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im lck 27. Jahrgang RMritt -er Regierung Brüning lin, 80. Mai 19S2. Der Reichspräsident emvkina Taktik der BerWepppNI »u»en. I« gch ass», enderg. reml >nr»«4, en». Vkel». Slguug ing. fnl. »n- iter- »r-, >ln», «i« >,» f»' 5»—i>M„ ti, p»ft,ast,u,« --»»Nch-Kchchlv» N». W ilüIIIIItz icke L'. Wahlen in Oldenburg Landtagsmehkheit der NSDAP. ek ir - ne vrttra u». W r I.1.M0: IW«' nl!iiMiWUiiii!>t!!»7^ Berlin, SO. Mai 1082. Der Reichspräsident empfing heute mittag den Reichskanzler, der ihm die Gesamtdemission de» Kabinetts überreichte. Der Reichspräsident beauftragte die bisherige Regierung mit der vorläufigen Weiterfiihruna der Geschäfte. Die Belmcchung Hindenburg-Brüning Die Lage vor dein heute erfolgten Rücktritt der RetchSregierung Berlin, 20. Mat. Die heutige Unterredung de« Relchs- NkSstdenten von Hlnvenkurg mit dem Reichskanzler Dr. Brüning hat zwar noch nicht die Entscheidung in der Kabinetissrwge ge bracht, ader cs ist durchaus uuuerkenubar eine weitgehende Zu spitzung der Lage eingctreten, sodaß inan in gut unterrichteten politischen Kreisen letzt mit der Möglichkeit rechnet, dah es viel» leicht schon im Laufe des Montag zu einem Gesanürllckt-rltt de« Kabinett» Brüning kommen kann. Da« ist, wie gesagt, zunächst nur ein« Möglichkeit und vielleicht «in« gewisse Wahrscheinlich kett, aber dt« Entscheidung darüber fällt erst am Montagmittag. E« Lleibt natürlich auch, dt» andere Möglichkeit offen, daß da« Kabinett Briintng sich auf der Grundlage de» Vertrauen« des Reichspräsidenten neu konsolidiert. Die heutige Unterredung zwischen Hindenburg und Brüning hat nur dreiviertel Stunden gedauert und sie hat unter vier Augen statt-gesunden, sodaß Mitteilungen über ihren Inhalt und Verlauf nicht gemacht werden können. Im Anschluß daran hat der Reichskanzler mit mehreren Kabinett-Mitgliedern eine Besprechung in der Reichskanzlei abgehalten. Morgen vormittag wird das Kabinett wahrscheinlich noch einmal zusammentreten, bevor sich der Reichskanzler um 12 Uhr zu der zweiten Besprechung zum Reichspräsidenten begibt, von der man auf Grund d«r heutigen ersten Unterredung dann di« Entscheidung erwartet. E» handelt sich dabei um ein sachliches und um ein personelle« Problem. Während des Aufenthalt« des Reichspräsidenten in Neudeck sind ossensichtlich von den rechtsstehenden Kreisen wieder starke Ver such« unternommen worden, den Reichspräsidenten im Sinne der Interessen der ostpreußischen Landwirtschaft und zugleich im Sinne allgemein rechtsgerichteter Tendenzen zu b—tnflusien. In diesem Zusammenhang spielt der Ei«dlung«plan der Reichsrogierung eine wichtige Rolle, der den Hauptteil de« llr- beitsbeschasfungsprogrammes bildet. Die Großagrarier wenden sich mit großer Schärfe gegen diesen Siedlungsplan und wünschen die Sanierung sämtlicher Güter im Rahmen der Osthilfe. Die Meinungsverschiedenheiten über dieses Kernstück der neuen Notver ordnung gehen über den Rahmen der kleinen Abänderungswünsch« hinaus, die der Reichspräsident schon in Neudeck geäußert halt« und die, wie bereit« gemeldet wurde, keine Schwierigkeiten verur sacht hätten. Neben diesem Problem spielen die Wünsche der Generalität nach einer allgemeinen Rechtswendung der Reichspolt- tik diesmal wieder eine erhebliche Rolle und es scheint, daß auch der Reichspräsident v. Hindenburg diesen Wünschen setzt wach send« Beachtung schenkt. Man nahm bisher an maßgebender politischer Stell« in Ber lin an, daß der Reichskanzler Dr. Brüning, gestützt auf da» unver änderte Vertrauen des Reichspräsidenten, sein Kabinett neu er- gänzen und für die nächsten außenpolitischen Ausgaben auf ein« feste Gnmdlage stellen könnte. Diese Voraussetzung hat sich nach der Rückkehr des Reichspräsidenten nach Berlin nicht mehr im gleichen Maße wie früher als zutreffend erwiesen. Der Kanzler mutz also morgen die. Vertrauensfrage stellen, womit vermutlich der Wunsch nach gewissen Garantien in der Rich tung einer Ausschaltung der erwähnten Nebeneinflüsse auf die Gesamtpolitik eine Roll« spielen dürfte. Wenn «» in d«r morgi- »en Besprechung nicht gelingen sollte, die bisherige Artrauen*- grundlag« in vollem Umfang wiederherzustellen, dann ist damit zu rechnen, daß der Kanzler nicht noch einmal, eine neue Verzögerung von zwei bi, drei Wochen ««strebt, sondern daß er dann wohl eine sofortige Entscheidung suchen und de« Reichspräsidenten den «esamtrücktritt der Regierung anbteten wird. E» würde sich tu diesem Falle also nicht um einen Umbau, sondern um die verufung «ine, gänzlich neuen Kabinett, handeln, denn weder «Ening «och Dietrich und Etegerwald oder Groener, Schiele und Schätze! wür den in einem neuen Kabinett unter ausgesprochen rechteyerichteter Führung ihre Aemter beibehalten. Die Nachfolgefvage würde in diesem Falle allerdings noch reichlich unklar sein, und in dieser Tatsache liegt «in unverkenn bare» Moment der Stärke für den fetzigen Reich «Kanzler. T» werden seit einigen Tagen wieder Namen genannt, wie der des bekannten ostpreuhischen Politiker, v. Gayl oder des Freihenn v d. Osten oder auch de» früheren Reichs«,hrmintster. Gehler, aber ob «tn«r dieser Kandidaten im Augenblick ernsthaft in Frag« kommt ftebt noch dahin. Als neuer FinanMinister in einem sollen' Kabinett würde wahrscheinlich der jetzige Minister«»!. Direktor Graf Schwerin von Krosigk in Betracht kommen, der heute nach Par«» M dortigen Donau-Konferenz reist. Man mW, im Falle »ine, Kab^tsw^A mit ^^ rung rechnen, in der der norddeutsch« Adel verhältnismäßig starken Raum «innchmen »ürdö. Tin» parlamentarisch» Meuchelt im nuSwirken. Die Kommunisten haben überall verloren, die Sozialdemokraten in den meisten Bezirken, aus denen Mel dungen vorlicgen, ebenfalls. Die Rationale Vereinigung, die Zusammenfassung von Deutscher Volks-Partei und Wirt- -schaftspartei, erlitt einen völligen Zusammenbruch. Die StawtSpartet hat Verluste erlitten, die, abgesehen von der Stadt Oldenburg, zwischen 25 und 40 Prozent schwanken. Das Zentrum hat sich gut gehalten. DaS Braune Haus zum Wahlsteg Zum Oldenburger Wahlergebnis schreibt di« Pressestelle der Relchsleitung der NSDAP.: „Die NSDAP, hat bei der heutigen Oldenburger Landtags wahl die absolute Mehrheit von sämtlichen Mandaten «robert. In der Entscheidungsstunde des Kabinetts Brüning hat da» Volk ge sprochen und Recht und Anspruch der NSDAP, auf Li« Staats führung mit einer überwältigenden Vertrauenskundgsbung be stätigt. Wenn cs noch eines Beweises bedurft hätte für die wirk liche Stlmmiuig des Volkes und für die hoffnungslose Minderheit, in der sich das Kabinett Brüning in ganz Deutschland befindet, dann ist er heute in Oldenburg für das gesamte deutsche Volk er bracht worden. Was gedenkt Herr Dr. Brüning und sein Kahimtt morgen mittag um 12 Uhr dem Herrn Retchsprästdrnten zu er« Klären?" jetzigen Reichstag würd« «kn solche« Kabinett natürlich nicht haben, denn es ist nicht damit zu rechnen, dah es von den National sozialisten toleriert würde, wenn diese nicht den entscheidenden Einfluß in einer solchen Regierung hätten, während die Sozial« d«makra,en selbstverständlich sofort In schärfste Opposition treten würden. Man müßte demgemäß mit der Auflösung des Reichs- tngev und mit der Eventualität einer langfristigen Verschiebung der Neuwahlen rechnen. Für den Fall eines solchen Gesamt rück, tritt«» de» Kabinetts Brüning würde natürlich auch di« neue Notverordnung niEt mehr in Kraft gesetzt werben können. - Amtliches Endergebnis Emden, 29. Mai. Nunmehr liegt das amtliche End ergebnis der LcmdtaaSwahl im Freistaat Oldenburg vor. Die Zahl der Wahlberechtigten betrügt 362 000. Abge gebene Stimmen 274 022, davon ungültig 2205. Es er hielten: Deutschnationale 15 629 (12 853) Stimmen, 2 (2> Mandate; SPD. 50 987 (54 893) Stimmen, 9 (11) Man- date; Soz. Arbeiterpartei 1464 (—) Stimmen, kein Man dat; KPD. 15 590 (18 942) Stimmen, 2 (8) Mandate; Nationale Vereinigung (früher Deutsche Volks-Partei) 2303 (—) Stimmen, kein (2) Mandat; Deutsche Staatspartei 6213 (8515) Stimmen, 1 (1) Mandat; OldenburgifcheS Landvolk 5987 (5404) Stimmen, 1 (1) Mandat; NSDAP. 131525 (97 802) Stimmen, 24 (19) Mandate; Olden- burgtsches Zentrum 42114 (46 252) Stimmen, 7 (9) Mandate. Oldenburg. Der neugewählte oldenburgiscbe Landtag umfaßt 46 Mandate gegenüber 4-8 des alten Land tags. Diese Verschiebung trotz stärkerer Wahlbeteiligung erklärt sich aus den besonderen Bestimmungen des olden- buvgischen Wahlgesetzes, wonach -der Landtag nicht mehr als 48 Mandate -umfassen darf. Auf der anderen Sette werden die Mandate durch einen gleitenden Quotienten errechnet, der aber stets auf volle Hundert aufgerundet sein muß. Aus dieser Tatsache kann sich dann, wie im vor- liegenden Fall, bet starken Reststimmen einzelner -Parteien ergeben, daß das LandeSparlament nicht die volle Mandat- zahl umfaßt, auch wenn die Wahlbeteiligung relativ stark ist. — An der stärkeren Wahlbeteiligung sind im wes ent- lichen die Nationalsozialisten beteili-K, die an Stimme» mehr errungen haben als Hitler beim ersten Wahlgang der Reichspräsidentenwah-l, wenn auch weniger als die Hitler- stimmen bet dem Weiten Wahlgang betragen haben-. Die Deutsch-nationalen haben immerhin einen Gewinn von etwa 25 Prozent zu verzeichnen, während die Verluste der Sozialdemokraten wesentlich stärker siiid als die kleine Stimmziffer der SAP. Die Kommunisten haben stark ver loren, was sich auch in dem Verlust eines Mandates -aus- drückt. Gtn-e Niederlage -haben -die Wirtschafts-Partei und die Deutsche BolkSvartei mit ihrer gemeinsamen Liste er- litten. Auch ohne -die Deutschn-ati analen, deren Besitzstand von 12 653 (4,8 PrvMt) auf 15 629 Stimmen (5,7 Pro zent) an-gewachsen ist, verfügen di« Nationalsozialisten im neuen Landtag mit 24 Mandaten von insgesamt 46 über die absolute Mehrheit. Die Landtagswahlen in der Stadt Oldenburg Oldenbura, 29. Mai. Die Wahlergebnisse in der Stadt Oldenburg sind folgende: D-utschnationale 3020 (17. Mai 1931 Landtagswahl 2454); SPD. 4686 (5866); Soz. Arbeiterpartei 346 (0): KM. 2419 (A66); Natio nal« Vereinigung (BoWparwi und WirtschastSpartet) 560 (2884); StaatSpartvi 2296 (2636); Landvolk 20 (98); NSDAP. 12 635 (10 870); Zentrum 1234 (1307). Im ganzen ist nach den bisher vorliegenden Meldungen der Wahlkampf ruhig verlaufen, auch im Lande. Di« Wahl beteiligung ist geringer als im Vorjahre (75 Prozent) und dürfte in diesem Jahre nicht wesentlich über 70 Prozent liegen. Bei der verringerten Wahlbeteiligung wird sich der absolute Stimmengewinn der Nationalsozialisten und auch Italien sardert rasche Hille für Sftrrreich R o m, 28. Mat. Die italienische Regierung hat, wie die Mgenzia -Stefans" meldet, ihrs diplir-ma-tts-ch-en Ver treter in London, Paris und Berlin beauftragt, di« dortigen Regierungen auf die Finanzlage Oesterreichs aufmerksam zu machen und sie auf die Notwendigkeit hinzuwetsen, daß die vom VMkerb-undSrat in seiner lebten Tagung vor gesehene Konferenz der Finanzsachverständigen der Regie rungen und der Vertreter des FtnanzkomitveS d«S Völker bundes unverzüglich zusammentrttt. versaht«« eingefteüt De» Oberreich »anwalt erklärtdt« L« * d » s- verratSanklag« gegen die SA. als Halils». Berlin, 29. Mal. Nach einer Meldung de» nativ- ualsozialistischen Zeitungsdienstes hat der Oberrelchsanwalt erklärt, daß die Prüfung de» ihm seinerzeit von der V-rußi- schen Regierung zugeleueten Material» gegen die SA. die völlige Haltlosigkeit der Lande»verrat»anllage gegen irgend- eine Stelle der Nationalsozialistischen Partei ergeben habe. Nin Verdacht des Landesverrats habe sich au» keinem de» Schriftstücke herleiten lasten, so daß da» Verfahren einge stellt worden sei. Die freien Gewerkschaften zur kommenden Notverordnung Berlin, 28. Mai. Die Vorstände de» MLMV- und des Afa-Bunde» haben heute nochmal» zu der be- vorstehenden Notverordnung Stellung genommen, nach dem sie am 18. d. M. in einer Besprechung mit ver Reichsregierung bereit» die Notwendtgkeit der unver änderten Aufrechterhaltung der ArbeitSlosenunterstüt- »uns betonten und, di« Zusammenlegung von Krisen- Auer Tageblatt Nr- 12S Dienstag, äen S1. Mai IS32 Parts, 29. Mai. Ministerpräsident Tardieu hat am Sonnabendabend sowohl den deutschen Botschafter v. Hoesch als auch den amerikanischen Botschafter Edg^ empfangen. Wie verlautet, hat der amtliche Vertreter der Vereinigten Staaten im Verlauf der Unterredung V darauf bestanden, daß der Abschluß de« Abkommen» > über die durch da» Hoover-Moratorium gestundeten Schuldenzahlungen nicht verschoben werde. S» handelt sich dabei bekanntlich um die Einzelheit der Zahlung«, weise und die Festsetzung einer, vterprozenttgen Ver zinsung. Der Ministerpräsident soll dem Botschafter jedoch erwidert haben daß die Entscheidung über den amerikanischen Vorschlag der zukünftigen Regierung Vorbehalten bleiben müsse. Er st-ch-e auf dem Stand punkt, daß der Abschluß eines Abkommens den Rah men der Geschäftsführung durch ein zurücktret«ud«S Ka binett überschreite.