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Nr. W4 «uer Lageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. Freitag, den LS. Geptembsr 1S»S Vertretung zu vermeiden.* (Gelächter bet den Kom munisten.) „Die nationalsozialistisch« Fraktion de» Preußischen Landtage» erklärt dazu, daß sie nicht daran denkt, von sich au» gegenüber einer im Nahmen Ihrer oerfassung-mäßtgen Pflichten handelnden Negierung di« Beamten und Staatsangestellten zu einer Verletzung ihrer Pflichten aufzufordern. Soweit di« MetchSkone- missare von Papen und Dr. Bracht unter dem Trink des Herrn Reich-Präsidenten von Hindenburg, an dessen verfassungstreue Zweifel nicht bestehen können — (er neute- Lachen bet den Kommunisten, lärnwnde Zwi schenrufe), — im Rahmen der auch von ihnen be schworenen Verfassung handeln, steht e» die Fraktion der Nationalsozialistischen Partei für «ine selbstver ständliche Pflicht aller Beamten und Staat-angestellten an, auch ihrerseits Verfassung und Gesetze in preußi scher Pflichterfüllung zu beachten.* (Andauernde» Ge lächter links. Zuruf bei den Kommunisten r Umfall wie noch nie!) Keine Landtagsauflösung in Preußen Berlin, 21. September. Im preußischen Landtag wurde heute ein kommunistischer Antrag auf Auflösuna des Landtages abgelehnt. Für den Antrag haben nur die Kom munisten, die Staatspartei und die Deutschnationalen ge stimmt. Miftlich-S-zialet BolkSdienst sSr Aindenburg Kurs Nürnberg, 21. Sept. Eine Mttarveitertagunp des Christlich-Sozialen BolkSdiensteS, auf der Professor Dr. Strathmann-Erlangen über da» Thema „Reichs- führung und ReichSoerfassung" sprach,, faßte nachstehende tzludenlmrg im Manöver Der Reichspräsident läßt sich die Gefechtslage erklären. Rechts: Oberst von Hindenburg, der Sohn und Adjutant des Reichspräsidenten- Franrfurt a. d. Oder, 21 September. Der Herr Reichspräsident begab sich heute vormittag von Fürstenberg, wo er die Nacht in seinem Salonwagen verbracht hatte, im Auto nach dem Manövergelände bei Frankfurt-Müllrose. Er wohnte hier den Hebungen einzelner Teile der ersten Ka valleriedivision und der motorisierten Aufklärungskräfte der zweiten Kavalleriedivision beim Brückenkopf Müllrose sowie weiter einzelner Telle des Infanterieregiments 9 bei. Der Reichspräsident begab sich hierauf -um Stabe der Division und nahm von deren Kommandeur, Generalleutnant Rund- stedt, Vortrag entgegen. Kurz nach 19 Uhr verließ der Herr Reichspräsident das Manövergelände und begab sich im Kraftwagen nach Neuhardenberg, wo er die Nacht als Gast des Grasen Har- denberg verbringen wird. wird jedoch erklärt, daß an ein gemeinsames Vorgehen mit der NGO. und der NSBO. nicht zu denken sei. der Notverordnung vom 15. September erfolgte, um'neue Kondura bestritt entschieden, geschaffen zu haben, obwohl Arbeitskräfte einzustellen. Fünf Gewerkschaften, der Deut- eine ganze Reche Tatzeugen chn mit Bestimmtheit als dxn sche Metallarbeiterverband, der Christliche Metallarbeiter- Schützen wiedererkennen wollten. Die Verhandlung, die verband, der Hirsch-Dunkersche Verband, die Rote Gewerk- gestern bereits begonnen hatte, war auf Antrag des Ver- schaftsorganisation und die Nationalsozialistische Betriebs-, teidigers auf heute vertagt worden. Dieser überreichte heute zellen-Organisation, haben sich mit dem Streik einverstanden früh einen Brief des nationalsozialistischen Reichstagsab- erklärt. Aus Kreisen deS Deutschen Metallarbeiterverbandes geordneten Paul Schmidt, in dem dieser, der gestern als ' " " " Zeuge im Gerichtsgebäude anwesend war, mitteilte, daß er die zwei Schüsse in Notwehr abgefeuert habe. Das Son- dergericht hat die Verhandlung auf den 30. September ver- tagt. Schmidt ist gestern abend angeblich zu einer wichtigen Aukschußsitzung nach Berlin abgereist. Entschließung r , ,Jn dem Kampf zwischen machtgierigem Parteitum und einer allein durch die Sachziele vaterländischer Po litik geleiteten autoritären Staatsführung gehört der BolkSdienst auf die Seite der letzteren. Gr hat diesse Haltung seit seinem ersten Auftreten im Reichstag im Jahre 1930 eingenommen. Sie auch dem gegenwär tigen Kurs Hindenburg gegenüber beizubehalten, wird ihm dadurch erleichtert, daß dieser die Einwendungen an das Parteitum völlig aufgegeben, die Parteiwirt schaft in Preußen beseitigt, den Kampf >egen die Ar- beitSlosennot mit großzügigen neuen Plänen ausgenom men und die kulturauflösenden Strömungen abzuweh ren begonnen hat. Auch begrüßen wir die entschiedene Haltung in der Abrüstungsfrage. Das alles bedeutet jedoch keineswegs, daß der BolkSdienst alle Maßregeln der zurzeit amtierenden Regierung billigt. Insonder heit ist die Härte der sozialen Abbaumaßregeln nicht er- träglich. Da aber mit der Parteienherrschast notorisch nichts auSzurichten ist, so kann der BolkSdienst eS nur al» seine Aufgabe cnrsehen, sich gewiß kritische aber positiv mitarbeitend zu einer von Hindenburg Herufe- nen autoritären Regierung zu stellen. Die- insonder heit auch darum, weil die Politischen Belange des evangelischen Deutschtums so viel eher zur Geltung gebracht werden können als bei einer Parte ienregierung wie sie von Zentrum und Nationalsozialisten angestrebt wird." Berwaltungsreform im Rheinland Berlin, 21. Sept. Durch Erlaß des preußischen Ministers des Innern vom 15. September 1932 ist mit Wirkung vom 1. Oktober 1932 dis Zusammen legung einer Reihe rheinischer und westfälischer Aemter verfügt worden. Hierdurch wird die Zahl der Aemter in den betreffenden Gebieten von 33 auf. 14 ver mindert. Diese Aemterzusammenlegung, die >m Einverneh men mit den zuständigen Bezirksausschüssen und im wesentlichen auch im Einverständnis mit den Dertre- tungskörperschaften der beteiligten Kreise, Aemter und Gemeinden erfolgt, bezweckt eine durchgreifende Ra tionalisierung und Verbilligung der Verwaltung in den betreffenden Gebieten. Di« preußische Staats regierung ist gewillt, die jetzt erstmalig in größerem Umfange eingeleitete Rationalisierung der Verwaltung in den beiden Westprovinzen fortzusetzen und die un bedingt erforderliche Verbilligung der ländlichen Ver waltung alsbald zum Abschluß zu bringen. Entschließungen des Kongresses Thüringer Kommunalwahlen am 6. November? Weimar, 21. September. Das thüringische In nenministerium erwägt, aus Ersparnisgründen die in die sem Jahre fälligen Kommunalwahlen, die nach der Ge meinde und Kreisordnung am ersten Sonntag im Dezember stattzufinden haben, zugleich mit den Reichstagswahlen am 6. November abhalten zu lassen. Durch Erlaß einer ent sprechenden Notverordnung könnte hierfür die gesetzliche Grundlage geschaffen werden. Die Erhöhung des Serlngs-Zolk Notwendiger Schutz der deutschen Heringsfischerei Berlin, 21. September. Die Erhöhung des He- ringSzolls von drei auf neun Mark je Faß ist in einer ganzen Reihe von Zeitungen einer scharfen Kritik unterworfen war- den, die von zuständiger Stelle als von unrichtigen Vor aussetzungen ausgehend bezeichnet wird. Die Lage der deutschen Heringsfischerei hat sich angesichts der englischen Konkurrenz völlig unhaltbar gestaltet, da die Entwertung der englischen Wahrung im vergangenen Herbst die Preise für das Faß Heringe um 30 Prozent gedrückt hatte. Im vergangenen Jahve kostete das Faß Heringe 39 Mark, wäh rend der gegenwärtige Preis 27 bis 28 Mark beträgt. Da zu kommt, daß die deutsche Seefischerei in weitestem Maße auf den Absatz in England angewiesen ist und daß dieser Absatz durch die englischen« Zölle fast vollständig unterbunden ist. Fast 75 Prozent der deutschen Heringsslotille mußten in den letzten Jahren aufgelegt werden. Die sich daraus ergebende ungeheure Arbeitslosigkeit in den Küstenstädten hat die Abgeordneten aller Parteien mit Ausnahme der Kommunisten, aber einschließlich der Sozialdemokratie, ver anlaßt, für einen Schutz der deutschen Heringsflotte sich einzusetzen. Es trifft im übrigen auch nicht zu, wenn von einer Verteuerung deS Verbrauches die Rede ist. Die Zoll erhöhung von sechs Mark je Faß macht auf den einzelnen Hering im Kleinhandel um gerechnet nur einen Bruchteil eines Pfennigs auS. Grotze Devrsenschrebungen in Breslau aufgedeckt Breslau, 21. September. In den Geschäfts räumen der Eisenhandel-A.-G in Breslau wurde wegen Verdachtes der Devisenschiebung von der Staatsanwalt schaft, der Zollfahndungsstelle und der Kriminalpolizei eine Durchsuchung vorgenommen.' Bücher und Korrespondenz wurden beschlagnahmt. Der Direktor der Firma, Schmidt, ist in Düsseldorf verhaftet worden; der Prokurist dagegen ist ins Ausland geflüchtet, gegen ihn ist Steckbrief erlassen wor den. Es soll sich bei den Schiebungen um einen Betrag von 300 000 bis 500 000 Mark handeln. Linksreglerung in Schweden? Soziallstenführer Hansson beauftragt Stockholm, 21. September. Nachem bet den schwedischen Reichstagswahlen die Sozialdemokraten mit 104 Sitzen die stärkste Partei im Parlament geworden sind, hat der König den Sozialistenführer Hansson mit der Ka- binettsbildung beauftragt, der früher dreimal Wehrmimster war. Eine Mehrheit haben die Sozialisten auch mit den beiden kommunistischen Gruppen nicht. Das Verhältnis zwischen roten und bürgerlichen Mandaten ist 112:118. Der Kampf im Chaco Ein bolivianisches Bataillon völlig vernichtet Neuhork, 21. September. Associated Preß berich tet: Nach Meldungen aus Asuncion soll ein bolivianisches Bataillon, das aus jungen Studenten auS La Paz bestand, im Ehaco von feindlichen Streitkräften „völlig vernichtet" worden sein. Das Bataillon befand sich auf dem Marsche von Arce nach dem Fort Boqueron, wo seit nahezu zwei Wochen heftige Kämpfe im Gange sind. Gandhi über den Zweck feines Fastens der Christlichen Gewerkschaften Düsseldorf, 21. September. Am letzten Kon greßtag wurde die gestern unterbrochene Aussprache been det. Danach fand die Beratung der Anträge statt. ES wurde hierzu eine Reihe von Entschließungen angenom men, in denen sich der Kongreß der Christlichen Gewerk schaften mit Entschiedenheit gegen die Notverordnung der Reichsregierung wendet. Darauf hielt Professor Brauer einen Vortrag, in dem er sich gegen die verschiedenen Kampf fronten gegen die bisherige Sozialpolitik wandte. Are« Bet -wet Berliner Metallfirmen Berlin, 21. September. Bei zwei kleineren Berliner Metallfirmen sind die Arbeiter in den Streik getreten. Die Zahl der Streikenden beträgt 600 bis 700. ES soll sich um einen Proteststreik gegen die letzte Verordnung der Reichs regierung handeln. AuSstand beim Gußstahlwerk Wtttmann in Hagen-Haspe Hagen, 21. September. Von der 500kSpftg«n Be- egschaft des Gußstahlwerks Wik ,ann in Hagen-Haspe be ludet sich der weitaus größte Teil im Streik. Die Beleg- chaft hat sich mit der seitens der WerkSlettung vorgenom menen zehnprohentigen Kürzung der Löhne für die 31. bi» 40. Wochenstunde nicht einverstanden erklärt, die auf Gmnd Auch die Wehrfugendbünde im ReichSauSschuß Deutscher Jugendverbände Berlin, 21. September. In der Vorstandsitzung des ReichSauSschuffeS der Deutschen Jugendverbände am Montag ist kein Widerspruch gegen die Aufnahme der Wehr- jugendbünde erhoben worden. Die Aufnahme des Jung- stahlhelmS, des Jungbanners Schwarz-Rot-Gold, der Ordensjugend des Jungdeutschen Ordens und des Jung- wehrwolfS ist damit erfolgt. Ferner ist geplant, bis zu der im November stattfin denden Führertagung deS ReichSauSschuffeS der Deutschen Jugendverbände auch noch die Hitlerjugend und einige kleine Jugendverbände aufzunohmen, falls kein Einspruch erhoben werden sollte. Zeugenaussagen ... Ueberraschende Wendung tn einem SondergerichtSprozeß Essen, 21. September. Eine überraschende Wen dung nahm heute eine Verhandlung vor dem hiesigen Son- deraertchi gegen vier Nationalsozialisten, die an einem Zusammenstoß mit Kommunisten am 18. Juni in Bottrop ietlgenommen haben sollen. Bei dieser Gelegenheit soll auch einer von den Angeklagten, der Bergmann Hermann Kon dura, au» einem Revolver zwei Schüsse abgegeben haben, durch die zwei Person«, verletzt würben. Der Angeklagte Puna, 21- September. Gandhi wurde nach Beginn seines Fastens in seiner Gefängniszelle von Pressevertre tern besucht, denen er u. a. sagte: „Gleich dem Propheten des Islam und gleich Jesus, lwenn auch auf niedrigerer Stufe, habe ich den Kampf für die Gerechtigkeit begonnen. Mit dem Fortdauern meines Fastens wird der Schrei mei- ner Stimme gen Himmel steigen zu Gott dem Allmächtigen." Der Mahatma erklärte, er wolle kein Mitgefühl erregen: „Tränen werden tn einigen Tagen sinnlos sein. Das Ver langen nach Nahrung wird mir vergehen. Ich werde tief in "Gedanken versinken Alles Interesse für die Außenwelt wird schwinden. Ich werde eins werden mit der Sache, um die eS geht. Dennoch werde ich unmenschliche Anstrengungen unternehmen, um am Leben zu bleiben, denn ich bin ebenso begierig, weiterzuleben, wie irgend ein anderer Mensch. Es gibt kein besseres LcbenSelixier wie Wasser und ich werde eS genießen, um meine Hoffnung zu stärken, bis das Ge- wissen der britischen Regierung und der Hindus erwacht* Keine Anerkennung der Mandschurei? Moskau, 21. Sept. Nach einer russischen Mel dung au» Washington hat di« amerikanische Regierung beschlossen, die mandschurisch« Regierung nicht anzuer- kennen. Washington habe di« Großmächte hierüber verständigt. Eine Bestätigung dieser Moskauer Meldung liegt au» Washington noch nicht vor.