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Nr. LLß. Um Tageblatt und Vn-«tg«r für da» Erzgebirge. Gonnadrnd, drn N. Mal 19» . MM ttstet tzst Mlt»M>lt,rrlK?! Di« WSHrungökrffe de» vergangenen Sommer» und die immer weiter fortschreitende handelspoltttsch« Ab» schließung der einzelnen Länder geaenetnander -eigen un- aufs deutlichste, wie sehr heule die Weltwirtschaft im ganzen und di« Bott-wtrtschasten der einzelnen großen kapitalisti schen Länder in «in« Sackgasse geraten find, au» der bald ein Ausweg gefunden werden muß, wenn nicht einfach da» ganze Gefüge unserer abendländischen Zivilisation in» Wanken geraten soll. Wenn auch diese letzten Jahre auf der einen Seite bewiesen haben, wie erstaunlich elastisch di« kapitalistische Wirtschaft ist, wie sie Belastungen auSzuhal- ten vermag, die man noch vor wenigen Jahren für untrag bar gehalten hätte, so deuten doch alle Anzeichen darauf hin,daß<wir der GrenzederLragfähigkeitschon gefährlich nahe gekommen find, und zwar sowohl in mate rieller wie in seelischer Hinsicht. In materieller Hinsicht deshalb, weil selbst reichere Länder als Deutschland nicht mehr auf lange hinaus den Zustand ertragen können, daß jeder fünfte oder sechste Erwerbstätige arbeitslos ist, und schließlich doch in irgendeiner Form auS öffentlichen Mit teln erhalten werden muß; in seelischer Hinsicht deshalb, weil in allen von der Krise betroffenen Landern, äm mei sten aber natürlich in Deutschland, die Zahl der Menschen wächst, die durch di« scheinbar völlig« Hoffnung». Und AuS-, Weglosigkeit der jetzigen Lage in einen Zustand letzter Der- ' zweiflung geraten und schließlich Gläubige de» höchst gefähr- ' lichen Wortes werden: „Lieber ein End« mit Schrecken als / ein Schrecken ohne Ende." § So schreibt Prof. Dr. E. Thalheim, Handelshochschule Leipzig, in der Nummer 142 der Leipziger Neuesten Nach- richten (Handelsteil) vom Jahre 1932. Auf Berechnungen / des bekannten Statistikers WoyttnSki fußend, gibt er dann / an, daß die Gesamtkosten der Weltwirtschaftskrise vom Ok tober 1929 bis Ende 1931 den „gigantischen Betrag von / 150 bis 160 Milliarden RM erreicht haben." An einer anderen Stelle führt Prof. Dr. Thalheim auS, daß die Geldbesitzer nicht daran denken könnten, ihr Geld der Wirtschaft zur Beifügung zu stellen, weil „die RentabilitätSchancen zu -gering" seien. Obwohl genügend Kapital vorhanden sei, um die Krise restlos zu beheben, könne doch „Kapital und Unternehmertum bet der völligen Unsicherheit aller Verhältnisse keinerlei Risiko für die Zu kunft einzugehen wagen." Also käme eS, wenn man der fürchterlichen Krise wirk- lich ernsthaft zu Leibe gehen wollte, darauf an, die beiden Hemmnisse — Zurückziehbarkeit des Geldes 1. wegen ge- ringer RentabilttätSchanven und 2. wegen Unsicherheit der Verhältnisse — zu beseitigen. Das Geld muß so gestaltet werden, daß es auch dann noch angeboten wird, wenn die Rentabilität der Sachgüter sinkt, und anderseits muß man dafür sorgen, daß eine Unsicherheit der Verhältnisse (Sinken der Preise, veränderliche Kaufkraft der Mark) nicht mehr eintreten kann. Dieses erzielt man ohne weitere» mit der E i n f ü h r u n g de S U m l a u f z w a n g « S, wie ihn die Freiwirtschaft versieht. Freigeld! Jenes, di« Sicherheit der Verhältnisse, wind geradezu ideal erreicht durch die Einführung der F e st- Währung (Jnvexwährung), die eine Kauskraftänderung des Geldes für immer verhindert. Ich verweise in diesem Zusammenhang« auf meine Ausführungen, die vor einigen Wochen unter dem Titel: „Gibt eS wirklich keinen AuS- weg?" an dieser Stelle zu finden waren. M. Schmidt. 4Nelchskrle,ett«s des KMSnserbvndes Der Vorstand de» Deutschen Reichskriegerbunde» „Khffhäuser" hat auf den 2. und 3. Juli 1932 die Verbände, Vereine, Kameraden des Deutschen Reich»- krtegerbunde» „Khffhäuser", der in rund 30 000 Ver einen mehr al» 3 Millionen Mitglieder zählt, zum 4. Deutschen Reichskriegertag nach Dortmund geladen. VS ist ein gewaltiges Unternehmen, sowohl waS die Massen anbetrifft, die hierzu ausgerufen werden, al» auch hinsichtlich der vaterländischen Bedeutung, die al» Grundgedanke die Veranstaltung leitet. Die Dort munder Tagung ist die vierte ihrer Art. Ihr Wert ergibt sich, wenn wir sie mit den drei bisherigen Ta gungen vergleichen. WaS bezwecken sie? Der erste Reichskriegertag zu Leipzig 1925 verkörperte da» Ge denken an die Völkerschlacht 1813, die Deutschland aus der napoleonischen Knechtschaft befreite. Der Ber liner Reichskriegertag 1927 huldigte dem KhfMuser- Ehrenpräsidenten Feldmarschall von Hindenburg, dem Sieger von Tannenberg, zum 80. Geburtstag. Die Tage zu München 1929 waren der Ausdruck der poli tischen Einheit von Nord und Süd de» Reiche», der Untrennbarkeit seiner Stämme und Gauen. Die Dortmunder Tagung tritt gleichwertig und ebenbürtig an die Seite der früheren Veranstaltungen. Sie drückt einen wahrhaft großen Gedanken aus und überträgt ihn in die Tat. Sie fällt in eine schwere Zeit, in eine so schwere und so prüfung-reiche, wie sie unser Vaterland kaum jemals erlebt hatr Zer splitterung in viele Parteien, Kampf der Gegensätze, Druck von außen Her durch die alte» Friedensmächte, Wirtschaftsnot, Armut, Arbeitslosigkeit, stockender Ge schäftsgang im Innern. Mer e» zuckt trotz allem ein Funk« de» Vertrauen-, der Zuversicht, der Hoffnung durch das deutsche Volk» „Seid Deutsche, einig und findet euch über die Parteisucht Hinweg zu vaterlän discher Volksgemeinschaft zusammen. Dann muß und wird der Weg aufwärts gehen!" Au» diesem hochge muten Gesichtspunkt Heraus bedeutet der 4. Deutsche Reichskriegertag zu Dortmund die eindringliche Mich- nung zur Tat: „Kameraden au» Stadt und Land, vürger, Vauern, Arbeiter, .alte Soldaten, bewährte Kämpfer aus großer Zeit! Gebt al» überparteilicher Riesenbund da» veispiel der Einheit, de» gegenseitigen Verständnisse», der wahren VolkSkameradschaft, de» Wehrwillen«, de» vertrauen» auf di« kommend« Er starkung Deutschland», die von seiner Einigkeit abhän- Se setz «er Plmerlnnl de» PreMchen Landtai» »ich der Schlecht am Zertrümmert« Stuhl- reihen nach der Saal schlacht, die sich am zweiten Sitzungetag de» neuen Preußischen Land, tag» zwischen rund 100 Abgeordneten der Ratio, nasiozialisten unv Kom munisten entspann. Oben links: Der kün- munistische Abgeordnete Pieck, bet dessen Rede e» zu der schweren Schläge rei zwischen den Abge ordneten kam. gig ist. Lasset euch nicht Niederkämpfen von der Not der Zeit, hebt da» Haupt, stärkt da» Herz, regt die Hände!" Dortmund, der Mittelpunkt de» deutschen Ge werbefleißes und de» deutschen Aufstiege» in großer Zeit, ist der rechte Platz, um diesem Gefühl tatkräf tigen Ausdruck zu verleihen. Das Interesse für Dort mund regt sich in starker Weise. Der Kameradenkreis aller Gaue kommt freudig und wird finden, was er sucht und braucht: ben überparteilichen deutschen Ein- heitsgedanken. Nationalsozialisten verurteilt Wupp ertal, 26. Mai. Das hiesige Schwurgericht fällt« heute nachmittag in dem Prozeß gegen die drei Natio nalsozialisten Willmund, Marx und Dr. Heuckenkamp wegen der Erschießung der Kommunisten Fries, Msndrö und Blumberg aus Hückeswagen am 13. März folgendes Ur teil: Der Bäcker Willmund «rhielt wegen Totschlags drei Jahr« sechs Monate Gefängnis und wegen verbotenen Waffenbesitzes 50 RM Gewstrafe, der Dachdecker Marx wegen Totschlags fünf Jahre Gefängnis, drei Jahre Ehr verlust und wegen verbotenen Waffenbesitzes 50 RM Geld strafe, Dr. Heuckenkamp wegen Raufhandels ein Jahr drei Monate Gefängnis. Die Untersuchungshaft wird bei allen drei Angeklagten voll angerechnet, die Haftbefehl« bleiben bestehen. — Um Kundgebungen bei der Urteilsverkündung zu vermeiden, war der Saal durch Polizei stark -gesichert. Vor Herriots Betrauung mit der französischen Kabinettsbildung Herriot (rechts) und der bisherige Ministerpräsident Tar- dieu (Mitte) verlaßen das Elysäe nach dem Empfang durch den Präsidenten der Republik, Lebrun, der nach dieser Aussprach« Herriot mit der Bildung der neuen Regierung beauftragen dürfte. Unerhörte Mißwirtschaft Droaheim-Vrozeß — Unbegreifliche kausmiimiische Rechnung Berlin, 20. Mat. Im weiteren Verlauf des Devaheim- Prozesses wurde der Geschäftsführer der Hilfskasse, Dr. Libbertz, der später in der Bankfirma Rambaum u. T. tätig war, vernom men. Er erhielt ein monatliches Gehalt von 2500 Mark von der Hilfskasse. Bei der Trennung des Bankhauses von der Hilfskasse «rhielt er eine Abfindung von mehreren Monatsgehältern. Außer dem übernahm die Hilfskasse seinen Debetsaldo bei der Bankfirma mit 140 000 Mark. Der Staatsanwalt erklärte dazu, daß es sich hier um ein« Art kaufmännischer Rechnung handele, bei der man nicht -mehr mittommen könne. Der angeklagts Pfarrer Tremer antwortete auf di« Frage, zu welchem Zwecke er einen sechs- oder stebensitzigen Wagen für die Fahrt von Potsdam nach Berlin be nützen müsse, die er auch im gutgeheizten Stadtbahnwagen zurück, legen könne, der große Wagen sei ihm selbst als ein gewisser Luxus erschienen, und deshalb habe er sich auch einen kleinen Wagen gekauft. Der Zeuge Dr. Libbertz hielt die Anschaffung eines Wagens für Pfarrer Tremer berechtigt, da dieser eine außer- ordentliche Arbeit geleistet habe. Von der Beeidigung des Zeugen wurd« Abstand genommen. Unter Eid wurde sodann der Präsident des Zentralau»schussei> für innere Mission, der 7Sjährige Universt- tätsprofessor Geheimrat SeeLevg-Berlin, vernommen, der erst 1S2S oder 1SLS Kenntnis von den Geheimkonten erhielt, und zwar, weil verschiedentlich Verdächtigungen gegen Pfarrer Tremer aus gesprochen wurden. Di« Klagen kamen von so vielen Seiten, daß der Zeug« selbst die Verfügung über die Geheimkonten übernahm. Gegen die Anschaffung eines Dienstautos würde der Zeuge — wie er erklärt« — wahrscheinlich keinen Einspruch erhoben haben. Staatsanwalt: Auch wenn Sie gewußt hätten, daß dadurch «0 OVO Mark Spesen entstanden? Zeuge: Da, ist allerdings eine ganz andere Sache. (Große Heiterkeit.) Der Zeuge führt dann noch aus, daß Tremer über die an La» Sanatorium Koblenz gegebenen 20 000 Mark verfügen durfte, wenn e» sich -um «in« Kapitalanlage gehandelt haben würde. Di« Verhandlung wurd« dann auf Sonnabend vertagt. Vie Einnahmen Pfarrer Lremrrs Berlin, 20. Mai. In der heutigen Devaheim-Berhamdlung wurde der Geschäftsführer der Evangelischen Dersicherungszentra-le, Schlank, als Zeuge vernommen, nach dessen Aussage Pastor Tremer ein Jahresgehatt von 0000 Mark hatte, dazu eine Aufwandsent schädigung von 4000 Mark, «in Reisekostenfixum van 6000 Mark sowie au» den Fond» anderer Gesellschaften 10700 Mark, wozu noch Autospesen und die Anschaffungskosten für zwei Automobil« im Betrage von zusammen 60000 Mark kamen. Die Frage de» Vor sitzenden, ob nach dem Zusammenbruch eine Schuld Pastor Tremer» in -Sh« von 2V OVO Mark durch die Verficherungszentrale abgedeckt worden sei, bestätigte der Zeug« mit der Angabe, daß di« Derstche- rungszentral« darüber erschrocken war, weil Pastor Tremer sich un berechtigt für den „Jvag"-Vertrog habe 20000 Mark. Provision zahlrn lassen. Dies« Summ« sei von der v«rsicherung«zentrale b«. zahlt worden, um einen Skandal zu vermeiden. Al» zweiter Zeug« wurde der Direktor der Wohlfahrt»abtet-lung beim Zentralaus schub für inne« Mission, Pfarrer Steinweg, vernommen. Der Zeuge erklärte, daß e« sich bei den Geheimkonten Pastor Tremer» um Mittel de» Reich»«rbeitemrtnistertum», nicht um Mittel der Ausländsanleihe gehandelt habe. Nach seiner Ansicht sei Pastor Cremer nicht berechtigt gewesen, über die Geheimkonten zu ver fügen, ohne vorher mit dem Präsidenten des Zentralausschusses zu sprechen, wie er auch nicht berechtigt gewesen sei, aus diesen Ge heimkonten ein Auto zu kaufen. Das Unwetter im Kreise Koblenz Berlin, 26. Mai. Der Amtliche Preußisch« Presse dienst teilt mit: Angesichts des schweren Unwetters, das am Pfingstmontag über die Gemeinden des Landkreises Koblenz niederge-g-angen ist, hat die preußische S-taatsregie- rung dem Regierungspräsidenten in Koblenz bereits -am 21. Mai zunächst 30 000 NM zur Linderung der ersten Not überweisen lassen. Außerdem ist ein weiterer Bericht vom Regierungspräsidenten in Koblenz eingefordert worden, um Klarheit über den dollen Umfang des angrrichteten Scha- dens zu erhalten, von dessen Feststellung naturgemäß alle weiteren Maßnahmen abhängig gemacht werden. glückliche tzallschirmrettuug Wiesbaden, 26. Mai. Einen glücklichen AuS- 'gang nahm heute nachmittag ein Absturz des Segelflug zeuges „Cumulus". Der Flieger Paeß-Plauen von der Akademischen Fliegergrüppe in Aachen hatte bereits über eine Stunde lang die Stadt in Höh« von 1500 Metern überflogen, als die Maschine plötzlich -auf 2000 Meter Höhe getrieben wurde. Die kam ins Trudeln und der Pilot stürzte aus dem Flugzeug. Glücklicherweise funktionierte der Fallschirm, so daß Paeß unversehrt auf einem Baum landete. Auch das Flugzeug ging im Gleitflug unbeschädigt nieder. Neue UeberslhMmmimgen In England London, 26. Mai. Die Ueberschwemmungen in England dauern an. Der Fluß Dion im südlichen Yorkshire, an dem die Stadt Doncaster liegt, ist auf weite Strecken über seine Ufer getreten. Gestern muß ten 2500 Personen au» ihren vom Wasser umspülten Häusern herausgeholt werden. Die Themse ist bei Henleh in den letzten 24 Stunden fast um «inen Meter gestiegen. Die Befürchtungen, daß die drei so gut wie regenlosen Wintermonate Dezember, Januar und Fe bruar in den Brunnen und Zisternen der Landdistritte einen Wassermangel bringen würden, ist durch die Wol kenbrüche der letzten Tage in di« Furcht vor Wasser schäden verwandelt worden. Die „Dolch Mail" wetst in einem Leitartikel auf die Tatsache hin. da England für solche hier immerhin nicht seltenen Regenperioden mit UeberschwemmungS- gesahr in keiner Weis« vorbereitet ist, und daß die Flußregulierung noch schr im arge» liegt.