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vuer Laflrblan und «me,y«r Mr da» «r,arbnae. «onnabend, ven 10. «sptembrr 1V»2 schweren Unruhe at-nlenke«, die durch da» uarla« mentartsche Kuhhandel« der national» svtialtftischer» Führer mit der Zentrums» Partei entstanden sei. Diese Veröffentlichungen, die marxistischen Met ho de« entsprächen, seien im Urteil der Fraktion nur ein Beweis mehr dafür, wie sehr das vertrauen der DRVP. -u ihrem Führer gerechtfertigt sei. Die Fraktionsberatungen werden am Freitag übe» Fragen der verfaffung und der Reichsresorm fortgesetzt. Vertreter de» Grobhandels beim Reichs- rvirtschaftsininister Berlin, 8. Sept. Reichswirtschaftsminister Prof. Dr. Warmbold empfing unter Beteiligung des ReichSver- dandeS des deutschen Groß- und UeberseehandelS führende Persönlichkeiten der an der Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte beteiligten Großhandelskreise. ES wurden dem Minister gegenüber die großen Besorgnisse zum Ausdruck gebracht, die über die Absichten der ReichSregivrung, durch Einführung des 'Einfuhrkontingentsystems eine grundsätz liche Schwenkung der deutschen Handelspolitik vorzuneh men, in den beteiligten deutschen WirtschaftSkreisen herr schen. An Beispielen der vor allem in Frage kommenden Warengruppen wurde nachgewiesen, daß die von der Land wirtschaft erhofften Wirkungen für die einzelnen Produkte mit Sicherheit auSbleiben würden, andererseits aber seit Jahrzehnten unter großen Opfern auSgebaute Geschäfts- beziehungen unübersehbaren Schaden erleiden müßten. Die IrmiMche Antwort ans die deutsche Denkschrift Paris, 8- Sept. „Jntransigeant" teilt mit, daß der Entwurf der französischen Antwort auf die deutsche Denk schrift in der Frage der Rüstungsgleichberechtigung gestern vom Kabinettsches HerriotS, Marcel Rah. nach London gebracht worden sei. Der französische Entwurf umfasse 14 handschriftliche Setten. Er werde auch allen anderen Staaten unmittelbar auf dem gewöhnlichen diplomatischen Wege zugehen. „Ami du Peuple" verlangt, daß in der Antwort Frank- reichS die SicherheitSfrage in den Vordergrund gestellt werde. Selbstverständlich könne weder in London, wo der deutschfreundliche MacDonald regiere, noch in Amerika, wo die Hearst-Presse wüte, die französische Sicherheit ab geschätzt oder gar festgesetzt werden. De» französisch-englische Meinungsaustausch Parts, 8. Sept. Wie Havas berichtet, ist der für den morgigen Freitag in Aussicht genommene Ministerrat auf später verschoben worden, wahrscheinlich auf Sonn abend. Es unterliege keinem Aweffel, daß dieser Beschluß darauf zurückzuführen sei, daß man den Mitgliedern des französischen Kabinetts die Möglichkeit geben wolle, voll ständig die Ansicht der englischen Regierung über die deut sche Denkschrift kennenzulernen. In dieser Absicht der In- formterung habe sich übrigens der stellvertretende Kabinetts chef des Ministerpräsidenten Herriot, Marcel Ray, gestern im Auftrage HerriotS nach London begeben. Ray dürfte am Freitag nach Paris zurückkommen. Der Meinungs austausch zwischen Paris und London trage übrigens einen offiziösen Charakter, und die Antwort, die Deutschland er teilt werde, werde nur im Namen Frankreichs lauten, an das allein sich die Berliner Regierung gewandt habe. Amerika und die deutsche Wehrdenkschrift Washington, 8- Sept. Unterstaatssekretär Castle erklärte in der heutigen Pressekonferenz, daß der französische Geschäftsträger ihm über die Ansicht der französischen Ne gierung bezüglich der deutschen Wehrdenkschrift unterrichtet habe. Amerika habe jedoch, so fügte der Unterstaatssekretär hinzu, sich nicht offiziell mtt der Angelegenheit befaßt, und und daher müsse er eine Stellungnahme ablehnen. Im Mendiika I» die Arms- hauvtftadt Der Reichspräsident ver läßt nach seiner Ankunft den Bahnhof Friedrich straße. Nach mehrwöchenttichem Aufenthalt auf seinem Gut Neudeck ist Reichs präsident v. Hindenburg jetzt nach Berlin zurück gekehrt, um die bevor stehenden schwerwiegen den' innerpolttischen Ent scheidungen in dauernder Fühlung mit Regierung und Parteiführern vor nehmen zu können. Der Protest der Gewerkschaften Vorstellungen beim Reichsarbeitsminister Berlin, 8. Sept. Reichsarbeitsminister Dr. Schaef fer empfing am Donnerstag die Vertreter der Spitzenorga nisationen der Gewerkschaften aller drei Richtungen. Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. von gewerkschaftlicher Seite! hört, ist es dem Reichsarbeitsminister nicht gelungen, die schweren Bedenken zu zerstreuen, die seitens der Gewerk- schäften gegen den soziaGolitischen Teil der Notverordnung geäußert worden sind- Die Gewerkschaftsvertreter aller Richtungen legten gegen die Maßnahmen der Regierung schärfste Verwahrung ein und erklärten, daß sie mit jedem nur zulässigen Mittel dagegen Widerstand leisten würden. Außerdem wurde von verschiedenen Gewerkschaftsvertretern der Einbruch in das geltende Arbeits- und Tarifrecht durch Notverordnung als eine Verletzung der Reichsverfassung bezeichnet und in Aussicht gestellt, daß man auf dem Rechts wege dagegen Vorgehen würde. Der Minister versicherte, daß die Reichsregierung durchaus die Interessen der Arbei ter und Angestellten bei der Durchführung der Notverord nung im Rahmen des irgendwie möglich berücksichtigen werde und daß schließlich alle diese Maßnahmen doch nur den Zweck verfolgten, die Arbeitslosigkeit zu mildern und die Institutionen der deutschen Sozialpolitik und Sozial versicherung über die Krise wegzubringen. Die Gewerk schaftsvertreter führten demgegenüber aus, daß das eigent liche Ziel der Regierungsrnaßnahmen, die Deflation zu be enden und die Wirtschaft durch Erweiterung des Konsums zu beenden, durch einen Teil ihrer Maßnahmen zunichte gemacht werden müßte. In mehrstündiger Beratung wur den dann Einzelheiten des sozialpolitischen Teiles der Not verordnung für die Durchführung in der Praxis erörtert. Eine Kommission der Gewerkschaften? B e r l i n , 8. Sept- Wie das Nachrichtenbüro des VDZ. noch erfährt, hat Reichsarbeitsminister Dr. Schaef fer in der Besprechung mit den Vertretern der Gewerk schaften den Vorschlag gemacht, eine Kommission der Ge werkschaften zu bilden, die bei der Durchführung der sozial- polirsehen Bestimmungen der Notverordnung mitwirken soll. Die Vertreter der freien Gewerkschaften haben sich ihre Stellungnahme zu diesem Vorschlag noch Vorbehalten, die übrigen Gewerkschaften haben dem Vorschläge zuge stimmt. Hinblick auf die Konferenz in Stresa erklärte Castle, daß Amerika die dortige Entwickelung abwarten und sich erst dann entscheiden werde, ob es auf die Rechte der Meist- begünstigungSklausel verzichten solle, wenn man in Stresa zu konkreten Entschlüssen gekommen sei. Sensationelle Verhaftung in Ostprentzen Königsberg, 8. Sept. Im Zusammenhang mit den Vorgängen vom 1. August, an dem bekanntlich durch mehrere politische Attentate der kommunistische Stadtver ordnete Sauf ermordet, ein sozialdemokratischer Chefredak teur und mehrere andere linksgerichtete Personen sowie der in den Ruhestand versetzte Regierungspräsident Dr. v. Bahc- lfeldt zum Teil schwer, zum Teil leichter verwundet und Bombenanschläge in verschiedenen Stadtteilen begangen wurden, ist heute der Rittergutsbesitzer Perbandt auf Schloß Langendorf bei Tapiau auf Grund eines Haft befehles des Oberstaatsanwaltes in Untersuchungshaft ge nommen und sein Privatauto sichergestellt worden. Die „Rote Fahne" für einen Monat erneut verboten Berlin, 8 Sept, Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten gegen politische Ausschreitungen vom 14. Juni 1932 wird die in Berlin erscheinende Tageszeitung „Rote Fahne" mit Wirkung vom 9. September bis zum 6. Oktober 1932 einschließlich wegen schwerer Beschimpfung und böswilliger Verächtlichmachung der Reichsregierung in der Nummer 183 vom 8. September ds. Js. im Artikel „Rüstung gegen das Volk" verboten. Betriebsunfall auf dem Essener Hanptbahnhof Essen, 9 September. Auf dem Essener Hauptbahnhof sollte in der Nacht zum heutigen Freitag ein Postwagen von einem Zug zum anderen umgeschoben werden- Infolge eines falschen Hebelgriffes des Weichenstellers stürzte der Postwagen um und begrub einen ihn begleitenden Rangierer unter sich- Dieser war auf der Stelle tot. Materialschaden entstand nicht, auch der Betrieb erfuhr keine Unterbrechung. Reichtum der Heimat Skizze von Annemar Hinrichs, Hamburg Hause. Der Bauer Claus Harm ist alt geworden in seinem roten HauS mit dem Strohdach und den weißen Balken. Hans, der einzige Sohn, der ihm nach dem Kriege blieb, wurde immer ein wenig verzogen, als die Mutter noch lebte, und ist ein Querkopf. Nun aber hat er sich mit der Tochter des Bauern Jochen Klahm versprochen, die ein stille- und Willensstärke- Mädchen ist und Klara heißt. Hans liebt es mehr, mit seinem Boot Städter über den kleinen Fluß zu setzen, als im Obstland zu arbeiten. „Man macht sich da mehr dreckig, als es einbringt!" sagt er gern und geht stolz umher mit seinem schneeweißen Hemd. Da kommt er doch emeS Tages mit rotem Kopf nach Hause. „Halloh, Vater, was arbeitest Du noch! Wir sind reich!" „Ooch Jung'", der Alte zieht bedachtsam an seiner Pfeise, „kein Taler schmeckt so gut wie der, für den man mit Schweiß bezahlt." „Hier steht eS: Die Erben des im Jahre 1843 nach Ame rika ausgewanderten Peter Klüts mögen sich melden. Peter Klüts stammt aus Steinkirchen, Lühe, Deutschland, und hinterläßt als Teilhaber eines Chicagoer Schlachthauses über eine Million Dollar. Und Peter Klüt-, Vater, ist doch der Vetter von Mutter!" „Jung', Du snackst. Da sind noch die KlütS in Finken wärder, welche in Nienstedten, und wer weiß, wer sich noch alle- meldet!^ Klara ist herübergekommen, um die Kühe zu melken. Sie hat die Unterhaltung von der offenen Stalltür her angehört, geht auf Hans zu und legt ihm dLn Arm um die Schulter. „Wir haben doch genug zum Leben, HanS. Wollen wir nicht dafür dankbar sein?" Unwirsch macht er sich lo». ,Ach fahre selbst nach Thi- eaao. Wollen mal sehen, wer di« Millwne« kriegt und wa- Jhr dann sagt!" Jen« guten Freunde, die gern aus Kosten anderer einen Schnap- trinken, verschaffen HanS di« Adresse eine» Ham burger Weidmann-, der ihm zweitausend Mark vorstreckt und sich Sicherheit aus sein spätere- vatererb« geben laßt. HanS fährt hinaus in di« Welt, um sich txw «lück <m- «m-rtla zu holen. Er kommt nicht nach vier Wochen zurück. Die amerika nischen Behörden verlangen alle erdenklichen Papiere. Es liegen mehr als hundert Anmeldungen aus Der ist-siand vor, und alle, die Anspruch erheben, sind mit dem Zeichen Ver blichenen verwandt. Hans hält den Kopf hoch, bis das Geld zuende geht, dann muß er doch schreiben. Soll der Baier den Sohn mittellos im fremden Land lassen? Er geht zur Spar kasse ... Und wieder schwinden die Monate. Weihnachten kommt, und Klara sitzt allein bei dem Allen. Ihr Verlobter hat nicht einmal geschrieben. Weiß legt sich der Blütenschleicr über Deiche und Täler. Der Fremde starrt entzückt auf die Pracht und geht weiter... Um diese Zeit haben die Obstbauern nicht viel zu tun. Vor dem alten Haus von Claus Harms deckt Klara, die jetzt viel bei dem Einsamen weilt, den Kaffectisch in der Sonne. Der Lautsprecher ist ans Fenster gestellt und macht Musik. Was hat Lev, der Schäferhund? Er springt den Deich hinauf und an einem Manne hoch. Klara schreit auf „Hans!", und da kommt er schon und nimmt sie in die Arme" Den alten Vater küßte er auf die rauhe Backe, und dann bekommt er Kaffee und ein Stück Altenländer Puffer. „Ihr hattet recht", erzählt er nachher, „cs ist nichts mi>' der Dollarmillion. Ein Dutzend Leute ist nach drüben ge fahren, wie ich. Einer hat sich schon erschossen, alle anderen sind in Haß und Streit geraten — und so leben sic drüben und laufen täglich in Chicago aufs Gericht, das noch Jahre brauchen wird, bis es sich entscheidet. Da bin ich also wieder, und Ihr könnt mich auslachen..." ,Aung'" sagt der Vater, „Du warst gescheit, daß Du als erster eingesehen hast, wie sinnlos es ist, fremdem Geld, das man nicht kriegt, das verdiente eigene nachzuwerfen!" „So faßt Du eS auf, Alter? Ja, Ihr seid immer zu aut zu mir gewesen... Nun hab' ich- ,n der Welt draußen lernen müssen: ntchiS ist schlimmer, al- auf den Reichtum zu warten, und kein Stück Land ist so schön wie die Heimat! Ihre Erde ist fruchtbar. Klara hat auf mich gewartet und wird m«s Werb. Kau» em Mensch noch rscher werde»?" Elektrische Krebsbekämpfung. Ein chirurgischer Fortschritt der neuesten Zeit, die Operation mittels des „elektrischen Mesters" und die ihr ver wandte „elektrische Verkochung" haben sich neuerdings bei der Behandlung vor allem bösartiger Krebsgeschwülste als außer ordentlich wirksam erwiesen. In beiden Fällen zeigt das Verfahren den Vorteil, daß alle Blutgefäße wie auch die Lymphspalten sofort verschlossen werden. Eine Verschleppung von Krebskeimen durch den Blutkreislauf in andere Körper teile wird damit verhindert, und da die Hitze alle bösartigen Mikroorganismen auf der Stelle abtötet, ist auch keine In fektion gesunder Gewebeteile zu besorgen. Geschwüre und Geschwülste, bei denen ein operativer Eingriff auf andere Weise nicht mehr möglich wäre, lasten sich durch die elektrische Verkochung häufig noch restlos beseitigen. Erfreulicherweise tritt auch in der Regel eine sehr rasche Heilung der bei diesen neuartigen Operationsmethooen hervorgerufencn Wunden ein. Demgegenüber besteht allerdings neben der technischen Schwierigkeit des Verfahrens insofern ein Nachteil, als wegen der durch Ueberspringcn von Funken gegebenen Explosionsgefahr eine Betäubung mittels der heute gebräuch lichen Narkosemischungen nicht angängig erscheint. Indessen dürfte es auch in dieser Beziehung in absehbarer Zeit gelingen, der heute noch bestehenden Schwierigkeiten Herr zu werden. Bemerkenswert ist übrigens auch noch, daß alle bei der Elektrokoagulation — wie man die oben erwähnten Verfahren mit einem wissenschaftlichen Ausdruck zu bezeichnen pflegt — entstandenen Verletzungen die Neigung zu überraschend schneller Heilung ausweisen. Tannin gegen Brandwunden. In neuerer Zeit hat die Verwendung von Tannin lösungen gegen Brandwunden immer größere Verbreitung gefunden. Die Zersetzungsgifte nämlich, die bei ihrem Ein tritt in die Blutbahu den Schock oder Wundschreck Hervor rufen, werden durch die Gerbsäure gebunden. Es tritt nicht nur eine Linderung der Schmerzen ein. Die Brandwunden überziehen sich sofort mit einer bald dunkel werdenden Schutzhant, welche die Verwendung von Verbänden über flüssig macht. DaS Mittel ist seiner Zeit Von dem Henry- Foro-Krankenhause in Detroit eingefuhrt worden und Hai nun auch in andere» Staate», besonder- iu England, viel Freunde erworbe».