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VeNaa« »u Nr. 187 de» Auer raaeblatt«» und vnzeiyrr» fvrba« Erzpebtry«. Donnerltag. -en 11. August 1SSR Das Spitzentuch Htstortsche GktM von H an».Eberhard v. Besser Hell schlugen et« paar Tön« an, dt« Hein« Gesellschaft brach dl» Unterhaltung ab, man nahm Platz. Die Musiker an den Pulten htelten di, Instrument« bereit, flackernd huscht, der Kerzenschetn über dir Notenblätter, jetzt beugten sich bi« Köpfe in den Staatlprrücken, da« Konzert begann. Silbern jubelte eine Flöte, eine Bratsche klang dunkel und sehnsüchtig, die zierlichen Akkorde de« Spinett« gaben Rahmen, unter- malten, hielten sich wieder zurück. Alle« lauschte dem kurfürst lichen Kammerkonzert. Selbst da« Licht der Kerzen, da« die hoben Spiegel de« Musiksalon« unruhig gemacht, gewann Stille. Neben Friedrich IH., dem Kurfürsten von Brandenburg, saß, umflossen von mattlila Atla» mit silberner Stickerei, Sophie Charlotte. Sie hatte den Kopf in die schmale Recht« gestützt und lauscht«. Und die Flöten klangen, dunkel bebte der satt« Don der Bratsch« dazwischen, und die Tön« de« Spinett« streuten heilere Funken in daS zart« Spiel. Der Leutnant von Jenkwttz hörte nicht«, er sah mn die stvcchlende, schöne, hingenommen lauschende Sophie Charlotte, die Kurfürstln. Sein heißes Auae ruhte auf ihr, so durch dringend, so suchend und grüblerisch, als wolle er der Fürstin ihr geheimstes, innerste» Denken «wringen, erfahren, was in ihr vorgina. Und das Spitzentuch der Kursürstrn brannte ihm auf dem Herzen. Achtlos war eS niedergeglitten, als er heute früh hinter ihr durch den weiten Forst, durch den betörenden Sommer ge» ritten. Niemand hatte eS bemerkt, niemand gesehen, wie er sich vom Gefolge trennte, scheinbar den Huf des Gaule» prüfte und dabei blitzschnell das Tuch aufhob, welche» da» brande» burgisch« Wappen schmückte. War «S Zufall oder — oder em heimlicher Wink? Er wurde nicht klug au» dieser Frau, die oft etwas wie leise Sehnsucht in den Augen hatte. Waren seine bewundernden Lugen von ihr bemerkt worden, fiel diese» Spitzentuch nieder, damit er — damit er Jenkwitz verkrampfte die Hände. Fest lehnt« sich der Offizier an die Wand, sein Herz schlug ruhelo». Er hatte alles gewagt, alle« wollte er auf eine Karte fetzen. Die Kurfürstin mußte seine demütig stumme Huldigung^ leine verschleierte Werbung erkannt haben, daS Spitzentuch war aus ihrer Hand geglitten, er hatte verstanden, begriffen, gehandelt und wollte, mußte nun da« Letzte tun. Ein paar «astige Zeilen, daS Bekenntnis seiner Liebe, batte er geschrieben, te ruhten in dem Spitzentuch, da« er nun in da« Gemach der chönen Frau tragen wollte. Der Leutnant von Jenkwitz starrte auf die von Licht und Glanz und beschwingten Klängen umjubelte Fürstin, sein Blick eilt« rasch über den Kurfürsten hinweg. Mit jagenden Pulsen zog er sich Schritt um Schritt zurück, niemand achtete auf ihn, da war er schon an der Portiere und langsam glitt er aus dem Musikzimmer. Jetzt war der günstigste Augenblick, er muhte das Spitzenluch mit der LiebeSbotschaft in da- Gemach der Kurfürstin legen, sie würde sofort begreifen, verstehen, sie hatte ihm ja die Gelegenheit geschenkt und dann — dann. Jenkwitz erfaßte «in Taumel. Er wankte durch di« Gemächer de» Schlöffe», da ein Geräusch — blitzschnell trat er hinter ein« Portiere. Sin Diener schritt mit Decken beladen vorbei, er ging in den Park, denn nach dem Kammerkonzert pflegte man noch beim Schein gaukelnder Papierlaternen unter den Sternen der lauen Nach, zu sitzen. Jenkwitz hatte den Mund leicht ge- öffnet, er keuchte. Wenn er sich nun täuscht«? E» ging um seinen Kopf. Da fanden die losen Klänge wie ein holder Neigen zu ihm und vor seinen Auaen tanzte die schöne Fürstin Sophie Char lotte im silbernen Licht. Er- taumelte werter, die Hand in den Rock vergraben, die Seide de» Luche« kost« fein« hechen Finger. Da wieder ein Laut. Der Leutnant erstarrt«, er blickt« durch die Zimmerflucht, nicht« rührte sich, ruhig brannten di« Kerzen. Er fieberte, hört« Tritt«, die kaum laut geworden und dennoch hätte er schwör« möge«, schnell« Tritt« vernommen zu haben. Er huschte Wetter, gewann di« Hall«, da stand die mächtig«, gotische Truhe offen, au« welcher der Lakai die Decken ge nommen. Jenkwitz öffnet« mit zuckenden Händen eine Tür, er kam seinem Ziele näher, noch drei Räume, dann war er am Ziel: im Gemache der Fürstin Sophie Charlotte — und Tür aina auf und Tür ging zu und der Leutnant zog lang sam da» Spitzentuch au» der Tasche. Da hielt er jäh inne, längst hatte die Musik geschwiegen, jetzt Stimmen, Schritte, da» Rücken von Stühlen, von allen Seiten! Wie ein Tier, da» Jäger umstellt haben, kam er sich vor. Er stieß die Hand in den Rock, fort war das Spitzentuch, er eilte vorwärts. Wenn man ihn hier fand! Was war ge schehen? Die Aufregung wuchs, immer lauter wurden die i Stimmen, man rief, schrie, alle» eilte umher, rief den Namen de» Prinzen Friedrich Wilhelm, des zukünftigen Herrschers. I Jenkwitz gewann die Halle, er taumelte in eine Ecke, > lauschte auf die Meute, er war gesichert. Diener eilten vorbei, er hielt einen fest. Der Prinz war fort, der Kurprinz war auS einem Bettchen verschwunden, der Dreijährige. Dre Fürstin »alte in einer Konzertpause mit einer Hofdame nach dem chlafenden Sohne schauen wollen, das Bett war leer. Schon uchten Lakaien mit wogenden Windlichtern im Park, die Wache trat in» Gewehr, der Kurfürst sprach mit heiserer, fremder Stimme. Und dann kam die Fürstin in die Halle und Jenkwitz bat ab, bat alles ab. Er sah eine Frau, eine Mutter, so schlicht, so rein, und wußte, daß diese Frau, die da totenblaß vorüber kam, kein lose» Spiel trieb. Er schaute ihr nach wie einer fremden Erscheinung, er stand in der leeren Hall«, immer noch suchte man jeden Winkel der Räume ab, forschte, nirgends eine Spur de« Prinzen. War er geraubt worden? Jenkwitz begriff jetzt erst langsam da« Geschehnis. Di« verlorenen Schritte kamen ihm in den Sinn. Ware» daS vor hin nicht hastige, nackte Kinderfüße gewesen? Er sah sich wieder durch die Räume schleichen, er durchlebte noch einmal den abseitigen Weg, gelangte in die Halle und — Der Leutnant wurde weig im Gesicht da stand die gotische, geschnitzte Truhe, deren Deckel offen gewesen. Der Leutnant von Jenkwitz fühlt« seinen Herzschlag auS- fetzen, das Blut stocken. Hatte der Prinz, angelockt von der jvtustk, zugehört und war dann, um der Entdeckung zu ent gehen . Jenkwitz fühlte sich empovaerifsen uud vor ¬ wärts geschleudert. Mit einem Satz war er bei der Truhe, er riß den Deckel auf, da lag der Prinz, blaß und reglo«. „Der Prinz!" der Schrei von den Lippen des Offizier» gellte durch da» Schloß, im Nu war di« Halle von Hofleuten belebt, die Fürstin kam. Da schlug der Knabe die Augen auf, er lächelte, wie aus leichtem Traum erwacht. Der Kurfürst nahm ihn in seine Anne, Sophie Charlotte aber streckte Jenk witz beide Hände entgegen. Tränen standen in ihren Auge», sie konnte nicht sprechen. Der Leutnant aber beugt« sich über di« schmalen Weißen Frauenhände und küßte sie ehrerbietig. — Heimlich trug er daS Spitzentuch der Fürstin auf dem Herzen und wenn die Ruhe aus seinen Augen wich, wenn er der Fürstin einmal ganz dicht acgenüberstanb und ihr Frauen tum ihn zu berauschen drohte, dann griff er in die Tasche. Da» Spitzentuch der schönen Sophie Charlotte erinnerte ihn an eine erkcnntnisvolle Stunde, und er sah zu der Fürstin ruhigen Blickes auf, der reinen Frau uud Mutter. Immer «och. Sind wkr nicht immer Mi« Kinder'nöcht Immer bereit, auf Wunder zu warten? Mattern nicht unter dem LebenSjoch unsre Wünsche wie bunte Standarten? Schauen wir nicht mit dem Ktnderblick Immer noch auf zu den ewigen Sterne»» Ammer noch hoffend, daß jetzt da« Glück Zu un« kommt au« schimmernden Femen- Tragen wir nicht mn zuckenden Mund Immer noch gläubige» Lächeln bereit? Warten wir nicht von Stunde zu Stund. Auf jubelnden Weckruf zur Settgkeit? Alte« Maria Hetnevetter. Schluß mit den Ehescheidungen. Richter Edward S. Taseh in Chicago entsetzt sich über die zunehmende Zahl der amerikanischen Ehescheidungen, die bald größer sein wird al» die der Heiraten. Und nun scheint er das Mittel gefunden zu haben, um diesem Uebelstand Abhilfe zu schaffen. Als Richter ist er berechtigt, Eheschließungen vor- junehmen, ein Recht, von dem aber seine Kollegen keinen Ge brauch zu machen pflegen, da eS ihnen nicht« einträgt. Richter Laley aber hat mit dem alten Brauch gebrochen und empfiehlt allen inngen Paaren, sich bei ihm kostenlos trauen zu kaffen. Der Zweck der Ucbung ist nämlich der, daß der Menschen- freundliche Beamte jeder von ihm getrauten Braut ein modernes Kochbuch mit ein paar paffenden Worten überreicht: „Benutzen Sie eS recht ost, studieren Sie eS fleißig, sorgen Sie für da» leibliche Wohl Ihre» Gatten, und Ihre Ehe wird aeaen alle Stürme gefeit sein!* Da« Vorgehen de« freund lichen Richters hat bei allen jungen Leuten Anklang gesunden. Dagegen beschwert sich der Sheriff, dessen Unterorgane unter normalen Umständen die Trauungen vorzunehmen haben, bitter über diese „unlautere* Konkurrenz. „Das Geschäft der Grafschaft*, so schreibt der brave Beamte, „wird durch Richter Casey bei jedem TrammgSfall um bare funs Dollar geschädigt* Nun bleibt abzuwarten, ob die Beschwerde Erfolg haben wird uud ob der vorgesetzten Instanz vi« fünf Dollar lieber sind al« eine durch Richter Casey» Kochbuch vor dem Scheitern gerettet« junge Ehe. Blaumeisen im Brieffasten. Der Besitzer eine» von der Landstraße ziemlich weit ent. stritten Landhauses hatte, um dem Briefträger seinen Dienst nach Möglichkeit zu erleichtern, unmittelbar an der Sirah« einen Briefkasten für seine Post angebracht. Kürzlich siel nun dem Jünger Stephan« wiederholt auf, daß sich in dem Kasten Strohhalme und ähnliche Dinar fanden, die nickt dahin ge- hörten. Mit einiger Mühe entfernt« er jedesmal die „Fremd körper*, einigermaßen verwundert, wer ein Interesse an der Verunreinigung des einsamen Briefkastens haben könne. Die Antwort fand er einige Tage später, al» er eme Blaumeise mit einem Strohhalm im Schnabel in den Kasten schlüpfen sah. Um die Tierchen nicht zu stören, begab sich der Beamte in da» Landhaus, lieferte dort seine Briefe ab und meldete seine Be obachtung. Auch der Besitzer war ein Tierfreund, und so lieh er an der anderen Seite des Eingang» zu seinem Grundstüa einen zweiten Briefkasten anbringen, in den jetzt die Post ge legt wurde, bis — nun, bi» nach einigen Tagen ein zweitel Blaumeisenpärchen auch von dieser guten Gelegenheit zum Nestbau Gebrauch gemacht hatte. Da weitere Briefkasten der selben Art vermutlich das gleiche Schicksal gehabt haben würden, werden die Briefe jetzt von dem Postbeamten in eine auf dem Erdboden stehende eiserne Kassette getan, die vor de» Blaumeisen wenigstens sicher ist. -4 4- W S.1O1-.-4 S.1O1Y? S.101S2 S.10123 S.101-L D1011» Dius« au» -emusterier Waschseide. Kurz» «In- -«setzt« «rmel. Stzon-Schnttt, Sristett. (Kleinigkeit) Divise PrSgerrvckau»einfarbigemWollstoff. Dazu«Nm toeip» Waschseibenbtus«. Stzoa-SchniN, »r. 44. (Sr. Schn» B Ivies Dius«, au» glatter Seid« un» Sochftickerelstoff kombiniert. Syon-Schnttt, »riß» 4». (Kleiner Schnitt) DISIS» Vtusenrotk au» leichtem Wollstoff. Unten sind teil« «ingesügt. »tzon-Schattt, »rüst«4«. (kl. Schnitt) DIVIS» Sporltiuseau»gersey. »artetundDluseschNepe» mit Perlmulterknipsen. Syoa-Schaitt,»r.44. (klein!,N) D iviss Dius« «u» leichtem Wollstoff mit Poppelcap« un» geknLpstem Wssteneinsatz. Stzon-Schnitt.Se. 44, (Kl. Schn) DIVIS» Dlusenrok au» »r»p« d« «tzlne. Der Slocke» ansotz ist seitlich in Süumchen abgeniiht. 0 Yon - Schnitt. «rtzffe 4» «Milch. »lein« Schnitt) -4 4 4 -i- tt-er «u -1„7 — ' ' -- »ün/cKl nn-k /?/er /eine Leeus«- anel/e x-o//e an l/en Ner/ag -k-e/Li L/a//ei menclen o-ker nöt-gen/a//- an -len Ilee/ag Su/?an rxon, öee/in Dir Blust ist tn ihrer Sesamtwirkuna im Sauf« Ser letzten Hahr« Emmer elegant«» geworben. Stoffe wie Lröpe-satin, Georgette, LrSpe Se Ehin«, Waschseide und Organdy gelangen tn Len schönsten Farben zur Verarbeitung. Man trügt die modeme Blust sowohl im Dock al» auch, in langer, enaer Form, über den Rockbund greifend; und auch Li« Blust mit kurzem Schösschen ist sehr beliebt. — Massgebend für di« elegante Wirkung stnb, neben den Formen und den Stoffen, die Garnierungen. Hohlnähte, Säumchen, Diesen, Reihziehungen, etwas leichte Stickereien und, für sportliche Blusen, auch - Besayknöpfe — hiermit können die Blusen auf» Effektvollste geschmückt werden. — 1 Neu in ihren Formen sind auch die Röcke. Zu dem üblichen, durch Falten, / » Glocken oder GodetS erweiterten Nock gesellen sich heute vor allem die Mieder- / und die Trägerröcke, die eS tn unendlich vielen verschiedenen Arten gibt. Da« ' / " Verschiedenartige liegt tn erster Linie in der Höhe des Mieder» und im / Schnitt der Träger. — Neben den au» einfarbigen und gemusterten / Wollstoffen gearbeiteten Röcken erstellen sich di« Selbenrdcke grosser 77-^. Beliebtheit, denn der auS Seibenrocke und Seibenblust gebildete / > Anzug ist heut« «in geschätztes und sehr modisches Nachmittag». / X kleid I — Zu den hier abgebilüeten Modell«» sind Lyon- / Schnitt« erhältlich. Ä. kk. / / sk/? oLs/s ös/