Volltext Seite (XML)
Nr. M. Nun Tageblatt und Vnzetger für da» -r-gebirg«. Donnerstag, drnü. Juni Lvv» Männer tn ywmkretch ans der Hut sein »ad Deutschland so sehe«, aie es «trütch ist. „Petit Partfien" «rwlrt, am Vorabend der Lausanne» Konferenz dürfe man weder m London «och in Washington und Pari, allzu groß« «chenpoltttsche vefürchtunaen hegen, vom deutschen Gesichtspunkte au» wär, es sicherlich besser gewesen, wenn Brüning wenigsten» bi» zur Lausanmr Konferenz geblieben wär«, denn, so behauptet da» Blatt, der deutsch« Keich»» kanzler hab« di« deutsch« Lag« zu ma-kteien «Ständen. Jetzt ab«r sei der Schleier gefallen, und wenn man nun den Dingen im, Antlitz sehen könne, so sei da» vom internationalen Standpunkt au, vi«ll«tcht bester. Die Neuyorker Presse über die Regierungskrise in Deutschland Neuyork, 1«. Mat. Die Blätter Lefasten sich eingehend mit dem Rücktritt de» deutschen Kanzler» sowie mit dem Echo, da, dieser Schritt in Pari» und London.hervorgerufen hat. während „Herold Tribun«" feinen Leitartikel mit „Deutschland gehr nach rechts" überschreibt, meint „Times", daß dieser Regierungswechsel in Deutschland nicht so störende Wirkungen haben dürft«, al, viele anzunehmen geneigt seien. Der „starke Turm" Hindenburg könne nicht so leicht unterminiert werden. Auf der anderen Sette könnte jetzt aber der Aufgabenkreis der Lausanner Konferenz er» weitert werden, so wie es bereit» von MacDonald befürwortet worden war. Die französischen und englischen Staatsmänner müßten jetzt di« Notwendigkeit einsehen, über «in« Rotze Diskussion des Reparation»- und Kriegsschuldenproblem» hinauszugehen und die europäische Wirtschaft sowi« das Vertrauen der Staaten unter einander wiederherzustellen. Wenn die Lausanner Konferenz durch die gegenwärtige politisch« Lage bi» zu einem gewissen Grade in ein kritisches Stadium geraten sei, dann sei ste umso notwendiger. Wer bezahlt bea Schaben? Um den Sachschaden der Schlägerei im Landtag Berlin, 81. Mai. Im preußischen Landtag hat der Abge ordnete Biester eine Klein« Anfrage eingebracht, in der er dar auf hinweist, daß -ei der Schlägerei im Landtagsplenum am 2S. Mai eine große Anzahl Einrichtungsgegenstände wie Stühle, Tischkästen, Lampen usw. zerbrochen worden seien, di« Teil« de» Dolksvermögens dargestellt Hatton. Wenn auch die an der Schlä gerei beteiligten Personen im Ältestenrat auf den Rechtsweg zur Feststellung der Schuld an den Vorgängen verzichtet hätten, ent laste ste das doch nicht von der Wiedergutmachung des Schadens. Der Abgeordnete fragt das Staatsministerium, ob es bereit sei, sobald wie möglich den angerichteten Schaden festzustellen und dem Landtag bekanntzugeben, und ob es ferner bereit sei, die Schaden summe anteilmäßig auf die Fraktionen der Nationalsozialisten und Kommunisten umzulegen. Verstärkte Kontrolle in ber Arbrits- lofenlürsorge Berlin, 8rl. Mai. Um den unberechtigten Bezug von Ar- beitslosenunterstiitzung «inzuschränken, hat die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung seit August 1930 im Benehmen mit dem Reichsarbeitrmintsterium ihren Außendienst zur Kontrolle der Unterstützungsempfänger neu organisiert und verstärkt. Einmal find die Arbeitsämter angewiesen, eine aus reichende Zahl geeigneter Arbeitskräfte für den Außendienst frei- zustellen. Darüber hinaus ist den Landesarbeitsämtern zur Pflicht gemacht worden, auch ihrerseits einen besonderen Außendienst ein zurichten, der den des Arbeitsamtes in allen Fällen, wo er einer Verstärkung bedarf, ergänzen und unterstützen soll. Diese Ver schärfung der Kontrolle hat sich nach den jetzt vorliegenden Ergeb nissen für die Zeit vom 1. Oktober ISA) bis 80. September IVA gut bewährt. In dieser Zeit hat der Außendienst insgesamt 460 00V Unterstützungsfälle nachgeprilft und bei 110000 oder in», gesamt St v. H. eine nochmalige Entscheidung über die Unter stützung herbeigeführt. Dies hatte in 85 000 Fällen (gleich 14 v. H. der geprüften Fälle) eine Aenderung der früheren Entscheidung zur Folge. Als finanzielle Auswirkung ergab sich «ine Ersparnis an Unterstützungsmittän in Höhe von etwa 8)4 Millionen RM, zu denen die Kosten des verstärkten Außendienstes in keinem Ver hältnis stehen. Neben diesen zahlenmäßig nachweisbaren Ergeb nissen ist natürlich noch di« abschreckende Wirkung einer schärferen Kontrolle mit tn Rechnung zu stellen. Dieser mittelbare Erfolg ist zwar im einzelnen nicht festgestellt, aber nach den Beobachtungen der Reichsanstalt ebenfalls sehr erheblich. Amerika für Einberufung einer Welt- rvirtschaftskonferenz Washington, 31. Mai. Im Anschluß an eine Reihe telephonischer Besprechungen zwischen MacDonald und Stimson wurde der amerikanische Botschafter in Lon- don, Mellon, heute beauflagt, die ZusttmmungSerklärun g der amerikanischen Regierung zur Einberufung einer Welt- Wirtschaftskonferenz in London zu überreichen. Der Staats- sekretär des Auswärtigen, Stimson, gab nach einer länge ren Besprechung mit Hoover ein Kommuniques aus, in dem der Plan einer derartigen Konferenz, die die für eine Stabilisierung der Welthandelspreise geeigneten Maßnah men prüfen soll, als eine angesichts der augenblicklichen Depression mertvolle Anregung begrüßt wird. Es wird betont, daß die Konferenz nichts mit den Besprechungen über die Kriegsschulden, Reparationen und Abrüstung zu tun haben werde. Die Reichsindexziffer für di« Lebenshaltungskosten im Mai Berlin, 31. Mat. Die RetchSindexMvr für di« Lebenshaltungskosten beläuft sich nach den Feststellungen des Statistischen ReichSamtS für den Durchschnitt de» Monats Mat 1932 auf 121,1 gegenüber 121,7 im Vor monat. Der Rückgang beträgt! somit OH v. H. ZusammentrittdesbagerlschenLaudtoger München» 81. Mai. Bei vollbesetztem Hause und dicht gefüllten Tribünen trat der neugewLHUe baye rische Landtag heute vormittag 11 Uhr erstmal» zu sammen. Gleich bei Eröffnung der Sitzung durch den Alterspräsidenten Dr. Wohlmuth (Vahr, vp.) kam e» zu einem Zwischenfall, aw di« neugeivä-lten kommu nistischen Abgeordneten versuchten, trotz lebhaften Wi derspruches de» Hause» im Sprechchor ihre Kampfziels zu propagieren. Mit erhobenen Fäusten und dem drei maligen Rot-Yront-Nuf schloß die kommunistische De monstration. Darauf konnte der Alterspräsident sein« Begrüßungsansprache halte», in der nur di« EM». Von link» nach recht»: Generalmajor von Schle icher, Herr von Popen, Botschafter von Neurath AWMeltWW heim Mikhen her MarinemMf Schüsse im Berliner Tiergarten. - Berlin, 31. Mai. Beim heutigen Aufmarsch der Martnewache, der auf dem ganzen Wege von gro ßen Menschenmassen begleitet war, kam es an verschie denen Stellen zu Ausschreitungen, gegen die die Polizei wiederholt mit dem Gummiknüppel einschreiten mußte. Bor dem Palais des Reichspräsidenten versuchten Na tionalsozialisten eine Kundgebung für ihren Führer Hitler zu veranstalten, indem sie wiederholt Heilrufe auf ihn und den Nationalsozialismus ausbrachten. Zwei der Hauptschreier wurden sistiert und zur Wache ge bracht. Auch in der Straße Alt-Moabit in der Nähe der Kaserne mutzte die Polizei wiederholt gegen radau lustige Elemente einschreiten. Auf der Moltkebrücke entwickelte sich ein derartiges Gedränge, daß die Ma rinewache nur unter größter Mühe ihren Weg fort setzen konnte. Die Polizei mutzte hier vom Gummi knüppel Gebrauch machen und nach Säuberung der Straße die Brücke absperren. Zu einer besonders star Vereitelte Goebbels-Ansprache ken Ansammlung kam es vor dem Gebäude des Mini steriums des Innern Unter den Linden, wo sich etwa 1500 Personen angesammelt hatten, die wiederholt Heilrufe aus Hitler ausbrachten. Bei dieser Gelegenheit versuchte Dr. Goebbels, der sich! unter den Demon stranten befand, von seinem Kraftwagen auS eine An sprache zu halten. Auch hier mutzte die Polizei mit dem Gummiknüppel vorgehen und nahm dabei vier Nationalsozialisten und vier angeblich parteilose Per sonen fest. Endlich kam es auch in der Bendlerstratze zu Ausschreitungen. Hier hatten über 1000 Personen dicht geschlossen einen Zug gebildet und die Polizei. ! die die Demonstranten abzudrängen versuchte, mit^ ! Steinen beworfen. Durch diese Steinwürse wurden drei Beamte verletzt. In ihrer Bedrängnis gaben die Beamten mehrere Schüsse ab. Soweit bisher festge stellt werden konnte, ist eine Person durch einen Schutz an der linken Schulter erheblich verletzt worden. wunschworte an Ministerpräsident Dr. Held (Wider spruch links) sowie die Glückwünsche an die Abgeord neten Auer und Rotzhaupter Zurufe der National sozialisten auSlösten. Darauf trat das Hau» tn die Wahl de« Präsi diums ein. Zum ersten Präsidenten wurde wiederum Abg. Stang (Bahr. Vp.) mit 120 gegen 7 kommu nistische Stimmen gewählt. 1. Vizepräsident wurde der Nationalsozialist und Bürgermeister von Koburg, Abg. Schwede, mit 93 Stimmen bei 28 weißen Zetteln der Sozialdemokraten gegen die Kommunisten. Die Wahl wurde von den Nationalsozialisten mit Heilrufen aus genommen. Als zweiter Vizepräsident wurde Abge ordneter Auer (Soz.) mit 72 Stimmen bei 42 weißen Zetteln der Nationalsozialisten wiederum gegen die kommunistischen Stimmen gewählt. Staatliche Begrenzung der Direktorengehälter in Polen Warschau, 31. Mai. Die polnische Regierung kün digt an, daß in nächster Zeit eine Verordnung des Staats präsidenten die Einkünfte der Vorstands- und Auffichts- ratSmttglieder in den Großunternehmungen van Industrie und Handel auf ein bestimmtes Höchstmaß beschränken wird. Auch die Gehälter der leitenden Angestellten in der Privat industrie sollen durch diese Verordnung herabgesetzt werden. Die letzten japanischen Truppen verlassen Schanghai 'Schanghai, 31. Mai. Die letzten japanischen Truppen unter Führung des Generals Uyeda werden heute nachmittag eingeschifft werden, um nach Japan zurück- göbracht zu werden. In Schanghai werden lediglich ins gesamt 100 japanische Polizisten, Land- und Seesoldaten zurückbleiben. Es handelt sich dabei um das japanische Kontingent, das bereits vor den japanisch-chinesischen Zwi schenfällen in Schanghai stationiert war. Meder Ausschreitungen i« Samborn Eine Person getötet Hamborn, U. Mai. Anhänger der KPD. hatten für heute durch FluMätter zu Demonstrationen aufgerufen, bei Venen es am Nachmittag an verschiedenen Stellen der Stadt zu Zusam menstößen mit der Polizei kam. Gegen 18 Uhr kam es im söge, nannten Goethe-Viertel in Hamborn zu einem planmäßigen Ueberfall auf eine Konsumanstalt der Vereinigten Stahlwerk«. Unter Vorschiebung von Kindern drang eine größere Menge in das Lokal ein und forderten die unentgeltliche Herausgabe von Lebensmitteln. Da in den letzten Tagen häufiger Lebensmittel geschäfte von Plünderern heimgesucht worden waren, hatte die Polizei eine Anzahl Geschäfte durch Polizeibeamte in Zivil be setzt. Als diese Beamten gegen die Plünderer einschritten, wurden sie von der Menge angegriffen und bedroht. Die Beamten mach ten von der Schußwaffe Gebrauch. Hierbei wurde der 81 Jahre alte Arbeiter Fritz Perlich durch einen Brustschuß so schwer verletzt, daß er kurze Zeit später starb. Der Rädelsführer und zwei wei tere Beteiligte wurden festgenommen. Ausschreitungen Erwerbsloser in Stettin Stettin, 31. Mai. Etwa 50 Erwerbslose drangen heute abend unter dem Rufe „Hunger! Gebt uns zu essen!" in Stettin-Züllchow in ein Lebensmittelgvschäft ein, zer trümmerten die Schaufensterscheiben und warfen die Lebens- mittel unter die sich schnell ansammelnde Menge. Das Ueberfallkommando stellte unter Anwendung des Gummi knüppels die Ruhe wieder her. Spreugstoffdiebstahl in Hagen Hagen, 1. Juni. Aus dem Sprengstofflager der Dolomit A.-G. in Hagen wurden von Einbrechern in der Nacht vom 30. zum 31. Mai vier Pakete mit Chlorapit HI im Gesamtgewicht von 20 Pfund und 50 Sprengkapseln mit isoliertem Kupferdraht gestohlen. Die vorschriftsmäßig gesicherte Sprengstoffkammer ist mit Gewalt erbrochen wor den. Der Regierungspräsident von Arnsberg hat auf die Ergreifung der Täter und die Herbeischaffung des entwende ten Sprengstoffes eine Belohnung von 200 RM ausgesetzt. Revolverüberfall auf einen Arzt Kassel, 31. Mai. Auf den Nervenarzt Dr. Salo mon wurde heute ein Revolverattentat verübt, durch das der Arzt schwer verletzt wurde. In der Sprechstunde er schien ein Patient namens Simmonson, der schon seit lange- rer Zeit bei Dr. Salomon in Beihandlung war, und gab auf den Arzt fünf Schüsse ab. Dr. Salomon wurde sofort ins Krankenhaus übergeführt. Der Täter stellte sich selbst der Polizei. Die Gründe zu der Tat dürften in einer star ken Nervenüberreizung des Angeklagten zu suchen sein. Und nun? Zn der wilhelmstraß« in Vern« wartete Sestern den ganzen Tag «in« groß« Meng«, um neue Nachrichten über di« Ka- binetwbildung zu erhal ten «nd am die Auffahrt der zahlreich«« Politiker zu sehen, di« vom Reich«, präsv«nt»n empfanyen werd«*.