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Nr »1 »«er »agsblatt Mld «Mt-er für da» Er,»,birg,. Dienstag, dm SV. Sept,Md« LV»» verschiedenen ArledenDverträge oder die Mottenverttäge von Washington und London — bereit» vvrg«schriebenen Beschränkungen werden, soweit sie nicht un Legenseitt- gen Einvernehmen abgeändert sind, in dem fretwil- gen, umfassenden Pakt, der in Eens ausgehandelt wer den soll, wieder in Erscheinung treten. Di« Trage der Gleichberechtigung, die mit der Frage der Ziffern nicht zu verwechseln ist, birgt in sich Erwägungen de» Nationalstotze» und der nationalen Würde, die tief an» Herz eine- Bolle» greisen und einem Groll Nahrung geben, der sonst verschwinden und freundlicheren Erfühlen Platz machen würde. Im Zn- teresse der allgemeinen Befriedung ist deshalb sehr zu wünschen, daß alte solch« Fragen durch freund schaftliche Verhandlungen und vereinbarte Au-gleich»« Maßnahmen (agreed adjustment) erledigt werden, ohne daß dabei vertragliche Verpflichtungen mißachtet oder die Gesamtziffer der bewaffneten Macht erhöht würde. Deutschland und Seniots „Enthüllungen* Deutsche Stellungnahme zu den französischen und englischen Aeußerungen Berlin, 18. September. Di« heute bekanntgewordene An. kündigung Keniat» von den unternommenen und geplanten Schrit ten in Bezug auf die Auseinandersetzung mit Deutschland in der Rüstungsfrage hat vorläufig noch keinen Gegenstand einer Au», spräche innerhalb des Reichskabinetts gebildet, ebensowenig die heute übergebene englisch« Note zu dem gleichen Thema. Jedoch sind die Angaben Herriot» über die angeblichen französischen „Ent hüllungen", in denen das mehrfach erwähnte Aktenstück über „deutsche militärische Verfehlungen" behandelt wird, hier ohne Eindruck geblieben. Dieses Aktenstück kann nicht» andere» enthal ten, als die Dinge, mit denen schon Dr. Stresemann vor Jahren befaßt wurde und über deren Tharakter sich niemand im Unklaren ist. Verstöße, wie sie hier in sensationell wirkender Form aber ohne jede Präzisierung behauptet werden, sind von Deutschland nicht begangen worden und eine internationale Enquete, von der Her- riot spricht, kommt deshalb ernstlich wohl nicht in Frage. — Eine Anwendung des sogenannten Investigationsrechte» würde Deutsch land also sicherlich nicht gutheitzen können. Das englische Schrift» stück, das in feinem zeitlichen Zusammentreffen eine gewisse Unter- stützung für die französische Auffassung scheinen könnte, vermeidet denn auch vollständig ein« Bezugnahme aus diese französischen Argumente. Es untersucht taktische Zweckmäßigkeitsfragen, die durch die Aufwerfung des Rüstungsproblems für Deutschland ge geben sind, wie die Wahl des Augenblicks und di« wirtschaftlichen Gegebenheiten und übersieht dabei die Bedeutung des Problem» für die allgemeine Volksstimmung und für die Auswirkung jeder politischen und wirtschaftlichen Maßnahme in Deutschland. Wenn dabei gewissermaßen Vorwürfe erhoben werden, daß von deutscher Seite dieses Problem in den Vordergrund „gezwungen" worden sei, so ist dem entgegenzuhalten, daß dieser Zwang nicht durch eine Willkür von deutscher Seite, sondern durch den Ablauf der Abrüstungskonferenz ausgeübt worden ist. Auch der Hinweis auf die finanziellen Erleichterungen durch Lausanne kann gegenüber diesem Tatbestand kaum Gewicht beanspruchen. — Was die juristische Seite anlangt, so wird in etwas gebundener Form di« Möglichkeit einer Verletzung von Vertragsbestimmungen konstruiert, dann aber gleich als nicht beabsichtigt und nicht vorhanden unter stellt. Es werden Erwägungen über den Umstand und die Form der Verpflichtungen angestellt, die sich aus der Präambel zu Teil 8 des Versailler Vertrages ergeben könnten, und es wird somit zwar Kritik an dem deutschen Verlangen geübt, aber eine vielseitig« und zu mancherlei Einwendungen Gelegenheit bietende Diskussion er öffnet. — Es ist anzunehmen, daß die Reichsr«gierung bereits morgen sich mit dieser Note und mit d«n Aeußerungen Kerriot» im Zusammenhang befassen wird. Stülonagel über die deutsche Fugend- ertüchtigung Paris, 17. September. Der Leiter des Reichskuratoriums für Jugendertllchtigung, General von Stülpnagel, wurde von dem Berliner Korrespondenten des „Paris Midi" interviewt, der auf die Besorgnisse der französischen Oeffentlikeit hinwies, «s könnte sich um eine neu« Aufrüstungsform handeln. General v. Stülp- 7iagel gab seiner Verwunderung darüber Ausdruck, daß die franzö sische Presse den Tharakter der neuen Organisation entstelle. In Frankreich schein« man noch nicht die wirklichen Bedingungen Deutschlands erfaßt zu haben und doch sollte man wißen, daß di« andauernde Arbeitslosigkeit und die Einreihung der Jugend in gegenseitig feindliche Verbände einen Zustand geschaffen haben, demgegenüber die Regierung nicht länger untätig bleiben konnte. Die Erfahrung habe gezeigt, daß die amerikanische Sportmethode, die vor allem auf Rekorde abziele, nicht das ganze deutsche Volk zu erfaßen vermocht« und nicht die Gesundung der Jugend herbei zuführen geeignet war. Die Jugend müße sich mit dem Heimat boden verwachsen fühlen und die Eteinwüste der Städte hinter sich laßen, um in Licht und Sonne, im Gefühl ihrer moralischen und physischen Kraft, im Geiste der Disziplin und Kameradschaft, unab hängig von sozialen und politischen Vorurteilen aufzuleben. Würden denn gewiß« Länder, die alles für die Ertüchtigung der Jugend täten, lieber sehen, daß die jungen Deutschen ewig Kretins oder Unnütze blieben? Wenn ja, so werd« man ihnen diesen Ge fallen nicht tun. Auf die Frage, warum gerade ein General mit der Leitung betraut worden sei, erwiderte General von Stülpnagel, eine Persönlichkeit, di« da» Leben im Freien gewohnt sei, war nötig. Außerdem meinte man, daß angeficht» der in den verschie denen Verhandlungen herrschenden Zwistigkeiten eine parteipoli tisch nicht gebundene Persönlichkeit, di« sich auch Gehorsam zu ver schaffen wiße, am geeignetsten sei. Er erinnerte an die Rolle de» Generals Baden-Powell, der mit feinen boy scouts eine Bewegung geschaffen habe, die für die physische und moralische Ertüchtigung der Zugmd Großes leistet« und deren Vaterlandsliebe di« Stärke unter dem Volle nähre. Kombinationen über dir Reichsresorm Zerschlagung Preußen» kommt nicht in Frage Berlin, 17. Sept. In »den letzten Tagen sind in einer ganzen Reihe von Zeitungen in Berlin unk im Reich Berichte und Erörterungen über di« Frage der Reichsresorm und angebliche Verhandlungen der ReichSveaierung mit Bayern enthalten. Diese Nachrichten und Aeußerungen decken sich, wie von zuständiger Stelle erklärt wird, zum größten Teil nicht mir den Tatß- chen. Bet der Konferenz der Reichsregierung Ml den süddeutschen Länderregierun gen in Stuttgart ist seinerzeit vereinbart worben, daß in der Frage der Reichsreform erst eingehende Erörterungen mit den Länderregierungen stattfinden sollen, «he der Ent- Lmtschlaad» Maie aa die Abrüstung»- konserenr D«u1schland hat gemäß dem vom Botschafter Nadolny vertretenen Standpunkt, daß e» nur al, gleichberechtigter Partner weiterhin an der Konferenz teilnehmen könne, dem Vorsitzenden de» Büro, der Ab- rüstungskonferenz Hen derson mitg«t«ilt, daß es keinen Vertreter zur nächsten Sitzung «ntsen- den werde. Deutschland: „An den Katzentisch werde >ch mich nicht setzen." Wurf der ReichSregtevuirg fertiggestellt wird. Diese Ver handlungen mit den Ländern haben noch nicht stattgefun- den. Auch die bevorstehenden Reisen des Reichskanzlers und einzelner Reichsminister nach Bayern haben, wie schon gestern erklärt worden ist, mit der ganzen Frage nichts zu tun. Von amtlicher Sette wirb nachdrücklich erklärt, daß eine Zerschlagung Preußens auf keinen Fall in Frage kommt. Boi der kommenden Reichsreform soll an dem föde rativen Charakter des Reiches nicht geändert werden. Reichrbant am IS. Sevtember Berlin, 17. September. Nach dem Ausweis vom 15. Sep tember 1932 hat sich in der zweiten Septemberwoche di« gesamte Kapitalanlage der Bank in Wechseln und Schecks, Lombards und Effekten um SS,8 Mill. RM auf SSK.4 Mill. RM verringert. Im einzelnen haben die Bestände an Handelswechseln und -schecks um 104,4 Mill, auf 2847h Mill. RM und die Bestände an Reichsschatz« wechseln um SZ auf 11,3 Mill. RM abgenommen, die Lombard bestände dagegen um 14,0 Mill, aus 117,5 Mill. RM zugenommen. An Reichsbanknoten und Rentenbankfcheinen zusammen find S2,0 Mill. RM iw die Kassen der Reichsbank zurückgeflofsen und zwar hat sich der Umlauf an Reichsbanknoten um 91,4 Mill, auf 3597^t Mill. RM, derjenige an Rentenbankfcheinen um 0,6 Mill, auf 401,0 Mill. RM verringert. Dementsprechend haben sich die Bestände der Reichsbank an Rentenbankfcheinen auf 26,1 Mill. RM erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 413,3 Mill. RM eine Zu nahme um 24H Mill. RM. Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen haben sich um 151 000 RM auf 928,8 Mill. RM erhöht. Im einzelnen haben die Goldbestände um 12,8 Mill, auf 781,2 Mill. RM zugenommen. Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Devi sen beträgt 25,7 Prozent gegen 28,1 Prozent am End« der Vor woche. Frauenwahlrecht in Argentinien Paris, 17. Sept. Nach einer Havasmelbung auS Buenos Aires hat die Kammer den Frauen das Wahlrecht bewilligt. Der englische Botschafter bei Herriot Paris, 17. September. Die Unterredung, die der eng lische Botschafter heute abend mit Ministerpräsident Herriot hatte, dauerte nicht weniger als zwei Stunden. Obwohl Herriot es ab lehnte, der Preße gegenüber ein« Erklärung abzugeben, steht es außer Zweifel, daß di« Abrllstungsfrage besprochen worden ist. Der englische Botschafter hat in großen ZLg«n dem französischen Ministerpräsidenten das Kommunique mitgeteilt, das das Foreign Office morgen nachmittag über feinen Standpunkt zur Gleichbe- rechtigungfrage veröffentlichen wird. Rand »»nr die Welt Furchtbare Familientragödie H alle, 18. Sept. Der arbeitslose 30jährige Schlosser Kattung, der bei seinen Schwiegereltern in Blankenheim Harz wohnt und mit seiner Frau in Scheidung lebt, war aus dem Hause der Schwiegereltern verwiesen worden. Am Sonnabend, abends gegen 6 Uhr, drang Kattung plötzlich in das Wohnzimmer der Schwiegereltern ein, wo die Familie zusammen war. Ohne ein Wort zu sagen, zog Kattung einen Revolver und schoß seinen Schwiegervater nieder. Der Schwerverletzte und die übrigen Familien mitglieder konnten fliehen, während Kattung seine Frau mit Gewalt zurückhielt. Er schloß sämtliche Türen ab. Die verzweifelten Eltern hörten einen lauten Wortwechsel, bald darauf zwei Schüsse. Da Kattung alle Eingänge der- schlossen hatte, mußte mit Aexten das Hoftor eingeschlagrn werden. Ms man in das Haus eindrang, fielen drei Schüsse im Schlafzimmer. Man fand die Eheleute tot mit durchschossenen Schläfen auf. Die Eheleute Kattung hinter lassen einen Keinen Jungen. Zusammenstoß ans der Zngsvitzdahn München, 17. Sept. Heute abend gegen 6 Uhr find bei der Station Kreuzeckbahn der Bayerischen Zugspitz, bahn ein talwärts und ein bergwärts fahrender Zug au» bisher unbekannter Ursache zusammengestoßen. Eine ganze Anzahl von Personen wurde bei dem Unfall verletzt. — Die Bayerische Zugspitzbahngesellschaft teilt auf Anfrage zu dem Unfall mit, daß sich der Zusammenstoß durch Ueberfahren der Kreuzung bei der Station Kreuzeck ereignete. Der tal- wärts nach Garmisch fahrende Zug hatte nicht angehalten, nnd unmittelbar nach der Station stießen die beiden Züge zusammen. Der Führer hatte bereits 50 Meter vorher stark gebremst, so daß der Zusammenstoß gemildert wurde. Der Sachschaden ist nicht bedeutend; es wurden nur die beiden Plattformen der Züge stark beschädigt und die Fenster- scheiben zersplittert. Sonntagfrüh wird bereits wieder der erste Zug auf der Zugspitzbahn abgefertigt. Die Aufräu- mungsarbeiten find beendet. Die beschädigten Züge wur den nach der Werkstätte in Grainen abgeschleppt. Raubüberfall auf einen Geldboten Essen, 17. Sept. Ein Bote der Kruppschen Konsumanstalten, der au» einer Verkaufsstelle Geld abgeholt hatte, wurde heute vormittag von einem noch unbekannten Täter überfallen, der ihm die Aktentasche entriß, in der sich 2300 RM. in bar und für 100 RM Rabattmarken befanden. Der Räuber, der dem Boten in einem kleinen Auto gefolgt war, stieg an einer ihm Passenden Stelle aus dem Wagen, schlich sich von hin ten an den Boten heran und versetzte diesem mit einem Gegenstand einen Schlag auf den Kopf. Im gleichen Augenblick bemächtigte er sich der Aktentasche, schwang sich wieder in seinen Wagen und raste davon. Der ganze Ueberfall war das Werk weniger Sekunden. Postauto verunglückt Natibor, 18. Sept. Bet einem PostauiobuS der Linie Gnadensöld—Rattbor versagte heute nachmittag auf der Fahrt nach Ratchor an einem steil abfallenden Woge bet Bresnitz plötzlich die Bremse und das Auto stürzte eine mehrere Meter hohe Böschung hinab. Drei Personen wur den schwer verletzt. Die übrigen Insassen und der Chauf feur erlitten leichte Hautabschürfungen. Schweres Autounglück in Kiel Kiel, 18. Sept. Zwischen Preetz und Ratsdorf stieß ein Personenkraftwagen mit einem Pfervesuhrwerk zusammen, wobei der Insasse des Autos, Ingenieur Metz aus Düsseldorf, tödlich verunglückte und der Kut- scher de» Fuhrwerk» schwere Verletzungen erlitt. Günther MMon» Flieger-Schicksal im Film Eine Ausnahme von Plüschow» Günther Plüschow, Guntokf, südamerika.nisch«r Forschung* der „Flieger von Tstnztau" der Sohn de» Fliegerhe den, Expedition: votokudtsche Jäger der bet der Zusammenstellung mit «tnem erbeuteten Stier de. Film» mlthalf. Gln neuer Film „Ikarus" schildert da» Schicksal Günther Plüschow», dessen Nam« zuerst durch seine kühnen Flüge bei d«r Belage rung Tsingtau, bekannt wurde. Nach dem Weltkriege zog dann Plüschow mit einem Segeskutter und einem Wasserflugzeug hin aus, um die Wunderländer Südamerika, im Film und im Luch zu beschreiben, Li» er dann im letzten Iah« samt seinem Begleiter Dreblmo bei einem Flugzeugarpurz «in tragische« GNd« sand.