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Äus Stadt und Land Au«, 8. September 1932 Er herbstest ... Lange schon hat sich das Grün der Bäume ge färbt und die Blätter wehen tm kühlen tzerbstwind und fallen zur Erde; e» herbstelt. Langsam verlässt un» da» schöne Bild der Gommernatur mit seinen Blu men, seinen Singvögeln und Schmetterlingen. Die letzten Blumen blühen, Boten des Herbstes, Astern. Herbstrosen und die Herbstzeitlose. Herbstfäden schwir ren durch die Luft, die Gespinste winziger Spinnen, die, vom Winde fortgetragen, Fäden nach sich ziehen, bis sie einen Ort zum Festhalten gefunden haben. Im Volksglauben früherer Jahrtausende brachte man die Herbstfäden in Verbindung mit den Göttern und meinte, diese legten ein Gespinst über die Erde. Unter dem Christentum bezog man sie auf Maria, weshalb mau sie auch jetzt noch, vor allem in Süddeutschland, Ma- riengarn oder Marienfäden nennt. Für die Landwirtschaft ist der Herbst die Zeit der schweren Arbeit, die Zeit der Getreideernte, des Sam melns der Früchte und der Weinlese. Auf den Fel dern sind die letzten Garben in die Scheune gefahren, aus den Scheunen hört man auf weithin schon das Schlagen der Dreschflegel. Auf den kahlen Stoppel feldern weht rauher Herbstwind, immer öder und trau riger wird das Landschaftsbild. Auch im Blumen oder Obstgarten wird es leerer und leerer. Die letzten Sommersrüchte, Aeafel und Birnen leuchten in satt, e Reife, und bald werden sie mit einem einsamen Platz auf dem Boden, sorgsam in Stroh eingebettet, vor lieb nehmen müssen. In den Weinbergen berrscht Hochbetrieb. Die ersten Beeren werden schon gesam melt. Mit den anderen wartet man bis zur Neber- reife, um einen höheren Zucke,'g»lmlt zu er'ielen Ab"r bald geben auch diese im Wein"eller ihrem En^e ent gegen und die Natur ist ihrem Grün ganz entkleidet Auch die munteren Singvögel haben ans ver lassen und gar still ist es setzt bei einem herbstlichen Waldspaziergang. Die Waldbewohner des Tierreich"« begeben sich in den Winterschlaf oder beziehen ihr Mime' g'N'rt er Die Sonne wir^ ihre letzte» Zn-ahlen an b Erde, um sich langsam dem Ae 'nator. zu nahe->! »na die Tage kürzer und kürzer werde» zu lasse». U a je tiefer die Sonne sinkt, umso näher rückt das kalte Ge spenst des Winters, aber mit dem Wintergespenst kommt auch schon w'eder die Hornung auf ein Nenermachen der Natur tm Frühling des kommeiiden Jahres. Mi-d i zw- F'l„- äd-e «.'snihleii Die Fehl radaiebsnihb' ,'bnun in ietzler Zeh wieder einmal in ci icw'cckciwcn Platze zu. Gcücvn wurden wieder zwei Näder aehatznm, nnd zwar ein Damemahrrad Marke „Glückauf" aus einem Hausünc in der Schneeberger Strotze nnd ein Herrem'atzrrad Marke „One!" mm einem Hausflur in der bmeihehratze Ban beiden Nädern sind die Nnmmern nicht bekannt nnd beide Näder waren nicht angeschlossen. Auszeichnung Der Firma Heimann Heymann, orthopädische Werk stätten in Aue, Schneeberger Strotze k>6 wurde auf der Fach ausstellung des Neiehsverbandes, welche in Nürnberg vom 13. — 16 August 1932 staltsand, für hervorragende Leistungen die „Goldene Medaille" zuerlannt. „Der Vetter von Dingsda" tm Naturtheater auf den Greifensteinen Der Bühnenvolksbund Aue möchte nicht unterlassen, auf die Aufführung der Operette „Der Vetter bevorsteht, die von Millionen seit Jahr und Tag erwartet wird. der Wirt- nur mit versuchen, Wendung vor belfere» Zette»? Nach unsichtbaren Ge setzen läuft di« Geschichte der Weltwirtschaft ab. Auf Jahre der Depression folgen Jahre de» Wohl stand» und der Wirt schaftsblüte, aber e» ist noch keinem Menschen gelungen, die Länge der Perioden und die Stärke des Ausschlags zum Guten oder zum Schlech ten im voraus zu be rechnen. Die Führer des Staates und schäft können allen Kräften die günstige herbeizuführen, und es könnte nach den vor handenen Anzeichen so scheinen, dass diese Wendung von Dingsda" tm Naturtheater auf den Greifensteinen am artistische. Darbietungen, di« umsomehr Anerkennung nächsten Sonnabend und Sonntag aufmerksam zu machen, verdienen, als die Truppe fraglos in dieser Zeit schwer Lommel-Gastspiel in Aue nächsten (Sonnabend und Sonntag aufmerksam zu machen. Die Damen Renate und Senta Rappoldi und die Herren Knappe, Schmidt und Blanckmeister sind von Aufführungen in Aue als hervorragende Darsteller bekannt. Die stim mungsvolle Musik unter Leitung Meister Schicketanz' und die Felsenszenerie der Greifensteine passen wundervoll zu sammen. um ihre Existenz zu ringen hat. Ein Besuch des Un ternehmens und zwar nicht nur als nichtzahlende Zaun gäste ist daher zu empfehlen. 14- Zwingerlotteri«. Ludwig Manfred Lommel, den Rundfunkhörern von seinen Daroietungen im Rundfunk und in Aue außerdem auch von seinem früheren Gastspiel im „Büogergarten" 'be kannt, gab gestern abend auf der Bürgergartenbühne vor nahezu auöverkauftem Hause erneut ein Gastspiel. Lommel halte ein vollständig neues Programm angekündigt und die Erwartungen, mit denen man kam, wurden nicht erfüllt, da er zum größten Teil das Repertoire auSpackte, mit dem mn» bei dem vorigen Auftreten des Humoristen bereits Bekanntschaft gemacht hatte. So sah man die ulkige Ge- "richtsszene wieder, bei der es sich um eine Hche droht und ! Lommel sich als ausgezeichneter Charakterkomiker und Ver wandlungskünstler zeigt, und auch Paul Neugebauer au» Runzendorff mit seinem Sender war der alte und kam ohne »ciie Zutaten. Dazwischen erzählte Lommel ein paar Witze, ohne sich auf aktuelles Gebiet und ungepflügten Acker zu begeben, und wer Lommels altes und sicherlich bewährtes Programm kennt, schwamm im Fluß der Heiterkeit erst mit, als Lommel in einem Sketsch als Schallplatten-Neugobauer auftrat und alle Register seines hervorragenden Könnens als Komiker zog. Siegfried Klupsch, ein ganz ausgezeichneter Pianist, sang eine Reihe von mehr oder weniger bekannten Schla- gern und Guido Gieldini, ein weiteres Mitglied der Truppe LommelS, machte mit den Leistungen eines KunstpfetferS bekannt. Das Publikum zeigte sich nach der langen Som merpause, ln der ähnliche Darbietungen nicht zu beklatsche» waren, sehr beifallsfreudig und ließ sich schnell in eine hei tere Stimmung versehen, so daß sich Lommel und seine Mitarbeiter recht ost dankend verneigen konnten. Dr. Die Varleteeschau Weihmann, die ihre Zelt« wieder für einige Tag« auf de« Koch schulplatz aufgeschlagen hat und den Auern von frühe ren Gastspielen her bekannt ist, biotet den Besuchern der Vorstellungen auch jetzt wieder ganz ausgezeichnet« Die Ziehung der 14. Zwingerlotterie findet garantiert diesen Freitag, den S. September, nachmittag« ab 4 Uhr und Sonnabend, den 10- September statt. Lose z» 1 RM sind noch bei allen LotterieEinnehmern erhältlich. Wir ver- ! weisen auf die Anzeige tm heutigen Blatte. Die Verhandlungen in der westsSchfischen Textilindustrie Chemnitz. Nachdem Ende vorigen Monats eine Einl- gung über einen neuen Tarif in der westsächsischen Textil- ! Industrie in mehrfachen Verhandlungen nicht zu erreichen war, fanden gestern vor dem sächsischen Schlichter als Son- derschltchter Vorverhandlungen statt. Diele verliefen jedoch ebenfalls ergebnislos. Daraufhin hat der Schlichter die Schlichtevkarnmer siir den 12. SeptemLLr einbemfen. Lauter. Flur schütz. Zur Sicherung der Ernt» ist ein besonderer Flurschutz eingesetzt worden. Al» tzlurschlltzen, die zur Waffensührung während der Aus übung des Amtes berechtigt sind, wurden in Bfltcht genommen Bauunternehmer Guido König und di« Gutsbesitzer Max Hänel, Paul Kunzmann, Livpold Werdauer und Albin Peuschel. Die Flurschlitzen sind al» Hilfspolizeibeamte anzusehen. Johanngeorgenstadt. KeineWiederwahl. Der Antrag des Bürgermeisters Dr. Pobbig betr. seine Wie derwahl, wurde Montag vom Ttadtparlament mit den bürgerlichen und deg kommunistischen Stimmen abge lehnt. Geyer. Brandstifter. Am Dienstag war, wie gemeldet, ein Wohnhaus einem Schadenfeuer zum Opfer gefallen. Nunmehr ist der Bewohner und Besitzer d»S Hause-, ein Schwerkriegsbeschädigter, unter dem drin genden Verdacht der Brandstiftung festgenommen wor den. DelSnitz ic. «. Uraufführung einer Oper. Hier gelangte eine von dem Schulleiter Frey er kompo nierte Oper „Gudrun" zur Uraufführung. Da» Werk lehnt sich an die bekannte Gudrunsage an. Die Auf führung wurde fast ausschließlich, .von einheimischen sm NMmriim ! VO k^ 0! Urheber-Rechtsschutz für die deutsche Ausgabe: Drel-Liuollen-Derlag, Könlgsbrück/Sa. VopyriJt 1V32 bn Dr cs. Danstings. Tbe Hague, Holland Wie erstaunt waren beide, als ein paar Tage später von Berlin folgendes Schreiben kam: „Wir haben Ihnen im Auftrag unseres Klienten seine volle Anerkennung für die bisher geleistete Arbeit aus zusprechen. Zugleich überweisen wir fünfhundert Dollar für Ihren Herrn Goldstein, der sich wieder als besonders befähigt gezeigt hat. Unserm Klienten genügt es, wenn er nun herauszubekommen versucht, was der Inhalt des Briefes war, den H. Hochstätten vom Regiment emp fangen hat." Goldstein schlug sich vor die Stirn. „Ich war ein Esel! Der Mann ist klüger als ich. Natür lich, der Brief! Da liegt der Hase im Pfeffer!" Goldstein faßte frischen Mut und ging wieder auf die Jagd. Beinahe wäre er wieder in eine Seitengasse ge laufen. Er pirschte sich nämlich an den Regimentskomman danten heran. Er fand ihn auf seinem kleinen Landgut in Nordböhmen. Besonders bereitwillig empfing ihn der alte, enttäuschte und verbitterte Haudegen nicht. Aber weil er den ganzen, langen Weg von Wien gekommen war, hörte er ihn doch an. Goldstein war gerieben. Er drehte die Sache um. „Herr Oberst, alles ist wichtig. Auch die kleinste An deutung. Cs dreht sich doch darum, Leutnant Woltmann zu finden. Ts heißt zwar, daß er in Rußland verschollen sei. Das ist auch wahrscheinlich — aber doch nicht bewiesen. Cs gibt noch Möglichkeiten. Gedächtnisverlust zum Beispiel! Vielleicht ist Woltmann zurückgekehrt und findet sein Heim nicht, weil er nicht weih, wer er ist." Und der alte Oberst erzählte, was er wußte. Am Ende fragte Goldstein: „Und di« Familie wurde benachrichtigt, Herr Obersts" „Ja, sein Vater und sein« damalige Braut, die bann später einen anderen Offizier von meinem Regiment ge heiratet hat. Wie sie geheißen hat, weih ich nicht mehr." „Darf ich fragen, Herr Oberst, ob Sie damals der Familie einen eingehenden Bericht über die Ergebnisse der Nachforschungen nach Leutnant Woltmann gesandt haben?" „Aber kerne Spur! Dazu war gar kein« Zeit. Ein Blatt Papier m". ein paar Worten. Freundlich und tröstend, aber ganz kurz!" „Also kein dicker Brief?" „Gewiß nicht!" „Einen zweiten Brief hat da« Regiment nicht abge sandt?" „Davon ist mir nicht«, bekannt." „.Ich dank; sehr, Herr Oberst." Im Zu» dachte Goldstein nach. Herma Hochstätten hatte vom Ä -giment doch einen dicken Brief bekommen. Also konnte diese Mitteilung nicht der Brief sein, von dem ihm die Bäckersfrau erzählt hatte. Also mußten zwei Briefe vom Regiment gekommen sein! — Wer hatte den zweiten Brief abgesandt? Unruhig schlief er auf der harten Bank der dritten Klasse. Auf der Reise war Goldstein sparsam. Am Morgen war er in Wien. Er fuhr in seine Woh nung und zog sich um. Mitten beim Waschen kam ihm ein Gedanke. Gleich darauf saß er in einem Auto und machte wieder eine Rund« bei seinen Bekannten vom dritten Husarenregiment. Er wurde überall freundlich empfangen, denn er sparte die Kronen bei diesen Besuchen nicht. „Wie hießen di« Unteroffiziere, die damals die Post besorgt haben?" Am Nachmittag hatte er die Namen. Und schon am nächsten Tag konnte er mit großer Ge nugtuung feststellen, daß er seine Aufgabe gelöst hatte. Er hatte einen der Korporale gefunden, die damals di« Feld post bearbeiteten. „Ich erinner' mich noch ganz gut. Leutnant Hasenauer war Adjutant, und wir haben di« Post verteilt. Am gleichen Lag«, an d«m Leutnant Woltmann v«rscholl«n t»', war«n ein paar Brief« für ihn gekommen. Weil kein« Absender d'rauf waren, hat Leutnant Hasenauer die Briefe aufmachen lassen. Dann hab' ich sie in einen Dienstumschlag packen müssen, und bas Ganze haben wir dann an ein« Dam« ge schickt." „Erinnern Sie sich noch an die Adresse?" „In Hadersdorf war'». Von dort war ja auch der Leutnant Woltmann. Ja, aber... wie di« Dam« g'heißen hat . . . das weiß ich heut wirklich nicht mehr. Hoch . . . Hohenberg . . . Hochberg . . . oder so was Ähnliche» . . ." „Vielleicht Hochstätt. .?" „Ja, Hochstätten. Das mär'». Hochstätten in Haders dorf." Goldstein gab dem Mann fünfzigtausend Kronen «nd schrieb «inen Bericht. Sechs Tag« später erhielt er tausend Dollar. In Amsterdam saß ein Mann mit harten, kalten Aug«n und la» den Bericht. Und seine Augen begannen zu funkeln. Er la» den Bericht aufmerksam bis zu Ende. Dann lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und dachte lange nach. End lich murmelte er langsam und überlegend, al» ob er da» Ergebnis einer Rechenaufgabe überprüfe: „Hasenauer war der Schuft, für d«n ich ihn immer hielt. Und sie trifft die Schuld, daß sie mir nicht vertraut hat. Gegen alles und alle! Sie hat verurteilt und «ich verraten, ohne mich zu hören." XXI. Vernoff gehl nach Men. Wernoffs Bank nannte sich nicht nur international. Sie war es auch. Sie streckte ihre Verbindungen nach allen Hauptstädten der Erd« aus. Besonders aber nach Wien. Diese Stadt, die einer holländischen Bank damals doch wirklich nichts bieten bieten konnte, schien ein« eigenartige Anziehungskraft auf die Amsterdamer .International« Haie del,- und Jndustrtebank' auszuübe»