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Nr. 1L7 Luer Lageblatt und Anzeiger Mr aa» Erzgebirge. vonner«tag, den 7. Ault 1VS2 Der Aufmarsch äer Parteien Nationalsoziallftilche Parade in Machen Vorbeimarsch der nationalsozialistischen SS. und SA. an dem Führer Adolf Hitler (links.. Nachdem durch die letzte Notverordnung das Unisoformverbot auch in Bayern aufgehoben wor den ist, veranstalteten die Nationalsozialisten in München einen großen Demonstrations-Auf- marsch vor dem Führer Adolf Hitler. Bekanntlich war Bayern da« erste deutsche Land, das ein allgemeines Unisormverbot ausgesprochen hatte. Sie Eilerae Front demonstriert im Berliner Lustgarten Blick auf die Massenkundgebung vor dem Dom. — Oben rechts: Der sozialdemokratische Reichs tagsabgeordnete Wilhelm Dittmann bei seiner Artsprache. Im Berliner Lustgarten veranstaltete die Eiserne Front eine stark besuchte Kundgebung, in der die Redner den entschlossenen Kampfeswillen der Linksparteien zum Ausdruck brachten. verbot der „Kölnischen Bolkzeitung" ans drei Tage Leipzig, 5. Juli. Das Verbot der „Kölnischen Volkszeitung" ist, wie der Reichsgerichtsdienst des WTB. erfährt, heute vom 4. Strafsenat des Reichsgerichts für zu lässig erklärt worden, jedoch nur für die Dauer von drei Tagen, weil eine dem Verbot zugrundegelegte nicht un wesentliche Behauptung des Artikels vom Gericht anders ausgelegt ist. Es ist Gefährdung der außenpolitischen In teressen sowie eine Verächtlichmachung des Reichskanzlers angenommen worden. Zeitungsverbot Frankfurt a. M., 6. Juli. DaS sozialdemokra tische Frankfurter Parteiorgan, die „Volksstimme", ist vom Oberpräsidenten von Hessen-Nassau auf die Dauer von fünf Tagen verboten worden. Das Verbot stützt sich auf einen Artikel der „Volksstimme": „Nationale Würdelosig keit in Lausanne", in dem eine Verächtlichmachung der Reichsregierung und des Reichspräsidenten erblickt wird. Erhöhung der indirekten Steuern im Saargebiet Saarbrücken, 5. Juli. Die v om Plenum «des Landesrates einstimmig abgelehnte Verordnung der Regie- rungskommission über eine Erhöhung der indirekten Steuern ist noch am gleichen Tage von der Regierungskommission mit Wirkung vom 6. Juli ab in Kraft «gesetzt worden. Die Steuersätze erhöhen sich bei Branntwein um 20 und 25 Pro zent, bei Bier um 50 Prozent, bei Kolonialwaren, Wein, Tabakerzeugnissen um 100 Prozent. Neue Rüstungsausgaben der Schweiz Bern, 5. Juli. Der Ständerat hat heute einen Be trag von 18,5 Millionen Schweizer Franken für die An schaffung von Kriegsmaterial bewilligt. Von dieser Summe sollen auch Gasmasken für 1,3 Millionen Franken angeschafft werden. Politische Zusammenstiitze Düsseldorf, 5. Juli. Ein Angehöriger der Kom munistischen Partei wurde in der Nacht vom 4. zum 5. Juli überfallen und durch einen Stich in die Lunge schwer verletzt. Vier der Tat dringend verdächtige Perso- neu wurden festgenominen. Duisburg, 6. Juli. Am Dienstagabend kam es in verschiedenen Stadtteilen zu Schlägereien zwischen Na- tionalsozialisten und politisch Andersdenkenden. Fünf Personen wurden durch Steinwürfe und Schüsse verletzt, davon drei so schwer, daß sie dem Krankenhaus zugeführt werden mußten. Von den insgesamt 26 Festgenommenen wurden fünf in Haft behalten. Köslin. Nach einem kommunistischen Umzug kam es gestern abend zwischen den Teilnehmern und National sozialisten zu einem blutigen Zusammenstoß. Mehrere schwerverletzte Kommunisten und Nationalsozialisten muß ten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Schüsse in Berlin Berlin, 6. Juli. Im Südosten Berlins wurde gestern abend bei einer politischen Auseinandersetzung ein unbeteiligter Schneidermeister durch einen Schuß in den Unterschenkel verletzt. In einem anderen Fall wurde eine Putzmacherin von einem Unbekannten, der vor einem natio nalsozialistischen Lokal stand, angeschossen. Mildes Urteil im Beamtenbank-Proreb Berlin, 5. Juli. Die große Hilfsstrafkammer des Landgerichts verurteilte den Kaufmann Alois Weber, den Direktor der 1929 mit einem Verlust von 9 Millionen Mk. zusammengebrochenen Bank für deutsche Beamte, zu 1 Jahr 1 Monat Gefängnis und 11000 Mark Geldstrafe, den Kaufmann Walter Tremnann zu 7 Monaten Gefängnis, den Makler Egon von Buchwald zu 9 Monaten Gefängnis und den Kunstmaler und ungarischen Professor Jacques Kend« -u 2 Monaten Gefängnis. Schwere Schießerei nach der Beisetzung des Jungvolk führers Gerhardt Zeitz. Die Beisetzungsfeierlichkeiten für den an den Folgen einer politischen Messerstecherei verstorbenen An gehörigen der NSDAP. Gerhardt (Zeitz) verliefen ohne Störung. Gegen 1 Uhr nachts kam es dann aber in Nas- berg zu einer schweren Schlägerei und Schießerei zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. In der Steintor vorstadt gingen die Kommunisten zum Angriff gegen die einschreitenden Polizeibeamten vor. Zwei Personen wur den schwer, vier leichter verletzt. 47 Mann wurden zwangs gestellt. Unter Einsatz eines Kommandos der Schutzpolizei aus Weißenfels wurde schließlich die Ruhe wieder herge stellt. Barrikadenbauer vor Gericht Berlin, 5. Juli. DaS Schnellgericht Berlin- Mitte verurteilte heute den 20jährigen Arbeiter Schä fer wegen Aufruhrs zu einem Jahr Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Der Angeklagte hatte am 23. Juni bei den Unruhen in Moabit bet den Barrikadenbauten in der Berlichtnger Straße teil genommen und war von drei Beamten an seinem leuch tend roten Hemd, das er bei Begehung der Tat trug, erkannt wurden. Ein zweiter Angeklagter wurde we gen Mangel an Beweisen freigesprochen. Streik auf dem Berliner Viehhos Berlin, 5. Juli. Hier sind die Engros-Schlächter zum Protest gegen die Schlachtsteuer in den Streik getreten. Von etwa 600 Großschlächtern erschienen heute nur fünf oder sechs auf dem städtischen Schlachthof. Der Austrieb war ganz minimal. Der ehemalige Kaiser Schutzherr des Nationalen Deutschen Automobilklubs Berlin, 4. Juli. In einer von verschiedenen Blättern veröffentlichten Verlautbarung gibt der Prä sident des Nationalen Deutschen Automobilklubs, Her zog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha be kannt, daß er mit einmütiger Zustimmung von Prä sidium, Senat und Körperschaftsverbänden die Schutz herrschaft über den Nationalen Deutschen Automobil klub dem ehemaligen Kaiser angetragen, und daß die ser die Schutzherrschaft angenommen habe. Vmetz um Mers KaiserW-Rechnnng Berlin, 5. Juli. In dem Prozeß der „Welt am Montag", die Hitler, Goebbels und Ahrens, den Heraus geber ttnes in Hamburg verbreiteten Flugblattes, wegen des Vorwurfs der Lüge verklagt hatte, wurde am Dienstag vor dem Landgericht I Berlin verhandelt. Die „Welt am Montag" hatte Anfang April d. I. eine Rechnung des Hotels „Kaiserhof" veröffentlicht, die für einen Aufent halt von zehn Tagen für 12 Zimmer nebst Frühstück usw. 4048 RM forderte. Die „Welt am Montag" hatte diesen Aufwand von Hitler und feine» engsten Stabe» in Anlehnung an ein nationalsozialistisches Schlagwort als „orientalische Prasserei" bezeichnet. In der gesam ten nationalsozialistischen Presse erschienen kurz nach Veröffentlichung dieser Kaisevhof-Rechnung durch die „Welt am Montag" Erklärungen Hitler» und seiner Rechtsanwälte, die die Mitteilungen der ,Melt am Montag" al» schamlose Lüge bezeichneten. E» wurde ferner eine eidesstattliche Versicherung Hitlers im Wortlaut abgedruckt, in der die Rechnung al» eine Fäl schung bezeichnet wurde. Da nach einigen Wochen die angekündigte Klage der „Welt am Montag" noch nicht zugegangen war. «hatte diese ihrerseits gegen Hitler al» Herausgeber de» „Völkischen Beobachter»", Goebbels al» Herausgeber des „Angriff»" und Ähren» al» Her ausgeber eines nationalsozialistischen Flugblatt» «ine UnterlassungSklage angestrengt und verlangt, daß der Vorwurf der Lüge gegen die „Welt am Montag" nicht erhoben iWrden dürfe. An der Verhandlung waren die Beklagten Hitler, Goebbels und MhrenS durch Rechtsanwalt Dr. Zarnack vertreten. Den Borwurf der Fälschung gegen die „Welt am Montag" hielt Dr. Zarnack aufrecht. Sie habe nicht da» Original, sondern ein Duplikat der Rechnung veröffentlicht, und das sei eine Fälschung. Die dem Nürnberger Gericht abge gebene eidesstattliche Versicherung Hitler» fei von des sen Adjutanten Wilhelm Brückner Hitler zur Unterschrift während seines Deutschlandfluges vorgelegt worden. Bevor er unterzeichnete, habe Hitler seinen Adjutanten gefragt: „Wenn Du da» mit Deinem Namen deckst, dann unterschreibe ich." Der Adjutant Brückner habe bejaht und Hitler hätte daraufhin im Vertrauen auf Brückner unterschrieben. Diese eidesstattliche Versiche rung Hitlers sei jetzt Gegenstand einer Strafanzeige, die die „Welt am Montag" gegen ihn in Nürnberg er stattet habe. Um die umstrittene Orinalrechnung zu beschaffen, wurde die Verhandlung vertagt. Rund unr die Welt WM Sklarek hat das Urteil angenommen Berlin, 5. Juli. Willi Sklarek Hai die gegen seine Verurteilung zu 4 Jahren Zuchthaus angemeldete Revision zurückgenommen und erklärt, daß er -das Urteil annimntt. Das Urteil ist damit rechtskräftig geworden. Grauenhaftes Verbrechen an einer Fünfjährigen Berlin, 5. Juli. Der 28jährige Arbeiter Ernst Küßner aus Hennigsdorf lockte heute daS Kind seiner Nach barn, ein fünfjähriges Mädchen, in seine Wohnung, wo er die Kleine bestialisch ermordete, nachdem er sich zuvor an ihr vergangen hatte. Küßner, der schon mehrmals wegen Sittlichkeitsverbrechens bestraft ist und erst vor 8 Monaten aus dem Gefängnis kam, stellte sich selbst der Polizei. Die grauenhafte Tat dürfte er unter dem Einfluß von Alkohol begangen haben. Das Befinden der Leiden geretteten Australienflieger Wyndham, 6. Juli. Klausmann, der eine der beiden glücklich geretteten deutschen Australienflieger, befin- det sich im hiesigen Krankenhaus, während sein Gefährte Bertram wieder wohlauf ist. Beide Flieger wurden hier bei ihrer Ankunft herzlich begrüßt. Amerikanischer Start zu einem Rekordflug um die Welt Neuyork, 5. Juli. Die beiden Amerikaner Jimmy Matteam und Nennet Griffin sind heute morgen 4 Uhr mit ihrem Flugzeug nach Harbour Grace gestartet, um den Rekord für den Flug um die Welt zu brechen. Die Route führt über Irland und Deutschland. Erstes Ziel Berlin Harbour Grace, 6. Juli. Die amerikanischen Flieger Mattern und Griffin hatten bei ihrem Start zum Fluge rund um die Welt eins Brennstoffmenge am Bord, die für 25 Stunden ausreicht. Ihr Ziel ist zunächst Ber lin. Sie wollen dann über Moskau und Nowosibirsk wei- terfltegen. E» gibt noch Menschenfresser Noch immer Kannibalismus im Kongogebiet Leopoldville, 4. Juli. Trotz der strengen Ge setze zur Unterdrückung de» Kannibalismus ist eS nicht gelungen, in den Gebieten de» Kongo-Walde» die Men schenfresserei vollständig auszurotten. Die Behörden mutzten erst dieser Tage wieder zwei Eingeborenen in Jrumu, nahe der Grenze von Uganda, den Prozeß machen, die dieses Verbrechen begangen haben. Sie wurden zum Tode durch den Strang verurteilt und öffentlich exekutiert. o Inserieren bringt Gewinn!