träger der wirtschaftlichen, der politischen Welt revolution, sondern eine „Heilslehce", die der Mensch heit wahre Erlösung pon allen Nöten glaubt bringen zu können. Hier muß der Ansatzpunkt liegen für eine Darstellung und Kritik. Denn wenn der Bolschewist feine Gesinnung in sich wie eine Religion trägt, so wird man ihn nicht bekämpfen können mit Kritik iw Einzelnen, mit subjektiver Erlebnisscytlderung, sondern nur durch die Herausstellung.seiner geschichtlichen und gesellschaftlichen Grundlagen. Es muß gezeigt werden, daß der Bolschewismus nur eine geschichtliche Erschei nung ist, daß sein Anspruch, das Heil der Menschheit zu bringen, nur dazu führt, den Menschen zu vergewal tige». Seine Utopie verwandelt sich In eine Tyrannei — mag er auch im einzelnen Wandlungen de« Wirt schaft-- und GesellschaftSlebenS erreichen. In ge schichtlich-gesellschaftlicher Betrachtung wird der Grund für eine prinzipielle Auseinandersetzung mit dem Problem de» Bolschewismus gelegt. Im ersten einleitenden Teil schtldcrt der Verfasser das alte Rußland in seinem politisch-sozialen Aufbau, dann werden die besonderen Verhältnisse gezeigt, die es der kleinen Gruppe der Bolschewi-'i erlaubten, unter Lenins Führung zur Macht zu kommen; es wird die Organisation des Machtapparates untersucht. Teil 3 ist der bolschewistischen Wirtschafts- uns Gesellschafts politik gewidmet? der vierte Teil beschreibt die Eigen art der Parteien und ihrer Führer. Fünftens wird versuch:, eine zusammenfassende Darstellung der Theorie Lenins als Fortbildung des Marxismus zu geben. Zu- ksckmänniscke öt-cllvnung kostenlos« Anleitung. L Lo. HIsokk. tAarkt s. I«!«pkon 14 letzt letten stch au» allem vorher Gesagten Kritik und Beurteilung de» Bolschewt»mu» ab. Da» Buch Ist dte Antwort nicht nur etne» au»gezetchneten Rußlandken ner», sondern auch eine» so klugen wie besten Menschrn auf dte entscheidende Frager Wie ist «» möglich ge worden, daß diese Inhalte, diese Lehren in der heuti gen Welt wirksam und erfolgreich sind? E» ist eine Zusammenstellung alle» dessen, wa» den BolschewiSmu» groß machte, wa- in ihm fragwürdig ist wa» er un» zu tun ausgibt. Der weiße Magnet. Ein« Geschichte der Nordpolforschung von ErnstZüchner, in Leinen gebunden, 2,70 RM. für di« Mitglieder der Büchergilbe Gutenberg. Die Nordpolforschung hat von jeher die Menschheit lebhaft interessiert/ und nicht selten haben abenteuerliche Expeditionen die Wett in Atem gehalten. Erinnern wir uns doch, wie viele Nationen damals, als Nobile mit seinem Luftschiff im Polargebiet scheiterte, zur Rettung Menschen und Material einsetzten, wie Schiff auf Schiff und Flug zeug nach Norden eilten, um Nbenschemeben zu retten und das Interesse all der Nationen an der wissenschaftlichen Er- kundung der nördlichen Zonen zu bekräftigen. Das Nobile- Drama dürste wohl das letzte tragische Abenteuer gewesen sein, denn fortan wird es keine Nation mehr wagen dürfen, ernste Forjcherarbeit im Nordpolgebiet mit Rekordangelegen heiten zu verwechseln. Aus dem neuen Gildenbuch „Der weiße Magnet" von Ernst Züchner erfahren wir, wie sich aus den ersten wagemutigen Versuchen, eine eisfreie Straße nach dem goldverheißenden Osten zu finden, allmählich eine ernsthafte und zielbewußte Forscherarbeit entwickelte. Nan sen hat daS Fundament zu dieser Arbeit gelegt und mit sei- ner Fvamfcchrt die Geschichte der Abenteuer und tollkühnen und damit auch der traurigen Episoden am Nordpol abge schlossen. Der Traum einer Passage ist aber nicht aus geträumt, die Entwicklung der Luftschrffahrt und der Unter- seeboote hat ihm erneut Nahrung gegeben. Bereits in den nächsten Monaten wieder werden kühne Forscher den Weg nach Norden antreten, und die Menschheit wird die Ver- suche, das eisige Hindernis auf dem kürzesten Wege von Europa nach China zu bezwingen, nur dann ausgeben, wenn daS Ziel erreicht ist. Solange die Menschen existieren, werden sie nicht aushören, die Erde zu erobern. Die Polar forschung ist ein großes und bewegtes Kapitel dieses Stre bens, und vieles davon ist in dem Züchnerbuch festgehalten und macht es zu einer fesselnden Lektüre. Helene von Walter: „Eine deutsche Frau erlebt Sowjet rußland" (140 Seiten mit 30 Eigenaufnahmen in Lwd. 2,75 RM., kart 2,20 RM., Bergstadtverlag, BreSlau 1). Von den vielen Rußlandbüchern hat das von Frau von Matter den Vorzug, das Ergebnis unbeaufsichtigter, durch eigenes Erleben bestätigter Studien zu sein. Die Autorin war 1929 und 1931 — 1931 sogar gegen den Willen der Sowjets und als Bauersfrau — in Sowjet rußland. Sie sah keine Potemkinschen Dörfer, wie die Polsterklasse-Reisenden, die der Sowjetstaat so gern zur Propaganda spazieren fährt, sondern reiste in der Holz klasse, sah also, sprach und hörte das Volk. Mit wachsen dem Interest« verfolgt man die ohne gegnerischen Eifer, aber mit gesundem Empfinden vorgetragenen Berichte über hre Erfahrungen. In den ersten beiden Kapiteln schreibt le, warum und wie sie nach und in Rußland reist«, wobei ie gute Winke für Rußlandreisende gibt und den Weg ihrer zwei Reisen darstcllt. Dann folgen Betrachtungen über Rußlands allgemeines Gesicht, Erfahrungen über Frau und Familie, über die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken und ihren Fünfjahresplan, über Arbeiter und Arbeitsver hältnisse, über die Auswirkungen des Sozialismus auf die Landwirtschaft. Ihren Berichten über das Deutschtum in Rußland, das Gesundheitswesen und die Hygiene, über daS Bildungswesen im bolschewistischen Staat und über Kirche und Kultur, folgen noch zusammenfaffende Schlußbetrach tungen, die nach dem Erlebten in einem großen WarnungS- ruf vor einem Sowjetregiment enden müssen. 30 Eigen aufnahmen veranschaulichen ihre Worte und bestätigen — für wen das noch nach dem klaren Bericht nötig sein sollte — die Richtigkeit ihrer Aussagen. DaS Ganze ist ein wert voller Beitrag zur Beleuchtung der Verhältnisse im Sowjet staat aus berufener Feder, da aus eigener Anschauung und mit Sachkenntnis vorgetragen. Man spricht längs eines Lichtstrahls. In den Vereinigten Staaten mißt man jüngst durch, geführten Versuchen große Bedeutung zu, bei denen e» ge lang, von Schenectadh im Staat« New Nork zu einem 40 Kilo meter entfernten Punkte längs eines Lichtstrahl» drahtlos zu sprechen. Ein am Sendeort aufgestellter Scheinwerfer warf sein Licht in einen nahen Hohlspiegel von 70 Zentimeter Durchmesser, der Spiegel gab es weiter zum EmpfangSort, und dann wurde die Stimme des Sprechers aus Schenectadh hörbar, zuweilen etwas verzerrt, aber meist klar und deutlich. Außerhalb des Lichtstrahls war nichts zu vernehmen. Einzeb- heiten des Verfahrens sind noch nicht bekannt geworden; e» unterliegt aber keinem Zweifel, daß der Erfindung bei weiterer Vervollkommnung größte Bedeutung innewohnen niüßte. Da die Lautübertragung nnr längs des Lichtstrahl» erfolgt, wäre hier ein ausgezeichnetes Mittel zur Uebertragung drahtloser Nachtrichten, die nur an einer bestimmten Stell« b< kaum werden sollen, gefunden und damit einer der wichtig sten Nachteile des Rundfunks überwunden. — Uebrigen» wurde schon während des Weltkrieges etwas Aehnliche» dem englischen Marine-Ministerium angeboten, von diesem aber trotz der unleugbaren Vorzüge zu Gunsten deS gewöhnlichen drahtlosen Betriebes abgelehnt, da man befürchtete, im Dunst und Qualm einer Seeschlacht würde der Lichtstrahl nicht durchdringen und damit die Signal- und BefehlSüoermittlung lchwcr lü stört werden. DieS Bedenken dürfte heute, wo wir die infrarolen Strahlen zu gebrauchen verstehen, fortfallen. Ein praktischeres Geschenk ist kaum zu denken. . . Keiner braucht diesmal -urück-usiehen, auch wenn da» Geld knapp ist. Der praktische Küchen-Waribhalter für Perstl, Ata, macht es jedem möglich, am Weihnachtsabend heimlich« Wünsch« zu erfüllen! Da gibt «» keine Mutter tn deutschen Landen, di« nicht froh und beglückt sein wird! Der Halter ist in allen besser«« Fachgeschäft«« tn erstklassiger Emaille-Qualität -um Preise von nur 1.70 Mark zu haben. Wer der Mutter eine überraschende Freude unterm Lichtevbaum mache« will, sollt» dies«, nützlich« Gerät schmck«.