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Nr. 1SG »uer Ta-evlan und Lrqerg« »ur Sa» Erzgevirge. Lanntag, den 10. Jult 1VSS derL< Zoolog foni«-' terprS einer Dkl M Lei s«wo geger mit S: nen 2 Be troffen 2 Sieg. 6:0, 8:1 länder H Sätzen 6 nach dem I ssl»»«v 8ÜM v» xü< MW vellebt« gebe» So Sonntc Trotz. D«! 1 61 >t«bked« Nriedeimp VoWche «««Wt in Stnrmßtzung gescheitert H aßltnger Waren von einem Ort zum andern bringe« NnDett? DK bv- Berauuvvctilch lnr ven redaktionellen Teil: O. R. Treichel »ir den AnzeiaenleU: Cart Schied. — Druck und Verlag- Auer Druck- und VerlaasgeseSschaft m. b. H., An« Diensthabender Arzt am Sonntag, den 1V. IM 1932: Dr. Meißner Diensthabende Apotheke am Sonntag, de« 10. IM 1932 LuutzeS Apotheke heute geblieben. Ja, nnd u»a< machen dann da die Eingeborenen, die Amerika besrStzt das Laalmmer «tzkommen Zu Berhandlupgen mü den «Liierten Mächten berett Washington, 8. Juli. Im Staatsdepartement äußert man sich überaus befriedigt Wer die in Lau sanne erzielte Einigung und begrüßt dies« endlich ge fundene Lösung des kontingentierten Reparationspro blems als den Beginn einer neuen Epoche besserer Be ziehungen zwischen den europäischen Staaten und eines Wiederaufstieges zu normalen Lebensverhältnissen. Auch vom rein amerikanischen Standpunkt au» ist man über die Tatsache froh, daß jetzt eine klare endgültige Summe fixiert worden ist, eine Tatsache, der hier angesichts der bedeutenden Gebiete, die die amerikanischen Banken an Deutschland gegeben habe, besondere Bedeutung brige- messen wird. Nach Ratifizierung des Reparationsab kommens ist man bereit, mit den Regierungen der ein zelnen alliierten Tchuldnerländer über eine Neurege lung ihrer Verpflichtungen in Verhandlungen einzu treten, fall» diese Regierungen es wünschen. Man hofft jedoch, daß diese Verhandlungen bis nach! den Wahlen im November verschoben werden, damit die Frage der Neuregelung möglichst aus dem Wahlkampf herauSgchalten wird. Die Presse zur Lausanner Konferenz Berlin, 9. Juli. Sämtliche Morgenblätter be schäftigen sich in Artikeln mit dem Ergebnis der Lau sanner Konferenz. Das ».Berliner Tageblatt" ist der Ansicht, daß das, was in Lausanne erreicht worden sei, deutlicher Keine Verbindung mit dem gesunkenen französischen U-Boot PariS, 8. Juli. Nach einem Telegramm des „Paris Soir" sind die Versuche, mit Hilfe der Telephonboje die Verbindung mit dem gesunkenen Unterseeboot aufzuneh- men, gescheitert. Die Besatzung hatte in dem geschloffenen Boot für 36 Stunden Sauerstoff. 'Diese 36 Stunden sind bald abgelaufen. Man befürchtet daher das Schlimmste. Die Grundstein legung der neaeu als alles andere zeigt, wie richtig die Erfüllungspolttik ! MauIS« der republikanischen Parteien in Deutschland gewesen VkllSlGkn Zivils- schule iu Belgrad Ein MomentbUd von der Feier. In der Mitte der deutsche Gesandte Ulrich von Hassel, umgeben von den Mitgliedern der Deutsch evangelischen Kirchenge meinde in Belgrad. In der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad fand, wie schon berichtet, die feierliche Grundsteinlegung zu einer neuen deutschen Volksschule statt, die dazu bestimmt ist, dem deutschen Kulturgedanken im Siid- osten Europas einen neuen Rückhalt zu geben. Tumult im Preußischen Landtag BrWrut Kerrl machtlos Berlin, 8. IM. In der Freitagssitzung des preußischen Landtages kam es zu Sturmszenen. Vor Ein tritt in di« Tagesordnung gäben di« Nationalsozialisten Lohse und Dr. Freister Erklärungen ab, die sich gegen sozialdemokratische WaMugblätter wendeten. Dis Er kürungen enthielten scharfe Wendungen gegen die SPD. Soweit ein sozialdemokratischer M geordneter durch Zuruf hiergegen sich wandte, erhoben sich die Nationalsozialisten, drohten mit den Fäusten und gingen gegen die Sozialdemo, kraten vor. —rfiräsident Kerrl, National- soztalist, rief wiederholt National sozia- listen zur Ordnung. — Die Erregung bei den Nationalsozialisten konnte der Präsident kaum dämpfen. Als dann die zu Beginn der Tagesordnung sichende noch malig« Beschlußfassung über die Amnestie aufgerufen wurde, nahm Justizminister Schmidt das Wort, um entschieden die Angriff« zurückzuweisen, die von nationalsozialistischen Rednern im Landtag gegen die Justiz erhoben worden waren. Ihm antwortete Mb-g. iKube (Natsoz.) mit sehr scharfen Redewendungen, in denen er Richter und Staats anwälte namentlich nannte, ihnen Rechtsbeugung vorwarf und sie als Lumpen bezeichnete. Der Präsident bat den Redner um Mäßigung. Auch gegen den Staatssekretär des Innenministeriums, Wegg, ging Kube vor, weil Abegg für die Bewaffnung des „Reichsbanners" eingetreten sei. Er nannte den Staatssekretär «inen „nach dem Glut« der Deutschen dürstenden Juden". Als er gegen den Handels- Minister Schreiber polemisierte, ries Aba. Hinkler (Natsoz.): „Wo ist der Lümmel?" und wurde dafür vom Präsidenten Kerrl zur Ordnung gerufen. Den Staatsrat nannte Kube eine Leichenkammer. MS Justtzminister Schmidt nochmals die Angriffe gegen die Justiz zurückzuweisen versuchte, wurde er von den Nationalsozialisten fortgesetzt stürmisch unterbrochen. Dio Nationalsozialisten erhoben drohend die Fäuste gegen den Justizminister. Da es dem Präsidenten Kerrl nicht gelang, dem Minister Gehör zu schaffen, unter brach-er die Sitzung. Bet der namentlichen Abstimmung über die vom Staatsrat zurückgewtesene Amnestie wurde die notwendige Zweidrittelmehrheit nicht erreicht, sodaß die Amnestie damit gescheitert ist. Als die Nationalsozialisten dann das Horst-Wessel-Lied anstimmten, verließ Präsident Kerrl seinen Platz, womit die Sitzung ein jähes Ende sand. Die Kommunisten und Nationalsozialisten blieben noch singend und rufend längere Zeit im Saale. Bakterien als Brandstifter. Manche wohlgefüllte Scheuer ist schon auf ganz un erklärliche Weise in Flammen aufgegangen; als Entstehungs ursache wurde später Selbstentzündung des Heus oder Ge- treideS angegeben. Der auf diese Weise ungerichtete Schaden wird allein für die Bereinigten Staaten jährlich auf nicht viel weniger als 100 Millionen Mark geschätzt. Man hat sich dort begreiflicherweise eingehender mit der Entstehungs ursache derartiger Selbstentzündungen beschäftigt und neuer- dingS gefunden, daß die Schuldigen in gewissen Mikro organismen zu suchen find. Diese Kleinstlebewesen vermögen ohne Sauerstoff zu lebe«. Sie bringen in dem Heu gewisse chemische Verbindungen hervor, die sich bei Luftzutritt derart erhitzen, daß sie ihre trockene Umgebung in Brand setzen. Es ftzleÜ Wh dabei ein Vorgang ab ähnlich «m, wenn man in ein gldumeiwe- Feuer bläst und diesem damit Sauerstoff zuführt. DaS Mr«aÄae ist, baß di« erwähnt« Mikro-OrgrUriSme« Politische Amnestie in Oldenburg Oldenburg, 8. Juli. DaS Staatsministerium hat unter dem 6. IM eine Verordnung erlassen, durch die aus Anlaß des Regierungswechsels für Vergehen und Ueber- tretungen, die aus politischen Beweggründen begangen sind, Straffreiheit gewährt wird. Daneben sollen aus be- sonderen Gründen in Einzelfällen Gnadenerweisungen er teilt werden. DaS Schicksal der Rigaer Domgemeinde Riga, 8. Juli. DaS Rigaer Bezirksgericht fällte heute als AppellationSinstamz daS Urteil in der Räumungs klage der neuen Domkirchenverwaltung gegen die deutsche Domgemeinde. Unter Abänderung des frieden-gerichtlichen Urteils wird die deutsche Domgemeinde sowie deren Amts- Personen, Einrichtungen und Angestellte aus den der Dom kirche gehörenden Räumen exmittiert. Ausgenommen blei ben die Räume, in denen die Rigaer Stadtmtffton unterge bracht ist. Die amerikanischen Flieger ohne ernste Verletzungen davongekommen Moskau, 8. Juli. Die amerikanischen Flieger Grifftn und Mattern sind bet ihrer Notlandung mit eini gen Quetschungen davongekommen. Die Landung erfolgte in der Nacht zum Donnerstag 1 Uhr bei Borissow in der Nähe von Minsk. Geringe Hoffnung ans Rettung der Vermißten der „PromethS" Pari», 8. Juli. Heute früh versuchen Flugzeug«, den genauen Lagsort deS gesunkenen U-GooteS festzustellen. Man hat nur geringe Hoffnung auf Rettung der 66 ver mißten. Revolution mit Glacehandschuhen Höfliche und königstrene Umstürzler — Landstraßen dürfen nicht gebaut werden — Volksleben auf dem Wasser — Chinesen find unerwünscht Von Ludwig Nun hat auch Siam seine Revolution gehabt. Sie ist freilich ein wenig anders verlaufen, als wir Europäer uns gemeinhin einen solchen Umsturz denken. Man hat den König und seine Königin in den Thronsaal des Schlosses Huahin ge beten und ihnen dort Zeit und Gelegeicheit gegeben, darüber nachzudenken, ob die Majestäten mit der Erklärung der kon stitutionellen Monarchie einverstanden waren. Das Herrscher paar wurde mit äußerster Hochachtung behandelt, förmlich mit Glacehandschuhen angefaßt, und nun fitzt es wieder auf seinem Thron, mit der einzigen Einschränkung, daß seine Majestät Prajadhipok mit der Bildung einer Volksvertretung einverstanden ist. Sonst kann in Siam >o ziemlich alles bleiben, ivie es war. Die Siamesen haben sich — was auch aus der sanften Be handlung hervorgeht, die sie Prajadhipok angedeihen ließen — niemals über ihren König zu beklage» brauchen Der Monarch ist zwar nach europäischen Begriffen mit sein, fast von Ohr zu Ohr reichenden Mund keine Schönheit, aber von durchaus europäisch-praktischem Geist beseelt und hat für die Ent wicklung seines Reiches viel getan. Eisenbahnen durchqueren das ganze Land, und man fährt in den siamesischen V-Zügen fast ebenso bequem wie in Ven deutschen. Mil der Zugs- gefchwindigkeit hat es freilich seinen kleinen Haken, denn im Inland kennt man keine Kohlen, und die Maschinen werden i mit Holz geheizt, sodaß die für ein V-Zugtempo erforderliche Anzahl Atmosphären nicht erzielt werden kann. Uebrigens erfreut sich die siamesische Staatsbahn einer Monopolstellung, wie sie keine andere Eisenbahn einnimmt. Der Generaldirektor ist ein königlicher Prinz und schaltet — oder schaltete bisher — als unumschränkter Herrscher, was seinem Unternehmen nur zugute kam. Er duldet reine Kon kurrenz in Gestalt von Straßen, die etwa von Kraftwagen befahren werden könnten. Dre Autostraßen, die in Bangkok ! beginnen, enden bald in irgend einem Reisfeld, denn der vrurzliche Generaldirektor sagt ganz richtig: „Wozu Auto- Haupt spielt sich ein großes Teil des Lebens der Siamesen ass dun Wasser ab. Bangkok selbst ist ja als das Venedig des Ostens bekannt wobei freilich der Vergleich insofern hinkt, als die siamesische Hauptstadt mindestens zehnmal so groß und verkehrsreicher ist und Hunderttausende von Manschen twrt ständig auf dem Wasser Hausen. Als moderner Staat verfügt Siam auch über eine mo derne Armee. Vor Jahren sah es einmal ans, als müßten schon deshalb Straßen gebaut werden, um Truppender- schieoungeu rasch vornehmen und die Grenze gegen Fran- zösisch-Hinterindien zu sichern. Aber dann sah man davon ab, oem etwaigen Angreifer Einmarschstraßen zur Verfügung zu stellen, uild an deren Stelle wurde eine Luftflotte geschaffen, die für ein verhältnismäßig kleines Voll wie die Siamesen bewunderungswürdig stark und leistungsfähig ist. Dadurch wurde Siam den französischen Nachbarn militärisch unbedingt überlegen und dessen eine Zeit bedrohlichen Gelüste nach sia mesischen Grenzgebieten haben merklich abgenvmmen. Dagegen hat Siam unter der absoluten Monarchie eine große Gefahr nicht erfolgreich bekämpfen können, nämlich die chinesische. Der Siamese ist ein ausgezeichneter Beamter, Soldat und Bauer, aber kein Kaufmann. So konnten bst geschäftstüchtigen Chinesen den gesamte« Handel an sich reiße«. Nun kommen aber in ihrem Gefolge immer mehr bolsche wistisch angehauchte Elemente nach Siam, und die Intelligenz sah diese Entwicklung mit Schrecken. Anscheinend wnnte die königliche Regierung keinen Wandel schaffen, denn der Ver such, Maßnahmen gegen die Chinesen zu ergreifen, wurde mit einem Streick beantwortet, der Bangkok tu wenigen Tag« ausgehungert hätte. Es sieht fast auS, als wäre die Chinesenfrage nicht ohne Einfluß auf die -Revolution mit Glacehandschuhen* gewesen und als wollten sich die Umstürzler durch die Schaffung «mes ParlamentS die Mittel geb« lassen, mu ans irgeud em, Weist gegen di« Fremdlinge vorzugeheo. sei, denn sie Habe den Boden für die Endlösung in Lausanne überhaupt erst bereitet. Man könne die Lö sung von Lausanne im großen Ganzen als fair be zeichnen. Außenpolitisch sei damit der Weg fretgegeben für einen wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands. Der Vorwärts" schreibt, Herr von Papen, der nach Lausanne gefahren war, um für die Politik der , nationalen Konzentration" einen Steg zu erfechten, ist mit einem schönen Erfolg der GrfüllungSpolitik heim gekehrt. Lausanne sollte eine Wegscheide sein. ES ist aber ein Meilenstein geworden an der langen und be schwerlichen Straße, die in Versailles beginnt, über London nach Locarno und dem Haag führt, und an der die Grabmäler Erzbergers und RathenauS stehen. In Lausanne hat die Verständigungspolitik über den Unverstand gesiegt. Die deutsche Sozialdemokratie wird — unbeschadet ihrer schärfsten Opposition gegen das Kabinett der Hitlerbarone — das Ergebnis der Kon ferenz von Lausanne objektiv würdigen. Die »Deutsche Allgemeine Zeitung" nennt daS Ergebnis von Lausanne unbefriedigend. W hat sich gezeigt, daß trotz der furchtbaren Lehren der Wirt schaftskrise die Welt auch heute nach ,14 Jahren Zer störung durch das Diktat von Versailles noch nicht reif sei für wirklich durchgreifende Lösungen im Geiste eines wirklichen Friedens. Reichskanzler von Papen Habs sich in Lausanne im großen und ganzen gut ge schlagen. c Der „Lokalanzeiger" führt aus, Deutschland habe etwas gewonnen, dvs man nicht! Kein nennen solle: die Auslöschung der Tribuizahlungen. Mer sie habe sehr hoch dafür bezahlt. Statt eines großen Werkes, dessen Schwung mitreißen sollte nach der vertanen Zett der bösen 13 Jahre — unter der dis Welt leidet —, wurde ein Teilstück geliefert. Wer die Lage in Lausanne sah, kann die Unterschrift nicht verstehen, so sehr man den Blick auf die Schwierigkeiten unserer deutschen Wirtschaft begreifen kann. Vom natio nalen Standpunkt gab es und gibt es nur dieses eine Wort: Wir durften nichts mehr zahlen, gar nichts. Die „Tägliche Rundschau" bezeichnet den Ausgang von Lausanne als „schlechthin verhängnisvoll und katastro phal" für Deutschland und ist der Ueberzeugung, daß der Reichspräsident die Nachgiebigkeit des Kanzlers lediglich mit seiner-Entlassung bea n tw orten müsse.