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Ks. 1»1 »tue lageblau uno An-elg« für da« Grz-ev»-«. Donnerstag, den SV. Juut Fraekreich eulm-t »»> Literreich cherutiee Pari», 28. Junt. Der Sond«rberichterfiatter de» Matin" in Lausanne bestätigt, daß Ministerpräsident Her- .riot dem österreichischen Bundeskanzler Dollfuß gestern nur die grundsätzliche Zustimmung der französischen Re gierung zur Beteiligung an der Stützungsanirihe für Oesterreich Überbracht habe. Herri al hab« dargelegt, daß aber noch nichts al- abgeschlossen zu gelten habe, weder hinsichtlich des Anleihebetrages und der Anleihedauer noch hinsichtlich der politischen und finanziellen Garantien, di« Oesterreich geben müsse. Der Vorsitzende des Finanz komitees, der Schweizer BundeSrat Muiy, sei gestern offi ziell von dem Beschluß der französischen Regierung in Kenntnis gesetzt worden. Seine Aufgabe sei nunmehr, von Oesterreich die erforderlichen Garantien zu erhalten. (Diese Garantien bestehen bekanntlich in dec Hauptsache darin, daß Oesterreich eine formelle Erklärung gegen den Anschluß ausspricht und einer Kontrolle Über seine Finanz gebarung zustimmt.) «eichsrat genehmigt Reichsetat Berlin, 28. Juni. Der Reichsrat genehmigte in seiner heutigen Vollsitzung den RetchShaushaltplan für 1932. Generalberichterstatter Ministerialdirektor Dr. Brecht wies darauf hin, daß der Fehlbetrag aller Vorjahre jetzt mit insgesamt 1690 MM. RM au»g«wte- sen werde. Die fundierte Reichsschuld habe am 31. März d. I. 10,4 Milliarden RM betragen. Hinzu kämen 1,7 Milliarden RM schwebende Schulden. Wei tere große Schulden in MtlliardenWhe habe das Reich außerdem an die Länder. Rundfunkrede Franz Seldte» Berlin, 28. Juni. Der Gründer und erste Bun desführer des Stahlhelms, Franz Seldte, sprach heute im Berliner Rundfunk über den Stahlhelm und sein Wollen für Staat und Volk. Der Vortrag wurde von fast allen deutschen Sendern übernommen. — Der Stahlhelm, be tonte Seldte, hat von der ersten Stunde an den u.nnorali- schen Versailler Vertrag bekämpft und wird ihn bekämpfen, solange er besteht. Wer aber die Freiheit für sein Vater land erkämpfen will, muß selbst frei sein. Darum mußte der Bund frei sein von allen anderen Einflüssen und Mäch ten, mußte nur eigene Führer, nur eigene Gelder, nur eigene Menschen haben. Das wurde in jahrelanger kame radschaftlicher Arbeit erreicht. Alle Führung geschieht nur ehrenamtlich und unbezahlt. Kameradschaft und Disziplin sind die Säulen unseres Bundes. Wir kämpfen für Deutsch lands Freiheit und wir ringen um unser Recht im Rate der anderen Nationen. Wir wollen nicht angreifen, wir wollen nur sichern, was uns gehört. Und wir müssen wiederhaben, was man uns freventlich genommen hat. Wir wollen keinen neuen Krieg, gerade weil wir Frontsol daten ihn in seinem Grauen bis zum letzten kennen. Doch rüst man uns zur Verteidigung des Vaterlandes, dann steht der Stahlhelmmann selbstverständlich jederzeit bereit. Wir lehnen die Kriegsschuldlüge und die unmoralischen KriegS- tributlasten als freie Männer ab. Wir bekämpfen die Ar beitslosigkeit und fordern als erstes die Arbeitsdienstpflicht als den ersten Grad der Abhilfe. Wir fordern ein gesundes, starkes Volk und darum Nahrungsfreiheit und Stählung der Geister und der Körper durch den Wehrsport. In dem Staat aber sehen wir nicht ein Wohlfahrtsinstitut, wie er jahrzehntelang als falsches Ideal in den Köpfen spukte, son dern das überpersönliche Gemetnschaftsgut der Nation an Lil» »» SschEI-e» «essreß I» Leb»« Blick auf di« Kindermess« Im Phvnixpark in Dublin, di« d«r päpstlich« Legat Kardinal Lauri an d«m eigen» errichteten Riesen- altar(link«)la». Hundert- tausend Kinder au, ganz Irland nahmen an der Mess« t«il. dem jeder Deutsche voll verantwortlich mitzuarbeiten und auszubauen hat. Aus diesem Gefühl heraus stehen wir auch der heutigen parlamentarischen Erscheinungsform deS politischen Lebens abweisend gegenüber. Aus diesen Be griffen heraus konnte der Stahlhelm sich niemals einer Partei verschreiben. Und wird es auch in Zukunft nicht können. Er arbeitet aber gern mit allen nationalen Par teien und Gruppen zusammen, die das gleiche Ziel haben. Politische Tumulte in Berlin j Berlin, 28. Juni. Nach Schluß einer Kundgebung der studentischen Korporationen im Lustgarten kam es heute in der Friedrichstraße zu scharfen Zusammenstößen. Die Polizei griff mit dem Gummiknüppel ein. Ein Poli- zeibeamter wurde durch Stockschläge verletzt. Größere Polizeiabteilungen mit Karabinern wurden eingesetzt, die systematisch die ganze Friedrichstraße freimachten. Zusammenstoß -wischen Polizei und Kohlenplünderern > DuiSburg-Hamborn, 28. Juni. Die Polizei mußte am Dienstagabend gegen mehrere Dutzend Kohlen-! Plünderer vorgehen, die von den Zechenhalden der Schacht anlage IV/VIII der Vereinigten Stahlwerke in Weiderich Kohlen wegzuschleppen versuchten. Das Ueberfallkom- mando wurde aus dem Hinterhalt beschossen und mußte das Feuer erwidern. ES wurden 50 Personen festgenom men. Ob unter den Kohlendieben sich Verwundete befin- den, konnte noch nicht festgestellt werden. Fünf Todesurteile in Moskau Moskau, 28. Juni. Nach sechstägiger Verhandlung ist ein Prozeß zu Ende gegangen, in dem 23 Angestellte der Moskauer Staatlichen Kleinhandelsgeschäfte, darunter der stellvertretende Leiter, an geklagt waren. Die Anklage lautete auf Waren- und Gelddiebstahl, ungesetzliche Preis erhöhung und Versorgung der Spekulanten mit Kon tingentsware. In fünf Monaten sollen die Angeklagten! den Staat um eine Million Rubel geschädigt haben. DaS Gericht verurteilte fünf Angeklagte zum Tode durch Erschießen. Sieben weitere Angeklagte erhielten zehn, die übrigen drei bis fünf Jahre Gefängnis. Keine Einigung in Lausanne? Auf der Lausanner Reparations-Konferenz scheint man un einiger denn je zu sein. Deutschland verlangt mit Recht eine völlige Streichung der Schulden, während Frankreich eine ganz hübsche „Schlußzahlung" fordert. Vergeblich versucht Mac Donald als Mittelsmann einen Ausgleich zwischen den ent gegengesetzten Standpunkten zu finden. Die Friedhofsschander von Dessau: Zwei Knaben Dessau, 28. Juni. Die Polizei hat zwei der an den Friedhofsschandungen Beteiligten gefaßt. Es handelt sich um zwei Schüler im Alter von 11 und 12 Jahren. Sie Rund um die Wett geben die Tat zu, wollen aber von einem größeren Burschen angeführt Wochen sein. Hochbauten ans Zellstoff. Brand Im Vpernhaus in Hannover Hannover, 28. Juni. Heute nachmittag brach aus bisher noch unbekannter Ursache in der Herren garderobe des städtischen Opernhauses ein . großer Brand aus, der sich rasch ausbreitete und den südlichen Teil des Gebäudes in mächtige Rauchwolken hüllt«. Die sofort alarmierte Feuerwehr machte sich mit einem großen Aufgebot an die Bekämpfung de» Brande», der zurzeit noch andauert. Hannover, 28. Juni. Der Brand im Opern haus konnte erst nach etwa zweistündigen Bemühungen der Feuerwehr niedergekämpft werden, da man nur mit schweren Gasschutzgeräten an den Brandherd heran kommen konnte. Drei Feuerwehrleute zogen sich schwere Rauchvergiftungen zu. Sin Teil der Garde robenräume ist au-gebrannt. Schätzungsweise ist «in Fünftel der Garderobe verloren gegangen. Neber die Entstehungsursache läßt sich noch nicht- Genau«» sagen. Eratzfener bei Lear«« an der Eide Lenzen, 28. Juni. Mm Dienstag morgen ge gen 6 Uhr entstand in der Ortschaft Moor bei Lenzen ein verheerendes Großfeuer, durch da» bisher zwei Wohnhäuser, drei große Scheunen und «in Stall bi» airf die Grundmauern etngeäschert wurden. Der Brand entstand bei dem Landwirt Franke, vermutlich durch einen ,1m Hause befindlichen und zu stark geheizten Backofen, der den Schornstein de- Wohngebäude» in Brand setzte. Mit rasender Schnelligkeit breitete sich das Großfeuer auf da» gesamte Wohngebäude de- Be- Besitzer» Franke au», da» vollkommen eingeäschert wurde. Auch eine große Scheune desselben Besitzer würde ein Raub der Flammen. Die Bekämpfung des Großfeuer» war In den frühen Morgenstunden sehr schwer möglich, da Telephongefpräche in d«r Lenzener Niederung erst ab S Uhr möglich find. Der Brand breitete sich inzwischen auf da» Gehöft de» Besitzer» Niendorf au», dessen Scheune herunterbrannte. Außer dem wurden da» Wohnhaus de» Besitzer» Beck« ftivt« Stall und Scheune de» angrenzenden Gastwirts Köster ein Raub der Flammen. Das Genfer Delegationsmitglied Dr. Fritz Norden gestorben Genf, 28. Juni. Dr. Fritz Norden, der — wie ge meldet — am Sonntag von einem Motorradfahrer unge fähren wurde, ist heute seinen schweren Verletzungen er legen. Die deutsche Delegation verliert in Dr. Fritz Nor den, der seit sieben Jahren den Abordnungen der deutschen Regierung in Genf angehörte, und auf fast allen internatio- nalen Konferenzen der Nachkriegszeit als juristischer Such- verständiger und Dolmetscher der deutschen Delegation mit großem Erfolg wirkte, einen hochgeschätzten Mitarbeiter. Eisenbahnunglück in Colorado Castle Rock, 28. Juni. 18 Wagen eines Güter zuge», der dem Fruchttransport diente, entgleisten. Man rechnet mit 8 Toten und 40 Verletzten. MV der Erricht»«- iouner neuer Zollmauern, mit denen sich nahezu all« Länder der Erd« mngeben, mehren sich auch bi« Schwierigkeiten für die bedauernswerten Zollbeamten, welche bi« ringeführten Waren zu klassifizieren und gegebenen falls di« fälligen Gebühren einzuziehen haben. Erst kürzlich erhob sich in England em heftiger Streit zwischen zwei Amts stellen über die Frage ob Äffen al» Zwei- ober Vierhänder »u gelten hätten. Und neuerdings geriet ein wackerer Zoll- beamt«, an einer kleinen festländischen Grenzstation in größte Verlegenheit, als er «nie, den Reifenden eine Dame entdeckte, die «ine zierliche Schildkröte an goldenem Kettchen auf dem Arme trug und so bie Grenz« zu überschreiten gedachte, — natürlich ohne das Tier zu verzollen. Der Zollbeamte glaubte, «in« Gebühr erheben zu müssen, wenn er sich auch nicht recht im klaren war, unter Welchem Absatz de» Zolltarif» «in so ungewöhnliche» Tier wi« ein« Schildkröte unterzubringcn sei. Er schlug schließlich vor,«» al» Hund, nämlich als Schoß hund, zu verzollen, wa» di« Dame aber entschieden ablehnte. Den sich entspinnenden Streit schlichtete Mießlich d«r Vor steher de» Zollamt», der — «in fleißiger Kaninchenzüchter — al» besonder» sachverständig in der Tierkunde galt und da» salomonisch« Urteil fällte: Katzen find Hunde, und Affen find Hunde und al» solch« « verzolle»; Schildkröten aber gehören zu den Infekten «ad köml« frei eingeführt werden." WS während des Weltkrieges auch tu de» Verfügte« Staaten die Baumwolle knapp zu werden drohte, ging ma» dort ebenfalls dazu über, sie durch Holzzellstcff zu ersetzen. Es gelang zunächst, poröse Bänoer heczustellcm, die stch vorzüglich für Wundverbände eigneten. Nach dem Kriege ließ man die Zellstoffindustrie nicht einschlofen. Die fort gesetzten Arbeiten führten zu einer Art Holzzellstoffschwamm, der in hohem Maße die Eigenschaft besaß, isolierend zu wirken, und zwar sowohl gegen Wärme als auch gegen Schall. Nach dem es dann noch gelungen war, minderwertige Abfälle al» Ausgangsmaterial zu verwenden, lohnte eS sich, durch Presse» der zunächst erzeugten ..Balsamwolle" Bretter berzustellen. Diese sollen nach amerikanischen Angaben heute schon wert vollere Eigenschaften besitzen als Schnittware, ohne diese an Herstellungskosten zu übertreffen. Der neueste Fortschritt dieser Industrie besteht in der Anfertigung von Bausteinen aus Zellstoff, die zur Auskleidung der Stahlgerüste von Hoch häusern dienen. Obwohl sie nur ein Fünftel de» Gewichts von Backsteinen besitzen, ist chre Druckfestigkeit so groß, daß man aus ihnen einen Turm von 1500 Meter Hohe bauen könnte. Eine Folge des geriirgen Gewichtes ist es außerdem, daß diese Bausteine aus dem Wager schwumnen. Die Gefahren des Gesteinsstaubs. ' Zu den verbreitetsten Berufskrankheiten gehört di« sogenannte Silikose, eine Erkrankung der Lungen, bie durch das Eindringen feinster Staubteilchen in größeren Mengen hervorgeruien wird. Sie findet sich vornehmuchvei Arbeitern, die mit Gesteinsbohrungen, Steinmetzarbeiten, Metallschneidea und -bohren beschäftigt sind. DaS Leiden ist um so gefähr licher, als es sich nur langsam entwickelt und zunächst nur schwer erkennbar ist. Spater tritt schwere» Asthma auf, daS nicht selten zum Tode führt. Es wird daher schon seit langem danach gestrebt, die Staubentwicklung in Betrieben der er wähnten Art möglichst zu unterdrücken oder den entstandenen Staub unschädlich zu machen. Ein voller Erfolg hat sich in dessen noch nicht erzielen lassen. In den Vereinigten Staaten wnrde nun letzthin ein neuer Apparat zur Gesteinsstaub- bekämpfung eingeführt, der sich bislang recht gut bewährt zu haben scheint. Die Vorrichtung besitzt ein metallene» Kopf stück, durch das der Bohrer läuft. Der durch seine Drehungen Hervorgerufe ne Staub wird mittel» Luft in eine Röhr« ab gesaugt und von dort in eigen» gebaute Behälter weiter geleite«, in denen die schwereren Gesteinrteilchen von dem eigentlichen Staube durch pneumatische Gebläse getrennt werden. Mittels Zusatz von Wasser wird dann die endgültige Unschädlichmachung be» Staube» erziel^ der datm «Hchwer