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»sllags zu Sk. LSI d<» Ku« LaMattl und ßlnzs»-««» für da» »rzgebtr-«. Dormnstag, dm SO. Juni ISS» Der Wandel des musikalischen Stils und die Männerchöre von Albert König, Zschorlau Da» Frankfurter Gängerftst steht vor der Tür. Der Lhormustk wendet sich wieder da- Interesse von Hundert tausenden zu. Wir stehen in einer Wende des musikalischen Geschmackes. Diese» Bewußtsein ist immerhin schon bet vielen vorhanden, «» gilt aber, anhaltend auf das Proble matische in unserer Lhormusik aufmerksam zu machen. In andere Zetten müssen andere Menschen wachsen. Es ist nicht leicht, neuer Gedankengut nach seinem Werte zu messen, wenn die Distanz fehlt, die ein gerechtes Urteil erst ermöglicht. Aber wir wollen in dem Strudel entgegenge setzter Strömungen die Tatsachen konstatieren, die erkenn bar sind. Kein Gesangverein, kein Musikkörper kann darum kommen, sich über den Wandel des musikalischen Geschmacks zu orientieren. Typisch für den Wandel einer Kunstepoche ist das Protestbedürfnis des Künstlers gegen die herkömmlichen Überlieferungen. Mir den musikalischen Neuerer unserer Zett gilt diese Tatsache besonders. Hinter uns liegt wie ein verlorenes Paradies das Jahrhundert der Romantik mit ihren Nebenströmungen im Impressionismus und Naturalismus. ES ist die Wett von Schubert, Schumann, Wagner, BrahmS, Bruckner, Richard Strauß. Die Wag- nersche Oper als Festspiel war die Repräsentation einer erstarkten Kultur. Musikfeste großen Ausmaßes, Konzert säle für Tausende von Zuhörern sind die Symptome für den artistischen Charakter der Musik um die Jahrhundertwende. Der Virtuose, der berühmte Dirigent wird bejubelt. Der Apparat der Wiedergabe steigert sich bis zur Sinfonie der Tausend. DaS Ringen nach musikalischem Ausdruck zeitigt neue Klangzusammenstellungen, glitzernde Nuancen in den Tonfarben; eS führt zur Nebersteigerung der Mittel. Mit StraußenS naturalistischer Opernmusik findet dieses Suchen nach neuen Klangmischungen ihren Abschluß. Nun setzen die Strömungen gegen daS romantische Kunstprinzip in verstärktem Maße ein. Eine neue Epoche, überdrüssig des ewig sich wiederholenden KlangerlebnisseS, überdrüssig der Musik fürs Gemüt, ringt nach musikalischer Gestattung. In der Volksmusik, in den Kreisen der Jugendbewegung wirkt der Protest, Kunst als Mittel zum Ausdruck persön licher Gefühle zu gebrauchen, auf vokalem Gebiete am an schaulichsten. Nicht das persönliche Triebleben dürfe Gegenstand der Komposition sein. Die Musik sei in der romantischen Epoche von Menschen unterjocht worden. Der Komponist habe nicht wie bisher als Stratege Harmonien und Melodien hin- und herzukommandieren, um Stim mungen zu erzeugen und Gefühle zu befriedigen. Die Gefühlsregung des einzelnen Menschen wird .als für die Allgemeinheit gleichgültig erachtet. Daraus erklärt sich die spöttelnde Kritik gegenüber der Männerchorbewegung. Man hat kein Verständnis für Lieder in Abenddämmerscheinromantik, lehnt Chorlieder ab, die persönliche Gefühlswelt ausdrücken wollen. Musik hat nicht den Zweck, als Kunstbetätigung auf das Gefühl zu wirken. Man ist der ewigen Harmonieseligkeit müde. Har- monteverbundenheit erschwert nur den Eingang neuer Musik. Was ist natürlicher als die Wendung zur Poliphonie. In der Kunstmusik wirkt sich das Niederreißen dessen, waS bisher Geltung hatte, noch viel krasser aus. Verneinung aller gesetzmäßigen Folge von Harmonien, Auflösung der diatonischen Beziehungen der Töne zueinander, Brechung der Herrschaft aller rhythmischen Gewöhnung! Abwehr, Parodie, Verneinung aller hergebrachten Begriffe steigert sich zum bewußten Ntedetauchen ins Platte, Gewöhnliche. Diesem Tiefpunkt der Entwicklungskurve folgt, wie wir zu erkennen in der Lage sind, ein Aufsteigen der Kurve zur Bejahung eine» neuen Kunst- Prinzip». Nur ein Name sei genannt: Hindemith. Freilich ist die neue Epoche, in die die Musik als -Kunst hinüber- aleitet, noch nicht eindeutig zu charakterisieren. Ihre Typtk ist noch nicht klar, aber als positives Ergebnis können wir den konstruktiven Willen, das Bedürfnis nach Form gebung, nach Gliederung analog dem Stile Bachs, Beet hovens buchen. Die Volksmusik zeigt eine ähnliche Wendung zu neuer musikalischer Form. Die Notwendigkeit, singbare Musik zu schaffen, verbietet die Verneinung aller harmonischen und diatonischen Be ziehungen der Töne. Die Volksmusik greift zur linearen Kunst. Sie legt den Wert auf die Herrschaft der Melodie, billigt im Chorgesang jeder Stimme Gleichberechtigung und melodischen Ablauf zu und mißbraucht sie nicht zur har- manischen Untermalung. Die Poliphonie bietet dem dra matischen Ausdruck weit weniger Möglichkeiten als der harmonische Satz. Sie ist mitleidlos unsentimental. Sie hat aber, so sagt man, jene Kunstwerke Bachs geschaffen, welche die im Rausch hingeworfenen Schöpfungen kampflos überdauern. Die poliphone Chormufik des 16. und 17. Jahrhunderts wird wieder lebendig. Diese Lieber werden nicht aus rein historischem Interesse gesungen, man glaubt vielmehr, sie entsprächen der Haltung unserer Zeit eher als das Liedgut des 19. Jahrhunderts. An dieser Stelle verdient ein Wecker und Rufer mit Namen genannt zu werden: Fritz Jöde, der Motor im musika lischen Betriebe der Jugendbewegung. Freilich drängt die Abkehr von dem Musikbetrteb der als überwunden ange sehenen Epoche die Jugendbewegung auch zur Abkehr von ven gewohnten Stätten der Betätigung: aus dem Konzert saal. Nicht Sinfonie der Tausend, sondern häusliches Musizieren, -Singen im intimen Kreis, unter Gleichgesinn ten fern vom Konzertsaal l Konzertiererei sei wahrer Mu sik zuwider. Musik dürfe nicht verkauft werden. Für die Männerchöro können wir jedoch dem Konzert seine Berechtigung nicht absprechen. Wenn auch gewiß daS Uebungszimmer die wahre Pflegestätte für den Verein ist, so darf jedoch auf den Konzertsaal nicht verzichtet werden. Wie schon angedeutet, drängt daS Bedürfnis nach poliphoner Musik zunächst nach dem Liedgut des 16., 17. Jahrhunderts, der Blütezeit der Poliphonie. Da cm neuen Vokalkompositionen in linearem Stil noch ManM ist, scheint' dieser Rückgriff begreiflich. Originalmelodien -werden aus gegraben. Die Originalste Mer Meiste, wie Eckard, Isaak, PrätoriuS, Bach, Schein, Schütz erschei nen in neuesten Ausgaben. Fritz Jöde hat in seinem sechsbändigen -Chorbuch" eine ganz prächtige Fundgrube drei und mehrstimmiger Werke gebracht. Daneben ist man eifrig um Neubearbeitung älterer Wolksmelodien bemüht. Walter Retn^ Armin Knab, Ludwig Weber wenden in lich ten dreistimmigen Sätzen die Poliphonie an. Die Kanon form erfreut sich regsten Interesses. Kanonsamm lungen als Uebungsmaterial und'Vorbereitungsstoff für poliphoneS Singen werden den Männerchören in die Hand gegeben. Lendvai als einer der bekanntesten Kompo nisten schafft ganz neue Chorwerke; eine Fülle wertvoller Kompositionen von ihm liegt vor. Er leitet nach der er schließenden Periode die gestaltende, produzierende ein. DaS ist daS Wertvolle an ihm. Als neues Chorbuch für die Hand der Männerchöre ist LaS Lobedasingebuch zu erwähnen. Es hat große Be- achtung gefunden. Der Will«, dem lebenden Schaffenden, dem zeitgenössischen Komponisten gerecht zu werden, ihn im Ringen um musikalisch« Probleme und um neu« Gestal tung musikalischer Werte zu unterstützen, ist allgemein. Bon den Darbietungen zum Sängerfest in Frankfurt sind drei Viertel -aller Chorwerke Kompositionen von Lebenden. Di« Namen der führenden modernen Komponisten alle zu nen nen ist nicht möglich; tatsächlich muß auch erst die Zeit Richter darüber sein, ob der oder jener Name benehm oder vergehen soll. Aber eines Mannes soll noch gedacht sein: KaunS !, eines überaus produktiven und vtelgesungenen Künstlers, den der Tod erst kürzlich wegraffte. Er soll un» Anlaß sein, Stellung zu der Frage zu nehmen: poliphone oder harmonische Musik? Kann selbst lehnt diese Frage als falsch ab. Er will jede Satztechntr angewendet wissen, jede dort, wo sie «m Platze ist. Mir scheint diese Stellung die richtige auch für den Chormeister zu sein. AuS der Erkenntnis heraus, daß jede Epoche künstlerische Werke nach ihrem eigenen Gestaltungs willen formt, werden wir auch fernerhin Freunde guter harmonischer, romantischer Musik bleiben. Dazu veranlaßt uns noch ein anderes: auch die Romantik hat wie die Klassik überragende Schöpfungen hervovgebracht, die Ewigkeitswert haben werden, denen werden die Männer- chöre dienen, soweit es in ihren Kräften steht. Zum ande- ren -bindet uns nicht nur historisches Interesse an daS Musikgut der romantischen Aera, sondern die Empfindung-, wett deS Menschen unserer Zeit, der in romantischen Wesen heiten noch „befangen" ist und gefühlsbetonte Regungen auch den kommenden Geschlechtern vererben wird. Das Volkslied, dessen Pflege wir uns im Männerchor angelegen sein lassen, ist weder durch homophonen noch poliphonen Satz volkS- läufig geworden, sondern durch seine Melodie. Wenden wir uns also gegen den Glaube an die Alleinseligmachung poliphoner Musik, so wollen -wir doch der Kraft, die dem linearen Satz innewohnt, gern nachspüren. Die Befreiung, deren sich vor allem die Unterstimmen erfreuen können, ist recht zu begrüßen. Wir schätzen den zu Selbständigkeit und Selbstbehauptung erziehenden poliphonen Satz, wir entziehen uns nicht der Pflicht, sondern haben daS Bedürf. niS, den ungewohnten -Gang moderner einfacher Chor musik zu beschreiten und -wissen, d-asi der für tot gilt, der von der Umwelt nichts hört, neues Leben auf musikalischem Boden nicht fühlt und der Umwertung und Umgestaltung , musikalischer Mittel verständnislos gegenü-bersteht. Run-sunk-programm für Vonnerstag KönigSkvusterhausen Welle 16SS) 06.20 ca.: Konzert. 09.00 Schulfunk. In einer köl nischen Alt-Bierbrauerei. 12.00 Wetter für die Landwirt schaft. Anschl.: Bekannte Opernmelodien. Anschl.: Wet ter (Wiederholung). 14.00 Konzert. 15.00 Der kleine Lindenflieger. 15.45 Praktische Winke für die große Wäsche. 16.00 Gegenwartsprobleme im französischen Btl- dungswesen. 16.30 Konzert. 17.30 Die Kulturgeschichte des Danzes. 18.00 Moderne Violinpädagogik. 18.30 Spanisch für Fortgeschrittene. 18.55 Wetter für die Land wirtschaft. 19.00 Das kollektive Kind. 19.20 Die prak tische Bedeutung der Buchführung für den bäuerlichen Landwirt. 19.35 Die Wunderwelt der Strahlen. An schl.: Wetter (Wiederholung). 20.00 „Der Freischütz". In einer Pause: Tages- und Sportnachrichten. Anschl.: Wetter-, Dages- und Sportnachrichten. Anschl. bis 00.30: Tanzmusik. Leipzig WM «v) 06.15 Frühkonzert. 09.00 Schulfunk. In einer kölni schen Alt-Bierbrauerei. 12.00 Opernduette und Ensembles. 13.15 Für Herz und -Gemüt. 14.00 Versicherung oder Fürsorge für die Arbeitslosen? 14.30 -Filme der Woche. 16.00 Nachmittagskonzert. 18.00 Hautbräunung und -Sommersprossen. 18.30 Spanisch. 18.50 Arbeiterfrei zeiten. 19.30 Gustav Mahler und sein Werk. 20.00 „Sin fonie der Tausend." -22.05 Nachrichten. Danach Funk stille. Das Opfer der Spenderin Ein -Roman aus dem Loben erzählt von ErnstHerbortPetri DaS arme Mädchen konnte jedem leid tun. ES war zweifellos ein kleines Genie in semem Fach und hatte doch keine Möglichkeit, seine praktischen und theoretischen Kennt- nisse zu verwerten. Denn der Aermsten fehlte das Geld, und oyne Betriebskapital kann man selbst im Paradies aller Schneiderinnen, rn Paris, kein Modenatelier gründen. So mußte die Arme — Fournier war ihr Name — weiterhin Frondienst in einem großen Modehaus leisten, und der Jammer dieser Welt lastete schwer auf ihrem Gemüt. Dann kam aber plötzlich die Erfüllung des sehnsüchtigen Wunsches. Eine Kundin ließ sich eines Tages in ein Gespräch mit der Dame Fournier ein und erfuhr bald deren Herzens wunsch. „Aber, meine Liebe", sagte die Freundliche erfria, -Ihnen kann ohne weitere« geholfen werden. Die Sach« ist doch sehr einfach. Ich schieße Ihnen daS nötige Geld vor, laufe die etsorderluhe EüÄchüwg, mW Sie könne» an fangen.* „Aber wie soll ich das wieder gutmachen?* „Ebenso einfach. Sie liefern rmrfürdaö Geld Kleider. Sie werden mich natürlich ei» wenig bevorzugen. Sie liefern mir, WaS ich brauche, und wir verrechnen das später.*' Lin günstigeres Angebot konnte sich die kleine Schneidert» nicht denken, und zwei Wochen später war sie die strahlende Besitzerin eines eigenen „SalonS . Die Wohltäterin stellte sich als erste Kundin ein. Sie hatte den ganzen Kopf voller neuer Modelle, die sie nun aus- geführt zu sehen wünschte. Hier ein Abendkleid, über da» ganz Paris reden sollte, dort ein Kostüm für die in drei Tagen stattfindenden Rennen vou BincenneS. Dann wieder ein Teerleid, einen Straudanzug. Der kleinen Schneiderin war eS im Anfang recht. We hatte ja noch genug von dem geliehenen Geld behalten, um ein paar Wochen leben zu können. Und wen» die Kundin dafür sorgte, daß der Name Fournier t» Part» bald bekannt wurde, dann würde« sich die Käuferinnen von sübst etnstvden. Da» glückliche Mädchen rechnet« nicht stcksch. Ne« Kun dinnen stellten sich ein. Aber fie konnten nicht bedient werden, hmtz JeaWw Apmm ler hafte keim für ste. Tag und Nacht mußt« sie jetzt arbeiten, um den Wünschen ihrer GUtuötgert», ihrer WohltSterts, etuwermatzen gerecht werde» zu könne». Rütz genug daran, daß diese mindestens jeden zweiten Tag ein neues Kleid verkmgw, forderte üe immer neue Aenderrmgeu, und tagsüber war sie kaum anderswo zu finden als im Atelier ihrer unglücklichen Schutzbefohlenen. Sie schien vo« einer wahren Manie gepackt zu fein, freute sich wie ein Kind, wenn sie prunken konnte: „Meme Schnei derin ist nur für mich da." Lerder ging das auf dir Dauer uirtz gut. Eine» Tage» hatte die arme Schneiderin den letzte» Centimes ausgegeben und nichts mehr zum Leben. Da waate sie aufzumucken: ,Lch habe meine ganzen Schulden abgezahlt und bitte, mir einen Vorschuß auf diese Rechnung hier zahlen-» wolle»." Die Wohltäterin fiel auS EU Wolken: „Uumögüchl Mir könne» Sie solche Preise nütz berechne». Jchbabe noch ein große» Guthaben bet Jtz-eu. Arbeite» SW weLÄ Wir sprechen später Wer alle»." Wer läßt sich auf später vertröste», wen» « schon halb verhungert sst? Die kleine Schueiderkkeß sich von der Per- zweifluua packen, und <ÜS me -Wohltäterin" am nächsten Mor^oeu „Salon" wie Üblich aussuche» wollt«, fand fie dar Nest leer. DaS arme Mädchen war in Nacht und Nebel mit den wichtigsten Einrichtungsgegenstände«, vor allem mit der Nähmaschine auSgerückt. Ob soviel Undankbarkeit empfand die Wohltäterin leb hafteste Empörung, und sie alarmierte die Polizei. Irgend wo in Südfrankretch, wohin sich die arme kleine Schneiderin Mit der Nähmaschine geflüchtet hatte, wurde Jeanne Fournier entdeckt. Man schleifte sie nach Paris, mw al» rächender Bor 2V Jahren wurde die erste deutsche Gebirgsbahn eröffnet Blick durch einen Felstunnel auf die Wendelstein-Bahn und das herrliche Alpenpanorama. Die erste deutsch« Gebirgsbahn, di« von dem bayrisch«« Städtchen Brannenburg (bei Rosenheim) auf den 18« m hohen Wendelstein führt, kam auf «in LHSHrig«» vssietzii zurückbltcken. Die Fahrt aus der Li« »u «i Srad anst»ig<«ch«n Stwck« bietet in übwechslungDmicher Füll« AlpenPanora»«« von erschütternde« Swtzaüigkft.