Volltext Seite (XML)
27. Jahrgang Auer Tageblatt LEW Anzeiger Mr öas Erzgebirgr e^«x, evchattra- öl» amtUchra Stkanatmachuag« -e» NM» -« Btaöt imö öee M«. —Mittwoch» äen 3. August l932 Die Parteien zum Wahlresultat m -»mmmon UW0 «er p-cri-onums Lrmmpy Vr. Brüntna». Di« Gefahr des „Hitler-TunS"^ scheint endgültig gebrochen zu gibt allerdings »«, da« da« «rgednt» derNetch»to<B- wähl etwa« hinter den Erwartungen zurückbletbt, da man damit rechnet«, den »Whertgen Mandatßstand restz- los halten zu können. Li« «tngetretenm Verlust, «v- klärt man sich damit, da« di« Preusienaktion «in« ,0an». Meng« Wähler in Proteststtmmung versetzt hat, di« sich zugunsten der Kommunisten auSgewirkt »ab«. S» Zentrumtkreisen wird «klärt, da« man dort mit einem Stimmenzuwachs von etwa 10 Prozent errechnet hatte, der sogar noch übertroffen worden sei. Auch per eingetreten« Stillstand der nationalsozialistischen Be wegung entsprech« den Erwartungen, yevdrrascht habe die starke Zunahme der Kommunisten. Iedensall» hät ten die Wahlen alle» and«« al» KLnHeit für dt« «e- gierung gebracht. Die Kommunisten sind natnrgemah üb« ihre Erfolgs außerordentlich befriedigt. In deutschnationalen Kreisen ist man d« «nsicht, daß der Wahlaudfall ungefähr den Erwartungen entspricht, Auch dort ist «an üb« da» stark« Anwachsender konnnm» und Mäßigung zu regieren. ,Me«ing New»" sieht es unter de« bestehenden Umstände« für unmöglich an, vatz die gegenwärtige Regierung ein« ander«« Platz mache erwartet ab«, daß He« von Papen, wenn « dies kann, einige „sichere Männer" sowohl au» den Ast' als auch den Zentrumsreihen absorbieren wird. kalter Lahton erklärte in einer Rede, « würde sehr erstaunt sein, wenn bet d« morgigen Wtedererüsf. nung der Märkte nicht die Ansicht vorherrsche, daß die Lage stabil geworden sei und daß weniger Aussicht auf Gewaltakte in Deutschland bestünde. London, 1. Äug. Die Morgenblätter kommentieren eingehend den AuSgang der Reichstagswählen in Deutsch- land. »News Thronitcle" sagt in einem Leitartikel u. a.: Berlin, 1. Ault. D« neu« Reichstag wird nur noch sechs Fraktionen umfassen» Nationalsozialisten, Sozialdemokraten, Zentrum, Deutschnationale, Nähert- sche Volkspartei und Kommunisten. Ml« übrig«« Par teien haben «» nur zu mehr od« weniger Neins« Grup pen im Reichstag gebracht. B«t den großen Parteien ist man tm allgemeinen der Auffassung, daßxd« Wahl ausgang ungefähr den Erwartungen «ttfpricht. Be sonder» befriedigt ist man bet den Nationalsozialisten, den Kommunisten und dem Zentrum. Bet den Na. tionalso-talisten sicht maninder Tatsache, .daß d^e Partei in den meisten Wahlkreisen Mer das Ergebnis der Länderwahlen hinaus weitere Sttmmgnvinn« er zielen konnte, «inen neuen Steg der Partei und hat der Auffassung auch bereit» in «in« Kundgebung de» Parteiführer» Hitler Ausdruck gegeben. Man zieht au» dem WMergebnt» den Schluß, daß ch jcht HAste Zeit sei, endlich d« Partei di« Macht zu übergeben. Am großen und gangen ist man auch bei der Eogtaldnno- W. b^wdiat7di« awenw« imn ErgchniS d« Land- gangen, wir «ollen eLensosehr wie jede ander« Ration daran Mitarbeiten, daß dt« Zollmanern niedergelegt ««wen und d«r Tüteraustausch erleichtert wird. Leben und leben lassen ist NN- ser Wahlspruch. Lia d«r Vertreter der Associated Pnß fragt», wo» der Reich«- kanzler mit seiner Anspielung auf «ine möglich« Verfassungereviswii in feiner letzten Rundfunkansprach« gemetnt habe, antwortet« der Kanzler: Der jetzige Reichstag Lefitzt, so wie er gegenwärtig au» einer einzigen Kammer besteht, nicht die Gegengewicht« und Lu»« gleiche, die brispielmoeise Ihr amerikanischer Kongreß und Senat besitzt. Unser Reicherst, unser Bunde»rat, kann nicht mit Ihre« Senat verglichen werden. Sein, Befugnisse find weit geringer. Ich bin der Auffassung, daß Deutschlaich «in Oberhauo braucht. Eine andere Sache, die berichtigt werden müßte, ist unser soge nannte» Listensystem, nach dem jede Partei «in» List» von Kandi daten ausstellt, von denen für je M 000 erhalten« Stimmen einer al» gewählt «rklärt wird. S, besteht kein persönlich«, Kontakt, in der Prart» Sein KontMt zwischen dem Kandidat«, und seine« Wähler. Diese, hat nicht einmal «inen Einfluß auf di« Aufstellung der Kandidaten. Diese erfolgt für gewöhnltch durch ein« kleinen vollzug»au»fchuß der Parteien. In England und Amerika muß sich ein Kandidat in einem w-httvet, stellen und da» vertrauen dn Wähler, di« ihn wählen, gewinnen. In Deutschland entscheidet «in Wähler über die Partei, dt, er zu unterstützen wünscht, aber «r hat keinen Kontakt mit seinem Kandidaten. Ich hoffe, daß unser, Wahlsystem in dem Sinn« revidiert werden wird, daß die persön liche Verantwortung de» Reich»tag«mttgli»de» wieder hergestellt wird. Hätte e» gestern ein solche» Gefühl gegeben, dann hätte ich in meimm heimatlichen westfälischen Wahlkreis gestanden, wo mich jeder kennt, und ich hätte mich selbst al» Kandidat auf der List« de» Zentirum» gemeldet. Ich bin sicher, daß ich g«wählt worden wär«. Der Reich Kanzler bemerkt«, daß in jedem Lager potittsch, Führer von Verwaltungamohnahmen gesprochen hätten aber nie mand habe gehandelt. Vinnen wenigen Lagen nach meiner Er nennung zum Reichskommifsar für Preußen verschmolzen wir 88 Kreise mit größeren Kreisen und vereinfachten di« Verwaltung durch Aufhebung von «0 Landratostellen. In derselben Richtung beabsichtigen wir weit«« Verwaltung,, und Ftnanzreformen p, verwirklichen, di« sowohl im Reich al» auch, in Preußen einer L». sung dringend bedürfen. Nach der Reichstagswahl Di« drei Hauptmerkmal« des Ergebnisse» der «eich, wMen sind der völlige Mißerfolg oeS nattonalsoziMst Streben» nach Macht, die Zunahme der kommuntst Stimmen und der persönliche Triumph Dr. Brüning». sein. Die Zunahme der'koMnuWchm^nE^^nn auch ernst, so bock mehr «in« Warnung al» eine Gefahr. Niomano glaubt im Ernst, daß Deutschland da» — Ml- leicht Frankreich ausgenommen — da» bürgerlichste Land der Wett ist, kommunistisch werben wird. S» wäre denkbar gewesen, daß Deutschland unter gewissen Umständen .hitle» rtsttsch" geworden wäre. Diese Gefahr wenigsten» ist ver mieden, und zwar wahrscheinlich für immer. Da» Blatt meint zum Schluß, es fei jetzt Gacke der ReichSrvgierung, zu zeigen, von der ihr zuteil gewordenen Macht «inen klu gen und maßvollen Gebrauch zu machen. Zer MÄmler wr das MWrBnis und die nächsten v»Wcheu Ansgndeu Berlin, 1. August. Der Reichskanzler gewährt« heut« dem Vertreter der «ssoetated Preß, Lout, P. Lochner, »in Interview, in dem er rundweg und unzweideutig erklärt«, sein» Regierung beabsichtige keinesfalls, sich um di« Bildung einer Koalition tm Reichstage zu bemühen, die zur Unterstützung der Reichowgierung auf die Parteien angewiesen ist, au» denen sie sich zusammensetzt Der Reichskanzler erklärte dann: Wenn die Wahl überhaupt »in« besondere Bedeutung gehabt hat, dann besteht diese darin, dich da« deutsche Volk das Bestreben der Regierung gutgeh«itzen hat, da» Land von der Parteikontrolle zu befreien. Was wir »erlangen, ist, daß unser Bemühen, Deutschland von seinen Schwierigkeiten zu be freien, geduldet werde. „Meine Kollegen und ich wollen mit unse rem Programm aufbau«nden Strebens vor den Reichstag treten und feine Mitglieder vor die Entscheidung stellen, ob sie uns ange sichts de« dringenden Bedürfnisses nach objektiver, unparteilicher Arbeit au« dem Sattel zu werfen wagen." Der Gedanke an die Möglichkeit «ine» Mißtrauensvotum» schien den Reichskanzler, wie der Vertreter der Associated Preß bemerkte, vollkommen unberührt zulassen. Er sprach die Hoffnung aus, daß die Aentrmnspartet, der er angehört», be vor er Reichskanzler wurde und di» ihn während de» Wahlfeld- zuge» scharf bekämpfte, nicht da» Odium auf sich loden würde, «im neue Kabinettskrise hervorzurufen. Hinsichtlich Adolf Hitler« war er d«r Ueberzeugung, daß der Augenblick gekommen fei, da die nationalsozialistische Bewegung am Wiederaufbau de« Vaterlan des tätig mithelfen müsse. Al» der Vertreter der Associated Preß den Reichskanzler dar auf aufmerksam macht«, daß einige amerikanische Zeitungen da« Ergebnis der Reichstagswahl in dem Sinne interpretierten, daß M Prozent de» neuen Reichstages antirepublikanisch eingestellt seien, womit fle die Nationalsozialisten, dt« Deutschnattonalen und die Kommunisten meinten, erklärt« Herr von Papen: Di« Frag, der Etaatsform steht nicht im geringsten zur Debatte. Da« stand auch Lei der Wahl nicht p»r Debatte. Da, ganze deutsch« Volk ist darum besorgt, sein Haus in Ordnung zu bringen, und wir haben kein« Zeit, an die Staatsform zu denken. Zu den außenpolitischen Problemen übergehend, bemerkte der Reichskanzler, daß die deutsche Regierung nicht ein« Politik der Autarkie zu ihrer Hauptpolitik mache. Er sagte: Die autarkischen Bemühungen, di« wir machen, sind uns durch die Weltlage aufge zwungen worden und sind nicht aus unserem Willen hervorge- Das Wettecho Berliner Llätterstlmmrn Berlin,1. Aug. Der „Abend" beschäftigt sich in Reichstagswahl vor allem mit den Möglichkeiten der Regierungsbildung. Das Blatt meint, der stch den Staatsaufgaben oc.l L/ die sogenannte Prästdtalregierung bi« einzig dÄÄ, MUchktt. Tine solche PräsiLtalregierung ^rrf aber bann nicht eine Parteiregierung sein, wie es die R^erung Papen trotz aller AbleugnungSversuche in Wirk- lichkett is^ Die NSDAP, hat selbstverständlich das Recht, über die Bildung Le« Reichsregierung, mit der sie zu regieren hofft, verhandeln zu können. Daß die Sozialdemokratie zu einer solchen- Mehrheit in der allevschürfsten Opposition stehen würde, versteht sich von selbst. Ein Versuch der Nationalsozialisten, sich aus anderem Wege der Führung zu bemächtigen, müsse zur Katastrophe, nicht -um Erfolg Ah"n. — Nach Ansicht de» „Berliner Tageblattes" be- finden sich die Kommunisten nunmehr auch im Reich« in der Schlüsselstellung, die Herr von Papen in Preußen bei- nahe als etwas Unmoralisches bezeichnet habe. Der Reichs tag würde beherrscht von einer Mehrheit von Kommunisten und Nationalsozialisten, die, sogar ohne Hinzutritt der So- zialdemokraten die letzte Notverordnung aufheben könnte und müßte, wenn es den Nattowalsozialisten mit ihrem Kampf gegen diese Verordnung /wirklich ernst ist. Die NSDAP.-Führung dürfte nicht sehr entzückt sein von dem Ergebnis, wenn sie wüßte, daß sie mit ihren 230 Mandaten die Herren von Papen und Schleicher.garnicht im Stich lassen könne, daß sie also an der Verantwortung teilnchmen müsse und sei «S auch nur in den bisherigen Formen der stillen Tolerierung. — Der „Angriff" spricht von der die Situation beherrschenden Stellung der NSDAP. Die Möglichkeit einer Regierungsbildung auf parlamentarischer Grundlage scheine bei diesem Reichstag allerdings nicht mehr gegeben. Sie märe nur dann herbeiführbar, wenn man sich dazu entschlösse, den in der KPD. verkörperten Bolschewismus als außerhalb der Rechtsgrundlage des ge ordneten und christlichen deutschen Staatswesens stehend anzusohen. Gelangt man nicht -ur Ausschaltung de» Kom munismus in irgendeiner Form und dadurch zur Schaffung klarer national bedingter Verhältnisse, so ivewe man wohl zu wettergehenden außerparlamentarischen Regierungs schritten sich entschließen müssen. — Die „D. A. Z." hebt hervor, daß die Schlüsselstellung des Zentrums stark gelitten habe und sagt, das Wahlergebnis bezeuge den Wunsch de» Volkes nach verantwortlicher Mitregierung der National sozialisten. Wenn an allen anderen Tatsachen des 81. Juli gedeutelt werden kann: In dieser Hinsicht ist kein Zweifel erlaubt. ES ist sicher, daß der Reichspräsident dem natio nalsozialistischen Wahlerfolg Rechnung tragen will. Um bildung des Kabinetts von Papen unter Einbeziehung der Nationalsozialisten ist di« Parole der Stunde. — Der „Lökalanzeiger" -führt aus, daß der Erfolg ganz aus Seiten der Regierung Papen sei. — Die „Germania" spricht mit Bezug auf die nicht erreichte absolute Mehrheit der National sozialisten von einer zerstörten Illusion. Staatspolttisch gesehen sei es von größter Bedeutung, daß sich zwischen den beiden riesigen Machtgruppen der Rechten und der Linken das Zentrum und die Bayerische WoWpartei als ein un erschütterlicher Mock der Ordnung und der Verfassungs treue nicht nur behauptet, sondern sogar gefestigt hätten. Da» Matt fordert, d aß di« Zeil verfassungsrechtlicher Expe rimente und machtpoMscher Mionen vorbei sei und daß die bereit» begonnenen -u liquidieren seien. Die Reichs regierung habe keine« Auftrag, die verfassungsrechtlich höchst anfechtbaren Methoden fortzusetzen, unter denen sie ihre Politik bisher geführt hat. Sie Hube 'dagegen die Pflicht zur höchsten Besonnenheit und Zurückhaltung, bi» der neu- aewMte Reichstag feine Funktionen übernommen habe und vor allem dis Wicht, den Reichstag zu dem Verfassung»- mäßig gegebenen Dermin einzubevMn und vorihm zu erscheinen. Der Tag, an da» da» geschehe, wird über mchr entscheiden al» über da» Schicksal einer Reaieruna. - Die Börsenzeituna" schreibt von einem WoMurtetl für die nationale* Regierung und einer NtÄ> erlag« BrüningSund seiner Politik. Auch di« MeuMttung" nennt den Wahl ausfall einen Sieg der Regierung. Die englische Presse -ur SieichstagsVahl London, 1. August. Zn de« englischen Blättern werden Von Pape» und Schleicher als dt« tvtrklichen Sieger V«zeichnet. „Star" schreibt, » werd« sitzt »ach veKttgung der Httler^esahr möglich jein, »u »eigea- d»ßi « kcksiL tst, Mt «mMeu