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ttr. >88. Auer Tageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. DtmStag, den 4. Oktober 1988 Die Reichshrmptslaät feiert äen SS. Geburtstag Hindenburgs Die Ehrenkompagnie in ParadousireUunz in vei von einer dichten Menschenmenge umsäumte» Wilheimstraße. Eine Abteilung init de» Traditionsfahnen marschiert in den Hof des Reichskanzler« palais, des gegenwärtigen Wohnsitzes Hindenburgs, ein. Der Reichspräsident verlaß: mit seinem Stabe das Reichsehrenmal in der Neuen Woche unter den Linden, das er nach dem Kirchgang besuchte. kanzlet auf. Einige Minuten spater trat dann der Reichs« Präsident in General feldmarsch alluniform in Begleitung des N eich sw shrministe rs, des Chefs der Heeresleitung, des Chefs der Marineleitung und des Divisionskommandeurs General von Fritsch, die in der Reichskanzlei zur Entgegen« nähme der Glückwünsche der Wehrmacht empfangen morden waren, und seines Sohnes, des Oberst von Hindenburg, aus dem Gebäude heraus, von der Menge stürmisch be« jubelt. Unter den Klängen des DoutschlaMiedes schritt der Reichspräsident hierauf mit seiner Begleitung die Front ob. Jin Anschluß daran wurden die Fahnen in das Arbeits« zimmer des Reichspräsidenten getragen, wo sie bis zum Montag verbleiben. Das Wachregiment zog dann bis zur Behronstraße hinauf, um noch einmal im Paradeschritt vor dem Reichspräsidenten und den Führern der Wehrmacht vorbeizumarschieren. Der Reichspräsident bogaib sich darauf in die Reichskanzlei. Kurz nach dem Abmarsch der Trup« pen wurden die polizeilichen Absperrungen aufgehoben und Tausende von Menschen strömten zum Wilhelmplatz, immer wieder aufs neue in Ovationen für den Reichspräsidenten ausbrechend, die den Reichspräsidenten veranlaßten, sich mit seiner Begleitung wiederholt am Fenster der jubelnden Menge zu zeigen. Die Menschenmassen stimmten dann spontan das Deutschlandlied an. „Hindenburg wird hart bleiben" Papen über den Reichspräsidenten Reichskanzler von Papen veröffentlicht im ,.Hei matdienst" einen längeren Aufsatz zum 85. Geburtstag des Reichspräsidenten. Der Kanzler sagt u. a.r „Die verschiedenen Parteien haben an Hindenburg Hoffnun- nnngen besonderer Art geknüpft, und alle haben die gleiche Enttäuschung erlebt. Nichts könnte vielleicht überzeugender die völlig eigene Stellung unseres Reichs präsidenten erweisen als dieser allgemeine Vorgang einer Zurückweisung einseitiger Sonderwünsche und Sonderinteressen. Das ist eine heilsame Enttäuschung, die zur Besinnung und zur Selbsterkenntnis führt." Auf die politischen Ereignisse der letzten Monate eingehend, schreibt der Reichskanzler dann weitert „Hindenburg vollzog in diesem Sommer entschlossen die Wendung; erst, so schien es, einseitig nach rechts, seit dem 13. August wurde es dann offenbar, daß sein Entschluß ein Schritt hinaus war zu einer neuen Form der Staatsführung. Wir stehen mitten in dieser Ent wicklung, und das Erneuerungswerk fällt in das neue Lebensjahr des Feldmarschalls. Man hat fälschlich ge meint, dieser Weg führe vom Volke fort, er führte zu rück in die Formen einer längst vergangenen politi schen Ordnung. Darüber steht heute noch niemand ein Urteil zu. Es heißt, den Dienst mißachten, den der Reichspräsident von Hindenburg dem Deutschen Reiche geleistet hat, wenn ein Reichstag ihm aegenüber nichts als die Einigkeit des „Nein" aufbringen kann, wenn ein Reichstag notwendige Maßnahmen aufhebt, ehe er bessere an die Stelle gesetzt hat. Ein Reichspräsident, der in schwersten Zetten für den Reichstag einsprang und dieses Maß an Verantwortung freiwillig Aber- nahm, wie Hindenburg, in einer Zett, da die Parteien nicht die gleiche Entschlossenheit zum Handeln fanden,, ein solcher Reichspräsident hat das moralische und ver- fassungsmäßige Recht, vom Reichstag die Bewährung seines Könnens und von den Parteien die Bewährung ihrer Einigkeit und ihres guten Willens zu fordern. Hindenburg wird hart bleiben in der Forderung, daß jeder, der am Deutschen Reiche Mitarbeiten will, Selbst überwindung übe. Denn die Aemter des Reiches sind nicht zum Herrschen eingerichtet, sondern zum Dienst am Volk, am ganzen Volk. Zu diesem Dienst hat sich die Reichsregierung dem Reichspräsidenten verpflichtet, und sie wird danach handeln, bis Hindenburg.sie wie der aus ihrer Pflicht entläßt." Weiterer Rückgang der Konkurse und Vergleichsverfahren Berlin, 1. Ott. Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamtes wurden im Monat September 1932 durch den „Reichsanzeiger" 480 neue Konkurse — ohne die wegen Massemangels abgelchnten Anträge — und 306 eröffnete Vergleichsverfahren beLanntgegeden. Die entsprechenden Zahlen für den Vormonat stellen sich auf 499 ös-w. 386. Reichspräsident von Hindenburg schrei tet die Front der Ehrentompagnie ab. Hindenburg-Geburtstagsfeier in Philadelphia Berlin, 2. Oktober. Tausende von Kilometern von der alten Heimat entfernt, hatten sich die Deutschen von Philadelphia, einer Hochburg des Deutschtums in den Vereinigten Staaten, zu einer Geburtstagsfeier für Reichspräsident von Hindenburg zusammengesunden, die den amerikanischen Rundfunkhörern vermittelt und auk kurzer Welle nach Deutschland gesendet wurde. Der Empfang war ausgezeichnet. Die Funkstunde nahm die Veranstaltung auf Wachsplatten auf und vermittelte sie über eine Anzahl deutscher Sender den deutschen Höreni. Vor Beginn der Uebertragung entbot der amerika nische Sprecher dem Reichspräsidenten seine besten Wün sche und Grüße. Der Vertreter des WTB. in Washing ton, Kurt G. Sell, wies einleitend auf die starke Ko lonie deutschen Stammes in Pennsylvania hin, die seit ihren Anfängen im 17. Jahrhundert stets den Ame rikanern ein vorzügliches Beispiel deutscher Ordnung, deutschen Fleißes und guter deutscher Sitte gewesen sei. Heute mehr denn je sei eS den Amerikanern deutschen Stammes ein Bedürfnis, ihre Grüße zu senden über den Ozcan zum deutschen Volke und zum Führer Deutschlands, der auch in seinem hohen Alter in un vergleichlicher Pflichttreue und Energie das deutsche Staatsschiff in Sicherheit zu steuern sich bemühe. Nach einem Liedervortrag des deutschen Jungmän nerchores in Philadelphia erklärte Kurt G. Sell, daß man auch im Weißen Hause zu Washington den Ge burtstag des Führers der deutschen Nation nicht ver« gessen habe, und verlas da» bereits bekannte kurze Glückwunschtelegramm des Präsidenten Hoover an Reichspräsident von Hindenburg. Im Namen von 10 000 deutschamertkantschen Kindern Philadelphias sollte die fünfjährige Brigitte Malzahn den Glückwunsch an den Reichspräsidenten entbieten. Aber die von dem Ereignis überwältigte Kleine brachte nur ganz leise am Mikrophon die Worte heraus r „Guter Onkel Hin- deuburg". Der deutsch« Sprecher erklärte hierauf, daß das Kind sagen wollte: „Die deutschen Amerikas, die Dich alle lieb haben, wünschen Dir Glück und Segeu zu Deinem Geburtstag". Der deutsche Konsul in Philadelphia, Howitz, erklärte anschließend in englischer Sprache den ckinertkanischen Zuhörern die Feier und ihre Bedeutung. Zm Namen der Deutschen Phila delphia- 'sprach Kapitän Louis H. Schmidt, der Prä sident der Deutschen Gesellschaft von Pennsylvania. Er gab einen Rückblick auf die Ansiedlung und die Ge schichte der deutschen Kolonisten in diesem amerika nischen Bundesstaat und betonte, daß das treue Ge denken aller Deutschstämmigen wohl nicht besser zum Ausdruck gebracht werden könne als mit dem Wunsche, daß heute am 85. Geburtstag des Reichspräsidenten da deutsche Volk sich! bewußt werde seiner großen selbst losen Vaterlandsliebe und daraus den Willen zur Ueberwindung aller Meinungsverschiedenheiten empfin den möge. Er schloß: „Gott gebe Ihnen Kraft und Stärke, Herr ReichSprrsident, und vergönne Ihnen die Erfüllung aller unserer Hoffnungen". Die Feier, die mit der amerikanischen National hymne eingeleitet worden war, schloß mit dem Deutsch landlied. Reichsjugendtag der NSDAP. Potsdam, 2. Oktober. Am Sonnabend und Sonntag stand Potsdam im Zeichen des Massenaufmar sches zum 1. Nationalsozialistischen ReichSjugendtag. Am Sonnabendabend wurde im Stadion eine Masserr- kundgebunz — mehr als 50 000 Personen hatten sich eingefunden — abgehalten. Nach Begrüßung-worten NeichSjugendführerS der NSDAP., Baldur v. Schtrach». nahm Adolf Hitler, mit stürmischen Heilrufen begrüßt, das Wort. Er führte u. a. aus: Wenn wir heute von Versuchen sprechen, die deutsche Not zu beheben, so wissen wir, daß diese Versuche nicht von oben au»« gehen, nicht von einer in den Wollen schwebenden Re-