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Str 17S »uer Tauevlan und Anzeiger kür da« Erzgebirge. Freitag, den A Juli 1S82 ver Untergang tler „Niobe" Die größte deutsche Marine-Katastrophe leit Kriegsende Die Geretteten der „Niobe" Reichsmarine flaggt halbmast Kiel, 27. Juli. Die 40 Ueberlebenden der „Niobe" sind heute in den frühen Morgenstunden an Bord de» Kreuzers „Königsberg," nach Kiel gebracht worden und befinden sich jetzt in der Wirker Kaserne. Ihr Befinden ist zufriedenstellend. Die Suche nach den vermißten wird an der Unfallstelle durch den Kreuzer „Köln" fortgesetzt. Wie eine Nachfrage bet dem Hafen meister von Rudbh (Dänemark) ergab, muß jetzt auch die Hoffnung, daß noch einige der Vermißten durch dänische Fischerboote gerettet werden bezw. das Land, > das dort nicht allzuweit von der Unfallstelle entfernt' ist, schwimmend erreichen konnte, aufgogeben werden." Nach einem Befehl der Marinelettung wird heute die gesamte Reichsmarine zur Trauer halbmast flaggen. Der Zugang zur „Niobe" noch versperrt Kiel, 27. Juli. Die an der UnglückSstelle der „Niobe" tätigen Taucher des Marinearsenals haben heute abend die genaue Lage der „Niobe" festgestellt. Das Schiff liegt auf der Seite, wie es gesunken ist. Die Taucher konnten jedoch noch nicht in das Schiffsinnere gelangen, da djx Takelage den Zugang behindert. Es muß zunächst ein Weg gebahnt werden, doch kann erst mit den Arbeiten morgen früh begonnen werden, da der heute herrschende Seegang die Bergungsarbeiten außerordentlich erschwert. Leichen wurden bis jetzt nicht gefunden. Morgen soll ein weiterer Torpedotau cher eingesetzt werden. Das Ergebnis der Untersuchung Kiel, 27. Juli. Die Marinestation der Ostsee teilt mitr Die Untersuchung an Ort und Stelle, die Vernehmung des Kommandanten, der Bericht des Ka pitäns Müller vom Dampfer „Theresia Rust" und des Kapitäns des Feuerschiffes „Fehmarn-Belt" haben er geben, daß die in einigen Zeitungen ausgesprochene Ver mutung, daß die „Niobe" zur Zett des Unglücks zu viel Segel geführt habe, nicht zutrifft. Wie in dem amtlichen Bericht bereits erwähnt, war schon um 14 Uhr das Obersegel festgemacht und vom Kommandanten der Wetterlage entsprechend weitere Vorkehrungen ge troffen worden. Das Sinken des Schiffes ist nach bis her vorliegenden Feststellungen darauf zurückzuführen, daß eine plötzlich einsetzende stark räumende Bö (die größte Gefahr für jeden Segler) das Schiff in Bruch teilen von Sekunden so hart auf die Seite legte, daß es trotz Hartruderlage Nicht wieder aufgertchtet werden konnte. Ein Erlaß des Reichswehrministers zum Untergang der „Mode" Berlin, 27. Juli. Reichswehrminister v. Schlei cher Hai folgenden Erlaß herausge-ge-ben: An die Wehr- macht! Aus der Blüte des Lebens, aus dem Dienst für Volk und Vaterland hat der Seemannstod 69 Kameraden der Retchsmarine herauSgeriffen. In tiefer und stolzer Trauer gedenkt die Wehrmacht der Toten der „Niobe". Ihr Opfer weist uns den Weg: Alles für Deutschland! von Schleicher." Einige Bojen der „Niobe" gefunden Rödby, 27. Juli. Die ganze Südküste LaalandeS ist im Laufe des Vormittags abgesucht worden. Gegen 10 Uhr wurden in der Nähe des Hafens von Rödby einige Bojen gefunden, die zu dem unter gegangenen Schulschiff gehört hatten. Weiter ist nichts gefunden worden. — AuS Rödby-Hafen wird mitgeteilt, daß man gestern über der Ost see eine Wasserhose bemerkte und daß der furchtbare Wirbel sturm, der sie begleitete, auch über dem Lande zu bemerken war, als der Wmd gleichzeitig plötzlich von Südost nach Nordwest umsprang. Wrackstücke der „Niobe" an der dänischen Küste Nakskov (Laaland), 27. Juli. Bei der auf Der- anlassung des deutschen Konsuls in Nakskov vorgenomme nen Absuchung der Südküste von Laaland waren bis 3 Uhr nachmittags gefunden: Wrackstücke verschiedener Art, die offenbar von dem verlorenen deutschen Schulschiff her rühren, namentlich UnterrichtsgHenstände der Schüler, dar unter eine Menge Bleistifte mit Namenszeichen, ein hölzer nes Schreibzeug, weiter zwei Paar Schuhe, eine Oellanne, Konservendosen, Stuhlrücken, Stuhlbeine und verschiedenes andere. Das meiste ist mit dem Zeichen der deutschen Reichsmarine versehen. Die Absuchung der Küste wird fortgesetzt. Die Beileidskundgebungen fremder Staaten Berlin, 27. Juli. Anläßlich des Unterganges des Segelschulschiffes „Niobe" haben bisher dem Reichswehr ministerium iHv Beileid ausgesprochen: der griechische Ge schäftsträger, die Marineattachees von England, Frankreich, Japan, Italien, Vereinigte Staaten und die Militäratta- chees von Bulgarien, Polen, Spanien und Ungarn. Belleid des Evangelischen ObertirchenrateS Berlin, 27. IM. Der Evangelische Ober kirchenrat hat folgendes Beileidstelegramm an die Ma rineleitung gesandt: „Der Retchsmarine bezeugen wir beim Untergang der „Niobe" herzliche Mittrauer und vaterländischen Schmerz. Gott tröste die Angehörigen der Gefallenen und segne Vie Heiutsuchung der Seemacht durch den Geist der Kraft und Opfertreüe." Belleidstelegramm des Reichsbanners - an die Reichsmarineleitung Magdeburg, 27. Juli. Der Bundesvorstand des Reichsbanner Schwarz-Rot-Eold hat aus Anlaß des Unterganges des Schulschiffes „Niobe" an die Reichsmarineleitung und das Reichswehrministeriunr das nachstehende Telegramm gerichtet: Zu dem schweren Unglück, das die deutsche Reichsmarine durch den Un tergang des Schulschiffes „Niobe" betroffen hat, spricht das Reichs banner Schwarz-Rot-Eold, in dessen Reihen zehntausende alter Marineangehöriger sich befinden, aufrichtiges Beileid aus. Eisenbahnunglück in Berlin Berlin, 27. Juli. Der Personenzug 208 Stral sund-Berlin, der um 17.19 Uhr in Berlin eintreffen soll, stieß bei der Einfahrt in den Bahnhof Gesundbrunnen mit einer Lokomotive zusammen. Die Lokomotive und mehrere Wagen entgleisten und stürzten um. Ob Personen verletzt worden find, steht noch nicht fest. Die Berliner Feuerwehr und ein Hilfszug der Reichsbahn vom Stettiner Bahnhof nahmen sofort die Rettungsarbeiten auf. 2 Tote, 30 Verletzte Berlin, 27. Juli. Das Eisenbahnunglück, das sich gegen 5ßL Uhr nachmittags in der Nähe des Bahnhofes Gesundbrunnen ereignet hat, stellt sich als äußerst ernst heraus. Wir erfahren darüber noch: An der Behmin- Straßenbrücke fuhr die Rangierlokomotive eines Vorzuges gegen den gerade in der Einfahrt befindlichen fahrplan mäßigen Stralsunder Personenzug, der sehr gut besetzt war. Infolge des mächtigen Zusammenpralls wurden vier Wagen des Personenzuges aus den Gleisen gehoben und zum Teil ineinandergeschoben, um dann umzufallen. Die Unglücksstelle bot unmittelbar darauf ein Bild der Ver wüstung. AuS den Personenwagen tönten die verzweifel ten Hilferufe der bestürzten Passagiere, die sich aus den Waggons nicht befreien konnten. Insgesamt konnten bis her annähernd 30 Verletzte und zwei Tote geborgen wer den. Die sofort alarmierten Feuerwehren, große Bereit schaften der Schutzpolizei und Sanitätsmannschaften wur den sofort an die Unfallstelle geführt, die im übrigen in großem Umfan ge ab gesperrt wurde. Man ist dabei, mit Schwetßapparaten die noch in den Waggons etngeschlosie- nen Passagiere zu befreien. ES besteht große Wahrschein lichkeit, daß sich die Zahl der Verletzten und auch der Toten noch wesentlich erhöht. Ein genauer Ueberblick Ist noch nicht möglich. Roch 13 Verletzte in den Krankenhäusern Berlin, 27. Juli. Nach den letzten Feststellungen der ReichSbähndtrektton Berlin befanden sich gegen Mitter- nacht noch 13 Verletzte in den Krankenhäusern. Die ande- ren konnten inzwischen nach Anlegung von Verbänden ent- lassen werden. Die AufräumungSarbeiten sind soweit fort- geschritten, daß ein Gleis von den Trümmern aanz befreit ist. Die Gleisanlage wird jedoch erneuert werden müssen, da der Unterbau durch das Unglück stark gelitten hat. Der Lokomotivführer geflüchtet. Berlin, 27. Juli. Die Schuldftage an dem Ge- sUndbrunner Eisenbahnunglück ist noch ungeklärt. Der Lokomotivführer der Rangiermaschine verlor in dem Augen blick des Zusamenmpralls die Nerven und lief davon. Sein Aufenthalt konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Dwwende wtrd w Waschen«« gezahlt. In der Generalversammlung einer großen tschechoflowaki- «cben Aktienbrauerei eröffnete kürzlich der Vorstand oen er- schienenen Aktionären, daß bareS Geld zur Ausschüttung einer Dividende in diesem Trauerjahr leider nicht zur Verfuguni ! änve, daß den Herren Anteilscheinbesitzern dafür aber der Vorschlag gemacht werde, den entsprechenden Gegenwert in Gestalt von — Flaschenbier entgegen zu nehmen. Und zwar wllte jeder rund 110 Liter des nahrhaften und bekömmlichen Stoffes zu beanspruchen haben. Die Generalversammlung nahm den Vorschlag einstimmig an. was bei'der auch in der Tschechoslowakei herrschenden Hunostaghitze schließlich nicht weiter Wunder nehmen kann. Hoffentlich hat dieser so Plötz- l'ch über die Aktionäre hereingebrochene flüssig« Segen keiner lei böse Folgen gezeitigt. Für etwaige Temperenzler und Abstinente, dre auS schnöder Gewinnsucht ihr Geld in Aktien der sonst gut gehenden Brauerei angelegt hatten, muß diese Art der Dividendenausschüttung allerdings nicht gerade ev- fteulich gewesen sein. Im übrigen bildet das Verfahren einen ausgezeichneten Weg, mn sonst nicht abzusetzende Läger zu räumen, und eS ließe sich auch noch auf manche andere Zweige der Wirtschaft mit Erfolg ausoehnen. So könnten die Aktionäre von Eisenbahngefellschaften Fahrkarten erster Klasse be kommen, nm ihrer Reiselust zu frönen; nur dürften die be treffenden Bahnen nicht gerade in Südamerika oder Hinter indien liegen. Schlechter gestellt wären schon diejenigen, welche ihr Geld in Aktien von Fischdüngcrfabriken oder solchen zur Herstellung von Hundekuchen angelegt haben. Die ihnen in Sachwerten ihres Unternehmens gelieferte Dividende könnten st« wohl schwerlich nutzbringend verwerten. kür Kelso nnä Vülläenmgvn Kitz« und Staub «tchllcken den us»«r besonder« beim Reisen und Wandern. Tine gründliche Zahnreinigung mit Ühlorodont-Zabiwaste und -Zahnbürste sowie eine KWas MundspIUung mit dem herrlich erfrischenden Thlorodont- Mundwasser wirken wohltuend, verschaffen da« Gefühl der Sauberkeit rmd imwsr vslüo der alte S konnte er mun^Kch io seiner Lebe» Mitmenschen Daß der millionenschwere Dollarkömg Peerpoat Morgan stch in seine» spärlichen Mußestunden mit wahrer LeLenschast um dein Studium der Kirchengeschichte beschäftigt, ist eine auch nicht vielen bekannte Tatsache. Daneben reitet er aber noch em zweites Steckenpferd; es ist seine Vorliebe für Shake- dre prh auch nur em Mann mn den Millionen UoungS leisten kann; denn es handelt sich da vornehmlich um Werke, die vor 1600, unmittelbar nach Erfindung der Buchdrucker- tunst, hergestellt wurden. Sammler der verschiÄ>ensten Art gibt es nut« den be kannte« Amerikanern noch Dutzende. Einige interessieren sich für Bilder von Windmühle» oder von bestimmten Hunde rassen. Andere sammel» Autogramme von Schauspielern, SpieM aus dem 19. Jahchundert oder elfenbeinerne Zähne vom Pottwal. Sehr viel Platz beansprucht der Groß industrielle Brome, der stch cmf Elefanten spezialisiert hat. Allerdings nicht auf lebende Dickhäuter, sondern auf ihre Nachbildungen in Bild oder Skulptur. Man steht da Elefanten in jeder Größe ans Elfenbein, Kupfer, Eisen, Gold, Silber, Bernstein, Holz, Stern jeder Art, Mas, Bergkristall «sw. Einige ausgestchfie Vertreter der Rasse in natürlicher Große bilden die Gtaozuummeru der irmnerhin rechst eigenartige» Scnnmlmm- — - Ein tnmffcheS Ende »ahm die Samnwkwnt des Bankiers Percy Johnskm, der Taufende der verschiedenartigsten Spazier- bekamt« Amrrüa»«. — Der hmdeiMhrigt » Orchesterdiriamt. — Der Bat« de« Dawes, tert. — Da» KaErv P Jo-ustm» überlegen, Bo« H«rma«« Petersen. aiS man früh« bei uns hegt der Amerikaner mm Dollarfürsten — die natürlich k, erst« Reihe stehen —, Filmsterne oder durch besondere sportliche Leistungen ausgezeichnete Persönlichkeiten sem. Mit ein« geradezu naiv anmutenden Unbefangenheit mit dem Privatleben dies« „Großen" and bringt so Nocke- semein mit Shakespeare beschäftigt, und sei eS in ChtnHsch ge schrieben, fehlt ix femer umfangreichen Bücherei. Während der ältere Rockefeller sein Leben gewissermaßen akö OrchesterdirigeM zu beschließen gedenkt. HM sei» auch bei unS wohlbekannter Landsmann, General DaweS, der geistige Vater deS nach ihm benanntm, inzwischen rühmlos ver schwundenen Tributplanes, seine Laufbahn mit Orchestev- musik begönne«. Koar nicht als Leiter, sondern als be scheidener Flötvt. Roch heute legt er auf seine Leistungen auS Komponist den größten Wert. Er scheint auch etwas „los zu haben", denn eine von Dawes komponierte „Melodie in H-Dur" hatte den immerhin nicht alltäglichen Vorzug, von keinem Geringere« als unserem berühmten Landsmann Fritz Kreisler gespielt zu werden. Von Dawes schweifen die Gedanken unwillkürlich zu " Owen Aoung, dem Verfasser des anderen, cills zu Grabe getragenen Tributplanes. Auch Steckenpferd, mö> zwar ist er leidenschaftlicher sicht gerade von Briefmarken oder ähnlichem, er hat sei» Wolle für eine hölzerne Stange wählen. ES Höchstleistungen Höhe der Stange Der Ruhm des alten Simeon StYkteS, der et« beträcht- liche Zett seines Lebens en, Wletzt bis 14 Meter hohen Samen znbra' ' ze Jung- linge in den neues staunende Mitwelt nur ja genau über feine jeweiligen Ge- ttrhle und Empfindungen unterrichtet bleckt. — Ob allerdings unter diesm Umstanden der Rekord anerkannt wird, scheint doch einigermaßen zweifelhaft. Den» dieser AuS- nur daß , sonder» r darauf auch bereits Hst auf die zugeboach-ten wieder ein Versuch «ntev- nommen werden, den bestehenden Rekord zu krochen. Der als Stangenhocker bereits „berühmte" La Fay begckt sich zu diesem Zwecke nach Schanghai, Wohl, mn Oste» di« Bekanntschaft mit der neuesten westlicher Kultur zn vermtttekr. Um sich den An oben möglichst beauem zu mache», cktzt d seine Plattform nnt Fernsprecher und sekt er genügend fir reg^rssche Und nicht z» -sHH dort Amtliche Anzeigen. Aue. Grrmdsteuer 1SS2. Nach dem nunmehr ergangenen GefeL ist die Grund steuer 1932 in der gleichen Höhe wie im vergangenen Rech nungsjahre zu erheben. Da dis angeforderten Beträge auf den von uns zugestellten „QuittunaSbogen «für «Voraus zahlung auf Grundsteuer 1932" dieser Bestimmung ent sprechen und die lOprozentige Senkung «sowohl bei der «Staats arundsteuer als auch beim Gemeindezuschlag bereits berücksichtigt worden ist, wird von der Zustellung eine», besonderen Grundsteuerbeschecke» für 1SS2 abgesehen. Au«, 27. Jul» 1932. Der Rai der Stadt. Steueramt. BeaaMwovtlich für den «daMousllav Teilt O. R. Sftatchel, für den Anzeigenteil.' Larl Schieb. — Druck und Beelogi «E Daus- «d MUSüBgetaDßBp A»