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Vetiagr M Rr. W7 de» vuer Lageblan«» und vn-tiflers Mr da» Erzgebirge. DtrnStag, dm L7. September 1VS2 viele Teilnehmer warm überrascht, daß so etwa» in der Auer Gegend zu sehen ist. Die Mühe und der Eifer der beiden Führer verdienen großen Dank. Für alle, die sich mit solchen Fragen weiter beschäftigen wollen, wurden zwei Veröffentlichungen des Museums» Vereins empfohlen: Dr. Reinhardts »Geschichte der Weiß. erdenzeche" und Oberlehrer OertelS »Auer Flurkarte mit Erläuterungen". Ll. Gesellenprüfung in der Auer Friseur- Innung Im Hotel »Stadtpack" fand am Sonntag«ormittag die Gesellenprüfung der Friseurinnung zu Aue statt. Ober- meister Hufler begrüßte die erschienenen Gäste, die Ver treter der Verbandsgewerbeschule Aue, Stadtrat Dr. Otto und Klempnerobevmeister Schleck. 21 Lehrlinge, darunter drei Friseusen, konnten nach bestandener praktischer und theoretischer Prüfung gegen 2 Uhr 'losgesprochen werden. Herzliche Worte richteten Dr. Otto, Obermeister Schieck, Obermeister A. Hufler und Studiendirektor Bang an die Prüflinge. Die Ausführungen von Direktor Bang gipfel ten in den Worten, daß Berufsstolz, Berufsehre und Äe- rufsglück die drei Dinge find, die jeder Mensch auch heute noch an seinem Arbeitsplatz finden kann. Die Arbeit, die vor mir liegt, adelt mich, die Menschen, die um mich sind, brauchen mich! Der Ruf meines 'Gottes, der über mir ist, leitet mich. Obermeister Hufler gab dann noch bekannt, daß anläß lich des Bezirkstages der Friseure in Schwarzenberg von 35 eingesandten Arbeiten 29 mit Preisen ausgezeichnet wurden: 10 erste, 6 zweite, 6 dritte, 3 vierte Preise und 4 Belobigungen. Die Ausstellung, die anläßlich des Vec- bandstages der deutschen Friseure in Nordhausen stattfand, brachte Friedel Kunzmann den Ehrenpreis des Bun des, ein Diplom und außerdem 20 NM. und Erich Mit te l b a ch ein Diplom. Wahrlich ein schöner Erfolg der Friseurfachklasse an der Verb and sgsw erb eschule Aue und ihres trefflichen Fachlehrers Erhard Meyer. Obermeister Hufler ermahnte zum Schluß in warmen Worten die Prüf linge, treu zu ihrem Handwerk zu stehen und das, was sie gelernt haben in ihrer Lehrzeit, sowohl beim Meister als auch in der Schule, weiter auszubauen zum Gegen Mrs Friseurgewerbe. 2. Auszeichnung Von der Industrie- und Handelskammer Plauen ifl dem Drahtzieher Max Oskar Eckhardt in Aue sowie dem Löffelfeiler Max Oswald Seidel in Zschorlau an läßlich ihrer 25jährigen Tätigkeit bei der Firma Sächsische Metallwarenfabrik August Wellner Söhne, A.-G., in Aue das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen und durch das Kwmmermitglied Herrn Generaldirektor Paul Gaedt namens der Kammer ausgehändigt worden. Eine Sehenswürdigkeit ist nicht nur für die Jugend, sondern auch für alle an der Luftfahrt sind an der Flugzeugkonyruktion in teressierenden Erwachsenen das Motorflugeug, das ab gestern im Garten des Restaurants „Stadtbrauerei" zu sehen ist. Nachdem wir bereits vor einiger Zeit in einem Artikel die Arbeit des jungen Auers würdigten, der das Flugzeug gebaut hat, und am Sonnabend noch besonders auf die Ausstellung der Maschine aufmerk sam machten, war der Platz in der Reichsstraße gestern Was die Theater bringen: Chemnitz. Schauspielhaus. Dienstag: „Schnei der Wibbel". Opernhaus. Dienstag: „Ariadne auf Naxos". — Stadttheater Plauen. Dienstag: „Es brennt an der Grenze". da» Ziel vieler Schaulustiger und vieler, die einschlä giges Interesse mitbrachten. Allgemein wurde der Arbeit Fred Bieber» die verdiente Anerkennung und Bewunderung geschenkt, womit dem strebsamen Flug- zeugbauer der erste Lohn für seine Arbeit zuteil ge worden ist. . ' Der 1. Oktober in Sachsen schulfrei Dresden. Wie wir von zuständiger Stelle erfah ren, wird die sächsische Regierung «ne Verordnung erlassen, nach der auS Anlaß des 85. Geburtstage» des Reichspräsi denten der 1. Oktober schulfrei ist. Voraussichtlich keine Zusammenlegung der ReichStagS- wahlen mit den sächsischen Gemeindewahlen In der Presse war bekanntlich mehrfach die Möglichkeit erörtert worden, am 6. November, dem Tage der Reichs- tagSwahl, gleichzeitig auch die sächsischen Kommuualwahlen stattfinden zu lassen. Wie wir hierzu erfahren, ist vom säch sischen Gesamtministerium in dieser Angelegenheit noch kein Beschluß gefaßt worden. Ein solcher wird voraussichtlich erst in der kommenden Woche, eventuell nach Gehör des am 29. September zusammentretenden Landtagsvorstandes, erfolgen. Doch dürste, wie wir hören, kaum mit einer Zu sammenlegung der beiden Wahlen zu rechnen sein. Die sächsischen Gemeindewahlen werden vielmehr voraussichtlich zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Der Landesbürgerrat Sachsen gegen die Zusammenlegung der sächsischen Kommunalwahlen mit den Reichstagswahlcn Leipzig. Der Landesbürgerrat Sachsen teilt mit, daß er sich beim Sächsischen Ministerium des Innern gegen die von gewisser Seite vorgeschlagene Zusammenlegung der sächsischen Kommunalwahlen mit den ReichstagswahlO ausgesprochen habe. Er habe in seiner Eingabe darauf hingewiesen, daß durch die Zusammenlegung die Gefahr der Politisierung auch der Kommunalwahlen bestünde. Diese Wahlen hätten jedoch mit Parteipolitik nichts zu tun. Das Bürgertum wünsche, daß die Kommunalwahlen als Wahlen zu reinen Selbstverwaltungskörpern lediglich nach sachlichen, einzig und allein im Interesse des Gemeinwohls der Gemeinden liegenden Gesichtspunkten durchgeführt würden, und deshalb könnten diese Wahlen nicht zusammen mit Reichstagswahlen stattfinden, bei welchen Wahlen die politischen Parteien die Listenträger seien. Auskünfte und Mitteilungen in Brandsachen Dresden. Das Sächsische Justizministerium hat fol gende Verordnung erlassen: Es ist vielfach nicht nur im Interesse der Feuervcr- sicherungsgesellschasten, sondern auch im Interesse der All- gemeinheit, daß die Versicherungsgesellschaften im Falle eines Brandes Kenntnis davon erhalten, ob (insbesondere gegen den Versicherten) der Verdacht der Brandstiftung be steht, damit verhindert werden kann, daß der Versicherte auf unrechtmäßige Weise in den Besitz der Versicherungssumme gelangt. Es wird daher kein Bedenken dagegen bestehen, daß der beteiligten Versicherungsgesellschaft auf Antrag Auskunft darüber gegeben wird, ob wegen des Brandes ein Verfahren eingeleitet ist und ob es sich gegen den Ver sicherten als Täter oder Teilnehmer richtet, und daß der kattee Nag gut bis rum letzten 1*ropksn unrl völlig unscbärliicb. Gesellschaft demnächst auf Verlangen auch von dem Aus- gang des Verfahrens Kenntnis gegeben wird. Im Falle der Verurteilung wird eS genügen, nur im allgemeinen auf die gerichtliche Verurteilung binzuweisen, ohne daß Einzel heiten über die Strafe mitgeteilt werden. In welchem Um fange im Einzelfall ^Auskunft gegeben werden kann, läßt sich nur nach den Besonderheiten oeS Falles unter Berück- sichtigung etwaiger Interessen dritter Personen beurteilen. Auch wird zu prüfen sein, ob eine Erklärung des Etnver- ständnisses der Versicherten mit der Erteilung der Auskunft gefordert werden soll. Allgemeine Urteile des Inhalts, daß gegen die Auszahlung der Versicherungssumme Bedenken bestehen oder nicht bestehen, sind zu vermeiden. Auf alle Fälle ist auch der Versicherungsgesellschaft die vertrauliche Behandlung der Auskunft besonders zur Pflicht zu machen und darauf hinzuweisen, daß die Mitteilung ohne jede Ver bindlichkeit geschieht. Erweiterter ZuslLndigreitsbereich der Amtsgerichte Dresden. Durch Verordnung des Sächsischen Justiz- Ministeriums sind den gemeinsamen Amtsgerichten an den Sitzen der Landgerichte für deren Bezirke noch folgende Strafsachen zugewiesen worden, soweit sie nicht vor ein höheres Gericht zu bringen sind: 1. wegen Zuwiderhand lungen gegen die 'Vorschriften zum Schutz der Währung und des Geldveckehrs, 2. wegen Zuwiderhandlungen gegen die das Bank- und Börsenwesen betreffenden Vorschriften, 3. wegen Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über das Zugabewesen und über Einheitspreisgeschäfte, auch wenn die Tat im Wege der Privatklage verfolgt wird. — Diese Verordnung tritt am 1. Oktober 1932 in Kraft. Sie bezieht sich nicht auf Strafsachen, die bis dahin bereits bei einem anderen Amtsgericht-anhängig gemacht worden sind. Die Stadt Limbach beantragt Zwangs verwaltung Limbach. Der Rat der Stadt Limbach hat mit Rücksicht auf die fortgesetzt ansteigenden Lasten für die Wohl- fahrtserwerbslosen und im Hinblick darauf, daß von Staat und Reich für diesen Zweck nur unzureichende Mittel zur Verfügung gestellt werden und deshalb die Auszahlung der Unterstützungen nicht mehr gesichert ist, beschlossen, das Ministerium des Innern zu ersuchen, die Zwangsverwal tung anzuordnen. Ein Silberstreifen? Chemnitz. Nach einer Mitteilung des Verbandes von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie, Sitz Chemnitz, sind in Verfolg der Notverordnung über die Ankurbelung der Wirtschaft, die bekanntlich von der sächsischen Industrie unterstützt wird, rund 5400 Arbeiter neu einge- stellt worden. In nächster Zeit sei voraussichtlich mit weiteren umfangreichen Neueinstellungen zu rechnen, da in fast allen Branchen starke Auftriebstendenzen zu bemerken seien. Tarifabschluß Mr die kaufmännischen Angestellten der westsächstschen Textilindustrie Chemnitz. Wie wir vom Verband von Arbeitgebern der westsächsischen Textilindustrie erfahren, sind am Sonn abend die Darifverhandlungen zwischen den Arbeitgebern und den Angestelltengewerkschaften zum Abschluß gekom men. Es wurde vereinbart, daß die zur Zeit gültigen Ge haltssätze unverändert bis zum 28. Februar 1933 bestehen bleiben, daß aber künftig ein Aufrücken in eine höhere Gc- haltsklasse in den Gruppen 1 bis 3 nur alle zwei Jahre erfolgen kann. Roman von Otto Pietsch. 4f ^Nachdruck verboten. Nun fahren sie mit Gefolge in Automobilen durch die festlich geschmückten Straßen der Stadt, auf denen, hinter spärlicher Polizistenkette, Reihen Schaulustiger stehen, das Paar hie und da mit Hochrufen begrüßend. Jedesmal, wo solche Rufe klingen, dankt der Erz herzog, der straff aufgertchtet im Polster des Wagens sitzt, mit Anlegen seiner Finger an die Offizierskappe, sein volles, bräunliches Gesicht mit dem tiefschwarzen, kurzen Schnurrbart über den kräftigen Lippen bald rechts, bald links kehrend. Seine Gattin, in schlichtem Sommerkleids, grüßt freundlich, mit häufigem Neigen deS Kopfes. Auf dem Appellkai, der zum Rathause führt, steht die wartende Menge dichter als in den anderen Straßen. Hier hat Gabrinowttsch Posten gefaßt. Vor der Rathaustür tönt ein Glockenschlag, lang ausklingend: das erste Viertel der elften Vormittags stunde. Der Tag ist, wie die vorangegangenen, schon um diese Stunde heiß. Gabrinowttsch, der sich frühzeitig in der vordersten Reihe ausgestellt hat, tritt nervös von einem Fuß auf den andern. Er weiß, daß der Empfang im Rathaus auf halb elf angesagt ist. Es kann also nicht mehr lange dauern. Jetzt flattert unter den Gestauten den Kat herauf un ruhige Bewegung. Die Wagen sind also im Herankommen. Und schon steht Gabrinowttsch den ersten von ihnen am unteren Ende deS Kats erscheinen. Die Zeiger der RathauSuhr weisen fünf Minuten vor halb elf. Dies gewahrt er noch mit scharfer Deutlichkeit. Dann aber ist es plötzlich wie ein Nebel um sein Hirn. Er fühlt, wie seine Knie ihm gleichsam wegstnken. Eine Übelkeit steigt ihm zum Schlund hinan. Ein ungeheures Wutgekühl -ckt ihn. Er richtet einen gewaltigen Aufruf an sich selbst. Die Schwäche weicht sofort. Sein Kopf ist wieder klar. Er faßt die Handgranate tu seiner vertieften Rock tasche nut festem Grtss. Das erste Automobil ist nun ganz nahe. Er überlegt schnell, daß der Erzherzog in diesem sicherlich nicht sitze. Irgendwelche angesehene Persönlich keit der Stadt oder der Landesverwaltung mutz dem Fürstenpaar vorausfahren. Er Hai richtig gedacht: zwei Herren mit blanken Zylindern sitzen im Auto. Dieses, das ihm nun genau gegenüber ist, fährt nicht schnell, aber auch nicht gewissermatzen im Schritt. Er hat jetzt den Blick frei aus den zweiten Wagen. In den Rethen der Gestauten sieht er, wo dieser vorüber kommt, Handgeschwenke, im Wagen selbst eine weiß behandschuhte Hand am Rand einer Offizierskappe. Kein Zweifel: Franz Ferdinand fährt in diesem Wagen! Dann erkennt er auch deutlich das Gesicht, das er sich nach Photo graphien gut eingeprägt hat. Seine Ruhe ist so vollkommen, daß sie ihm noch zu einem bedauernden Gefühl Raum läßt, welches der Anblick der Frau, die da neben ihrem Mann im Wagen sitzt, ihm erweckt. Jetzt aber ist es Zeit. Er bäli die Bombe frei in der Hand, reißt mit der Linken die Schnur ab. Dann fliegt die Mordwaffe durch die Luft. Deutlich steht er ihre Kurve. Aber — sein Herz setzt sekundenlang den Schlag aus — sie fällt nicht zwischen die Sitze, wie er berechnet hat, sondern auf das Tuch des niedergeklappten Hinteren Verdecks, kollert gegen den Rand hin und gleitet hinab aufs Straßenpflaster. Hat er in der großen Ruhe seines Herzens gar zu lange gewartet? Oder hat der Chauffeur, nach einem jener Zufälle, durch die Wellgeschicke bestimmt werden, in dieser schicksalsträchtigen Sekunde den Gang seines Wagens um ein Geringes beschleunigt? Diese für den Schritt der Ereignisse schon ganz neben sächliche Doppelfrage hämmert automatisch und gleichsam körperhaft in seinem Gehirn. Das Auto des Erzherzogs ist ein Stück vorbei; das dritte Auto naht. Gewaltiges Krachen. Schrille Schreckens schreie. Er steht in dem Wagen, der noch vorwärts tollt, einen Mann in der Uniform eines hohen Offiziers nach vorn überstnken, einen anderen vom Sitz emporschnellen, dann einen Menschenknäuel um das nun zum Stehen gekommene Gefährt, und schon hört er Schreie: »Der har geschossen! Derl" Geschossen? Er hat ja gar nrchi geschossen! Also meint man ihn überhaupt nicht. Dieser unsinnige und halb traumhafte Gedanke ist die erste Reaktion seines verwirrten Hirns gegenüber dem Geschehenen. Dann aber wird er wach. Das Attentat ist mißlungen! Flucht ist nun die Losung! Nicht um das elende Leben zu retten! Sondern um sich aufzusparen für eine neue Tat! Mit geballten Fäusten, das Gesicht wütend verzerrt, schlägt er um sich. Die Zunächststehenden, von denen niemand ihn ab gegriffen hat, weichen entsetzt. Er beginnt zu laufen. Läuft immer schneller. Er lenkt ein zur Lateinerbrücke. Hört die rennenden, schreienden Verfolger hinter sich. Eine Hand packt ihn, hält ihn eisern fest, wie wütend er sich auch wehrt. Andere greifen dazu. Gefangen. Im Rathaus ist ungeheure Erregung. Dennoch wünscht der Erzherzog, daß am Programm für die dortigen Empfänge nichts geändert werde. Im ersten Stock läßt seine Gattin sich die türkischen Frauen vorstellen, die als Abgesandte der islamischen Landes bewohnerinnen erschienen sind. Sie spricht mit einigen von ihnen freundliche Worte, wenn auch ihre Stimme zittert. Im Erdgeschoß hat der Erzherzog die Empfänge in der kürzesten Form erledigt. Nun steht er inmitten der Herren seines Gefolges und der hohen Landes- und Stadt beamten. Sein Gesicht ist hochgerötet. „Soll die Fahrt fortgesetzt werden oder nicht?" wendet er sich an den Landeschcf, nervös, furchtbar erbittert. „Soll das jetzt so fortgehen mit den Bomben oder nicht?" Seine Augen sprühen. „Ich bin überzeugt, Kaiserliche Hoheit," antwortet Potiorek, „daß nichts mehr geschehen wird." „Was also, meinen Sie, soll man tun?" „Es gibt nur zwei Dinge: entweder, wie das Pro gramm es vorstehl, direkt in den Konak fahren oder Nummer drei des Programms vor Nummer zwei setzen und, unter Vermeidung der Stadt, ins Museum fahren. Ich möchte zu letzterem raten. Nicht aus Besorgnis, daß noch irgend etwas sich ereignen könnte, sondern um di« Stadt -u strafen." (Fortfetznna folgt.!