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Sk. 1>V. Luer Lageblatt und Anzeiger kür da« Erzgebirge. e-nnabtnd, den 4. Juni ISS» Ser vml «a »rüolos Ein Schreiben de» Reich-prästdenlen Berlin, 2. Juni. Der Reichspräsident hat an den scheidenden Reichskanzler Dr. Brüning das nachstehende Schreiben gerichtet: Sehr geehrter Herr Reichskanzler! Ihrem Anträge um Entbindung von Ihren Aemtern als Reichskanzler und als Reich-Minister deS Auswärtigen habe ich mit anliegendem Erlasse entsprochen. Ich empfinde es schmerzlich, mich von Ihnen trennen zu müssen, nachdem ich wvhrend der zwei Jahre unserer Zusammenarbeit so vielfach Gelegenheit hatte, Ihren lauteren Charakter, Ihre umfassenden Kenntnisse und Ihre selbstlose Hingabe an die übernommene Pflicht kennen und hochschätzen zu lernen. Für alles, mas Sie in diesem an schweren Erschütterungen und wichtigen Entscheidungen so reichen beiden Jahren im Dienste des Vaterlandes getan haben, spreche ich Ihnen namens des Reiches wie im eigenen Namen meinen herz lichsten Dank aus. Die Zusammenarbeit mit Ihnen werde ich nie vergessen und Ihrer Person stets mit größter Hoch achtung gedenken. Mit meinen besten Wünschen für Ihr persönliches Wohlergehen und mit freundlichen Grüßen verbleibe ich stets Ihr ergebener (goz.) von Hindenburg. Auch den übrigen aus dem Amte scheidenden Mit- gliedern der Reichsregierung hat der Reichspräsident an läßlich der Uebersendung der Entlassungsurkunden in herz lichen Schreiben seinen Dank für ihre in schwerer Zeit dem Vaterland geleisteten Dienste ausgesprochen. Dr. Luther beim Reichskanzler Die Sicherung der Währung Berlin, 2. Juni. Der Reichskanzler empfing heute nachmittag den Reichsbankpräsidenten zu einer eingehenden Aussprache. Dabei wurden sämtliche Probleme behandelt, die für die der Reichsbank obliegenden Ausgaben von Be deutung sind. Es ergab sich völlige Uebeveinstimmung ins besondere darüber, daß keinerlei Währungsexperimente und überhaupt aus dem WährungS- und Kreditgebiete keine (?) Maßnahmen in Frage kommen, aus welchen sich eine Ge fahr für den Bestand der Währung ergeben könnten. NSDAP, md Kadinettsbildmo München, 2. Juni. Die Nationalsozialistische Parteikorrefprenz teilt mitt Allen bisherigen Meldun- dungen über den Inhalt der Unterredung unseres Füh rers Hitler mit dem Herrn Reichspräsidenten, die an geblich von nationalsozialistischer Seite kommen sollen, steht die NSDAP, fern. Ihre grundsätzliche Auffassung über die Lage nach dem Sturz des Kabinetts Brüning ist bekannt und in der Nationalsozialistischen Partei korrespondenz dahingehend zum Ausdruck gebracht wor den, daß ein Kabinett des besonderen Vertrauens vor erst die Aufgabe zu Ibsen habe, den Reichstag nach Hause zu schicken, Neuwcchlen auszuschreiben, die Organisa- tions-, Propaganda- und Demonstrationsfreiheit für die bisher so maßlos unterdrückte nationalsozialistische Bewegung wiederherzustellen und durch den Appell an die Nation Uebereinstimmung zu schaffen zwischen dem Willen des Volkes und seiner parlamentarischen Ver tretung. Die Lösung einer solchen ebenso notwendigen wie staatspolitisch bedeutsamen Aufgabe als Voraus setzung einer grundlegenden wirtschaftlichen und Poli tischen Neugestaltung würde durchaus auf der Linie der großen Zielsetzung liegen, die die nationalsozialistische Freiheitsbewegung dem deutschen Volke gegeben hat, und die sie auf dem schnellsten Wege durchzusühren ent schlossen ist. Die Veröffentlichung der Stellungnahme der Partei zum neuen Kabinett und seinen Maßnahmen wird zur gegebenen Zeit erfolgen. Reichskanzler oon Popen an das Zentrum Berlin, 2. Juni. Reichskanzler von Papen hat an den Vorsitzenden der Deutschen Zentrumspartei, Prä lat Dr. Kaas, folgenden Brief gerichtet: „Sehr verehrter Herr Prälat! In einer der schick- salvollsten Stunden deutscher Geschichte hat mich der Herr Reichspräsident berufen, die neue Regierung zu bilden. Die seelische und materielle Lage des deut- schen BolleS verlangt gebieterischj die Synthese aller wahrhaft nationalen Kräfte — aus welchem Lager auch immer sie kommen mögen. Nicht als Parteimann, sondern als Deutscher bin ich! — gewiß nicht leichten Herzens — dem Rufe des ManneS gefolgt, dem die Nation soeben einen überwältigenden Beweis ihres Vertrauens erteilt hat und dessen wahrhaft historische Persönlichkeit auch in den schwersten Stunden deutscher Geschichte nie etwa- anderes erstrebte al» die Zusam menfassung aller dieser Kräfte zum Wohl- deS Lande». Ein solcher Schritt kann nicht in Widerspruch stehen zu der unermüdlichen, planvollen und sachlichen Arbeit des Kanzlers Dr. Brüning, deren Würdigung einer anderen Gelegenheit Vorbehalten bleibt. Auch dje Deutsche ZentrunrSPartet und der kN ihr politisch organisierte Katholizismus werden sich der Ev- kenntnis nicht verschließen können, daß daS neu« Deutsch land nur auf der Grundlage der Kräfte aufgebaut wer den kann, die die geistige Wend« unserer Tage zur Hoffnung der jungen Generation gemacht -at. Wenn mich infolge der Erklärung der Deutschen Zentrumspartei der Weg heute leider von Ihnen trennt, so lebe ich in der Hoffnung, daß nicht nur die sachliche Arbeit, die da- Land heute von unS fordert, unÄ bald wieder vereinigen wird. Mehr noch ist e» die uner schütterliche Ueberzeugung, daß die Voraussetzung jeder Wiedergenesung der Nation die rücksichtslos« Geltend machung der unveränderlichen Grundsätze unserer christ lichen Weltanschauung sein muß. Ich bleibe, sehr verehrter Herr Prälat, in auf richtiger Verehrung Ihr ergebener (gez.) von Papen." S«ten>a1ionale MMaltt- v-Nt» Während die tnternatio. nalen Konferenzen ein ander in ununterbroche ner Folge ablösen, wach sen um alle Länder die Zollmauern in einem Maße, daß der inter- nationale Warenaus tausch auf ein Minimum «tngeschrumpft ist. Ein Vorschlag zur Verständigung: An Tagen mit geradem Datum wird über Wirt, schaftsfrieden diskutiert, an ungeraden werden di« Zollmauern erhöht. Die Haltung des Christlich-Sozialen Bolksdienstes Berlin, 2. Juni. Die ReichStagsfraktion des Christlich-Sozialen Volksdienstes trat am Donnerstag im Reichstag zur Beratung der politischen 'Lage zusammen und nahm, wie das Nachrichtenbüro des VDZ. hört, nach mehr- stündiger Aussprache in folgender Entschließung zur Lage Stellung: Die gegenwärtige Krise ist durch Kräfte herbei- geführt worden, in deren Spiel die Oeffentlichkeit noch kei- j nen vollen Einblick hat. Der Volksdienst lehnt jede Mit-! Verantwortung für die gefährlichen Folgen ab, die sich hieraus in außen- und innenpolitischer Beziehung wahr- scheinlich ergeben werden. Der Volksdienst hält die Her stellung einer Karen verfassungsmäßigen Verantwortlichkeit für die weitere politische Entwickelung für unerläßlich.^ Diese Forderung kann nur durch formale Eingliederung, der Nationalsozialisten in die Verantwortung erfüllt wer den. Der Volksdienst wird aber selbstverständlich auch diese Regierung nicht von vornherein an ihrer Arbeit zu hindern suchen, wenn auch ihre Bezeichnung als Regierung der nationalen Konzentration sachlich unbegründet ist. Der VollSdienst wird sein Verhalten nach den Taten der Regie rung richten und auch hier die Sachfragen der vaterländi schen Politik maßgebend sein lassen. Hierbei handelt xs sich für ihn in erster Linie außenpolitisch um die zielbewußte Fortsetzung der von dem bisherigen Kanzler eingebetteten und methodisch geförderten Befreiungspolitik, innenpolitisch um die Abwehr der Entrechtung des Arbeitnehmertums (Angriffe auf die soziale Gesetzgebung und auf die Unab- hängigkeit der Berufsorganisationen), um Ueberwindung der Arbeitslosennot durch großzügige Bauernsiedlung, vor allem im Osten, und durch Arbeitsdienst, um Schutz der Währung gegen alle leichtfertigen Manipulationen, um eine unparteiische Handhabung der Staatsgewalt und um eine eigene, positive, christlich bestimmte Kulturpolitik. Ministerialdirigent Dr. von Kaufmann, der neue Leiter der Reichspressestell«. Die neuen Chefs der Reichs kanzlei und Reichspressestelle Oberregierungsrat Planck, Sohn des großen Physikers, der neu« Staats sekretär der Reichskanzlei. Vaterlandes inmitten zerrütteter wirtschaftlicher und finanzieller Verhältnisse die Hand an das Steuerrad legten. Der „Lokalanzeiger" beschäfigt sich im wesentlichen mit der Einstellung der Deutschnationalen zu dem neuen Kabinett. Das Kabinett Papen sei noch viel mehr als das Kabinett Brüning ein „Präsidial-Kabinett^', ein ganz auf das persönliche Eingreifen Hindenburgs zurückgehender Versuch, die durch Brünings Poung« Plan- und Notverordnungspolitik aufgehäusten außenpolitischen Schwierigkeiten und innenpolitischen Gefahren zu meistern. Es sei anzunehmen, daß di« Deutschnationalem diesem Kabinett, das sie nicht berufen Hütten, wenigstens soviel Chancen geben würden, als sie seinerzeit dem Kabinett Brüning zugestanden hätten. Schärfste Opposition der Staatspartei Berlin, 2. Juni. Der geschäft-führende Vor stand und die Reichstagsfraktion der Deutschen Staats partei haben eine Entschließung angenommen, in der es heißt: Die Deutsche Staatspartei lehnt mit aller Bestimmtheit das Kabinett von Papen ab, das gegen den Geist der Verfassung gebildet und ohne Rücksicht auf außenpolitische, innenpolitische und wirtschaftliche Gefahren lediglich dazu bestimmt ist, die Weisungen der rechtsradikalen Parteien auszuführen, ohne daß diese selbst an der Verantwortung formell beteiligt sein wollen. Der Reichsverband des deutschen Handwerks zur Kabinettsbildung B erlin, 2. Juni. Wie der Reichsverband des deutschen Handwerks mrtteilt, hat er gestern telegraphisch den Herrn Reichspräsidenten ersucht, in das neu zu bildende Kabinett auch Vertreter des gewerblichen Mittelstandes an entscheidender Stelle aufzunehmen. Berliner Bliitterstimmen über das neue Kabinett Berlin, 3. Juni. Di« Zusammensetzung der neuen Reichs- regierung und ihr« nächsten Aufgaben werden in einer Reihe von Zeitungen je nach der verschiedenen Parteistellung lebhaft be sprochen. — Der .Povwärts" nimmt Bezug auf die gestrige Ver eidigung der neuen Minister und meint, man werde vielleicht noch öfter Gelegenheit haben, auf diesen Eid auf die Verfassung zurückzulommen. Da» Blatt erörtert die verfassungsrechtliche Stellung de» neuen Kabinett» in Beziehung zu dem Reichstag und nennt dabei den Artikel LS, der keine Handhabe biete, einer sach lich scharfen Opposition den Mund zu verbinden und nach dem jede Notverordnung auf Verlangen de» Reichstages außer Kraft gesetzt werden kann, sowie den Artikel 84, demzufolge Kanzler und Minister zu ihrer Amtsführung das Vertrauen des Reichstage» bedürfen uiü> zunücktreten müßten, wenn ihnen durch ausdrücklichen Beschluß da» Vertrauen entzogen werde. Zu den Andeutungen, die Regierung beabsichtige den Reichstag, ohne ihn einzuberufen, ab zulösen, sagte da« Blatt, ein solche» Verfahren wäre mit der Ver fassung nicht vereinbar, der Reichstag habe ein Recht, die Erklä rung der Regierung zu hören, sich über sie zu äußern und di« De batte mit einer Abstimmung abzuschließen. Die „D.A.Z." wendet sich sehr scharf gegen die Polemiken gegen dtp Persönlichkeiten des neuen Kabinett». De« Kanzler habe in seinem Kabinett hervorragendste Persönlichkeiten des öffentlichen Leben» vereinigt. Man könne es nur mit einem Lächeln quittie ren, daß in gewissen Teilen der Oeffentlichkeit daran Anstoß ge- nommen werd«, wenn dem Kabinett zu viele Adlige angehörten Schließlich habe der preußische und deutsche Adel in der Geschichte «in« ««wattige Rolle gespielt. Er hab« Deutschland beherrscht, aber auch dafür auf Schlachtfeldern ohne Zahl geblutet und in öf fentlichem Dienst gedarbt. E» geh« nicht an, von vornherein den Stab über di» Männer zu brechen, di« in schwerst« Not de» Kein Reichskommissar sür Preußen Berltn, 2. Juni. Im Zusammenhang mit der Neubildung der Reichsregierung ist die Vermutung aufgetaucht, daß der neue Reichsinnenminister Freiherr von Eayl zugleich zum Reichs kommissar für Preußen bestellt werd«. Hierzu hört das Nachrich tenbüro des VDZ. an gut unterrichteter preußischer Stelle, daß zur Zeit die verfassungsmäßigen und gesetzlichen Voraussetzungen für die Bestellung eines ReiHskommissars sür Preußen vollkom men fehlten. Zunächst müße geklärt werden, ob das preußische Parlament nicht einen neuen Ministerpräsidenten zu wählen im stande sei. Vor allem müßten Ruhe, Sicherheit und Ordnung ge fährdet, sowie die Finanzlage prekrär sein, ehe an die Möglichkeit der Ernennung eines Reichskom-missars zu denken wäre. Alle diese Voraussetzungen seien für Preußen noch nicht gegeben, zumal in Preußen jetzt noch eine Regierung arbeite, die bereits 13 Jahre lang die Staatsgeschäfte im größten deutschen Einzslstaat geführt habe. Staatsrechtlich ungeklärt sei noch, ob eine Landtagsmehr- heit imstande wäre, die Stellung eines Reichskommisiars zu ver langen. Aber ob eine solche Mehrheit im Falle der staatsrecht lichen Bejahung dieser Möglichkeit überhaupt zustande komme, müsse al» zweifelhaft bezeichnet ««Len. Erleichterter Waffenerwerb Berlin, 2. Juni. Der Reichsrat stimmte am Don nerstagabend einer Aenderung der Ausführungsverordnung zum Schußwaffengesetz zu, durch die der Erwerb von Schuß waffen im Interesse des Waffenhandels erleichtert wird. Ohne Waffenerwerbsschein sollen danach solche Waffen gekauft werden können, die erfahrungsgemäß bei Verbrechen und gewaltsamen politischen Auseinandersetzungen keine Rolle spielen, z. B. hochwertige Jagdgewehre, schwere un handliche Scheibenbüchsen und LuxuSfeuevwaffen von min destens 1 Meter Länge. Annahme fand auch eine Aenderung der Ausführungs bestimmungen zum Bvanntwetnmonopolgesetz. Weltwirtschasttlonserenz «och Mt ganz spruchrel London,-. Juni. „Times" zufolge hatte Str John Simon erste Besprechungen mit dem französischen und italienischen Bot schafter; er erörterte mit ihnen die Möglichkeit der Abhaltung einer Weltwirtschaftskonserenz und versicherte ihnen, d<H die Ding« noch nicht so wett gediehen seien, wie eine am Dienstag in Washington veröffentlichte Mitteilung anzudeuten schien. Auf dem transatlantischen Telephon sei die Möglichkeit einer Teil nahme Amerikas an einer solchen Konferenz besprochen worden, ober formelle Einladungen seien nicht ergangen, und die Absen dung solcher Einladungen werd« auch schwerlich erfolgen, bevor feststehe, ob alle Großmächte «ine solche Konferenz für wünschens wert halten. Zuerst sei es notwendig gewesen, die Ansicht der Vereinigten Staaten festzustellen, ab« es werde keine Einladung ergehen, bevor man mit den arweren Mächten Fühlung genom men hab». M forsch Urtet denn« krtse urü> war« folge potttt gen i tende: Währ weite: äußer vieler spann Länv- entfal stehen kann Befchi l gefüh: allgen Berto Branc ganze: schleck; weiter Umsät sumkr, Berbr terem am K mit il Abkap markt renz < mehr satzeS, komme druck Finan; Steuer nanzi« fragliä Wir v- Be bahn er: monat n Gesamt» betrug ii gegenüb« Der der anda ganzen r den de» i Ueb, di« Eins RM bet' auf 2S3,k neuen G ergeben Be 81. Ma läge de> um 373, nen Hal 129L D Reichs^ und die RM M An 239,g M sich der 3968,6 18,S Mi- Haben fi 13,9 Mi LS0,8 M Die um 8,4 nen hab RM zuk um 6/)! Die s«n betri diese- I