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ktr. IX Auer Tapeblatt und Lnznger für da« Erzgebirge. Mittwoch, den 1. Juvt 1V89 Das zurückgetretene Kabinett Brüning Vde», N»lhe von link, mich recht«: Dr. VM^ng (Kanzlerschaft »Nd Seußere»), Groemr (Innere«), Ire- vtvanx» (vnckehr). Dietrich (Ftnan- MN), 2-el (ZMiz). Untere Reihe van link« nach recht«: Stegerwald (Arbeit), Schiele (Er» Nahrung), SchöHsl (Post) und Schlange-Schöningen (Reichskommissar für die Osthüse). erwartungsvolle aus der reinen Oppositionsstellung herauSgeführt und vor die großen Aufgaben des Staates gestellt werden. Nur aus diesem Wege könne eine ruhige Konsolidierung unserer inne- ar vor der Verantwortung. Was lange und vergeblich angesirebt worden sei, das könne, das müsse jetzt „Der Deutsche" spricht von einer Politik im Dunkeln, die ein Kreis aus Großagrariern, Industriellen und „un- Was wird werden? Ei« Stimmungsbild au» der Wilhelmlstratze. «ine Menge umlagerte den ganzen lag das Palais de» Reichspräsidenten, um neue Nachrichten über die Kabinettsbil dung zu erhalten. ganz entscheidend die Frage der Osthilfe mitgesprochen habe, meint, Brüning sei nicht dämm gefallen, weil er nicht der Kanzler einer nationalsozialistisch stark durchsetzten Regie rung sein wollte. Besehe man es recht, dann sei Brüning in erster Linie gar nicht von den Nationalsozialisten gestürzt worden, sondern eher den ostelbischen Großgrundbesitzern zum Opfer gefallen. Die „Deutsche Tageszeitung" fordert, daß jetzt die Lösungen gesucht und gefunden werden müßten, deren Not- wendigkeiten über Gebühr lange geleugnet worden seien. Jetzt stehe auch vor den politischen Parteien und vor den politisch maßgebenden Kräften die Verantwortung fsir die und eindeutige Machtverhäl-tntsse zu schaffen. Voraussetzung für diese Wahlen sei aber, daß sämtliche einschränkenden Notverord nungen, wie SA.-Verbot usw., aufgehoben würden, um so ein un beeinflußtes Bild der wahren Volksmeinung in Deutschland zu bekommen. Weiter wandte sich Dr. Goebbels der Frage zu, wie nunmehr die Verhältnisse in Preußen gestaltet würden. Hierzu erklärte er, daß durch die letzten Notverordnungen deis Eigenleben der Länder so beschnitten worden sei, daß eine Aenderung nur über das Reich durchgeführt werden könne. Koalitionen könnten von den Nationalsozialisten nur dann eingegangen werden, wenn sie die Gewähr hätten, daß die grundlegenden programmatischen Forderungen der NSDAP, zur Ausführung gelangten. Jas Schicksal der Reichrhaurhalter Berlin, 30. Mai. Das zurückgetretene Kabinett Brüning hat den Haushaltplan für 1932 nicht mehr endgültig fertigstellen können, denn gerade die Mei nungsverschiedenheiten über die Deckung deS Fehlbe trages in diesem Etat haben zum Sturz des Kabinetts geführt. Ein geschästsführendes Kabinett, wie eS Pie Regierung Brüning nunmehr ist, kann jedoch nach parlamentarischem Brauch, keine wichtigen Gesetze, also auch keinen Etat dem Parlament vorlegen. Bis Ende Juni ist der Haushalt des Reiches gesichert. In der Zwischenzeit ist jedoch die Neubildung der Regierung und die endgültige Aufstellung eines HauSHaltplane» nicht mehr möglich,. In parlamentarische« Kreise« rechnet man daher damit, daß mindestens für einen Monat ein Uebergangsetat notwendig werden wird, der der geschästssührenden Regierung oder dem neuen Ka binett lediglich die Ermächtigung zur Leistung eine» bestimmten Ausgabenteiles des alten Etats gibt. Marinewache vor dem ReichrprWrntenvalair Am Gedenktag der Skagerrakschlacht — Stürmische Kundgebungen Berlin, 30. Mai. Am Gedenktag der Skagerrak-Schlacht wird alljährlich auf besonderen Wunsch des Reichspräsidenten die ständige Ehrenwache vor dem Prästdentenpalais von der Reichs marine übernommen. In diesem Jahr wird dieser Ehrendienst von der Besatzung des Linienschiffes Schlesien unter Kommando des Kapitänleutnants v. Both ausgeübt. Zum Aufzug der Wach« hatte sich trotz des regnerischen Wetters eine große Zuschauer, menge eingefunden. Unter klingendem Spiel marschierte die Truppe von der Kaserne in Altmoabtt über den Platz der Republik zur Wilhelmstraße. Am Brandenburger Tor erreichte die Begeiste rung der vieltausendköpfigen Menge ihren Höhepunkt. Reichsprä- sident v. Hindenburg erwartete bereits im Beisein seines Sohne«, Oberst v. Hin enburg, auf der Dortreppe des Palais die im Paradeschritt anrückende Ehrenwache und begab sich nach erfolgtem Ablösungszeremoniell zu den Wachtsoldaten, um hier an jeden einzelnen einige persönliche Worte zu richten. Die vor dem Pa- lais stehende Zuschauermasse brachte immer wieder Hochrufe auf den Reichspräsidenten aus, in die sich auch vereinzelte Ruf« „Deutschland erwache" und „Heil Hitler" mengten. Gin Teil der Wache marschierte zum Neichswehrministerium weiter, wo eben- falls unter großer Anteilnahme des Publikums und stürmischen Mitwirkung ewrobter und angesehener Pi und dos Wirtschaftslebens angewiesen sei. Die „Germania" sagt, die neu« Lage stelle den Reichs- Präsidenten vor eine außerordentlich schwere und verant wortungsvolle Aufgabe. Die Lao« Deutschlands sei jeden- falls so, öaß ohne jeden Zeitverlust eine handlungsfähige Regierung gebildet werden müsse; und man dürfe erwarten, daß alles geschehe, um dieser lebenswichtigen Forderung Rechnung zu tragen. Die politischen Konsequenzen, die sich aus dem heutigen Vorgang ergäben, müßten jedenfalls in den allernächsten Tagen restlos geklärt sein. Der „Lokalangeiger" ist der Auffassung, daß das Der- IvauensverhältniS, daS bisher zwischen Hindenburg und Brüning bestand, die Grundlage deS bisherigen Kabinetts seit mindestens einem Jahr gebildet habe, nicht mehr vor handen sei. Daraus ergäben sich, wenn der Reichspräsident auS dieser Tatsache wirRich dte richtigen Folgerungen ziehe, p Esche Auswirkungen, die auf einen völligen System wechsel in Deutschland htnauSlaufen müßten. Die „Bosstsche Zeitung", die darauf hinwetst, daß bet der Trennung des Reichspräsidenten von seinem Kanzlei daß die oft leichtfertig gemachten Schulden der „Größter:" in Industrie und Landwirtschaft vom armen Volk bezahlt werden und daß diese Kreise frei von den Lasten dieser Notzeit bleiben. Das Wort „Alles durch das Volk" werde einen neuen Sinn erhalten, wenn die Arbeitnehmer sich dieses biete« lassen. Der erste Eindruck in London London. 30. Mai. ,-Es würde eine Tragödie » i allergrößten Ausmaßes sein, wenn Dr. Brüning stür- offenbar werdet Die Nationalsozialisten^ müßten endlich . ^nn Deutschland in Lausanne die Politik - - - ° < Hitlers vertreten würde." So schrieb heute mittag d7g7ße7Aufg^ Nur auf! in einem Leitartikel das Abendblatt „Star", das - - ves aus Ein paar Seiten weiter tn seinem Nachrichtenteil den ren Verhältnisse angsbahnt^werden. Argleich werde sich Abtritt des deutschen Reichskanzlers veröffentlicht. zu zeigen haben, -daß di« Hitlerpartei unbedingt auf die! ^tzdem man durch die Meldungen """"" "" Mitwirkung «Mrob-ter und angesehener Praktiker der Politik schon etwas auf diesen i der Morgenpresse Rücktritt vorberei tet war, hatte man doch gehofft, daß er in letzter Stunde noch verhütet werden konnte. Das Bedauern darüber ist mit ernsten Befürchtungen für die Zukunft Deutschs lands und damit auch deS übrigen Europas! gemischt. In einem Berliner Telegramm über den Rücktritt Dr. Brünings Heißt «sr Die daraus entstehende Lage ist von großem Ernst für Deutschland und must schwere Rückwirkungen für Europa haben. Sie bedeutet, daß am Borabend der Lausanner Konferenz Deutschland in eine politische Krise allerersten Grüße gestürzt wird. Dr. Goebbels zur Regierungsbildung Berlin, SO. Mai. Der Berliner Gauleiter der NSDAP., Retchstagsabyeordneter Dr. Goebbels, nahm in einer überfüllten, von über 7000 Amtswaltern besuchten Bersammlung der Natio nalsozialisten zu den neuesten politischen Vorgängen Stellung. Gr kam zu dem Schluß, daß durch den Sturz des Kabinetts der grund legend« System- und Kurswechsel in Deutschland eingeleitot wor den ist. Vorbedingung sei, doh den Nationalsozialisten nunmehr auch entsprechend dem in allen Wahlen zum Ausdruck gekommenen Dolkswillen die Macht in Deutschland gegeben würde. Demzufolge -ellrufen di« Ablösung d«, Retchmoehnoache durch Marine sol let « notwendig, daß de» Reichstag aufgelöst Mrd«, um so klar« daten erfolgt«. dem deutschen Volke immer offen di« Wahrheit zu sagen. Da« hat «r zweifello« getan und da, -bleibt ein Verdienst, da« nicht zu ver kennen ist. Allein aber konnte «« nicht genügen. Man kann «in Volk» nicht jahrelang nur mit Notverordnungen und mit der Nüchternheit rauher Tatsachen aispeisen. Der Etatsmann muß in der Lage sein, Köpf« und Sinn« einer Nation auch mit d«r Freude zu ihrem Staate und mit neuem Glauben zu erfüllen, gegebenenfalls mit der Kühnheit neuer Pläne zu packen. Das konnte Brüning nicht. Sein nüchterner und sach licher Sinn stand dem entgegen. Dieser Mangel an Phantasie hat sich nicht nur in der inneren Politik, sondern auch in den propa- gandistischen Mängeln der Außenpolitik fühlbar gemacht. Ein an derer Mann als Brüning es war, hätte aus der Tatsache, daß die Nationalsozialisten auf 40 Prozent der Wählerschaft angewachsen sind, außenpolitisches Kapital zu schlagen gewußt, er hätte diese sich wild gebärdende Bewegung auch innenpolitisch für den Staat ein spannen können. Keines von beiden ist erfolgt, nur einige Not verordnungen gegen die SA., di« bald nur noch bedruckte» Papier sein «erden. Was jetzt kommt, ist schwer abzusehen. Sicher scheint nur, daß Herr Brüning nicht zu den Männern der neuen Regie rung gehören wird. Auch von seinen Kollegen werden nicht viele in einem künftigen Kabinett zu finden fein. Das Wort „zu spät" steht über vielen seiner Handlungen. Schwere Aufgaben in schweren Zeiten! Gewiß scheint uns nur folgendes: mit Parteigeist (ob von recht» oder von links), find Aufgaben der Gegenwart nicht zu meistern. Das mögen sich all« merken, die sich an dem Rätselraten über Brünings Nachfolge be teiligen. Ein Glück für uns, daß Hindenburg die Verantwortung für di« Ernennung de« neuen Kanzler» führt. Tin Mann wie er weiß, daß es um Deutschland geht und nicht um parteipolitische Fragen! Die Berliner Prelle rum Rücktritt Brünings DaS ^Berliner Tageblatt" betont, daß die Möglichkeit einer ReichstagSneuwahl besteh«. Brüning fei zurückgetre- ten, weil der Reichspräsident unter dem Einfluß von Kräf- i »nsttiick mnk» dl. I« HM«, .»der. Wege gehen wolle, als er sie mit Brüning gegangen sei. ! heutig und klc ' -- — - Was er jetzt beginne, sei jedenfalls ein Experiment mit un- ! v^Mich angesirebt - - - - -- - ....... gewissem Ausgang. Die Entlassung Brünings, der ganz, verwirklicht werden ' " ' ' gewiß keinen Linkskurs gesteuert hckbe, könne nur den Sinn oerwrrruryr weroen. haben, einem ausgesprochenen Regime der Rechten den cx - abhängigen" Persönlichkeiten getrieben habe. Das Streben Oldenburgs Wahlsieges" Die Stunde der NSDAP sei RegEnMÄrzer Sche^chten^En^e^ gekommen. Noch habe der Reichstag das Wort. Das Blatt teilt in diesem Zusammenhang mit, daß Dr. Frick vom Reichspräsidenten empfangen werde. Die „D. A. Z." meint, daß der Rücktritt erfolgt sei, -voll feit dem politisch unglaublich kurzsichtigen Verbot der SA. eine Spannung zwischen Regierung und Reichspräsi- dent bestanden habe, die gelöst werden mußte. Worauf eS ankomme, sei eine solche Auswahl des neuen Reichskanzlers und seiner Ministerkollegen, daß die ehrliche Berücksichtigung der an die Macht drängenden Volksbewegung der Rechten S ö v n d d u Y i, li n S' di d' A E P w w h< ei be S« ve v« V s di R an ha ni po NU de: Le da fui keh du der bei süi vo nei Di bet brc der die der s Sä des Ho s, der Ho die zwi Pol vor » soll , wo, ) «o ein Inn lüd