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Freitag, äen 2S. Zuli lS32 2r. Zahrgang «tthaU«» tt< mttllch« »«, «att« »«, Statt m>» tt« Nr. irs Der Widerhall im Ausland Erste rmslSnäische Stimmen zu Schleichers Decke wird deshalb den von der Regierung verlangten Klebestreifen mit einer entsprechenden Inschrift versehe». Parts, 27. Jnlt. Zur Rundfunkrede de» Retchswehr« Minister» Lustern sich zunächst einige Korrespondenten. Der Ber. Nil« Berichterstatter de» ,Journal" hebt« die Stelle in der Rede de» General» von Schleich«« hervor, in der für den Fall, daß Deutschland Gleichberechtigung und Sicherheit vorenthalten werde, «in Umbau der deutschen Wehrmacht angekiindigt wird. Der Berliner Berichterstatter de» „Echo de Paris" zeigt sich sehr verärgert darüber, dah es General von Schleicher gelungen ist, den Gegensatz zwischen der Feststellung de» Abgeordneten Lamou reux, der erklärt«, dah Frankreichs Sicherheit durch die neuen Befestigungslinien weitgehend gewährleistet sei, und der Stellung nahme Kerriot» in Genf aufzuwetsen, wo der französische Mini, sterprästdent Garantien für diese gleiche Sicherheit gefordert hat London, 27. Juli. Di« ersten Kommentare der Londoner Blätter zur Rundfunkanfprache des Generals von Schleicher wer den zwar an hervorragender Stelle gebracht, doch scheinen di« mei sten Zeitungen vorerst mehr Wert auf sensationelle Ueberschriften al» auf sachlich« Stellungnahm« zu den Darlegungen de» Minister» Beschuldigungen gegen die sriidere Preustrnregierung Berlin, 27. Juli. In einem Berliner Morgen blatt sind gegen die frühere preußische Regierung schwere Beschuldigungen in der Richtung erhoben worden, daß sie «uS einem Geheimfonds Steuergelder für Wahlzwecke der Regierungsparteien verwandt habe. Von zuständiger Seite erfahren wir dazu, daß seitens des Reichskommissars eine eingehende Untersuchung «ingelettet worden ist. Weile« Beschuldigungen Berlin, 27. Juli. Der Vorsitzende de» Haupt- au»schusseS de» preußischen Landtage», der national- sozialistische Abgeordnete Hinkler, macht ebenfalls Mit teilungen über de» Steuergeldermißbrauch durch das frühere preußische Finanzministerium. Gr behauptet, vor Zähren bereits sei im preußischen Finanzministe rium eine „Zentrale DerlagSgesellschaft m. b. H." ge gründet worden, die mit einigen Verlegern in Verbin dung gestanden habe, lieber diese Zwischenpersonen seien Mehrheiten oder hundertprozentige Beteiligungen an Zeitungen erworben worden. Nach den Angaben de» nationalsozialistischen Abgeordneten handelt e» sich allein um 428000 RM in den Jaihren 1929 bi» 1931, die auf diesem Weg« zur Unterstützung von Zeitungen ««»gegeben worden seien. Deshalb haben auch die Na tionalsozialisten die Einsetzung eine» Untersuchungsaus schusses beantragt. Arbeitsbeschaßung durch Lodea- oerbeßenma Berlin, 27. Juli. Bon den zur Arbeitsbeschaffung bereitgestellten ISS Millionen RM sollen 6V Millionen beim Straßenbau, SO Millionen beim Ausbau von Wasserstraßen und 28 Millionen für landwirtschaftliche Meliorationen Verwendung finden. Der ReichSernäbrungSminister hat die 2Ü Millionen RM kürzlich den Landesregierungen zur Vergebung an Wassergenosfsnschaften, BodenverbesserungS- Genossenschaften und einzelne Landwirte zur Verfügungge- teilt. MeltorattonSdavlehen im Betrage von rund 2H Mil« tonen RM sind durch die deutsche Bodenkultur bereits in den letzten Tagen vergeben worden. Die Möglichkeit, Arbeitslos« zu beschäftigen, Ist bet den landwirtschaftlichen Bodvnverbtsserungen besonders groß, da durchschnittlich 70 Prozent der aufgewandten Mittel auf Löhne und nur SO Prozent auf Baumaterialien entfallen und die auSzufüh- zu legen. Dt« Ankündigung von Schleicher», daß sich Deutschland unter gewißen Umständen gezwungen sehen könnte, eine» Umbau seiner Wehrmacht in» Auge zu fassen, kehrt nahezu in allen Ueberschriften mehr oder minder richtig verstand«», wieder. „Daily Expreß" spricht sogar von einer deutschen Rüstung,- sensation und einer Herausforderung de, Versailler Vertrags „Morning Post" weist zwar auf die mangelnde Sicherheit Deutschlands hin, scheint im übrigen aber di« Rede Schleicher, nur mangelhaft verstanden zu haben, da st« von einer offiziellen Er mutigung der privaten Armeen sprechen zu köimen glaubt. Ausführlicher befaßt sich „Times" mit der Rundfunkrede. Die Red«, so schreibt da, Blatt, mit ihren frisch-fröhlichen Angriffen auf Frankreich, mit ihren Zitaten von Aeuherungen Lloyd Geor ges, mit ihrer unverholenen Ankündigung, daß Deutschland für seine eigene Sicherheit sorgen werde, wenn ihm Rüstungsgleichheit verweigert bleibe, und threm herzhaften Lob d«r militärischen Tugenden werde nicht verfehlen, einen Widerhall weit über die Grenzen Deutschland» hinaus hervorzurufen. venden Arbeiten «fast durchweg von ungelernten Arbeitern mit der Hand aus geführt werden können. Langfristige Erwerbslose sollen bei Rot- standsarbeiten VeschSstigt werden Eine Forderung des RetchSstädtebunbeS Berlin, 27. Juli. In einer Eingabe an die Reichsregierung fordert der RetchSstLdtebund, daß bei den kommenden Notstandsarbeiten mindesten» 80 Pro zent der hierbei beschäftigten Arbeiter au» der Gruppe der Wohlfahrtserwerbslosen entnommen werden, deren Zahl die der Gmpsänger von Arbeitslosenunterstützung bereits erheblich übersteig«. Im Interesse der Ge meindesinanzen sei «S dringend erforderlich, daß in erster Linie diese langfristigen Arbeitslosen beschäftigt würden, deren Unterbringung auf dem freien ArbeitS- rkt wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise in ab- arer Zett aussichtslos erschein«. ssener Brief Branns an den Reichskanzler Berlin, 28. Juli. Der früher« preußische Mintsterpräst- dent Braun hat einen offenen Brief an den Reichskanzler von Papen gerichtet, in dem er behauptet, daß e« dem Kanzler nicht gelungen sei, den Nachwet, zu führen, daß di« Voraussetzungen für die Anwendung des Artikels lS der Reichsverfassung gegen die preußisch« Staatsregirrung gegeben gewesen seien. Ss sei unrich tig, daß, wie der Kanzler sage, „die Entwickelung der politischen Verhältnisse in Preußen eine Reihe von maßgebenden Persönlich- ketten die innere Unabhängigkeit genommen habe, alle erforder lichen Maßnahmen zur Bekämpfung der staatsfeindlichen Betäti- gung der kommunistischen Partei zu treffen". Die preußische Staatsregierung sei jeder staatsfeindlich«» gegen die Gesetze ver stoßend«» Betätigung der links- und rechtsradikal«» Parteien mit gleichen Mitteln auf da, schärfste «ntgegengetret«». Braun macht dann weiter der Reichsregierung den Vorwurf, daß die Ver schärfung der politischen Gegensätze auf die entgegen den dringen den Warnungen der Länderregierungen erfolgte Aufhebung des Unlformverbotes zurückzuführen sei. Das Verlangen, di« preußisch« Staatsregierung habe grundsätzlich und von vornherein die An hänger der Kommunistischen Partei anders al» di« der National« sozialistischen Partei zu behandeln, widerspreche der Reichsver fassung, die nur Staatsbürger einerlei Rechte» kenne. Zum Schluß behauptet Braun, daß durch die von der Reichsregierung getroffenen Maßnahmen nach jedem unbeeinflußten Rechtsempsin- den die Verfassung des Deutschen Reiche» wie de» Freistaates Preußen verletzt worden sei. Die Einheit de» Reiche» sei durch diese unberechtigten Eingriffe auf da» äußerste gefährdet. Nur dir vorbildliche Disziplin und Besonnenheit de« republikanischen Par teien habe nach Braun« Auffassung vor Blutvergießen und Bür gerkrieg Lewahrt. Streit um ein vokksparteiliches Wahl plakat in Mecklenburg-Schwerin Berlin, 27. Juli, von der Deutschen Volk,Partei wird mttgetetlt: Li« Deutsch« volk^artei hat für ihre List« « «in Wahl- plakat herausgegeben, da, eine kraftvoll«, Gestalt zeigt, die sich über da» Gewühl streitender Parteien und ihrer Symbol« htnwegsetzt. E, trägt die Inschrift „Gegen Bürgerkrieg und Inflation". Degen diese, Plakat hat der nationalsozialistisch« mecklenburgische Mink- sterprästdent Herr Gvanzo«, Schwager von Dr. Göbbels, Einspruch erhoben. Sr hat der Polizeibehörde in Schwerin di« Anweisung gegeben, daß ein Teil dies« Plakates überklebt werden müße, weil es eine Szene au» dem Bürgerkrieg darstelle. Di« Deutsche volk»part«i in Mecklenburg erkennt dt« Berechtigung diese» v«r- Hot» nicht an, weil di« auf dem Plakat dargestellten Vorgänge nicht» andere» stnd al» ein« realistische Darstellung derjenigen verhältniße, die durch da« Treiben der radikalen Parteien sich lei- der fast jeden Ta» in Deutschland ereignen und die durch «in« kraftvolle überparteiliche «taatopoltttk überwunden »erden Eine Wahlrede Dingeldey» Berlin, 27. Juli. Im Rahmen der politische« Mundsunkvorträge sprach Heute abend der Führer der Deutschen Volk-Partei, Reichstagsabgeordneter Dingel« deh. Er betonte, daß die extremen Parteien nicht regierungsfähig seien. Wenn der frühere Reichskanzler Brüning sich in seinen jetzigen Wahlreden darüber be klage, daß die kommende Wahl die Gefahr einer Ver nichtung de» Bürgertums in sich berge, dann müsse er an die eigene Brust schlagen und sich! fragen, ob er nicht selbst durch seine Unentschlossenheit einer der Toten gräber des bürgerlichen Gedanken» in Deutschland ge worden sei. Nur wenn es geling«, in de« kommend«, politischen Entwicklung inmitten kämpfende« Masse» wieder den rtzhigen deutschen Bürger zur Geltung tzu bringen, könne da» Reich vor der fortschreitenden Zer störung geschützt werden, an deren Ende da» bolsche wistische ThaoS drohe. Dingeldey betonte, daß die Volk»partet auch nach der Wahl ihren politischen Weg in voller Selbständigkeit und ohne jeden fremden Ein fluß au» eigener Entschließung gehen werde. Di« Volk»« Partei bleibe national, liberal und sozial. Dingeldey in Wiesbaden Wiesbaden, 27. Juli. In einer Wahlversamm lung der Deutschen VolkSpartei erklärte Dingeldey, das ge samte deutsch« Volk könne nicht, wie Hitler «S wolle, im NattonasozialtSmus vereint werden. Eine Einigung sei mir möglich, wenn ein Deutscher dem anderen nicht wegen seiner politischen Gesinnung ächte. Dingeldey wandt« sich gegen alle Bestrebungen, die auf Inflation hmzielten. Abgeordneter Drewitz über die Ziele der Reichspartei deS Deutschen Mittelstandes Berlin, 27. Juli. Der Führer der Reich-Partei de» deutschen Mittelstände» (Wirtschaftspartei), Drewitz, sprach heute abend im Rundfunk über die Ziele seiner Partei. Seine Partei lehn« jeden ToztaliSmuS ab, da er der bürgerlich-mtttelständtschen Weltanschauung wi derspreche. Damit seien aber in keiner Weis« sozial» Gedanken abgeleihnt. Der Kamps der Wirtschaftspartei gegen Warenhäuser und Konsumvereine werde deshalb geführt, weil durch solch!« GroßunternHwungen Tau sende kleiner Existenzen vernichtet würden. Da» Er gebnis der Konferenz von Lausanne müsse al» ungenü gend betrachtet werden. Dr. Sugenberg an de» Reichskanzler Reichskanzler von PapenS Antwort Berlin, 27. IM- Zwischen Dr. Hugenberg und Reichskanzler von Papen hat ein Briefwechsel stattgefunden. Dr. Hugenberg schrieb u. a.: Daß wir nicht parlamentarisch eingestellt sind, wissen Sie. Daraus folgt schon, daß wir nicht den Wunsch haben, mit parlamentarischen Hilfsmitteln einem von der Autorität des Reichspräsidenten getragenen, sich vom bisherigen Regierungssystem abwendenden Kabi nett Schwierigkeiten zu bereiten. Wir haben aber auf der anderen Seite eine Mitverantwortlichkeit für die national« Bewegung. Da» ist der Grund der Kritik an zwei Maß- nahmen Ihrer Regierung: Notverordnung vom 14. Juni 1932 und Abschluß des Vertrage» von Lausanne. Die Fühlung mit den großen nationalen Strömungen im Lande war bei den kürzlichen Maßnahmen gegenüber der zu Un recht weiter amtierenden preußischen Regierung durchaus vorhanden. Wir vertrauen aus eine folgerichtige Weiter führung des begonnenen Werkes. Anders liegt eS mit den «Len bezeichneten beiden Vorgängen- Ich weiß, daß di« Regierung Brüning in einem Augenblick zurückgetreten ist, in dem die öffentlichen Kaffen leer und Deutschland banke-, rott war. Trotzdem können wir der Art nicht zustimmen, in der die Finanzfrage angepackt ist. Wir können die Ftnanzmaßnahmen der Notverordnung vom 14. Juni 1932 nicht gutheißen. Die Notverordnung enthält Härten, die bet vielen Betroffenen eine verzweifelte Lage erzeugen. Der erste sofortige Schritt zur Beseitigung unnötiger Härten müßte die Aufhebung der preußischen Ftnanznotverordnung vom 8. Juni 1932 sein. Der jetzige Inhalt-er Notverord- nuna vom 14. Juni 1S32 ist untso unbefriedigender, al» damit zunächst keinerlei aufbauende Maßregeln verbunden waren. Die dringendste Maßnahme ist eine grundlegende und jeden künftigen staatlichen Eingriff in die Prtvatschuld- Verhältnisse ausschließende Regelung der bestehenden SchuLverhältnisi». — Mit einem sofortigen Vorgehen Wie von zuständiger Stelle mttgeteilt wird, ist seitens deS RetchSkommtssarS eine eingehende Untersuchung über diese Angelegenheit einaeleitet worden. Das Ergebnis der Untersuchung wird balo der Öffentlichkeit mitgeteilt wer- den. Außerdem wird die deutschnationale Landtagsfraktion Preußen» die Einsetzung eine» Untersuchungsausschusses beantragen. In seiner Mittwoch-AbendauSgabe macht übrigen» der Berliner Lokalanzeiger noch weitere bestimmte Mitteilungen in dieser Angelegenheit. Er erklärt, >e» lägen Anzeichew dafür vor, daß da» frühere preußische Staatsministerin» au» dem Fonds zur Linderung der Not der deutschW Grenzlande den Betrag von 250000 RM an die Rheinische Zeitung deS sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Gollmann übermittelt habe. Weiler lägen Anzeichen dafür vor, daß di« Kölnische Volkszeitung aus den der preußischen Regierung verfügbaren Mitteln den Betrag von Mei Mil lionen Mark Über die Berliner Arbeiterbank erhalten habe. ...» ——- - - . ,