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Nr. 1-8. Auer Tageblatt uns «nzetg« Mr da- Erz-ebirgs. Donner-ta-, de» 14, JaU 1-8- rium- zugrunde, der unter dem ArbettSminister die Einsetzung eine» Reiche komm iss ar» und unter diesem wieder die von BezirkSkommissaren vorsieht. Den Kom missaren sollen dann BeirLte an di« Sette gestellt wer de»;. Die in der Presse bereit» angedeutete Begren zung nach oben auf da- SS. Lebensjahr ist ebenfalls in dem Entwurf enthalten. ES wird al» selbstverständlich angesehen, daß für den Arbeitsdienst vor allem zwei Grundsätze gelten müssen, nämlich daß er nur für ge meinnützige Zwecke in Frage kommt und daß die Wirt schaft durch ihn nicht noch mehr beeinträchtigt wird. Die Mittel, die für den Arbeitsdienst zur Verfügung stehen, lassen sich noch nicht genau beziffern, weil zu dem Etatansatz noch der vorläufig nicht ganz genau abschätzbare Ersparntsbetrag der RetchSanstalt für Ar beitslosenversicherung tritt. Rund rechnet man wohl mit gut 60 Millionen. Nach der Meldung eine» Ber liner Abendblattes soll der Arbeitsdienst übrigen» auk 40 Wochen beschränkt werden. Eine solch« Begrenzung wird von unterrichteter Seite al» falsch bezeichnet. Die Kabinettsberatung hierüber geht morgen nachmittag weiter Am Abend fährt der Reichskanzler dann nach Neudeck. ES bestätigt sich, daß er vom Reichsinnen minister begleitet wird. Freiherr von Gahl hat die Aufgabe, den Reichspräsidenten über die innenpolitischen Vorgänge der letzten acht Tage zu unterrichten und ihm außerdem Vortrag über die Aufbaupläne de» ReichS- kabinetts zu halten. Er wird nach dem Vortrag am Donnerstagabend zurückkehren, während der Kanzler noch einen Tag länger als Gast de» Reichspräsidenten in Neudeck bleibt. Keine MedereinMrung des llnisormorrdoter Sozialdemokratische Parteiführer Leim Reichsinnenminister Berlin, 12. Juli. Der Reichsminister des Innern empfing heute nachmittag auf ihr Ersuchen die Vorstands mitglieder der SPD., Wels und Dr. Breitscheid, die dem Minister das von der Partei gesammelte Material über die politischen Zusammenstöße der letzten Zeit überreichten. Die Herren machten weiter darauf aufmerksam, daß sie die Lage in Deutschland im Augenblick als besonders ernst ansähen, und forderten Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ruhe und Sicherheit. Insbesondere stellten sie die Wiedereinfüh rung des Uniformverbotes als notwendig hin. Der Mini ster erklärte, daß er Provokationen, von welcher Seite sie auch kämen, mißbillige und es auf das äußerste bedauere, daß es infolge solcher Provokationen zu blutigen Zusam menstößen gekommen sei. Die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung sei jedoch zunächst Sache der Landesbehörden. Das Reichskabinett werde, nachdem nunmehr der Reichs kanzler zurückgekehrt sei, zu der innerpolitischen Lage als bald Stellung nehmen. Die Wiedereinführung deS Uni formverbotes lehnte der Minister ab. Schlagerei im Stadtparlament Wismar, 12. Juli. In der heutigen Stadtver ordnetenversammlung warf in einer Debatte über die Errichtung von Tankstellen für Benzin der national sozialistische Stadtverordnete Stöinfatt dem der SPD- angshörenden Bürgermeister vor, er habe die Aufstel lung für deutsches Benzin zu verhindern getrachtet. Darauf drängten sich die Sozialdemokraten um den Redner und nahmen eine drohende Haltung gegen ihn ein. Als dann der Stadtverordnete Steinemann (Soz.) gegenüber dem Redner eine beleidigende Aeuße- rung machte, wurde er von Steinfatt ins Gesicht ge schlagen. Das war das Zeichen zu einer allgemeinen Prügelei zwischen den Stadtverordneten der NSDAP., der SPD. und KPD. Tische und Stühle wurden als Schlaginstrumente benutzt, so daß die Polizei herbei gerufen werden mußte, die die Ruhe wiederherstellte. Die Tribünen wurden geräumt und die Sitzung auf un bestimmte Zeit vertagt. Politische Zusammenstöße in Elberfeld Wuppertal, 12. Juli. In Elberfeld kam eS am Montagabend zwischen Angehörigen verschiedener Parteien zu schweren Auseinandersetzungen. Ein Nationalsozialist feuerte sechs Schüsse ab, durch die fünf Personen, darunter eine Frau, verletzt wurden. Der Täter flüchtete, konnte aber von Polizeiibeamten auf dem Dach eines Hauses fest genommen werden. Er gibt an, in Notwehr gehandelt zu haben, da er von Kommunisten und Reichsbannerleuten bedroht worden sei. Nächtliche Schießereien in Köln Köln, 12. Juli. In der Palanter Straße im Süden der Stadt kam es heute abend abermals zu schweren Ruhe störungen, Lei denen zwei Personen durch Schüsse der Poli zei erheblich verletzt wurden. Mit Einbruch der Dunkelheit wurde das Straßenpflaster aufgerifsen und aufgeschichtet. Mehrere UeberfMommando» wurden bei ihrem Eintreffen aus den vollständig verdunkelten Häusern beschossen. Mit großen Scheinwerferlampen wurden die Häuser abgeleuch tete und auf jeden geschossen, der sich trotz des Vorbote» in der Fensterbrüstung zeigte. Neues Opfer politischer Zusammenstöße Trier, 12. Juli. Der am Sonntag bei dem Zusam menstoß zwischen Nationalsozialisten und Reichsbanner leuten schwer verletzte Buchdrucker Moeschel ist gestern abend im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Nach einem politischen Wortwechsel erstochen Limburg (Lahn), 12. Juli. In Steeden wurde gestern ein Grasmäher von einem Steinbrecher nach einem politischen Wortwechsel erstochen. Dieben Reichsbannerleute in Ohlau festgouomme« Ohlau, 12. Juli. Di« schweren politischen Zusam menstöße in Ohlau haben zur Festnahme von fieben Reichsbannerangehörigen geführt, di« in» Untersuchung», gefängni» eingeüefert worden find. Lee Belast der «aheraMas so« vdelper Di« märchenhafte Restbenz de« Maharadschas von Udaipur, einem der indischen Staaten, die heute gänzlich von Eng. land abhängig find. Aufrüh rerisch« Eingeborene stürmten den Palast, wobei fünf An greifer getötet wurden. Keine antisemitische Stellungnahme in Kreisen der Reichsregierung Berlin, 12. Juli. In Aeußerungen der Jü dischen Telegraphenagentur über die Lage des Juden tums in Deutschland waren Befürchtungen zum Aus druck gekommen, daß unter der gegenwärtigen Reichs regierung die rechtlich« Stellung des Judentum» in Deutschland gefährdet sei. Der Staatssekretär der Reichskanzlei hat unter Bezugnähme aus diese Aeuße- rungen in einem Schreiben an Professor Sobernheim mit aller Entschiedenheit zum Ausdruck gebracht, daß derartige Befürchtungen selbstverständlich völlig grund los seien und daß keinerlei Benachteiligung der Juden beabsichtigt sei. Der Staatssekretär hat Professor So bernheim ausdrücklich ermächtigt, von seiner Aeuße- runz Gebrauch zu machen. Wwhlabkommen der Wirtschaftspartei Berlin, 12. Juli. Der ReichSauSschutz der Wirtschaftspartei hielt in Berlin eine Tagung ab, um zu dem Wwhlabkommen der Wirtschaftspartei mit der Bayerischen Volkspartei, dem Bayerischen Bauernbund und anderen MittelstandSorganifationen Stellung zu nahmen. Der Reichsausschuß stimmte dem Wahlabkom- men zu. Durch die Listenverbindung, die auch stn den Wahlkreisen durchgeführt werden sollen, ist, wie die Wirtschaftspartei erklärt, restlos dafür Sorge getragen daß keine Stimme verloren geiftt. Der Reichsausschuß hat ferner die Reichsliste der WtrtschaftSpartei ausge stellt. England und die Goldwährung London, 12. Juli. Im Unterhaus erklärte der Schatzkanzler Neville Chamberlain zu der Forderung de» Gouverneur» der Bank von England nach Rück kehr zum Goldstandard, die Regierung beabsichtig« we der jetzt noch während der Parlamentsferien noch! in unmittelbarer Zukunft, die Goldwährung wieder ein- -usühren. Norwegische Besitzergreifung in SUdostgrönland Oslo, ^2. Juli. Die Norwegische Telegraphen agentur meldet: Nach einer amtlich, noch nicht bestätig ten Meldung hat die norwegische Regierung.von ge wissen Gebieten im südöstlichen Grönland, wo im ver gangenen Jahre norwegische Expeditionen gearbeitet haben, Besitz ergriffen. Dieser Entschluß bildet die Antwort auf die am 7. Juli gemeldete Entsendung dänischer Polizeiexpeditionen nach, Ostgrönland. Oslo, ^2. Juli. Nach einer weiteren Meldung de» Norwegischen Telegraphenbüro» soll die Besitz ergreifung in Ostgrönland heute nachmittag in einem Kabinettsrat beschlossen worden sein und sich! auf .das Gebiet von etwa 60,30 bi» 63,40 Grad beziehen. Ablehnung de» Generalstreik» in Belgien Brüssel, 12. Juli. Der Generalrat der Sozia listischen Partei und da» Nattonalkomitee der soziali stischen Gewerkschaftskommission, die heute hier zuscun- mentraten, um die Möglichkeit «ine» sofortigen Gene ralstreik» zu Prüfen, haben den Generalstreik abgelohnt. Di« Revolution in Sao Paulo MiodeAaneirv, 12. Juli. Die Regierung hat den Hafen von Santo» geschlossen. Regierungstruppen rücken von drei Seiten gegen die Stadt Sao Paula vor. Zollerhvhung in Lettland Riga, 12. Juli. Die Regierung hat heut« be schlossen, die bisherigen Zollsätze aus «ine Reihe von Waren, darunter Getreid«, Früchte, Steinkohlen, Ma schinen und Gewebe um SO bi» 800 Pr^ent zu er höhen. Gleichzeitig find die Einfuhrkonttngente für eine ganze Anzahl von Waren ausgehoben worden. hungernder Volt im Lande des Merstustrs LluS Chicago wird berichtet: Durch eine liebliche Landschaft, die einen Traum de» Glücke- vortäuscht, saust der Pullman-Wagen, der den Reisenden von Schioago nach Ttnetnnattt bringt, ohne ihn di« sommerl che Hitze auch nur im geringste» ahnen zu baffen. Dafür so« da» vortreffliche iV^tilation-systom, da» die Ei enbahngesellschast einaeführt hat. Wer nur wenige Plcksagiere genießen diese Annehmlichkeit, denn die begumue» Dc^en führen zu zwei Drtttün leer. Und doch hat die Anlage in jedem dieser LuxuSzüge 40 000 Mark gc- kostet. Die Ausgabe schien nicht zu hoch, da die Konkur renzlinie die gleiche Kühlung ihren Reisenden gewährte. Kein Wunder, daß heute, nach dem Verblassen der herr lichen „Prosperity, di« Eisenbahngesellschasten arge Sor gen haben, nicht geringere als die Erbauer des stolz vom Manhattan-Felsen in dis Wolken hinetnragenden Empir Staate Building in Neuhork, das ebenfalls zu zwei Drittel, leer steht. Mit allen Mitteln werden Mieter für die gäh nenbe Leere des Riesenbaues gesucht, und für jeden Mu tigen, der das Wagnis auf sich nimmt, zahlt die Gesellschaft als Lösegeld seine bisherige Mete an seinen früheren Hauswirt. Verhängnisvolles Trugbild des Wohlstandes, diese Wolkenkratzer und Luxuszüge, wie die blühende Landschaft, die sie durchrasen. Da lugen aus dem Grün der üppigen Bäume schmucke Landhäuser, auf deren Veranden buntgc- kleidete Frauen in Liegestühlen ruhen. Männer, d e Traktoren durch ertragreiche Felder führen, blicken nicht aus von ihrer emsigen Tätigkeit, wenn der Zug vorbeifährt. Aber zuviel des Segens, der zum Fluch wird! Zuviel der Ernte entgegenreifendes Getreide, zuviel Stachelbeeren an den Sträuchern, zuviel Aepfel und Pfirsiche an den reich tragenden Obstbäumen, genau so wie zuviel bequem auSge- stattete Eisenbahnzüge! Konnte man doch im vorigen Jahre überall in Kalifornien Plakate an den Obstbäumen sehen: „Bitte, pflückt unsere Pfirsiche und nehmt sie mit!" Denn es ist schädlich für die Bäume, wenn die Früchte an den Zweigen verfaulen. Und manche Landleute klagten bitter, daß andere ihnen das Wasser verunreinigen, indem sie die überflüssige Milch in den Fluß schütten. Und nun eines der vielen grauen Elendsbtlder, die der täuschende, strahlende Rahmen in diesem Lande um schließt: Am Times Square in Neuyork steht heute eine dichte Schar Wartender, so wie sie gestern dastand und mor gen stehen wird. Schweigend, zusammengerufen von einem mächtigen Rufs, dem Rufe deS Hunger«. Sie stehen rund um eine kleine hölzerne Hütte, die in der Mitte des Platzes errichtet ist. Sie stehen und warten, bis ein Vorübergehen- der, einer der Glücklichen, die noch Arbeit und Geld haben, ein Heft mit zehn Essenmarken kauft und sie verschenkt Viele tun es. Denn wer könnte der stummen und doch so eindringlichen Sprache dieser hungrigen Augen widerstehen? Einen Dollar kostet ein Zehn-Marken-Hest, dessen einzelne Scheine unter die zehn Nächststehenden verteilt werden. Und zehn Menschen lösen sich aus der endlosen Reihe, treten ein in die Holzhütte, wo jeder von ihnen eine Tasse Kaffee und ein großes belegtes Brot erhält. Aber andere uns wieder andere rücken cm ihre Stelle. Zuviele sind dieser Arbeitslosen und Hungrigen, zuviele, wie draußen im Land der Aepfel und der Milche wie der leeren Räume hinter der prächtig ragenden Fassade der Wolkenkratzer und der Luxus züge . . . A. S. Sr kam, die Fraueu nicht leiben! In dem ungarischen Städtchen KecSkemLt spielte sich jüngst ein« schier unglaubliche Ekraßenszeue ab. Während der Hauptgeschäftszeit, al» der Verkehr auf den Straßen am stärksten war, fuhr eru elegant gekleidet« Herr rücksichtslos mit seinem Fahrrad auf de« Bürgersteig, sprang ab, lehnte sein Rad an die nächste HanSwaud und vegan« mit einem Gummiknüppel unbarmherzig auf alle dort anwesenden Frauen und jungen Mädchen einzuschlagen. Einige Damen der besten Gesellschaft bezogen auf diese Weise eine gehörige Tracht Prügel, ohne zu wissen warum. Erst dem beherzten Einsatz eimger Männer gelarm eS, den Gummiknüppelhelden zu uberwämasr und zur nächsten Wach« zu schleppen. Die «prügelte» Damen erstatteten Arzerg» gegen den rohen Patron, der al» Beweggrund seiner Untat «Mb, die Frauen von KerSkemöt seien Ai« falsch, wie ihn di« Erfahrung ge lehrt habe, er hab, sich deshalb in den Kopf gesetzt, ihnen eine gehörige Lektion mit seinem „Radiergummi^ zu erteilen. Sämtliche Pantoffelhelden von KecSkemSt sollen sich darüber schmunzelnd die Hande gerieben haben. Nun sage «och jemand, e» gab« keine Gerechtigkeit mehr in der Welt! DaS Flugzeug als geuerwche. Den vielfachen Verwendungsmöglichkeiten deS Flugzeuges yar sich neuerdinaS eine Weiler« gesellt: Man kann eS auch als Ersatz für die Feuerwehr benutzen. Dies zeigte sich kürzlich in Evandsvillr im Staate Indiana, wo auf einem Bauernhof eine Feuersbrunst auSgebrocheu war. Schon standen zwer große Scheunen und einige Nebengebäude iu Hellen Flammen, und das gierige Element"schien auch das Wohnhaus ergreifen zu wollen, auf da» der Wind die Glut zutrieb. Etu zufällig des Wege» kommender Flieger sah die drohende Gefahr uni sckickte sich sofort mit schnellem Entschluß zur Hilfeleistung an. Seim Maschine <uy gering« Entfernung vom Erdboden bringend, flog er zwischen der eigentlichen Brandstelle und dem gefährdeten Häuft hi« und her. Der vor» seinem Pro peller ausgehend« stack Luftstrom genügte, de» Flamme« eine andere Richtung zu gebe», sodoü sie nicht mchr auf dos Wohnhaus übergreifeu wnuten. Nach etwa 50 derartiger