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Auer Tageblatt : 17.12.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-193212177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19321217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19321217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-12
- Tag 1932-12-17
-
Monat
1932-12
-
Jahr
1932
- Titel
- Auer Tageblatt : 17.12.1932
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Nr. Wö Mm Lü-«v!att und Mr da» SHorbtrpe. Gonnadenb, d«n 17. Dezemd»» LV« Wechn» der Probleme zutage tritt. Der Reichskanzler hat mit der > uno/?eu?e^^ab/eims"Dammbr°u^ ^<mn «Ichl°ff-n daß WM- und « «n ui« W-, „"A ^N' Um sie zu meOern so^ern daß Eh Verständnis ! aufgestaut hätte? RechtzeitkgULeln sei gut und nach alter für das Volk erforderlich ist. Er selbst hat diese Auffassung Soldatenregel sei oft ein Fehlgreffen in der Wahl der Mittel dem die jugendliche städtische Erwerbslos« auf dem Laad« kn solch«« Vquermvirtschaften, di, fich Lcho-tt, Urdeitoträft» Richt halt«» Ä Bozen klärte CH. Auftrag t hab« dar« Präsident« schwer fai zu LMden der « Wtntei Die g die M nistlsch Sitzung mene» Sttzunj TLttgki rett» l cungsko mag-sch werden > Saargei Wahlen einmail - reich oix DieD i>«s movai teilen. Wa sechs Hk schulden lien, die tauen. 5 auf 1n»gi und -wa Ungarn. Gesamtbe Bor eir kamvf sieai auf Anna! Maßnahm VrSsij>«< lungSvern Kongreß < in Bezug < verlautet, »lieb der den Vorfij steuern al« Herr von Papen. — Die ,H.AL." meint, daß al« Summe der einzelnen Ankündigungen Wer die beabsichtigten Matz regeln weit« Kreise der Bevölkerung «inen neuen Hoffnungsschim mer auf Beruhigung unter einer gerechten Staatsführung entnom-. men haben dürften. — Der „Börfenkurier" betont, datz die erst ge weckte, dann durch politische Kämpfe wieder geschreckte Unterneh mungslust in Deutschland wieder befestigt werde durch die Ver sicherung, datz keinerlei Wirtschaftsexperimente zu befürchten seien und daß der Kern des Papenschen Wirtschaftsprogramms aufrecht erhalten bleibe. — Der „Lokalanzeiger" beschäftigt sich vor allem mit den Ankündigungen des Kanzlers über das Arbeitsbe- schaffungsprogramm, dessen Dämme gebaut werden sollten) auch wenn sie nicht hundertprozentig den strengen Gesetzen der wirt- B« national« da« Nach Landtag« über 1h« hatte, foi «Di grundsätz g-schlage, Die Fra, Zentrum, gefunden die Ables erfolgen, der NS2 dafür g«r Regierun, und kein regierung fcheinung Die Herri« S. der Gei aller P aufaefoi zu schiä ihre poi — Der lanidsren heute nac ersucht. er, wie e> Kabinett bildet w bisherige ins Elys« beauftrag rett, aufg«hob«n. Dab«i mußt« st« «in» kurzfristig, Uebergang»- regelung vorsehen, um Betrieb«, dl« Wn d«r Verordnung Erdrauch gemacht Laben u,nd die in ihnen deschMgten Arbeiter vor Schaden zu bewahren. — Die schwierige Lag« Mrserer Wirtschaft und Li« w«It verbreitete Kurzarbeit hat di« Arbeitseinkommen tief herab« gedrückt. Eine weitere allgemeine Senkung ist «oder sozial er« träglich, noch wirtschaftlich zweckmätzig. Die Reichsregierung bekennt fich zur Sozialverflcherung. Eie wird alle« tun, um die Lerficherungoträger lelstung,fähig zu erhalten. Dem Zwang zur Einfachheit und Sparsamkeit wird sich auch die Sozialversicherung nicht entziehen. Die Organisation der Arbeitslosenhilfe, wi« sie jetzt ist, kann nicht befriedigen. Die Reichsregierung will die Spannungen, die hier bestehen, beseiti gen, die Beitragsgahler zu ihrem Recht kommen lassen und die ver trauensvolle Zusammenarbeit aller beteiligten Körperschaften her- beifllhren. Ich weiß sehr wohl, welche Not heut« unter den Mil« lionen von Arbeitslosen, Sozialrentnern, Kleinrentnern und Kriegsopfern herrscht. Auch beim besten Willen wird es uns nicht gelingen, diese Not In den nächsten Monaten völlig zu beseitigen. Ich werd« aber alle meine Kräfte «insetzen, um di« Not im Rah men des wirtschaftlich möglichen zu mildern und namentlich un billige Härten zu beseitigen. Ich hoffe dabei auf die Mithilfe und die Opferbereitschaft aller, die vor der schlimmsten Not bewahrt geblieben sind. — Als besondere Winterhllfe wird von der Regierung folgende» veranlaßt werden: Sie wird vor allem die Frischfleischverbilligung verstärken und, wie im Vor jahre, über die Hilfsmaßnahmen der Kohlenerzeuger und der Reichsbahn hinaus eine weitere Verbilligung der Hausbrandkohle für die notleidend« Bevölkerung auf Reichsküsten vornehmen. Ferner wird sie Len Kreis der Empfänger auch auf die alleinstehen den Unterstützungsberechtigten, zu denen auch die Kleinrentner ge hören, ausdehnen. Ob es möglich ist, diese Hilfsmaßnahmen noch über diesen Rahmen hinaus zu erweitern, vor allen Dingen in der Verbilligung von Milch und Brot, hängt von dem Ergebnis der Verhandlungen ab, die in diesen Tagen gepflogen werden. In diesem Zusammenhang« mutz ich aber ein Wort ernster Mahnung an die Reichstagsausschüsse richten- Ich verstehe durch aus, daß die Volksvertretung sich mit allen Kräften um di« Bes serung der wirtschaftlichen Lage ihrer Wähler bemüht. Ich kann es aber nicht mehr als verantwortungsbewutzt bezeichnen, wenn man Entschlüsse faßt, die dem Reiche viele Hunderte von Millionen kosten würden, von denen man.also ganz genau weiß, daß st« Lei der ernsten können. Rach der Programmrede de; Kanzlers Tiefgehender Eindruck. — Die Aufforderung zur Mitarbeit an alle. Berlin, 15. Dsz. Die Rundfunkrede des Reichs kanzlers von Schleicher hat in politischen Kreisen einen außerordentlich günstigen Eindruck gemacht. Allerdings dürften die Kreise enttäuscht sein, die von dem General eine grundlegende Schwenkung aus dem bisherigen RegievungS- kurs erwartet haben. Die Rede zeigt, daß sich in der sach lichen Zielsetzung nichts geändert hat. Das Wesentliche ist aber der Unterschied, der in der psychologischen Behandlung können, al» mitakbeitend« Hau»- «ad AamUiengenosse» unter- bringt» soll. Der Kanzler wandte st- bet Besprechung der kulturpolitischen Fragen grgen di« drohend« Ueb«ralt«rung und Vergreisung unser«, Lehrerftande», die Unübersichtlichkeit, ja Planlosigkeit der Orga nisation de» mittleren und höheren Schulwesen» uiü» d«n Unfug de» überspitzten und deshalb wertlosen verechtigungSwesen. Er warnte vor der Überschätzung d«, Intellektuellen und hob her vor, daß di« geistig« Erneuerung der Nation, di« da» Ergebnis der gegenwärtigen Krisenzeit sein müsse, mehr von unten ol» von oben geleistet werden müsse. von Schleicher kam dann auf die Abrüstungsfrage zu sprechen, wobei er erklärt«: Unser Standpunkt «ar und ist so einfach, einleuchtend und unangreifbar, datz ich nicht nochmal« darauf «inzegehen brauch,. Nur mit m«tnen Kritikern muß ich mich mit einigen Worten auseinandersetzen. Man hat mir im Aus lande und, allerding« nur ganz vereinzelt, auch im Jnlande vor. geworfen, daß ich in groben Militärstiefeln marschiere und damit viel diplomatische» Porzellan zerschlagen hätte und daß ich von Aufrüstung gesprochen hätte. Was di« grobe Methode «„betrifft, so hat sie einzig und allein darin bestanden, datz ich die Wahrheit offen herausgesagt habe, weil ich da» immerhin noch für die beste Art halt«, um zu einer Verständigung zu kommen. Wa» die Auf- rüstung anbetrtfft, so habe ich immer wieder betont und tue da» auch heute, daß wir bereit sind, unsere Wehrmacht nur noch mit Messer und Pappschild auszuvüsten, wenn unsere Nachbarn des gleichen täten. Das sieht nicht gerade nach Aufrüstung au». Ich habe allerdings auch mit aller Deutlichkeit ausgesprochen, daß das deutsche Volk nicht gewillt sei, fich wehrlos den Hals abschneiden zu lassen, daß sein« Wehrmacht ihm also dieselbe Sicherheit garantieren Lage der Reichsfinanzen niemals durchgeführt werden Durch derartige papierne Beschlüsse in der Bevölkerung Hoffnungen erweckt, auf deren Nicht ¬ werden erfüllnng eine umso größere Enttäuschung folgen muß. — Die zur wirtschaftlichen Beruhigung notwendig« Ausschaltung aller absicht lichen Störungen hat in der Vergangenheit leider ein« große Zahl von Ausnahmebestimmungen nötig gemacht. Ich gestehe offen, datz ich es für verhängnisvoll halt«» würde, wenn wir in Deutschland auf die Dauer nicht ohne diese scharfen Bestimmung«» auskommen könnten. Ich habe deshalb den Herrn Reichspräsidenten gebeten, die zweifellos eingetrene Beruhigung zum Anlaß zu nehmen, um derartige Ausnahmebestimmungen aufzuheben, um endlich einmal wieder zu normalen Rechtsverhältnissen zurückzukehren. Der Herr Reichspräsident will diesem Vorschlag im Vertrauen auf den ge sunden Sinn der ordnungsliebenden Bevölkerung entsprechen, hat dabei aber zum Ausdruck gebracht, daß er nicht zögern würde, eine scharfe Verordnung zum Schutze des deutsch«» Volkes zu erlass«», falls er sich in seine» Erwartungen getäuscht sieht. Den gewerbsmäßigen Unruhestiftern ebenso wie einer gewissen aufreizenden, di« Atmosphäre vergiften den Presse darf ich in diesem Zusammenhang warnend zur Kennt- nis bring», daß eine solche Verordnung fertig im Schubkasten liegt und in der Tat in ihrer Lückenlosigkeit eine ausgezeichnete Arbeit darstellt. Ich hoffe, daß ihre Anwendung ebensowenig notwendig werden wird, wie der Einsatz der Wehrmacht. Ich möchte aber auch die staatsfeindliche kommunistisch« Bewegung nicht im Zweifel darüber lassen, daß die Reichsregierung auch vor dra konischen Ausnahmebestimmungen gegen di« Kommunistische Par tei nicht zurückschrecken wird, falls sie die Lockerung der Zügel zur vermehrten Verhetzung der Bevölkerung mißbrauchen wollte. Eine Frage, die dem Wehrminister besonders am Herren liegen mutz, ist die körperliche und geistige Ertüchtigung der Jugend. Ich gehöre allerdings nicht zu den Leuten, die d«r Jugend jeden Tag einmal erzählen, daß st« das Salz der Erde und die Blüte der Nation sei. Das führt nur zu einer ll eb erheblich- kett und zu einer äußerlichen und innerlichen Disziplinlosigkeit, die uns in den vergangenen Jahren die Jugend manchmal ungenießbar machte. Wieviel Väter, Müt ter und Erzieher haben in diesen Zeiten sorgenvolle Briefe an den Wehrminister gerichtet mit der dringenden Bitte, die allgemeine Wehrpflicht wieder einzuführen. Und in der Tat gibt es keine bester« Schule für die Jugend, um Selbstdisziplin, äußere und innere Bescheidenheit und Kameradschaft zu lernen. Da, ist auch ein Hauptgrund, warum ich mich wieder und wieder für die allgemeine Wehrpflicht im Rahme« einer Miliz einsetz«. Solange da» Diktat von Versailles ans diese wirklich« Lösung unmöglich machte, mutzten andere Mittel gefunden werden Zunächst erschienen die verschiedenen Bünde auf dem Plan und nahmen sich der Erziehung der Jugend an. Dafür soll man ihnen Dank wissen, auch wenn man Auswüchse bekämpfen mutzte. Dann hat sich der Staat der Dinge selbst angenommen. Da« Kurato rium für Iugendertüchtigung und die Organisation des Freiwilli gen Arbeitsdienste« find »eben den staatlich unterstützten Sport vereinen aller Art die Früchte dieser Bemühungen. Da» Erfreu- liche an diesen Einrichtungen ist die Neberwindong des ParteigeifieS in einem Matze, daß Partethäupter und vekbandsgrötzen schon an sangen, unruhig zu werden, und um die Seelen ihrer Schäfchen zu fürchten. Kein« Kampfmatznahme gegen die Arbeitslosigkeit kann verhindern, daß mit dem Anbruch de« Winter« erneut «in- > erschütternd« Zahl junger Deutscher mit dem Schicksal der Erwerbs losigkeit zu ringen hat. Um ihretwillen ruft die Reichsregierung zum Notwerk der deutschen Jugend auf. Die Reichsregierung wird allen geeigneten Einrichtungen, insbesondere auch freiwilligen Kameradschaften jugendlicher Erwerbsloser öffentliche Mittel zur Verfügung stellen, wenn st« gewillt sind, den Teilnehmern gemein same Verpflegung, körperliche Hebungen und geistige Fortbildung zu verschaffen. Die Erfahrungen von Bünden und Stadtverwal tungen beweisen, datz da» Notwerk in großem Ausmaße erfolgreich gestaltet werden kann. Zwei weitere Dinge gedenkt die Reichsregierung im kommen- dm Frühjahr in Angriff zu nehmen: Da» fretwillige Werkshalbjahr der Abiturienten und die freiwillige vaurrnhllfe, Soldatenregel sei oft ein Fehlgreffen in der Wahl der Mittel dem Nibthandeln vorzuziehen. Aber ob diese Soldatenregel auch dann gelte, wenn man eine ungeheure Wirtschaftskrise beheben wolle? — Der „Tag" vermißt eine Antwort auf die entscheidende inner politische Frage der Machtauseinandersetzung zwischen dem Par lament und dem Kanzler einer Regierung, die da» Recht und die Pflicht habe, Staat und Nation autoritär zu führen. Gerade diese Frage sei schicksalhaft. Kein Kanzler könne einer autoritären Staatsführung, könne ihrer letzten Entscheidung ausweichen. — Der „Vorwärts" weist darauf hin, datz der Ansager im Rundfunk nach den Ausführungen des Kanzlers sagt«: „Es sprach Her« Gen«, ras von Schleicher". Das Entscheidende sei damit schon ausge- spreche». Goebbels habe dem Kanzler Opposition nach Weihnachten angekündigt. Die Sozialdemokratie brauche ihre Opposition nicht erst anzukündigen. Sie mache sie schon und sie bleibe dabei. Außer ,'7 „ > Kanzler sofortige unbedingte Opposition an. — Die „Rote Fahne" bezeichnet die Ausführungen des Kanzlers über die kommunistische Bewegung als eine Kriegserklärung. Der Asoziale General" knallte den Säbel auf den Tisch. Das ganze Volk hört es und wird zu handeln wissen. — Die .Freuzzeitung" nennt die Rede ein Programm dermal und meint, gegenüber Befürchtungen, die nach dem Antritt der neuen Regierung geäutzert worden seien und die zweifellos ernsthafte Aufmerksamkeit auch in Zukunft erfordern, könnten die deutlichen Worte an die Parteien und da» partei staatliche System in gewissem Umfange Beruhigung bringen. ZolldeWWe des Reichslabinetts Berlin, 15. Dez. In der gestriaxn Sitzung HeS RelchSkabinettS wurde, wie WTB.-HandelSdienst.erfährt- beschlossen, die mit dem 31. Dezember ablausenden Zölle für Zucker, lebende Sckstveine und Fletsch auf un bestimmte Zeit zu verlängern. Außerdem stimmte das Kabinett einer Erhöhung der Zollsätze für Korbweiden, und zwar für ungeschäHe von 1,Sä auf 1.80 und für geschälte von 6 auf 8 RM. je Doppelzentner zu. Der deutsche AnsMandel im November Berlin, 15. Dez. Im November hat die Ein fuhr (393 Mill. RM.) gegenüber dem Vormonat um 5 Mill. RM. abgenommen. Die Rohstoffeinfuhr ist um 8 Mill. RM. gestiegen, dagegen wird die LebenS- mttteleinfuhr um 12 Mill. RM. niedriger au»gewiesen Auch di« Ausfuhr (475 Mill. RM) verzeichnet gegen über dem Vormonat eine leichte Abnahme und zwar um annähernd 7 Mill. RM. An dem Ausfuhrrückgang sind jedoch die Fertigwaren nicht beteiligt, deren Ab satz sich aus Vormonat-Höhe gehalten hat. Vielmehr beruht die Abnahme auf der Mtnderausfuhr von Roh stoffen und halbfertigen Waren um 5 Mill. RM. und von Lebensmitteln um 1,5 Mill. RM. Die Handels bilanz schließt im November mit einem Ausfuhrüber schuß von 82 (Oktober 84) Mill. RM. ab. Für die elf rück'iegenden Monate diese» Jahre» ergibt sich «in Ausfuhrüberschuß von 1012 Mill. RM. gegenüber 2624 Mill. RSst. im Vorjahre. rmmMkne» im Berliner Rothau; Berlin, 15. Dez. »ährend der heutigen Sitzung der Berliner Stadtverordnetenversammlung kam e» zu unbeschreiblichen Tumultszenen. Bei den Ausführungen «ine» kommunistischen Stadtverordnete» wurde plötzlich di« Tür »um Sitzungssaal aufgerissen und etwa 25 -rauen drangen unter lautem Geschrei in de» Sitzung»- saal. Sie stieß«, Rufe au» wie: ,ZSir sind dl« -rauen müßt« wie jedem anderen. Der Kanzle, »ab seiner Ueberzeugung Luid ruck, datz Deutsch land durch dt« Genfer Vereinbarung einen »rotzen Schritt vorwärt» gemacht habe und datz «, dem Reichsautzemninister, dem Reiche- kancker Dr. vrüntng und Retch^anzler von Popen dankbar jein müsse für di« zähe und erfolgreiche Verteidigung deutscher In teressen. — Da» Schicksal der Abrüstungsfrage, erklärt« der Kanz ler «eiter, wird auch für da» Schicksal de» Völkerbund«» und für unser« wettere Mitarbeit im Völkerbunde von maßgebender Be deutung seist. Im übrigen find sich über di« Ziele, die wir in der Außenpolitik zu verfolgen haben, im Grunde all« Deutschen einig. Do» deutsche Volk» will al» frei«, gleichberechtigte und geachtete Ratton im Kreise der Völker den Platz «innehmen, auf den e» nach seiner Größe, seiner Vergangenheit und seiner Leistungsfähigkeit Anspruch hat. In nüchterner Würdigung der politischen Reali- täten, zugleich aber auch im Vertrauen auf di« gesunde innere Kraft unsere» Volke» find wir bereit zur aufrichtigen freundschaftlichen Zusammenarbeit mit allen den Regierungen, die auch threrseit» gewillt sind, eine Lösung der offenen internationalen Probleme auf dem Weg« gerechter und billiger BerstSMgung zu suchen. Der Kanzler richtete an die verbände, Gruppen und Parteien die Mahnung, daran zu denken, daß st« nicht Selbstzweck find und ihre Daseinsberechtigung verlieren, wenn sie sich der Mitarbeit am Staate entziehen. Da» deutsche Volk, erklärte der Redner, wird sich enttäuscht von denjenigen abwenden, denen e» Im reichsten Maße sein vertrauen geschenkt hat, well e» große positive Leistun gen von ihnen erwartete und nicht Taktik und Negation. Denen aber, die da meinen, eine autoritäre Staatsführung könne des Rückhaltes im Volk« entbehren, möchte ich «ntgegenhal'ten, daß Wille und Mut allein zum Regieren nicht genügen, datz auch Ver ständnis für das Empfinden de» Volkes und das Erkennen des psychologischen Moments dazu gehören. Deshalb wird die von mir geführte Reichsregierung für ihre Arbeit den besten Moltke- Spruch: „Erst wägen, dann wage»" zur Richtschnur nehmen. dadurch bestätigt, daß er nicht über theoretisch« Prinzipien und zukunftsferne Zielsetzungen sprach, sondern den dem Soldaten eigenen handfesten WirMchkeitssinn bewies, der i sich bewußt auf die eigenen Gsgenwartsaufgaben einstellte. So liegt denn auch der Rede des Kanzlers der Gedanke zugrunde, daß es gleichgültig bst, wer zu der Lösung bei trägt. Er sieht vielmehr die Hauptsache darin, daß die Auf gabe überhaupt erfüllt wird. — In einem Punkt« kommt die Unzweideutigkeit, mit der General von Schleicher ge sprochen hat, gang besonders zum Ausdruck. Wenn er den Charakter des Präsidialkabinetts unterstrich und keinen Zweifel darüber ließ, daß sein« Regierung gegen gewerbs- mäßige Unruhestifter und ähnlich« Klüngel mit Mer Schärfe vorgehen werd«. — Unter den außenpolitischen Fragen, die der Sozialdemokratie kündigen nur noch die Kommunisten dem Reichskanzler von Schleicher berührte, sind zwei Dinge von "—" besonderem Interesse: Das ist einmal die Würdigung deS Erfolges, den Freiherr von Neurath in Genf errungen hat. General von Schleicher betonte, daß er schon immer den Gedanken einer allgemeinen Wehrpflicht im Rahmen der Miliz vertreten hat, auch in der Zeit, in der das Diktat von Versailles uns diese Lösung unmöglich machte. Mit dieser Aeußerung hat der Kanzler den Teil 5 des Versailler Ver trages in die überholte Vergangenheit verwiesen. Es ist der Erfolg von Genf, daß er so sprechen kann. Dabei darf man daran erinnern, daß auch der französische konstruktive Plan demselben Gedanken einer Miliz enthält. So sensa tionell dieser Passus der Schleicher-Rede im ersten Augen blick vielleicht auch wirken mag, er bringt aber doch nur zum Ausdruck, was auch in dem französischen Pian steht. — Im ganzen genommen bringt man in unterrichteten Kreisen das in der Rede vvrgetragene Programm ans die Formel, daß es die Bestrebungen unterstützt, das deutsche Volk durch sich selbst regieren zu lassen, aber zugleich auch alle Maß nahmen bereichält, um einer Schwächung der StaatSautori- tät zu begegnen. Di« Kanzlerrede in Amerika ab geh Sri Neuyork, 15. Dez. Die heutig« Rundfunkanisprache des deutschen Reichskanzlers ist überall in den Vereinigten Staaten verbreitet worden. St« kam ausgezeichnet herüber, jedes Wort war klar verständlich. Die Prelle zur Schleicher-Rede Berlin, iS. Dezember. In den Kommentaren der Morgen- blätter zu der Rundfunkrede de» Reichskanzler» wird fast überein stimmend hervorgehoben, daß der Eindruck dieser Rede in erster Linie nicht den General, sondern den Politiker erkennen ließ. Eine ganze Anzahl Blätter, die der früheren Reichsregierung Popen in I scharfer Opposition gegenüberstanden, spricht von einem Gegensatz in der Tonart gegenüber Papen. — So schreibt die „Germania" unter der lloberschrift „Ein anderer Ton": Dort die Vorliebe für die schneidige, forsche Tonart, hier ein Mann von beinahe leidenschaftsloser Kühl«, saft gänzlicher Verzicht auf rethorischen Glanz, «ine Diktion, die mehr an einen Kaufmann al» an einen General erinnert. Tin überlegener Strateg«, der anscheinend sehr bewußt alle psychologische und politischen Faktoren in lein Programm eingeschaltet hat. Dies« Rede scheint in all ihren Teilen zu bestätigen, daß dieser Kanzler die Klugheit al» seine« Amte» besseren und wichtigeren Teil von vornherein erkannt hat wir glauben durchaus, sagt da» Blath daß di« gestrige Kanzler red« die Entspannung und Beruhigung unserer Politkk, di, schon der Kanzlenoechsel etnlettete, «eiter fördern wird. — Da« „Ber liner Tageblatt', führt au», sein offene, «ekenntni», daß dt, Staawfil-run, der Zusammenarbeit mit de« Parlament bedürf,, daß er es ablehn», sich in eine» Konflikt hinetirtretLea lasse, lass, omrmuten, datz « wert daattf «SM Kv« M ... .V«,. ' . .»MM
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